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Dresdner Nachrichten : 13.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189809139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18980913
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18980913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-13
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.09.1898
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Dresdner Nachrichten« ÄS3. Seite S. »» Dienstag, lt». Scvt. L8S8 vcmcnr alsdann bas Ultimatum gestellt werben, ble türkischen Brunnen sofort eimuschiffc», saust würde die Stadt alsbald bombardirt. Tic tnrtischen Svldaten fallen sich an Brand und Mub bcthciligt haben. 2) utvha ni a. In Saul ist ein Beitrag unterzeichnet Warden, bctr. den Bau der Sönl-Fusan-Eiscndahn durch die Japaner. Die Berliner Börse war heute allgemein abgcschwächt aus die matte Haltnng, die in London am Sonnabend zum Ausdruck gckviumeu war. Banken waren nugcbvtcn, am meisten Deutsche Bank im Zusammenhang mit der Mattigkeit von Argem liuiern. Ban Eisenbahnen waren Dort»nl»d-Groiiaucr etwas be gehrt, Princc Henri gesteigert, die übrigen fremden Bahnen ab- geschwächt. Ban fremden Renten waren namentlich Argentinier auläklich der Verschärfung des chitenisch-argentiuischen Konflikts abgeschwächt. Für Bergwcrle, insbesondere für Hnttenwcrthe, bestand im Ganzen gute Stimmung, doch büßte Laurahnttc in zweiter Stunde die anfänglich erzielten Avancen wieder ein: Kohlenakticn recht fest, namentlichHibernia und Gclsenkirchencr, nur Harpcncr etwas gedrückt PribaldiSlant :>>'s Prozent. — Loco Spiritus fest, da das Angelwt klein war und sich auch für auswärtige Rechnung wieder Knuslnst zeigte. 70er 20 Psge. höher; Termine ans auswärtige Käufe ebenfalls fest und 20 bis 20 Pfg. hoher. — Der Getreide-Verkehr begann am Jrühmarkt mit fester Haltung infolge schwacher inländischer Offerten und Kauf aufträge aus der Provinz, ferner auf die Steigerung der See- und Flußfahrt. Im MittagSverkehr machte sich dagegen Rcalisationslust geltend, doch blieben die Preise immer noch höher. Weizen und Roggen etwa 1 Mk. höher, Hafer eher etwas schwächer. — Wetter: Schön, Westwind. Frankfurt a. M. (Schluß.) Credit 801,87. Discontü 201,75. Dresdner Bank —. Ltaatobayn —. Lombarden 67«/«. rraurahütte 210,60. Ungar. Gold —, Portugiesen —. Lustlos. Paris. (8 Uhr Nachmittags.) Rente 103,12. Italiener 02.82. Svanier 41.60. Portugiesen 23,80. Türken 22,05. Türkenloose 108,50. Lttomanbank 549,00. Staats bahn 754,00. Lombarden . Besser. Paris. Produktenmarkt. Weizen per Septbr. 22.80, per November-Februar 22,10, fest. Niibol per Septbr. 432/,, per Ianuar-Äpril 40'/^, matt. Spiritus per Septbr. per Mai-November 53»/4, matt. Amsterdam. Produkten-Bericht. Weizen per November 171, per März 169. Roggen per Oktober 125, per März 119. London. Produkte«» - Bericht. Weizen stetig, Mehl >/, Sh. niedriger als Borwoche Verkäufer, ttcbriges stetig. Gerste knapp, Stadtmehl 25>/2 bis 31 Sh. Bon schwimmen dem Getreide Weizen matt, Gerste, fest, Mais ruhig, aber stetig. — Wetter: Prachtvoll. Oertlichks nnv Sächsisches. — Gestern Vormittag >/sll Uhr traf So, Majestät der König, von Pillnitz kommend, im hiesigen Rcsidenzschlvsse ein und nahm Ministerborträge sowie militärische Meldungen entgegen. Auch empfing Sc. Majestät den .siommaiidenr des Kaiser!. König!. Oesteir.-Ungar. Infanterie-Regiments Nr. 4,6 lOberstinhaber: Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen) Oberst Dragoni Edler von Rabenhorst, welcher den am 0. Sep tember beendeten Manövern der König!. Sächs. 1. Division Nr. 23 beigcwohnt hat und init einer Einladung zur gestrigen König!. Tafel ausgezeichnet wurde. Se Majestät der König lehrte Nach mittags in S Sommcrhoflagcr Pillnitz zurück. — Auf Befehl Sr. Majestät des Königs wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth von Oesterrcich. Königin von Ungarn u. s. w., am Königs Hofe die Trauer aus drei Wochen, von Sonntag den 11. September bis mit Sonnabend den 1. Oktober, angelegt. — Se. König!. Hoheit Prinz Georg traf vorgestern Abend 0 Uhr 30 Min. mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge in Leipzig ein und nahm im Hotel Hausse Wohnung. Am folgenden Morgen fuhr der Prinz vom Dresdner Bahnhofe nach Liebertwvlkwitz und von damit Geschirr nach dem Manövergelände. In der Begleitung des Prinzen befanden sich die Herren: Ehcf des Gencralstabes der Armee Oberst v. Earlvwitz und Major im Gencralstabc Gadegast. — Am Sonntag Nachmittag 2 Uhr fand, wie bereits kurz erwähnt, in der Prinz lichen Villa zu Hvsterwitz Familientafcl statt, an welcher Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Königs Hoheiten Prinzen Georg, Friedrich August und Albert theilnahmen. — Hvfsräulein v. Borrics hat am Sonntage den Dienst bei Ihrer Majestät der Königin übernommen. — Dem Obermaschinenmcistcr Stcglich bei der Lächs.- Böhni. Dampfschifffahrts-Gesellschaft ward das Albrcchtskrcuz und dem Tischlermeister Schulze bei derselben Aktiengesellschaft das allgemeine Ehrenzeichen verliehen. — Um allen irrthümlichcn Gerüchten schon setzt entgcgenzn- tretcn, sei darauf hingewiese», daß das Atbertfest, das für nächsten Sonntag im Großen Garten angesetzt ist, trotz der anläß lich des Todes der österreichischen Kaiserin anberanmtcn Hoftrauer ans alle Fälle in der programmmäßigen Weise im Interesse der guten Sache stattfindet und zwar ans ausdrücklichen Wunsch Ihrer Majestät der Königin Carola. — Aus Anlaß des Ablebens Ihrer Majestät der Kaiserin von Oesterreich ist aus Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät dcS Königs die für nächsten Freitag, den 16. September, prujektirt gewesene ,, große Königl. Manövertascl im Schützenhnuse zu Grimma »abgesagt worden. — Der Dresdner Rcnnvcrein hat für die am Sonntag stattfindcnden Rennen die Kapelle des 17. Ulanen - Regiments ans Oschatz engaairt, welche unter Leitung des StabstrompctcrS Lnicke auf dem Rennplätze conccrtircn wird. Durch die zahlreich eingcgangenen Nennungen läßt sich in jeder Weise guter Sport Voraussagen, so daß der Seidnitzer Rennplatz am Sonntag wieder zum Rendezvous aller Getreuen des Sports werden dürste. — Der am 0. d. M. im 78. Lebensjahre verstorbene Herr Stadtrath a. D. Kaufmann Wilhelm OSkar Klcppcrbein, der letzte männliche Nachkomme einer berühmten ans Schlesien hier eingewanderte» Gelehrten- und Kanfmaimsfamilic, wurde gestern Bormittag nntcr dcni Geläut der Glocken der Drcitönigskirchc, in deren Kirchcnvorstand derselbe lange Jahre gewirkt hat, vom Drauerhaus, Königsbrückcrstraße, ans in imposantem Wagen- Kondukt nach dem alten Ncustädtcr Kirchhof bestattet. Vorher war durch Herrn Pastor Dr. Sülze in der Wohnung die Trauer- und Einsargnnasseicr abgehaltcn worden, an welcher sich zahlreiche Leidtragende bctheiligten. Es waren n. A. zu letzter Ehrenerweis- uug anwesend die Herren Bürgermeister Tr. Nake, Stadträthe Geier, Schillert, Richter und Kaiser, die Stadtverordneten Schlotter. Geyh. Jünger und Wiedncr, Vertreter der Kaufmann schaft, des Kirchenvorstands, des Vereins zu Rath und That, der Ncustädtcr Kindcrbcschästignnasanstalt :c., Körperschaften, die jämmtlich auch Palmen- und Lorbecrtränzc widmeten. Die städtische Beerdigungsanstalt führte das Begräbnis: ans und stellte allein 20 Begleitwagcn zu dem sechsspännigen Gala-Leichenwagen. Tie Familie Klcppcrbein ist in Dresden seit fast 200 Jahren be kannt und wurde durch früher sehr zahlreiche, nach und nach be schränkte Herstellung verschiedener Familien-Medikamente, B- des Kleppcrbcin'schcn Magenpflastcrs, in weiten Bcvölkcrungs- kreiscn berühmt. — Der Bericht vom Aktien-Vercin Z o o l o g is cher G o rt en zu Dresden verzeichnet für das abgeschlossene Geschäftsjahr 1897/98 den Besuch von 292,396 Personen, die volles Eintrittsgeld zahlten, gegen 317,720 Personen iin vorhergegangcucn Jahr, also 26,321 Personen weniger. Ermäßigte Eintrittspreise wurden 91 Volksschulen mit 206 Lehrern und 6920 Kindern gewährt, wäh rend von den Dresdner Volksschulen 890 Lehrer und 31,893 Kinder unentgeltlichen Zutritt genossen. Die Betriebs-Einnahmen stellten sich, abzüglich der Gebühr für Erneuerung der Eintritts karten der Aktionäre, der vereinnahmten Zinsen, des Betrags der Stadtgemcinde und des aus Thier-Konto erzielten Gewinnes, nur aus 126.666,91 Mk. gegen 113,366,96 Mk. im Vorjahr, sonach um 17,800,0t Mk. niedriger. Für Eintrittskarten wurden nach Abzug der Aussteller-Antheile 84,216,08 Mk. (18,081,12 Mk. weniger) vereinnahmt. Auch das Abonnement (14,636 Mk.) schließt mit einer Mindereinnahme von 407 Mk. gegen das Vorjahr ab. Das Pontz-Rcitcn brachte im letzten Geschäftsjahr 2663 Mk. ein, der Erlös auS vcrkcnlfte» Führern, Programmen :c. war gegen das Vorjahr um 138 Mk. hoher. Ebenso schloß das Konto für ver kaufte Bälge, Kadaver und Dünger mit 844.71 Mk. höher ab. mährend der Erlös aus verkauften Eiern und Verschiedenem nur 110,88 Vit. mehr brachte. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden 106 Conccrte abgehaltcn. An fremden Völkerschaften wurden vor geführt: die Kalmücke», die Samvaner; seiner Hagenbeck's Lieblings-Thiergruppe und das damit verbundene indische Reit- und Fahrvcrgnügen. Auch andere Veranstaltungen und Darbiet ungen erfreuten sich, soweit cs die Gunst des Wetters zulicß, zahl reichen Zuspruchs: so die Ausstellung dcS hiesigen Vereins für Kaninchenzucht, ferner die Jungacitüael-Ausstellung, die des TrUMr ÄeiMHllchter-Veleins. An Thierbestand werden nach- gennesen: 466 Säuaethlcre in 119 Arte», 969 Vögel i» 204 Arten. Hierzu treten noch Reptilien. Amphibien und Fische, 1 l4 Stück in l t Arte», sonach war der Thicrbestand in Summa: 1668 Thierc m 337 Arten. Die Betriebsausgaben betrugen einschließlich der Hypvthekenzinscn 1 lt,:«>6,80 Mk. <1277.79 Mk. weniger als im Vvriahr». Die Bilanz begleicht sich mit 1,0<i3.332 Mk. 38 Pfg. — Kürzer und kurzer werden die Tage, immer zeitiger bricht die Dämmerung herein und, wenn auch mit Widerstreben, !v muß man sich doch an den Gedanken gewöhnen, daß der Herbst vor der Thür steht und hinter ihm der Winter lauert, in rascher Folge ein gelassen zu werden. Langsam trete» wieder die lange vernach lässigten Bergnüaungsctamisscmciits der inneren Stadt, die Theater, die Eoncertsäle, die Varietes in den Vordergrund der Berechnung, wenn es gilt, einen Abend angenehm niiSzufüllen. Unter den letzteren übt nicht an letzter Stelle der B l c t v ri a sa l v n die alte Aiizietmngskraft aus. Er selbst ist bekanntlich nicht mehr der alte. Wäbrend der totsten Jahreszeit ist der alte Bekannte zu Grabe getragen worden und inan hat ihn zugcdcckt mit seinem ab getragenen HanSrock. Dafür lacht Dich, wenn Du erstaunt cin- trittst, ein neuer Geist a», elegant und modern, de» die gemein same Zaubcrmacht des modernen Baumeisters und des cleganren Tckorateiiis dahin gestellt haben, und bat Dich im ersten Augen blick gefangen. In diesen schon bei dem ersten Eindrücke ans's Angenehmste überraschenden Räumen siehst Du Dich bald daraus einem neuen Zauber ausgcsctzt. de» fesselnde» Effekten eines vor züglich zusammengestellten Varidtä-Programms. Da fehlt nicht das A und das O einer solchen Bühne, ein gewandter Gcsaiigshniiwrist, Herr Nickel, der schon in die tiefsten Geheimnisse unserer groß städtischen Sorgen und kleinen Schmerzen einaedrnngen ist, und eine schneidige Kostüm-Soubrette, in welcher Eigenschaft das kleine conragirle Fräulein de Planqne immer neue Lorbeeren erntet. Die Auroratiilppe »verbietet durch ihre katzenartigc Behendigkeit alle bisherigen Finessen des Rndfnhrtünstlcrs; von dressirten Tlncren sind diesmal Seehunde zu sehen, die bei all' ihrer Schwer fälligkeit ein taktgercchteS Coneert geben — und wie entzückend sind die Clowns Gebrüder Älmafio als Bnllspielcr! Mit welchem Raffinement verstehen stc cs, trotz des ihnen anfgcbürdctc» Hinder nisses ein sidcles Gabelfrühstück einzunehmc», und wenn sich Einer iim de» Änderen hcrnmschläiigclt, ohne dabei den Ball zu ver lieren, und sie sich daraus so verständnißboll anschauen, so ist das rein „zum Kugeln". Nicht mindc' wacker führen sie ein Antipoden Evncert ans, und wenn es an sonstigen musikalischen Genüssen fehlt, so füllen doch Jean und Emm» Erassv diese Lücke durch ihre Imitationen aus. Ta hört man naturgetreu, aber nur durch Mund und Hand hcrvvmebracht, die Töne der Zither erklingen, ein Pvsauncnsvlv folgt, Bioline, Cello, Piccoloflöte reihen sich an, eine ländliche Musik »nd schließlich ein Nachtigallenlied erschallt. Dan» aber tritt eine wirkliche Nachtigall vor die Rampen, Prin zessin Pocahuntas, eine indische Jürstcntochtcr, die nicht nur Diamanten und Perlen hat, mit denen sie ihr Gewand in üpbiger Fülle bedeckt, sondern auch eine sympathische, wohtdnrchgebildctc, umfangreiche Sopranstiinme. Die Schönheitsgötter Roms werden wieder lebendig: „Belle Venus" schwingt sich in sicherem Stande auf dem Stchtrapez und der junge Adonis zeigt seine Schmiegsam keit als Kautschukmensch. AuS dem klassischen Alterthum versetzt »ns mit einem Ruck Mllc. Duvin in die Neuzeit durch mustcrgiltigc Darstellung moderner Kunstgcmälde als lebende Bilder, gleich vorzüglich was technische Ausgestaltung wie künst lerische Durchbildung anbetrifst. — Die große Nummer aber bildet entschieden das Auftreten der — wie sie sich bescheiden nennt — deutschen Turncrfamilic Sylvester Schäfser mit ihren italischen Spielen. Man wird sich schon vei dem originellen Entree der Truppe bewußt, daß man etwas Vollendetes zu erwarten hat, keine Staffage keine Angcnplendung, kein Gaukelspiel, sondern echte Kunstdarbietnna durch die eigene Persönlichkeit in hoher Vollendung t Die Mitglieder der Truppe wetteifern miteinander inmitten einer Arena zu Fuß und zu Roß in einer glücklich erfun denen Vereinigung der Eirkussccne und rein akrobatischen Kunst. Ihre Vorführungen tragen ein einheitliches Gepräge, sind großzügig sich angelegt und mit so viel gewinnendem Beiwerk nnsgestattct. von so köstlichem seinem Humor durchdrungen, daß das Auge mit Vergnügen diesen drolligen n»d eleganten Darbietungen folgt. AcdeS einzelne Glied dieser echten Künstlcrfamitte ist'mit Leib und Seele bei der Sache und stellt Jedes seinen Mann, sodaß durch die geschickt arrangirte Vereinigung ihrer Kunstgaben eine Muster leistung entsteht, welcher mit Recht jubelnder Beifall gezollt wird. — Zn dem gegenwärtig in Wiesbaden stattsiiidcnden Schrift stcllcc-Tag ist für heute von Seiten des berühmten A. Wilhelmi- schen Hauses ein großes' Keller fest in Hattenheim im Rhcingau zu Ehren dcS Besuches dcS Deutschen Schriftstellcr- Vcrbands angesetzt worden. Die Mitglieder des Verbands werden sich Nachmittags mittelst Ertrazugcs von Wiesbaden nach Hatten heim begeben und nach Begrüßung und einem Willkommtmiik (1896er Nanenthaler Berg Langcnstück) zunächst den Wcinkcllercicn des GutSbauses und des Hattenhcimer RieienfasseS (mit 6,6,000 Flaschen Rheinweines stets gefüllt) einen Besuch abstatten. Im Wilhclmi'schcn Schlosse Rcirhartshausen findet dann die Besichtig ung des Kelterhauscs, der Gährkeller, der großen Schloß- und ehe maligen Klostcrkellcreicn, welche über 2000 Stück (ü 1200 Liter) Rheinweins bergen, der Lagerhallen, der Elektrizitätswerke (welche nicht nur die Wilhelmj'schcii Besitzungen, sonder» auch den ganzen Ort Hattenheim mit Licht versehen) rc. statt. Für Abends ist bei großem Eoneert ein Trinkfest an den Usern des Rheins vorgesehen, während dessen ca. 20 der edelsten Sorten der Wilhelmi'ichen Kellereien credenzt werden, darunter 1896er Marcobrnnncr Auslese: „Bismarck": l8(>6cr Förster Iesuitengarte» feinste Trockcnbccren- Anslesc: „Königswcin": 186ler Raiicnthalcr Berg femstcTrocken- becrcn-Auslcsc: „Khedivc-Wcin". (Bei den Festlichkeiten, welche gelegentlich der Eröffnung des Suez-Kanals am >6. November 1869 zu Ehren der in Kairo versammelten Fürstlichkeiten durch den Khcdibc Ismail am Fuße der Pyramiden neranstaltet wurden, brachte der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, nachmaliger Kaiser Friedrich III., mit diesem Wilhclmi'schcn Weine vcn Toast auf die Kaiserin Engcnie von Frankreich ans»: 1869er Ranenthaler Berg feinste Trockendccren-Auslese: „Kaiser Alerandcr- Wcin" (Einziger Lieblingswcui des Kaisers Alexander Ii. von Rußland): 1861er Rcnienthalcr Berg Gehrn feinste Trockenbeeren- Auslcie: „Siegfried"; 1868er RüdcSheimcr Berg feinste Trockcn- bcercn-Auslesc: „König Wilhelm" (Ehrentrunk Mc denkwürdigen Rcichstags-Weinprobc anno 1876. womit der Präsident b. Forckcn- beck das Hoch aus den Kaiser Wilhelm I. ansluachte). Die ein zelnen Proben werden bei der Verkostung in önologischcr und historischer Beziehung eingehend besprochen werden. Das Fest wird mit einer Fackelpolonaise durch den Park und Tanz auf der Schloß- Terrasse beschlossen. — Ter Gesammtauflagc unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt des praktischen Wochenblatts für alle Hausfrauen „Jür's Haus" bei. — Reblaus Herde sind neuerdings auch in den in Flur Cossebaude gelegenen Weinberge» Rößler s und Solirmann's auf- gefuiiden worden. Die Amtshauptmannschaft hat auch in diesen, Falle die nöthigcn Maßnahmen zur Unterdrückung der Reblaus angeordnet. Fortsetzung des örtlichen Tkieiles aus Seite 4 und S. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die Rückkehr des Reichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe nach Berlin wird, wie die „Südd. Reichskorr." be richtet, wahrscheinlich in der letzten Scptembcrwoche erfolgen und dürsten, da bis dahin die noch aus Urlaub befindlichen preußischen Staatsininistcr und die Staatssekretäre der Reichsämter in Berlin wieder cingctrofsen sein werden, dann auch die endgültigen Ent scheidungen über die dem Reichstage zu machenden Vorlagen ge troffen werden. — Tie Eröffnung des Reichstags wird vor Ende November kaum erfolgen. Nach einer Meldung aus Kairo werden Kaiser Wilhelm und Kaiserin Auguste Victoria mit einem Gefolge von M Personen am 16. November dort cintresscn. Sie sollen daselbst zwei Tage als Gäste des Khedivcn verweilen und werden den Aboin-Palast be wohnen. Von Kairo begeben sich Ihre Majestäten zu einer Nil fahrt nach Luxor und Assuan. Wiewohl der Besuch des Kaiser- Paares ein sehr kurzer sein wird, bietet doch die egyptische Regier ung Alles auf, damit die hohen Gäste die interessantesten Sehens würdigkeiten kennen lemen. Die Regierung habe 20,000 Pfund für die Bestreitung der Kosten des Kaiscraufenthalts bewilligt, es wer den aber wahrscheinlich noch weitere 20,000 Pfund erforderlich sein. Der Kliedivc habe 18,000 Pfund bloS zur Anschaffung von Wagen nnd Pferden aufgewendet. Der Abgeordnete Tr. Lieber sagte auf dem Katholikentage zu Milwaukee u. A.: „War cs doch den Hetzereien einer bekannten Presse, die weder denr Deutschen Reich noch den Vereinigten Staaten angehört, aber zwischen ihnen im Meer aus einer schonen Insel lauert, war cs doch de» perfide» Anstrengungen dieser Presse gelungen, den Anschein zu erwecken, als habe das deutsche Volk jeine überlieferten Sympathien, keine traditionelle Frcmidschast mit vein aincrikanischeii Bolkc während dessen ruhmreichen Krieges aus- aegebe». Es liegt mir selbstverständlich fern, mich in die Politik dieses Landes einziimischen. Ich stehe nntcr dem Gastrecht des Sternen- und Streisenbanncrs und werde es achten. Nicht weniger »niß es »in fern liege», hier in Nordamerika über die Politik Deutschlands in irgend welcher Weise mich cinzulasscn. Hier draußen ist mir aber mein schwarz-weiß-rothes Banner genau so viel wcrth wie Ihnen Ihr Banner. Ja, ich bin mit den, Vorsatz über dasMccr gekommen, das Meinige dazu bciziitrngcii. um den eng lische» Dunstnebel, der sich zwischen uns gelagert hat, zu zerstreuen. Die nordamcrikanische und die deutsche Reichsregiening waren von Anfang bis zum Ende des letzten Jahres nicht einen Augenblick im Zweifel darüber, daß die vollste Loyalität der überkommenen Be ziehungen durch diesen Krieg vollständig ungestört ist nnd fortbestand. lind ivns die deutsche Bevölkerung nngeht. so kann ich Ihnen die Versicherung geben, vom Anfang des Krieges bis aus den heutigen Tag haben wir Ihne» gegönnt, was Sie vor mehr als 26 Jahren in dem großen Kriege, ans dem das Deutsche Reich herbvrgegaiiae» ist, uns gegönnt haben." Das ist selbst der nltra- montniicn „Deutschen Reichsz." zu viel. Das Blatt fertigt näm lich Herrn Tr. Lieber folgendermaßen av. „Das ist ia Alles sehr schön gesagt, wir nehmen aber an. daß der Abgeordnete Lieber gerade so aut weiß wie wir, daß weitaus der größte Theil des deutschen Volkes den amerikanisch-spanischen Krieg nicht für einen „ruhmreichen" hält. Dies dürfte doch wohl sattsam bewiese» sein durch die klare Aussprache ungefähr der ganzen deutschen Presse mit Ailsnahine der „Franks. Ztg.". Daß der Abgeordnete Lieber aber de» persiden Raubzug der Amerikaner indirekt mit dem gerechte» Kriege der Deutschen >m Jahre >870 vergleicht, setzen wir ans das Konto der von ihm beliebten Art und Weise, phrasen haft zu übertreiben." Sehr aut! I» Posen fand im Saale des Hotel Mylius die Begrüßung der Gäste des dort tagenden 2 t. Deutsche» Jnristcntages statt. Etwa 400 Theilnchmcr sind angemeldet, von denen der größte Theil bereits eiiinetrossen ist. Unter den Anwesenden befindet sich auch der Geh. Oheriustizrath Tr. Liseo im Justizministerium. Die Be grüßnug fand durch de» O berlandesnerichtsprästdenten Dr. Grpzcwski statt, der dabei in tiefempfundene» Worten dem schmerzlichen Ge fühl des Abschcnes über das Attentat aus die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich Ausdruck gab. Geh. Rath Tr. Brunner erwiderte mit herzlichen Worten. Heute Vormittag fand die erste Pleno, sitzung im Stcrn'schen Saale statt. Sie wurde durch Geh. Rath Brniulcr eröffnet, der vorschlng. Reichsgcrichtsrath Stenglcin zum Vorsitzenden zu wählen. Die Wahl erfolgte einstimmig. Die Mainzer „Genossen" wollen ans dem Parteitage bean tragen. daß die RcichStagssraktion ersucht werde, beim Militäretnt die allgemeine Einführung der einjährigen Dienstzeit zu fordern. Die Forderung soll u. A. mit dem Hinweis auf den Abrüstungs- Vorschlag des Czaren begründet werde». Einen 2-MillionenfondS zur Abwehr von Streits wolle» sich die Bäckermeister TentschlandS »hasse». Die Obermeister stimmt, sicher Bäckerimiinigen sollen demnächst zu einer Konferenz zu- samnicngernfcn werden, um über die Bildung des großen Streik Abwchrfvnds zu berathcn. — Für die durch den Ärotboykolt geschädigten Hamburg-Attvnacr Bäckermeister sind von 26 Inn ilngcn über 6000 Mark cingegangen. Ter Eentralverband hofft 60,000 Mark nach Abschluß der Sammlungen nach Hamburg senden zu können. In Geestemünde entstand auf einem Holzplatzc durch spielende Kinder ein großer Brand. Sieben kleine Häuser, und ein großes zur Tccktenbvrg'schcn Schiffswerft gehöriges Hans sind nieder gebrannt, sowie zwei große Hvlzplätze. Der schaden wird auf 1(6 Milt. Mk. geschätzt. Ein Feuerwehrmann ist nmgckommcn, zwei Feuerwehrleute sind verletzt. An der Begnadigung des ehemaligen Leutnants v. Brüscwitz ist nicht mehr zu zweifeln, nachdem bisher ein Dementi nicht erfolgt ist. Eine neue Lesart meldet die ,.R. B-Lds.-Ztg.". Nach diesem Blatte wäre Brüscwitz am 24. August „infolge kaiserlichen Giindcnaltes" freigelasse» worden. Das wird kaum ganz zutreffcn. Nachdem Brüscwitz durch das Urtbcil aus der Armee entfernt worden ist, unterstand er nicht mehr der Militärgerichtsbarkeit. An civilistische» Vcrurthciltcn in Baden übt aber nicht der Kaiser, sondern der Großherzog Gnade. Oesterreich. Die Gräfin Sztaray, die Hofdame der Kaiserin, welche Augenzeugin der schrecklichen That war, gab einem Korre spondenten der „Neuen Freie» Presse" folgende Darstellung: Wir waren Freitag Mittag in Gens angclcuigt und im Hotel Beaurivage abgcstiegcn. Die Kaiserin wollte, wie im vorigen Jahre, Gens besichtigen, machie Promenaden am Sec nnd besuchte auch den Part und die Villa des Barons Adolf v. Rothschild. Sonnabend wollten wir mit dem Dampfer über Tcrritet nach Caux zurück- kehren. Tic Kaiserin zog immer die Fahrt mit dem Dampfer vor, während die Herren des Gefolges dic Eiseiibahn venntzten. Gegen 2 Uhr sollte der Dampfer avgehen. Tie Kaiserin war sehr heiter nnd bei bester Laune und ausgezeichnetem Wohlbefinden. Um 1(6 Uhr verließen wir das Hotel nnd gingen nach dem Land ungsplatz. Wir schritten ruhig ans dem Trottoir des Quai Mont Blanc am Sec dahin. Da sah ich, wie ein Mann raschen Schrittes seewärts an uns hcrankam, sich der Kaiserin näherte nnd rasch einen Baum, welcher zwischen ihm nnd der Kaiserin stand, passirte. Ganz nahe der Kaiserin schien er zu straucheln und machte eine Bewegung mit der Hand, ich meinte, um sich aufrecht zu erhalten. Daun lies er weiter. Die Kaiserin batte eine Bewegung nach rückwärts gemacht nnd sank zusammen. Ich sing sie in meinen Armen auf. „Ist Majestät nicht wohl?" fragte ich. Die Kaiserin antwortete: „Ich weiß nicht!" „Das ist wohl vom Schrecken" erwiderte ich und fügte Hinz»: „Wollen doch Maicstät meinen Arm nehmen:'" Tie Kaiserin meinte: „Tanke, nein." Ich versuchte doch sic zu stützen, aber cs war kaum nöthig. Wir bestiegen nun das Schiff. Tort angclangr, fragte mich die Kaiserin: „Bin ich blaß?" „Jawohl, Majestät Das ist die Aufregung." Da sank die Kaiserin neuerlich zusammen und verlor das Bewußtsein. Ich und einige Damen aut dem Schiff labten die Kranke. Ich hielt das Unwohlsein für einen vorübergehenden Nervcnansall: an ein Attentat dachte ich nicht. Der Vorgang aus dem Qnaitrottvir spielte sich nämlich sehr rasch ab. Ich sah keine Waffe in den Händen des Mörders. Als wir die Kleider der Kaiserin lösten, um ihr Luit zu schaffen, bemerkten wir keine Blutspnrcn. Die Kaiserin kam zu sich, erhob sich dann und sagte mit klarer Stimme: „Was ist denn geschehen?" Das waren ihre letzten Worte. Darauf sank sic zurück. Leichenblasse bedeckte ihr Antlitz: der Athen, wurde schwer, dann ging er m Röcheln über. Das Schiss war abgedampst. Ich bat den Kapitän zuriick- zufahrcn. Bald langten wir bei denr Hafen wieder an. Tie Kaiserin, welche vollkommen bewußtlos war, wurde noch einem Zimmer des Hotels gebracht, wo sie nach wenigen Minuten den Geist aufgab. Sie starb, ohne erfahren zu haben, daß sie das Opfer eines Attentats gewesen: auch ich erfuhr es erst, nachdem die Kaiserin todt und entkleidet war. Die Kaiserin hatte nur wenig Blut verloren. — Die „Nene Freie Presse" bemerkt, die Kaiserin war schon einmal in Gefahr, von einem Italiener, ermordet zu werden. Bei Eröffnung der Ausstellung in Triest zu Beginn der achtziger Jahre hatte cm Jrredcntist eine Bombe in den Fcstzug geworfen, wobei mehrere Personen verwundet wurden. Der Kaiser und die Kaiserin, der Kronprinz und die Kronprinzessin sollten zwei Wochen später die Ausstellung besuchen. Da weitere Attentate befürchtet wurden, wünschte der Kaiser und der Kron prinz, daß die Kaiserin nicht mitfahre. Wie damals der Kronprinz erzählte, hat die Kaiserin dies zurückgewicscn und gesagt: „Wenn ein Attentat zu befürchten ist, bann gehe ich gerade mit, dann ist mein Platz an Eurer Seite." Sie begleitete den Gemahl und den Sohn nach Triest, wo, wie man später aus Aussagen des Anarchisten Obcrdank erfuhr, ein italienischer Attentäter die Gelegenheit abwartctc, das Kaiserpaar zu tödtcn. Dieser Ver brecher wurde in Udine, Obcrdank und Genossen in Triest gehängt. In außerordentlicher Gemcinderathssitzung hielt Bürgermeister Dr. Lueger der verewigten Kaiserin einen von der Versammlung stehend nngehörten, tiefempfundenen Nachruf. Redner schloß mit dem Wunsche, daß dieser SchicksalÄchlag für den allscitiä viel geliebten Kaiser der letzte sein möge und daß Gott ihm Kraft und Stärke verleihe, ihn zu tragen. „Gott lasse seine göttliche Gnade leuchten über den vielgeliebten, schwergeprüften Kaiser, das Herrscherhaus und das Vaterland!" Der Gemeinderath beschloß, seine tiefe Trauer dem Kaiser in geeigneter Weise zur Kenntnitz zn bringen und die Sitzungen bis zur völligen Beendigung der Trauer- fcicrltchkciten auszuheben. — Prinz Leopold von Bayern mit seiner Gemahlin, der Erzherzogin Gisela, die Erzherzoge Otto und Rainer mit Gemahlinnen sowie die Erzherzogin Marie Therese sind in Wien cingctroffcn und statteten dem Kaiser Beileidsbesuche ab. — Am Freitag und Sonnabend wird dem Publikums der Zutritt zur,
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