Volltext Seite (XML)
1 86 GR. IX. STEIN-, THON- UND GLAS-INDUSTRIE. manland ein anderer ähnlicher Bruch er öffnet worden, und auf Singön in Roslagen giebt es Bager, welche die Gegenstände der Bearbeitung gewesen sind. Ausser diesen Stellen aber giebt es viele andere, an denen Marmor gebrochen werden könnte, obgleich die Steinart gewöhnlich nur zum Kalkbren nen benutzt wird. Dieser Marmor ist Ur- kalkstein (krystallinischer Kalkstein), wel cher viel Serpentin enthält, wodurch der Stein grünlich und flammig wird. Zu der im Bau befindlichen Oper in Paris ist ein Theil des Marmors von dem Kolmärden geholt worden. Leichter zu bearbeiten und daher stärker angewendet ist der silurische Kalkstein, welcher gebrochen und zu Fussböden, Trep pensteinen, äusseren Wandbekleidungen u. s. w., aber auch zu feineren Arbeiten, z. B. Brechen, Ohrgehängen u. dgl., benutzt wird. Das Hauen dieses Marmors geschieht besonders auf Gotland und Öland, sowie in Östergötland, Vestergötland und Nerike. Der Stein ist grau; aber es wird bisweilen auch rother gebrochen; er lässt sich leicht in passende Platten spalten und kann auch Politur annehmen. Bedeutende Quantitäten dieses Steines werden auch zu Kalk gebrannt und dabei Alaunschiefer oft als Brennma terial angewendet. Sandsteine werden zwar als Baumaterial an verschiedenen Stellen in Schweden ge brochen, aber doch nicht in solcher Menge, wie in ändern Ländern, wozu u. a. die Ursache in dem Ueberflusse an Granit zu suchen ist. Statt dessen wird Sandstein viel zu Schleif- und Mühlsteinen gebrochen, z. B. in Dalarne, Westergötland, Hör in Skäne, auf Öland u. a. m. Die Mühlsteine von dem Kirchspiel Lugnäs in Westergötland sind im Lande die berühmtesten; sie sind gleich anderen Steinen des Festlandes in der Regel quarzreich und hart. Dagegen sind die von der Insel Öland mit ihrem kalkreichen Bindungsmittel loser und wer den daher meistens zu feinerem Mehle an gewendet. In gewissen Gegenden bricht man auch Glimmerschiefer zu Mühlsteinen. Eine vor einigen Jahren bei Motala ange legte Fabrik zur Zubereitung von artifici- ellern Sandstein hat wieder aufgehört. Verschiedene zur Urformation gehörende Thon- oder Glimmerschieferarten werden als Dachschiefer angewendet. Der bekannteste Schieferbruch ist der im Kirchspiel Fröde- ryd in Smäland, dessen Schiefer wegen seiner rothbraunen Farbe den Namen Kup ferschiefer erhalten hat; ausserdem giebt es Brüche in Daisland (Ilällan und Källsviken), Glafva in Wenuland u. a. m. Im Allge meinen wird der Schiefer nicht viel zum Dachdecken in Schweden gebraucht, sondern lieber Platten oder Ziegel und Holzspäne. Ein talkreicher Glimmerschiefer ist zu Gestellsteinen in Hohöfen gesucht. Noch talkreichere Steinarten, darunter der sog. Topf stein, wird an verschiedenen Orten zu kleineren Hausgeräthsartikeln, z. B. Grapen, Mörsern u. dgl. m., verarbeitet. Cement ist lange unweit Wenersborg zubereitet worden; dazu wird gebrannter und zermahlener Alaunschiefer von dem nahe belegenen Hunneberg und gebrannter Kalk von dem Kinnekulle angewendet. Die Schleusen des Trollhätta-Kanals sind mit diesem Cement gemauert. Ganz neu lich ist bei Lomma unweit Malmö ein Ce- mentwerk angelegt, welches in grossein Massstabe betrieben werden soll, wobei aber nicht Alaunschiefer, sondern geschlämmter Thon aus der Umgegend ein Bestandtheil werden wird. Man macht nunmehr Cement auch an anderen Orten in Schweden. Thomvaaren. Die Anfertigung von Waaren aus Thon wird in diesem Augen blicke in Schweden betrieben von den bei den Porzellan- und Fayence-Fabriken Rör- strand (angelegt 1726) und Gustafsberg (angelegt 1830), erstere dicht bei und letztere 2 sch w. Meilen östlich von Stock holm, von den Steingut- und Ziegelfabriken in Höganäs und von einer grösseren Anzahl Fabriken und Werkstätten zur Anfertigung von Kachelöfen, gröberer Fayence, gewöhn lichen Töpferwaaren, Ziegelröhren und Zie geln. Die Fabrikationen von Rörstrand und Gustafsberg umfassen beinahe alle Arten Thonwaaren von dem feldspathechten Por zellan bis zu der feinen Fayence. Die bei den Fabriken sind so ziemlich von gleicher Grösse; sie beschäftigen zusammen etwa 1000 Personen, und der Werth ihrer zu- sammengelegten Fabrikation i. J. 1872 betrug 1,600,000—1,700,000 R:dr. Der grösste Theil ihrer Fabrikation wird in Schweden ahgesetzt, aber es findet auch eine nicht unbedeutende Ausfuhr nach Nor wegen, Dänemark und Russland statt, sowie