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148 GR. XIX. DAS BÜRGERLICHE WOHNHAUS. Gruppe XIX. Das bürgerliche Wohnhaus. Von der einfachsten Hütte auf dem Lande bis zu den prachtvollen Häusern in Städten oder Herrensitzen auf dem Lande giebt es eine so grosse Menge von Ueber- gangsformen, dass sich keine Grenze ziehen lässt. Das bessere Bauernhaus ist oft eben so gut, ja besser, als das einfachere bür gerliche Haus, und dieses letztere in seiner Vollendung steht über den Gebäuden, welche man Palläste nennt. Ein besonderer Stil lässt sich also für das bürgerliche Wohn haus nicht angeben. Die Anforderungen, welche der Bauende im besten Falle an sein Haus macht, sind Solidität, Bequem lichkeit und Zierlichkeit im Aussern. Was die Lage des Gebäudes betrifft, so hat man in den Städten nicht viel zu wählen: man muss seinen Hausplatz be bauen und zwar nach der besonderen Bau ordnung der Stadt. Auf dem Lande herrscht hierin grössere Freiheit: hier darf man im Allgemeinen nach Belieben sein privates Haus bauen. Wählt der Besitzer für sein Gebäude selbst den Platz, so sucht er we der die grösste Höhe noch das versteckte Thal, sondern am liebsten eine kleine An höhe, die wo möglich mit Laubhölzem be kleidet ist und sich nach einem Landsee oder ein anderes Gewässer senkt. Die Materialien sind entweder Holz oder Ziegel. Hölzerne Häuser kommen beson ders im nördlichen Schweden sowohl auf dem Lande als auch in den Städten vor, massive Häuser von Ziegeln in dem süd lichen Schweden und in den nördlichen Städten, doch sparsam in den nördlicheren. Ein solides hölzernes Haus wird auf einem Fundamente von Granit und am lieb sten von vierkantig behauenen, sorgfältig zusammengefügten Balken aufgeführt. Die Fugen zwischen diesen Balken werden mit eisernen Keilen aufgetrieben und darauf mit Werg kalfatert, sodass die Wände dicht sind wie die Seiten eines Schiffes. Doch baut man auch Häuser von Balken, an de nen nur zwei Seiten, die äussere und die innere glatt behauen, die obere und un tere dagegen rund sind und beim Bauen an einander gepasst werden, oder die obere und untere Seite nicht vollends glatt behauen, die äussere und die innere rund, und erst nach der Vollendung des Hauses werden die Wände glatt gemacht. Die hier durch entstehenden Fugen sind grösser als an den ersteren und werden ausgefüllt mif Moos, Werg und Kalkanwurf. Nach dem ein hölzernes Haus aufgeführt ist, wird die äussere Wand auswendig mit rother Farbe oder einer Vitriollösung angestrichen, und nachdem das Haus einige Jahre aus getrocknet ist, auswendig mit gehobelten Brettern bekleidet, und dabei werden auch Leistenwerke, Pilaster und andere Zierrathen angebracht. Darauf wird das Haus aus wendig mit Ölfarbe angestrichen, auf dem Lande am liebsten weiss, aber auch gelb, in der Stadt weiss, aber etwas übergehend in grau, grün oder roth, um die Licht brechung an dem Hause für das Auge milder zu machen. In den Städten werden auch die hölzernen Häuser, besonders die älteren, nicht selten revetirt, entweder bloss mit Kalkanwurf, der durch in die Wand eingeschlagene hölzerne Pflöcke befestigt wird, oder mit Kalkmörtel auf Ziegelstein platten, womit die Aussenwände bekleidet werden. Die massiven Häuser werden auf einem Fundamente von Granit oder Sandstein von Ziegelsteinen und Kalkmörtel aufgeführt. Nachdem das Haus Zeit gehabt hat, ein Jahr oder länger auszutrocknen, wird es auswendig mit Kalkmörtel beworfen und abgeputzt, dabei auch oft mit heller Öl farbe angestrichen. Diese Gebäude sind im Allgemeinen durch das leichte Hantieren der Ziegel und des Mörtels an Ornamenten reicher als die hölzernen. Das Dach wird gedeckt mit Spänen — meistens auf dem Lande —, Ziegelsteinen, Schiefer oder Plat ten. Die Fussböden im Hause sind dop pelt; der Zwischenraum wird mit Sägespä nen oder in Ennangelung solcher mit tro ckener Erde gefüllt. Die Wände werden gerne mit Pappe bekleidet. Die Fenster öffnungen, 20 bis 30 Quadratfuss, werden am gewöhnlichsten mit 6 gläsernen Schei ben in hölzernen Rahmen ausgefüllt. Die Höhe der Häuser ist gewöhnlich für die hölzernen 2, für die massiven 3 und für