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Dresdner Nachrichten : 16.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187401166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-16
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.01.1874
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arlLkint läsi/ich iriif I Ulir In drr uzp dilton Marienitrabe lS. Ab»»! nemenl»»,«l« vle>telid»r» lich ÄV, N»r., durch di« Po» l» Ngr. Stntklnc Numm-m I Sign «uflage: 23000 c-k»p 8lir dt« Rückgabe etnge- landler Mannlcripte macht lich die lüedaclio» nicht «erblndllch. Jnseralriuilnnabme au«! wärt«: ttmuivnNein ui-i Vo,I«r in Hamburg, Ber lin, Wien, LctVjig, Basel, vrcilau, nrantturt a M. — Lach bla»»» in Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, Frankfurt a, M-, Miin- chk», — vaabo L e'o. ln siranlfurt a, M, — kr. Voigt in llbemnip^Ua- tn Pari«. Tageblatt siir Nnterhaltmig und Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch Neichardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur: Julius Neichardt. ynl«,»te«pedin Marie« tirate r» an»«n«»nn»n dl» Ad,« Uhr. ÄdNNtaM dl» Mttag» lS Udr. « Neichl-dl: arotz, »l,»««i aasfe « bi« Add, i Lr. Der Raum einer «in- lp-Ittgen Peilt,eile tobet I, Psg, «tngclandt di« Zeile 3 Ngr. Eine ldarantle iür da» nächlitäaige »rschci- »en der Inserate wird nicht gegeben. Auiwiirtlge Annoncrn- Slustrlige von uii» rtnbc- kannten ssirmen u. Per sonen tnleriren wir nur «gen Pränumerando» Zahlung dirrch Brics- inarkcn oder Postelniah- lnng, n Silben tosten >>/, Ngr, AuSlbärrlge könne» die Zahlung auch aus eint DreüdnerArma anwcise». Die Exp. Nr. 16. Neunzehnter Jahrgang. Mltredacteur: vr. klintl Merbzr. Für bas Feuilleton: L,n«Iv1s Dresden, Freitag, 16. Januar 1874. Politisches. Beide socialdemokratische Richtungen, die sich unter einander mit grimmigem Hasse verfolgen, einerseits die Bebel-Liebkuechtschc Fraktion, die Eisenacher oder, wie sie sich gern nennen, die „Ehr lichen", andererseits die Lassalleaner, die ehemals Schweitzeriancr, der allgemeine deutsche Arbeiterverein, werden im Reichstage ver treten sein. Die Eisenacher betrachten das Königreich Sachsen und die angrenzenden Gegenden als ihre Domaine, mährend die Lassal leaner, außer in Berlin, ihren Hauptsitz in Hamburg und Schleswig- Holstein haben. Es ist letzteren gelungen, in 2 von den 3 Wahl kreisen der Stadt Hamburg ihren Eandidaten, einen Maurergesellen Hartmann zur Stichwahl zu bringen, in Altona ihren Hasenclever durchzusetzen und im übrigen stammverwandten mecrumschlungenen Schleswig-Holstein noch Einen der Ihrigen sofort mit absoluter Mehrheit zu wählen, drei Anderen aber mindestens soviel Stimmen zuzuwenden, daß sie zur Stichwahl kommen. Sonst wollen wir für heute nur erwähnen, daß der bisherige Präsident des Reichstages, vr. Simson in seinem bisherigen Wahlkreise Frankfurt a. O. mit 10.400 Stimmen den social-demokratischen Zimmergescllen Finn (2400 Stimmen) schlug; ferner daß die preußischen Handels-und Eultusminister vvr. Achenbach und Falk gewählt wurden und daß in den altprcußischen Provinzen die Nationallibcralen den Altcon- servativen eine Anzahl Sitze entrissen. Gewiß ist, daß im Neichskanzlcramt zu Berlin mit äußerstem Unbehagen empfunden wird, welche Dienste diesmal das allgemeine gleiche und directe Wahlrecht geleistet hat. Ohne Zweifel wird Bismarck und seine Politik in« großen Ganzen ans den Beifall der Mehrzahl der gewählten Volksvertreter rechnen können. Aber die Opposition, welche Eleriläle und Soeialdenwkratcn bereiten werden, ist zu einem Umfange angcwachsen, daß mau in Berlin besorgt fragt: welche Ergebnisse, wenn das so fortgeht, bei den nächsten Reichstagswahlen in 3 Jahren ein Wahlrecht liefert, das den Schwer punkt der Entscheidung in die Massen legt? Das allgemeine Wahl recht ist ein Thon, dcn man beliebig kneten kann und ivir besaßen in Bismarck einen wahren Phidias, der darin Meisterstücke lieferte. Jetzt fängt das Material an, seinem Meister den Dienst zu ver sagen. Bereits flüstert de? Correspondent der Londoner „Times", der mit Bismarck genaue Beziehungen unterhält, daß man mit einer Reform des allgemeinen Wahlrechts beschäftigt sei. Auf einmal entdeckt man, daß die unterm Volksklassm doch noch nicht genüg! unterrichteiß seien, um die Tragweite ihrer politischen Thätigkeit an der Wahlurne richtig zu schätzen und die Nothwendigkeit einzusehen, ihre Abstimmung ihrer Lage und Stellung im Alltagsleben anzu- passen. Die Diätenlosigkeit, an der Bismarck bisher trotz allen Sturmlaufens des Reichstages hartnäckig sesthiclt, gewinnt unter solchen Umständen eine andere Beleuchtung. Wie, wenn mau sie als Compensationsobject betrachtete? Wenn man Diätci? be willigte, sobald der Reichstag sich zu einer Reform des allgemeinen Wahlrechts bequemte? Es ist charakteristisch, daß solche Andeu tungen herumschivirrcn können. Besonders mißfallen hat es, und mit Röcht, daß die social- demokratische Religion, zu der sich unläugbar so viele Wähler an der Urne bekannt haben, in gleicher Maße sich stumpf und glcichgiltig für die nationale Größe Deutschlands, wie keck gegen bestehendes Recht und gesetzliche Regierungen bewiesen hat. Mit einer Einsei tigkeit, welche der Beschränktheit nahe verwandt ist und welche mit dem blinden Glauben mehr Achnlichleit hat, als mit verstandesklaren Uebcrzeugungen, ignorirt die social-demokratische Doktrin eine Welt von Ideen, Erscheinungen und Erfahrungen, um nach vorhergehcn der Vernichtung alles Bestehende», als Schöpfer einer neuen Ord nung der Dinge aufzutreten. Es ist merkwürdig genug, daß eine Partei, welche mehr wie jede andere nur auf das in die Sinne Fallende Rücksicht nimmt, welche das Nationalitätcnprincip und die StaatSidce als hohle Einbildungen verspottet, daß gerade diese Par in den Weg in ein unbekanntes Land sucht, wobei ihr keine Er fahrung als Kompaß dient. Soviel«Meinungsverschiedenheiten auch sonst in der Auffassung des staatlichen und socialen Lebens bestan den haben mögen, daran wurde doch immer festgehalten, daß Eigcn- thum und Familie nicht zerstört werden dürfen, Eigcnthum und Familie, das sind die beioe» granitnen Fundamente, ohne die bisher eine menschliche Kultur nicht möglich gewesen ist. Allerdings giebt cS auch im Lager der Socialdemokraten Viele, die mit aller Entrüstung dagegen protcsliren werden, daß sie das Eigcnthum gänzlich abschaffen und die Familie irgendwie antasten wollen, Sie werden sagen, daß es ihnen blos um eine Reform der Eigcnthmnsverhälinisse zu thun sei und daß sie die Familie als ein Heiligthum betrachten. Wir zweifeln nicht an der Aufrichtigkeit solcher Beiheuerungeu, welche immerhin beweisen, daß es anch in nerhalb des alleinseligmachenden Socialismus schwer ist, die Einig keit herzustellen. Aber diese Erllärungen wollen eben doch nur sagen, daß einige Mitglieder der Partei nicht bis zu den unvermeid lichen letzten Konsequenzen vorzudringen vermögen. Wie will man denn ein Eigcnthum in irgend einer Form erhalten, wenn dcrRechts- vegrisf des EigcnlhumS zerstört ist und alle wohlthätigcn Wirkungen deü EigcnthuinS aufgehoben sind? Wie kan» man sich endlich die Eristenz der Familie zur Wahrheit machen, wenn das Eigcnthum nicht mehr ezastirt und die Thätigkeit des Individuums ausschließ lich der Commune gehört? Vertieft man sich in diese Vorstellungen, so wird man Ansehen, oaß es den Socialisten, selbst wann sic unbeschränkte Herrschaft be säßen, unmöglich fallen würde, ihre Ideale zur Verwirklichung zu vringen. Die große Masse der Partei läßt sich von einer durchaus unklaren Sehnsucht nach besseren Einrichtungen leiten. Möge der künftige Reichstag ernstlich an der Verbesserung unserer gesellschaftlichen Einrichtungen arbeiten! Stoff ist über reichlich vorhanden! Sobald cs die Massen inne werden, daß auch die auf höherer gesellschaftlicher Stufe stehenden Volksvertreter ohne Selbstsucht an der stetigen Reform der Erwerbs- und Besitzesver hältnisse arbeiten, so wird gewiß künftig auch das allgemeine Wahl recht eine besonnenere Anwendung finden als diesmal. Vom Auslände sind cS heute wesentlich die spanischen Depeschen, die Interesse erregen. General Lopez DomingueS ist mit seinem Generalstabe in Cartagena eingerückt. Ein Theil der bei der Be lagerung verwendeten Truppen ist bereits in der Richtung nach Valencia abmarschirt, um die Operationen gegen die Carlistcn in den Provinzen Valencia und Arragomen zu beginnen. Mit sehr wenig Ruhm hat sich die spanische Flotte vor Cartagena bedeckt, »Fregatten vermochten nicht, das Durchbrechen der einzigen Fregatte „Numancia" zu verhindern, die, bemannt mit Galeerensträflingen, die revolutionäre Negierung an Bord trug, weiche seither in Carta gena herrschte. Dieselbe besteht nur zum geringeren Theile aus Spaniern; wesentlich in ihr vertreten sind die Agenten der inter nationalen Socialdemokraten, Engländer, Irländer, Franzosen und Italiener. Geschicklichkeit und Muth wird diesen Leuten Niemand absprcchen. Man darf gespannt sein, was Frankreich mit diesen Herren anfangen wird, die in seiner afrikanischen Besitzung landeten. Ein eigenthümlicher Zufall ist cs jedenfalls, daß Frankreich jetzt die Helden der Commune von Cartagena beherbergt, nachdem vor zwei Fahren ein Theil der Helden der Pariser Commune nach deren Sturze Spanien ausgesucht hat. Locale- u«d TiichstscheS. — Der Pfarrer vr. Schütz in Leutzsch hat das Ritterkreutz vom AlbrcchtSordcn erhalten. — Der k. sächsische Kammerherr Graf v. Gersborf ist aus München am II, Abends wieder nach Dresden zurückgcreist, ohne von dem Könige von Baicrn empfangen worden zu sein. Die demselben von dem Könige Albert von Sachsen ertheilten Aufträge wurden durch den Minister des königlichen Hauses und des Aeußern Sr. Maj. dem König übermittelt. Angeblich leidet der König von Baicrn an einer Zahngeschwulst, Dieselbe hat ihn aber nicht von seinem Ausfluge nach Tirol abgehalten, Ansunsrem Hofe wird man von dieser — Ungezwungenheit des Königs von Baicrn nicht sehr erbaut sein. — Wieder sind dem Landtag« neue königl. Dekrete vorgelegt >v ordcn. Das erste betrifft die Ausführung der Specialkarte des Königreichs Sachse», Ursprünglich war beabsichtigt, dieselbe in herzuMm-- MiM de»«Sed<mk, daß bei d« imunter brochenen lebhaften Entwicklung der landwirthschaftlichen, gewerb lichen und VerkehrSthätigkeit in Sachsen sehr bald wieder ein Zeit punkt kommen werde, wo die jetzt so mühsam ausgearbeitete Special karte kein brauchbares Bild mehr von der Gegenwart giebt, veran laßt die Regierung, vom Steindruck ckbzuschen. Da eine nachträg liche Abänderung der alten Steine nicht ausführbar ist, so müßte für etwaige Eorrccturen eine völlig neue Gravirung der ganzen Karte erfolgen. Anders verhält sich dagegen die Sache, wenn die Karte jetzt in Kupfer gestochen wird, venn die benutzten Kupferplatten können entweder durch Ausschlagen, Cassiren und Nachtragen ein zelner Partien, oder durch Nacharbeiten auf dm zur Erneuerung abgenutzten Druckplatten ohnehin bereit zu haltenden, durch galva nische Ablagerung hergestellten Reliesplattmjederzcit ohne Schwierig keit zu einer neuen berichtigten Auflage wieder verwendet werden. Das Land würde daher, wenn die Karte jetzt in Kupferstich ausge- sührt wird, auf sehr lange Zeit hinaus eine brauchbare und zu jeder sofortigen Corrcctur geeignete Grundlage für alle kartographischen Darstellungen besitzen, wie dergleichen namentlich in Bezug auf Pro- jieirung von Straßen, Eisenbahnen oder sonstigen Bauten fortwäh rend erforderlich sind. Die Vervielfältigung in Kupferstich erfordert die Summe von 114,012 Thlr., d, h. einen Mehraufwand von l09,000 Thlr, Die Staatsregierung beantragt die Genehmigung, daß die Karte in Kupferstich mit buntem Steindruck für die Wasser läufe und Aequidistantm und, soweit nöthig, mit schiefer Beleucht ung der Berghänge ausgesührt werde. Unter der Annahme, daß die Vollendung des Wertes 8 Jahre in Anspruch nimmt, der Mehr aufwand an 109,000 Thlr. daher 13,625 Thlr. iin jährlichen Durchschnitt beträgt, beantragt die Staatsregierung dann ferner, daß in s AuSgabebudgct 1874/75 ein Bcrechnungsgeld von 26,000 Thlr. jährlich bewilligt werde, — Das zweite Decret bringt einen Nach- weisüberdenStandderKasernenbauten imLande, sowie überdieWieder- aufnahme der Verhandlungen wegen des Kaserncnbaues in Leipzig. Was den Kasernenbauvorschußfonds betrifft, so sind gegenwärtig 310,392 Thlr, zu Bauten disponibel. Die neue Kaserne in Chem nitz ist am 1. Juli v. I. vom 3. Bataillon des 7. Infanterie-Regi ments „Prinz Georg" bezogen worden, nachdem dasselbe die Stadt Maricnberg verlassen hatte. Die am I, October v. I. nach letzte rem Orte verlegte Untcroffizierschule wird lediglich kasernirt, so daß Marienberg von Einquartierung befre i ist. Die Kaserne in Frei berg soll am 1. Juli 1874 der Truppe übergeben werden. Es bleiben daher noch Kascrncments s c die in Zwickau, Plauen, Schnceberg, Kamenz und Meißen g» .enden Bataillone, sowie für dcn in Bautzen einguartirten Theil eines Bataillons zu be schaffen. Die Aussicht zu baldiger Erreichung dieses Zieles hat sich insofern sehr günstig gestaltet, als es gelungen ist, die zum Bau einer Kaserne für 3 Bataillone in Leipzig und für 2 Bataillone inBautzen erforderlichen Gelder aus Reichsmitteln verfügbar zu machen, so daß der Betrag von 310,392 Thlr. zum Bau einer Kaserne für das zweite Jägerbataillon verwendet werden kann, und liegt es in der Absicht, init diesem letztgenannten Bau, sowie mit dein für Bautzen projcctrrtcn bereits im Jahre 1874 vorzugehen. — Berichte dcr Deputationen der k, Kammer empfehlen (Res. Rülcke) Beitritt zu den Beschlüssen dcr 2. Kammer in Bezug auf die Eivilliste und (Ref.HempeO Bewilligung für denHofthrater- bari. Auch die Anträge Pcnzig's, betreffs einmaliger Aufführung klassischer Stücke bei wesentlich ermäßigten Preisen und betreffs Herabsetzung dcr Billctprcise für Schüler höherer Schulen, werde» zur Annahme vorgeschlagen. Die Deputation sagt zu dem ersteren Anträge, daß die Preise der Theaterbillets im Hofthcater eine, solche Höhe erreicht haben, daß hierdurch der Besuch des TheahScS einer- großen Anzahl von Familien erschwert, ja fast zur Uiunöglichkeit geworden ist, und hierdurch der Zweck des Theaters, M eines In stituts, um allgemeine Bildung und Geschmack zu verbreiten, dm Sinn für die Kunst und daS Vcrständniß derselben in weiteren Krei sen zu entwickeln und zur Anregung größerer und edler Ideen im Volke beizutragen, wesentlich beeinträchtigt wird. Was aber dm ziveiten Antrag Penzig's anlangt, so meint die Deputation zwar, daß derselbe die Interessen der Eivilliste berühre, sie will aber keinen Differenzpunct mit der 2. Kammer schaffen. Seltsam ist der Grund, daß die Begünstigungen, welche die Offiziere bei den Theaterbillets erhalten, überhaupt einer anderen Beurtheilung unterliegen dürftm! - Landtag. Beide Kammern hielten gestern Sitzung. Die 1. Kammer trat nach kurzer Debatte dem Beschlüsse der 2. Kammer bei, daß nach dem Anträge des Abg. Günther bei DiS- membratioucn von Grundstücken dir Regulirung rer Steuern und 'Abgaben nicht vor, sondern nach dem Einträgen in das Hypo- thekenbuch bewirkt werde. — In der 2. Kammer erfolgte die Ein führung und Vereidung deS ncugewähltcn vr. Wigard. Die sonst übliche Verwahrung gegen die RcchtSbeständlgkcit dcSLnnd- tago umerlicß er diesmal. Ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete I)r. Hahns Bericht über die Forderungen zu Semi nar n c u d a u t e n, Abg. Richter- Tharandt sprach dcn drln- gcndenden Wunsch aus, daß in den oberen Semlnarklaffcu die Volköwlrthschaitölchre vorgctragcn werde. Er verbreitet«. sich ein gehend über den Stutzen dcS Unterrichts in dcr Volktzwirthschast nnd erwähnte vr. Roschers Behauptung, das die Verbreitung richtiger volkswirtbichaitlichcr Kenntnisse in England 1818 den Ausbruch socialer Revolution verhindert habe. vr. v. Gerber thcilte zwar Richters Ansichten über die hohe /Bedeutung der VolkSwirthschaft, aber Alles könne nicht im Seminar gelehrt werden. Habe man doch auch sächsisches Veriassungsrechk, bür- gerllche Baukunst, Ackerbau u^dergi. in den Lehrplan dcr Se minare aulgcnommcn gewünscht! Eine, Grenze müsse eS auch hierin geben, sonst lernten die Seminaristen zwar Vielerlei, aber Nichts ordentlich. Gerade die Bolkswipthschaftslehre sei ein sehr schwer vorzutragendcS Thema und Halbwissen in ihr ict sehr be denklich; doch werde die Regierung die Frage im Auge be halten. vr. Biedermann stellt sich ganz auf Seite Richters und entgegnet dem Minister, daß die Elemente, die Grundbegriffe der VolkSwtrthschast, gar nicht so schwierig vorzutragen seien; das habe cr selbst mit Erfolg gethan. Lieber möge man im Lehrplan der Seminare die formale Logik (!!) lallen lasten oder das Latein Wozu brauche ein Seminarist Latein? — Dcr Minister: Ein« fremde Sprache müsse unbedingt an dem Seminare ge kehrt werden, da «MmngSgemchF-g,»ndnchrr grammatischer un terricht in der Muttersprache ohne Kenntniß dcr Grammatik einer andern Sprache unmöglich sei. Die Grundbegriffe der VolkSwirthschaft seien gar nicht so leicht vorzutragc», schon des halb, weil sie oft noch nicht iestständen. Wie bestritten sei z. B. dcr Begriff „Grundrente". Richter: Beim Scminarunterricht brauche man nickst solche streitige Themata zu behandeln. Fah- uauer: Die Baupläne für die neuen Seminare nöthigten den Semlnardlrector zu Ausgaben, die über seine Mittel gingen. Brauche er eine Wohn-, eine Kinder-, eine Fremden- und eine gute Stube, eine Garderobe, eine Küche, Speise- und Mädck'en- kannner ? Die Möbiirung so großer Dienstwohnungen überschreite die Kräfte eines DircctorS. vr. Panitz stellt sich zur Verwunderung dcr Kammer ganz auf Seite dcS Ministers. ES sei ganz unmög lich, noch die VollSwirthschafslchrc in dcn Seminaren vorzutra- gcn. Man habe biSbcr immcr zu Vielerlei getrieben; dcr neue Lehrplan dcr Seminare sei dcr beste in ganz Deutschland und ihm sc, ein Seminarist, dcr von einem sächsischen Seminare die 2. Ecnsur bringe, lieber als einer, der in einem preußischen Seminar eine EmS erhalten. P. Wagner führt auö, daß Nie mand so geeignet sei, gesunde volkSwinhschaitliche Grundsätze Im Gewerbetreibenden-, im Handwerker-' und Ackcrbaustanke zu ver breiten, aiö gerade dcr Lehrer. Man solle daher mindestens fakulta tiv dcn volkSwirthschastlichcn Unterricht an den Seminaren ein- iübrcn. vr. Biedermann fichtst dicß weiter aus, denn auf dem flachen Lande sei meist außer dem Geistlichen nur der Leister derjenige, dcr geistige'Anregungen bieten könne, vr. Panitz: Die Sache sei wirtlich zu schwierig, da die Volks- wirthschastSlehrc geschichtliche, technische, geographische und naturwissenschaftliche Kenntnisse voraussetze, die die Scminaristcn erst erlernen sollten, vr. Hahn stimmt als Lehrer dem bei. Mau klage jetzt mit Reckst oit über eine seichte Bildung dcr Lehrer; freilich verlange man auch zu viel von den Seminaristen, wolle sie z. B. auch noch im Obst- und Gartenbau, in der Bienenzucht und hundert anderen Fächern unterrichten. Die Kenntniß des Lateins sei die beste Griiudlagc zur Aneignung moderner Sprachen. Vieepräi. Streit wünscht, daß die Regierung den Versuch mache, ob sich nickst einmal ein Seminar ohne Internat Herstellen lasse, das doch viele Schatten seiten habe. vr. Hahn betont die Billigkeit der Internats- Einrichtung iür die Eitern der Seminaristen. — Die Kammer bewilligt ohne Debatte die fämmtiichcn Forderungen iür die Seminar-Neubauten in der neulich angegebenen Höhe. Sodann beschließt sie aus Grund eines Berichts bon Bartb-Stenn und unter Zustimmung dcr Regierung, daß infolge einer Petition aus Löban die AuSlösun g dcr Gcricht 8 cxpedientc n bei auswärtigen ErpcditIoncn in Zukunit verdoppelt wer den solle, also daß sie iür eine» halben Tag aui läNgr., fürtcn ganzen Tag aui I Tblr. erbölst wird, Endlich iRcscrcnt vr. Mcüchncri lehnt sic eine verworrene Petition aus Scrkowitz ab und thut taS Gleiche bei einer bloS mit dem Slawen „Braun in Dresden" unterschriebene» Eingabe, welche de» Landtag an ging, cr solle den K ön! g bewegen, seine Eo »scssio » zu wechseln. Derartige Dinge liege» bekanntlich außerhalb der Eompctcuz des Landtags- - Die Kammer ging noch zu einer gebelmen Sitzung über, tu dcr — nach unseren Informationen — Vr. Biedermann den Iuslizministcr lnlcrpclltrie, I» welche Statt Deutschlands wobi künftig taS oberste ReichSgcrick't kommen soll. In Leipzig fürchtet mau nämlich, daß, wenn man erst ein oberstes Reichsgericht iür die gestimmte Justiz l at, daun taS OberhandclSgcricht tcö Reiches ans Leipzig verlegt werden kt nute. — Wie wir schon mehrfach betonten, hat zwischen dcn beiden ReichStagscandidateu Stadtrath vr. zur. Mmckwitz von hier und Herrn vr. Joh- Jacoby in Königsberg — beide für den 5. Wahlkreis ausgestellt — in diesem Kreise eine nochmalige Wahl, sogenannte Stichwahl zu erfolgen. Dcr 27- dies MtS- ist dazu von Rathswcgen bestimmt- Bei dieser Wahl ist lediglich unter dcn genannten beiden Herren zu wählen; alle auf andere Candidatcn fallende Stimme" sind ungültig.
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