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7kr. 57Z S-lt- 4 — „Dresdner Nachrichten" Mittwoch. 7. Dezember 1S77 Die steiliahrl der kttie Korb. Roman von Otto FuchS-Talab . lRichdruct verbot»».! ro sort>ri«,ng.- „Ich bin Milan Eattich. jetzt beurlaubter zweiter Steuer- man» der „Liguria"," sagte er in ruhigem sachlichem Ton, ..und habe es übernommen, Sic Ihrem Vater wohlbehalten zuzu- s ühren." „DaS weih ich, aber mir ist eS unheimlich, mit einem Menschen zusammen zu sei», von dem ich gar nichts weih. Und was toll ich Papa schreiben, wer Milan Eattlch. mein Ptann, ist?" ..Ihr Pater ist ein Mann, mit ihm kann man sprechen." „Also ihm werden Sie eS sagen! SSarum mir nicht?" gab sie gereizt zurück. „Weil Sie eine Iran sind." .H h r e Iran!" „Das ist vielleicht ein Grund mehr." „Sie haben etnmS zu verbergen. Sie heißen nicht Eattich. Sie sind nicht immer Steuermann gewesen." Eattich schwieg. „Sie dürfen vor Ihrer Frau keine Geheimnisse haben." rief sie aufgebracht „Sie find für mich Fräulein Henriette Korb geblieben." Eine Springflut von Haß drang unbewußt aus der ge- heiiniiiovvllen Werkstatt erivachender Sinne in ihr auf und wurde zum schneidenden Hohn: „Ja, die Tochter des reichen Industriellen Korb. DaS h>'l>'n Sie wirklich sein gesponnen . . . Zuhause werden Sie wohl die Lumme nennen, die mich von Ihnen befreien soll!" Lattich wollte zornig anfsahren. er beznmng sich jedoch und lächelte, als er erwiderte: „Das werden Sie erfahren." Seine unbeirrbare Ruhe traf ihre gespannten Nerven wie ein Peitschenhieb. „Ja. dann werde ich vielleicht erfahren daß ich. . . daß ich de» Namen irgendeines Verworfenen . . - wenn nicht Verbrechers trage!" Eine starke Jaust fuhr nach ihrem Handgelenk, preßte eS, daß sie leise stöhnte. Ta lockerte und löste sich der harte Griss. „Dummes Mädel!" Groll, in dem Mitleid übcrwog. lag in seiner Stimme. Waren eS diese, wie aus kameradschasilichcm Sinne geborenen Worte heimischen, vertranten Klanges, oder hatte die hart zugreisciide Faust, die Krast und Entschlossen heit bekundete, ihr ein Gefühl der Sicherheit und Geborgen heit eingeslößt? Die Spannung ihrer Nerven klang ab, ihr .Kops sank mit einem Ausschluchzen an seine Schulter. Eattich hielt ein Weilchen still. Dann faßte er sie unter dem Kinn, hob ihr Gesicht, daß eS der hochstehende Mond voll beleuchtete. Er sah ängstliche Erwartung in den braunen, weit geöffneten Augen, die sich langsam schlossen, da sein Kuß ihre Lippen be rührte. als sollte damit der zorncrprcßte, harte Ausdruck der beiden Worte getilgt werden. Sie wehrte nicht ab . . . Da stand er aber auch schon wieder vor ihr. „Gehn wir, Fräulein Korb! Der Monsun liegt in der Lust. Er reißt an Ihren Nerven." Der Schlaf floh sie. War eS wirklich der Kamps der Ge zeiten, unter dem sie litt, oder war es bas Blut, das sich unter diesem Himmel so seltsam gebärdete und eine Sprache führte, aus die sie nicht hören, die sie nicht verstehen wollte? — Noch war sein Kuß in ihrem Körper nicht erstorben. Ein Kuß von Eattich! Und — sie hatte ihn nicht entrüstet zurückgestoßen! Dummes Mädel! Wieder faßte sie ein Sehnen, das irgendwo verschleiert cnistauchte ... Sie hörte Schritte. Ihr fiel ein. sie hatte vergessen, die Türe zu verriegeln, wie sic es sonst tat. Ihr Herz klopfte, als sich die Schritte näherten . . . Ausspringen und Riegel vor! sagte sie sich ... aber sie brachte den Willen nicht aus... .Der Monsun." sprach sie sich vor . . . Das war gar nicht sein ruhiger, sicherer Schritt, und — wenn er cv wäre, er würde eS doch nicht wagen . . . Dummes Mädell Ein Lächeln spielt« um ihre Lippen, das ihr auch der Schlaf nicht raubte. * Die enge Kammer mit dem Ausblick aus die verstaubte Auracarienhecke gegen die schmale Straße bedrückte Eitle ost, so daß sie ihr rntslvh und, der Loniicnglut trotzend, den Park am Pasig ausinchte. Dort wurde sie wenigstens von den unab lässig ihr nachsetzende» Gedanken wegen deS Schweigens der Heimat zeitweilig abgelenkt. Die Bank im Schatte» eines weitästigen WarriiiganbaunieS. in dessen dunklem Grün die reisen rote» Beerenbündel wie Fläinmchen lohten, bot Sonnenschutz und Ausblick aus die begangenen Parkwege. Von einem nahen Kinderspielplatz kamen Zeichen der Stimm kraft der jüngsten Gencrativii vvn Manila, die i» nichts hinter Europas Lautgebung znrttckblieb, I» diese» Chor aus Kinderkelilen mischte sich plötzlich nuS nächster Nähe der Klang einer hohen Iraileiisttmine, die schmeichelnd „Dodo", „Dodo" ries und einige srcmdartige Worte folgen ließ. Niemand war im Umkreise von Etties Sehweite, der die Worte gernsen haben könnte Erst als sie sich wiederholten, ermittelte Ettie den Urheber. Im dichten, dunklen Geäst des Baumes saß ans einem Zweig ein grauer Papagei, der mit klugem Auge nach ihr herabsah. »Dodo. Dodo." lockte sie den Banmgast. Sie vermutete, daß er so gerufen wurde. Auch der Papagei ihrer Freundin Hera Panajvtti aus Korfu rief unaufhörlich seinen eigenen Namen. Dodo turnte vvn seinem hohen Sitz langsam ab wärts. und von dem niedrigsten Zweige flog er flatternd ans das äußerste Ende der Banklehne, wo er mit sich zu Rate zu gehen schien, ob er diesem fremde» Menschenkind trauen könne. Da kam wie ein verspätetes Echo „Dodo," „Dodo" ans der Ferne, im gleichen Tonfall des PapagcicnrnseS. Der gesicherte Sprecher reckte den Kops, uns wie zur Antwort erhob er seine Stimme, als wollte er sich melden, zu einem schmeichelnden „Gazda . „Gazda". Um das die Wegebicgung verdeckende Ge sträuch bog ein junges Mädchen in eiligem Schritt, und als es noch einige Schritte von der Bank entfernt war. hob der Papagei seine Flügel, flatterte der Kommenden entgegen und ließ sich aus ihrer Schulter nieder. DaS ist der lebende Nhnthmus, den Professor BontempS in der Lehrstunde für Körperkultur immer von uns verlangt hat. dachte Etti, als sie die schlanke, edelgcsormte Gestalt in dem lichtgrünen, weiten Sarong betrachtete. Das Helle Gesicht leuchtete unter der dunklen Haarbekrönnng apart und fesselnd in beweglichem Mienenspiel: Strafpredigt dem gefiederten Flüchtling, und Freude über seine Wiederkehr. Unwillkürlich erhob sich Ettie und machte einige Schritte gegen das junge Mädchen. Dieses kam ihr mit einem schimmernden Lächeln entgegen und sprach einige spanische Worte. Als Ettie den Kopf schüttelte, fragte cs: „Verstehen Sic englisch?" „Besser als spanisch . . . Dodo scheint froh, wieder bei seiner Herrin zu sein." «Oh. er war heute dumm. Eine Katze ist aus dem Gebüsch gesprungen, da ist er verängstigt von meiner Schulter geflogen, wo er doch sicher ist, aber in der Monsunzeit ist er nervös." „Also auch er. der vielleicht hier geboren ist." „Nein, ein Freund meines VaterS hat ihn ans Südamerika gebracht, aber er ist schon zehn Jahre bei uns im Hause . . . Wollen wir uns nicht setzen?" Und als sie saßen und einander mit Wohlgefallen be trachteten: „Ich bin Gazda . . ." „Ihren Namen hat mir Dodo schon verraten, wie er Sie rufen gehört hat. Ich heiße Ettie Korb." „Korb ist deutsch, nicht? Ich spreche auch deutsch." «örals Tropfen Feurig sittzer Rotwein Der köstliche Frühstücks- und Stärkungsweln Vi Flasche Mk. 2.50 "/, Flaschen Mk. 28.— H. 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Und in einem hübschen, korrekten, tn mrlodtschem Nttar- dando gesprochenen Deutsch: habe «S tn Bombay tn der Parsihochschule geierr.;. Unser Proscssor hat Wilhelm Buchmann geheißen und w»r aus Hannover. Er hat sich viel Mühe mit uns gegeben. D:r Arme ist während des Krieges an Hitzsteber im Konzcn- traUvnSlagrr gestorben. Sind Sie auch aus Hannover?" „Nein, ich bl» Wienerin." Ein Leuchten ging Uber das Gesicht GazdaS. „Wie». — oh. das kenne tchl" und mit etucm sich selbst verspottende» Lächeln: „Ich bin kindisch! Well mein Vater ß> oft von Wien spricht, glaube ich. eS zu kennen. Ja, mein Vater kennt eS. Er ist vor zwanzig Jahren als junger Manu mit dem Rajah von Bender nach Wien geresst. Der imnic Rajah hat dort ein Jahr studiert, und mein Vater war icn, Turbanordner, aber der junge Herr hat sich bald europäisch gekleidet, und mein Vater hat Zeit gehabt, sich Wie» anz». sehen. ES hat ihm sehr gefalle», und er ist vergnüg», wenn e> die wenigen Worte deutsch sprechen kann, die er noch bestatten hat . . . Aber" — ihre großen, dunklen Augen sichren vstm lästige Neugier, nur in nachdenklicher Erwägung über Etticc bescheidenes Aeußcre, das bet aller Kargheit ihre Spinne ster- vorhob: „Wie kommen Sic vvn Wien her nach Manila?" Ettie fühlte das Bedürfnis, sich endlich einem weiblichen Wesen mltzuteilen. das. wenn auch in Asiens Atmospstare ge wachsen. vermöge einer angeglichenen Erziehung dennoch sin sie Verständnis haben konnte. Gazdas sonnenhelic Art und dic einfache, unbewußte Anmut und Osscnhett flößten istr Ver traue» eln. Sie zögerte noch. Ihre Erfghrnng mit dein amerikanischen Ehepaar tauchte vor ihr ans. Allein sie war nicht mehr wie dazumal Besitzerin von Geld. Schmink »ad Juwelen, die zu rauben es sich lohnte. Sie war vorübergehend zum Proletariat verurteilt, und das tunge Mädchen neben ihr mochte, an EttieS Zustand gemessen, in aristokratischem Abstand zu ihr stehen. Aristokratisch erschien sic ihr im Sinne der körperlichen Vollendung und Gelialtcnlieit. Und diese liefen, vvn Güte beseelten Angen waren wie Fühler, die nach ihrem Herzen tasteten. So begann sie zu erzählen, in leichtem ironi. scheu Ton. Sie vermied eS, jede Regung des Bedauerns zu erwecken. Dies glaubte sic ihrer Erziehung schuldig zu sein, und Sentlmeiite waren in ihrer Sphäre verpönt. Zumindest durste man sich sie nicht merken lassen. So verlangte es die maßgebende Literatur. Die Nolle Lattichs wurde tn der Er zählung leicht retouchiert. die rettende Ehe übergangen. Er blieb nur getreuer Knapp, der Kohlen trimmte und den Lohn hcimbrachte. Sie glaubte, ihm diese schmale Aureole andere» gegenüber zubtlligen zu dürfen. Sie schloß mit einem resignierten Lächeln: „So sitze ich hier und warte!" „Sie Arme, so ganz allein!" Und ein Ton von Neugier klang in der Frage mit: „Haben Sic wirklich so gerne gespielt? Hier spielen nur die Männer." lIoriienuna lolat.l Oum/m-Fe/r/ü/v/e?' noB nack c/er La/dtac/angf. nack S//a5/k7a^ar- anak . 6.L0. /O LO. . 2t/.— dt» rar' /et/r«tpa tn //nct-a §/« a/tbs. u-as d'ts «ick 7aar. //aaFa^d^aack To/d'/Zk'. tn a»a//en<?k'. «r'/k/^ne^ anct tcan«t«p/apne5 L/n/p^/V/ftnns?. Lcknttts. <7p»e/nk//rptt«ro<7«cks Fet/tsana tn §etiZe unrZ §ckSn« unkt ^a/c/t«ckn VVer/rnae/r/sAssc/re/r/ks §/ier/a/-Oorse/-6e.icAck/t /. «anAS» //e/e/re /^/Ama/r/r I/kma/stk /ck, /m s/nrien-A/iotöe/cs. neben l^of/-,Ke/r/ee, oockeT L2 Lckrvtdk'k'ya««« 2 /t?^ OaniFn. ties"oO^c-cig6NcIs ^uoli7ci1-sn ouM in cien /emfomJspc'eisiogeig Usus llinclskzbus'g üü pisuekiscNesttt? ßiaupkLtl'SLSS 24 oIIvELren Pullover reine Wolle in ßuten. veicken OuniitSten un6 in kelotrelttnten rukiften ^1u5lern 7.75. z-°! tterren-Weste vr»kt„ reinwollene Lporlwesle in vielen Klld8cken rnrken !/.75. K" 8lritik^3^<e t. rramen In «anr V<,cr08>. ^ yiisININ, vle^vnl mit 8vl<1» üuectivlckl In spnrlen 111^" p»rt>vnr»,nm»»!N5te»ui>a>!N. . . , 17M, l-,S0, KV Kincler-Pullover relcke /Xu8wnkl ln relr. ^eudlklsen. irrmr entrück, munt. Psrkenru8ammen8tvll. i. mo6. Llricksrlen 4.75. z-- Klnäer-Kle166ien rvlnva», kübrcti aertiickt« kilelüccken, ln dellcn bocken, wc NI« ällvcklelnvtvn Z.75. z-- I I^intier»We8le i«lv>vmi«e » 8t,Ickve.1t« Nie NlnNer In vielen klein», Pa,men, ^ mit unü akn« Nennen Z, ,S. z-- kiesenancirang, klagt vsrmelciet, Wer slck bald kürs fest entscheidet BeraulwoNIich lür den redaktionellen Teil: Dr. A. Zwinsschib Dresden, sllr die Anzeigen! Fritz Rneft, Dresden. Da» beutta» Abendblatt umfaßt ll Selten.