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rr. Jahrgang 101 Dienstag, 27. Dezember 1S27 Gegründet 18S8 Vrahtanlchrii«: Staihriih««, Dresd», S»rowr«ch»r - Sammelnu-imer - 2S2»1 Nur »ür Nachlaeivrät«: 20011 Bezugs-Gebühr Dr« Nmrigen «erben Anzeigenpreise: 7 Atzs„^.x; aubrrt>a»> ''»'Pia. Hk >». dt« »l. Dezember ttiai. iweimajioer SustrUung »rrt Kau» Mt>. onai D«>»mb«k - Marti ok»e Hoitmltrllunaiäedübr Ltn,«lnu»«,r 10 «v«,n»ta nach «Sotbmark berechne' dir »imvallia« « mrn dretl« »wärt» «"Pta. KamiUenaiueioen und Stellenoetuche odn» erbalb rb Pt,., die mm breit» Xeklame«eile Pta. nenenaebübr '"Pta N„»w. Nutttita» araen vorausbeiatila. StbritNeituna und Kauplaeichitttsftell«, Sa-rte»steab» 3S »S 4>euck u. Deria, oon Vtevtch »tNeicharbt n> Dreodeo Pokttchrck-Konl» lOSS Dresden Nachbnich nur mtt beutltcher Qukllenanaade Dreedne, Nachr >»ILts,a Unoerlanai» Tchritlktücke werden ntcht autbewabrt. OsIS «llllsrt W«Itr«r»an<U>»u» 6«r kerb timten «k»rk»k»<«kl«m unck ve«««I««p »«umftuel,«,, 4» pragsr Strav« LS Liservv Okea aller Lvsteme Vor Mntmut eine» Vien, «mnleklo Ick <tle No-lckUeuns mein«, ^umteliuna- — kelrknnltlakeii In Preis unii ^us«adi. - pnck- wSnrilsck« Serstunz. — üauerdr»n<tvlen deruttkrler pndriiiat«. klorisn dLoekerls Aaelrk. r^., »so, ir Orvarien^Svleratr. 9 18 r^., rs«, VIMKnerL krager Strske 12 kernru, ,537» Zer Selbstmord des Bolschewisten 3offe. Boa der Moskauer Parteimehrheit ia dea Tod getrieben. - Krise des Bolschewismus prophezeit. Paris, 2g. Dez. „Bulletin Cvmmulitst", das in Paris er» scheint und die Auffassung der russischen Opposition vertritt, veröffentlicht einen lange» Brief deö durch Selbst« mord geendeten Parteiführers Joffe, den dieser kurz vor seinem Tode anTrotzki gerichtet hat. In diesem Brief, der niemals TrotzN erreicht hat. da er von der GP U. beschlagnahmt wurde, erklärt Josse wegen seiner Krankheit «nd hauptsächlich wegen seiner Kaltstellung aus dem Leben scheiden zu wollen. Die Wüh^ arbcit gegen die Opposition, der auch er angehörte, sei so weit gegangen, daß ihm sämtliche staatlichen Gelder für Medikamente und Arzneien verweigert worden seien. Er selbst Hab« nicht die nötige» Mittel, «« sich zur Pflege tnsAnSlaadz» be geben. Er zöge eS daher vor. ans de» Lebe» ,« scheiden, ob wohl er Gelegenheit gehabt habe, sich »nrch Berössentlichung der .Erinnerungen" von auSländi chcn Berlage« Geld zu »erschaffe«. Hiervon habe er abgesche». da er mit der Partei leitung nicht in Gegensatz habe geraten wollen. Sodann wendet sich Joffe an Trotz« persönlich. Er bezeichnet eine Lage als »uerträglich, t« der die russische kommu nistische Partei stillschweigend daS Ausscheide« Trotz«« a«S den Reihen dulde. Er sei tiberzengt, dast früher «der später in der Partei eine SriseanShreche« «erde, di« sich gegen die setzigea Machthaber richten werbe. In diese« Sinn« sei sein Tod als ein Protest gegen jene z« betrachte«, die die Partei in eine Lage gebracht hätte«, in der sie nichts gegen die Ausschaltung TrotzkiS und feiner Anhänger tu« könne. Plumpe Stimmungsmache für -ie Wahlen! Unschuldige i» Gefängnis. Berlin. 2g. Dez. Die französische Presse, die vor einigen Wochen überaus siegeösicher ihre „Sensationen" von der ..deutschen Propaganda in Elsaß»Lothringen" in die Welt setzte, ist rasch still geworden, nachdem sich er» geben hat, daß die autonomisttsche Bewegung durchaus legal arbeitet, und das, die Enthüllungen der französischen Propa» ganüa über „deutsche Agenten" nur gemeingefährliche BolkSverhetzung darstcllten. Die .Lothringische VolkSzeitung" skatholtschs in Metz wendet sich sehr ent schieden gegen diese Methoden der französischen Behörden, be sonders aber gegen die jüngst verfügten Haussuchungen und Verhaftungen heimattreucr Elsässer, die noch heute auf recht erhalten werden. ES handelt sich dabei vor allem um Prof. Rolfs, den Chefredakteur des „Elsässer Kurier" und der „Elsässischcn Lehrerzcitung". ferner um zwei Angestellte des BaronS Claus Zorn von Bulach, namens Nau mann und Köhler. Während die Anklage gegen Rosss aus „Gefährdung des StaatSkredttS" lautet, werden Naumann und Köhler der Spionage beschuldigt. Das Blatt erklärt, eS ist hentc nnumftöstliche Tatsache, daß die Herren Bauman« nnb Köhler ohne jede« Grund, ohne selbst den Schein einer Berechtigung im GesSugnis sitzen. Di« Unterdrückung der Strastburger Zeitungen, di« Haus» inchungen in Mülhausen, Colmar, Liraßbnrg, Hagenau, St. Ludwig, die Verhaftung dcS Herrn Rofls. die Spionage, assäre Banmann-Kobler ist nichts als BorbereitnngS, arbeit für di« Wahlen, und zwar nach französischem Geschmack. x Neue Saussuchungen am Lhrtsksonnabe«-. Parts, 26. Dez. Im Laufe des Sonnabends wurden wiederum Haussuchungen bei zahlreichen Anhängern der Un. abhängigen vorgenvmmen. Der „TempS" berichtet, daß dt- HauSkuchung zur gleichen Stunde um 8 Uhr morgens in Kol mar. Mülhausen, Ensiöheim. Strastburg. Hagenau. Metz usw. durchgeführt worden ist. Aus zahl, reichen beschlagnahmten Schriftstücken soll „einwandfrei" fest, gestellt worden sein, daß die Druckerei Erwlnia und die Strastburger „Volksstimme" vom Ausland« unter. Ssasonow -j-. Li« Lauplveraniroortticher am Kriege gestorben. Paris, 26. Dez. Der ehemalige russische Austen- minister Ssasonow ist in der vergangenen Nacht in Nizza, wo er sich seit einigen Tage» aushiclt, im Alter von 87 Jahren plötzlich einem Herzschlag erlegen. Mtt ihm ist einer der Hauptverantwortlichen für den Weltkrieg dahingegangen. Ssasonow hatte im Jahre 1016 den Posten des russischen Aiißenmintstcrs übernommen; im Jahre 1614 drängte er in Petersburg zum Kriege. Im Jahre 1616 schied er aus der Negierung ans und wurde 1617 Botschafter In London. Der Ausbruch der Revolution hinderte ihn daran, seinen Londoner Posten an zutreten. In den Jahren 161816 vertrat Skasvnow die Denikin-Negierung in Paris. Als Emigrant hat er sich zumeist in Frankreich aufgehalten. Seine Beerdigung fand am Montag vorxiittaavon der russischen Kirche in Nizza auS statt. Ssasonow hinterläßt eine Witwe und eine Schwester, die mit dem ermordeten russischen Minister- Präsidenten Stolyvin verheiratet war. Zum Schlust wirst Joffe Trotz« vor. zu oft im Interesse einer Verständigung einem Kompromiß zugestimmt zu haben, obwohl er. Trotz«, immer recht gehabt habe, was selbst Lenin zugegeben habe. Er, Josse, sei überzeugt, das; Trotz« erneut zur Macht gesangcn werde. » 1» Jahre Russischer BolkswirtschaftSrat. Wie auS Moskau gemeldet wird, wurde dort daS 16,ährige Jubiläum des Obersten BolkswirtschastsratcS gescicrt. stützt wurden. In Strastburg soll in der Wohnung eines DrnckerciarbeiterS ein «MobiltsicrungSpla»" von 306 Anto- nomistcn vorgesunden worden sein. <!> Bei Abbs Pink in Strastburg habe man das Konzept einer lauge» Denk schrift an den Papst, in der der Abbs den Papst bittet, sich für die Unabhängigkettsbewegung in Elsaß- Lothringen einzusetzcn, gesunden. Älesenexpiosivn in Tlenlsi«. Die „Standard Oil" in die Lust gegangen. PeNng, 26. Dez. DaS «ordchinesische Hanptdepot der Standard Oil»Company in Tientsin ist heute mit sämtlichen Tanks und Fabrikanlage« in die Luft gesloge«. Di« Explosion «mrde dadurch herbeigcführt, dast ei« benach bartes Mnnitionslager infolge Brandstiftung in Klamme« ansglng. Auch in der belgische« Konzession würbe« zahlreiche Hänler zerstört. Tientsin ist ln bichte schwur-« Rauchwolken gehüllt. I« der Stabt herrscht die größte Panik, da man befürchtet, dast der Ricsenbrand weiter «« sich greift. Die Zahl der Berlnfte an Mensche« ist noch unbekannt, jedoch wird der Materialschaden ans 88 Millionen Dollar geschätzt. Selbstmord eines japanischen Seeoffiziers. Toll», 26. Dez. Kapitän Mizukt, der frühere Komman- baut des Kreuzers „Jtntsu", hat Selbstmord be gangen. wett er sich für den Untergang dieses Schiffes ver antwortlich fühlte. Der Kreuzer war vor mehreren Monaten bet der Rückkehr aus einem Manöver mit einem Zerstörer usammengc st osten und gesunken. Bet dieser Kata- rophe haben t 2 Offiziere und vS M a n n den T o d ge funden. Das Urteil des Kriegsgerichts sollte morgen vcr- kündet werben. Skarkes Erdbeben «nweil Rom. Rom, 26. Dez. Ein starkes Erdbeben ereignete sich hente nnweit Roms. Der Mittelpunkt dcS Bebens liegt dreißig Kilometer oon Rom entsernt. Die sriSmographischen Apparate zeigte« vier Minute« lang Schwank»»«« n. In velletri n»d Rcmi s»v Schaden entstanden sein. Sill Abschiedsbries an Trotz». Keimkehr von abenieuerlicher Fahrk. Westumsegler Kirchels in Cuxhaven eirrgelaufe«. Hamburg, 26. Dez. Nach zweijähriger Abwesen heit ist der Weltumsegler Kapitän Kirche ts heute früh mit seinem Segeikutter „Hamburg" a»s der Elbe eingetrossen. Kapitän KircheiS trat im Januar 1626, wie bereits kurz ge meldet, seine Weltumseglung von Hamburg aus an, die ihn über Spanten, durch das Mittclmeer nach Sumatra. Borneo. Siam, den Philippinen, China und Japan führte. Von dort ging eö in dü Tagen »ach Honolulu. Üeber San Fran- ziSko, Mexiko und durch den Panamakanal führte die Reise sodann nach der Ostküste Amerikas und dem letzten überseeischen Hafen Neunork. Bon hier aus wurde am 16. November d. I. die Rückreise nach dem Kanal angetreten, der »ach ichwercn W i n t e r st ü r m c n in 18 Tagen er reicht wurde. Hier hielten Gegenwinde die „Hamburg" etwas auf. Dem Weltumsegler und seiner Mannschaft ist von der > Stadt Kuxhaven ein festlicher Empfang bereitet worden. Am ersten Feiertag fuhr eine BcgrützungSdelega« tlon der „Hamburg" entgegen. An Bord des EmpfangS- schisfeS befanden sich auch die atte Mutter des Welt« »mseglers «nd seine Geschwister. Die „Hamburg", die Flaggengala angelegt hatte, kam gegen 2 Uhr in Sicht. Am Vvrdermast wehte der 66 Meter lange Hcimatwimpel. Eine nach Tausenden zählende Menschenmenge hielt die „Alte Liebe" »nd die Zugangsstrasten besetzt. Die im Hafen liegen den zahlreichen Schiffe prangten im Flaggenschmuck. Als die „Hamburg", von den Dampfern „Höchste l" und „Alten, brnch" begleitet, die „Alte Liebe" passierte, löste sich die un geheure Begeisterung in stürmische Ovationen und Hurrarufen ans, bis dann das Deutschland-Lied erklang »nd die „Hamburg" langsam i» den vereisten Hafen einlief, Kapitän KircheiS und seine Mannschaft verließen nach der Festlegung sofort daS Schiff. Sic wurden vom Bürgermeister Blelkcn offiziell begrüßt. Kapitän KircheiS dankte mtt kurze» herzlichen Worten und begab sich darauf wieder auf di« „Hamburg" zurück. Die große Menschenmenge rührte sich nicht »nd dem Gefeierten blieb schließlich weiter nichts übrig» als mit der Mannschaft in die Wanten zu erntern, von wo er der ihm zusubclndcn Menschenmenge nochmals dankte. Der Temps zur deutschen Aeparattonsschuld. Paris, 26. Dezember, den Ausführungen des ehe maligen Vorsitzenden der Reparationskommission, Abgeord. ncten DubotS. und der Erwiderung Poinarss in der Kammer schreibt der „Tempö": Die oon Potncars vertretene unbestreitbare These entspricht vollkommen Artikel 234 des Versailler Vertramdss. Es ist ohne Zweifel notwendig ge« wesen, diese BeriäMung der juristischen Seite der Frage vor« zunehmcn, denn, wie leicht vorauSznsehen gewesen, bemüht sich die deutsche Presse, aus den Schlußfolgerungen dcS Be richtes Parker Gilberts Nutzen zu ziehen», nm eine ein- gehende Kontroverse Über die eventuelle Festsetzung de» Be trages der dentschen Verpflichtungen auszulösen, gerade als ob die Entscheidung der Reparationskommission vom 27. April 162t durch die Tatsache der Annahme deö DaweS- lancs hinfällig geworden wäre. Allerdings nimmt der aivcs-Plan nicht ans die 1621 festgesetzte Ziffer von 132 Milliarde» Goldmark Bezug und er seht nicht die Dauer seiner Aiiwciidnng fest, was die Bestimmung der Gesamt, schiildsnmme bedeutet hätte; denn er hat nur die Festsetzung der Zahlungömobalitäten zun, Gegenstand gehabt. Gerade weil er keine Abweichung vom Friedcnövertrag in sich schloß »nd die Entscheidung der Reparationskommission vom Jahre >621 zu Recht bestehen ließ, hat Frankreich ihn annehmcn können. I« Wirklichkeit ist die Anwendung des DaweS« Planes ein nicht befristetes Experiment, das in keiner Weise die Gesamtheit der deutschen Verpflichtungen ändert. Eine Revision der Reparattonörcgeliing ohne Einvernehmen aller daran direkt interessierten Alliierten, so fährt der „Temps" fort, sei unmöglich. Solange die Vereinigten Staaten offiziell den vom Schatzsckretür Nellon vertretenen Standpunkt aus- rechterhaltcn, wäre cs verfrüht, auf die Frage der Rrvtsion deö DaweS-PlaneS in vertiefter Weise cinzugcbcn. Aber es sei klar, daß man sich eine Lösung dieses doppelte» Problems auch anders denken könne als untcr der Form einer parallelen Annullierung der interalliierten Schilden «nd der von DcnKchland für den Mehrbetrag seiner Verpflichtungen gegenüber den Alliierten weiter einznstehen baden würde. Bon der Entscheidung der Reparationskommission von 1621 müsse man ausgehen, um eventuell die Festsetzung der Dauer der Durchführung deS Dawes-PlaneS tnö A»ge zu fassen. ES sei nicht wahr, dast die Zahlungsfähigkeit Deutschlands 1024, zur Zeit der Ausarbeitung bes Zahlungsplanes, nicht mehr dieselbe gewesen sei wie 1621, als die Reparationskommission den Gesamtbetrag der deutschen Verpflichtungen aus ISS Milliarden Golbmark festgesetzt habe, weil inzwischen bi« Ile französische Spionen-Riecherei im Elsaß.