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36 L. Lobmeyr. welche, weil zuerft meid Mouffelinmufter darauf getupft wurden, noch heute, wenn fie auch mit den verfchiedenften anderen Verzierungen bemalt find, oft als Mouffelintafeln bezeichnet werden. Man erzeugt fie in vortrefflicher Güte in allen gröfseren Städten Frankreichs, befonders in Paris, ferner in Belgien, in grofser Anzahl auch in Deutfchland, wie in München, Berlin u. a. 0., endlich auch in Wien, wofelbft fie übrigens bis jetzt nur mäfsige Anwendung finden. Frankreich und Belgien brachten auch Mutier von farbigen und weifsen Tafeln, in welche Streifen, Kreife und dergleichen tlreng geometrifche Zeich nungen mitteltl Mafchinen eingefcliliffen waren, welches Verfahren kaum als Fort fchritt zu bezeichnen fein dürfte, da das Aetzen eine viel freiere, feinere Behand lung der Zeichnung zuläfst und kaum theuerer zu ftehen kommt. Cathedralglas. Als man im frühen Mittelalter begann bunte Kirchenfenfter herzuftellen, befand fich die Erzeugung farbiger Glastafeln noch fehr in der Kindheit. Man konnte damals — und verfland es nach fehr, fehr langer Zeit nicht befifer — nur ungleich dickes, unreines, nämlich blafiges, theils trübes Glas zu Stande bringen, das freilich oft die tiefflen und prachtvollften Farbentöne aufwies. Die nur klei nen Mafse, in welchen das Produdl erzeugt werden konnte, nöthigten die Ver- glafung aus unzähligen kleinen Stücken zufammenzufetzen, ein Umttand, der auf die hiezu gewählten Zeichnungen von entfcheidendem Einfluffe war. Man vervollkommte allmälig die Produdle, vollends in unferem Jahrhun dert war die Farbentafel-Fabrikatior. bedeutend vorgefchritten. Sie lieferte reine, völlig klare, grofse Scheiben, in der ganzen Mafife gefärbt, oder aus weifsem, nur mit einer Farbfchiclite überzogenem Glafe, „Ueberfangtafeln“, von welch’ letz teren die Farbe flellenweife abgefchliffen werden konnte, wodurch eine freiere Behandlung der Zeichnung, das Vermeiden des kleinen Mofaiks und befonders der vielen Bleiverbindungen möglich und gebräuchlich wurde. In der letzteren Zeit —die Weltausflellung 1867 in Paris zeigte viele derlei aus England gelendete Proben (wie von Hardmann & Co. in Birmingham) — kam man felbft dahin, mittelgrofse Kirchenfenfter mit nur einer rohen, weifsen Gufsplatte, übergrofse mit 2 oder 3 derlei Platten zu verglafen, und diefe nach Art der älteren Glasmalereien, mehr oder weniger in mufivifchem Charakter, zu bemalen, wobei freilich auf befondere Farbenpracht verzichtet werden mufste, die in diefer Technik nicht zu erreichen iil. Schon zur Zeit, als man zu Glasbildern reinere, gröfsere Farbentafeln ver wendete, trat in dem Stile der Malerei eine bedeutende Wandlung ein. Man ging von der mofaikartigen Behandlung des Ganzen, der flreng contourirten ftatua- rifchen Zeichnung, welche die alten Kirchenfenfter zeigen, immer mehr ab und näherte fich ftets entfchiedener der Oelmalerei. Diefs gefchah insbefonders in neuerer Zeit feit der Wiederaufnahme der Glasmalerei. Franzöfifche Ateliers und die königliche Glasmalerei in München brachten es vor ein paar Jahrzehnten hierin zur Vollendung. Doch ' ' ’t diefe Herrlichkeit vor dem Auge des Kunftrichters nicht Stand. Man hatte zwar fehr kunftvolle Glasmalereien erlangt, doch den zauberifchen, ja weihevollen Schimmer der alten Kirchenfenfter dafür ein- gebüfst. Es zeigte fich fchliefslich, dafs dieler fchöne Effedl zumeift dem unreinen Glafe zuzufchreiben ift, das die Alten verwendeten und verwenden mufsten, weil fie kein anderes zu erzeugen im Stande waren und — wie ich Dr. A. Jele’s Angaben entnehme — dürfte es zuerft der Engländer Covell gewefen fein, wel cher ein dem alten ähnliches Glas, wiewohl in fehr befchränkter Weife, wieder erzeugte.