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10 Dr. Wilh. Fried. Gintl. Die Preife der amerikanifchen Mais-Stärkeforten betreffend, fei erwähnt, dafs fich diefelben einfchliefslich des Seetransportes für geringere Qualitäten der Appreturflärke auf io bis 12 fl., für feinere Sorten auf 12 bis 15 fl. pro Zollcentner Hellen, während die für Nahrungszwecke beftimmte Qualität zu circa 16 fl. pro Centner im Preife fleht. Stärkegummi war von Nord-Amerika nicht zur Ausflellung gebracht worden. Venezuel ahattefichmit einerfehr intereffantenColledtion von hierzulande nicht oder doch nur wenig bekannten Stärkeforten an der Ausflellung betheiligt. Unter diefen fanden wir Mufler der Stärke von Colocasia esculenta Schott. (Ocumo), die bereits von Wiesner und Hübel* befchrieben wurde, von Calathea Allouya Lindl (Lairenes), von Arrachea escul. Bancr. (Apio), von Dioscorea spec. (Mapuey) und die bereits von J. Wiesner in feinem Ausflellungsberichte über Stärkemehl auf der Parifer Ausflellung gewürdigte Stärke von Musa paradisiaca L. (Platäno) neben Proben des Stärkemehls von Dioscorea alata L., Ipomea Batatas und Mats. Völlig neu dürfte das durch feine röthlich braune Farbe von den übrigen meifl blendend weifsen Sorten abflechende unter dem Namen Stärke von Chiga ausgeftellte Stärkemehl fein, welches nach den Mittheilungen von Dr. A. Ernfl wahrfcheinlich einer von Humboldt bereits erwähnten, am oberen Ori- noco heimifchen Inga Species entflammt. Leider war weder über die Darftellungsweife diefer einzelnen Stärkeforten, noch darüber etwas zu erfahren, ob und in welchem Mafse diefelben Gegenfland des Handels feien oder doch zu fein vermöchten. Brafilien hatte von Stärkemehlproben nichts Bemerkenswerthes aufzu w’eifen. Dagegen glänzte England durch die reichliche Vertretung diefer Induflrie. Bekanntlich ifl in England vornämlich die Stärkefabrikation aus Reis zu Haufe, wofür der von den Seeplätzen leicht und billig zu befchaffende Bruchreis ein treffliches Roh- materiale abgibt, und es war demgemäfs auch vornämlicli Reisflärke, welche von England aus zur Ausflellung kam. Als die bedeutendflen Fabrikanten diefes Produktes find wohl J. und J. Colman in London anzufehen, welche denn auch Proben von theils rein weifser, theils fchwach gebläuter Reisflärke ausflellten, die als tadellofe Erzeugnifle bezeichnet werden konnten. Neben diefer fchon von der Ausflellung zu Paris im Jahre 1867 vortheilhaft bekannten Firma hatten auch Jones Orlando & Comp., dann Parfon Fletcher & Comp, und endlich Samuel Berger & Comp, in London fehr fchöne Proben von Reisflärke zur Ausflellung gebracht. Meifl war es Strahlenflärke und nur die geringeren, aber immerhin noch fehr weifsen Sorten hatten die Form von nufs- bis fauftgrofsen Brocken. Befonders erwähnenswerth ifl auch die von D.Nicoll & Comp, in London ausgeftellte Feuer-Sicherheitsflärke, deren Bedeutung wir bereits eingangs ge würdigt haben. Das ausgeftellte Präparat bildete ein in Papierpäckchen embal- lirtes Pulver von ziemlich rein weifser Farbe, das nach dem Eindrücke einer flüchtigen Prüfung wefentlich ein Gemenge von Stärkemehl mit fchwefelfaurem Ammonium gewefen fein dürfte. Endlich möchte noch einer fehr verfteckten und in Aufflellung und An Ordnung fehr vernachläffigten Colledlion von Stärkeprodudlen gedacht werden, welche in der von P. L. Simon d’s, London, ausgeflellten reichen Sammlung von Produkten der Abfallverwertung enthalten war. Sie enthielt Proben von fall allen gebräuchlichen Arten technifch verwendeter Stärkemehle, fowie eine Zu- fammenflellung verfchiedener Handelsforten von Tapioca und Sago, wie auch * Siehe Dr. Jul. Wiesner „Mikroskop. Unterfuchungen“ (Stuttgart 1872).