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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.02.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300219014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930021901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930021901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-02
- Tag 1930-02-19
-
Monat
1930-02
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.02.1930
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Nr.« S-N-< >vr«v»er Nachricht« M ^ MMwoch. IS. Aebru« ISA» Sk Wirkung drr Variier «rtie na» außen in üannooer keine Klärung herbetgesührt wurde, batte sächsische BolkSbildungsministertum kürzlich Rektor und Senat der Dresdner Technischen Hochschule aus» gefordert, die Dresdner Studentenichast zu veranlassen, nun- mehr endgültiaStellung zu nehmen, vb sie weiter- hin Mitglied der Deutschen Studentenschaft bleiben oder die staatliche Anerkennung behalten wolle. Der Vorstand und die Kammer der Dresdner Stu dentenschaft hatten die Entscheidung an eine Urab st im- m u u a abgegeben, obgleich eine Tatzungsänderung wie die vom Volksbildungsministertum verlangte eigentlich durch Beschluß der Kammer und der Allgemeinen Studenten- Versammlung zu erfolgen hat. Von privater Leite wird uns hierzu mitgetetlt: Mit dem vorliegenden Ergebnis der Urabstimmung ist der Austritt aus der Deutschen Studentenschast noch nicht rechtskräftig geworden, da eine Urabstimmung in der Verfassung der Dresdner Studentenschaft nicht vorgesehen ist un- der Be- schluß infolgedessen von der nächsten allgemeine» Studenten- Versammlung mit Zweidrittelmehrheit bestätigt werden muß. Es ist damit zu rechnen, daß sich aus der Studentenversammlung der Gedanke des groköcutsche» Zusammenschlusses durchsetzen wird, da die Studenten schaft vor der Urabstimmung nicht g n ii g e n d unter richtet war und ihr vor allem die Stellungnahme des Vorstandes der Deutschen Ltuöenlenschaft nur unvoll ständig wiedergegeben wurde. Tribute nur aus Ucbrrschüssen! Führer -er Wirtschaft yeoen die Aussteuerung Berlin. 18. Februar. Mehr als 288 der führenden Per sönlichkeiten der Finanz- und WirtschaflSpolitik veröffent lichen zu der wirtschafts- und finanzpolitischen Lage Deutsch lands eine Erklärung, in der eS als unerläßlich bezeichnet wird, die Finanz- und Wirtschaftspolitik grund- legend zu ändern. Sie müsse einheitlich und folgerichtig ras die endgültige Ordnung der öffentlichen Finanzen rrnd aus die Steigerung der Produktivität der deutschen Ge- samtwirljchast eingestellt werden. Die durch die äußeren Ver pflichtungen verschärfte Verantwortung des Reiches für die Finanzgebarung auch in Ländern und Gemeinden erfordere, daß die Ordnung der öffentlichen Haushalte als eine einheit liche Aufgabe von Reich, Ländern und Gemeinden beirachtet und unter Führung des Reiches durchgesührt werde. An die Durchführung des Reuen Planes könne aber auch nicht gegangen werden, wenn nicht die Erkenntnis verwirklicht werde, daß die Verpflichtungen nnr anS einer Neberschüsse erzeugenden Volkswirtschaft aufgebracht werden können. Di« gegenwärtig« Finanzpolitik, die die notwendigen Ueber- schüsse in wertestem Umfange wegstenere, sei hiermit wirtschaftlich und politisch unvereinbar. Die Steuern müssen insbesondere an den Stellen gesenkt werden, wo diese Senkung am wirksamsten dem Kavitalschwund und der Äapttal- slucht entgegenwirkt. In der Förderung der gewerblichen und landwirtschaftlichen Produktion und in der Verbreiterung und Hebung des Wohlstandes in den nx-itesten Schichten unseres Volkes sehen die Unterzeichner der Erklärung eine Vorbedingung für den nationalen und kulturellen Ausstieg. Zn den Unterzeichnern deS Ausrufes gehören »eben zahlreichen anderen bekannten Männern und Fronen deS öffentlichen Lebens Oberbürgermeister Dr. Adenauer. Professor Anschütz. Professor v. Vatoeki, Dr. v. Borüg, Dr. Eckener, Frvweln, Professor v. Harnack, Dr. Heim, Gras von Kalchreuth. Graf Kanitz, Kastl, Dr. Krumbhaar, Dr. Hans Luther, Dr. Melchior. Professor Planck, Dr. PönSgen, Dr. Ravens, General Reinhardt, Dr. Nüchlina. Dr Schacht, Pro fessor Sering, Dr. Silverberg. Dr. Solmßen, Professor Som- bart, Dr. Lpringorum, Professor Triebet, Franz Urbig, Frei herr ». Dangenheim-Klein-Spicgel und Hans Freiherr von Wangen heim. Schiedsspruch im Wauffeurskreik Nerlia, Iß. Februar. Im Kamps im Berliner Droschken- gewcrhe wurde ein Schiedsspruch gefällt, der nach einer vor her abgeschlossenen Vereinbarung für beide Parteien bindend ist. Die Kraftdroschkenfiihrer erhalten 88bs N der Brutto einnahme, mindestens jedoch pro Schicht 4„58 M.. außerdem pro Schicht 1^!5 M., wenn ans den gefahrenen Kilometer eine Einnahme von 28 Pf. entfällt. Der Rahmenvertrag ist hin sichtlich der Kündigung und der UrlaubSbcsttmmungen ver bessert. Eine Dreyerstraße in Montevideo. Wie aus Montevideo gemeldet wird, hat die Stadtverwaltung beschlossen, eine neue Straße zu Ehren des mit dem deutschen Dampscr „Nkonte Cervantes" untergcgangene» Kapitäns Thevdvr- Trener-Straße zu benennen. ltmmtMrte Salto« ms der Serkeasrmiz Vrnkldnrlvl,- »««>, ?»-!«« »orrnnpoockn»»«» Paris, 18. Februar. Nach einem Tage steht dt« Minister krije noch ungesähr aus demselben Punkte. Aubenpolititch wirkte sich die Krise dahin aus. daß der in London anivesende Martnemtntster beute vor Macdonald erklärt hat, daß die französische Delegation und ebenso auch die sranzöNschen Sach- verständtgcn vorläuslg ihre Mitarbeit an den Arbeiten der Konferenz einstcllen müssen. Macdonald hat daraus dann die offizielle Konserenztätigkeit ebensall» vvrlausig abbrechen müssen. Wa» fortdaucrt. stu» »ersSuliche Besprechungen, und man hört, daß die Engländer und auch die Amerikaner jetzt einer der für entschiedene Herabsetzung ihrer Sccrüftung von den Franzosen verlangten Garantien, nämlich dem Ab schluß eines Mittelmeerpartes, nicht mehr grundfätzltch ab- geneigt seien. Der Führer der französischen Delegation bei der Zo l l f r i e d e n S k o n s e r e n z in Gens, der Handels minister Flandtn. hat ebenso wie der ihn begleitende Unterstaatssekretär im LandwirtschaftSministertum Gens vcr- lgssen und ist auf Wunsch BriandS nach Paris zurückgekehrt Niemand widerspricht hier, wenn der „TcmpS" ausdrücklich erklärt, wenn in London irgend jemand darauf gerechnet hat. daß eine Ministerkrise in Paris imstande sei. die Stellung Frankreichs aus der Seeabrüstungskonferenz zu verändern, so wird er sich gründlich täuschen. Die französische Anken- Politik im allgemeinen und die Martnepolitik im besonderen werden genau so bleiben, wie sie sich bisher aus dcr Haager uird aus der Londoner Konferenz entwickelt haben. » Der französische Finanzminister Chöron ist kein Pvinears Was sich der Retter Frankreich- aus Kriegs- und JnslattonS- »öten leisten konnte, gelingt dem biederen, trenbclorgten Haus vater Chsron noch lange nicht. Polncarö» nationales Ansehen war in Frankreich ein unantastbarer politischer Faktor. Er brauchte nur die Vertrauensfrage stellen und konnte damit selbst das widerwilligste Parlament zur Annahme seiner Forderungen zwingen. Denn Poincars zu stürzen, das wagte in Frankreich niemand. Mit Hilfe der Vertrauensfrage herrschte Poincare unumschränkt über Parlament und Land, in Wirklichkeit kein parlamentarischer Ministerpräsident, son- dern ein geheimer Diktator. Erst schwere Krankheit nahm ihm die Macht anS der Hand. Der neue Finanzminister Ehörvn wollte in den Fußstapsen des großen Meisters wandeln Auch er glaubte alle finanziellen Wünsche der Kammer mit Hilfe des Instruments der Vertrauensfrage ablehnen zu können. Aber er besaß weder die Autorität noch die Groß zügigkeit PoiiicarsS. So ist das Kabinett Tardieu nickt über den großen politischen Fragen der RüstungS. oder der Tribut- politik gestürzt, sondern über verhältnismäßig belanglosen Etatswünschen dcr Parteien. Als Tardieu nach dem Sturz des Kabinetts Driand zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, hatte er in seiner Re gierungserklärung mit Stolz erklärt, Frankreich sei das reichste und blühendste Land des Kontinents. Die Wirtschaft sei in einem starken Ausstiege begriffen, Arbeitslosigkeit ein un bekannter Begriff und der Unternehmungsgeist durch den niederen ZtnSsutz außerordentlich angeregt. Er hatte ver- sprachen, die Negierung werde alles tun, um diese Wirtschaft- licke Blüte des Landes zu fördern. In erster Linie kündigte er einen erheblichen Abbau der Steuern und einen stärkeren Ausbau deS Verkehrsnetze- an. Natürlich waren diese lockenden Versprechungen Musik in den Ohren der Nation, und eS schien, zumal nach dem AuSgang der 2. Haager Konferenz, als ob der jugendsrische Tardieu nickt mehr weit von der autort- lativcn Stellung eines Poincarö entfernt sei. Die gllnstigen Tributverhandlungen garantierten dem Lande eine Summe, mit der es nicht nur seine Schulde» bezahlen konnte, sondern überdies jährlich noch einen U eberschuß von 3)4 Milliarden Franken er zielte. ES ist deshalb nicht weiter verwunderlich, daß sich das Parlament der Versprechungen TardteuS hinsichtlich der Steuersenkung erinnerte un- bei den Budgctberatungen for derte. es solle damit ernst gemacht werden. Darüber hinaus verlangten die Parteien eine Erhöhung der Pension s- bezöge der ehemaligen Frontkämpfer und Ge haltserhöhungen fürdieBeamten. SS ging näm- lich Frankreich wie vielen Ländern mit stürmischer Aufwärts entwicklung der Wirtschaft: die Lebenshaltungskosten, die weit unter dem Niveau dcr übrigen Industrieländer lagen, kletterten langsam aber stetig in die Höhe. Das war natürlich eine Erscheinung, die nach der endgültigen Stabilisierung des Frankens über kurz oder lang zu erwarten ! war. ES ist seinerzeit dem großen finanzpolitischen Geschick eines PoinearSS »n danken gewesen, daß diese «ngletchung der Preis« an da» allgemeine WeltprelSnIveau sich so anßerordent- lich schonend vollzog, »der der Franzose, dessen typische Eigen- schaft die Sparsamkeit tlt, wird von dieser an sich natürlichen Erscheinung stärker berührt als irgendeine ander« Nation. Unter dem Kabinett Tardteu beschleunigte sich dies, Sn- gletchung an da« WeltprelSntveau. So war angesichts der optimistischen Versprechungen de» Ministerpräsidenten dt« Enttäuschung groß, al» der Ftnanzmtnister Chöron in über- großer Vorsicht weder von Steuersenkung noch von Erhöh«»- gen der Pensionen etwas misten wollte. Alle Forderungeo der Kammer lehnte er mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit der B a l a n c t e r u n g des Etat» ab. Da die Kriegsteilnehmer in Frankreich eine politisch einflußreiche Gruppe barstellen, mit der eS keine Partei gerne verderben würde, blieb Chsrvv mit seinen Sparförderungen in der Minderheit. Diele Nieder lagen hätten nun keineswegs zu einem Sturz de» Kabinett- geführt, wenn nicht Chsron geglaubt hätte, in einer Verhältnis- mäßig belanglosen Krage nach dem Vorbtlde PoincarsS mü Hilfe der Vertrauensfrage das Parlament zur Nachgtebtgkeit bewegen zu können. Die Kammer wünschte nämlich, daß eine Ehefrau, die im Geschäft ihres Mannes arbeite, von dem zu ver. steuernden Gewinne ein entspreck-endcS Gehalt für sich in Ab zug bringen dürfe. Chsron lehnte wie stets ab. mit der Be hauptung. diese Forderung würde das Gleichgewicht des HauS- Haltes zerstören. Die Opposition widerlegte Shöron mit dem Nachweis, daß seine Sparpolitik bis jetzt bereit» »ur Anfamm- lung eine» Staatsschatzes von t8 Milliarden geführt habe. So entstand in kurzer Zeit, nachdem man bereits alle dunklen Wolken hoffte zerstreut zu haben, aus einem geringen Anlaß der Sturz des Kabinetts Tardieu. Was wird nun werden? Die Schwierigkeiten einer Rc> glerungSblldung ln Frankreich liegen bekanntlich darin, baß sich Rechte und L i n k e im Parlament so ziemlich dieWaagc halten. Jede Regierung, sie sei zusammengesetzt wie sic wolle, wird immer nur über eine schwache Mehrheit verfügen und voo Zusäliigkcitcn abhängen. Da aber in Frankreich die Linke zu uneinig ist. um sich zu einem Block gegen Rechts zu- sammcnzuschließcn, und eine verhandlungsiähige Regierung im Hinblick auf die Seekonserenz von ganz Frankreich als not. wendig erkannt wird, ist e- wohl sehr wahrscheinlich daß man den Sturz des Kabinetts lediglich als Chöron-Krtse betrachtet. nicht aber als T a r d t e u - K r tse. So ist es nicht ausgeschlossen, daß das Kabinett Tardieu in kurzer Zeit sogar verstärkt wiederersteht ja es liegt nicht außerhalb des Bereiches deS möglichen, daß P o t n c a r s. der soeben gekräMgt und, wie seine letzten poU- tischen Verlautbarungen erkennen lassen, keineswegs miisc nach Paris zurückgekchrt ist, abermals die Geschicke des Landes übernimmt. Wie auch die Kabinettskrise auSgehen mag. eine Aenderung deS außenpolitischen Kurses Frankreichs, dcr soeben aus der so genannten Londoner Abrüstungskonferenz zu der phantastischen Forderung der faktischen Verdoppelung seiner Seestreitkräsie und zu der Anzweiflung deS Werte- aller internationalen LicherhcitScibkommen, wie de» Kelloag» und Locarnopaktes ge führt hat, ist nickt zu erwarten. Die französische Kabinetts- krise ist eine rein innerpolitische Angelegenheit. Sie NilgzeiiWerke von Meudon abgebrmmi Paris, 8. Febr. Gestern abend brach in den Flugzeug, werken von Meudon iSelne-et-Oises ein Brand aus. der sich sehr schnell ausbreitete. Die Flugzeugsabrik von Meudon mü ihren sämtlichen Werkstätten wurde ein Raub der Flammen. Mehrere in der Nähe liegende Wohnhäuser sind durch den Brand mehr oder weniger beschädigt worden. Die Brand ursache konnte noch nicht festgcstellt werden. Hotel vellevue DUeelleö, » Vtrvr Dsskoriisnt Sonntmgsr Dpnrts« Ulttvockis u. Soavadencksr Ssssllscirsfts-/^dsnci Dannrueniaeenatar«« »)0i-It>i DUgllcR» e>«i-Ve»»»r l^llotrsok - ^orßo -Xilnstlentrlo Ein englisches Machwerk über Wagner Als vor einigen Monaten zwei amerikanische Schrift steller. Philip Dutlon Hurn und Waoerlen Levis Root, mit der Ankünbigumg eines neue» Werkes über Richard Wagner heroottraten, in dem die Dokumente dcr bekannte» Burrel l- Sammlung zum ersten Male aiisgenuyt werden sollten, da machte man sich auf überraschende Enthüllungen gefaßt. Run ist das Werk unter dem Titel „Die Wahrheit über Wagner" erschienen und erweist sich durch die mangelhaften Kenntnisse der Verfasser und die einseitige Beleuchiung dcr mitgeteilten neuen Zeugnisse als eine recht zweifelhafte Be reicherung der Wagnerliteratnr. Gewiß wirb Wagners eigene Darstellung seines Lebens noch manche Richtigstellunge» durch neue Dokumente erfahren, aber bevor nicht diese Zeugnisse aus den Burrellpapieren in einwandsrcter Form veröffent licht sind, wird man über ihren Wert kein abschließendes Urteil fällen dürfen. Daß der Meister seine Ehegeschichte mit seiner ersten Frau M nna Planer in sehr subjektivem Lichte iah, wird sich gewiß nicht leugnen lassen: so war seine Heirat mit Minna sicherlich keine ritterliche Handlung, wie sie in „Mein Lebeir" erscheint, sondern die Tat einer ziemlich un überlegten Leidenschaft, und für die Frau mar es keine leichte Ausgabe, mit dem genialen jungen Künstler durchs Leben zu gehen. Trotz mancher Schritte vom Wege ist sie ihm eine hin gehende und aufopfernde Frau gewesen, ober sie nun zur „idealen Gattin" stempeln zu wollen und alles Licht aus sie, allen Schatten auf Cosima zu lenken, ist ein von vornherein hoffnungsloses Beginnen, das die beiden Verfasser mit mehr Eifer als Kenntnissen durchzuführen versuchen. Recht be zeichnend ist dafür ikre Behauptung, Wagner habe alle seine großen Werke unter dem Einfluß Minnas geschossen und keins unter dem Eossmas. In den 25 Jahren, die er mit Minna verbrachte, so führen sic aus, „entwarf" Wagner elf Opern, schrieb den Text für neun und die Musik für sieben: während der sechs Jahre des „teilwe ien" Eiuslusses von Co- sima wurden keine neuen Opern entworfen, keine Dichtungen verfaßt: eine ans der Minnazeit unvollendet gelassene Oper wurde vollendet und der Teil einer anderen ansgearbeltet. Während der 13 Jahre des EkelebenS mit Cosima wurde kein neuer Schöpsungsgcdanke gefaßt und nur ein Mvsikdräma vollendet, ein anderes geschaffen. Dem steht nicht nur die Tatsache entgegen, daß Wagner, als er seine Beziehungen zu Cosima begann, bereits ein reifer Meister war, der die Höhe seiner schöpferischen Originalität überschritten, sondern auch sein immer wiederholtes Geständnis, daß die Tochter Liszts ihm erst die Vollendung seines Lebenswcrkcs ermöglichte. Wäre Wagner 1884 gestorben, als Cosiinas Einfluß ein setzte, er war damals 51 Jahre alt. dann hätten „Siegfried". „Götterdämmerung", „Meistersinger" und „Parsisal" nie das Licht erblickt. Zu behaupten, daß Wagner in den 25 Jahren seiner Ehe mit Minna alle drei Jahre eine Oper geschaffen habe, ist auch nicht richtig, denn in dieser Zeit sind nur sieben Werke entstanden. Ueberhaupt wimmelt die Darstellung von Fehlern, wie der beste englische Wagnerkenner E r n e st R e io m a n, dem wir das ausgezeichnete Buch „Wagner als Mensch und Künstler" verdanken, in einer Besprechung dcr „Snndan Times" ausführt. Er wirft den beiden Verfassern vor, daß sie in dcr Wagnerliteratur nicht bewandert und völlig ungeeignet sind, Uber so zarte und schwierige Fragen des persönlichen Erlebens zu urteilen. Wenn sie uns immer ivicdcr erzählen, daß Minna, als sie starb, „verarmt und von Wagner verlassen" war, so stimmt das nicht, weder die „Ver täuung" tm groben Sinne des Wortes, noch die Verarmung. Das unglückliche Paar war zu der beiderseitigen Erkenntnis gekommen, daß ein gemeinsames Leben unmöglich sei: so zog sich also Minna zu ihren alten Dresdner Freunden zurück und lebte hier tn äußerlich durchaus behaglichen Verhältnissen. ES ist bezeichnend für die Nachlässigkeit der beiden Verfasser, daß sie an einer Stelle von der „Verarmung" Minnas sprechen und an anderer Stelle selbst ihre öffentliche empörte Wider legung dieser „verächtlichen Lllge" Mitteilen. AnS den „Er innerungen" des Bildhauers Kietz, die Hurn und Root nicht bekannt sind, geht hervor, daß Minna tn einer sehr stattlichen Wohnung lebte, und daß sie selbst immer wieder erklärte, ihr Gatte würde alles tun, bevor er sie tn Not lassen würde. Daß die musikalischen Kenntnisse der beiden Amerikaner aus schwachen Füßen stehen, zeigt Newman ebenfalls an einigen Beispielen, ebenso ihre gewissenlose Art, mit der sie z. B. be haupten, Wagner habe 1881, als er bet WilleS am Züricher See Zuflucht fand, ein Verhältnis mit der Herrin des HaiiseS begonnen. Die würdige Dame war damals bereits 88 Jahre. Ebenso wird uns erzählt, daß „lange bevor Wagner berühmt war. von Blllow die Bedeutung seiner Musik erkannte, und daß Wagner ihm zum Teil das Bekanntwerden seiner Merke verdankte, das zur Berufung an den Hof des Tollen Königs führte". Wagner war natürlich, als Bülow mit 20 Jahren den .Lohenarin" hörte, und daraufhin sich der Musik und der Nachfolge Wagners widmete, bereits dcr am meisten um strittene Musiker Deutschlands, und wenn Bülow den Wert des Meisters, lange bevor Wagner berühmt war. erkannt haben sollte, bann hätte er die- bereits mit etwa zehn Jahren vor dem „Rieuzt" tm» «affe». Wenn sie «etter ». v. be haupten, „baß kein Grund für die Annahme besteht, daß Wagner Eosima liebte", so widerspricht dem alles, was wir wissen. Nach solchen Proben wird man auch den neuen An gaben tn diesem englischen Buch über Wagner vorläufig mit Mißtrauen gegenüberstehen und weiter auf die wirklichen Ucberraschungen warten müssen, die die Veröffentlichung der Burrell-Dokumente bringen soll. «- Siegfried Wagner, dcr soeben zu einem erfolg reichen Dtrtgenten-Gastsptel tn England mar, ist vor seiner Abreise über das neue Wagnerbuch befragt worden. Der Sohn des Banrcuther Meisters mar über die Veröffentlichung recht ungehalten. Nach seiner Ansicht haben die Verfasser des erwähnten Buches nur geringe Teile der Burellschen Kollektion etngesehen, haben vielmehr ihre sensationell zu- gestutztcn Enthüllungen aus älteres, unzuverlässiges Material aufgebaut. Der Besucher aus Bayreuth, dessen Frau übrigens selbst eine geborene Engländerin ist, weist auch die Gerüchte, daß seine »2jährige Mutter, Fra» Cosima, erblindet sei, ent schieden zurück. Sie könne zwar nicht mehr lesen, ihr Augen licht sei aber noch erhalten. Alles Wissenswerte wird ihr täg lich vorgelesen, und sie nimmt immer noch regen Anteil au allen Tagesereignissen. rn. Kunst un- Wissenschaft 1 Dresdner Theater-Spielplan für heute: Opernhaus: „Die Fledermaus" l)48s. Schauspielhaus: „Katharina Knie" -s)48». A l b e r t t h e a t e r: „Dcr Erbsörster" lM. Nestdenztheater- „Die Herzogin von Chikaqo" <8s. D i e K o m ö d i e: „Der Kaiser von Amerika" s)4gj. Central theater: „Das Land des Lächelns" (8». 1 Dt« Samöbie. Des große» Erfolge» wegen wird „Der Kaiser von Amerika*, eine politische Komödie von Vernarb Show, mit FobanneS Steiner t» »er Hauptrolle bi« etnschließlth Donnerstag, »en 37. Februar. gegeben Die Premiere von „»losende Reporter" ist deSbolb aut Freitag den 38 Februar, verschoben. — Sonntag, »en 211. Februar, vorm Uhr ver,nitaltet der Kapellmeister Ntllp Savoelt mit einem neugegriindetcn Orchester: „Bereinigung Dresdner Ktnomuflker" «tu« einmalige Matinee tn den Räumen der Komödie. 7 Veranstaltungen. Heute um >L8 Ithr: im Palmengarten Klanter- abend Diener-» Schönberg: tn der Kaulmannichast Literarischer Ver ein «Vortragsabend Dresdner MontagSgeiellschast't. Um 8 Uhr tm GewerbehauS VoUSbiiSnenkonzert. s «onzertnachrichten. Edwin Fischer gibt nächsten Montag de« st«. ^«bruar, 7A Uhr. t« Palmengarle» «ine» Klapterabenb. —
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