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12 Carl Haas. Die Entwürfe der Formen werden von dem artiftifchen Leiter Herrn Willms überwacht und theilweife gefertigt, und wenn auch wie bei einem mit Fahnen befleckten Auffatz und einigem Gefäfs den Anforderungen fpecififchbritifcherKund fchaft Rechnung getragen wurde, fo können wir nicht umhin, dem frifchen Geifle und dem gelungenen Streben, welches die ganze Anflalt durchweht, unfere vollfle Anerkennung zu zollen. Ein reizender Tafelauffatz von Morel in oxydirtem Silber mit damas cirtem Eifen montirt, zeigt die eminentefle Technik. Die Erzeugnifife der Fabrik umfaßen das Tafelgerätli in weitefler Ausdeh nung und alle Luxuswaaren, welche die Bronce-Induftrie wie die Goldfchmiede- Arbeit vertreten. So waren denn fehr gefchmackvolle Service, namentlich eines mit fogenannter Pompejanifcher Verzierung, einzelnes Vorzügliche an Humpen. Bechern, Frucht- fchalen und Schüffeln ausgeflellt, undmeiftin den gediegenften Formen durchgeführt. Entfchieden energifch und glücklich ifl dem langweiligen Charakter entgegen gearbeitet, der den gewöhnlichen Silberarbeiten fchon durch die weifse Grund farbe anklebt und zwar durch Oxydirung, vielfarbige Vergoldung und weife Benüt zung des Emails. In der Emailtechnik war die feit den letzten Ausflellungen von England und Frankreich rafch und gefchickt aufgenommene Technik der orientalifchen emaux cloifonnes vorzüglich vertreten. Es find folche in direkter Nachahmung orientalifcher Vorbilder gehalten, übertreffen jedoch an Feinheit der Farbe und forgfältiger Behandlung der Zeichnung fchon beinahe die meiflen ihrer heutigen örtlichen Rivalen. Nur wäre zu rathen, mit mehr Energie auf kräftige Farbentöne auszugehen, die Modefarben weniger in den Kreis diefer edlen Technik einzube- ziehen. Vorzüglich technifch behandelt erfcheint auch getriebene Eifenarbeit an einem Prunkfchild. Der gleichen Durchführung wie an dem echten Silbergeräth begeg- neten wir bei den mit galvanifchem Silber überzogen hergeftellten Gebrauchs- waaren. Genaue Erkundigungen bringen uns zugleich hier zur Widerlegung einer vielfach verbreiteten Anfchauung, dafs nämlich Elkington im Befitze eines ficheren Verfahrens fei, das galvanifche Silber in fo glänzender Textur niederzufchJagen, dafs das Poliren der Arbeit überflüffig und nur eine leichte Nachhilfe der Glättung mit der Hand des Arbeiters nöthig fei. Bis heute hat keine englifche noch con- tinentale VerfilberunginfoliderWeile anderes als Mattfilber geliefert, welches gekratzt, gebürrtet und dann mit Stahl und Blutftein polirt wird. Die fogenante glänzende Verfilberung, welche durch Beifügung einiger Tropfen Schwefelalkohol zur Silberlöfung entlieht, ift im Grofsen durchaus nicht verläfslich und auch in ihrem Erfcheinen höchft wechfelnd. Sie wurde zuerft vonSmee in feinem bekannten Werke über Galvanoplaftik erwähnt. Hancocks & Comp. Die reiche Ausftellung diefer Firma zeigte Gold- und Silberarbeiten der verfchiedenften Formen und Stile. Mitunter prächtige, eben nur in England mögliche Gegenftände, wie z. B. die fogenannte Tennyfonvafe zeigend, fand fich auch ein ausgedehnter Kreis von Tafelgefchirren, Kannen, Auffätzen etc. fowohl in echter als unechter Waare. Im Ganzen wohl zunächft auf den Verkauf berechnet, zeigt die fogenannte Chinafilber-Waare oft fehr Bemer- kenswerthes, fo namentlich tüchtig gearbeitete Gefäfse mit Glanz und matt gebrann ten Flächen. Im Ganzen wäre aber feiner Gefchmack dem Entwürfe zu wünfchen, und ill die künftlerifche Richtung des Ganzen ziemlich ftarr in echt englifchem Gefchmack befangen. W. J. Thomas, London, zeigte technifch gelungen gefertigtes, aber formell ziemlich unbedeutendes Tafelgeräth. Shaw & F ifche r brachte gute Verkaufswaare mitunter ältefter Fagon, aber folid und tadellos gearbeitet.