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sein Sohn mit »Talmi' aemeint. Heinrich Blitz fiel ihm plötzlich «in — er war «ich» da. niemand sprach von ihm, und — eingedenk seines Streite- mit dem Obergärtner m Potsdam — fragte der Overkirchenrat auch nicht nach ihm. Jetzt fuhr der Wagen vor. der das iunae Paar zur Bahn bringen sollte. Han» alnirtc ime von einer Last erlöst aus, seine und des Vater» Blicke begegneten sich verständ nisinnig. Als Eli: verschwand, um sich um-uziehen, riefen Lisi und Earlotta jubelnd: „Nun wollen wir erst 'mal gründlich ansangen, uns zu amüsieren, " und der redselige Eisen- dahninspektor, wie auch ein anderer junger Mann schienen damit sehr zufrieden. Der Oberkirchenral empfahl sich — er konnte gerade noch den nächsten Zug erreichen — ganz beladen von Donkbarkeitsbczeigungen des Ehepaares Blitz. Vierzehn Lage später fand Werners Hochzeit statt — und », in welch anderer Weise! „Alles im vornehmsten Stil.'" Das war zwar selbstverständlich, aber Werner hörte dieie Worte bis zum Ueberdruß wiederholen. Das Geld spielte ja keine Rolle. Der Geheime Kommerzienrat Frecherr von Wehlheiden wollte seiner einzigen Tochter, der er — wie er so osl betonte — eine Liebesheirat gestalten konnte, doch eine „anständige" Hock en rüsten! Die ganze Stadt war in Aufregung darüber: ein jeder, der irgend ein Recht darauf Halle, wollte eingeladen sein — und die andern wollten sehen, um zu kritisieren. Zuerst der Polterabend — der geradezu feenhaft war. Das Gewächshaus hatte man zum Ballsaal umaeschafsen, denn der große Saal der Villa sollte für die am nächsten Tage uallsindende Hochzeit in Ordnung bleiben. Die Aufführungen, das nachfolgende Souper, der Champagner, die ausgezeichneten Weine — alles war über jeden Tadel erhaben. Man tanzte bis in die Nacht hinein und Kuni sah wirklich bildschön aus in ihrer Pariser Toilette. Werner erschien blatz und ernst: er bekam von Kum vor allen Leuten einen zärtlichen >kuß, als er auf chre Frage nach der Ursache seines ernsten Wesens ihr antwortete: „Ich fürchte den 'Neid der Götter." Und diese Amworl kam ihm aus dem tiefsten Herzen. Sie auoll ihm heraus, ehe er sie gedacht, sie machte ihm selbst erst die schwere Stimmung fiar, die auf >dm lastete. Die ganze Gesellschaft war da — nur eine hatte in letzter Minute durch ihren Ge mahl abiagcn lassen: Erna von Bibel!: sie habe sich plötzlich wcaen heftiger Migräne zu Belt legen müssen. Dafür zeigte sich Exzellenz um so liebenswürdiger. Er halte gesehen, wie em dunster Schatten cher Werners Gesicht huschle, als er diese Absage brachte: er er- klarte sich dieselbe sofort um einer kleinen Differenz, die Kuni, welche nicht sehr taktvoll gewesen, verursacht hatte. Seine Frau halte ihm die näheren Umstände gar nicht einmal erzählt und er auch kein Interesse dafür gehabt. Welch hohen Wert Wehlheidens aus das Erscheinen der Spitzen der Hofgesellschaft und deren Damen legten, wußte der Minister und zudem gönnte er seinem Rat jede erdenkliche Ehre. Auch Werner Rothhausen raffte sich aus seiner ihm selbst unangenehmen Verstimmung auf. Er gab später selbst das beste Beispiel für die Fröhlichkeit und trank mit Kunis Brüdern, die als Offiziere bei Kavallerie- Regimentern standen, Brüderschaft. „Ich kann's dem Mädel nicht verdenken, daß es Dich nimmt!" lallte weinselig Kurt von Wehlheiden. „Der dicke Gerstungen und der gute Orten hatten zwar den alten Adel ' ic sich, aber Du hast eben ihre Liebe!" Und Arthur, der andere Bruder Kunis/ meinte mit schwerer Zunge: „Papa ist ein guter Rechner — er sieht Kuni lieber als Frau emes einfluß reichen höheren Zioilbeamten, denn als die eines Oberstleutnants a. D. Und mehr wird ja unsereins nicht, wenigstens nur in Ausnahmefällen. Aber weißt Du, mein Junge, jetzt heißt es „höher hinaus"', denn klettern muß einer heutzutage können." Die beiden jungen Schwäger waren im Grunde prächtige, gutherzige Naturen — „die aus ihren Herzen keine Mördergrube machten", wie Kurt sich rühmte. Dennoch war ihre etwas takilose Herzlichkeit für Werner eine Qual, er wußte selbst nicht, warum er heute durchaus nicht troh sein konnte. Niemand durfte das ahnen, am wenigsten seine Eltern: und doch sah die Mutter immer in heimlicher Sorge nach ihrem Werner, bis Kuni sie be ruhigte, indem sie ihr lachend erzählte, was er ihr geantwortet. „Hast Du schon bemerkt, Mama, daß Helene sich in Herrn Bostedt einen ernstlichen Verehrer gewonnen ?" flüsterte die strahlende Braut ihr dann noch zu. Er scheint wirklich Absichten zu haben. Ich habe Papa schon ausaesorscht — Bostedt hat großen Kredit bei der Deutschen Bank und seine Glashütten in Böhmen und hier gehen famos. Hat Dir denn Helene nicht gesagt, daß er ihr schon längere Zeit den Hof macht?" Nein, kein Wort : alte Helens getagt — keine Silbe. Aber diese Mitteilung Kunis war so interessant für die 'Mutter, daß sie von jetzt an nur Augen für ihre Jüngste hatte, die sich heute wirklich so besonders lebhaft und glücklich lächelnd zwischen der Jugend amüsierte, wie die Mutier sie noch nie gesehen. Und dieser Herr Bostedt war tatsächlich — immer neben ihrer Tochler. Wahrhaftig, das sah ja in der Tai aus, als ob Kuni recht hätte! Warum nur eigentlich Eoeline so viel mit diesem Ingenieur Wehlheiden zusammen aß ? Sie hatte der Mutter doch selbst erzählt, derselbe habe seine Braut vor achtzehn - St- - Monaten durch den Tod verloren, dann sei da» mäßige vermögen der Familie in Unter nehmungen des Vater» draufgegangen und jetzt ernähre er die Seinigen. Da» war doch keine Parke für Eoeline! Aber so machte d>e e» immer — erst die unglückliche Leutnant»- liebe und nun am Ende gar. — Nach einer Weile atmete die Obrrkirchrnrätin erleichten aus. Der Ingenieur war fort, auf dessen Platze saß der Kob>nett»rat, ihr Hausgenosse. Und wie lange der nun wieder mit Evelme sprach! Das Mädchen tat mit seinen dremndzwanzig Jahren gerade so, als seien Spiel und Tanz für sie für immer vorbei. Da schwebten eben Helene und Bostedt vorüber. Wie schön die beiden zusammen tanzten und — die Ober- kirchenrätin mußte in sich hinein lachen — wie komisch dem Holländer, der da in der Ecke stand und das Paar nicht auS den Augen ließ, die Melancholie stand! Da» kleine dicke Kerl- chen liebte Helene — doch ohne jede Hoffnung auf Erwiderung seiner Liebe. Eoeline stand in diesem Augenblick etwas zitternd, aber sich zur Rübe zwingend, in einem der Seitenräume des Gewächshauses und wand um die heftig blutende Hand Thun- fels" dessen Taschentuch. Der alte Herr hatte ein» der seinen Weingläser, nachdem er es geleert. Hinsehen wollen. Das Glas fiel ledoch um, er wollte es greifen, zerdrückte eS im Schrecken und schien sich mit den Scherben eine Blutader zerschnitten zu haben, denn das Blut strömte sofort in solcher Weise hervor, daß er schnell den Tanzsaal verließ. Eveline be gleitete ihn, ohne daß er es gleich sah. Als sie dann neben chm war, fühlte er voll Dank- darkcit ihre Nähe und die hilfreiche Ruhe, mit der sie ihn verband. Aber iva» war das? Das Taschentuch war noch nicht einmal befestigt, als es sich schon ganz mit Blut getränkt zeigte. „Herr von Thunfels, das geht nicht, wir muffen ein größeres Tuch haben," sagte Eveline leise und ganz gelaffen tuend, obwohl sie sehr ängstlich wurde. Sie hatten nichts — aber auch gar nichts. Da fielen Evelines Augen auf einen halb offenen Korb, aus dem der Zipfel eines Tuches hervorsah. Sie eilte daraus zu und nahm dos Tuch ohne Bedenken heraus. 'Dasselbe war mindestens noch einmal so groß, wie das ganz von Blut triefende Taschentuch, aber es dauerte nur wenige Minuten, so war auch dieses schon wieder mit Blut durchtränkt. „Es muß jemand zu einem Arzt gehen, Herr von Thunfels," sagte Eveline beklommen. Er wollte es nicht. „Wenn wir noch ein solches Tuch hätten ! Einmal muh doch das Bluten oushören," meinte er. „Nur niemand rufen, bitte!" Eveline lies rasch in die Küche: dort gab man ihr zwei Tücher, als sie aber zu dem alten Herrn zurückkehrte, fand sie ihn mit einer Ohnmacht kämpfend an die Wand gelehnt. Wäre sie nicht in diesem Augenblick ge kommen, so würde er zur Erde gefallen lein. Ihr Schrecken war groß, noch größer wurde er, als sie eine Blutlache am Boden sah. Und der alte Herr lehnte wie tot in ihren Armen. Endlich — es schien ihr eine Ewigkeit, hatte aber kaum Minuten gedauert — erschien ein weibliches Wesen in dem abgelegenen Raume, die Besitzerin des Korbes, die mit ganz erstaunten Mienen die blasse, elegant ge- kleidete Dame und den noch blässeren alten Herrn mit all den Orden aus der Brust sah — dann aber, beim Anblick des Blutes, laut ausschreien wollte! „Seien Sie still! Ganz still! Niemand von der Gesellschaft soll es erfahren. Nur schicken Sie einen Diener so schnell wie möglich zum Herrn Hofrat Niemann." oefahl Eveline der erschrockenen Frau. Diese lief wie gejagt fort und brachte gleich daraus ganz aus eigenem Antrieb ein Glas Kognak. Thunfels war noch immer bewußtlos und Evelines Angst wuchs von Minute zu Minute. Endlich kam der Hosrat. den der nach ihm geschickte Diener im Spiel- zimmer am Kartentische gesunden hatte. Nun mußte erst wieder nach Verbandzeug, Nadeln usw. geschickt werden. Evi war inzwischen dem Arzte behilflich, der die Hand des Verwundete» unterband, um die Blutung zu stillen. Dann legte er den Verband an — bei alledem mußte Evi ihm die Lampe Hallen. „Alle Achtung vor Ihrer Besonnenheit, gnädiges Fräulein," plauderte er dabei. „Die ganze Gesellschaft wäre wie ein aufgestörter Bienen schwarm um uns herumacslogen, wenn Sie aufgeschrieen hätte». Min wollen wir den allen Herrn nach Hause bringen, gefährlich ist die Wunde ja gerade nicht. Freilich in den Jahren — na, Hassen wir das Beste!" Eveline konnte mit ihrem blutbefleckten Kleide nicht zur Gesellschaft -urückkehrrn. Sie fuhr in demselben Wagen mi! nach Hause und Thunfels, der wieder zur Besinnung ge kommen. lehnte den Kopf gegen ihre Schulter. „Fräulein Evi hat sich wie eine Heldin be nommen. Die meisten jungen Damen wären an ihrer Stelle eher in Ohnmacht gefallen, als der Patient," lobte der Hosrat sie ihrer Mutter gegenüber, die ganz arglos geglaubt halte, was man ihr bestellt — nämlich: Evi habe sich Rotwein über ihr Kleid gegossen. Unter den übrigen Polterabendgäslen sprach es sich nach und nach herum, der alte Kabinetts- rot von Thunfels habe sich mit einem zersplitternden Glase sehr ichlimm die Hand verletzt. Man nahm nicht viel Notiz davon: die Sache schien so wenig ernstlich zu sein. Evelines Verschwinden wurde entschuldigt mit den Rolwernflecken — „wie schade um das hübsche Kleid!" cAorti-<ung oexrooexxroexxroovoooQo O «nvLi. L vcmien. «vis«vieu. XLIik8Llr- Lxlnaot. -Hafer-viseuik 11116 liSiirsalx-itaferOLosa. Vad Verggiebhubel. Klimat. Gebirgs-Kurort. Mineral-, Moor-E-, Kiefernadel-, elektr. Licht-, kohlensaure Damps-und gew. Wannenbäder. 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