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Forftwirthfchaft. 9 gefchichte, ihres Verhältniffes zu Boden und Klima, ihres Zuwachsganges am ein zelnen Stamme und in ganzen Beftänden. Demnach fehen wir, dafs alle die von verfchiedenen Seiten gemachten Vorfchläge und Anleitungen zur natürlichen und künftlichen Holz- und Walderziehung erft dann eine Vervollftändigung und Be gründung erhielten, als die Naturwiffenfchaften auf fie angewendet wurden, und fie fomit nicht mehr blos auf Grund Örtlicher Beobachtungen und individueller Erfahrungen aufgeftellt, fondern aus unzweifelhaften Naturgefetzen abgeleitet wurden. Als du Hamei die Fortfehritte, welche um die Mitte des vorigen Jahr hunderts die Naturgefchichte und Naturlehre der Pflanzen machten, und die daraus abgeleiteten Lehrfätze in ihrer unmittelbaren Anwendung auf die Iiolzgewächfe, auf ihre Erziehung, Behandlung und Pflege entwickelte, war für eine wiffenfehaft- liche Ausbildung des Forftculturwefens in allen feinen mannigfaltigen Beziehungen eine beftimmte Bafis gewonnen. Wichtige Erfolge mufsten fich aus diefem Umfebwunge um fo mehr ergeben, als feit dem Jahre 1770 durch Friedrich IT. ein öffentlicher Unterricht über forft* wirthfchaftliche Fächer eingeführt worden war und diefes Beifpiel in allen deut- fchen Ländern eine lebhafte Nachahmung fand. Er würde viel zu weit führen, wenn man, von J. G. Gleditfch und F. A. Burgsdorf beginnend, alle jene Männer erwähnen wollte, welche fich entweder durch ihre befruchtende Thätigkeit als forftliche Lehrer oder durch ihr verdienftliches Wirken als ausübende Forftwirthe um die Nachzucht und Pflege der Wälder verdient gemacht haben. Es ift oben befonders betont worden, dafs die Ausbildung des Lehenwefens die Beteiligung der Landeshoheit zahlreicher ehemaliger Lehenvafallen, endlich der Abfchlufs der einftigen patrimonialen Herrfchaftsgebiete das Zufammen- fallen grofser Forftflächen in einzelnen Händen zur Folge hatte. Diefer Umftand hat auf die Behandlung, Pflege, Benützung, ja auf die Erhaltung des Waldes, den entfcheidendftenEinflufs genommen. Ueberall, wo der Wald in kleine Eigenthums- objedle und Parcellen aufgelöft erfcheint, oder eine grofse Zahl von Nutzungs berechtigten denfelben im Gemeingenufle befitzen und benützen, ergeben fich nur zu bald Zuftände, welche feiner Pflege und Erhaltung wenig zuträglich find. Durch die Thatfache nur allzu fehr begründet, fagt der fteiermärkifche forftliche Ausftellungs-Katalog auf Seite 1 : „Der bäuerliche Befitzer, in deffen Händen fich die gröfste Waldarea befindet, ift ein Feind jeder Waldcultur, da ihm die Viehweide einen anfeheinend höheren Ertrag abwirft.“ Die Öfterreichifchen Alpenländer find es, deren Bewaldungsftand auf die kiimatifchen Zuftände und auf die wirthfchaftliche Entwicklung von ganz Central europa von dem höchften Einfluffe ift. Derfelbe reicht weit über die politifclien Grenzen diefer Länder hinaus. Die Klagen, zu denen fich die fteiermärkifchen Waldbefitzer gedrängt fehen, find für ausgedehnte Landgebiete nur allzubegründetundhochbeachtens- werth, denn es hat fich das Bedenkliche der angedeuteten Zuftände in neuerer Zeit noch wefentlich gefteigert. In Folge der zahlreichen Grundabtretungen, welche, durch Servitutablöfungen veranlafst, bereits ftattgefunden haben und noch ftattfinden, ergeben fich weitgehende Aenderungen im Waldftande diefer Länder. Wenige Ausnahmen abgerechnet/wurden an die Berechtigten Waldtheile von folchen Forftcomplexen abgetreten, welche mit Rückficht auf eine Nach haltigkeit der Holzerträge bewirthfehaftet werden. Von der Aufrechthaltung diefes beim Forftwirthfchafts-Betriebe hochwichtigen Grundfatzes kann bei den neuen Eigenthümern der abgetrennten Waldtheile — Ausnahmen werden nur wenige Vorkommen — keine Rede fein. Es vollzieht fich fomit in Bezug auf fehr erheb liche Forftflächen eine wirthfchaftliche Umgeftaltung, derenFolgen aufdenErtrag und auf den gefammten Culturftand diefer Waldtheile fehr weitgehend, ja in ihrem Umfange dermalen noch gar nicht zu überfehen find. Diefelben find namentlich in den Gebirgsländern, wo der Wald die hervorragendfte Bedeutung befitzt, von tiefgreifender Wirkung.