Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 23.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190306234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030623
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030623
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-23
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.06.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vier»« HM Herr Schriftsteller JtlUuS Heil and-Leipzig eine» Borttag. A»uust,cben sei. dag die Gemeinde-Einkommensteuer eine gewiss« Höhe nicht überschreitet. Zwei Drittel aller Land gemeinden decken ihren Bedarf lediglich burch Kops- und Grund steuer. welch letztere daS Hauptobjekt sei. Von 143 sächsische» Stödten erhoben 80 eine Einkommensteuer, aber keine Grundsteuer, 60 erhöben eine Einkommensteuer und eine Grundsteuer und 3 hätten ein kombiniertes Steuersystem, eine davon mit Vermögens steuer. Bon den größten Landgemeinden hätten 349 nur Ein kommensteuer und 484 Grund- und Einkommensteuer. ES gäbe in Sachsen 429 Städte und größere Landgemeinden, die nur Ein kommensteuer und 554 Städte und größere Landgemeinden, die Einkommensteuer und Grundsteuer erheben. Wo beide Steuern erhoben werden, müßte im Interesse eines gerechten Ausgleiches den Gemeinden eine ven örtlichen Verhältnissen angepaßte eigene Einkommensteuer mit aufsteigender Skala, jedoch unter Beschrän kung der Steuer aus etnen bestimmten Prozentsatz chteUeicht 3 Prozent) ausgegeben werden. Bei Kundgabe der Ansichten der sächsischen Hausbrsrtzervereine an die König!. StaatSreaierung solle zunächst in Erwägung gezogen werden, daß dieselbe eine ein gehende Statistik ober das Äemeindesleuerwesen in Sachsen ver anstaltet. deren Ergebnis wahrscheinlich im nächsten Landtage vor- gcleat werden wird. Ob ein Geietzentwnrs iolgen werde, sei zweifelhaft. Unbeschadet dessen lege er aber sotgende Rciolu > tion vor: „Zu der Frage der staatliche» Regelung des Gemeinde steuerwrsenS sprechen sich die sächsischen HnnSbesitzervercine dahin anS: ES möge bet vieler Regelung den großen Gemeinden, welche eine Einkommensteuer und eine Grundsteuer erheben, also daS Einkommen aus dem Grundbesitz doppelt besteuern, vorgeschriebe» werden, daß die Äemeindegrnndsteucr in ihrer Höhe nicht die gegenwärtige» Sätze der StaaiSgrundsteuer (1 Pfg. ans die Ein heit) überschreitet. Ferner halte» es die sächsischen Hausbesitzer- vereinr für angezeigt, daß in solche» Gemeinden auch die Gemeinde- Einkommensteuer den Normalsatz bc> Staats-Einkommensteuer, wie solcher von 1904 ab in Kraft tritt, nicht überschreitet. Im übrigen sprechen sich die HanSbesitzcrvcreine für die vollste Freiheit der Gemeindc» hinsichtlich der Erhebung von direkten und indirekten Steuern aus " In der anschließende» langen Debatte traten weit auscinandergehcndc Meinungen über Einzelheiten zu Tage. Herr Bürgermeister Dr. v. W oydt wollte überhaupt von einer staatlichen Regelung der Materie nichts wissen und meinte, der Staat wolle damit die Gemeinden von der Einkvmmenslcuer weg- dränaen und ihnen nach preußischem Muster nur das Gebier der Realfteuern überlassen. TaS sei bedenklich. Der Beschluß der Versammlung ging dahin, den Vorstand gemäß einen, Anträge des Herrn Kaufmann Ryssel-Lcipzig zu beauftrage», die Angelegen heit der gesetzlichen Regelung des GcmeindeilenerweseiiS cvcnr. unter Hinzuziehung geeigneter Kräfte weiter zu verfolgen und, sobald es nötig erscheint, einen außerordentliche» Verbandstag cin- z,«berufen. — Eine lebhafte Aussprache riese» die Anträge von Wurzen und Obcihohndvrf hervor, welche aut eine Festlegung des Begriffes „Beamte»" im Sinne von 8 30 der Revidierten Städteordnnna abzielten. Dieselbe »ahm z»m Teil eine» Poli tischen Charakter an. indem sich zwei große Gruppe» bildeten, deren eine vornehmlich aus Beamten bestand, während die andere Gruppe sich Hauptsächlich aus Handwerker» und Kleingewerbe treibende» zusammenletzte. Die Beamtcngruppe erkannte zwar a», daß der ß 30 ein Unrecht enthalte, bcnierkte aber, daß der Haus- desitzerverband besser tue, die Hand von der Sache zu lassen, da ihn diese als Hausbesitzer eigentlich nichts nngche und geeignet lei. die Beamten-Micter gegen die Hausbesitzer auszudringe». Die andere Gruppe trat energisch für die Aushebung des 8 30 ein und betonte, daß die Angelegenheit de» Hausbesitzer» wohl etwas niigehe, denn dieselben Hütten lederzeit daS Recht, ein Unrecht zu bekämpfen ohne Rücksicht ans die Mieter und Beamten, welche Hausbesitzer sind, um so mehr, als in kleinen Gcmcuioen das aus fallende Fünftel von de» Hansbesitzcrn mit gedeckt weiden müsse. Bemerkt wurde auch, dag die Sozialdemokratie sich die Agitation für Aufhebung des 8 30 längst zu Nutze gemacht habe» würde, wenn damit Popularität zu erlangen wäre, worauf entgegnet wurde, daß die Sozialdemokratie daraus hauptsächlich wohl deshalb verzichtet habe, weil die ganze Angelegenheit Sache der Laudcs- geietzgebnng sei und ein Sozialdcmokiat unter dem herrschenden Drei- tiassenwahlrecht nicht mehr in den Landtag kommen, also auch ans die Landcsgeietzgebung keinen Einfluß mehr ausnben könne. Die unter ziemlicher Erregung stattsindende Abstimmung ergab die An nahme des Antrages von Wurzen mit nngesährer Zweidrittelmehr heit. Den nächsten BeratungSgegenstand bildete der Antrag des Grund- und Hausbesitzervcreins zu Wahren, den Vorstand zu beauftragen, dahin zu wirken, daß bei Untersuchung an geblich fe u ch ter W o h n » n g en durch die Baupolizeibehörde sich die Entscheidung nicht einseitig ans ein bczirtsärztliches Gut achten stützt, sonder» stets ein Bau,achversländiger nsit hinzugezogen wird. Der Antrag fand in der Debatte allscitige Zustimmung und Annahme. Hiernach hielt Herr Buchdrnckereibcsitzer G. Zieg » er - Kötzschenbroda einen Vortrag über das Thema: „Abänderung des Reichsgesetzes über die Zwangsversteigerung uni Zwangsverwaltung von Giundslücken vom 24. Män 1897" Nachdem weiter ein Danktelegramm von Sr. Masestät dem König aus den Huldigungsgruß vom Voimitlag eingetrofsen war trat die Versammlung in die Beratung dcS Antiags des Haus besitzervereins zu Stollberg ei», der dahin ging, den Vorstand zu beaustragen, an maßgebender Stelle dahin zu willen, daß das Ab lehnungsrecht der Prival-Fenerversichernngs Gesellschaften staatlich beschränkt wird Ter 'Referent hierzu Herr Wvlf-Stvllberg, führte aus, dag die Privat Fcncrversichcrun- gcn nur noch dahin arbeiteten, hohe Dividenden aus ihrem Be triebe berauszuwirtschaste». Da eine Besserung i», privaten Ein vernehmen nicht zu erreichen ist, müsse man die Kvnigl. Staotö- regieruna, die ja die Privat-Feucrversicherungen zu lonzcisionieiett habe, ersuchen, nur solchen Gcsellschastcn die Erlaubnis zum Be triebe zu erteilen, welche sich verpflichten, auch gefährdete Objekte in die Versicherung aufzunehme», damit die 'Wohltat der Feuer versicherung nicht nur massiven, sondern auch Fachwerkbautcn zu teil wird. Nach kurzer Debatte beschloß man. den Antrag an den Zentralverband weitergchen zu lassen. — Als Ort der nächsten Versammlung wurde Leipzig bestimmt. Rach achtstündiger Dauer erfolgte Schluß des Vcrbandstages. Abends fand ein Festmahl mit Ball statt und am Montag wurde ein Ausflug unternommen. — Die Leitung der Deutschen StädtcausstcIlung hat um namentlich der einheimischen Bevölkerung Gelegenheit zum öfteren Besuche zu dielen, die Einrichtung der Dauerkarten geschaffen und für diese den außerordentlich billigen Preis von 6 Mk., sowie von 4 Mk. für die erste und von 3 Mk. für jede weitere Anschlußkarte festgesetzt. Dieses Entgegenkommen findet aber leider nicht die wünschenswerte tatsächliche Anerkennung, in- dem bedauerlicherweise die mißbräuchliche Benutzung dieser nicht übertragbaren Karten nicht selten ist. In diesen Tagen mußten wieder bei einer Revision in einer ganzen Anzahl von Fällen unrechtmäßig benutzte Dauerkarten ungehalten und emgezogcn wer den, was für die Betroffenen nichts iveniger als angenehm ist. Uebrigens wäre die Ausstellungsleituna sogar berechtigt, gegen diejenigen, die mit den Dauerkarten Mißbrauch treiben, Straf antrag zu stellen. — In dieser Woche beginnen die von dem Vor stande der Ausstellung in Aussicht genommenen öffentlichen und unentgeltlichen Führungen für Ausstellungsbcsucher durch die einzelnen Abteilungen. Die ersten Führungen finden statt am Mittwoch, den 24. Juni, nachmittags 4 Uhr: Abteilung V: Schulwesen, Volksbildung iFührung Herr Direktor Breuls): nach mittags 4 Uhr: Abteilung VII und VIII: Kaffen- und Finanz Verwaltung, Steuerverwaltung, Sparkassen- und Lcihwesen, Sta- tlstik und Literatur sHerr Direktor Dr. Wiedfeldts: nachmittags 446 Uhr: Abteilung IV, Gruppe 0: Gewährung oon Hilfe in der Not, Feuerlöschwesen sHerr Brandmeister Mittmann). — Fernere Führungen erfolgen Donnerstag, den 25. Juni, nachmittags 4 Uhr: Abteilung IV und VI, Gruppe L: Gesundheit und allgemeine Wohlfahrt sHerr Stadtbaumeister Hcnnig): nachmittags 5 Uhr: Sonderausstellung für Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerke Herren Oberinaenieure Meng, Höfsner und Vacherots. — Sonn- rbend, den 27. Juni, nachmittags 4 Uhr: Mteilung IV und III: Oeffentliche Kunst (Herr Professor Schumanns: nachmittag« 4 an Parke befinden, und das gesamte Strakenreinigungswesen ltzerr Stadtbaumeister Niers: nachmittags 446 Uhr: Abteilung II: Stadterweitenlnaen, Baupolizei- und WohnunBwesen Herr Ober- baukommissar Grüner): nachmittags 446 Uhr: Abteilung V: Schulwesen, Volksbildung lHerr Lehrer Oskar Lehmann). — Sonn- »aa, den 28. Juni, vormittags 9 Uhr: Abteilung III: Oeffentliche >»nst sHerr Architekt Tandler): vormittags 11 Uhr: Abteilung III: Oeffentliche Kunst sHerr Professor Schumann): vormittags 9 Uhr: Abteilung II: Stadterweiterungcn, Baupolizei- und Wohnunas- wesen (Herr Stadtbaukommissar Kuobloch): vormittags 11 Uhr: Abteilung II: Stadtcrweiterniigen. Baupolizei- und Wohnungs wesen lHerr Oberbaukommissar Grüner): mittags 12 Uhr: Ab teilung IV, Gruppe L: Rauch und Ruß verhütende FcuerunaS- anlagen lHerr Ingenieur Rebs); nachmittags 444 Uhr: Ab teiluna VlI und VIII: Kassen- und Fnianzverwaltung, Steuer- Verwaltung, Statistik und Literatur lHerr Direktor Dr. Wiedfeldt): nachmiltags 444 Uhr: Abteilung IV: Allgemeine Wohlfahrt, Ge- lunoheilspslege lHerr Stadtbaumeister Hennig): nachmittags 5 Uhr: Abteilung I V, Gruppe v: Gewährung von Hilfe in der Not. Feuerlöschwesen lHerr Brandmcisler-Volonlär Kege». — Die Wie derholung dieser Führungen und die Einrichtung ähnlicher Erläu terungen in anderen Abteilungen ist bei genügender Beteiligung der Allsstellungsbesucher für die weitere Dauer der Ausstellung vorgesehen — Am Sonntage fand auf dem Osierberge bei Cossebaude die Enthüllung eines König Albert -Denkmc> ls statt. Von 4 Uhr nachmittags au sammelten sich auf dem Hochplateau in der Parkschänke die an der Feier teilnehmenden Vereine, von wo sie nach Entfaltung von Fahnen und Bannern unter Musikbegleitung nach dem Denkmalsplatze, dem Prinzessin Friedrich August- Platze, zogen. Auf diesem Platze hatte» sich inzwischen die Ehren gäste und eine sehr große Zuschcniermenge eingefunden. 4-F Khr traf der Protektor des das Denkmal errichtenden Militärvcreins ,/Prinz Johann Georg" zu Eossebcmde. Se. König!. Hoheit Prinz Io ho 1111 Georg, in Begleitung seines Persönlichen Adjutanten Oberleutnants Garten-Kraft ein, von den Anwesenden mit einem dreimaligen Hurra begrüßt. I» der Umgebung Sr. Königs. Hoheit befanden sich Hofmarschall v. Haugk, Oberst Jnugnickel, Äiuls- hauptinann Krug v. Nidda und der japanische Major Kojiina. Die unicr der Leitung des Herrn Lehrers Krümmer-Stetzsch stehen- den Gesangvereine „Harmonie"-Cosscbaude und „Euitracht"- Stetzich sangen mit Instrumentalbegleitung die Sachsen-Hymne. Hierauf begrüßte der Militärvereinsvorsteycr, Herr Zetzsche, du Festtcilnehincr, insbesondere den Prinzen und die sonstigen Ehren gäste. die Brudcrvereme, Orts- und Nachbarvereine, das Präsidium des Mililärpereinsbundcs, die Vertreter von Gemeinde, Kirche und Schule, den Verfertiger des Denkmals u. a. Dann nahm Herr- Pastor Wendler-Eossebaude die Weihe des D-enkmals vor. Auf lustiger Rergeshöhc mit weitem Ausblick auf die gesegneten Ge filde der Lößnitz und die Residenz solle das Denkmal eine bleibende Zierde sein, den Vorübergehenden daran mahnen, was König Albert uns, seinem Volke und Lande gewesen ist und bis in die fernste Zukunft Kunde geben von König Alberts Ruhm und seiner Untertanen Treue. Beim Fallen der Tcnkmaishülle gab eine Gewehrabtestung des Militärvereins Eosscbaude eine dreimalige Salve ab. Der Herr Geistliche weihte das Denkmal als ein solches des Glaubens und Gehorsams, der unauslöfchsichen Dankbarkeit gegen König Albert und des unwandelbaren Vertrauens und sieter Treue gegen den jetzt regierenden König und das ganze Haus Weitst,. Hieraus begann die Schmückung des Denkmals. Als Erster überbrachte Herr Pastor Schmidt-Cossebaude im 'Namen sämtlicher 9 Ehrenmitglieder des Vereins und im Aufträge des Protektors Prinz Johann Georg einen mächtigen Lorbecrkranz Eine gleiche Gabe brachten der Verschöiicrnngsvcrcin Cossebaude, die Kampfgenossen von Cossebaude, der Militärvi „Prinz Friedrich August"-Cotta, der Kriegerverein ..Kamerad- jchast"ck5ossebaude, der Gcbirgsverein, der Militärvcrein Sietzsch und Umgegend, der Männergcsangvcrein „Eintracht"-Stetzsch und die Frauen des Militärvereins von Cossebaude: der Turnverein legte einen herrlichen Eichenkranz nieder, und der Gcsangverei» „Harmonie" eine Lyra mit dunklen Rosen Herr Vereinsvörsteher Zetzsche dankte für den Schmuck und die überaus rege Teilnahme und gab sodann einen kurzen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des Denkmals. Darnach haben die Ingenieure Herren Keller und Müller bei der Zementwarenfabrik Dyckerhofs n. Widmann die Schenkung der Kolossalbüste durch Herrn .Kommerzienrat Tnckcrhosf an den Mililärverein „Prinz Johann Georg" ver mittelt. Der Gemcinderat überließ dem Vereine zur Aufstellung des Denkmals den genannten Platz. Den architektonisch schönen Unterbau, der in weißem Sandstein ansgeführt ist. während die Büste aus rotem gemeißelt wurde, schasste Architekt Kummer in Dresden-Plauen. Dieses Erinnerungszeichen der Liebe und Vcr- chrnng für den unvergeßlichen Monarchen übergab der Vereins- Vorsteher dem Schutze der Gemeinde. Herr Gemcindevorstand Reinhardt übernahm unter Dankesworten an den Militärvercin das Denkmal in den Schutz der Gemeinde Cossebaude »nd gab der Freude der Gemeinde über dos Erscheinen des Prinzen Ausdruck. Zum Schluß seiner Rede legte auch er einen Lorbecrkranz am Fuße des Denkmals nieder. Mil dem Gesänge des Krenffcrschcii Dankgebctcs durch die genannten beiden Gesangvereine schloß der Weiheakt. Die Teilnehmer begaben sich sodann nach dein nahen Oslerberg-Reslaurant, wo ein Fesffommers stcittsand. An Ihre Majestät die Königin-Witwe wurde ein Begrüßungs-Tele gramm abgesandt und ihr die Weihe des Denkmals angekündigt. — Aus dem äußeren Friedhöfe in Vorstadt Planen fand gestern nachmittag ! Uhr die Beerdigung des lOjähngen Fritz Schnbartli statt, der am Sonnabend vor 8 Tage» das Opfer eines Raubmörders wurde Zu Hniiderten standen und drängten sich vor den Friedhofstoren die Neugierigen und versuchten Einlaß zu erlangen, doch blieb der Kirchhof polizeilich adgcspelrt. Eine große Menge Leidtragender hatte sich vor der Halle eingefunden, wo die Leiche eingesargt lag Ten Sarg deckten eine Unmasse Palmen und Blumen. Kur; vor dem lrtzlcn Gange erschienen die Herren Baumeister Gebrüder Fichtner niit den Arbeitskollegen des Ermordete», sie überbrachte» als letztes Liebeszeichen eine präch tige Fächervalmc Dann kamen die beklagenswerten Eller», die Mutter vollständig gebrochen, wie geistesabwesend wankte sie nach der Halle, wo der Stolz des mütterliche» Herzens, von ruchloser Möldcrhand erwürgt, iag. Sie weilte» mit ihren beiden Kindern längere Zeit allein bei dem Sarge. Da»» bildete sich der lange Kondukt. Am offenen Grabe hielt Pastor Steinbach von der Auscrstehungskirche die Grabrede aus Grund des Schristwortes „Des Heim Wege sind eitel Güte und Wahrheit Denen, die seinen Bund und Zeugnis Hallen." Der Geistliche wies auf die sttägigcn ichwcrcii Leiden der armen Eltern hin, da der Sohn ver schollen blieb »nd böser Leute Mund dem iilngc» Manne das Schlimmste nachsagte. Aber der Elternglanbe an ibr woblerzogcnes Kind habe sie nicht gelauscht. Zugleich niit der fürchterliche» Gewißheit, daß ihr Söhn das Opfer eines geldgierigen Mörders geworden war. erhielten sie auch die tröstende Genugtuung, daß ihr Kind tchnld- und fleckenlos anS bleiern Leben gegangen sei. A» demselben Tage, an dem vor 5 Jahre» die bedauernswerten Eltern die erwachsene Tochter durch den Tod verloren, erhielten sie Kunde von den, entsetzliche» Ende ihres Sohnes, den nun mit der Schwester derselbe Hügel deckt. Mit der Mahnung, nicht zu richten, sonder» Gott das Rächeramt zu überlassen, schloß der geistliche Redner. Dann ivarf die Liebe noch des Frühlings Rose» auf den Sara, der ein junges, hoffnungsvolles Mcnschen- herz umschloß »nd dumpf rollten die Schollen und deckten das Opfer eines Elenden. — Sonnabend, den 27. Juni, nachmittags 444 Uhr, findet im Waldschlößchen, Schillcrstraße, auf der großen Hinteren Terrasse die Feier des Sommer-iJ oh annis-IFestcs stir die Waise 11 hauszöglingc und die in hiesiger Stadtpflegv be findlichen Waisenkinder statt, — DaS vom Verein zur Förderung Dresdens »nd des Fremdenverkehrs für den Herbst in Aussicht genommene Blumensest ist auf nächstes Frühjahr verlegt worden Ta.qeSgeschichte. Deutsches Reich. Die Ansprachen, die Kaiser Wil helm am 29. Mai auf dem Haseiihcidcnberge des Truppen- Übungsplatzes Döberitz bei der Enthüllung des Obeliskcn-Denk- mals für Friedrich den Großen und bei der Frühstückstofcl nach der Enthüllung gehalten hat, sind im Wortlaute vervielfältigt und den Militärbehörden zur Uebermittlung an die Truppen z»- gestellt worden. Die Ansprache bei der Enthüllung des Obelisken lautet: „Vor 150 Jahren hat aus diesen Gefilden Friedrich II. Majestät, schon von seinen Zeitgenossen „der Große" genannt, einen erheblichen Teil seiner Armee zusammcngezogen, uni sie für die gewaltigen Kämpfe, welche er mit seinem weit- ' hauenden Blick im Geiste vorhcrsah, zu üben unv zu stählen. .0 wichtig war für ihn die Borbcreisiingszeit, daß er es nicht scheute, die Kolonnen seinen krieaSgeübtcn Feldmarschällcn zur Führung anzuvertrauen. Hier bildete der große Soldatenköllig, rastlos arbeitend, über den großen Gesichtspunkten auch das Detail nicht vergessend, seine Regimenter für die schweren Auf gaben des bald darauf einsetzenden sicbeniähngcn Krieges aus und schuf das innige Band zwischen seinen Soldaten und sich, welches letztere zu den äußersten Leistungen begeisterte, während er seinen Geist seine» Generale» cinfloßle »nd so den Grund legte für die unvergleichlichen Erfolge, welche in der sieg reichen Neberwindung einer gegen ihn verschworenen Well m Massen gipfelten. Unvergessen seien diese Leisnttige». unvergessen die Namen der Heide» lener grüßen Zeit! Spottend »minien damals Friedrichs Feinde seine kleine Armee die „Potsdamer Wachtparade"! Mn, er hat es gezeigt, ivas er mi deren Spitze vermocht. Und auch i» späteren Zeiten hat die „Potsdamer Wachtparade" jedem gebührend die Wege gewiesen, der mit ihr anzubindcn versuchte. Zur Erinnerung an diese Zeit ist der Obelisk aus nordisclfcm Granit errichtet. Eine Erinnerung an „l'Hch-i-U-im U>x, den König „nd .Held", zur Nack)«iferung stir uns alle, in »ngeschwächter Kraft rastlos au unserer Schlog- ferligkeit zu arbeite». Wenn jetzt die Hülle sällt, wenn zum Gruß die Fahnen und Standorte» sich neigen, die Degen sich senken und Bajonette »m Präsentiergrifs blitze», dann geschieht das nicht nur vor diesem Stein sondern vor ihm, dem große» König, seinen Generalen und Feldmarscbällen, vor ieincin großen Nachfolger, Wilhelm dem Großen, und dessen Paladine», die jetzt olle beim großen Alliierien droben versammelt aus uns yerabblicken, und vor Preußens ruhmvoller Heeresgclchichte uu- Tradition. „Achtung, präsentiert das Gewehr!" — Der Wort lmü der Rede des Kaisers an seine Offiziere bei der Friib- stückstasc! nach der Enthüllung des Obelisken-Denkmals in folgender: „Das Glas, welches Ich nunmehr zu leeren im Be griff stehe, gilt dem Garbekorps und Meiner Armee. Sie ist an dem heutigen Fest- und Ehrentage in ihren Führern hier ver treten. Ich habe in letzter Zeit zwei Korps gesehen. Vor kurzem führte Ich einen Teil des Korps, dem die Grenzwachl in der Wcstmark anverlrmtt ist, über die einst blutgetränkten Felder zum Angriff. Rechts und links schritte» wir zwischen Gräbern, geschmückt mit weißen Kreuzen. Marschrichliingspunk«- waren dis Denkmäler der preußische» (Karden, darunter speziell vom Augusta-Regiment. Ein Augenblick, tiefergreifend für den, der ihn durchlebt. Tenn er erinnerte an die gewaltige» Taten der deutschen Heere unter Friedrichs großem Nachfolger, Wil helm dem Siegreichen. Heute greise Ich zurück aus die Anfangs- gcschichte der damals noch kleinen preußische» Armee unter Friedrich. Vor zwei Tage» haben Sie ans den Breiter», die die Welt bedeuten, in erhebendem Spiel den König und sein Wirken auf dem Döberiher Boden, ihn inmitten der Männcc gcsehen, deren Name» uns Preußen so teuer, und unigebcn von seincn Regimentern, die ihm die Mühe mit dem Lohne dunklen, daß sie mit ihrem Herzblut die Gcfchichte Preußens schreiben halsen. Fürmahr, Ihnen, meine Herren Generale, ist es — wie jedem Altpreußen — so wie Mir gewiß ergangen, daß es Ihnen allemal heiß und kalt den Rücken hernnteriieß wenn vom großen König gesprochen ward oder er gar selbst »1 Person erschien! Sie sahen zuzweit den ganzen Jammer und das Elend deutscher Kleinstaaterei, welche das Ausland nachäffend, oftmals lieber mil dem undeuischen Nachbarn sich verband, als aus seilen dessen zu stehen, der im Begriff stand, den Grundstein des neuen Dcnt- fchcu Reiches zu legen und der deutschen Fürsten Zukunft fest zu sichern. In diesen Jammer?,usiand der Ohnmacht und Zer rissenheit fuhr der lorbcenimkränzte preußische Degen, gestihit von der Hoheiizollernhand des großen Friedrich und „stciLilierlc" sein Reich als Basis, ans der einst Kaiser Wilhelm der Große dos neue Deutsche Reich errichten konnte. Das war eine schöne, herrliche und große Zeit. — Gewiß, meine Herren, aber ebenio sicher ist es, daß die jetzige Zeit ebenfalls eine schöne und große werden kann und ist, auch für die Zukunft, wenn wir nur fest milsch/ossen sind, sie zu einer solchen zu machen. Der Deutsche ist oft so mutlos und melancholisch, oder, wenn cs ihm zu gut geht, übermütig und überschwenglich. Ta ist der einzige feste und unerschütterliche Pol in der Erscheinungen Flucht stets die preußische Armee gewesen und noch heute. Die staunenswerten Erfolge, welche der König errang, und die in einem köstlichen Kranze herrlicher Siege ein unvergänglicher Besitz unserer Hccresgeschichte geworden sind, entwuchsen aus cmgcsirengler Fricdensarbcit gewordener Truppen, unter denen auch mancher Ausländer zu finden gewesen ist. Heute slehi die Armee als eine nationale Einrichtung vor unseren Blicken, die Generale sind ihre Führer, von Soldat und Bürger mit Achtung und Vertrauen angesehe». Eine großartige Schule zur Erziehung unserer Jugend in »atioualcm Sinne! Sie, meine Herren, sind die Erzieher! Nicht nur Reglements, Taktik und Strategie, son dern auch Stolz und Tienstfreudigkeit solle» in Meinem Rock ge lehrt werden und Achtung und Liebe für unsere unvergleichliche Armee- tradition; dann wird cs um unsere Zukunft mit Hilfe „unseres großen Alliierien oben" gut bestellt sei». Dann kann Ich die Worte auch zu den Meinen machen für die gesamte Armee, welche Prinz Moritz von Anhalt-Dessau dem großen .König über das Regiment Alt-Larisch nach Leuthen sagte, als Seine Majestät die Front des von ihm persönlich zum Angriff aiigeieht gewesenen Regiments abritt: „Jhro Königliche Majestät können getrost Ihr Zepter und Krone denen Leuten anvertrauen, denn so diese vor denen Feinden davon lausten, so möchte ich dorten auch nicht gerne mehr verweilen." Dann wird Meine Armee stets das Instrument bleiben, dessen Ich bedarf, damit Meine Politik — wenn nötig — Unterstützung findet: „wo es die Jeder allem nicht mehr machen kann, >0 sie nicht von der Schärfe de- Schwertes soutenicret wird". Es lebe Mein Gardekorps und die ganze preußische Armee!" InHamburg waren gestern vormittag zum Frühstück an Bord der „Hohcnzollern" beim Kaiser geladen der Gesandte von Tschirschky und Bögendorff mit Gemahlin. Der Gesandte schiffte sich mit dem Kaffer ein, um diesen als Vertreter des Aus wärtigen Amtes während der Kieler Woche und aus der Nordlaur- reisc zu begleiten. Der Vertreter des Chefs dcS MilitärkabincttS. Oberst von Oertzen, reiste »ach Berlin zurück. — Der Kaffer Hot den Kapitän zur Sec Hertz zum Kontrcadmirat befördert und zum. Direktor der Sccwartc ernannt. — Ter Kaffer verließ vormittags 1144 Uhr an Bord der „Hohcnzollern" den Hamburger .Hafen, um sich nach Cuxhaven zu begeben. Die feierliche Einweihung der Vv» der deutschen Studenten schuft errichteten B is 1» a c cksä »I c fand Sonntag abend a:ff dem Hamberge bei Friedrichsrnh unter Beteiligung von etwa 10V Studenten von 44 Hvchfchiilen und einer ungeheuren Zuschauer menge statt. Die Studenten begaben sich bei Einbruch dec Sonnciiwendnacht von Aumühle nach dem Hamberge, wv die Säule dem Fürsten Herbert v. Bismarck, der eine iängerc An sprache an die Studenten hielt, in feierlicher Weise übergebe» wurde. Ter Bundesrat gedenkt in dieser Woche in die Sommcr- scricn zu gehen. Der Antrag ans Aufhebung des 8 2 des Iesuiten- gesetzes und der Diätenantrag bleibe» unerledigt. lieber den Ausfall der Rerchstcigswahlen in den von dänischen Agitatoren bearbeiteten Wahlkreisen Nordschkcswias wird den „Hamb. Nachr." aus dem nördlichen Tchlcswia ge schrieben: „Die Rcichstagswahl zeigte in den drei nördlichen Wahl kreisen der Provinz Schleswig-Holstein wieder cm erfreuliches Bild von Fortschritten des Deutschtums. Im erster, Wahlkreise — Haderslebcn-Sonderbnrg — stieg die Zahl der abgegebenen deutschen Stimmen aus 4861, cs ist also eine Zunahme von 322 Stimmen zu verzeichnen, wovon 57 ans den Kreis .Hadcrslcbcn und 266 Stimmen auf den Kreis Sonderbnrg falle». Die Zahl der dänischen Stimmen stieg nur von 10 058 cms 10 273. Wäy rend also eine überaus heftige dänische Wahlagitation im ersten Wahlkreise nur eine Vermehrung von 210 danffchcn Stimmen erreicht hat, liefern die anderen beiden iiordschleswigschcn Wahl- kreise für das Dänentum nicht unbedeutende Verluste. Im Wahlkreise Apcnrade-Flciisburg sind die dänischen Stimmen von 3349 ans 2988, und im Wahlkreise Tondern-Hiisum von 1668 auf 1576 zurückgegaiigen. In Flensburg-Stadt wurden 1881 noch 1628 dänische Stimmen abgegeben, jetzt nur 442. Auch die ländlichen Bezirke des Kreises Apenradc haben nicht unbedeutende Verluste an dänischen Stimmen aufzuweisen, während die deut schen Stimmen sich überall vermehrt und in vielen Ortschaften die Mehrheit erlangt haben. Im politischen Kreise Tondcrn hat das Dänentum nur seinen Sitz behalten in den früher z» Jüt land gehörigen Enklaven, die im Wiener Frieden 1864 wieder mit Schleswig-Holstein vereinigt wurden, von dem sic im Jahre 1500 getrennt wurden. In den übrigen Teilen des Kreises Hot die dänische Partei von Jahr zu Jahr an Bedeutung verloren. Im Jahre 1898 wurden dänische Stimmen in den drei nörd- lichen Wahlkreisen insgesamt abgegeben 15 448^ jetzt 14 337. also 611 Stimmen weniger, während die deutschen Stimmen allein im ersten schleswig-bolsteinschen Wahlkreise in den fünf Jahren uw 1150 gestiegen sind. Mit diesem Resultat können wir vollauf zufrieden sein. Die dänischen Hetzapos-cl haben bei der jetzt hinter r« 1
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)