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Dresdner Nachrichten : 16.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188206161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820616
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-16
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.06.1882
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vrssÄvll 188L. »Eint t»,N» k», ,U^I, »rr »N«d>Uon: Oiarlenftr»»« I». Adon»emktt»»»rkt» vikrtUjahrUiii , «ar« Lü Mg-., dun» die «o» » Mark 7ö vsg- „»mm. >0 M-. 37000W «ullage tzltr dl-RUikgatcklNl Ik maidl sich . . nicht verbindlich. .. ngkland , nni-nu- macht sich die Sikdaclü« »l«mp>. die- »«- »tnnonttn siir uns „-innen anr Die «Ii»o„ee»-Bii>ra»l v.paalkN. «kl» G Vogler! - «udoi» «oft«! »<«,>,« G «konib !— zm>«l!»«n»aii»i - «. mail«, in «iiriib! - «ob. «ik» in Magdeburg: — g». «arck » «». in Hall«: — Stein«» in Hamburg Tageblatt für Ugkttik. Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Lörstubericht, FremLenUste. ÜISU wtn AMM». Mr 6sk 7 .Iol,»»ilv8-^u«v — ^V«!8vnIl»U88tr»«8v 7. A Oako «Ivr livkiiilonr, vamon/iiuinor, Lilluräslilv, 8 vo^oriimnormitin-u. uiwIlinäisckoniLoituuzxsll. Zpiolriiiullor. 8ebattixor, «tandkroior Onrton. Kvnlior-vou» flil Linkoimlsoflv unä frvmä«. L7. v»i«r»t, »«r»«n «a»i»,»,»d« I» ti» «ach». » Udr »ngenomme». Sonntag» dt» Mittag» trubr. 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Idermonietrogr.n.Steanin.: Lembrr. tuo w., »ieb>. Tein». t>"W . böchsie Temv. >7 -> w. Wesi-Wind. Vcd«kt. > Aussichten für den l6. Juni: Frische westliche bis nordwestliche Winde mit veränderlicher Bewölkung u. Rico erschlüge ».etwas kübler. Freitag, 16. Juai. Beranttooltlicher «edarteur sür PülltlschkS vr. Emil vterey in Drr«drn In der alten Lausitzer Sechsstadt Bautzen hat an, Mittwoch Henkerbeil seine blutige Arbeit verrichtet. daü Henkerbeil seine blutige Arbeit verrichtet. Bolle 18 Fahre stand die Guillotine in einem Gerichtsgebäude des Königreichs Sachsen unbenutzt — eS sei denn, daß ein anderer Staat sie und ihren Meister, den Scharfrichter Brand, sich von uns auSlieh. Es stimmt allerdings nicht ganz, wenn man vielfach behaupten hört: seit 18 Fahren habe in Sachsen der König kein Todesurtheil unter schrieben. Man theilt uns glaubwürdig mit, daß vor etlichen Jahren der König bereits unter ein TodeSnrtbeil seine Genchinigimg geletzt hatte, das llrtheil aber nicht zur Vollstreckung kam, weil mittler weile der Mörder so an der aaloppirenden Schwindsucht erkrankte, daß er kurze Zeit darauf im Zuchthause starb. Doch gleichviel, erst nach 18 Fahren hat auf derselben Stelle, in Bautzen, ein Verruchter sein Verbrechen mit dem Tode gebüßt, jetzt die irdische Gerechtigkeit an einem Raub- und Lustmörder ihr mit Blut geschlichenes Unheil vollstreckt. Damit ist die Todesstrafe, die so lange in Sachsen faktisch außer Kraft gesetzt war, wieder in die Reihe der Strafmittel eingesührt. ES kann nicht fehlen, daß das Volk die Frage der Todesstrafe mit einer gewissen Erregung erörtert. Dieses Thema ist völlig un erwartet in den Kreis der Volksgesvräche geworfen worden. Erft, nachdem die Todesstrafe bereits vollzogen war, erfuhren die Meisten dag erste Wort von der Angelegenheit überhaupt. Wir stehen nicht an, die Verschwiegenheit, mit welcher man diese Hinrichtung be handelt hat, und daS Gchcimniß, mit dem man sie umgab, gerecht fertigt zu finden. Wozu die Gcmütkcr vorher aufregend Das schaurige Werk deS Scharfrichters wurde am besten in aller Stille vollbracht. Nicht minder billigt, so weit wir die Volksstimmung zu bcurtheilen vermögen, die öffentliche Meinung, daß der König diesmal von seinem Gnadenrcchte keinen Gebrauch machte. Der Ziegeldecker Anton verdient nicht ein Fünkchen Mitleid. Nur mit Widerwillen und Ekel kann man gerade an sein Verbrechen denken. Ein Verworfener, der an der Leiche der von ihm Ermordeten noch ungezügelter Fleischeslust srölmt, sank damit aus der Reibe der Men schen zu den Tbicren hinab. Er ivar eine Bestie in Menschengestalt. Glaubt Jemand, daß an einer solchen die Freiheitsstrafe einen fitt- lickenden, bessernden Zweck zu erreichen vermocht hätte? Der König soll, nach Durchlesung der Akten, gesagt habe»: „Dieses Ungeheuer ist nicht die Kosten der Bewachung im Zucklhause wcrth!" Er sprach damit nur die Meinung des ganzen Volkes aus, daS, nach träglich vor die Frage: Köpfen oder Einsperren? gestellt, sich in diesem Falle nicht kür die Kerkerzellc erklärt haben würde. IdMan frage einmal die Bevölkerung der Gegend von Bochum, welche Strafe sie für die dortigen Lustmörder für die richtige hält: Lebens längliches Zuchthaus oder den Tod? Einstimmig wird sie sich sür die Anwendung des Fallbeils erklären. Der Anton'sche Lustmord ist aber im Grunde noch viel ekelhafter und unnatürlicher. Es sei der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die Vollstreckung des Todcs- urtheilS den erwarteten abschreckenden Eindruck auSübe und die Verpflanzung von Lustmorden von der westfälischen auf die sächsische Erde verhindere! Dadurch, daß der König seinen Namen «ntcr die Blutsenten; des Bautzner Geschworcngerichts setzte, hat er zugleich den beinahe zum Gewolmheitörechtgcwordenen Glauben der Mörder zerstört: in Sachsen dürfe kein Mörder hingerichtct werden. Die Svckulation der Mörder auf lebenslängliche Versorgung hat damit ausgehört. Heber die Anwendung der Todesstrafe kann man nicht prinzipiell, ein für alle Mal, sprechen. Es wird stets auf den ein zelnen Derbrechenssall ankoinmen. Die Milde und Barmherzigkeit des Königs bürgt dafür, daß er die ihm von Gott verliehene Gewalt über Leben und Tod der Verbrecher nicht nach einer Seite an- wcndet, daß der Blutgeruch deS Schaffots seinen Schrecken einbüßt, wundert Gründe sprachen dafür, daß das Schwert, welches die Obrigkeit trägt, in seiner blitzenden Schneide einmal vor den Augen der Uebelthäter funkelte, sie zu warnen und zu schrecken. Nicht weniger Gründe regen sich, daß die Anwendung dieses Rechts der Könige sich aus die Fälle der äußersten Noth beschränkt. Erregt das Bautzner Blutgerüst die öffentliche Meinung Sachsens m beträchtlichem Grade, so fesseln die wiederholten Reden des Fürsten Bismarck die Aufmerksamkeit von ganz Deutschland. Völlig unerwartet war daS abermalige Auftreten deS Reichskanzlers im Reichstage, lieber die Acußcrlichkciten dieser denkwürdigen Sitzung lese man in der Tagesgcschichtc die Darstellung der „Bcrl. Börscn- Ztg." nach. Als Besiegter ist Fürst Bismarck jedenfalls aus den, erbitterten Gefechte nicht hervorgegangen. Nicht Alles, was er vor- brachtc, wird man unterschreiben mögen, aber der Gesammteindruck war, daß er doch gegenüber den Herren Bambcrger und Richter moralisch Sieger blieb. Bambcrger mochte noch so viele seiner zierlich gedrechselten Pfeile auf den Reichskanzler losschießen, Eugen Richter das ganze grobe Geschütz seiner urwüchsigen Beredtsamkcit spielen lassen — niedergestreckt haben den Fürsten Bismarck weder jene Pfeile noch diese Kanonenkugeln. Die Nation, vor die Wahl gestellt: ob von Richter-Bamberaer oder von Fürst Bismarck regiert zu werden, würde keinen Augenblick mit der Antwort zaudern. Die Verdienste des Fürsten Bismarck um die Größe und Macht der deutschen Nation im Rathe Europas überschatten denn doch die so fragwürdigen Leistungen jener ehrgeizigen Parlamentarier. Sie schwätzen, er bandelt. Deutschland kann gerade jetzt seinen Kanzler nicht entbehren, er mag noch so sehr mit einzelnen Maßregeln im Innern irren. Gott solle doch das Vaterland vor dem Unglück be hüten, von der vcrjudeten Fortschrittspartei regiert zu werden! In Zeitkäufen wie jetzt, da große Militärmächte ihre Bajonette con- centrisch aus den Lerb der Germania richten, ist es das patriotische Werk des Kanzlers, übermächtige Coalitionen des Auslandes gegen Deutschland verhindert zu haben. Damit hat Bismarck volle Ab solution für das tbörichtc Tabaksmonopol erhalten, welches ja die Einsicht und Festigkeit deS Reichstags auf Nimmerwiedersehen be graben hat. Die Armee Deutschlands, schließlich bedroht durch die Agit Partei — hier aber ist der Punkt, Die beiden Vismarck'schcn Reden, die am Mittwoch weit über den Rahmen des Tabaksmonopols hinausragten, enthielten eine solche Zeit Genugthuung solchen Mehrheit daS Tabaksmonopol zu den Todten warf- 276 gegen 43 Stimmen — daS ist in der Tbat eine überwältigende, eine zerschmetternde Mehrheit! Wir freuen uns, daß die sächsischen Ab geordneten einmüthig der Aufforderung Ackermann's folgten, das gemeinschädliche Tabaksmonopol zu verwerfen. Obwohl die Ruhe in Egypten in keiner Weise ferner gestört wurde, vergröbert sich daS Panzergesckwader vor Alexandrien von Tag zu Tag. Ein italienisches Panzerschiff hat bereits neben denen der Franzosen und Engländer Anker geworfen, zwei österreichische werden die- binnen Kurzen, tbun; die Italiener ziehen ihre Schiffe bei Messina zusammen, die Franzosen lassen ihr Geschwader aus Toulon nach Alexandrien abgchcn, die Canalstotte der Engländer stellt sich bei Gibraltar auf. Welch' kriegerische Vorbereitungen! Und wie wenig wird der effektive Nutze» diesen kolossalen Macht- f auswendungen entsprechen! Bombardiren werden die Westmächle Alexandrien nicht, sie würden dort zu allermeist das kostbare Eigen thum und die Handelsniederlassungen ihrer eigenen LandeSangehö- rigen und sonstiger Europäer zerstören. AuSsckisten werden sie aber ebensowenig Landungstruppen, da sie erst den Widerstand der egyp- tischen Armee brechen müßten. Der Fanatismus der Muselmänner würde durch das Landen fremder Truppen zum Siedepunkt gebracht. Die Türkei willigt jetzt in eine Konferenz, die üb r Egypten in Konstantinopel beratben soll. Das Ende vom Liede wird der Rückzug der Flotten und die Ucberlaffung Egyptens an die Egypter sein. leicyskags aus pclmmernncoerieyen ve» mtschlandS, seine HeereSversaffung ist Agitation der vcrjudeten Fonschrittö- kunkt, wo die Gemütblichkcit aufhört. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachr." vom 15. Juni. Berlin. Reichstag. Der Nachtragsctat wird in dritter Lesung angenommen und sodann die zweite Lesung der Monopolvorlage fortgesetzt. Abg. v. Ludwig beantragt, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem nächsten Reichstage darüber Mittheclung zu machen, welche Mittel erforderlich sind, um daS Gleichgewicht in den Einzelstaaten berzustellen und wie diese Mittel beschafft werden solle». Zu 82 spricht Abg.I>r. Groß l bayr. National!.) gegen die erschwerenden Bestimmungen, welche die Vor tage betreffs des Tabaksbaucs enthält. Der intelligente Tabaks bauer müsse deshalb gegen das Monopol sein. Unterstaatssekretä: vr. v. Mayr bezeichnet es als eine finanzpolitische Unmöglichkeit, daß der Tabak auf die Dauer nicht mehr herangczngc» werde, als jetzt. Durch das Monopol werde der Tabaksbau mcht leiden, wohl aber sei dies durch eine höhere Tabakssteucr zu befürchten. Die Agitation habe cs vortrefflich verstanden, den gegen die bestehende Tabakssteuer vorhandenen Unmuth gegen das noch nicht bestehende Monopol abzulenken. Abg. v. Benda weist als Vor sitzender der Monopoltommission mit aller Entschiedenheit die Angriffe zurück, welche gegen den Modus der Berathung in der Kommission erhoben worden sind. Man sei von der Meinung ausgcgangen, daß die Regierung nach Ablehnung des 8 1 die Vorlage zurückziclicn werde. Unterstaatssecretär vr. v. Mayr: Kein ' ' ' der ver- , daß die gründlichen Be rathung bestanden Hütten. Erst als sich ergeben habe, daß die KommissionSmehrbeit eine solche nicht beliebe, hätten sie ein ab gekürztes Verfahren vorgeschlaqen. Abg. v. Minnigcrode beantragt, das abgekürzte Verfahren, das in derKommstsion eingeschlagen worden, nun auch für die Erledigung im Plenum zu acceptiren. Abg. Meier - Bremen befürchtet, dah sich dadurch das Plenum dem selben Vorwürfe aussetze, wie tue Kommission. Abg. vr. Windt- borst entgegnet, daß Kommissions- und Plenarberathung zwei ver schiedene Dinge seien. Abg. Blum-Heidelberg: Der Tabaksbau würde durch das Monopol geschädigt. Man solle die subalternen Steuerbeamtcn nicht nur aus dem Unterosfiziersstande nehmen, dann werde auch die Unzufriedenheit gegen das Tabakssteucrgesetz mehr und mehr schwinden. Unterstaatssetr. vr. v. Mayr: Die Sym pathien derTabaksbaucr sür das Monopol seien viel älter als das jetzige Tahakssteuergcsctz. Mg. Uhden heantragt Entschädigung derjenigen Tabakspflanzer, welche zum Anbau von Tabak silr die Monopol verwaltung nicht zugelaffen werden. Der Antrag wird abgelehnt, ebenso die sämmtlichen Abschnitte des Gesetzes. Abg. v. Ludwig begründet eingehend seinen Eingangs erwähnten Antrag. Nachdem der Monopoieittwurf abgelclmt worden, habe man die Pflicht, andere Wege auszusuchen. Abgeordneter von Minnigcrode erkennt den Grundgedanken des von Ludwig'schen Antrags an, kann aber für denselben nicht stimmen, da es gar nicht möglich sei, den für die Herstellung des finanziellen Gleichgewichts in den Einzelstaaten erforderlichen Betrag zur Ziffer zu bringen. Der Antrag v. Ludcwig wird abgciehnt. Es folgt Berathung der Re solution Lingens und der dazu cingegaiigenen Amendements. Abg. LingenS erklärt, daß sein Antrag in der Presse eine unrichtige Auslegung gefunden. Um allen Mißdeutungen vorzubeugen, werde das gcsammtc Centn»» für die Resolution Windthorst stimmen. Abg. v. Bennigsen wünscht, daß jedenfalls eine der gegen weitere Heranziehung des Tabaks gerichtete Resolution angenommen werde, damit der Tabaksinduslric endlich einmal Ruhe verschafft werde. Fetzt, wo die Lage in Europa eine so gespannte sei, könne man an eine Enparniß am Militärctat nicht deuten. Vor Eingehen in neue Pläne müsse zunächst das Ergebniß der Zölle und Steuern abgewartet werden. So lange das nicht seststchc, könne man gar nicht sagen, wie hoch sich das Bedürfnis; der einzelnen Staaten belaufe. Daß ein Bedürfniß in dem Maße vorhanden sei, um so große neue Einnahmen aufsuchen zu müssen, bestreite er. Für Preußen habe seinerzeit Finauzministcr Bitter einen Entwurf der Reform der direkten Stenern ausgearbeitet, welcher sich auf neue Einnahmen aus dem Reiche nicht stützte. Dieser Entwurf sei noch nicht vor gelegt. Es habe kaum irgendwo und irgendje eine legislative Kör perschaft gegeben, die mit so großer Hingebung gearbeitet, als der preußische Landtag. Man solle in Preußen mit einer organischen Steuerreform Vorgehen und an dem altbewährten direkten Steuer system nicht rütteln. Wenn die Regierung wirklich etwas tlnin wolle, warum schlage sie denn die Aufhebung der vier untersten Klaffenstcuerstufen nicht vor, wenn die Noth wirklich so groß sei. Das Geld dazu sei dagewcsen, man brauchte nur den Steuererlaß auf die vier untersten Stufen zu beschränken. Man habe dies unterlassen: wenn die Noth wirklich zum Himmel schreie, dann treffe die Regierung die Verantwortung. Er bitte, daß in Preu ßen eine Reform der Klaffen- und Einkommensteuer in sich vor bereitet werde. Den Kommunen sei es zu überlassen, sich, sei es durch direkte sei es durch indirekte Steuer, zu helfen. Eine solche Reform werde sich in wenig Fahren in aller Ruhe durchführen lassen. Seien denn nun die Vorwurfe des Reichskanzlers gegen den Reichstag berech tigt ? Der Herr Reichskanzler habe von einem „liberalen Canossa" gesprochen. Seine Partei strebe die Parteiregierung nicht an; eine jolchc sei auch bei uns, wo es drei große Parteien gebe, unmöglich. Das Maß legislatorischer Arbeiten, welches dem Reiche und Preußen zugemuthet würde, steige über jedes Maß hinaus. Eine Ruhe auf finanz-politischem Gebiete für einige Jahre würde ein wahrer Segen für Regierung und Volk sein. Es wäre viel besser» wenn man den noch übrigen Tbril dieser Legislaturveriode für Durch führung der sozialpolitischen Reformen verwendet«der Staat habe die Pflicht, aus religiösen oder humonitären Gründen an die Lösung dieser Fragen heranzutreten. Der Reichskanzler, der mit seinem "euereiser an diese Ausgabe herangetreten, werde darin — das jemand, der gewöhnt sei. die arößten Hindernisse zu nehmen, neue Hindernisse unterschätzt und die Fertigkeit seinerPlän« überschätze. DaS dcutscheVolk vcrzweiflenichtanderRichtigkeitder Institutionen,die 1867 und 1871 geschaffen wurden, und zwar unter vorwiegender Mit wirkung des Reichskanzlers. Die deutschen Staatsinünner würden nie gedrungen sein, aus veraltete Formen zurückzukehren. Die Dyna stien würden als Stütze des Deutschen Reichs allein sich nicht als breit genug erweisen. Was geschaffen ist, wurde durch große, geniale und willenskräftige Männer zum Durchbruch gebracht: cs rst aber aus dem deutschen Volke selbst hcrvorgegangen, sonst würde es nie zu Stande gebracht worden sei». Der Reichskanzler babe kein Reckt, so schwarz in die Zukunft zu sehen: wem, die Noth einen Appell an das deutsche Volk erforderlich mache, sp wurden Alle, auch die Liberalen, dennclbcu Folge leisten. (Lebhafter Beifall. Vereinzeltes Zischen im Ccntrum.) Aba. Rickert verliest konservative Wahlflugblätter, in welchen pro- centualc Börsensleuer gefordert wird, und kritiffrt diese Art von Agitation. Die Konservativen versprächen Entlastung der Staaten und Kommunen und lehnten doch die Mittel dazu ab: so die Wehr. die Ouittungssteucr, das Monopol. Sie sollten doch sagen, welche Steuern sie haben wollten. Die ganze Finanzpolitik gehe in ihren Zielen dahin, das Budgetrccht der Volksvertretung cmzuschränkcn. Die Zahl der Exekutionen lasse sich durch Verwauungsinaßregeln ganz bedeutend verringern. Die liberalen Männer würden fest zusammenstehen und das deutsche Volk jeden absolutistischen Versuch zurückwcisen. Abg. vr. Windthorst: Der Lobliymmis Ben nigsens aus die Entstehung des deutschen Reiches mußte sehr unan genehme Empfindungen in mancher Brust Hervorruse». Er könne eü nur tief bedauern, wenn solche Rücksichtslosigkeit geübt werde. Aber in Einem habe v. Bennigsen Recht: in dem Falle der Gefahr würden alle Deutschen fest zusammcnstchen. (Bravo!) Die ganze Schwierigkeit der Lage habe ihren Grund in der Ver letzung der heiligsten Gefühle der Katholiken durch die protestantische Mehrheit. (Widerspruch.) Die aussübrlichc Erörterung über die preu ßische Finanzlage gehörte nicht in den Reichstag. Man müsse sparsam sein, eine Mahnung, die keinen Vorwurf gegen die Regierung enthalte. Günther-Sachsen legt den Standpunkt der Rcichspartn dar und befürwortet die Resolution Windthorst'S. Schließlich wurde der zweite Satz der Kommisstonsresolution, wonach die vorhandenen Reichseisenbalmen ausreichend seien, die öffentlichen Bedürfnisse zu decken und die Mängel der Stcuerzollgcictzgcbung auszugleichcn, mit 169 gegen i:)8 Stimmen abgelclmt. Den ersten Satz, besagend, daß Nach der 1879 erfolgten Tabaksteuererböhung eine weitere Be lastung und Beunruhigung der Tabakindustrie unstatthaft sei,7 wird mit 155 gegen 150 Stimmen angenommen. Der Präsident theilt den Antrag deS Reichskanzlers, den Reichstag vom 19. Juni bis Ä. Nov. zu vertagen mit. Der Antrag wird morgen berathen werden. Die Fortschrittspartei ist dagegen. Berlin. Das Kanonenboot „Habicht" erhielt Befehl, sich von Malta nach Alexandrien zu begeben^ um dort die deutsche Flagge zu zeigen und event. den deutschen Staatsangehörigen Schutz und Zuflucht zu gewähren. Berlin. TürkischerscitS ward"auf Vorstellung Deutschlands die Beschickung der Konferenz beschlossen. Vor dem Zusammentritt soll die Ruhe in Egypten durch dorthin gesandte türkische Truppen (20,090 Mann) bcrgestellt werden. Tie Konferenz soll nur die Regelung von internationalen Fragen beschäftigen. — Der Kaiser dinirte Nachmittags beim Fürsten BiSmarck. Berliner Börse. Die Stimmung war lustlos und gedrückt, erst gegen Schluß trat auf Grund besserer Londoner Meldungen eine Befestigung ein. Maricnburgcr gewannen 1' «, Ostpreußische 1 Procent. Andere Eisenbahnen ohne Leben. Lombarden 2 Mark matter. Banken iin Ganzen schwach und schwankend. Creditaktien 2'/s M. besser. Industrien und Bergwerke fest. Deutsche Fonds angeboten, nicht fest. Russen wieder zchwächer. Pari», lb. Juni. cSchlub.) m-nir se.s7, snaelhc lw, !v. ItaUen«r 90.KL. Staatibahn f,9«.2L. Lombarde» svs.vv. da. Prioiiizlcn 2WM. Egypter LM.oo. Oefterr. «oldrente 8», Behauptet. Lokales und Sächsisches. einige Tage in Morawctz in Mähren zuzubringen. — Dem Kirchschullehrcr om. Tögel von Lockwitz ist das Albrechtskreuzverliehen worden. — Sc. Mas. der König hat genehmigt, daß der Bahnhofs inspektor Winter in Leipzig das ihm verliehene Schanmbnrg- Lippe'sche Ehrenkreuz 3. Klasse annebme und trage. — Der vor Kurzem in den Ruhestand getretene Geh. Rath vr. Engel, Leiter des Kgl. preußischen statistischen Bureaus, ist auf seiner Villa in der Lößnitz nicht unbedenklich erkrankt. — Gegen die Giltigkeit der Wahl des Baumeisters Kaempsser wird in Meißen ein P r o t e st abgelaflen werden. Derselbe basirt darauf, dah bei dieser Wahl eine Anzahl Stimmen sür den Fortschritlseandidaten erkauft worden seien. Um waS sichs hierbei bandelte, zeigt eine Corrcspondenz des objektiven Chemnitzer Tageblattes. Es heißt darin: „Endlich versammelte sich nach der Rede des Rechtsanwalt Munckcl aus Berlin daS fortschrittliche und das socialdemokratische Wahlcomitee in einer Restauration und feierte ein VerbrüderungSsest, wie cS sonst nur unter begeisterten Gesinnungs-Genossen Vorkommen kann. Munckcl war auch dabei. Welche Concessionen der Fortschritt der Partei der „dcstructtven Tendenz" gemacht hat, cntneht sich natürlich der Oeffentlichkeit. Doch verlautet als bestimmt, daß Kaempffer gegen die Verlängerung des socialistengesetzeS stimmen wird, und daß den Sociaidemokraten von der fortschrittlichen Ccntralwahlkaffe die aufgewendeten Ägi - tationSkosten restituirt werden sollen." Aus Deutsch also: Stimmenkauf. Derselbe macht die Kaempffer'sche Wahl von HauS aus ungiltig. — Am heutigen 4. Zielmngstag der AlbertvereinS- Lotterie gewannen: Nr. 90,039 den 2. Gewinn (C. Becker, Berlin: „Bilderauction", 10,000 M.) Nr. 65,280 den 4. Gewinn (Prof. K. Hoff, Karlsruhe: „DeS Sohnes letzter Gruß", 4000 M.); Nr. AS65 den 13. Gewinn (Böhm, Dresden: „In die Fremde", 500 M5 : Nr. 99,699 den 18. Gewinn (E. L'mmer, Dresden: „Gute Nachricht", 500M.): Nr.43,731 den20. Gewinn (I.v. Sun», Dresden: „Luzern", 500 M.): Nr. 94,160 den 37. Gewinn (Feitel, Dresden: „Waldweg". 300 M.); Nr. 52,270 den 43. Gewinn (Helene v. Ponet, Dresden: „Stillleben", 300 M.): Nr. 33,625 den 46. Gewinn (A. v. Wahl, München: „Reiterin", Broncegruppe, 300 M.): Nr. 69,256 den 61. Gewinn (Schlüter, Dresden: „Römischer Hirtenknabe", Broncestatuette mit Serpenttnstein- postament, 300 M.) -. Nr. 12,657 den 67. Gewinn (Plathner, Düssel dorf: „Endlich erwischt", 200 M.); Nr. 88,401 den 68. Gewinn (F. Schenker, Dresden: „Mühle", 200 M.) -. Nr. 14.703 den 69. Gewinn (Schröder, Dresden: „Aufmerksam", 200 M.); Nr. 93,187 den 75. Gewinn (Lenz, Hamburg: „Santa Llaria äsll» Saluts", 200 M.): Nr. 67,733 den 78. Gewinn (Lobedan, Berlin: „Traubenkranz". ÜOO M). — Der Reichstagsabgeordnete, Ciaarrenhändler Max Kaiser, hatte von Berlin aus um einen 3tägigen Aufenthalt in Dresden nachgcsucht. Derselbe ist ihm auch genehmigt worden und hat sich in Folge dessen Kaiser vom 13.-15. Juni hier aufgehalten. Auch der ReuhStagsabgeordnete Bebel weilt augenblicklich in Dresden und wohnt bei einem Parteigenossen, demM<ffchinent«chm«»)ftaklman, > 'nlM M
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