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Dresdner Nachrichten : 05.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192209050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-05
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.09.1922
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V über die preußischen Fnterellrn hinan» und hat ikren Schiverpunkl tn der allgemeinen nationalen Einsich., unter den heutige» schwierigru Verhaitnlssrn unser« au»- wartige Lage alle bundeüstaatlicheu OteubltdunaSwllnschr, selb,, wenn sie sachlich berrchiial erscheinen. zurücktrete» müssen, Jusoferu darf von der oberschieslschru Abstimmung eine günstige Auostrahiung nach allen Viichkungen erwartet werde», wo sonst noch AdtrennungSgelüft« stch geltend machen. Zn erster Linie kommt liier dag Rheinland ln Be tracht. wo die Dorren. SmeetS und Genossen immer noch mit sranzbslscher Unterstützung ibre Wühlarbeit betreiben und der reichStreuen deutsche» Bevölkerung nach Kräften dnSLebru sauer zu machen bestrebt sind. Sämtliche rbeinländistben Parteien, intt Einschluß der MehrhrttSso-taitsten und der Unabhängigen, haben gegenüber diesen Ouerlretberrien tn einer gemeinsamen Erklärung ihren festen Entschluß kund- gegeben, nicht bloß unentwegt beim Reiche auSzuharrrn. sondern auch innerhalb des preußische» SlaatSverbandeS zu verbleiben. Also auch hier herrscht die Empfindung vor, daß unter de» gegenwärtigen Zellumständcn eine LvStrennung von Preußen durch die Schaffung eines neuen Bundes staateS nach außen hin unvermeidlich den Eindruck erwecken muß. daß cs sich dabei um eine Lockerung deS ReichSgesügeS handle. Gerade im Rheinland aber muß jede Möglichkeit einer derartigen Auffassung auf französischer Seile besonders sorgfältig vermieden werden, da sonst die Machenschaften zur Begründung eines „neutralen", in Wirklichkeit ganz unter französischem Protektorate stehenden Pufferstaates sofort init erneutem Hochdruck entsetzen würden. Die Rheinländer werden daher da- imposante oberschlesische Be kenntnis zum nationalen CinheitSgedankcn mit besonderer Genugtuung begrüßen und daraus neue Kraft zum erfolg reichen Widerstand gegen die FranzvslerungSpläne tn jeder Gestalt schöpfen. ES kann den Franzosen nicht oft und eindringlich genug zu Gemüte geführt werden, daß sie aus Granit beißen, wenn sic die deutsche Einheit zu zerreiße» trachten. Nur die eine Frage bleibt noch offen, wie eS mit Hannover steht Die Deulschhannoversche Partei hat er Varl. daß sie in diesem Herbst den Antrag aus BolkS- absiiminung stellen werde, und sie beschränkt ihr Ziel nicht bloß auf die Wiederherstellung eine- selbständigen Hanno ver. sondern will darüber hinaus einen Staat „Niedersachsen" gründen, der außer der Provinz Hannover noch Oldenburg, Bremen, Braunschweig und die beiden Lippe umfassen soll. Kür den Kerncrstehenden ist eS schwer, sich über die Stärke- Verhältnisse der Deuischhanuooerschen Partei ein klares Bild zu machen. Bielfach wird die Ansicht geäußert, daß ohne sozialdemokratische Wghlhilse die Teutschhannoveraner bei der Abstimmung nicht dnrchdringen könnten, und wenn das stimmt, so müßte die Bewegung aussichtslos erscheinen, da die hannoversche Sozialdemokratie der Lostrennung von Preußen scharf ablehnend gcgenübersteht. Bezeichnend für die sozialdemokratische Anfsassung ist. maS der Oberpräfideni NoSke im „Getreuen Eckart" ausgefUhrt hat. Er schrieb u. a.: „Schließlich ist auch ntchk abzusehen, wieweit die Aus teilung von Staaten gehen kann. Soll eS zulässig sein, daß in einem etwa wicderhergestelltcn Hannover in den früher selbständig gewesenen Gebieten YildeSheim, Bentheim- Oönabrück. Ostfriesland für die Herbeiführung der früheren Freiheit Abstimmungen vorgenommen werden? Ein dcutsch- oannovcrschcr Professor hat mir in einer Versammlung die Frage allerdings besaht. Nach seiner Meinung ist es daS unveräußerliche Recht der Benthetmer usw., sich in einem Bundesstaat selber zu regieren, wenn sie daS Verlangen danach haben. Solche Ansichten kann man hegen und ein sehr anständiger Mensch sein. Ter Staatsmann und der verantwortliche Politiker darf sich solcher Spintisirerct aber nicht hingeben, sondern hat nüchtern und klug so zu handeln, daß daS Reich und daS deutsche Volk vorangebracht werden können." Aus diesen Darlegungen spricht ohne Zweifel wirkliches StaatSbewußlsein, und NoSke hat dabei die ganze di« «et«»,, unserer Volkswirt Z ». sozialdemokratische Partei Hannovers hinter sich in der Ans -Entlassung, daß es im allgemeinen nationalen Interesse besser sei. zunächst wenigstens den hannoverschen oder nieder- H s sächsischen Bundesstaat nicht zu verwirklichen. In bürgcr- 2 Nlichen Partcikreisen Hannovers herrscht vielfach die Anschau A ung vor. daß cS taktisch richtig sei. die Abstimmung unvcr »! »j ZÜglich vorzunehmen, um die Aussichtslosigkeit der deutsch § . hannoverschen Bestrebungen zu erweisen und dadurch der v «Agitation den Boden zu entziehen. ES bleibl abzuwarten, ^ H ob die Teutschhannoveraner, die durch die Umwandlung « » ihre? bisherigen täglichen LrganS, der „LandcSzcitung", In -2 ein Wochenblatt in ihrer politischen Betätigung stark bc- " einträchtigt worden sind, den angekündtgten Antrag aus Volksabstimmung wirklich stellen werden. Der Ausfall der oberlchlesischcn Abstimmung bürste wohl auch nach dieser Richtung abdämpscnd wirken und die im Lande für daS Verbleiben bei Preußen sich einsetzendcn Kräfte mit einem neuen Rückhalt versehen. v. Ernst v. Dryander -j-. .Fm SO. Fahre seines reich gesegneten ErdcnwallcnS ist der Lberhos- und Tomvrcdigcr I). v. Tryander in Berlin aus dieser Zeitlichleit abberufen worden, nachdem er erst vor wenigen Wochen durch Krankheit gezwungen war. von seiner bis zum letzten AuSniaß der Kräfte wahrgenommenen ^eistlichen Tätigkeit durch Versetzung in den Ruhestand Ab- chied zu nehmen. Ter Verewigte, der dank seiner umfasscn- en Begabung von Stufe zu Stufe emporstteg und u. a. die hohen Würden eines Vizepräsidenten deS Evangelischen LbcrkirchenralS sowie eines Mitgliedes deS preußischen Herrenhauses bekleidete, war eine markante Erscheinung deS alten Regimes. Er besaß eine ungemein wirkungsvolle Kanzclbcredtsamkeit und eine wahrhaft erstaunliche, nie versagende Arbeitskraft, die er bis zuletzt mit solch eiserner Energie betätigte, daß nur die stärkere Macht einer tödlichen Erkrankung ihn zum Verlassen seines Platzes zu zwingen -vermochte. O. v. Trnander war voll von evangelischem Glaubenseifer und übte sein hohes Amt mit bischöflicher Würde auS. Sein Name war im besten Sinne deS Wortes volkstümlich, und seine im Truck erschienenen Predigten über daS christliche Leben fanden Eingang in die christliche» Familien, wo sie vielen Trost. Erbauung und Stärkung für die Kämpfe des Lebens Suchenden eine Quelle der Er quickung wurden. Mit Kaiser Wilhelm II. verband ihn ein «ngcS persönliches Verhältnis. daS auch durch die Umwälzung nicht gelockert wurde. Im öffentlichen Leben war der Name O. v. DryanderS auch über die preußischen Grenzen hin aus allgemein bekannt, genau so wie seinerzeit der deS HofpredigcrS Stöcker. Während aber Stöcker sich auf daS politische und soziale Gebiet begab und durch diese Tätigkeit oftmals in Verhältnisse geriet, welche die Würde seines geist lichen Amtes zu beeinträchtigen drohten, beschränkte v. von Trnander sich ganz aus feinen geistlichen Berus und fand in diesem die restlose Befriedigung auf Grund einer geläuterten und abgeklärt seclsorgerischen Wirksamkeit und einer auf das Heil der evangelischen Gesamtkirche Preußens gerichteten oberhtrtlichen Leitung. Nachrufe für v. Dryander. Berlin, 4 Sevt. Fn der dritten öffentlichen Vollver- sammlung der verfassunggebenden preußischen Ktrchenver- sammlung widmete heute der Gcneralsuperintendent Rein- hard cruS Stettin und der Präsident deS evangelischen Oberkirchenrats Tr. Möller dem in letzter Nacht verstorbe nen früheren Oberhospredigcr 0. Dryander warm- empfundene Nachrufe. iW. T. B.i Der Dank Preußens für Oberschlesien» Treue. Berlin. 4. Sept. Die preußische StaaiSreigerung richtete an den Qberpräsidenten in Qvpeln folgendes Telegramm: Mit gewaltiger Mehrheit hat sich die oberschlesische Bevölke- rung am 8. September für daS Verbleiben beim preußischen Staate ausgesprochen. Die preußische DtnatSrcgicrung bankt den Oberschlesiern ausS wärmste für diesen Beweis derTreue. Sie wird ihren Stolz darin erblicken, in har» manischer Zusammenarbeit mit der Bevölkerung das Land ,u neuer Blüte emporzuführen. iW. T. B.i Die österreichische Entschlossenheit. Gin Snlervlew mil »un»e,»a>zler Seipel. (von untere» «teuer Veite r.I St,».«. Gept. Die jüngste Reise Dr. Seipel» lieb bekanntlich politische Möglichkeiten osse«. derep abschließende Beurteilung durch den Verlaus der gegenwärtig tn Gens stattflndenden Bölker- bundSberatungen stark berührt wird. Gleichwohl bringt man in Oesterreich diesen Beratungen nicht allzuviel Zu versicht entgegen, am wenigsten tn den maßgebenden Kreisen, wl« aus nachstehenden Aeutzerunaen hervorgeht, die brr österreichische Bundeskanzler unserem Wiener Vertreter gegenüber machte: „Tie Tagung des Ausschusses für AeußereS im öster reichischen Nationalrate dürste wohl auch der Meinung de» Auslandes die Aufklärungen über die Richtlinien der österreichischen Politik gebracht haben, dir sie ver- langte. Ich will hier die einzelnen Phasen der Entwicklung, die un» zu den im österreichischen Parlament erörterten Entscheidungen geführt haben, nicht neuerlich wteberhole«. sondern mich mit der Feststellung begnügen, daß der Gang der internationalen Politik, soweit er sich mit Oesterreich beschäftigen konnte, bisher nicht die Aktivität »nd not wendige Raschheit der Behandlung auswicS. wir sie an- gesichtS der besonderen Natur der Verhältnisse unsere» Staates erforderlich waren. Diese Feststellung erfolgt nicht nur im Interesse Oesterreichs, das mir naturaemäß In erster Linie am Herzen liegt. Nr entspringt auch Erwägungen internationaler Natur. Da» österreichische Problem kan« nicht als politische Frage slir sich behandelt werbe«, e» Ist rin integrierender, sa vielleicht bestimmender Bestandteil der mittelenrepälschen Frage, und wen» e» der Einsicht der Mächte »nd der mit ihnen kooperierenden Faktoren nicht gelingen sollte, hier eine rlnwandsreie Lösung zu sind«», so wäre in Konsequenz dieses PassivumS der internationalen Politik «Ine Anfrollnng der gesamten mlttelenropäische» Frage sehr wohl denkbar. ES mag vielleicht sonderbar erscheinen, baß fstr den leitenden Minister eines MittelstaatcS, sa vielleicht Klein staates. in seinen Entschließungen Erwägungen der großen Politik maßgebend sind, aber diese Angelegenheiten der Weltpolitik sind leider bi» seht Immer wieder sür unsere Fnnenpolitik von bestimmendem Einfluß gewesen. Daß die österreichische Regierung sich an- den >a hinlänglich be kannten Gründen, dl« ihren Ausgangspunkt von den Ent- schließungen der Londoner Konferenz, von der neuerlichen Anrufung de» Völkerbundes genommen haben, zu einem aktiven Vorgehen entschließen mußt«, ist nach dem Gesagten wohl selbstverständlich. Wenn der ganze internationale Apparat Oesterreich wieder nnr eine wohlwollende Resolu tion bieten könnte, dann mnß unter den Möglichkeiten, die und damit der Beniilre» AuSschuIst sür »eußere» ^ „ rtschast rn», leidst verditrat. Ich habe im I , daraus verwiesen, baß solch« Möglichkeiten eine» Ltonowt» scheu Zusammengehens in ernster DiSkussso« stehen. will «tr aber gegenwärtig tn der Besprechung ihrer Realisierung eine natürliche Reserve auserlegrn. Dt« österreichisch« Angelegenheit steht bank dem Ent gegenkommen der Mächte bereit» vor dem Völkerbund« zur Diskussion. Soviel Ich di« Lage Überblicke, werden wir bi» zu dem endgültigen Entscheid noch einige Tag« G«d»rld haben müssen. Diese Tage müssen durchgehalteu «erde« und ich bin überzeugt, daß die Tatsache, daß die bürgerlichen Parteien in voller Einmütigkeit hinter der von der tzster- retchtschen Regierung eingeschlagenen Politik stehen, ihren Einfluß aus ein« weiter« günstige Gestaltung de» Geschicke» Oesterreich» nicht verfehlen werden." Die österreichischen Großdeutschen sür den Anschluß. Wien. 4. Sept. Fn der gestrigen Sitzung der Reich». Parteileitung der Großdentschen BolkSpartet wurden Be richte über die politische und wirtschaftliche Lage und über die Veranlassung zur Reise de» Bundeskanzler» nach Genf erstattet. In der Erörterung wurde betont, daß dl« Ver träge von Versailles und St. Germain tn ihrer Auswirkung letzten Endes nicht nur den Besitz »nd die Stärke der be treffenden Länder, sondern ganz Europa» vernichtend be drohen. Die Politik der Partei habe nach wie vor aus A n. schluß an da» Deutsche Reich HInzuwirkrn. und bi» zur Verwirklichung dieses Ziele- sei die politische Selb ständigkeit des österreichischen Staate- unantastbar zu er halten. lW.T.V.i Die Ssterreichlsch-ltaüenlsche Zollunion gescheitert. Wien, 4. Sept. Die Prager Prcssezcntrale meldet, baß die österreichisch-italienische Zollunion gänzlich ge- schetter «sei. ES trete deshalb da» von der Klein, Entente auSgearbeitrte Regierung-Programm in den Vordergrund. Buchdrnckerstreil» in Wien. Wie», S. Sept. Die Buchdrucker und Setzer fint in den AuSstanb getreten. Auch da» Erscheine» de, Zeitungen ist in Frage gestellt. Wien. I. Sevt. Fnfolge de» seit einigen Tagen währen- den Streik» in den Druckereien, die nach Tagtarts arbeiten, sind beule srüh die MontagSblätter, die meist tn diese» Druckereien gedruckt werden, nicht erschienen. lWTVZ Der Sturz in die Tiefen des Wirtschaftselends. 10 Mark für den einfachen Brief. Berlin, 4 Scpt. Der verkrhrSbelrat de» MeichSpost- mintsteriumS hat heule mil der Beratung der NelchSvost- gebührcnsävc begonnen Fn der Sitzung, an der auch znm ersten Mal der 57. Ausschuß deS Reichstage» tellnah«, wurde mit Rücksicht aus die neuerlich eingetrrtene Geldentwertung ein nenerTarisentwurs a„l der vast» von t 0 Mark für den einfachen vries und ö Mark sür die Postkarte im Fernverkehr vorgelegt, der zn einer sehr lebhaften Erörterung führte. Eiue Entscheidung ist »och nicht gefällt worden. Die Verhandlungen werde» morgen trüb fortgesetzt. Bei den Fernsprechgebühren soll der Zuschlag, der bikher U>0 Prozent betrug, aus 7110 Prozent erhöht werben. Die gesamten Mehreinnahmen au» dieser Vorlage werden mit rund 0.5 Milliarde». Mark jährlich veranschlagt. WaS die vorgeschriebe»- Erhöhung der Fernsprechgebühren anlangt, so soll diese erst am l. Fanuar lv28 In Kraft trete». Von der neuen Tariferhöhung erwartet man eine Mehrein nahme von etwa 2V Milliarden Mark jährlich. Da bi» zum Ende des NechmingSsahreS nur etwa 6 Monate In Betracht kommen, erwartet man bis zum 86. März >028 eine Mehr- clnnahme bei der Post von >3 Milliarden Mark. Neue Danknolen. Fnfolge der Geldentwertung und der Not an Zahlung». Mitteln, die selbst durch Anspannung aller Kräfte der ReichS- druckerei nicht zu beheben ist, sieht sich die NeichSbank ver anlaßt, zur Erleichterung größerer Zahlungen Bank noten zu SOOllO und zu >0000ü Mark, zunächst tn kleineren Mengen, herauSzugeben. Die Stiidle un- Vie Srnührungssrage. Im SrnährungSauSschuß de» Deutschen Städtetages, der nach Halle einberusen worden war, zeigte lick, wie die Ge- schäftSstelle de- Deutschen StädtetagcS mitteill, daß die Stadtverwaltungen durchweg von dem besten Willen beseelt sind, mit ihren Kräften und Mitteln gegeullber der Valuta- blockade zu helfen, wie einst gegenüber der KriegSblockadc. Doch können sic tn ihrer gegenwärtigen furchtbaren Finanz- not zu diesem Zwecke nicht daS Geringste unternehmen ohne Gewährung der nötigen Geldmittel von Reich und Staat. Alle setzt öffentlich erörterten Hilfsmaßnahmen, die natür lich durchweg bedeutende Kosten — mindestens vorschußweise — verursachen, sind und bleiben ohne finanzielle Reich»- oder Staatshilfe gänzlich undurchführbar. Dir Fürsorge könnte sich auch immer nur erstrecken au' diejenigen Kreise, die sich nicht durch Anpassung Ihres Einkommens.an die ver änderten Verhältnisse selbst Helsen können, vor allem auf die Armen, die Sozial- und Kleinrentner, die Milttär- rentner sKriegSbcschädigt« und KriegShinterbliebenes. Diesen aber wird vielfach wirkungsvoller geholfen werden können durch Naturalien, einschließlich der Hetzstoffe, als durch Barunterstützung. Tie Versorgung durch fertiges Essen tn Form von Massenspeisungen ikelbst wenn Reich und Staat die nötigen Zuschüsse bezahleni wurde nach den reichen Erfahrungen der Städte aus diesem Ge- biete auS vielerlei Gründen übereinstimmend als durchaus unwirtschaftlich bezeichnet. Jedenfalls würde eS sich nicht empfehlen, etwa neu« Einrichtungen zu schaffen. Nur die Erhaltung von Mittel st andSküchen wurde alS dringendes Bedürfnis für gewiss« LevolterungSschtchtcn übereinstimmend befürwortet. In der Kartosfrlversorgnng haben stch die Städte schon seit dem Vorjahre von eigenen Geschäften zu rückgezogen und daS Feld dem sachverständigen Handel und den Verbrauchergenossenschaften geräumt, die vielfach organisatorisch und durch Kreditgewährung unterstützt wer- den. Nur in einigen wenigen Städten soll eine gewisse Notreserve von der Stadtverwaltung clngclagert werden. Tie gleichmäßige Verteilung der nächsten Zlckererute unter die Bevölkerung wirb zunächst in einer Fvrm er- strebt, welche die völlige ZwangSm-ißigkett vermeidet. Mit der Beschränkung der zuckerverarbettendcn LurnS-Jndustrie ist man selbstverständlich einverstanden. Die Seefischver- sorgung ist in der Hauptsache eine Kvhlenfrage. Ent sprechende Anträge sollen gestellt werden. Kermes ln Müncken. Da» Reich und di« Finanzlage der Gemeinde«. tvon unterem Sanderberlchierkatter.i München, 4. September. Der RelchLftnanzmtnistcr Dr. Herme- weilt gegenwärtig in München und erklärte bet einer Besichtigung des Rathauses, daß er kür die schwere finanzielle Lage der Gemeinden volles Ver- ständntS habe und daß die tn der vorigen Woche tn Berlin zwischen dem Reiche, den Ländern und den Gemeinden ge- trossenen Vereinbarungen nnr eine Abschlag», z a h l n n g seien und der Auftakt ,u einem weiteren har- manischen Zusammenarbeiten. Dr. Herme» betonte die außerordentliche Wichtigkeit dieser Zusammenarbeit beson der» mit Rücksicht auf die Außenpolitik „nd fügte hinzu. Deutschland werde, wenn auch schwere Zelte» und besonder» ein schwerer Winter bevorstehe, doch wieder aufgerlchtet werden können. vle Hamburger Konferenz der Lrnöhrungsmlnlsler. Hamburg. 4. Sept. Dir Konferenz der deutschen Er- näbrungSminister. in der olle Länder zumeist durch Ihre Ed- nährung»- oder Landwirtschaftsminister vertreten sind, wurde beute morgen im Phvnlrsaale de» Rathaus»» durch den Bürgermeister Dr. Dlestel im Namen der Hamburger Regierung begrüßt. Dr. Dtestrl wie» aus die schwierigen Fragen hin. dir auf der Konferenz behandelt werden sollten, und sprach die Hoffnung a»SS. daß e» gelingen werde, eine befriedigend« Lösung zu finden. Der Reich»ern«hrung». minister Dr. Herme» übernahm darauf den Vorsitz «nh dankte der Stadt Hamburg für die Einladung. Er »röffntte eine allgemeine Aussprache über die Lage, wobei in erster Linie die Frgge der Getreide- und Brotversor- g u n g besprochen wurde. Staatssekretär Dr. Helnriel gab eine eingehende Schilderung der Lag« auf diesem Ge- biete. Hieraus begann die SinzelbesprechUNg. iW. D. vc) Veglnn der neuen Veamlengehaltoverhandlungen. Berlin, 4 Sept. Die Verhandln»»«« über die Sr, höhnoa berDienstbezstge der Beamten. Angeftelten und Arbeiter mit den Spitzeuorganifativnen Heden henke nachmittag 5 Uhr im RclchSfinanzmInIsterinm begonnen »nd dauern znrzeit noch an. Sie werden voranöstchtlich i« Lanfe der Nacht zu« Abschluß komme». iW. T. B.i Schwere kommunistische Ausschrellungen in Ossenbach. irie*«r Lrihtdertcht de« .Drk»»n. Notdrich»« n"Z Ossenbach^ 1. September. Bei der gestrige« Feier deS Kommunistisnic« Jnaeudbundes kam eö zn schweren A«»schre>tvugen. Nachdem am Vormittag nach Ein treffen der Jngendgruppen an» der Umgegend «ns de» WilhelmSplatze »in« Versammlung stattgesnuden hatte, tn welcher die Redner mit bekannten Schlagwortcn operierte«, wurde am Nachmittag «in DrmonstrationSumzog »er- anstaltet. Eiue größere Anzahl der Znatcilnehmcr drang in die Wohnung de» Ltadtoerorductc« Rassel IZentr.f ei« und zwang diesen, mitzugehen. Es wurde Nassel «in Schild nm de» Hal» gehängt ml« der Inschrift: „Ich diu »er größt« Lehrliugsfchinver!" «nd unter schwersten Drohuuge« »nrd« er gezwungen, dem Zuge die rote Fahne voranzNtrage». Al» nach längerer Zeit die Polizei eioschritt. zogen stch dl« Demonstranten zurück. Der blutige Zusammenstoß ln Verlln. verltu, 4. Sept- Tie von der Abteilung la de» Berliner Polizeipräsidium» eingeleitete Untersuchung Uber den gestrigen Zusammenstoß zwischen Anhängern der kommuni stischen Arbeiterjugend und Schupobeamten dauert noch an. Kriminalbeamte sind bemüht, alle Zeugen deS Vorfälle» zu ermitteln unb ein möglichst klares und umkallende» Bild von den Einzelheiten zn gewinnen. Soweit die bisherige« Ermittlungen erkennen lallen, handelt eS sich bei dem ver hafteten um den l7sährigen Arbeiter Nödliug. Wie btS setzt zu übersehen ist. scheint eine Perlon ge tötet worden zu lein. Ein unbekannter Mann wurde mit Schußverlcdungen in da» Leichenlchauhau» elngrliesert. Eine größere Anzahl Personen ist durch Schüsse und Säbel- Rebe schwer verletzt worben. Fhre Zahl steht noch nicht genau fest. — Der bei Len Ausschreitungen In Charlotten- bürg durch einen Brustschutz verwundete Demonstrant tst seinen Verletzungen erlegen. Kampfrufe au» der Mansfelder Gegend. Berlin. 4. Sept. Wie die „Neue Berliner lS-Uhr-Atg." meldet, fanden tn der Halleschen und ManSselder Gegend in den letzten Tagen verschiedene große Arbeiterversammlun- gen statt, in denen Im Anschluß an die Teuerung zumall- ge in einen Kampfe ausgcfordert wurde. E» wurden Entschließungen gefaßt, in denen die Arbeiter, Bergleute, Gewerkschaftsführer und Arbeiterinnen ausgesordert wer den, die von ihnen vorgelragencn Wünsche durch bru Kamps der Arbeiterschaft sofort zu verwirklich«« unb den Kamps gegen Ausbeutung und Snochtschast «lf- zunehmen. Die Gefahr eine, neuen Landarbellerstrelk, für Pofe». Pnse», 4. Sept. Posen and Pommerest«, stehe» nnr de« «nSdruch eine» neuen Landarbeiterftreik». Dt« Land, arbeiter wollen bei der bevorstehenden wichtige« Kartnssek- ernte die Arbeit verweigern. Dl« Eisenbahn» «nd Post, beamten in Posen und Pomerellen wollen gegen die «n, »eheur« Teuerung mit «ine» Proteststreik noraebe».
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