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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.12.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271227011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927122701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927122701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-27
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.12.1927
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Xr. «04 S«1l«r — «Dr«d«er Tkachrktztev" — WkUAla«, V» DEzr>ub<k 1S27 Mark »usammengedrochen war. Unabhängig htervon besieh« jene Entscheidung vom Jahr« 1921 in ihrem vollen früher«» Wen weiter und könne nur durch einstimmigen Beschluß d«r alliierten Regierungen abgeändert werden. <TU.t Parlamenlsoeriagung in Parts. Pari», 2». Dezember. Kammer und Senat baden ba> Budget sür 1928 endgültig veradschtedet. Der Tut- wurs wurde in der Kammer mit «0 gegen Utk. im Senat mU -71 gegen 17 Stimmen angenommen. Die Beratungen b«. anspruchten die ganze Nacht bis 8 Uhr früh, da allerlei «ende, rungen ein mehrmalige« Htn- und Herfchtcken de» Entwurf« zwilchen den beiden Häusern zur Genehmigung dieser Ab änderungen notwendig machten. Im Snschlub an die Br- williguna da« Budget«. da« in seiner endgültigen Form eine« Etnnahmeüberschutz »an kl Million«« Iran, ken aufweist, hat da« Parlament seine Session geschloffen und sich bi» »um 1V. Januar vertagt. A»«-reb S»r franzvstfche« So-laiiskeA. Part», di». De». Der Kongreß der Do,taltsttsch«n Partei ist heute in Part« eröffnet worben. Nach Begrüßungsreden wurde mit der Tagesordnung begonnen, die al« ersten Punkt da» Budget der Partei nennt Der Nachmittag war brr Dtdkussto» über da» kürzlich gegründete Partetblait »La Populatre" gewidmet, da« dringend der finanziellen Parteiunterstttßuna bedarf. Am Dienstag. Mittwoch und Donnerstag wird da« Wahlprogramm erörtert werden, dem der Kongreß letzten Ende» gewidmet ist. Die -eulsche Ernle im Jahre 1927. Endgültige SchShungsangaben. Zumeist hiihere Mengeuerträge gegenüber de« Vorfahr,. Berlin, 2». Dezember. Nach den endgültigen Gchätznng»- angaben der amtlichen Ecntebertchierstattcr und nach den Zu- sommenstellungen de» Statistischen ReichSamt« weist dle neue deutsche Ernte, verglichen mit de» vorjährigen ungünstigen Ernteergebnissen bet säst allen wichtigere« Feldkrüchten HSHer« Mengenerträge auf. tnSbesonder« auch a« Brotgetreide und Kartoffeln, An Brotgetreide stellt sich da» diesjährige Ernteergebnis nach den endgültigen Schätzungen um über eine Million Topnen ober 12 v. H. höher al» im Borjahre, darunter um rund 428 000 Tonnen 18,7 v. H.) an Roggen und um 892 000 Tonnen (25,4 v. H.» an Weizen einschließlich Winterspel». An Kartoffeln er. gibt sich tm ganzen ein um rund 7,5 Mili. Tonnen größerer Ertrag, da» ist um 25 v. H. mehr als 1S28. Diesen Mehr, ergebniffen stehen, aber bei beiden Hauptfruchtarten nicht nnbeträchtiiche Qualitätsminderungen infolge des schlechten ErntcwetterS gegenüber, wie sich schon allein au» dem die», jährigen nicht unwesentlich höheren Prozentsatz der erkrankten Kartoffeln «7.1 v. H. gegen 4^ v. H. im Jahr« 19281 ersehe» läßt. Bei den übrigen Getreidearten beschränkt sich das MeürcrgcbniS im Vergleich zum Borjahre hauptsächlich aus Winter- und Sommergerste trund 272 080 Tonnen — 11^ v. H.>, während an Hafer im allgemeinen nur ein um rund 22 000 Tonnen, das ist 0,4 v. H. höherer Ertrag als 1928 zu verzeichnen ist. Was -ie AeichshauMafse verzeichnet. Einnahme» und Ausgabe» de« Sommerhaibfahre«. Berli». 28. Dezember. Nach einer Neberstcht der Reich», hauptkaffe beträgt im ordentlichen Haushalt die Summe der Einnahmen von April bis September 4822. für Oktober 997,8, mithin insgesamt 5819.9 Millionen Mark. Die Summe der Ausgaben für die gleichen Zelt- räume beträgt 4112,8 bzw. 892,5, insgesamt 5004,8 Millionen Mark. ES ergibt sich demnach eine Mehr- etnnahme im ordentlichen Haushalt von 209,7 bzw. 104.8, insgesamt 914.5 Millionen RM. Der außerordentliche Haushalt schließt für die Monate April bis Oktober mit einer Mehrausgabe von 217.9 Millionen RM. ab. Der Gesamtabschluß für dle genannten Monate ergibt im ordentlichen HauShaU einen Bestand aus dem Rechnung», jahr 1928 von 548. dazu die obengenannte Mehreinnahm« von 814,», mithin insgesamt 882.» Millionen RM., der außer« ordentliche Haushalt einen Betrag von mtnuö »67H Millionen Reichsmark, so daß der Gcsamtbestanb für April bt- Oktober 954.8 Millionen RM beträgt. Der Stand der schwebenden Schuld am 31. Oktober 1927 betrug 120.8 Millionen RM Der Grotzhan-elsirr-ex. Berlin. 28. Dez. Die auf den Stichtag des 91. Dezember berechnet« SroßhandclSindexztsser de» Statistischen Reichs, amt» ist gegenüber der Borwoche um 8.» v. H. gestiegen. Bon den Hauptgruppen haben die Indexziffern für Agrar, stofse um i.l v. H., für Kolonialwaren um O.l v. H., und für industrielle Rohstoffe und Halbivaren um 0,3 v. tz. angezogen. Die Indexziffer der industriellen Fertigwaren war unver- ändert. Unter den Agrarstoffen haben vor allem die Bieh. pretse «ine Steigerung erfahren, während die Preise für Bteherzeug nisse teilweise fMilch, Butter, Speck» zurückgegangen sind. Falsche Reichsbanknoten über 29 Reichsmark. In letzter Zelt ist wiederholt vor der Annahme von Nachbildungen der ReichSdanknoten über 20 RM. mit dem AnSgabedatum vom 11. Oktober 1924 gewarnt worden, bei denen ein besonders ausfälliges Kennzeichen darin bestand, daß die auf dem druck- freien rechten Rande der Borderseite der Fälschung befind- iichc Blindprägung sfarblos geprägtes Ltiiienmnstcr» anstatt rtppcnartig erhabene Linien, vertiefte Linien zeigte. Neuer dings sind nun diese rippenarttgen Linien auf den Falsch- stücken wie bet echten Noten nach der Borderseite zu erhaben ausgeprägt, fallen jedoch durch ihre starke Pressung auf. Der Rand des AuSfertigungSkontrollstcmpeiS stößt unten rechts an eine der ausgeprägten Linien nahezu an. Di« Fälschung bleibt trotz der vorgcnoinmencn Beränberung an der Mangel- hasten Wiedergabe de» Frauenkopfes, schon bei geringer Auf- merksamkeit für jedermann kenntlich. Für. die Aufdeckung der für diese Nachbildung in Frage kommenden Fglsch- münzerwerkstatt hat die Reichsbank eine Belohnung bis zu 900» RM. au»gesetzt. sTU.j Auf der Suche nach Fcau Vrayfon. London. 28. Dez. Das Schicksal von Frau (Krays on und ihren drei Begleitern, d,e am Freitag mit ihrem Flug zeug »The Daum" vrn Kap Code nach Harvour Giace startete und nun bereit» mehr als 72Stunden vermißt wird, gibt zu erheblichen Besorgnissen Anlaß. Die drahtlose Station der kanadischen Regierung fing gestern eine Mit teilung des vermißten Flugzeuges aus. Die Mitteilung be. sagte aber nur. daß das Flugzeug nicht in Ordnung sei. Weder die Lage des Flugzeuges noch andere Einzelheiten wurden angegeben. Tie Station war wegen ungünstiger Witterung nickt tn der Lage, eine weitere Berbindung her zustellen. Daö amerikanisch« Mariuemiuistcrtum bat an- geordnet, daß sich daS Luftschiff »Los Angeles" an der Suche noch Frau Grayson beteiligen soll. Faschistische Dekrete für Vogelschutz. Rom. 26. Dez. Nachdem bereits der letzte Ministerrat eisige Jagdaricn aus Vögel sür unerlaubt erklärt hat, ricktr» jetzt der Wirtschastsminister an alle Präfekten ein Rundschrei ben. tn welchem er die Befolgung derjenigen Vorschriften neu etnschärft. welche verbieten, -aß aus bebauten Län- dereirn Bogtljagdcn veranstaltet oder Vogelfang betrieben wird. l Eiu Zwischenfall im Danziger Hasen. Am Abend deS ersten WeihnachlotagcS entstand an Bord des dänischen ! Dampfers „Balfar" zwischen der Besatzung und vier Matrosen j eines anderen dänischen Dampser». die zu Besuch ge- kommen waren, ei» Streit, den der Erste Steuermann und der Steward des Schisses zu schlichten versuchten. Im Verlauf der Rauseret wurde der Steward von den vier fremden Matrosen ins Wasser geworfen, wo er sofort ver- sank. Die Täter sind inzwischen sestgenommen worden. Schwere» Brandunglück am heiligen Abend. Am heiligen Abend gegen ^12 Uhr brach tm zweiten Stockwerk des Restaurants »Wintergarten" tn der Breiten Straße in Rostock ein Feuer aus, das bei Anrücken der Feuerwehr bereits die zum Dachgeschoß führende Treppe tn Brand gesetzt hatte. Ein in der Dachkammer schlafendes Dien st Mädchen fand man durch Rauch erstickt tot auf. Branddirektor Dobbert erlag an der Brandstätte, wahrscheinlich infolge Auslegung, einem Herzschlag. Wiedereröffnung deS japanischen Parlament«. Die 5 4. Session des sa panischen Parlaments wurde in Tokio eröffnet. Ter Kaiser verlad die Thronrede. Rach Bewilligung der Vorlage über die Fonds für die Krö. nungsfeterltchkeiten vertagten sich beide Häuser aus den 21. Januar. Hochwasser. Kussel» 28. Dezember. Infolge de« plötzlich etnaetretenen Tauwetters und der damit verbundene» Gchneeichmelze siihre» Werra. Fulda. Hau ne und L«tz» Hoch. » asser. Unterhalb Hedemünden ist die Verr« insolge Festsetzim« großer «««Massen auf 8X Meter gestiegen und hat hier «ine Breite von einem Kilometer erreicht. Dir untere» Gtraße« der Stadt und viele Häuser stehen uuler Waffrr. Eine «roß« Anzahl von Stallungen und Wohnungen mutzten ««räumt werden. Die Lhauffee nach Kassel ist von treibende« Et» bedeckt und unpassierbar. Durch Hochziehen der Valzwrhren ««lang e». de» Waffermaffen Luft »> ver- schassen, die sich nun tn gewaltigem Strom talmärt» mälzen, Hol-massen, Bäume und riesig« EtSblöck« mit sich führend. Infolge de» Abläufen» deS Wasser« stieg di« Werra bei Hannovertsch-Münden tn einer Stunde um etuetnhald Meter, doch besteht keine Gefahr sür die Stadt. Die Fulda hat bei Melsungen di« wiese» weit über, schwemmt. Zwei Äiesschisfe wurden iodgerissen und talwärts geführt. Die Haune ist ebenfalls Über die User getreten. Auch dt« Lahn führt Hochwasser und steigt schnell. Die Hindenburgstraße ist bereits überschwemmt. SS wird allge. met» infolge des erneuten Witterungsnmschlage«, da» heißt der Abkühlung der Temperatur, mit eiuew raschen Fallen de» Wasser» gerechnet. Die Aeichswehrkreöile an -ie Phöbus. Da» »Berliner Tggebi." teilt mit, daß e» Informationen besitze, wonach die Phöbu». Filmgesellschaft nicht nur 8 bi» 7 Millionen Ml., sonder» IO Millionen Mk. au» öffentlichen Geldern erhalte» habe. Als bisher unbekannte Tatsache teilt daö Blatt ferner mit. daß Anfang diese» Jahres noch etwa 4>4 Millionen Mk. von zwei großen Bankhäusern tn die damals schon innerlich nicht mehr intakte Phöbu« gegeben worden seien; man könne allerdings bezweifeln, ob auch dies« Millionen das Reich bezahlen müsse. Die Neichöregterung wird sicherlich Gelegenheit nehmen, die ganz« Angelegenheit einmal gründlich klarzustellen, vm der Linken wetteren AgitattvnSstvss zu nehmen. Ein Legalionssekrekiir in Berlin verunglücki. Berlin. 24. Dezember. Bei einem Zusammenstoß von wet Kraftdroschken, der sich - heute mittag am Platz der liepnblik ereignete, erlitt der Fahrgast der einen Droschke, der niederländische Legattonssekretär Jonkheer A. T. Bau d eine schwere Gehirnerschütterung, so daß er in die Charit» gebracht werden mußte. Verhafteter Attentats-Schwindler. Wien, 20. De,. Am Heiligabend erstattete der stellung». lose Handlungsgehilfe Harisch Anzeige Uber einen angeblich von Mitgliedern eines Vereins gegen den Bürgermeister Settz geplanten Mordauschlag. Eine Haussuchung ergab in. dessen die völlige Haltlosigkeit der Anzeige. Darauf hin gestand Harisch, -aß es sich um ein« freie Erfindung Handle. Er wollte die Aufmerksamkeit aus sich lenken und hoffte, hierdurch eine Stellung zn erkalten. Der mehr fach vorbestraste Schwindler wurde verhastet. Eine grausige Tat in Reichender-. Wie die Blätter melden, hat eine in Reichenberg lebende 49 jährige Auswärterin, nachdem sie versucht hatte, sich mit einer Schnur zu erwürgen, sich mit einem Messer die recht« Hand vom Unterarm ab. getrennt. Da» Blut sickerte durch den Fußboden in die darunter liegende Stube, wodurch der Selbstmordversuch entdeckt wurde. Die Frau wurde inö Krankenhaus gebracht. Capitol D-r» st. u. k. Datte'.mädel gelangt nur noch -euk« 4» S»o, 8 v »,r Aufführung. Mistmvch, den 28 Dezember Ist die Erstaufführung des neuesten Foirbanks-Filmes Douglas Kairvanks Der Gaucho Kunst und Wissenschaft. Albert-Theater. Die Kompagnonfirma R. PreSber und 8. W. Stein hat Glück mit ihren Fabrikaten. Auch das neue „historische" Lustspiel „Liselvtt von der Pfalz", das da» Albert- Theater de» festtäglichen Besuchern zur^efferen Verdauung der Weihnachtsgans und des ChriststolleM vorletzte, fand daö einmütige Plazet dcö ausverkausten Hauses. Hat doch da» heitere Stück selbst etwas von einem festtäglichen Schmause an sich; nicht bloß insofern, als sich das Auge der Zuschauer daran ergötzen kann, wie der Sonnenkönig Ludwig XlV. und feine herzogliche Schwägerin, die am französischen Hofe kern, deutsch gebliebene, derbe und freimütige Liselott von der Pfalz, fast eine halbe Stunde lang beim leckeren Frühstück sitzen und sich dabei gegenseitig gründlich die Wahrheit sagen, oder wie der Eheoalier von Damarttn tm Auftrag« des Königs der Pfälzerin die erst« Flasche eines soeben er- sundenen Weines, des Champagners, serviert, sondern weit mehr seiner ganzen auf Schmackhaftigkeit eingestellten Art und Struktur nach. Man gebt wohl nicht fehl tn der An» nähme, daß der «tue der beiden literarischen Köche. L. W. Stein, die soliden Grundlagen und kulinarischen Substanzen znm Schmause herbeigeschassl hat, während der andere durch die Zutaten garrmenreizcnder Gewürze und pikanter Soßen die Theaiergonrmands zn besriedigen suchte. Wie dem auch sei: den Geschmack der Menge haben sie jedenfalls getroffen und mit ihrem FetttaaSmahle eine überaus lustige Atmosphäre an der schmuck gedeckten Tafel bereitet. Daß sie nicht gerade allzu skrupulös gewesen sind in der Wahl der Mittel, die die Zunge kitzeln und den Appetit anregen, daß sie mxlir dnrch einen kräftigen Pfälzer Wein als durch perlen- den Champagner die Frohstimmung bet Tische herauf, beschwören, daß sie statt der echten Trüffeln auch ein paar Feld-, Wald- »nd Wiescnptlze mit einschmnggeln, — wer will cs ihnen verübeln? Alo das Mahl zu Ende, ging alles hoch, befriedigt und leicht .angeheitert'" nach Hanse, ohne sich Veden- ken darüber zu machen, daß die sranzösische Speisekarte doch eigentlich mehr bloß gnte derbe Hausmannskost gebrach« hatte. Ohne Bild gesprochen: der Hos von Versailles, den di« Phantasie brr beiden deutschen Autoren tn diesem Lustspiel norgedichiet hat, Ist zwar ein äußerst amüsanter Hos: aber echt daran ist höchstens eine Aeußerlichkeit: da» zeremoniell» Lever de« Königs, bei dem die Herzvge und Margui» Seiner Majestät da» Hemd, dir MianSsvrrchlichen, das Gilet und den Letbrock überreichen. Aber schließlich Hai ja ein Lustspiel nicht dir Aufgabe, «tn« lehrreiche Geschichtsstunde zu erteilen, sondern das Publikum angenehm zu unterhalten, und' das ha, diese .Liselott von der Pfalz" reichlich getan. Um die Gestalt dieser prächtigen Liselott ist das ganze Stück herum, geschrieben: alles, was neben ihr geschieht und herumlänst, ist ja nur Staffage, ist nur der Hinterarund, von dem sich Ihre ! ieuchiende. liebenswerte Figur schart abheben soll. Und da lHcrmtne Körner ihre überragende Darstclliingsknnst jsür diese zuiigen» »nd geistesschars«, unerschrockene .Madame Sans-GSne" de» 17. Jahrhunderts einsetzte, so gab eS einen Bombenerfolg, mindestens so lange und so oft, als sie aus den Brettern stand. h. fast ununterbrochen: denn sie kommt nom Vorspiel sin Heidelberg» bis zu dem i9 Jahre später in Versailles spielenden dritten Akte nur ganz leiten einmal z» einer kleinen Ruhepause hinter die Kulissen. Um dieser ein zigen Künstlerin willen, die wieder einmal auösab und spielte wie der Jüngsten eine, muß man sich diese .Liselott" nn- bedingt ani«hen. Da der Theaterzettel außer ihr noch gegen dreißig Namen von Mttwtrkcnden nannte, müssen sich die übrigen Darsteller diesmal mit dem summarischen Lobe be- gnügen, daß alle ihre volle Kraft cinsetzten, um für das lebensprndrlnde Charakterbild ber Titelheldin einen würdigen Rahmen zu schassen. Max Rettz al» Spielleiter und E. v. M tt s ch k e-C o l l a n b e al» Bühnenmaler hatten sür die seffelnjtzt Wirkung von Bild und Nahmen etsrigst und mit bestem Erfolge gesorgt. Hermtne Körner und all« ihre Mit- heiser znm Siege, vor allem Johanne« Steiner sLnd- wig sXIV.», Paul Becker »Liselottens unterwürfiger Ge mahl», Richard Feist sihr kurfürstlicher Vater» und Hanns Nagt sihr herzoglicher Sohn Philipp), wurden nach Gebühr herzlich gefriert. . — ckt. Lenkrallheaker. „Eine Fra« von Format" bat ünS am ersten Weihnacht», seiertaa da» Gastsptel-Ensemble de» Berliner Theater» de« Westen« beschert, die tn mehr al» einer Hinsicht diesem Namen Ehr« macht. Eie erscheint tn der glänzenden Hülle der großen AuSstattungv-Operett«. Sie wird von einer Musik umschmeichelt, die höheren Ehrgeiz kennt. Sie empfängt ihr Leden durch «tn« Aussührung von hohen Qualitäten. Gewappnet mit den Künsten politischer und weiblicher Diplomatie ist diese .Frau von Format", die türkische Ge- sandtin Dschilli Ben. dem Haupte von Rudolph Schanz er und Ernst Welt sch entsprungen. »Zu Diplomaten direkt geboren sind die Frauen", singt st« einmal, und die Herren Verfasser sind so galant, -er Tochter ihrer Mus« Gelegenheit z» geben, eS zn beweisen. Zwischen Ungarn und ber Türkei schassen sie ein Phantasie-Fürstentum Stlistrien. besten Herrin einen Handelsvertrag mit einem der beiden Nachbarländer abschließen will. Der ungarische Abgesandte, der von sich sagt: „Bon Kindesbeinen Hab' ich nichts tm Schädel. alS Weiber. Weiber. Weiber", steht nach dem Eintrcssen der Türkin natür- lich sofort zwischen zwei Feuern und verbrennt sich an beiden, ebenso natürlich, ganz gehörig die Finger. Er bekommt keinen Handclövertrag »nd bekäme auch keine der beiden Frauen, wenn „die Frau von Format" ihn nicht sich selbst attachierte. und die Fürstin gegen öffentliche Blamage setn- sühltg und großzügig deckte. DaS ist die Haupt- und Staat», aktion. Sic märe aber nicht möglich ohne den Lelbbnsaren dcö Ungarn, der der Türkin von früher her Tank schxldet und mit ihr deshalb sogar die Rolle und die Kleider tauscht. Auch der Berliner Ballbaiiöbcsitzer und. kraft seine» Geldes, siltstrischer Generalkonsul Znntz ans Berlin und leine Tochter tun das ihrige zur Ber- und Entwirrung Topen de» kleinen vulkanischen Fürstenhofes und silistrtscheS Volk-, tum vervollständigen die Handlung und geben Gelegenheit zur Entfaltung reicher Kostümpracht, die tn den glänzenden Toiletten ber weiblichen Hanotperlonen gipfelt. Daß ber skizzierte Inhalt Gelegenheit zu zahlreichen komischen Situationen bietet, ist ebenso klar wie die Tatsache, daß die Handlung mitunter schleppt »nd der Dialog nicht ganz so funkelt wie die Kostüme. Darüber Hilst aber zuerst die Musik „von Format" hinweg, die Michael Krauß zu dem Stück geschaffen hat Die „große Operette" begnügt sich nicht mit Tanzschlagern. Sie treten auch hier in den Hintergrund, obwohl ein Tango und so etwa» wie ein SechSachtcl-Onestep ihren Weg machen werden. Daneben stehen statt besten die mannigfachsten mnff- kallschcn Formen: Lieb, Couplet. Ballade. Chöre, größere Ensembles von Chor und Solisten. Alle» ist vornehm »nd mit großer Sorgfalt gearbeitet, mit ungarischen und balkant- schen Rhythmen und Melodien geziert »nd mit bemerkens werter Feinheit Instrumentiert. Allerhand Orckesterwitze be leben die Partitur. Besonders hübsch ist da» Zitat der „Holz auktion" beim Auftreten der Berliner. Wa« schließlich aber dem Werke zum vollen Sieg vcrhilst. Ist die A » 1 siihr » ng „von Format". Martha Serak von der Over in Budapest Ist mit ihrer dunkeläugigen, temperamentvollen Schönheit, ihrer vornehmen Art »nd der warmen, ausgiebigen und mohlgeschnltcn Stimme wie geschussen kür die Titelrolle. Otto Mariä, der damit wieder an der Stätte seiner ersten Siege erschien, überragte an Stattlichkcit der Erscheinung alle Mitspiclcnden. war an Vornehmheit der Darstellung seiner Pinlnerin voll ebenbürtig und sang so schön und ge-
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