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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050707021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905070702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905070702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-07
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
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Diese» Vlatt wird den Leiern von Dresden und Uw-ebu»- am Tage vorher berat» al» Abend-Arrrgadr zugcstellt, während e» die Post-Abonnenten am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalten. öerugsgedllhr: v^kliLbri«« ttt» »"«»"> bei «Satt» tnxiniali,» Lutraaun, »und unirre «Noten ,»»«»" und «,',««». an konn und Moiilaue» nur einmall avil »oV ,dur<d au«»>drli«e»on>. m>i»°na«»Mb..sM,»0«I »tei ewmaliaer Lullelluna durch dr« Tod »Me iodueBriieUueU». in,»u«- la»d mit enNvrechrndeiu 8ul»la«k. S! ach druck aller »lriikel u. Orrainal- Mttteiluuoen nur mit deutlicher Ouellenanaadel.Dread Na»r") tutaifta Nachtrüoliche Lonorar- onivrüche dteiden underüÄichlial! «rverUuiate Manullnvte werden Nicht ausdewadr«. Lelearamm-Ndrette: «»chntch«»» »«»»«» Verlag van Kiepsrh K Uetiliardt. Anreizen, karil. >nnabme von >uküudi«un,«n d>« nackuiitta«» » Ubr Soou und Neieita«« nur Manentrrnde » von >r dr« '/»> Uhr Die > «»altioeSrnnd «rür Na. « Stlden! « Pi,.. Ln, vurdreunoen aut der Prrrurtteitr tjeN« » Pta > die rtvalltae «jette aut Leit teitc so Pta > at« Einaetandt Leite so Pt, I, Nummer» »ach «Ml», und 8«t«r»»,en , «valtrar «ruudteUt so Bio. aut Pnvatteite «o Pta . atvatl>,c Lette aut Lerttrtte und at« tkrnaetandi so Pta «u»warl>,e «ui. traae nur ^aen Porautdetodluna. Beteadlälter nxrdcu mit r0Pt» berechnet. Nerntvrechantchlu^: «ml t Sir. ll und Rr. L0S» Vorrätig ä 8tüolc 50 Lkz,'. in allen ^patbslcon, Vroxvrien uuck kiiikawvrisQ. VoIktÄinUM 1«nri8len-lteltlvi<>aax »n6 tiio Vruiivn mul Uenren in ^rö8stvr ^ukvuftt «mpkioftlt äa8 von »L««. W'lsvlitl a»8 Hr«I, 28. DW keiokbrrltiz ittneLrivet^r LsUUoz KNtlis unrl tn»nko. Nr. 18«. Neueste Drahtticrichte. Hofiiachrichten, Olerichlsverhandlubgen. Ncvvlntivn in Rußland, Emil Pcschei, „Soldaten", Dresdner Lehrergcsangvcrein, Gesangverein der Staatscisenbahnbeaniteu. Freit-g. 7. Juli IVOS. Renefte Drahtmetduuae» vorn 6. J»lt. Zum ruMskv-javaniskhen Krie« London. „Daily Telegraph" meldet aus Tokio vom 6. d. M.: Der Abstand zwischen den feindlichen Armeen beträgt bei Heilungilchen nur etwa 30 Meilen. - Vom Beginn des Krieges bis Ende Juni haben die Japaner 54 fremde Schisse genommen, darunter 22 englische. Zur Lage iu Rustland. Petersburg. Im Kaukasus droht der Ansbruch eines allgemeinen bewaffneten Aufstandes. In Tiflis herrschen seit einigen Tagen Unruhe». Dunkle Gerüchte über die Meuterei auf dem „Fürst Polcmkin" vermehren die Auf regung. Die Zeitungen erscheinen nicht. Der Personenverkehr zwischen Tiflis und Batum ist seit zlvei Tagen, der Warenoer. kehr zwischen Batum und Baku schon seit zwei Wochen unter brochen. Aus de» Exarchen von Georgien ist dem Vernehmen noch auf seiner Reise nach Petersburg ein Mordanschlog verübt worden. Der Ausgang ist noch unbekannt. Feodosia. Von dem „Potemkin" dazu aufgefordert, begaben sich die Vertreter der Stadtverwaltung an Bord dieses Schiffes, wo sie in der Adiniralskabine von dem das Schiss be- fehligenden Ausschüsse empfangen wurden. Dieser forderte, dos; binnen 24 Stunden 500 Tonnen Kohlen, ferner Fleisch, Fett, Bich, Mineralöl, Tabak, Zündhölzer usw. an Bord gebracht würden. Während dieser Zeit werde die Mannschaft auf dem Schiffe bleiben. Im Weigerungsfälle werde die Aufforderung an die Bewohner ergehen, die Stadt zu verlassen, und diese werde dann beschossen werden. Weiter forderte der Ausschuß den Bürgermeister auf. der Einwohnerschaft einen Ausruf mitzu teilen, in dem die Beendigung des Krieges mit Japan und die Einberufung der Semstwos verlangt und das Volk aufgeforderr wird, sich den Revolutionären aiizuschliehcii. Die Einwohner schaft ist sehr beunruhigt und verlässt die Stadt. Die Arbeiter- bevölkernng fordert erregt zur Erfüllung der von dem „Potemkin" gestellten Forderungen auf. Ter Gemeindcrat hat beschlossen, dem Schiffe Lebcnsnuttel zu liefern, aber keine Kohlen, da die Stadt solche nicht habe. Kolding. Heute früh 8 Uhr unternahm der Kaiser «wen Spaziergang iin Walde bei Löwerodde. Die „Hohen- zollern" und die Begleitschiffe lichteten um halb 11 Uhr die Anker und fuhren südwärts. Mannheim. Der Direktor der Zellstofsabrik Waldhof, Haas, ein Sohn des Kommerzienrats Haas, stürzte heute früh bei einem Ausritt mit dem Pierde und ivar so fort t o l. Cronbera. Der Kunstmaler Prof. Anton Bürger ist >n vergangener Nacht nach mehrjähriger Krankheit gestorbcn. Paris. Die Depuliertenkammer hat heute die allgemeine Beratung des Gesetzes ,betr. die Arbeiter-In validen- Versicherung begonnen. London. DaS Unterhaus hat nach längerer Erörterung den Vorschlag Balfonrs angenommen, betr. die Durchführung der Beratung des Einwauderungsgesetzes. Oertliches un- Sächsisches. Dresden, 0 Juli. —- Se. Majestät der K önia begab sich gestern nachmittag mit dem Kronprinzen »nd der Prinzessin Alice von Wachwitz aus nach dem Hauptbahnhose und erwarteie dort die Ankuntt der Prinzessin Margare>l)e, welche, von Bad Elster kommend, nachmittags 4 Uhr 50 Minuten hier eintras. Heute vormittag gegen ll Ubr kam der König zu Pferde ins Residenzjchloß »nd nahm zunächst die Bvrträge der Herren Departementcheis der Königl. Hofstaaten entgegen. Um 12 Uhr empfing der König den Vorstand des Vereins zur Begründung und llnterlzaltung von Volksheilstätten für Lungenkranke im Königreich Sachsen unter Führung des Vieh. Rots Professors Tr. Fiedler, sowie eine Abordnung des Sächsischen Landesverbandes Gabelsberger unter Führung des Vorstandes des Königl. Stenographischen Jnstiluts Regierungsrats Prof. Dr. Clemens und erteilte hierauf nach stehenden Herren Audienz: Senatspräsident am Oberlandes gericht Seyfert, Vortragender Rat Geh. Baurot Reichest, Ober- konsistorialrat Superintendent O. Benz-Drcsden, Geh. Hoirat ordentlicher Proiessor der Rechte Dr. Strohal-Lcipzig, Landcs- anstaltsdireklor Geh. Medizmalrat Dr. Weber-Sonuenstein bei Pirna, Geh. Hosrat ordentlicher Professor an der Königl. Tech nischen Hochschule Tr. Hnllwachs-Trcsdcn. Landaercchtsdirestor Dr. Clauß-Bautzen, Oberjustizrat Grille-Löbau, Ober-Reg.-Rät Dr. Haymann-Tresden, Superintendent Lic. Tr. Albert- Grimma, Finanz- und Baural Schimmer-Leipzig, den Ober- amlsrichlern Ehrig-Radcberg und Tr. Klemt-Löbau, Oberzollrat Dr. Krauße-Tresden. Oberbergrat Bergdirektor Scheibner- Lugau, Rektor des König Georg-Gymnasiums Professor Dr. Giesing-Dresden, Postdirektor Krumbholz-Chemnitz. Brandver- sicherungs.Oberinspektor Bvurat Groh-Bautzen, Zivilingenieur Baurat Pöge, ordentlicher Professor an der Königl. Technischen Hochschule Weichardt, Konrektor Studienral Professor Dr. Abendroth-Dresdcn, den Juslizräten Rechtsanwälten Sensert- Bautzen, Dr. Povver und Striiver-Drcsden. Rcgierungsaiicssor Dr. Jlberg-Dresden. Kommerzienrat Hessel-Ncrchau, Lckono- nnerat Schaeffer-Jahnishauscn, Steuerrat Kühlmorgen-Zittau. Sanitätsrat Dr. Schneider, ansterordentliches Mitglied des Landesmedizinalkollegiums-Zitlau, Sanitätsrat Dr. Sonnen kalb-Chemnitz. Bankdirektor Hosrat Dr. Bach-Drcsden, Stadtrat Brachvogel-Chemnitz, den Seminaroberlehrern Gcusche-Oschatz und Herrig-Annoberg, den Fabrikbesitzern Nascher-Oelsnitz i. V. und Uebel-Plauen i. V., Pfarrer Wolf-Zschopau, Verkehrs- inspektor Klemm-Tresden, Stadtrat Drechsler-Zschopau, Bahn- hossinspektor v. Esterlein-Zittau, den Sladträtcn Hanisch und Jacob-Pirna, Fabrikbesitzer Stadtverordneter Krauhe-Tresden. Kaufmann Kunze und Stadtgutsbesitzer Posthalter Locbmann- Oschatz. Rittergutspachter Nicke-Bischheim, Staatsschuldbnch- kontrolleur Rölke-Dresden, Oberförster Scyönselder-Eichgraben. Schuldirektor Schumann-Dresden. Bürgermeister Wittig- Rabcnau, Zollsekretär Wunderlich-Dresden. Schulgeldeinnehmer Kirchner-Leipzig, Gemeindevorstond Meitzner-Ärippcn, Privatus Philipp-Hintergersdors, dem Angestellten der Königl. Porzellan- manufaktur Lager- und Laboratorium-gehilfen Schröer-Meiffen. —* Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg trifft nm 15. Juli nachmittags 12 Uhr 47 Minuten als Vertreter Sr. Majestät des Königs zum Besuche des KrciSturnscstcs in Chemnitz ein und wird bis z»in Abend ans dem Festplatze ver weilen, um die Turnarbeit in ihren einzelnen Teilen zu verfolgen. Nach den cingegangenen Anmeldungen werden teilnehmen an de» allgemeinen Freiübungen 9820. an den allgemeinen Keulenübungen :L49. am Barrenturnen der Vorturner 2993, am Turnen der Alten 126 Turner. Für die gemeinsamen Gauübuugen sind ge meldet Mit Teilnehmer, ferner 828 Riegen zum Gerätturnen mit 8003 Teilnehmern und 165 Spiclabteilungc». Zum Sechskampf haben sich ch 596 gemeldet, zum Dreikamps 347, zum Ringen i Abteilungen (72 S., 48 Dr., 15 T.) IW. m —* Der derzeitige Oberlehrer an der Fürsten- und Landes- schrrle in Melden Professor Dr. Otto Eduard Schmidt ist vom 1. Oktober ab zum Rektor des Königlichen Gymnasiums in Wurzen ernannt worden. — Eine neue Belcuchtungsart ist jetzt in den Eisen bahnwagen der sächsischen StaatSbahn probeweise eingcsührt worden. In einem Personenwagen des Abends von Zittau »och Bischofswerda obgehendc» Personenzuges sind in drei Abteilen des Wagens anstatt der gewöhnlichen Gasschiiittbrenncr drei Goslampcn mit sogenanntem „Kraiiierlicht". d. i. hängendes Gasglühlicht, angebracht. Diese neue Beleuchtung gab ein ruhiges, schatten loses Licht und gestattete das Lesen in der entferntesten Ecke des Wagens. Die im Nebenobteil brennende Schnittflamme glich dagegen einer rötlich brennenden Oellampc. Das Kramerlicht soll angeblich eine Gasersparnis von etwa 50 Prozent erzielen. —* Durch die auswärts ausoetretenen Gewitter ist auch bei uns ein Rückgang der Lu ft-Temperatur ein getreten: das Thermometer zeigte heute in der 3. Nachmiltags stunde nur noch 15 Grad Reaumur an. , In der verflossenen Nacht sind wieder ergiebige Niederschläge gesallen und der heutige Tag zeigte vorwiegend regnerischen Charakter. — Der Stempel auf dem Ansichtskarten-Text. Be- schiverden in Massen lausen jetzt täglich bei den Postämtern ein. Ueberoll wird darüber Klage geführt, datz bei Ansichtskarten, deren Vorderseite halb beschrieben werden kann, der Stempei des BcslellpostamtcS aus den Tert gedrückt ist und die Schrift unleserlich mach!. Alle diese Beschwerden werden zurück- newiesen init der Begründung, daß die Postbeamten nicht die Verpflichtung haben, beim Stempeln den Text -u schonen, wenn ihnen neben der Adresse nicht genügend Raum dafür bleibt. Das ist natürlich oft (ehr unangenehm für die Absender und Empfänger solcher Karten. Dein Postbeamten, der das Stempeln besorgt, kann nian aber keinen Vorwurf machen. Seine Arbeit ist durch die neue Einrichtung viel schwieriger geworden, und er wünscht gewist sebnlichst, daß die versuchsweise Zulassung solcher Karten bald wieder aufgehoben werde. Die Karlen wer den zum Stempeln in einer langen Reihe so aufgestapelt, das; der Stempel links unten auf die Adressenseite kommt: bei dein schnellen Betrieb ist es unmöglich, die aus der Vorderseite be- ichriebenen Karten abzusondcrn und je nach dem Raum zu stempeln. Wer also Ansichtskarten verschicken und auf der Vorderseite Mitteilungen (chreiben will, der beacht« folgendes^ 1. Man sänge beim Beschreiben der Vorderseite mit dem Text möglichst hoch an und laste unten 4 Zentimeter Raum; 2. die Ortsangabe auf der Adresse bringe man möglichst weit au der rechten Seite an. Hat man diese Regeln befolgt, so entsteht in der linken unteren Ecke der Vorderseite ein wecher Raum, der für den Stempel genügt. Ter Text wird dann nicht verdeckt Ter Ansichtskarten-Industrie könnte man den Rat erteilen, her neuen Karten mit geteilter Vorderseite den bezeichneten freien Raum gleich durch eine Linie anzuoeuten, damit der Schreiber der Karte ihn von vornherein frei läht. —* Alljährlich, wenn der Sommer naht, erscheinen in den Tageszeitungen der gröheren Städte die Bitten um mild« Gaben sür die Ferienkolonien. Dann öffnen sich viele Hände zum Wohltun, und Hunderttausende w«rd«n in jedem Jahre von Stadtverwaltungen, Wohltätigkeitsvereinen und Privatleuten für die Ferienverpflegung erholungsbedürftiger Schulkinder aufgcwendet. Leider aber reichen die Mittel bei weitem nicht aus, um alle armen, kränklichen Kinder i« die Ferienkolonien zu schicken. Und doch wäre es möglich, so große Summen aufzubringen, daß alle dieser Wohltat teilhaftig werden könnten — dann nämlich, wenn die Schuljugend selbst zur Hilse ausgcrufen würde. Weckung des Woystätigkeitssinnes uud Pflege wahrer Nächstenliebe betrachtet ja die moderne Volksschule als eine ihrer vornehmsten Pflichten. Und wenn neuerdings die Dresdner Volksscbüler ihr Scherflein beisteuern sollen zu den Kosten eines Schiller-Denkmals, dann mühte es wohl auch zu lässig sein, unter der Schuljugend eine Pscnnigsammlung zum Besten der Ferienkolonien zu veranstalten. Solche Sammlungen, in allen Klassen durchs ganze Schuljahr hindurch fortgesetzt, würden von bestem Erfolge sein. Angenommen, eine Grohstadt sDresdens 'habe etwa 70 000 Schulkinder, und jedes derselben spende durchschnittlich in jeder Schulwoche 1 Pfennig, so ergäbe das pro Woche 700 Mk., in einem zu 40 Wochen berechneten Schuljahre aber die stattliche Summe von 26 000 Mk. Dieser Betrag dürfte ausreichend sein, etwa 800 Kinder mehr als bisher in die Ferienkolonien anszusenden. Vielleicht würde sogar mancher Nickel in unsere Sammelbüchse gleiten und der Ertrag der Sammlung die genannte Summe weit übersteigen. Und die Kinder wären sicher leicht für solches Wohltun zu begeistern. In welcher Weise diese Pfennigsammlungcn vorgenommcn und die Kinder selbst zur Mitarbeit und Mitkontrolle hcrangczogen wer den könnten, bleibe weiterem Nachdenken überlassen. Wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg. — Sommerfrischler und Tmirist.cn, welche dieses Jahr das östliche Erzgebirge anssuchen, werden beim Durch wandern der dortigen Wälder erstaunt sein, wenn sie die Ver wüstungen bemerken, welch« im vergangenen Winter durch Schneebruch, noch mehr aber infolge von Windbrucb Kunst un- Wissenschaft. 's* Zu einem hohen Ehren- und Freudcntage gestaltete sich für den Begründer und Direktor des hiesigen Korner-Museums, Herrn Hosrat Dr. Emil Pcschei. dessen heutiger 7 0. Geburts- tag. Von früh 6 Uhr an bereits pochten Telegraphenbotcn und Gratulanten unaufhörlich im Körnerhause an. Bald glichen das bescheidene Arbeitszimmer Dr. Pcschels und die anstoßenden Schiller- und Körner-Zimmer einem Blumengarten. Es kamen Glückwünsche sogar von jenseits des Meeres, dann aus Wien, Schwerin, Neustrelitz, Limbura, Wiesbaden, Ncubabelsberg, Tilsit, Schloß Löbichau usw. Aus Wöbbelin, wo Körner be graben liegt, sandte der Theodor Körner-Gesangverein eine Bcgrüßmigsadresse. Ferner gratulierten dem Jubilare als Mann der Wissenschaft, als Gelehrten und Forscher u. a.: Ihre Exzellenz Fra» OKneral Gräfin Kirchbacb, Oberst Stein hardt-Freienwalde, Freda Gräfin zu Dohna, Freifrau von Lilien- cron-Schwerin.Ursula v.Psnel,Oberjustizrat v.Göphardt, der Sohn des verstorbenen Jugendfreundes Körners, des Obersten v. Göp- Hardt, Hofrat Dr. Beyer-Wiesbaden, Rektor Prof. Dr. Stüren- bnrg von der Krcuzschnle, eine große Anzahl hiesiger Künstler und Gelehrter, hervorragende Mitglieder der Königl. Hofthcater. Herr Königl. Generalmusikdirektor Geh. Hosrat Edler von Schuch sandte sein Bildnis mit Widmung. Namens des Stadtrats er schien der Dezernent für das Körner-Museum. Herr Stadtrat Plötner: von der Dreikönigsschule, an der Tr. Peschel lange Jahre als Lehrer gewirkt, Herr Rektor Professor Tr. Schlade- dach. Für den Verein „Dresdner Presse" übcrbrackte seinem Irenen Mitglied? Herr Dr. Gandil ein prächtiges Blumen arrangement, desgleichen der Literarische Verein, dessen Mit- bearünder Dr. Peschel ist. und der Ausschuß für Errichtung eines Schiller-Denkmals in Dresden durch Herrn Stadtrat Dr. Hops. Außerordentlich erfreut wurde Herr Hofrat Dr. Peschel durch «in von Frau Professor Krüger-Tilsit verfaßtes sinniges Ge dicht nach der Melodie deS Körnerschcn Gedichts „WaS glänzt dort vom Walde im Sonnenschein" und eine kostbare Maletti ans Seide, Körner, Schiller und die Königin Luise darstellend. Gegen mittag mehrten sich die Deputationen in dem sonst so stillen Körnerhause. Von allen Seiten wurden dem Geburts tagskinde, das ein Menschenalter hindurch seine ganze Kraft in den Dienst des Körner-Museums gestellt hat, höchste Anerkennung und herzlichste Glückwünsche sür die Zukunft dargebracht. Und er, der Siebzigjährige, noch völlig ungebeugt von der Last der Jahre, war »es gerührt von solchen Zeichen der Liebe und Ver ehrung und hatte sür jeden ein freundliches Wort des Dankes. Mit berechtigtem Stolze darf er heute auf sein schönes Werk blicken. Dresden, ja Deutschland, und besonders die Freunde unseres Körner und Schiller sind ihin zu unauslöschlichem Danke verpflichtet: und sie alle vereinigen sich heule in dem Wunsche: Mag Hosrat Dr. Peschels Lebensabend ein heiterer, ungetrübter sein! -f* Residenztheater. Ein ärgerliches Stück, das da gestern abend, noch dazu mit starkem äußeren Erfolge, zum ersten Male in Szene ging. „Soldaten" ist sein Titel, Leo Walther Stein und Ludwig Heller sind seine Verfasser. Die Verantwortung dafür, daß vieles Machwerk, das den aktuellen Beyerlcin «nd die selige Marlitt in einer kritisch nicht diskutierbaren Mischung auf die Tränendrüsen eines t. Publikums wirken läßt, über haupt den Weg auf die deutsche Bühne finden konnte, trägt kein Geringerer als Possart, der hinter der Chose so etwas wie ein gutes Geschäft, ein kleines Scnsatiönchen, einen neuerlichen „Zapfenstreich" witterte, das Stück vorschnell für die Münchner Hofbühne s!> annahm und den übrigen „moralischen Erziehungs anstalten" damit das Signal zum umgebende» Erwerb der No- vität gab. Aber siehe da: „betrogene Betrüger sind wir alle". Das Publikum nahm den Vierakter trotz der glänzenden Dar stellung ziemlich übel auf, und all sein Ruhm war bald dahin: nur noch einmal, und zwar am Deutschen Theater zu Hannover sollte dank einer als erstklassig gerühmten Aufführung in raschen 27 Wiederholungen stolz und stattlich sein Glück erblühen, — dann ^ örte man nichts mehr von Belang über die „Soldaten", irgendwelche Qualitäten lassen sich dem Schauspielauch beim besten Listen nicht nachsagen. Es spekuliert mit gar zu plumpen Mitteln aus die Sensationslust eints völlig unkritisch veranlagten Publikums, daS an dem militärischen Milieu seine Helle Freude at und gar nickt merken will, wie falsch und schief all oie haraktere und Situationen in den -ff" — Apollo sei Dank! — nur kurzen Asten gesehen sind. Weder der vor Edel mut triefende .Herr Hauptmann", genannt Karl der Dicke, noch der kindische Simplicissimus-Leutnant Theo Kunz, noch der schriststellernde Gemeine Georg Schreiner, der „Soldat wider Willen", dnrsen aus naturalistische oder künstlerische Echtheit und Wahrheit auch nur den acringstcn Anspruch erheben. Mit der edlen Weiblichkeit und den übrigen Typen des Schauspiels stebt es nicht viel besser: Nur der zweite Auszug, der in der Mannschastsstube einer Kaserne spielt, zeigt vorübergehend gute Beobachtung in der Charakteristik und einige treffende Wendungen im Dialog, gibt aber das Milieu schließlich auch mir in possenhafter Verzerrung. Im dritten Aste wird die Sache ganz schlimm. Tie Autoren ziehen die ältesten Jahrgänge der „Gartenlaube" zu Rate, obwohl der .Held des Stückes zu den Herero geschickt wird, um den Tod fürs Vaterland z» sterben, das Schauspiel also in der Gegemvort spielt. Ein Glück, daß es für den vierten und letzten Aufzug noch ein Paar glück lich zu machen gilt: den schriststellenidcii Gemeinen aus der Porlierstube. der «edensalls als so eine Art kleiner F. A. Beyer lein in der Westentasche gedacht ist, und die wahrhaft schöne und wahrhaft gute Helene von Winterfell» ous dem Vorderhaus«:. Karl der Dicke, der ebenfalls diese Herrlichste von allen liest aber unglücklich liebt, wird sich mit der kleinen Fränze trösten müssen, obwohl diese um ihren Helden von Swakopmnnd ewig zu trauern verspricht. Und das Publikum?! Es wollte sich tot- lachen über die „ulkigen" Bilder aus dein Kasernenleben im ziveitcn und war tief gerührt im letzten Akte, wo die Taschen tücher mindestens so eitrig gerührt wurden, wie in dem ersten besten Bühnenstück ältester Observanz aus den Tagen, da nach schöner Weise der Großvater die Großmutter nahm. Man kann nur hoffen uiü» wünschen, daß diese Art Soldstenstückc recht bald verschwinden, nicht etwa im Interesse unserer Armee, die nur Hohlköpfc nach derartig wertlosen dramatische» Machwerke« eiujchätze» werden, sondern um des gute» Geschmacks willen, der offensichtlich durch Stücke dieses Genres leiden muß. — Die Aufführung, die der Regie des Herrn Direktors Witt unterstand, hielt sich aus mittlerer Höhe. In den aualitativ wie quantitativ beträchtlichste» Rollen des BierasterS leisteten die Herren Witt (Karl der Dickes, Schröder (Theo). Gähd (Georg Schreiner, und Eivenack (Robert), sowie dieDawen Normann (Lei«««)
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