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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030709028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903070902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903070902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-09
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
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Die Nobclgarden blieben in ihren Ouartiercu,, nur die Wache, die sich stets im Vorzimmer des Papstes besiudct, blieb auf dem Posten. Graf Moroni, ein Nesse des Papstes, ist gestern abend znrückgckommen, um den Befehl über eine Abteilung der Nobelgardeu zu übernehmen. Ter erste, der heute morgen iin Vatikan erschien, war Maestro Perosi, der, nachdem er gute Nachrichten über den Papst er halten hatte, sich entschloß, heute aufs Land zu gehen, um eine wichtige musikalische Arbeit zu vollenden. Perosi hätte Nom nicht "erlassen können, wenn der Zustand des- Papstes ganz hoffnungs los wäre, da Perosi als Leiter der Sixtinischen Kapelle an allen ans den Tod des Papstes folgenden Feierlichkeiten tcilnchmen muh. Kardinal Vives, der letzter Tage stets iim >T6 Uhr morgens zum Vatikan gegangen war, ist heutk morgen Uhr noch nicht dort gewesen. Vertraute des Vatikans bestätigen, dass die Nacht vorübcrgegangen sei wie sonst, wo der Papist sich wohl befand. Rom. Professor Mazzoni traf den Papst heute früh in ziemlich gedrückter Stimmung im Bett liegend. Der Papst sagte ihm, Last in seinem Zustande ein Rückschritt eingetrcten sei. Er iühle sich schwach, er habe sich gestern besser gefühlt. Er beklage das. weil er heute viel zu tun habe. Mazzoni äußerte später, der Papst wolle aufstehen. um ohne Hilfe alles selbst zu tun. Gegen 11 Uhr werde er sich ans dem Reit erheben und in seinen Lehnstuhl setzen. Tie Enanoic breitet sich an den Händen ans. Der Papst nahm noch Nahrung, aber mir wenig. Die Tem- veratur schwankt zwischen 30.3 und 30.1. MazzoM wird mit Lapponi heule abend tt>8 Uhr de» Papst besuchen, wen» nicht eine unvorhergesehene Verschlimmerung cintrili. Die der Brust entzogene Flüssigkeit wird heule gnalpsiert werden. Mazzoni machte den Eindruck, das; er die Hossuuug ausgegebeu hat. die er gesleru abend hegte. Der Papst rief gestern abend seinen Sekretär Msgr. Angcli und sagte zu ihm, er bedauere, daß er nicht an dem morgen beginnenden nenntägigen Gebete zu Ehren der Maria del Carmine teilnehmcn könne, d'e er sehr verehre und deren Bild er stets auf der Brust trage, da er morgen sterbe. Obgleich Angeli eindringlich erklärte, daß diese Voraus setzung des Papstes ohne Grund sei angesichts seines guten Be- sindens, bestand der Papst darauf und gab sich einem sinnenden Schweige» - hin. N n in. klm 9>/- Uhr vormittags ist folgender Krankheitsl- bericht ansgegeben worden: „Die Nackt verging ziemlick ruhig, oblckon der Papst keinen erauickenden Schlaf hatte. Der Puls ist rasch aber regelmäßig, die Atmung nicht lo frei wie gestern abend. Der Zustand des Papstes gestattet keine lange Untersuchung, doch kann man scststcllen. daß der Prozeß in der Lunge die Neigung bat. sich zu löien. und daß bis jetzt die Flüssigkeit im Brustfell sich nicht zu erneuern scheint. Der Zustand des Papstes kann uns indessen nicht beruhigen angesichts des DepressionSzustandes, der sich von Zeit zu Zeit schärfer bemerkbar macht. Lavponi. Mazzoni." E h c m n i tz. Der Schweizer Kamprath, der in der Nacht vom 11. Juni in Mafsanei bei Waldhcun den Wirtschaftsbesitzer Müller und die Wirtickasterin Berta Langhoff ermordet batte, wurde heute vom hiesigen Schwurgericht wegen zweifachen Raub mordes zweimal zum Tode verurteilt. Paris. Die hiesigen Blätter weilen mit Befriedigung darauf bin, daß die Einnahmen aus den indirekten Steuern im Juni den Voranschlag um mehr als 12 Millionen übersteigen, und daß die Gclamimebreinnahmen ans den indirekten Stenern in der ersten Halste des Jahres 1903 über 11 Millionen betragen haben. Das sei die beste Widerlegung der ungünstigen Gerüchte, die die Opposition über die Finanzlage Frankreichs verbreitet habe. Paris. Es heißt, der Advokat Ferdinand Labori werde die Verteidig»» der Humberts endgültig übernehmen. Brüssel. Die Z u ckerk om m i s i io n trat beute zu einer Sitzung zusammen, um die Absicht Deutschlands einer Prüfung zu unterziehen, die dahin geht, Rußland eine Herabsetzung der AuS- yleichszöllc zu bewilligen, um den nachträglichen Anschluß Ruß lands an die Konvention vorzubcreitcn. Verschiedene Abordnungen haben sich einmütig bereit gezeigt, die Möglichkeit, die Artikel 4 der Konvention gibt, zu benutzen, um die ansangs festgesetzten AuSgleichSzöllc herabzufetzcn. Der Betrag, um den die Zölle herabaesetzt werden, wird morgen beraten werden. Madrid. In der Deputiertenkammer unterzog Moret die auswärtige Politik des Kabinetts einer heftigen Kritik. Er wies darauf hin, daß Präsident Lonbet nach Algier gegangen sei, ohne Spanien zu berühren, und daß der König von England die Küsten der iberischen Halbinsel besucht habe, ohne den König von Spanien zu sehen. Die einzige Kundgebung Frankreichs sei ein Scheinangriff auf Cartagena gewesen. London. Heute nachmittag stattete Präsident Loubet bei mehreren Mitgliedern der königlichen Familie Besuche ab und kehrte sodann nach Aorkhousc zurück, von wo »r sich nach der fran- .zösischcu Botschaft zu dem dort slattsindcnden Festmahle begab. Der König traf um 7Va Uhr in der Botschaft ein, wo er vom Präsidenten empfangen wurde. Unter den Gästen befanden sich der Prinz von Wales, Lord Balfour, Ehamvcrlain. Lord Roseberp, der Herzog von Devonihire, Lord Lansdowne, Earl Sclboru, Brodrick, Campbell Bannerman der amerikanische und der russische Botschafter. Reden wurden bei dem Festmahl nicht gehalten; Präsident Loubet trank nur auf das Wohl des Königs und der Königlichen Familie. Man bemerkte, daß Chamberlam sich an dauernd mit dem Minister Delcasso unterhielt. Der König ver ließ zuerst die Botschaft, um fick zur Festvorstcllung im Covcnt- Garden-Theatcr ^zu begeben. Präsident Loubet folgte alsbald nach. Auf den Straßen brachte eine sehr zahlreiche Menge so be geisterte Huldigungen dar, wie nie zuvor. Das Theater bot bei der Festvorstellung ein prächtiges Schauspiel. Der Zuschauerraum war reich geschmückt; überall sah man La France-Roscn, von denen besonders die Logcnbrüstungen gänzlich bedeckt wrcn. Die ge jaulte Aristokratie Englands wohnte der Vorstellung bei. Um 9 Uhr betraten die Majestäten, der Präsident und die Mitglieder der Königlichen Familie die Loge. Das Orchester spielte die Marseillaise und die englische Nationalhymne. Die Minister und Hofwürdenträgcr nahmen zwei besondere Logen zur Rechten und Linken der Königlichen Loge ein. Tie Vorstellung endete gegen Mitternacht. Ter König und die Königin, sowie Präsident Loubet begaben sich sodann nach dem Buckingham-Palast bezw. Aork- house zurück. London. An dem FestmahIe in der französischen Bot schaft nahm auch der deutsche Botschafter Gras Wolff-Metter- nich teil. Athen. Ministerpräsident Theotokis hat dem König die Demission deS Kabinetts angeboten. Athen. Die heutige Sitzung der Deputiertenkammer verlief sehr erregt. Ein Deputierter aus Pyrgos teilte eine Depesche mit, welche die dortige Lage als äußerst ernst schildert. Es sei eine neue Versammlung für heute einberufeil worden. Die Regierung erklärte, daß die amtlichen Nachrichten nicht' be unruhigend lauten. Athen. Depeschen aus Pyrgos melden, daß Bauern in die Stadt cinziehcn. um an der Protest Versammlung gegen die Aushebung des Korinthcnmonopols teilzunchmcn. Die Ge müter seien^sehr erregt. Bewaffnete Bauern und Städter durch- ziehen die Stadt, schießen in die Lust und veranstalten lärmende Kundgebungen. — Bei Einreichung seiner Demission erklärte Tb eotokls dem König, daß die Ordnung nur durch strenge Mittel wiederhergestellt werden könne. Athen. Bewaffnete Bauern hielten mehrere Eisen- bahnzüge au und wollten auf ihnen nach Athen fahren, um dort Kundgebungen zu gunsten des Korinthenmonovols zu veranstalten. Als sie an ihrem Vorhaben mit Gewalt verhindert wurden, zer störten sie den Eisenbahnkörper an mehreren Stellen. In Pyrgos dauern die lebhaften Kundgebungen fort. Newyork. Unweit der Station Rockfish in Birginien fand ein Zusammenstoß zwischen einem Personenzuge und einem Güterzuae statt. 23 Personen wurden getötet, darunter mehrere österreichische Einwanderer. Peking. Alff die Vorstellungen des Vizekönigs von Niutschwang sind der Gouverneur und olle höheren Beamten von Kwanasi wegen Begünstigung des Aufstandes in der Provinz von ihren Posten enthoben worden. Besuch des KSuigS im Vogtland. «Ben unftrem beMderenBerlchlersiatter; Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe erlaudl.) Zwickau, 8. Juli. Nach Beendigung der Königlichen Tafel im „Hotel zur Tanne" — die Namen der Teimehmer sind bereits in unserem ersten Berichte mitgeteilt worden — begab sich König Georg gegen 9 Uhr abends zu Fuß vom Hotel nach dem Rctthaulc, um daselbst eine Huldigung in Gestalt eines Fackelzuges und einer Serenade entgegen,zunchmen. Bereits um 8 Ilhr hatten die dazu gehörigen drei Gruppen von verschiedenen Orten Au! stclluiig genommen. In der ersten Gruppe standen die Sänger. Innungen, der Handwerkcrvcrein. einzelne Teilnehmer und die Schutzen; in der zweite» die Militär- und Eisenbahnvcrcinc. Turner, Bergleute, Bergschulcn und der Verein „Bavaria" zu Zwickau und Umgegend. Die dritte Gruppe umfaßte die Ingenieur schule, das Gymnasium, das Realgymnasium mit Realschule und die freiwillige Feuerwehr. Insgesamt beteiligten sich etwa 3000 Personen. Nach vollzogenem Aufmarsch standen Musik »ud Sänger auf dem Spiegel des Marktes, alle anderen Teilnehmer an der Ost-, West- und Südseite, die Front dem Nathau'e zngekchr!. Eine dichtgedrängte Menge säumte rings den weiten Platz eu>, der von dem Altan des Rathauses und einem die Westseite des Marktes abschließenden Aufbau aus Tanncnreisgirlandcn, mil Hunderten von bunten elektrischen Glühlämvchen weithin erleuchte« wurde. Vereint mit den tausenden von Windsichtern und Pecti- fackeln, bot diese Dekoration ein geradezu feenhaftes Bild. Brausende Jubelruse ertönten, als Se. Majestät auf dem Altan des Rathauses erschien. Sogleich setzte auch die Sängerschaft des Zwickauer Lehrergesanavercins und des Sängerbundes umcr der sicheren Leitung des Herrn Kirchenmusikdirektors Vollhardt mit dem Bcetkovenschen „Tie Himmel rühmen des Ewigen Ehre" ein. dessen hehre Weisen unter Orchcsterbcgleitung machtvoll zum nächtlichen Himmel emporstieg. Ihm folgte das Muckesche „Gott grüße Dich", nach dessen Verklingen Herr Stadtrat Tbümmler, Vorsitzender des Sängerbundes, ein dreifaches Hock auf den König ausbrachtc, in das die Musik mit der Sachsenhymne einficl. Nach dem Vorträge dreier Volkslieder „Zwischen Frank reich und dem Böhmcrwalo", „Zu Straßburg auf der Schanz" und „Lützows wilde, verwegene Jagd" wurden die Herren Stadt rat Thümmlcr, Bürgerschullehrer Schlichter, Kirchcnmusikdirektor Vollhardt. Branddirektor Frank, als Leiter des Fackelzuges. Misitär-Fcucr-Vcriicherungsdirektor Hofmann und Obersteiger Tröger zu Sr. Majestät befohlen, der ihnen mit freundlichen Worten für die schöne Ovation dankte. Ten Schluß der Vorträge bildete das Dankgebet von Kremser mit Orchesterbegleitung. Um ff^lO Uhr war die Ovation zu Ende, eine Huldigung, wie sie Zwickau in gleicher Großartigkeit nur selten gesehen haben dürste. Beim Abmarsch bewegten sich sämtliche Gruppen nochmals an Sr. Majestät vorüber und zogen dann nach der großen Park wiese am Eicheweg. woselbst bei den Klängen von „Deutschland, Deutschland über alles" die Fackeln zusammengeworfen wurden. - Am Nachmittag hatte eine Armenspcisung im „Deutschen Kaiser" stattgesunden. Heute früh 8 Uhr hat Se. Majestät zu Wagen unter dem Geläute der Glocken die Stadt Zwickau wieder verlassen, wobei bis zur Stadtgrcnze seitens der Schulen wiederum Spalier geblldeu wurde, und sich zunächst nach dem Schlosse des Herrn Kammer- Herrn v. Arnim auf Planitz begeben. Nack einer etwa cinhalbstündigen Fahrt durch das Kohlenrevier des Zwickauer Beckens kam Se. Maiestät an dem dem Kammerherrn v. Arnim gehörigen alten „Alexander - und Hein rich-Schacht" und bald daraus auch im Armmschcn Schlosse „u Niederplanitz selbst an. Von der Grenze der v. Armmschcn Herr schaff, bis zu welcher Herr Kammerhcrr v. Arnim dem König entgcgengefahren war, bis zum Schlosse waren zwei Ehrenpforten errichtet und von etwa 92 Fahnenmasten aus 42 Tannenreisig- girlanden krcuzweis über die Straße gezogen. Am Eingang zur Ortschaft Planitz bildeten die Feuerwehr, 9 Militärocreine. Schützen und Turner, nebst 6 Zügen Förderleuten und Berghäuern Spalier, während unter den alten Kastanien im Hoff des von Arnimschen Schlosses selbst die gesamte Belegschaft der v. Arnim- schen Werke in ihrer kleidsamen Bcrgmannstracht, am Schachtbut das Arnims che Wappen, zwei silberne Balken im roten Felde, Am- stellung genommen hatten. Außer deni Direktorium standen 39 Beamte und 782 Mann in Parade, kommandiert von Herrn Bergdirektor Richter. Auch die Invaliden waren hinter der Knapvschaftsfahne einrangiert. Jedem der in zwei Gliedern aus gestellten 8 Züge stand ein Obersteiger oder Steiger vor. Bei der Einfahrt in den Schloßhos präsentierte die Parade mit der Berg- barde und die Planitzer Ortskavellc unter ihrem Dirigenten .Herrn Gefe spielte den Prchentiermarsch. Nachdem der König den Wa- Kuust und Wissenschaft. p* Die rege Anteilnahme, die das Sommer-Konzert des Gesangvereins der Staotscisenbahn-Beamten trotz der nur wenig günstigen Witterung gestern abend im Garten des „Linckcschen Bades" gefunden hatte, darf als der beste Beweis dafür gelte», welch' großer Sympathien sich die strebsame Sängervcremignna in weiteren Kreisen erfreuen Vars. Daß diese Wertschätzung auch der realen künstlerischen Unter lagen nicht entbehrt, erwies aufs deutlichste wieder der Verlauf deS gestrigen Konzerts, das unter der musikalisch ebenso sicheren, wie feinsinnigen Leitung des Herrn Max Funger einen alles in allem hochbefricdiaenocn Verlauf nahm. Dos Programm war, mit Recht im Hinblick auf den Rahmen, in dem cs stattfand, vor wiegend populär gewählt, wobei mehrere Chorwerke, unter denen lick wunderlicher Weise auch das doch gar zu antiquiert anmutende „Abschied hat der Tag genommen" von Neßlcr und Himmels noch immer wirksames „Gebet vor der Schlacht" neben neueren Kompositionen, wie dem „Volkslied" von Kienzl, das als Stundcn- chor vom Frankfurter Kaiserpreissingen viel von sich reden ge mocht. dem sehr effektvollen „Elsula" von Hans Wagner und dem liebenswürdigen „^rühlingscinzug" von Jüngst vefandeu, gestern von den wackeren Sängern zum ersten Male zu Gehör gebracht wurden. Die numerische wie materielle Stärke des Vereins ist in den letzten Jabrcn erheblich gewachsen. Namentlich die Tenöre, unter denen sich, was hauptsächlich im Refrain von „Elsula", man darf geradezu sagen: glänzend cmfficl, Stimmen von großer Weichheit und Schönheit des tonischen Materials be finden, dürfen diesmal besondere Anerkennung beanspruchen; sie vermochten sich mit Nachdruck »eben dem massiv eiiiftrctendc» Baßkörpcr zu behaupten, der übrigens trefs- sich die Stimmung zu halten wußte, während die Tenöre, im Be wußtsein ihrer, siegreichen Kraft, vorübergehend eine starke Neigung, den Ton >n die Höhe zu treiben, zeigten. Die Ausführung der einzelnen Nummern ließ kaum etwas zu wünschen übrig. An sangs noch nicht so recht eiugcsnngen. und mit den ja im Freien immer fragwürdigen akustische» Verhältnissen kämpfend, gewannen die Staatseisenbahncr in dem „Acihclicd des Sängers", dessen Text und Komposition, beide gleich gefällig, sang- und dankbar ver wertet. von zwei Veremsmitaliedmt herrührt. den Herren Götze und Paul Zcrbka, der sein Werk mit großer Schneid' und markan ter Akzentuierung selbst dirigierte, die volle Herrschaft über ihr Material, um namentlich in den Volksliedern der zweiten und mehr noch in den drei letzten Nummern des Programms, „Elsula" von . . .. , künstlerische die den lauten Beifall der zahlreichen Zuhörerschaft herausforder tcn. Besondere Hervorhebung verdient der wohlgelungene Vor trag der Curtischen „Nacht", um deren tiefgehende Wirkung sich Herr Jahn, rin Vereinsmitglied mit einer prächtigen Bariton- ltimme, deren Ton nur mehr Stetigkeit zu wünschen wäre, durch die klangschöne Durchführung des Solos ein bemerkenswertes Ver dienst erwarb, das mit Reckt durch reichen Applaus anerkannt wurde. — In die Reihe der Chorvorträge brachte die Kapelle des 1. lLeib-jGrenadier-Regiments Nr. 100 unter Leitung des König!. Musikdirektors Oskar Herrmann mit einer gut getroffenen Auswahl von Werken der verschiedensten Komponisten eine freudig begrüßte Abwechslung, die ebenfalls von dem Publikum, das zum weitaus größten Teile trotz der immer empfindlicher werdenden Abendkiihlc vis zum Schluß des Konzertes ausharrte, mit freund lichster Anerkennung ausgenommen wurde. IV. f* Heute vor hundert Jahren, am 8. Juli, wurde zu Marieney im sächsischen Vogtlande der Dichter Julius Mosen geboren, der ein freundliches Andenken auch schon dann verdienen würde, wenn er nichts anderes verfaßt hätte, als die volkstümlichen und vielgesungencn Lieder „Zu Mantua in Banden" und ,,Der Trom peter an der Katzback. In diesen Liedern wetteiferte er mit llhland. Aber auch als Romancier und Dramatiker stellte er sich vor die höchsten Probleme und rang mit den Ersten um die Palme. Freilich war er ein Epigone der Klassiker, aber einer der bemer kenswertesten. In den Schulen lernt man den Namen „Mofen" ... ... c.r. es— n der heute fast nur noch anläßlich der Erwähnung des „ , kennen, unter dessen Bearbeitern er aufgezählt wird. . Behandlung dieses Problems war der Dichter übrigens sehr originell ; laßt er doch diesen alten Todeskandidaten am Schlüsse lebensschnsüchtig werden. Ahasver ruft der Natur zu: „O Mutter aller Wese», täusch' mich wieder, Wie du dich täuschest, singe mir und dir - Leis' wieder vor die alten Wiegenlieder." Auch sonst nahm Mosen stets in der Schilderung des Kampfes zwischen Sinnenlust und Idealismus für die Lebenslust, für den lonnigen Optimismus Partei. In seiner Novelle „Vcnlot" ist cs der Teufel, der die „Abkehr vom Leben" predigt. In dem „Lied vom Ritter Wahn" begehrt der Mensch, der sich iu den Himmel hinemgekämpft hat, noch einmal zurück zur Erde. Als Dramatiker war er zu pathetisch und abstrakt. Er selbst bezeichnet cs als seinen dramatischen Zweck, „die Geschichte" zu freiem Bewußtsein zu vermitteln und auf diese Art ihre Ideale zu erhöhen, wie cs die Alten mit der Natur getan. Er kannte dementsprechend auch nur das historisch-rhetorische Drama, dem cs immer an N> sprünglichkcit der Wirkung fehlen wird. — Sein Leben floß ziemlich alltäglich dahin. Während seiner Studentenzeit in Jena vcrfaßlc er ein Gedicht zur 50jährigen Jubelfeier Karl Augusts, das vo» Goethe mit dem ersten Preis gekrönt und mit 12 Dukaten bclohitt wurde. Zwei Jahre lang wandert«: er mit einem reichen Freunde durch Italien, Die drei Jahre seiner juridischen Praxis beim Stadtschrciber in Markneukirchcn bezeichnet«: er als die härteste Zeit seines Lebens. 1813 wurde er Advokat in Dresden, wo er hauptsächlich mit Arnold Rüge, dem Architckten^Scinper und dem Historienmaler Johann Karl Bahr verkehrte. Schließlich wurde er Dramaturg im Hoftheatcr z» Oldenburg, wo er eine klassische Mustcrbühne schuf. Im Jahre 1845 verfiel er infolge einer Er kältung in ein langjähriges Siechtum, das ihn bis zu seinem Tode llO. November 1867j nicht mehr verließ. Er litt fürchterlich. Auch die inneren Organe, Gaumen und Zunge, wurden von der Lähmung ergriffen, sodaß seine Ernährung sehr schwierig war und er die Sprache ganz verlor; nur in Momenten großer Gemütsbewegung gewann er plötzlich seine tönende Sprache wieder. Seine Frau — Minna Jungwirth — pflegte ihn getreulich. In den 60cr Jahren fand er die stärkste Anerkennung. Bedeutende Persönlichkeiten, wie Fritz Reuter und Schillers Tochter, die Freifrau von Gleichen- Rußwurm, suchten seinen Verkehr. Auch ein oldenburaisches Schiff erhielt den Namen „Julius Mosen". Auf dem Friedhof in Oldenburg wurde er begraben; zwei Fichten aus seiner voatlän- bischen Heimat wurden dort cingepflanzt.
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