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208 ANHANG. WEIBLICHE ARBEITEN. druckereien haben weibliche Vorsteher und Factoren und alle dort vorkommenden Arbeiten werden ausschliesslich von Frauen zimmern besorgt'). In einer Menge von Gewerben, als Kleidermacherei, Kürschne rei, Schuhmacherei, Uhrmacherei, Klempnerei, Brauerei, Bäckerei, Kammmacherei, Porzel- laufabrication u. a. m. werden ausserdem verschiedene Theile der Arbeit von Frauen besorgt. Bei den beiden Porzellanfabriken Gustafsberg und Rörstrafld sind 329 Frauen zimmer angestellt, von denen mehre mit Modelliren und Emailmalen beschäftigt wer den. Als Gewerbe, welche ausschliesslich von Frauenzimmern betrieben werden, sind zu nennen: alle Art von Leinen- und Da- men-Kleider-, Schnürleib- und Bandagen- Nätherei, Blumenanfertigung, Spitzenklöp peln, Stricken, Häkeln, Filetarbeit, Sticken; ausserdem gehören ihnen die sämmtlichen Putz-Arbeiten, sowie auch das Coiffireu der Damen ausschliesslich von weiblichen Hän den besorgt wird. Viele kleinere Gärten werden von Bäuerinnen aus einer von unsern nördlicheren Landschaften, Dalarne, in Stand erhalten. In dem Reinschreibungs-Bureau, wel ches 1864 auf Veranstaltung der Redaction der Zeitschrift für die Familie eröffnet wur de, finden viele Frauenzimmer durch Rein schreiben und Uebersetzen eine ziemlich einträgliche Beschäftigung. Für solche Produkte der kleineren weib lichen Industrie, welche auf keine andere Weise auf den Markt kommen, wurde 1870 in Stockholm ein Verkaufslokal unter der Benennung ”Bienenkorb” (Bikupan) einge richtet, in welchem der Umsatz lebhaft und im Steigen gewesen ist. Nicht allein in der Hauptstadt, sondern auch in den meisten Provinzstädten giebt es Frauen-Vereme, welche den Frauen der ärmsten Klassen durch Austheilung von Spinnen, Stricken und Nähen Arbeitsver dienst zu bereiten suchen. Viele anderen wohlthätigen Vereine und Stiftungen sind ausserdem von Frauen ge gründet worden, um Nothleidende zu un terstützen. So bestehen z. B. in Stockholm ein allgemeiner Schutzverein, dessen Stif terin und Wortführerin die jetzige Königin ist, Gesellschaften zur Beförderung des Arbeits- ') Bei den Buchdruckereien sind im Ganzen 67 Frauenzimmer angestellt. fleisses, zur Aufmunterung der Arbeitsam keit, die Direction des Fonds Lotten Wenn- berg’s 2 ) für Hiilfsbedürftige, in welchen allen die Köuigin-Wittwe Wortführerin ist, Freundinnen armer Kinder, deren Beschü tzerin die Prinzessin Eugenia ist, u. a. m. Der Grundgedanke zu dem vaterländischen Verein ging von der verstorbenen Königin Louise aus, welche durch denselben die ar beitende Klasse bewegen zu können wün schte, bei Zeiten durch jährliche kleine Einsätze in Renten- und Kapital-Anstalten sich selbst für das Alter ein Kapital zu sammeln. Unter den Wohlthätigkeitsan- stalten verdienen Erwähnung: die Pflege anstalt der Kronprinzessin Louise für kranke Kinder ! ), gestiftet 1854 und im Stande 55 bis 60 Patienten aufzuneh men ; das Heim für freigegebene weibliche Personen, welches i. J. 1860 von der jetzi gen Königin in der Absicht gestiftet wur de, für Verbrechen gestrafte weibliche Per sonen vor Rückfall zu schützen (aus die ser Anstalt sind auch 80 solche abgegan gen, nachdem Dienste oder eine andere angemessene Beschäftigung für dieselben an- geschaift worden waren); das Asyl für Pauvres Honteuses, gestiftet 1862 von der Gräfin v. Schwerin und dotirt von Fredri- ka Bremer, in welchem 41 Frauen aus den gebildeten Klassen eine Wohnung und eine stille Freistätte haben; die stille Schule für Taubstumme, gegründet 1861 und aufge- wachsen aus einem geringen Samenkorne gleich dem 1866 gegründeten Idiotenheim in Sköfde, welche beide unbemittelten und anspruchslosen Frauen ihr Entstehen ver danken, jetzt aber eine nicht unbedeutende Erweiterung erhalten haben. Uebrigens sind über das ganze Land Vereine verbrei- 2 ) Dieser Fond wurde von der verstorbenen Kö nigin Louise gestiftet zum Andenken der segensreichen Thätigkeit, welche 'Demoiselle Lotten Wennberg (geb. 1815, gest. 1864) eine lange Reihe von Jahren unter den Armen der Hauptstadt ausgeübt hatte. 3 ) Das erste Kapital zu diesem Krankenhause kam von einem Testamente des verstorbenen D:r Elmstedt. Die Executoren des Testamen tes suchten und fanden zu der Verwirklichung des Unternehmens Schutz und Beistand bei der damaligen Kronprinzessin, nachherigen Königin Louise; auch wurde ein Aufruf an die Frauen der Hauptstadt erlassen mit dem glücklichen Erfolge, dass der entworfene Plan bald genug in Ausführung kommen konnte.