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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260304012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926030401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926030401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-03
- Tag 1926-03-04
-
Monat
1926-03
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1926
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Belgien gegen Frankreichs Ratspolitik. Sine Kammererklärung Danderveldes. I »W» «Sr-e Sie Rat-erweiternng ei«« Grenze sin de«?" vrüfiel, ». Mär». lMelbung der Agence velge.) Wäh- «e«d ber Debatte über den Haushalt de- AußenmtntstertumS gab «ußenmtntster Bandervelde u. a. folgende Erklär« na ab: I» ber Frage de» Völkerbundes ist rS burchanS not «endig, daß eine gerechte und der künftigen Entwicklung de- Völkerbünde- günstige Lösung in etner Atmosphäre der Ruhe und de- gegenseitigen Vertrauens gefunden «trd. Die Zusammensetzung deS Rates erfuhr bereits einige Aendernngen. So wurde früher die Vermehrung der nicht ständigen Mitglieder einstimmig gebilligt. Die Zahl der ständigen Mitglieder gab ebenfalls zu einigen Erörterungen Anlaß. Heute haben sich verschiedene Kandidaten gemeldet Die Kaubidatur Deutschlands ist bis fetzt aus keine Gegner schaft gestoben. Ich .wist keinesfalls eine endgültige Mei nung über die anderen Kandidaturen aussprechen. Ich möchte nur dt« Aufmerksamkeit der Kammer aus einige allgemeine Punkte lenken. Ko würde die berechtigte ober unberechtigte Erweite rung deS Rates eine Grenze finden? U« meine Gedanken voll und ganz anSzusprcchcn, glaube ich, daß der Völkerbund, wenn er sich aus den Weg drängen läßt, «»hi« mau ihn führen will, bald genötigt sein, wird, «tue» «eue« Schub von ständigen NatSmitglie- der« vorzunehmcu und infolgedessen die Zahl der nicht- stLudtge« Mitglieder weiter zu erhöhen. Dadnrch würde die Versammlung gegenüber einem Rate, in dem alle einigermaßen politisch bedeutenden Staaten vertreten wären, a« Bedeutung stark verlieren. Ich verlange nicht von der Kammer, daraus Schlüffe zu liehen, und ich wist es selbst nicht tun, denn cs ist, wie Chambcrlain gestern sagte, höchst wünschenswert, daß wir nicht mit gebundenen Händen nach Gens gehen, um dort in einer Atmosphäre des gegenseitigen Entgegen kommens die für ein gutes internationales Einvernehmen günstigsten Lösungen zu machen. (W. T. B.) Der enkschei-en-e englische Kabinellsrak. (Durch Funkspruch.) London, 8. März. In der heutigen Kabinetts- sttzung, die unter dem Vorsitz Valdwins stattsanb, wurde, wie verlautet, die Stellungnahme Großbritanniens zur Frage einer Erweiterung des Völkcrbundö- rateS erörtert. Rach der zweistündigen Kabinettösitznng er klärte Ministerpräsident Valdwin im Unterhause, er werde heute nicht spreche«. Dafür werde Chambcrlain morgen ciuc Erklärung über die Völkerbuudsragc abgebcn, au die sich eine Debatte anschlietzcu könne. Die Anlräge der OpposMonsparkelen. London, 8. März. LloydGeorge, Sir JohnSimon mrd der Führer ber radikalen Gruppe der Liberalen, Ru ne im an, nebst drei anderen Liberalen haben für die Völkerbundsdebatte am Donnerstag folgenden Antrag an gemeldet: Nach Ansicht des Unterhauses sollte ans der bevor stehenden Zusammenkunft des Vvlkerbundsrates und der außerordentlichen Völkerbundsversaminliing, die ausdrücklich zu dem Zweck einberufcn worden ist, Deutschland in den Völkerbund aufzunehmcn und ihm einen ständigen Sitz im Mate zu gewähren, der britische Vertreter darauf hinwirkcn, daß diese Gelegenheit nicht dazu benutzt wird, nm irgendwelche vorgeschlagencn Aendernngen in der Zusammensetzung oder der Verfassung des BölkerbundsratcS zn bewirken ohne Rück sicht aus daö Für und Wider solcher Aendernngen. Macdonald und andere Führer der Opposition haben bereits früher folgenden Antrag angemcldet: Das Unterhaus begrüßt das Ersuchen Deutschlands um Ausnahme in den Völkerbund und unterstützt die Bedingung, baß es daraufhin entsprechend der in Locarno getroffenen Vereinbarung einen ständigen Sitz im Rat erhalten soll. DaS Unterhaus ist aber zugleich der Meinung, daß, abgesehen von jeder anderen Erwägung, eine gleichzeitige Vermehrung der Sitze im Rate zur Befriedigung der Ansprüche anderer Nationen als nicht übereinstimmend mit dem Locarno-Abkommen betrachtet wer de« könne und von der britischen Negierung nicht unterstützt werden sollte. * London, 8. März. In den Wandelgängen des Unter hauses verlautet, die Verschiebung der Erklärung Ehainber- loins über den Völkerbundsrat aus morgen werde als Ergeb nis der Entschlossenheit der Oppositionspar teien und dem Wunsche einiger Konservativer an gesehen, eine Erörterung über diese Frage im Unterhaus herbeizuführcn, bevor Chambcrlain nach Gens abgercist sei. Die Regierung habe eine solche Erörterung nicht gewünscht und wünsch« sie auch fetzt nicht, aber die parlamentarische Praxi- sehe vor, daß die Regierung, wenn die Opposition um eine Diskussion über irgendeinen Gegenstand ersucht, diesem Ersuchen entspreche, wenn sie auch daz« nicht verpflichtet sei Da nun die Opposition in diesem Falle ein solches Ersuchen gestellt habe, habe es die Regierung sür bester gehalten, die Erklärung Ehambcrlains bis zu dem Tage zu verschieben, wo auch eine Erörterung der Erklärung möglich sei, damit nicht vor der Unterhausdebatte Preffeerörterungen einsetzcn könnten, die noch weniger wünschenswert gewesen wären, als die Unterhausdebatte überhaupt. <W. T. V.) Ein englisch-französischer Aktionsplan. Deutschland soll die Verantwortung zugcschoben werde«. Gens, 3. März. Bon gutuntcrrichtcter englischer Seite er hält der Vertreter der T. U. folgende Darstellung der gegen, wärtigcn Verhandlungen über die Erweiterung des Rates: In den letzte» Tagen während der Anwesenheit des General sekretärs des Völkerbundes, Sir Eric Drummonds, in London, haben neue Verhandlungen zwischen der englischen und französische» Negierung stattgcsnndcn, die zurzeit noch fort, dauern, wenn auch im wesentlichen eine Einigung aus fol gender Basis bereits erfolgt sein soll: Zu Beginn der Märztagnng wird die Vollversammlung deS Völkerbundes Deutschlands Aufnahme in de» Völkerbund beschließen, und der V ü l k e r b u n d S r a t Deutsch land zum ständigen Ratsmitglicd wähle». Hieraus wird der Rat unter Deutschlands Teilnahme über die Frage der Ver mehrung der nichtständigen Natssitzc einen Beschluß fasten, wobei, wie verlautet, anch Schweden für die Erwcitcrnng des Rates stimmen werde, falls Deutschland seine Bedenken znrückzieheu sollte. An einem der nächsten Tage würde dann Polen von der Vollversammlung znm nichtständigen Ratsmitglicd gewählt werden. Die Kandidaturen Spaniens und Brasiliens aus ständige Natssitzc sollen ans den Herbst verschoben und von einer besonderen Kom mission vorher geprüft werden, die der Rat in seiner Hcrbst- tagung ernennen würde. Sollte» sich die Ereignisse tatsächlich so nbspiclcn, wie hier geschildert wird, so würde die letzte Entscheidung in Deutsch lands Händen liegen. Der englisch-französische Plan bezweckt offenbar, den Vorwurf der Illonalität, der von deutscher Seite gegen eine Erweiterung des Rates vor Deutschlands Wahl zum ständigen Natsmitglied erhoben wurde, zu entkräften und Deutschland unter dem Druck der in Genf versammelten Mächte znm Nachgcbcn zn zwingen. Brasilien soll sür diesen Plan gewonnen sein, während Spaniens Antwort noch auSstcht. Eine Erklärung -es spanischen AusienminMers. Madrid, 8. März. Nach einer Kabinettssitzung gab der Außenminister Pressevertretern folgende Erklärung ab: Der Beschluß des Ministerrates entspricht dem wesentlichen Inter esse, das die spanische Regierung den Verhandlungen der nächsten Bölkerbundsversammlnng beimißt. Spanien ist sich seines Rechtes voll bewußt. Es vergißt aber seine Pflicht der gegenseitigen Hilfe im Schoße des Völkerbundes nicht und glaubt fest, daß seine gerechten Ansprüche nicht nur seine eigenen Interessen, sondern auch die Grnndintcrcsscn des Völkerbundes selbst fördern. Spanien würde sich im Rate in der von Chambcrlain gewünschten Lage eines Unpartei ischen befinden, »m als passendes Stück im Räderwerk dieser Organisation zu dem großen Werk der Festigung des Friedens bcizutragcn. Die spanische Regierung hat nach reiflicher Ucbcrlegung über ihre Haltung gegenüber den in Gens z« er örternden Problemen entschieden. Ich werde stets bemüht sein, ihren leitenden Ideen trcnznbleiben und ihren Willen zu verwirklichen. Um meine Aufgabe zu Ende zu führen, rechne ich auf die ermutigende Macht der spanischen öffentlichen Meinung. (W. T. V.) Rallen unö -as „Kinderspiel von Genf". Teilnahme am Spiel nnr solange es Nutzen verspricht. Nom, 3. März. Der „Impero" sucht in einem längeren Artikel zu zeigen, daß das K i n d c r s p i e l von Genf, näm lich der Völkerbund, unfähig sei, wichtige Fragen zu lösen. Wenn Italien t» Genf vertreten sei, so hätte das folgenden Grund: Der Faschismus sei in Genf aus Pflichtgefühl ver treten und weil es nützlich sei, bei den internationalen Streitig keiten gegenwärtig zu sein. Der Glaube Italiens an den Völkerbund sei aber nnr gering und cs hätte das Bestreben, soviel Nutzen und Ansehen anS ihm zn ziehen, als irgcnd- möglich. Sollte der Völkerbund aber eines TagcS versuchen, Italien die Flügel zu beschneiden, so werde Italien genau so rücksichtslos Vorgehen, wie seinerzeit in der Korfu-Angclcgcn- hcit. (W. T. B.) Das Urteil im Barthels-Prozess. Jahr 4 Monale Gesängnis. Berlin. 3. März. Der Prozeß gegen den RegierunaSrat Barthels, den früheren Leiter deS Berliner Frcmden- tnntcS. wurde heute beendet. DaS Urteil lautet: Der An geklagte wird «egen fortgesetzter Bcstcchnna und Urkunden fälschung zu einem Jahr vier Monaten Gefängnis und zur Aberkennung der Fähigkeit zur Beklcidnna öskcntlichcr Aeurter anf die Dauer von süns Jahren verurteilt. Fünf Monate und drei Wochen ber Untersuchungshaft werden aus die Strafe angercchnet. Die B'estechungsgeldcr oder deren Wert tn Höhe von 24 8M Mk. werden alt dem Staate ver fallen erklärt. Freisprechung eines irrtümlich wegen Mordes Derurleillen. Glatz, 8. März. Der Fleischer Ednard Trant- iuaun aus Reichenau in Schlesien, der im Jahre 1911 vom Glatzer Schwurgericht wegen Mordes z« zwölf Jahren Zucht haus »ernrteilt worden war, wnrde im Wiederauf nahmeverfahren frcigesprochcn, weil ans den Aufzeichnungen des Münstcrbcrger Mörders Denke hcrvor- giug, daß der Trautmann zur Last gelegte Mord in Wirklich keit von Denke begangen worden war. In den „Drcsdn. Nachr." wurde dieser beklagenswerte Fall seinerzeit tn dem Leitartikel „Schwere Iiistizirrtitmcr" besonders hcrvorgehoben. Der Unglückliche ist, wie früher berichtet wurde, durch die Vollstreckung der Strafe, die er voll abgebüßt hat, zu einem seelischen nnd körperlichen Wrack geworden. Jürgens klagk aus Ehescheidung. Berlin, 8. März. Meldungen aus Kassel zufolge bestätigt I Meldungen sich die Nachricht, daß der jetzt wegen Versicherungsbetruges in klagcschrist gegen Untersuchungshaft befindliche Landgertchtsdirektor Jürgens am Tage vor seiner Verhaftung einen Kasseler Auwalt mit der Einreichung der Ehescheidungsklage gegen seine Ehefrau beauftragt hat. Er begründete diese» Schritt mit ehewidrigcm Verhalten seiner Frau, das er in einer un erhörten Verschwendungssucht erblickt. Jürgens hqt diesen Entschluß nicht erst aus Grund von Mitteilungen gefaßt, die ihm von der Mutter des ersten Gatte» seiner Frau gemacht worden sind, sondern er hat selbst in den letzten Wochen von zahlreichen Gläubigern seiner Frau Mitteilungen stder deren Schulden erhalten, die ihm, wenigstens nach seinen Behauptungen, erst die Augen über daö Treiben seiner Gattin geöffnet haben. Dazu sei dann die Unterredung mit der früheren Schwiegermutter seiner Frau gekommen, nach deren Darstellung die erste Ehe unglücklich gewesen sei, weil die Fra» hinter dem Rücken des Mannes unglaubliche Geld geschäfte und beträchtliche Schulden gemacht hatte. DaS Ehe- schcidungsvcrfahren soll tn Berlin dnrchgcftthrt werden. Jürgens glaubt in der Lage zn sein, allen Verpflich tungen finanzieller Natur, auch denjenigen, die ihm durch, seine Frau entstanden sind, Nachkommen zu können. Sein Rechtsvertreter hat beispielsweise allen geschädigten Geschäfts leuten tn Stargard mttgeteilt, daß Jürgens selbstschuldnerisch^ Bürgschaft für die noch zu zahlenden Schulden übernimmt un-d daß er die Versicherung abgebcn könne, daß die Gläubiger in voller Höhe befriedigt werden könnten. Inzwischen haben jedoch die Stettiner Versicherungsgesellschaften, die sich geschädigt fühlen, vorgegrissen und die Möbel des Ehepaares gepfändet. Man glaubt, daß die in der Wohnung noch vor handenen Kunstgcgenstände einen Wert darstellen, der den von den Gesellschaften angcforderten Betrag von 9M0 Mark über schreitet. Die Untersuchung gegen das Ehepaar Jürgens in Berlin dürfte Ende dieser Woche abgeschlossen sein, so daß am Dienstag kommender Woche die beiden NntersuchungS- gefangenen nach Stargard übergeführt werden. Milderung -er Abireibungssirafe? Berlin, 8. März. Im NechtSausschuß deS Reichstages wurde ein sozialdemokratischer Antrag angenommen, der den im neuen Strafgesetz vorgesehenen Abtreibungspara graphen 218 schon jetzt in Wirksamkeit bringen will. Da nach wird eine Frau, die ihre Frucht im Mutterleib- oder durch Abtreibung tötet oder die Tötung durch einen anderen zuläßt, mit Gefängnis bestraft, anstatt früher mit Zuchthaus Weitere Verzögerung des Darmak-Prozesses! Berlin, 8. März. Zu dem Falle Varmat wurden kürzlich verbreitet, tn denen die Fertigstellung der An- die Brüder Barmat und die in Zusammen hang mit diesem Fall genannten Personen angckündigt und weiter behauptet wurde, daß die Arbeit ber Staatsanwalt schaft in einer Anklageschrift »iedergclegt sei, die nicht weniger als 6ül> Seiten nmsastc. Wie demgegenüber von unterrichteter Seite mitgcteilt wird, entspricht diese Nachricht nicht den Tatsachen. Ans diesem Grunde lasse sich anch der Termin eines Verfahrens gegen Barmat nnd Genossen noch nicht be stimmen. Berlin. 9. März. Reichspräsident v. Hindenburg ist heute früh 8 Uhr mit dem Leipziger Schnellzug wieder in Berlin auf dem Anhalter Bahnhof einaetrofsen. Der Endkamps um die Sleuergesetze in Paris Sin sozialistischer Borftoß i« ber Kammer abgeschlage». Paris, 8. März. Die Kammer beschäftigte sich heute nach, mittag mit den vom Senat verabschiedeten Steuergesetzen. Der Sozialist Blum begründete estnen Antrag seiner Fraktion, der die Einführung einer außerordentlichen Steuer aus das erworbene Vermögen Vorsicht, durch welche die Schuld ge tilgt werden soll, ferner die Schaffung eines nationalen Tabakamtes und die Herabsetzung der mili tärischen Ausgaben um 1 Milliarde Franken, Ab schaffung der Jnhaberwertpapiere und Anerkennung von Rechten an den Staat in Erbschastsfällen. Blum drückte sein Erstaunen darüber aus, das; der Vorsitzende und Bericht erstatter des Finanzausschusses das Steuergesetz desSonats angenommen habe, und führte aus, man müsse daran denken, die außerordentliche» Befugnisse deS französischen Senats etn- zuschränkcn, die keine andere gesetzgebende Versammlung gleiche» Ranges i» irgendeinem Lande habe. Die Demokratie müsse sich eines TagcS des Hindernisses entledigen, welches der Senat bilde. Der Abg. Malv» als Vursitzender des Finanzausschusses widerspricht Blum, der scineirseits erklärt, daß die Sozialisten legen die Steuergesetzc stinnmcn werden, obwohl sie gewisse !)estimniungen enthielten, die de» sozialistischen Grundsätzen entsprächen. Man verwerfe das Gesetz wegen der indirekten Steuern, durch die der Lebensunterhalt verteuert werde. Der Antrag Blinn wurde mit Ä95 gegen 188 Stimmen abgclehnt. In der Einzelberatnng, wurde Artikel 1 des Finanzgesetzes der die jährliche Er»eue.'r>.ing der Steuererklärung und der eidesstattlichen Versicherung Vorsicht, angenommen. Darauf wurde die Weiterberatnng des Finanzgesetzes ans morgen vor mittag vertagt. Kammerpräsident Hcrriot stellte die Frage, mann die Be- ratung der Jntcrpcllatiunen der Abgg. Fontanier, Blum und Vaillant-Coutvuricux über die nngarisahem Nanknotenfälschungcn erfolgen soll? Briand verlangte die Vertagung der Debatte, bis die gerichtliche Unterplchung in Ungarn zum Abschluß ge kommen sei. Es sei ik,m gegenwärtig unmöglich, darüber; nähere Angaben zn machen, da er eine gewisse Diskretion be obachten müsse Der sve/ialistischc Abgeordnete Blum erklärte» es handle sich nm eine Frage der öffentlichen Moral. Es sei ein Manöver mit dem Ziel, den Vertrag von Trianon zu zer reißen. Solle man noch alledem nicht das Recht haben, des wegen zn interpellieren? Briand erwiderte, daß Blum Ge legenheit haben werde, einen anderen Außenminister darüber zu interpellieren. Blum entgegnete, er verstehe wohl Briand» Wunsch, der Schwierigkeiten vermeiden möchte. Briand ruft! Ich fürchte keine Schwierigkeiten! Briand erklärte weiter, es wäre ein großer Fehler, wenn das franzöjlsche Parlament sich anmaßen würde, über andere Nationen zu Gericht <u sitzen. Die französische Regierung habe i» vollstem Maße il/re Pflicht getan. Dank der wirksame» Unterstützung der holländischen Polizei und dank der franzö sischen Beamten sei es gelungen, sämtliche Fäden des Kom plotts aufzndecken. Ein Urtcilsspruch sei noch nicht ergangen, doch hätten die ungarischen Behörden die Verhaftung hoch- gestellter Persönlichkeiten angcordnet. Nach dieser Erklärung Briands zogen die Sozialiste« und Kommunisten den Jntcrpcllationsantrag znrück. De/lhlen in Verteidigung. Abweisung sch.»rser Angriffe in der Nationalversammlung. Budapest, 2.. März. In der ungarischen Nationalversamm lung erklärte hc.-ute in der Debatte über die Frankensälschungen nach einer Rede des Abg. Pallavicini Ministerpräsident Graf Reihten, Pallavicini habe ihn vor der Ocssentlichkeit beschul digt, seit Mematen von der im Gange befindlichen Franken- sälschung ge/wußt zu haben, ferner alles unternommen zu haben, die Sache zu vertuschen und nur auf ausländische Drohungen sich zu den notwendigsten Schritten herbeigelasseu zu haben. Diese Behauptungen seien Lüge«. (Großer Lärm.) Bethlcn fuchr fort: Ich fordere Pallavicini auf, sich sofort «ach der Sitzung bei der S t a at s a n w a l t s ch a f t z« melde«, «« alles zu kagcn, was er weiß. Wenn er sich nicht freiwillig meldet, cvachtct eö die Negierung für ihre Pflicht, Maßnahmen zu treffen, daß er vorgcladen und vernommen wird. — (Abg. Stefan Nakvwski: Pallavicini wird durch Jmmunitätsrecht ge schützt. — Gelächter und Aharufe bei der Regierungspartei.) Graf Bethlcn erklärte weiter: Es ist eine Ehrenpflicht Palla- vicinis> dies zu tun. Pallavicini hat bisher eine Pflicht- vcrsäumnis begangen, da er sich weder bei der Staatsanwalt schaft n-och im Parlamentsausschuß zur Aussage meldete. Palla vicini wird znaebcn, bereits 1921 ober 1922 oon de« Pläne» Mindischgrätz' Kenntnis gehabt zn haben. Im übrigen Hab« ich erfahren, daß Pallavicini mit InlcS Meszaros, den Ab geordneten Lingcnicr, Hnszar nnd Mindischgrätz an einem Abendessen tcilnahm, wo Mindischgrätz seine Pläne entwickelte. Unter den Teilnehmern fand sich eine einzige Person, welche gegen diese Pläne protestierte. Allein bas war nicht Georg Pglllavicini. (Großer Beifall bei ber Regierungspartei.) Wiederholung der Beschuldigungen gegen Velhlen. Budapest, 3. März. Der Abgeordnete Pallavicini ver- öjihcntlicht heute eine Erklärung, in der er seine gestern gegen d«n Ministerpräsidenten Grafen Bethlcn in der Nationalver» »immlnng erhobenen Beschuldigungen wiederholt, v.m aus diese Weise unter Verzicht auf seine Abgeordneten- /.mmunität Gelegenheit znr Anstrengung eines Prozesses gegen ihn zn geben. Die Einleitung dieses Prozesses dürfte nach der Rückkehr des Grafen Nethlen aus Genf erfolgen. Dagegen hat Pallavicini unter Berufung aus seine Abaeord» nctcnimmnnität der Verladung der Staatsanwaltschaft zur Abgabe einer Zcngenanssagc keine Folge geleistet. Die Auf hebung des JmmunitätsrechtS kann nur durch die National versammlung erfolgen. Da sich diese aber vorläufig vertagt hat, ist mit der Vernehmung Pallavlcinis tn absehbarer Zeit nicht zn rechnen. (W. T. B.) Beriesch über die Nolensölschungen. Prag, 3. März. In ber heutigen Sitzung bcS Außen- ausschusses des Senats antwortete Außenminister Dr. Venesch aus eine Anfrage in der Angelegenheit ber ungarischen Geldfälschungen, wobei er bedauerte» daß durch das Eingreifen Nadossns die Erhebungen nnd Nach, forschungen in der Fälschcrsache von 1921 nicht zum Ziele führten. Venesch fuhr fort: Wir wollen die wetteren Unter- suchungöergebnisse abwartcn. Ich kann aber schon heute nicht verschweigen, daß die Angelegenheit so außergewöhnlich ist, daß sic nicht gnt ohne starke Folgen für die Entwickln«« der inter nationalen Ncchtsinstitntioncn bleiben kann, welche garantie ren sollen, daß in allen Staaten Delikte, welche andere Staaten schädigen, ordnungsgemäß verfolgt werden. Heute konstatiere er bloß: 1. Ans de» Untersuchungen und ver schiedenen Zeugenaussagen geht klar hervor, daß ber Plan der Frankensälschungen gefaßt wnrde und in Ausführung be griffen war zn einer Zeit, da bereits Kronen gefälscht wurden. 2. Die Kronenfälschungcn erfolgten durch dieselben Personen» welche auch die entscheidenden Faktoren in der Franken- fälschung waren: Windischgrütz, Meszaros, Nadossy. Die gestrige Bndapcster Debatte brachte weitere entscheidende Tatsachen, so daß sür einen Außenstehenden und sachlichen Beurteiler jeder Kcnnmcntar überflüssig ist. (W. T. B.) Die Frankensälschungen vor dem Kaager Gerichs. Haag, 8. März. Die tsch echo-slowakische Regie rung, die die morgige Gerichtssitzung vor dem Internatio nalen Gerichtshof in der Angelegenheit der Budapester Frankenfälschung mit großem Interesse verfolgt, wird sich bei ber Verhandlung durch einige Mitglieder der Gesandtschaft vertreten lassen. Auch die französische und die eng lische Negierung werden zu der Sitzung Vertreter ent«* senden.
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