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Diese» Blatt wird d« Lesern von Dresden vvd Umgebung am Lage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während eS die Post. Abonnenten am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgedlldr: «iettelMrlick t»r »«»»« bei »«>,«» »weimaliier 3utra,m>, durch unkr« Boten «udrod« und «»r»»««. o» Sonn- uud Monlaaen nur einmal, »Ml »oP!. durchuu»wärli»eKom> mülionLre , Ml. dt«. , Mk ao «s. Be> emmaliaer Zultelluna durch die PoitSMk. «otineBetieltaetd'. imlllut- land mit rnlionchrndem Sutckla«,. Nachdruck aller «lrttlel u. Onainal- Miueilunaen nur mit deutlicher Luellenansabei.Drrdd. Rackr.'l «uloilia. tüachirüattck« Lonarar- an'»rücke bleiben uuberücksichtirt; ruvrrlanoie Manuikrivte Verde» nickt auivewadrt. relearamm-ildreiie: /iachrtch«»» Dre«d«» GegvürröeL L8SV Uevlag von Aiepsrti L Roirhawdt. Knreigen-can'f. Nnnabme von Ankündiaunae, bid nachmiiiags s Udr Sonn unk fteiertaa« nur Marienftrade ss vo' H bis '/»t Udr Die t lvaltiae Grund «ile «ca. « Silben' »> Pia. Ä„- lündiaunae» aui derPrivalieilc Zeile rb Pia : die rivaliiaeZeile als „lim- aeiandt" oder aui Terticiie so Pia. In Nummem nach Sonn und Seicr lasen l de, »ivalliae Ärundzeilen so. ao de» w und so Pia nach de- ionderem Tarit AuLwäriioe Äui- traae nur aeac» Borauade»akiu,ia. Beleadlätter werden mit tv Pia. derecknrt. oernlvrechanichluk «mt I Nr. U und Nr. 20»«;. ^sx<i-^«8ral8tun«eu ^ ^»pp«u ^ WILutel ^ « Hiitv « FLütren U6U vlttxvtro^ouv >Vllltor>varoN, io grösst«!- ^.u87VLstI ewsikiestlt ^v«. Vtvelitl LU8 Urol, 8Bl»I««88t» »88v LS, i-nrt. llUll I. Ltkig«. Rr.301. ktitikl: Sieueste Drahtberichte. Hofnachiichteil, Spielrrprozeß. Allgemeiner Hausbesitzeiverein. Gesellschaft für Literatur und Kunst. ehreigeiangoerein. Berliner Leben. Freitag, 3V. Oktober 1003. Neueste Dralitmeldnngei» vom 29. Oktober. Parts. DaS .Echo de Paris" will wissen, in einem Hand schreiben, welches Gras LamSdorfs geitein dem Präsidenten Loubet überreichte, sage derKaiservon Rußland, daß Ruß land io lest wie je entschlossen iei, leine Friedenspolitik zu verfolgen. Der Zar spreche auch die Hoffnung aus, daß das be- sieiindcle »nd verbündete Frankieich an dem Friedenswerk mit- mb.iten und eine glückliche nnv glatte Losung der im Orient und Astasien schwebenden Frage« berbeigeführt werde. — Dem ^Eclair" wird von ieinem Soezialberichterstatter telegrapbiert, daß der Piäken- dcnt Bukamara aus der ganzen Linie siegreich sei und den Norden Marokkos in seiner Gewalt babe. Er beilätigl ferner, daß der Sultan von Marolko nach Fez zurückgelehrt sei und sich dort ein- ge'chlosscn babe. Die Bevölkerung zwischen Teluan und Tanger desiilde sich in vollem Ansrulir. Altenburg Die .Altenburg. Ztg." meldet: Gestern abend >/M Ubr erschoß sich der Oberleutnant Erich vom 8. thürin gischen Jnfaiitelie-Reglment Nr. 153. Als Beweggrund zur Tat wird ein langandauerndeS unbeilbares Leiden genannt. Trient. Gegen 200 österreichisch-italienische Studenten, die an einem irredeniistischen Kongreß in Udine teilgenommen hatten, ist ein Hochverratsprozeß eingeleitet worden. Lei» be > g. „Slawo pvistl" meldet: Gestern abend wurden in St iiiiolau bei Ausschreitungen von Arbeitern anläßlich der Wablc» zur BezirkSkrankenkasse ein Schüler getötet und ein Sichcilieiiswachmann schwer verwundet. Zur Wiederherstellung der Rabe mußte Militär eiiftckreiirn. Paris. In der Arbeitsbörse fand heute vormittag eine zahlreich besuchte Versammlung von Handlungsgehülfen statt, die sich für die Abschaffung der Stellenvermittlungs büre aus aussprach. Die Polizei wollte die Teilnehmer an der Versammlung zerstreuen; diese schleuderten aber Steine, Tische, Stühle und Gläser gegen die Beamten. Der Lärm dauerte eine halbe Stunde. Zahlreiche Personen erlitten Ver letzungen. Schließlich gelang es der Munizipalgarde, die Menge auseinanderzutreiben. Zahlreiche Verhaftungen wurden vor genommen. Madrid. In der Trputiertenkammer verlas der Minister präsident eine neuerliche Depesche aus Bilbao, wonach die Kavallerie wiederum genötigt war, zu ichießen: mehrere Personen seien verwundet worden. Die Minister traten zu einer Sitzung zusammen, in der auch eine Abordnung der Arbeiter empfangen wurde. Der Prtffekt von Bilbao telegraphiert, daß die Ausstän digen eine Koloiiiolwaren-ckndtuiig plünderten und ein Jesuiten» kloüer zu stürmen suchten, woran sie jedoch verhindert wurden. Die Zahl der bei den gestrigen Zusammenstößen Getöteten soll 7 betragen. Die Garnison in Bilbao wurde verstärkt. Bilbao. Die vergangene Nacht verlies verhältnismäßig ruhig, die Lage bleibt indessen noch immer ernst. Die Aus ständigen errichteten neuerdings Barrikaden an verschiedenen Punkten der Stadt. Ein heftiger Regen, der heute früh eintrat, trieb die Gruppen auseinander. Der Anblick der Stadt ist kläg lich. Das Brot feblt. Wie nunmehr feststeht, sind bei den gestrigen Zusammenstößen 6 Personen getötet und etwa hundert verwundet worden. Die Lokomotivführer und Heizer der Eisen bahn drohen, sich dem Ausstande anzuschließen. Aus Befehl ans Madrid berief der Gouverneur die Minenbesitzcr zu einer Besprechung. Petersburg. Die .Nuss. Telrgr. Aaentnr" meldet aus Mulden: Angesichts der Schwäche der chinesischen Behörden, die ibre Versprechen nicht erfüllen, und der dort herrschenden Gärung rückte eine russische Abteilung gestern in die Stadt und beichte die Wachen. Die von japanischer Seite stammenden Ge rückte über die Errichtung von Fort» am Jalu sind übertrieben; es ist nur ein Wall zum Schutze der russischen Ansiedtung gegen Ehuuckusen errichtet worden. Die Gerüchte über das Emrücken japanischer Truppen in Korea bestätigen sich nicht. Die antirussischen Demonstrationen in Japan sind seltener geworden. Petersburg. Nach einer Meldung der „Nowoie Wremja" erklärte gestern der Senat olle Resultate der im Juli stattaedabten Versteigerung von navbtahaltigen Grund st ücken in Orbi Eibar bei Baku, wobei Rothschild beteiligt ist. für un gültig. Kiew. Die Exvlosion auf dem Bahnhof Schmerinka'ist durch Pulver, daS wahrscheinlich als Kontrebande mitaesühit wurde, verursacht worden. In dem Wagen, der demjenigen folgte, in dem die Explosion stattgrsiiüden hat, wurde ebenfalls Pulver gefunden. Zwei Brrletzte sind gestorben. Konstantinopel. Die Nachricht, der französische Minister- rat habe das zwischen den deutschen und den französischen Inter essenten im Bagvodbahngeschäft getroffene Arrangement nicht genehmigt, rst dabin zu ergänzen, daß die zwischen den Finanzgruvpen verabredete Vereinbarung vorbehaltlich der Zu stimmung der französischen und der deutschen Regierung getroffen war. Die Zustimmung des deutschen Auswärtigen Amtes sollte indessen erst nachgesucht werden, nachdem die französische Finanz gruppe die Genehmigung der französischen Regierung erlangt haben würde. Das ist -nicht geschehen, nachdem die deutsche Finanzgruppe sich nicht damit einverstanden erklären konnte, die von französischer Seite gewünschte Erhöhung der französischen Quote und die Gleichberechtigung des französischen Elements in der Lei tung der Bagdadbahn zu konzedieren. Bukarest. Der König von Rumänien ist von seiner Erkrankung vollkommen wieder hergestellt. Aschadad. Die Diskonto-Bank in Persien eröffnet eine Agentur in Seistan zum kommissionsweisen Verkauf von Waren, die im lausenden Jakre von zwei Karawanen hergebracht werden, und zur Weiterentwicklung der Handelsbeziehungen. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 29. Oktober. —* Nach aus Sibyllenort eingegangenen Nachrichten gedenkt Ihre Majestät die Königin-Witwe am 3. November vor mittags von dort wieder abzureisen und nach Dresden-Strehlen zurückzukehren. Zur gestrigen Mittagstafel bei der Königin waren die Gräfinnen Nina und Leontine Jork von Wartenbcrg mit Ein ladungen beehrt worden. —* Die Königin-Witwe hat ihr Interesse an der In dustrie des Erzgebirges von neuem bekundet, indem sie der Schnee berger Pupvenfabrik von Nöckler n. Tittel sJnhaber: Gustav Götze und Armin Grüninas einen Auftrag hat zugehen lassen. —* Ähre König!. Hoheit Prinzessin Mathilde be sichtigte heute nachmittag 2 Uhr mit der Prinzessin Feodora zu Schleswig. Hol st ein das Kupserstichkabinett. — Bei Ausfertigung der Gehalts- undLohnnach weise nach den Vorschriften in § 36 des Staatseinkommensteuergesetzes sind folgende Grundsätze im Interesse des Beamten- und Arbeiter- Personals genau zu beobachten, zumal diele zu den meisten Schätzungen die alleinige Unterlage bilden. Ais festes Einkom men im Sinne des Gesetzes sind anzusehen: Geholt und Tage-, Wochen- oder Monalslohn, der aus eine längere bestimmte Zeit in gleichbleibender oder steigender Höhe im ooraus vereinbart ist. Zu schwankenden Einnahmen gchören: Akkordlohn, Stücklohn, Stundönlohn, Tantieme, ferner Tage- und Wochenlobn, der nach der jeweiligen Menge und der Art der Arbeit, der Jahreszeit usw. im Laufe des Jahres sich erhöht oder vermindert, endlich Ein nahmen an Trinkgeldern und dergleichen. Das feste Einkommen ist mit dem Iahresbetrage in die Nachweisung cinzustellen, den es zur Zeit der Ausstellung dieser Nackiveilung tatsächlich hat. Gleichgültig ist hierbei, ob der Arbeitnehmer schon seit Jahre» oder erst seit einiger Zeit in dem Arbeitsverhältnisse steht. Das schwankende Einkommen ist mit dem Betrage in der Nachweisung anzugeben, den es in dem der Aufstellung der Nachweisung zunächst vorbergegangenen Kalendersohre erreicht hat. Es werden also in die jetzt auszustellcnden Nachweise die Einkünfte aufzunehmen sein, welche die Arbeitnehmer im Kalenderjahre 1902 in ihrem Arbeits- Verhältnisse tatsächlich gehabt haben. Dies setzt aber wieder voraus, § daß der Arbeitnehmer schon vor Beginn des Jahres 1902 an in 'dem jetzigen Aroeitsverhältniffe stellt. Ist dasselbe erst nach Anfang 1902 begründet worden, so kann eine mutmaßliche Schätzung des Jahreseinkommens stattfinden. Einnahmen, welche als Berufsauswand dienen, als Eisenbahn- und Verköstigungs- entschädigungcn usw. sind nicht steuerpflichtig, und demnach hat die Deklarierung derselben «u unterbleibe». — Ende Oktober beginnt die Laichzeit derLachse. die sich sonst immer in den Tiefen der Gewässer aushalten, nun aber auf- steiaen und aus den nordischen Meeren südwärts ziehen. Die zur Laichzeit gefangenen nennt man auch Knvferlachie; Hakenlachse mit hakigen Unterkiefern sind die alten Männchen. Namentlich aber unter allen Salmen oder Lachsarten laicht setzt in, Spät herbst die Lachsforelle Triitta. die bis Meterlänge erreicht und 9 Pfund schwer werden kann. Sie ist in der Ost- und Nordsee, wie auch in manchen Bergseen zu finden. Auch der Huch der Donau, der Saibling, der Maifisch oder Schiefsermüllec. die Gllind- und Bachforellen, die Jllanke der Donau und die Genfer Lachsforelle geboren hierher, wie es den» 20 Allen Saimen gibt. Auch die Schonzeit der Krebie beginnt mit dem November und dauert 7 Monate. Zur wärmeren Jahreszeit kann man dann die Weibchen mit den Eiern. die außen am Leibe kleben, zuweilen von einem Teiche oder Flusse zum anderen ziehen sehen. Vom Novem ber ab dür'en hier Kiebie weder gefangen, »och seilgeboten werde». Die Krebsvrelse waren sonst niedriger, aber die vor etlichen Jadren grassierende Krebspcst schnellte die Preise in die Höhe. Gute Krebse lieferten die Oder, Havel. Spree mit ihre» Nebenarmen, die Elster bei Ruhland:c. Tie zahlreich gewordenen Fabrik anlage» an Flüiien und Jlußrcgulierunacii haben den Bestand vermindert. Wir haben noch vor 50 Jahrs» hier im Pieicheiier Winkel nach Umwenben der Flnßsteiiie und im raschen Zugreiscn oft in kurzer Zeit ein Dutzend Krebse erhascht: jetzt ist es nicht mehr io leicht möglich. Mittelgroße Spcisekrebse sind 6 bis 8 Jahie alt, große oft 15 bis 20 Jahre. —* Der Allgemeine Hausbesitzerverein zu Dresden hielt gestern abend in Meinholds Sälen >cine ordentliche General versammlung unter zahlreicher Beteiligung der Mitglieder ab. Der Vorsitzende des Vcrwaltungsrates, Herr Seminaroberlchrer Stadtverordneter Tr. Netsch, eröffnete und leitete die Versamm lung. Den Geschäftsbericht über das abgclaufcne Halbjahr April bis September 1903 erstattete der Vorstand des Direktoriums, Herr Stadtrat Baumeister Hartwig. An Mitgliedern zählte der Verein Ende vorigen Jahres 4109, am 29. April d. I. 4236. am 1. Juli 4179 und heute 4256. Mit dieser Ziffer ist der Dresdner Hausbesitzerverein der zweitgrößte im Deutschen Zentralverband: nur Hamburg übertrisft ihn mit nahezu 6000 Mitgliedern. Das unter der langjährigen, bewährten Leitung des Herrn Stadtrats Bober stehende Bureau und die Kommissionen haben eine umfäng liche Wirksamkeit entfaltet, und auch das Hypothekcnbureau ist leb haft mit einer Menge von Abschlüssen in Anspruch genommen worden. Ten Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltungen des Vereins bildete der Allgemeine Deutsche Hausbesitzer-Verbands- tag in Dresden. Offiziell vertreten war der Verein auch bei dem Sächsischen Hausbentzer-Verbandstag und der Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege. Das Angebot von kleinen Wohnungen war auch in diesem Svmmerhalbjahre ein zahlreiches. Der „Wohnungsanzciaer" des Vereins hat sich aus das Beste bewährt. Der Bericht schloß mit einer Aufzahlung der in den Verwaltungsratssitzungen behandelten zahlreichen Gegen stände und der darauf gefaßten Beschlüsse. Erwähnt sei daraus u. a-, daß bis zum 27. Oktober d. I. über 56000 Mietverträge verkauft worden sind. Beschlossen wurde auch der Beitritt zun, Deutschen Feuerversicherungsjchutzverband, ebenso ist der Beitritt zur Glasversicherungsaesellschaft „Hammonia" unter besonderen Bedingungen in Aussicht genommen. Im kommenden Winter- Halbjahre sollen nach längerer Pause wieder belehrende Borträge abgehalten werden, ferner ist die Abhaltung eines größeren Veretnsvergnügens geplant. Redner knüpfte an seinen Bericht dic Hosfnung, daß sich die schlimme Lage, in der sich der Grundbesitz befinde, doch endlich wieder einmal zum Besseren ändern werde. Zur Remuneration der Vorstandsmitglieder wurden einstimmig 1300 Mk. bewilligt, nachdem ein Antrag aus Verdoppelung dieser Summe mit Rücksicht auf die sonstigen Kassenanforderungen ab- gclehnt worden war. Es folgte hieraus die Ergänzungswahl für den Vorstand und den Verwaltungsrat mittels Stimmzettel. In das Direktorium wurden wiedergewählt die Herren Stadtrot Bau meister Hartwig als Vorstand, Stadtrat Kaufmann Heinze als stellvertretender Vorstand und Stationsassistent a. D. Hause als Schriftführer. In den Verwaltungsrat wurden neu- bezw. wieder gewählt die Herren Apotheker Peters, Fleischcrmeister Ranft. Privatus R. Schulze, Privatus Wenig, Privatus Wiedner. Bild- Hauer Flockemann, Tapezierermeister Mehnert. Obersekretär Schubert. Während der Stimmenauszählung erfolgte die Er ledigung des Fraaekastens. An die sehr zahlreichen Anfragen knüpfte sich teilweise eine sehr lebhafte Aussprache. Tic Ver sammlung wurde gegen halb 12 Uhr geschlossen. —* Den gestrigen im oberen Saale der „Drei Raben" ab gehaltenen Vortragsabend der „Gesellschaft für Literat» r und Kunst" eröffnete an Stelle des durch Krankheit am Er scheinen behinderten ersten Vorsitzenden Herr Kaufmann Rud. Kroessc. Nach Begrüßung der in stattlicher Anzahl Erschienenen hielt Herr Direktor Kaden, artistischer Leiter der hiesigen Pädagogischen Musikschule, einen Vortrag über: „Russische Musil". Kunst und Wissenschaft. 7* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof- theater. Im Schauspiel!, ause wird Sonnabend, den 31 Oktober. „Wallen st eins Lager" und »Die Picco lomini". Donnerstag, den 12. November, (mit Adoli Sonnenthal a. G-> „Wallen st eins Tod" gegeben. Diele Vorstellungen finden statt in Erinnerung an die erste Dresd ner Ausführung deS „Wollenstem" vor 100 Jahren, am 31. Oktober 1303. Damals wurde von der Trilogie „WallensteinS Tod" mit dem 4. Akte der „Piccolomini", der das Werk eröffnete. aus- ge'übrt. Der erste Tdcaterzettel brachte folgende Ankündigung: „Heute Montags, den 31. Oktober 1803, wird aut dem Clmrküml. Theater von den Cbnrfnrstl. Sächßl. privilegirken Deutschen Schauspielern zum Elften Mal aiifgcfübrl: Wallenstein. Ein historisches Trauerspiel in 6 Aufzügen: von .Herrn Hosmlh Schiller." Den Wollenstem spielte Herr Opitz: die Thekla : Mad. Hartwig; den Oclnvio: Herr Christ: den Mar: Herr Schirmer; den Jllo: Herr Ochienheimer. Die Rolle deS Wallenstcin spielten außer Opitz in Dresden: Hellwig, Eßlair a. G.. v. Zahchaas, Wagen«, Rott a. G . Dittmarsch, Carl Devrient, Anichutz a. G-, Winzer, Tawison, Lehfeld a. G-, Porth. Die Eistaufführung von „WallensteinS Lager" (mit dem Untertitel „Ein militärisches Schamviel in 1 Akt" von Fr. Schiller, mit Gesang) sand in Dresden am 21. Juni 1807 statt. i* Ter Tresdner Lehrrrgesangveretn sab gelegentlich seines gestrigen BortragSaSend» eine so gioße Zahl seiner Verehrer »nd Veredierilinen um sich vkiiammclt, daß der große Gcwerbehaiisi'aal kaum die Menge der Erschienenen zu fassen vermochte. Der Ruf der Da,bieiu»gen des hockansehnlichen Vereins m eben so fest gegründet, daß olle» sich freudig zu ihm bstidrängt, wenn sich Gelegen heit bietet, seinen kunstbrschwingten Vortlägen zu lauschen. Um solch' letztere handelte es sich ausnahmslos auch am gestrige» Abend. Schumann und Schubert kamen zuerst zn Worte mit den beiden stimmunaSverwandten Chören: „Die Rvie stanv im Tau" und „Giab und Mond", die beide unter der hingebungsvollen Leitung deS Herrn Friedrich Brandes mit kaum zu über- treffendem Feingefühl für Stil und Stimmung wiedergegeben wurden, wenn auch feineren Obren einige kleine Intonation-' tckwankungen zu Beginn de« Schnmannschen RitornellS nicht ent gehen konnten. Neben zwei längst bewährten Cyornummern. HeyarS „Diebeltag" und Veits „Schön Rotraut", bot die Sänger schaft des weiteren noch zwei Ncudeiten: „Letzter Trost" von Her- man Zumpe und „Ein schön teutich reiterlied" von .Heinrich Rielich lUniversitätsmnsikdirektor in Prag). Der erstgenannte Chor, mit dessen Aufnahme ins Programm man offenbar das Gedächtnis des iüiigft verlchiedenen Münchner Gencrallmisikdirektors zu ehre» beabsichtigte, ist eine schwungvolle und trotz ihrer offensichtliche» Anlehnung an Webers „LützowS wilde verwegene Jagd" eine vor trefflich gearbeitete Vertonung des Körnerftden TerteS, die ihre Feuerprobe insosern glänzend bestand, als sie ciaeapo begehrt und gesungen wurde. Der gleichen Auszeichnung wäre auch die zweite Nenbeit des Abends, das bereits erwähnte „tenlsche reiterlied" von H. Rietich, würdig gewesen, da sie in überaus origineller und treffender Weise ihrem Vorwurie, ein musikalisches Konterfei sn neben von mittelalterlicher Waffenfrcudigkeit und gilt deutschem Reilersinn, gerecht wird. Mit tainem Beifall - und daS von Recht» wegen — wurden auch die beiden Vorträge des Vereins» Doppeln uartetts ausgenommen, das übrigens in einem ne» binzugetretenen 1. Tenor, Herrn Rcutel. eine bemerkenswerte solistitche Kraft gewonnen hat. Der stiniiiischöne und geschmackvolle Vortrag des Tenorsolos in dem liebensivürdigen Dreaertsche» Quartett: „Wenn sich zwei Herzen scheiden" zeigte diese erfreuliche Bereicherung des Stimmenbcstandes in Hellem Lichte. Ilm dem vorwiegend vokalen Programm auch den Reiz einer instrumentalen Mitwirkung zu verleiben, war Herr Kammeriimsikirs A. Stenz für das Konzert gewonnen ivorden. der mit allen Vorzügen eines ganzen Künstlers eine Reibe von Eellovorträgen — ». a. auch ein sehr ansprechendes Anoantc eigener Konivosition — zu Gehör brachte und ganz besonders durch den scclenvollen Ausdruck seiner Cantilene die Herzen und Obren der Hörer zu sreudigrr Anteil nahme hinrtß. Herr Friedrich Brandes begleirete den Cellisten ans einem tonschönen Liiidner-Flügel mit Geschmack und Verständ nis. -tlt- Berliner Leben. L. Berlin, 28. Oktober. Im Moabiter Gerichtspolast, der trotz seiner Jugend dem Schicksal unserer meisten öffentlichen Gebäude Versalien ist. und demnächst gründlich erweitert Iverden muß. spielt sich augenblicklich ein richtiger Kriminalroman ab. Der selige Temme hätte ilm sofort aus dem Handgelenk niedergeschricven. wenn er noch lebte, und einen Bombenerfolg damit erzielt. Ein leibhaftiges polnische-' Grascnpaar aus dem uralten Hause der Kwilecki adelt die prosaische Anklagebank. Neben ihm sitzen eine Hebamme und zwei bejahrte Dienerinnen. Die Anklage lautet auf Kindesunterfchiebuno Meineid und Verleitung dazu. Ter Roman könnte „Der Komm um das Majorat" betitelt werden. D-r einzige Soun des gräf lichen Paares war :n jungen Jahren gestorben. Nur Töchter waren am Leben geblieben. Die Majoratshcrrschaft mit einem fürstlichen Jahreseinkommen drohte einer Seitenlinie der Kwilecki» zuzufallen. Da beschloß, so behauvtet wenigstens die Anklage, oie damals bereits 5ljährige Gräfin das Glück ihrer engeren Familie zu „korrigieren" Sie reiste ihrem Gemahl, von dein sie sonst getrennt lebte, nach Montreux nach, verbrachte dort einige verspätete Honigmonde oder doch Wochen mit ihm, und erfreute dann, als die Zeit gekommen war, die erstaunte Welt mit einem kräftigen, jungen Knaben. Dieter soll eigens zu diesem Zwei! in Krakau gegen bar erstanden »nd dann lorgfältig nach Berlin überführt worben sein. Die verschiedensten Umstände rechtfertiaen den Verdacht, daß cs sich tatsächlich so verhält, wie die Änklagc- bchördc behauptet, insbesondere die Tatsache, daß die Gräfin eifrig und erfolgreich bemüht gewesen ist, jeden ärztlichen Sach verständigen in der kritischen Zeit von sich fern zu Hallen, während sic doch bei ihrem vorgeschrittenen Alter und der ganz besonderen Wichtigkeit der angeblichen Geburt eines Leibes- iliio Fideikomiiuß- Erben alle Veranlassung gehabt hätte, sich mit recht vielen un verdächtigen Kronzeugen zu umgeben. Die sensationelle Verhand lung. die sich lange Hinziel,cn dürfte, wird wohl noch manche Uebcrraschting bringen. Sie hat bisher schon verschiedene inter essante Enthüllungen gebracht, die namentlich das bestätigen, was wir als „polniiche Wirtschaft" anzuseben gewöhnt sind. ES ist unglaublich, wie leichtsinnig das gräfliche Paar trotz ständig wachsender Schulden, die den Gerichtsvollzieher bei ihnen zu einem förmlichen Hausgenossen gemacht haben, in den Tag bineingelebt hat. Wenn die Gräfin einmal 20000 Mk. in die Hände bekam, so erklärte ein Zeuge, dann letzte sie sich auf, reiste nach Paris und kehrte in wenigen Wochen mit völlig geleerten Taschen zurück. Ter Gras soll zwar wcnM^LLrschwendc' hzche'