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Thierzucht. 33 der temporären Thierausftellung veröffentlichte Schriftchen fagt fogar „in folch hohem Grade, wie bei keiner anderen Sorte von Vieh“ und glaubt fich diefes Urtheil gegenüber den bei ihren ausgedehnten Rindviehmaftungen gefummelten Erfahrungen erlauben zu dürfen. Das Fleifch des Schafes erfreut fich bei uns in Oefterreich von Seite eines grofsen Theiles des Publicums noch keines befonderen Anwerthes und wird gering gefchätzt. Wie wäre das aber auch bei dem heute meiftentheils noch üblichen Maftverfahren anders möglich? Alte abgetragene Mutterfchafe oder Hammel gelangen in der Regel blofs zur Maftung, und dafs man von folchen keine Fleifchqualität erhalten kann, wie fxe dem Gefchmacke zufagt, ift nur zu begreif lich. Der Engländer trägt dem fchon lange Rechnung, indem er feine Thiere fo hält, dafs fie mit einem Jahre feifl auSgefüttert zu Markte gelangen können, und bietet fo ein Fleifch, das jedermann befriedigt. Auch in Deutfchland und Oefter- r£ich folgen viele denkende Züchter dem nach, indem fie die gewöhnlich vor handenen Merinos oder Landfchafe als Unterlage benützen und fie mit englifehem Blute kreuzen, deren Produdle dann fo gehalten werden können, dafs fie mit 12 bis 14 Monaten fett find. Je nach der Ueppigkeit des verfügbaren Futters werden leichtere oder fcliwerere englifche Racen zur Kreuzung verwendet —■ bei uns mehr die leichteren und mehr befcheidenen Southdowns und feltener Cotwolds oder Lincolnfhire fheeps und andere — um Frühreife, einen gröfseren Körper, für die Schlachtung vortheilhaftere Formen und die Fähigkeit, mehr Futter in Fleifch umzufetzen, zu erreichen. Ein bemerkenswerthes Beifpiel dafür, was aus den gewöhnlichen Land- racen oft in der Hand eines fachverftändigen Züchters werden kann, bilden die von Horodenka (Baron Jacob Romaczkan) ausgeftellten Zackelfchafe, bei denen neben Fleifch- und Wolleproduclion auch die Milchnutzung eine Hauptfache ift. Ein wie wichtiger Wirthfchaftszweig für Ungarn die Schafzucht ift, zeigte die Ausftellung fehr eclatant. Ein Viertheil von fämmtlichen aufgeftellten Stücken gehörte diefem Lande — 294 Stück — allein und wenn wir die Zahlen überblic ken, die uns der ungarifche Ausftellungska talog angibt, wornach auf eine Quadratme'ile auf 1000 Einwohner in Ungarn 3197 Stücke 1072 Stücke „ Siebenbürgen 1928 „ 875 » „ Kroatien und Slavonien .... 1016 „ 247 „ „ der gewefenen Militärgrenze . . . 1673 » 812 « kommen, fo erfahren wir die Thatfache, dafs Ungarn relativ das an Schafen reichfte Land Europas ift. Zugleich wird uns dort mitgetheilt, dafs fein Schaf-Viehftand nach den ftatiftifchen Erhebungen vom 31. December 1869 15,077.000 Stück beträgt und dafs der Stand bei Schafen und Ziegen gegen die Zählung vom 31. Oclober 1857 um 33 Percent fich vermehrt hat. Auf der Ausftellung traten mit fehr beachtenswerthen Thieren ein die .Merinolieerden von Kapuvär („A g r i c o 1 a“, Adliengefellfchaft für landwirthfchaft- liehe Unternehmungen), Martonväsär (Graf Geyza Brunswick), Tisza Szajol (Lajos F ej es), Gö döllö (königlich ungarifche Kronherrfchaft), Stampfen (Graf Alois Kärolyi), Gütor (Adalbert C zi 1 c h e rt), Csäkö (Kafpar G e i ft’s Witwe), Carlsburg (Gräfin Laura Henkel), Suräny - Paty (Graf Wilhelm Palffy-Daun), Uermeny (Graf Emerich Hunyady), Leva (Alexander und Paul Ritter von S c h o e 11 e r), Zala Szent-Mihäly (Gabriel S k u b 1 i c s), Gyoma (Albert W odianer) und Andere, unter denen aber befonders hervorragen und ihrem längft ver dienten Ruhme neuerdings Beftätigung verfchaffen: Stampfen (Züchter Hondlick) Gutor, Calksburg und Uermeny. Wiewohl auch in diefer Abtheilung Conceffionen an die neue Richtung nicht zu verkennen waren, fo hat doch Ungarn noch nicht im gleichen Mafse wie Oefterreich oder gar Deutfchland nachgegeben und fich den ehemaligen Charakter 3*