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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260608013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926060801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926060801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-08
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.06.1926
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vr«d«er Rochrich»-« viensiog. Juvl INS irr. rm SeNe 1« „Der Senf." Sine der vollständigste» Markensammlungen der Welt. Bon 2 eo Laaia. Eigentlich Hab« ich den .Sens' in ketaer guten «rinnernug. Man denkt nicht gern a» SmübeitSerlebnissr zurück, in denen man eine klägliche, daS jugendliche Selbstbewnßtsein verlebend« Nolle gespielt hat und die gerade deshalb so seit und nachhaltig tm Gedächtnis haften bleiben. Wir waren fünfzig Schüler in der ersten Gymnastalklasse. Von dielen waren <8 begeisterte Markensammler. Einer war Spezialist ln Münzen, und einer hatte ein Herbarium. Die anderen aber, die da in einen, Heine» Knmpf lagen, ans ewiger Lauer nach einer Briefmarke, zerfielen ln drei große Gruppen. Da waren die leidenschaftliche» Gammler, die alle Taschen voll Marken hatten, alle Paplerk5rl»e durchstbberten nnd zu Haufe ln groben Schachteln ihre Schätze aufgestapelt hatten, i» denen sie wie ein Krösus wühlten. Eine andere Gruppe bildeten die raffinierten Sammler. Die waren stets aus der Suche nach einer ganz bestimmte» Marke, hatten nur ein mitleidiges Lächeln für unsere kindliche Begeisterung und rieben nnS immer wieder unter die Nase, daß mir lauter wertloses Zeug aufspeicherteu. lind dann war mein Vetter Mar- Der erschien in der Schule mir mehreren kleinen Heften, tn denen er die .Dvubletteu" sammelte, Marken, von denen er mehrere Stücke besäst und die er gegen andere eintauschte. Er hatte auch ein Schaudeck Album, ein dickes Buch mit anSivechsel- baren Blattern, nicht solch armseliges Heftchen wie wir anderen: er erzählte von .Wasserzeichen" und .Fälschungen", trug immer ein BergrösterungSqlaS bei sich, nnd — er besäst einen .Genf". Er war ein Fachmann, eine Autorität. « Dieser .Senf", der Briesmarken-Katalog, hatte eS uns allen angetan. Vetter Max hütete ibn wie einen kostbaren Schatz, nie gab er ihn aus der Hand, aber in der groben Pause erteilte er Audienz, begutachtete höchst kritisch unsere Neu erwerbungen und stellte in ein paar Sekunden fest, wieviel Pfennig diese werk sei und zu welchem .Satz" scne gehöre. Seine Entscheidungen waren endgülcig und inappellabel und — vernichtend. Wie oft kam ich triumphierend zur Schule, über- zeugt, daß ed mir nun endlich gelungen sei, in einer alten Käste auf dem Boden die .MauritinS" zu entdecken oder zu mindest eine .Kirchenstaat", die mich mit einem Schlage zu einem Nabvb machen würde. Da guckre Vetter Max in den .Senf", und mit meinem Triumph mar es zu Ende. Kein Wunder, dast ich nicht gut auf das graue Büchlein zu sprechen war. ÄuS diesem schmalen grauen Buch ist mittlerweile ein dickes, zweibändiges Werk geworden. Und der eine Band: .Europa", allein cst umsangreicher als der ganze .Senf" vor fünfzehn Jahren. Krieg und Nachkriegszeit, die ganzen poli tischen und wirtschaftlichen Umwälzungen, die nur in den letzten Jahren miterlebten, haben diesem Katalog ihre Spuren anfgedrückt, so dast man ihn wie ein spannendes Geschickts- werk lesen kann. Und ein Besuch im .Tens"-Verlag, in diesem EckhauS tu der JohanniSgaff« in Leipzig, daö in drei Etagen den größten nnd ältesten philatelisttscheii Verlag Europas be herbergt, enthüllt einem interessantere Dinge, als so manches Museum. Schon 1870 erschien hier das .Briesmarken-Journal", eine Fachzeitschrift, die den Sammler alle vierzehn Tage von den Neuerscheinungen und anderen wissenswerten Ereignissen aus dem Gebiet« der Philatelie berichtete. Aus diesem Journal wird der Briesmarken-Katalog zusammengestellt. Auf eigenen Briesmarkenbörsen werden die Preise dieser farbig bedruckten Papierchen festgestellt, und ihr Marktpreis bildet die Grund- lag« für di« Angaben im Katalog. DaS ist keine leichte Arbeit, nnd eine eigene Redaktion, die eine ganze Etage beansprucht, ist mit der Rcdigicrung des Journals und des Katalogs be schäftigt. DaS untere Stockwerk beherbergt das HauSmuscum. I» Panzerkaffen liegen hier, nach Ländern geordnet, die Kasteiten mit den vielen Tafeln, auf die die einzelnen Marken geklebt find. ES ist eine der vollständigsten Markensammlungen, die es gegenwärtig gibt, wenn auch einzelne besonders wertvolle Stücke, wie zum Beispiel der.Mauritius", fehlen. ES sind daS 1-Penny- und 2-Pence-Marken, die 1847 gedruckt wurden und durch ein Versehen des Künstlers, der den Kupferstich her- stellte, den Vermerk „Port okliee" iPvstanstalti statt .Port penst" lPost bezahlt! erhielten. Der Fehldruck wurde bald ein- gezogen, nnd heute sind nur noch wenige Stücke bekannt. Das ReichSpost-Museum in Berlin besitzt ein Exemplar, besten Wert — obwohl eS beschädigt ist — mit 50 MO Mark be ssert wird. In der Sammlung Senf gibt cs nur ganz tadellose Stücke. Au eisernen Mappen finden wir den sogenannten .eisernen Vorrat". Hier werden von feder Art mehrere Exemplare ge- druckt und unbedruckt aufbewahrt, doch dürfen sie keinerlei Fehler, dünn« Stellen oder dergleichen enthalten, keine Zacke, kein Zahn darf fehlen. Da sitzen mehrere Mädchen über dem Vergrößerungsglas, baden und reinigen die Marken mit Benzin, untersuchen sie auf ihre Fehlerfreihcit, nnd erst, wenn die Prüfung zufriedenstellend ausgefallen ist. ivtrd die Marke tu den Bestaub ausgenommen. * Dt« SammlertStsgkett hat durch den Krieg keine Einbuße erfahren. Zwar kommen breite Schichten des Mittelstandes, die früher über entsprechende Mittel verfügten, nicht mehr als Käufer tn Betracht, aber die Sammlergemeindc ist dadurch nicht viel kleiner geworden. Am Balkan, in den romanischen und vor allem tn den angelsächsischen Ländern wird dieser Sport eifrig betrieben. Der Zug der Zeit zeigt sich darin, daß auch die Marke heute mehr zum Spckulationöobfekt wird, die Sammler aus Passion sterben aus, ihre Sammlungen kommen auf Auktionen, gehen von Hand zn Hand. Und der Fortschritt der Technik sorgt dafür, daß auch die Fälscher ihr Gewerbe immer großzügiger und raffinierter auSüben können. Die Philatelie wird zur Wissenschaft, in deren Geheimnisse etn- zndringen, viel Zeit und Mühe erfordert. Und die politischen Umwälzungen tn allen Zeiten der Welt gaben und geben noch immer dem Senf manche harte Nuß zu knacken. Erst vor kurzem gelang eS, mit Sowjctrnßland tn Verbindung zu treten, wo auch der Markenhandel Staatsmvnopvl ist. Eine eigene ^Kommission für philatelistische Angelegenheiten" ist dort damit beauftragt. Nnd dann die KrtegSmarken an« den Kolonien, mit Ueberdrnck, und Finme, nnd Nothtlfemarken anS Deutschland, nnd die Randstaaten — die Jugend von heute hat eS wirklich nicht leicht, nicht einmal beim Markensammeln. Vermischtes. Kochwasser in Bayern. Da< Hochwasser der oberen Dona« erreichte Sonntagoormtttag tn Dtllingen einen Pegelstand von 340 Zentimeter. Damit ist der Scheitel des Hochwassers vom Juli- Auguft 1VL4-nm l4 Zentimeter üderfchritten. Da die beider- fettigen Donauzuflüsse unterhalb der Lechmünduna der Donau keine besonder- großen Wassermengen znfübren. wird sich der Donaulauf abwärts wesentlich oerslachen. Heute früh wurde» auch au« dem Oberlause der Isar und ans dem Tegernsecr Gebiet wieder kräftige Niederschläge gemeldet. Mord an zwei Kindern. Am Sonnabendabend wurde bet der Technischen Hoch schule tn BreSlau ein verschnürtes Paket aufgefunden. Darin waren Körperteile eines Knaben und eines Mädchens enthalten. Es handelt sich um den achtfährigen Otto Vehse und besten elfjährige Schwester Erika, deren Nfiifier Witwe ist. Die Kinder sollten am Sonnabend gegen 5 Uhr nacs>- mtttagS ein Paket auf das Postamt tragen. Als sie gegen 8 Uhr »och nicht zurück waren, hatte die Mutter bei der Kriminalpolizei Anzeige erstattet. Beim Anblick der auf- gefundenen Leichentetle erkannte sie sofort istre Kinder. Beiden ircaren die Kehlen durchschnitten worden. Alle Anzeichen deuten auf Lustmord. D-erp „Montagm. raen" zufolge hat das NegierungSprästdium Breslau 2000 Mark Beloh nung für die Ermittelung beS Täters ausgesetzt. Dem Pvlizeibcrtcht zufolge wurden in der Nacht zum Montag inc Scheitnigcr Park die »och fehlende» Letchentcile des ermordeten Knabe» in Sackleinen verschnürt aufgesunden Denlfche Sluvenlen in Paris. Das l,rufende Semester an den Hochschulen von Paris hat gezeigt, daß viele deutsche Studenten den Gedanken wieder ausnelunen, nach Parts zu kommen. 8!ach über zehn Jahren gesonderter Entwicklung macht sich daS Interesse bemerkbar, zu sehen, wie es denn im anderen Lande anssteht. 'Während im vorigen Semester die .stahl der deutschen Stu denten hier sich noch unter zehn hielt, sind es jetzt ungefähr acht zig, und für den nächsten Termin sind gewiß noch weit mehr zu erwarten. D>em einzelnen ist eS immer s<hn»er, sich t» fremden Lande zurecht zu finden und etnzuleben. Daher haben die hier zurzeit anwesenden deutschen Studenten aus sich heraus eine Organisation geschaffen, deren Lxiup'-zweck eS sein soll, allen deutschen Studenten, die tn Frankreich studieren oder studieren wollen, mit Rat und Hilfe zur Sette zu stehen. Zugleich will die Vereinigung ein Mittelpunkt werden für deutsches studenti sches Leben, mit dem Wunsche, ihren Mitglieder» den Koirtakt mit der Kultur und dem Geistesleben tn Frankreich zu er- nrSglichen uird mit den interessierten Franzosen und Aus ländern geistigen und geselligen Verkehr zu pflegen. Den vielen hier bestehenden nationalen Organisationen der Studenten anderer Länder rritt somit eine deutsche Organi sation zur Seite. Es besteht eine Arbettskommission, die die laufenden Aufgaben erledigt. Kür die Beantwortung schrift licher Anfragen steht sie gern zur Verfügung. Anschrift: drsaemsion Ke, filuckani; i Peers. 1. ldu« cie k, tlaep«. pari, Ve. (ES wird gebeten, daS Rück porto in internationalen Wertscheinen beizufügen.s Bank konto: kanque cier pavr fLurvsx- kerriraie. 12. ldue cie Eaevfigbcme, penv I. ** Sammlung der Berliner Oberpostdirektion zur stter- sorgnng der Blinden mit Rundfunkgerät. Die Sammlung der Oberpostdirektion Berlin zur Versorgung der Blinden mit Funkempfauggerät hat ein sehr erfreuliches Ergeb- n i ö getrabt. Neben zahlreictren Detektor- und Lampenappara- ten, sowie Einzelteilen sin- beträchtliche Barbeträge gespendet tlwrden. In Groß-Berlin war durch frühere Sammlungen des Telegraphen technischen Reichsamtes und der Funk- vercin«, sonne verschiedener Fachzeitschriften, ferner durch 'Spenden der Funksirmen uns privater Wohltäter, sowie durch Ilebcrioeisung der bet Schwarzhörern beschlagnahmten Apparate schon ein großer Teil der Blinden mit Fimk- empfangsanlagcn beliefert morden. Die jetzige Sammlung hat eS ermöglicht, alle in Groß-Berlin ivobn-enden bedürftigen Blinden mit Funkgerät zu versorgen. Ganz besonders er freulich ist es, daß an alle infolge non Kopfschüssen erblindeten ZbrtegSteilnehmer, die infolge ihres Leidens keinen Kapf- feriihvrer tragen können, gute stköhrenapparate mit Laut sprecher verteilt werden koniuen. Die Auslieferung des Ge rätes an die Blindenorganisattvnen us>w, ist im Gange und lvtrd Anfang Juni beendet sein. Neben dem Gerät sind den Organisationen nicht nur die Mittel zur Einrichtung der Empfangsanlagen, sondern auch, ivas für die überwiegend auf Wohltätigkeit angewiesenen Blindenvereine ganz beson ders wertvoll ist, zur Unterhaltung für einige Jahr« tn die Hand gegeben worden. Der Rest des BarbetrageS wird an deren Oberpostdirektivnen, deren Sammlung nicht so günstig ausgefallen ist, zugeunesen n>erden, ** Schwerer Motorradunsall. Aus SvttbuS wird gemeldet: Am Sonntagnachmittag verlor auf der Berliner Straße infolge DcfektwerdenS eines Schlauches der Tierarzt Dr. Heguer di« Gewalt über sein Motorrad, fuhr gegen einen Prellstein und wurde ebenso wie sein Mitfahrer, Zahnarzt Dr. Moser, vom Rade geschleudert. Beide erlitten schwere Schädelbrüche. Dr. Moser, der kurz vor der Verheiratung stand, ist feinen Ber» lctzungen erlegen. Dr. Hegner dürfte mit dem Leben davon» kvminen. ** Ein Flugzeug verbrannt. Einer der Teilnehmer deS Süddeutschlanb-Flugcs mußte bei Sanfbeuren (Schwaben» eiire Notlandung vornehmen, da der Benzintank undicht ge worden war. Ein Ortseinwohner wollte aus dem ent- weichenden Benzin sein Feuerzeug anffüllen, wobei da» Klag, zeug in Flammen geriet und vollständig zerstört wurde. ** TodcSsprnng ans dem Eisenbahnzng. Zwischen Bebeuhetm und Frankenthal sprang eine Fra» aus dem tn voller Fahrt befindlichen beschleunigten Perfouenzug WieSbadeu-Mannheim. Sir war sofort tot. Der Za« wurde zum Halten gebracht und dt« Leiche »ach Frankenthal Wer» geführt. Nach Angaben von Mitreisenden soll dt« Kra», dt« sich seit ihrem Einstetgen tn WormS sehr aufgeregt »etzt« nnd dauernd an der Tür aufhtelt. einen geistesgestörten Eindruck gemacht haben. ** V«»f»cht«r Menchelmorb. Ein junger russisch« Aristokrat Konstantin v. Orlow hat tn NaabS den bekannten Großgrundbesitzer Baron Klinger durch einen meuchlings ab- gegebenen Schuß schwer verwundet. Baron Klinger verhin- derte den Russen durch einen Gegenschuh eine »weitr Kugel abzufenern. Beide sind schwer verletzt. Die Krau de» Baron» Klinger, eine Tochter deö früheren Statthalters von Tirol, Grasen Spiegelfeld, hat Selbstmord begangen. ** Zwischenfälle bei den Aronleichnamsprozeffione» in Frankreich. Di« KrvnleichnamSprozessionen am Sonntag haben i» Frankreich an vielen Orten zu Zwischenfällen geführt. In St. Nazetre hatte der sozialdemokratische Bürger- mcister die Prozession verboten. Dagegen veranstalteten die Katholiken eine Protestkundgebung und die Linksparteien eine Gegendemonstration mit roten Fahnen, wobei eS zu schweren tätlichen AuSetnandersetzungen zwischen den Parteien kam. In St. Jsttennr wurde ein kommunistischer Abgeordneter ver- prügelt, nnd in anderen Orten kam eS zn ähnlichen Au», schreitunaen. ** Hitzewelle in Madras. Madras (Ostindiens leidet zur- zeit unter einer außergewöhnlichen Hitzewelle, Die Tempe ratur tm Schatten ist bis »u 48,8 Grad Eelstus gestiegen. ES sind bereits verschiedene Todesfälle eingetretcn. Zwei der Opfer sind Europäer. Ein grober MinifierprSfi-eni. Der vor kurzem gestürzte polnische Ministerpräsident WitoS hat auch auf der Höhe seiner sozialen Stellung die Ge- wohnheiten dev Kleinbürgertums beibeltalten. a»ö dem er einst gekommen war. So hatte er beispielsweise eine »»überwind- liche Abneigung gegen den Frack: ex weigerte sich hartnäckig, ihn selbst bei offiziellen Gelegenheiten anzulegen. Daneben war WitoS als Griesgram und Grobian bekannt. AI» er eines TageS eine Dienstreise antrat und den für ihn reser- vierten Wagen erster Klasse betrat, fand er dort einen Bauern vor. der sich auf den Polstern breit gemacht hatte. Wttos forderte ihn wütend aus, das Abteil »u verlassen. Aber der andere tat, alö sei WitoS Luft für ihn. Empört begab sich der Ministerpräsident znm Stationsvorsteher, um diesen zum Ein. schreiten zu veranlassen. Bevor er aber da» Abteil verließ, legte er seine Visitenkarte sichtbar auf daS Polster, tn der An- nähme, daß der Bauer sie lesen und sich dann wohl schleunigst und beschämt ans dem Staube machen würde. Der Hai», starrige Reisende dachte aber im Traum nicht daran. AIS er die Karte gelesen hatte, steckte er sie grinsend tn die Tasche. Als nun Witos in Begleitung des Stationsvorstehers erschien, zog der Bauer die Karte aus der Tasche und hielt sie dem Be- amten triumphierend unter die Nase, worauf sich dieser zu dem echten Witos wandte und ihm leise »uslüsterte: .Nehmen Sie sich tn acht, der Herr da ist WItoS. Bor dem Grobian muß man sich in acht nehmen, denn er kann sehr unangenehm wer den. Ich werde Ihnen ein anderes Abteil geben." Der kurze Nock als Ledeasverlängerer. Ein Neuyorker Hygieniker, Dr. Roger Andrien, hat eine besonders segensreiche Eigenschaft der neuesten Mode entdeckt. Cr feiert nämlich den kurzen Rock als Lebenöverlängerer. Nach seiner Ansicht fügen Damen, die die kntefrete Kleidung bevorzugen, der Länge ihres Leben« füns Jahre hinzu. Weuu sie auch noch ihre Unterkleidung verkürzen und verringern, so leben sie noch süns Jahre länger. Darüber, ob die Damen alle weibliche Methusalem« werden würden, wenn sie wieder zu dem Kostüm Eva» im Paradies zurückkehren könnten, schweigt sich Dr. Andrteu allerdings auS, aber er rät den Männern dringend, eS den Frauen nachzutun und ebenfalls alle überflüssige Kleidung abzuwerfen: dann würden auch sie sich länger des Sonnenlichtes erfreuen. Wenn auch nicht alle Hygieniker die Meinung dev Neuyorker Arzte» teilen dürsten, so herrscht doch über den Gesundheitswert der neuen Mode ziemliche Uebercinstimmung. Eine Anzahl englischer Hygi eniker haben kürzlich aus einer Konferenz erklärt, daß das kurze Haar und der kurze Rock die beiden größten Wohltaten sind, die die Mode seit Jahrhunderten der Frauenwelt ge- spendet. Die Verbannung aller hemmenden und beengenden Kleidungsstücke, wie der Korsetts und Leibchen, ist aus die Körperentmtcklung von günstigem Einfluß, und der Bubikopf verringert die Kopfschmerzen, an denen Frauen früher tn ber Mehrzahl litten, so sehr, daß man jetzt nur selten noch Klagen dieser Art hört. «in fixer Kerl. Ein Berliner Sadenbesttzer erzählt kn „Tägl. Korrespck daS folgend« scherzhafte Erlebnis: »Zu mir kommt «in junger Maun, kauft zehn Zigarette» und fragt, ob er den Fernsprecher einmal benutzen dürfe. Ich gestatte Las nnd ward Ohrenzeuge etwa folgende» Gespräch»: ^Verzeihung, fit dort 8065? Sie hatten vor zwei Wochen eine Anzeige in der Zeitung, daß St« einen junge« Konto risten brauchten, nicht wahr. Sv. die Stelle ist schon besetzt? Entschuldigen Sie, wenn ich noch ein« Frage Habel Ich habe die Anzeige erst jetzt gelesen. Wie sagen Sie? Es hat kei>»«u Zweck mehr, wenn ich mich setzt vorstell«? Verzeihung, »och die eine Frage: Sind Sie mit der neuen Kraft so zufrioden. daß eine Vorstellung wirklich keinen Zweck hat? — So. — Danke vielmals! Entschuldigen Di« die Störung!" Ich fühle mich verpflichtet, dem jungen Manu et» paar teilnchniende Worte zu sagen: schließlich sei eS ja auch kam» zu erwarten gervesen, daß die vor vierzehn Tagen aus geschriebene Stellung heute noch frei sei. — Er aber schien sehr froh über die fernmündliche Auskunft. ^Aber, mein lieber Herr, ich bi» doch selber ber Kontorist, der vor vierzehn Tagen die Stellung angetreteu hat. Ach wollte ja n-ur wissen, ob die Herren mit mir -ufrtedc» sind, oder ob ich bald wieder fliege. Ne, und es scheint doch, «AS ob dos ne Dauerstellung würde." Kleine Geschichten. ES y» Hochsommer. Höchster Gommer. Und sehr Heist Din Kinobesitzer hat vor seinem Laden folgend«» riesige» Plakat: S0 Grab draußen und SO Grab drinnen! Gehirn in ber Garderobe abgeben! Der Besuch wird eine Genuß sein fsir Sie. * Im Safte« Felsche in Leipzig rufen die Kellner ihre Be stellungen am Büfett dem Fräulein abgekürzt zu. Kür Schoko lade verlangen sie ^Schock", für Kaffee ^Kaff", für Mokka -Mock". Ah sitze mit einem Fremden in ber NLH« de» Büfett» nnd erzähle ihm eine spannende Geschichte. Sein« ganze Auf merksamkeit gilt nicht mir. sondern dem llfitfett. Ich frag« ihn, was ihn dort so stark interessiere. .Ach, lächelt e^ kh warte nur, btS einer Kakao bestellt." ^cDL TG E/T/c-Ts/ fLe/c/s/ ^5/§//e/7c/.
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