Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 11.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192709113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-11
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.09.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 427 Sette 2 eines vom Völkerbund« ernannten Kommandeurs oder Generalstabes zu stellen. Auch mar die englische Regierung der Meinung, dag die obligatorische Schiedsgerichtsbarkeit und der Lanktionszmang i», Protokoll zuwcit ausgedehnt seien. An sich ist der IdeenkreiS. der sich in dem Protokoll ver- körpert, geivisi nicht ohne weiteres abzulehnen. Man tat auch Holland sicherlich unrecht, wenn man zuerst hinter seinen, Vorgehe» ein Einverständnis mit Warschau wittern zn mnssen glaubte, um den Polen Handlangerdienste bei ihrem Bestreben zur Erlangung eines Ost-Locarno zu leisten. Diese Ansicht wird bei ruhiger Würdigung der bet den kleinen Staaten herrschenden Stimmung korrigiert werden müsse». Die neutrale» Mächte, die selbst tiber keine ansreichende Wehrmacht zur Verteidigung ihrer Neutralität vertilge», wissen genau, das, sie im Weltkriege nur mit knapper Not dem Schicksal der Vergewaltigung ihrer Selb ständigkeit entgangen sind, und das, sie bei einem neuen Brande nnsehlöar von der Landkarte gestrichen würden. Sie sind ans diesem Grnnde an der allgemeinen Abrüstung ganz besonders interessiert und schwer darüber verstimmt, das, sie bisher gar keine Fortschritte gemach» hat. Der holländische Vorstoß bezweckte daher, die allgemeine Ariedenssicherheit durch Rückgriff ans die Grundsätze deS Genfer Protokolls in solchem Grade zn erhöhen, das, jeder weitere Vorwand zur Verzögerung der Abrüstung hinfällig werden muh. Man darf den "Neutralen schon glauben, das, sic eö ehrlich meinen, wenn auch der Vorstvh zur Wiederbelebung des Genfer Protokolls im Sande verlause» ist. Pole» freilich handelt greifbar hinterhältig, wie seine mehr mals wiederholten Versuche beweise», auf dem Umwege über eine scheinbar harmlose Formel zu einem Ost-Lvearno zn gelange». Wenn man die verschiedenen polnische» Vor schläge genauer prüft, so stößt man immer wieder auf den Hiiitergeöaiike», die deutsche Bewegungsfreiheit zur Er zielung einer Greniverbessernng im Oste» ans friedlichem Wege durch einen „Weichselpakt" in Fesseln zu schlagen. Hier ist der Pnnkl. wo es für Deutschland gilt, die äußerste Wach samkeit zn entfalten und unnachgiebig bis zum letzten Ende zn sei». Daß man ans deutscher Seite nicht daran denkt, sich die abgelrennten Gebiete im Osten mit Gewalt iviedcr- znholen. in eine notorische Tatsache, die iiber jeden Zweifel erhaben ist. Daran vermag für jeden halbwcgü Urteils, fähige» auch die verlogene Agitation sogenannter Pazifisten nicht z» rütteln, die der deutschen Reichswehr Angriffs- gelüste gegen Polen unterschiebe» und behaupten. Deutsch, land wolle über Polen herfallen, sobald es der englischen und italienischen Ge.vehr-bei-Ans, Steilung gegenüber einer solche» Aktion sicher sei. weil dann auch Frankreich nicht wagen werde, sich zu rühren. Es genügt, solche Verleumdungen niedriger zn hänge», um sie in ihrer ganzen Nichtswürdigkeit in Helles Licht zn rücken und de» Charakter ihrer Ur. Heber gebührend zn kennzeichnen. Die Wahrheit ist, daß Deutschland in de» Loeai no-Verträgen ausdrücklich auf jede Gewaltanwendung zur Korrektur der Ostgrenzc verzichtet und anherdem der Einsetzung eines deutsch. polnische» Schiedsgerichtes zur Schlichtung von Grenzstreitigkeite» zn- gestimmt hat. Niemals aber ist von deutscher Seite auch — »Dresdner Nachrichten* — nur die entfernteste Andeutung in dem Ginne gemacht worden, dab Deutschland sich mit den gegenwärtigen politt. schen und wirtschaftlichen vstgrenzen für ewige Zeiten ab. zufinde» gedenke. ES ist im Gegenteil ganz selbstverständ- lich. dah tede deutsche ReichSregierung ihr intensives Augen- merk anf die Möglichkeit zu richten hat, durch friedliche Mittel die Grenzzlehnng im Osten wieder auf einen den natürlichen Verhältnissen entsprechenden Stand zurückzu- führe». Da» gilt für die vberschlestsche» Gebiete io gut wie für den jeder politischen und wirtschaftlichen Vernunft «nt. behreude» Korridor, den dieser Tage sogar ei» Pariser Blatt direkt als eine „Verrücktheit" bezeichnet hat. Die Ae »de» rung der gegenwärtigen politische» und wtrt- schaftltchen Ost grenze Deutschlands durch friedliche Mittel t st das grobe deutsche welt politische Postulat. und der „»bedingte deutsche Wille dazu i st etwas, waö man alS europäische politische G r u n d t a t s a ch e hin- ii e h m e n »ins,, schrieb dieser Tage ein führendes schweize risches Blatt. Das trisst den Nagel auf de» Kops, daran ist nicht zu rütteln noch zu deuteln, und keine deutsche Regte- ruug kann irgendeiner Regel»»» znstimmcn. die offen oder versteckt die Tür zu einer solche» friedliche» AuSetuander- setzung versperren würde. Polen wird sicher nicht anfhören, immer wieder nach einer Möglichkeit zur Erlangung eines „WeichselpakteS" zu angeln, und »ege» diese Gefahr »ins, die deutsche Politik daher ständig auf der Wacht stehe». Mit einem obligatorische» Schiedsgericht werden wir allerdings nichts erreiche» können, da ein solches als juristisches Kol- leginm nur ans Grund deS StatnSguv, des »ach formalem Rechte bestehende» territorialen Zustandes, urteilen kan». In dieser Hinsicht darf also die von Deutschland als erste», Staate vollzogene Anerkennung der obligatorische» Schieds gerichtsbarkeit deS Haager Gerichtshofes, die grundsätzlich als Bekundung des deutschen Friedenswillens von hoher Bedeutung ist. nicht überschätzt werden. Wohl aber bietet sich für uns ein gangbarer Weg in dem Artikel l» des VölkerbundsstatntS. der den Völkerbund zur Revision von Verträgen ermächtigt, die unhaltbar geworden sind und durch ihre» Fortbestand den Frieden gefährden. Nimmt man alles in allem, so kommt man um die Frage nicht herum, ivaS denn letzten Endes alle Abkommen und Formeln zur Sicherung des Friedens nützen sollen, wen» gewisse Mächte unbehindert fortsahren, ihre Rüstungen t» einer Weise zu verstärken, dir sich von dem übernervösen fieberhaften Wettrüsten vor >0ll kaum noch unterscheidet. Wirkliche Sicherheit, die keines überspannten VertragS- avparates bedarf, kan» nur dadurch erreicht werde», das, alle Mächte den Geist gegenseitige» Misstrauens verscheuchen und sich in lunaler kultureller FriedcnSarbeit zusammcnfinden. DaS ist der wahre Geist non Locarno. Der hat aber zur nnerläsilichen Voraussetzung, dab die Unterscheidung zwischen S i e g c r st a a t e » und Besiegten end- g üIti g n nd v v I l st ä n d i g fall e n gelasse n w i r d. ES ist das große Verdienst deS alten Grasen Apponui. deS Nestors der Genfer Versammlung, das, er diese Wahrheit so. wie die andcrc, das, der Inhalt die Form zerbricht, wenn sie zu starr wird, von der Tribüne des Völkerbundes ans der gesamten Knltnrwelt ins Gewissen gehämmert hat. Die Besoldungsfrage vor dem Reichskabinelt. Slresemann kommt nicht nach Berlin. «Durch F » » k l p r u ch.l Berlin, 10 Scpt. DaS Reichökabinett ist heute vor mittag um 10 Uhr zn der angeknndigten Sitzung zusammen- getrete». Im Mittelpunkte der Beratungen steht der Gesetz entwurf über die Vesoldnngsreform. In unterrichteten .Kreisen wird angenommen, das, die Sitzung sehr lange dauern wird. Von den Rc'ichSministern nahmen anher dem Reichs kanzler teil die Minister Hergt, Curiius. Brauns. Köhler, Gehler, Koch. v. Kcudell und Schätze!, sowie der Spar kommissar Sämisch Als Vertreter der Länder machte der preußische Fuiaiizmunsler Dr. Höpker-Nichoss daraus auf merksam. das, den Ländern hinsichtlich der DecknnaSsragc vom Reiche Mittel zur Verfügung gestellt werden mühten. DaS NeichSkabinett wird heute »och zu keiner Verabschiedung der Besoldnngsvorlage kommen. Es ist vielmehr damit zu rechnen, dah in Gegenwart deS NeichSauhenministerS Stresemann sich eine erneute Kabinettss'tzung mit der Angelegenheit befassen wird. Die endgültige Inkraftsetzung der Besoldungsvorlage dürste sich aus technischen Gründen noch etwas hinanSzögcr». Die ReichSregierung beabsichtigt, dem HauShaltaiisschub des NcichSlageS, der in etwa 14 Tagen ziisammeniritt, eine Zwischenlösung dahin vor,»schlagen, das, den Beamten zunächst eine Abschlagszahlung gewähr leistet werden soll, die dann ans die vom 1. Oktober gelten den »engeregeltcn Getiälier angercchnet wird. » Berlin, 10. Sept. Wie verlautet, kommt Tr. Stresemann vorläufig nicht nach Berlin. Die Zwisrk'enraquno des Veickislages- Beratung deS Termins im Neltcstenavsschnh. Berlin, 10. Sept. Bei der für Anfang Oktober bevor stehenden ReichStagSsitzung. für die Präsident Löbe als Ter min den 0. Oktober dem Aeltestenrat vorgeschlagen hat, Han- delt es stch lediglich »m die bereits vor den Sommerferien an. gekündigte Z iv i i ch e n s l tz u n g. Es werden in diesem kürzeren TngnnaSabschnitt ooraucfichtlich die ersten Lesungen des N e i ch s s ch u l g < s c 8 « s und der Besoldungs . re form iowie eventuell daS Gesetz über die Abgeltung der LI g ii i d g t i v n s s ch ä d e ii beraten werden, soweit diese Vorlagen dann serliggeslellt sein werden, was insbesondere von letzterer noch nicht sesisteht. Im übrigen wird der am 14. September zusammentrctende Aeltestenrat des Reichstages die Tagesordnung für die nächsten NcichStcigSplcnarsitzungen und den Termin für den Wtederznsaminentritt des Reichs tages sestlegen. ES dürste beim 3. Oktober bleiben. Sollten bis dahin die »rohen Vorlagen noch nicht dem Reichstag zu. gegangen sein, so will man sich I» der ersten Vollsitzung mit einigen kleineren Verträgen beichästigen. die das Auswärtige Amt bereils cingebracht hat. Als cinsgcschlvssen wird aber bezeichnet, dah in dieser Zwischentagung des Reichstages bereits das Schanlstättei» gesetz zur Beratung gestellt wird. Es wäre nicht ausgeschlossen, dah der volkswirtschaftliche Ausschuß während oder unmittelbar nach der Zwischenlagniig sich mit dieser Vorlage beschäftige» wird. Da aus seiten der Regierung sowohl wie auch deS Reichstages der Wunsch besteht, das Schankstätten- gesctz baldmöglichst unter Dach und Fach zn bringen wird man damit rechnen können, dah spätestens nach dem end gültigen Wicderzusamnientritt deS Reichstages, etwa Anfang November, das Schankstttttengesetz im volkswirtschaftlichen AnSschuh zur Behandlung kommt. — Reichstagspräsibent Löbe bat heute eine kürzere Reise angetreten, wirb jedoch zur Tagung des Aeltestenratcö wieder hier sein. Dr Wirtt» versieh! die Simullanschule. Soest, 10. Sept. Anläßlich der SchnlungSwvche der west fälischen Windthorst-Bünde in Soest betonte am Freitag abend Reichskanzler a. D. Dr. Wirth in einer öffentlichen Kundgebung, dah neben der Bekenntnisschule auch die S t m u l t a n s ch n l e bestehen müsse. Die Erhebung der Simultanschule in die Sphäre edelsten deutschen Geistes sei eine ebenso hohe Aufgabe, wie die Sicherung der Bekenntnis, schule. Keine Verlobung im Kronprinzenhanse Ein energisches Dementi. Berlin, v. September. Die Gerüchte tiber eine bevor stehende Verlobung im Kronprtnzenhaus wollen nicht verstummen. Um diesem törichtenGeredeetn Ende zu machen, wird non bestunterrichteter Seite erklärt, dah die Nachrichten über eine Verlobung des Prinzen Louis Ferdi nand. des zweiten Sohnes des Kronprinzen, mit einer spani schen Prinzessin und seinem angeblichen Uebrtritt zur katholi schen Kirche völlig aus der Luft »cgrisse« sind und jeder Be gründung entbehren Vor Auflösung der Kattowiher Sladl- verordne!en-Der?ammlung. Kattowitz, 10. Sept. Tie „Polska Zachodnia", das Organ deS Woiwvden, kündigt im Anschluß an den Bericht über den gestrigen Zusammenstoß zwischen der deutschen und der polnischen Fraktion im Kattomitzcr Stadtparlament wegen' der Errichtung der untersten Klassen in den deutschen M i t t e l s ch n l c n die Auslösung der Üattowitzcr Stadtver ordnetenversammlung an. Wenn auch amtlich darüber noch nichts näheres verlautet, so muh immerhin mit der Möglich keit der Durchführung gerechnet werden. Damit würde die wahre Absicht der Obstruktion der polnischen Fraktion In der letzten Stadtverordnetenversammlung klar zutage treten. Eine Austösnng des Kattowitzer Stabtparlaments wäre völlig unberechtigt, da dieses auch ohne die Polen allein dnrch die Deutschen, welche die völlige Mehrheit haben, heschlnh» sühlg ist. Ein Warschauer Redakteur verprügelt. „So wirft Du nicht über den Marschall schreibe«!* Warschau, lv. Sept. Vorgestern abend wurde hier der Redakteur Dolenga-Mostowicz der christlich - bemo- kratischen „Rzeczpospoltta" gerade, als er in sein HanS treten wollte, von sieben mit Knüppeln bewaffneten Männern niedergeschlagen, geknebelt, in ein Autvmobtl gesperrt und ln einen 20 Kilometer von der Stadt entfernten Wald ver- schleppt. Dort wurde er erbarmungslos geprügelt» wobei die Angreifer ihrem Opfer zuschrien: „En «Arft D« «icht über de» Mnrschnl schreib««! Hent« h«st D« «» de» kommen, morgen bekommt es ein anderer!" Endlich liehen die Banditen von ihrem Opfer ab und kehrten mit dem Auto nach Warschau zurück. Dem Redakteur gelang eS. sich bis zur Landstrahe htnziischleppcn, wo ihn dann ein Bauern- ivngen ansnahm Eine Untersuchung ist eingcleitet. lWTB.t Unruhen in Litauen. Kowno, 10. Sept. An dem Umsturzversuch sollen sich auch einige Mitglieder der Linksparteien beteiligt haben, doch sei durch energische Maßnahmen der Versuch sofort unterdrückt worden. Im ganzen Lande herrscht an geblich Ruhe. Bei den Unruhen wurden ein Beteiligter getötet, zwei verwundet. Nachrichten über die Ereignisse in Taurvggen werben streng zensuriert. Der bet dem Umsturz, versuch als Führer tätige Reservekapitän Malus ist wegen Spionage vom Militär entlassen worben. lW. T. B.i Ueber die Umstnrzbemegung in Tauroggen wird noch be- richtet: Der eigentliche Führer des Aufstandes war ein links- sozialistischer Lehrer, der bereits im Dezember 1628 als Führer des Widerstandes tätig und nach Tilsit geflüchtet war. Die Ansständische« hatten Post, Telegraph und Bahnhvs besetzt. Die Militärbehörden konnten jedoch in kürzester Zeit den Versuch unterdrücken. Nach anderen Meldungen hatten etwa 268 bis Sllg Kommunisten die Staatsbank in Tan- rogge« gestürmt, die von in Kraftwagen herbclgeschafften Truppen vertrieben wurden, »nd haben sich in Richtung GalSdorn-Joneiten zurückgezogen. Eö sollen nur vier Personen getötet worden sein. Die litauischen Ab. sperrungSmaßnahmen an der deutsch-memelländischen Grenze sind heute früh 8 Uhr wieder aufgehoben worden. sWLV.j lonnlog. 11. September 1-27 Das Ausland zur Rede StresemannS. Pariser Gti«m«n. Pari». 10. Sept. Dt« gestrig« Genfer Rede deS Reich», auhenmintster» wird in der hiesigen Presse allgemein al» ein »ichttae» Ereignis sttr die «tellnn« der Grobmächte i««er. bald de» vdlkerdnnde» ««d als eine ansrtchtige vernndnng deS dentschen Friedenswillens gewürdigt. So schreibt der Be- rtchtrrstatter des „Journql", der gestrige Tag hat dir sehnlich- sten Sofsnungen aller derer erfüllt, die den Krieg verdammen und der Menschheit eine neue Wiederholung seines Grauens ersparen wollen. — Der „Mattn" erklärt, daß die Vrobmächte wiederum bl« Leitung des Völkerbünde» übernommen haben und dab die internationale Genser Regierung einem Ver. trauen »votum entgegrnaehe. Selbst der nationalistische „GanloiS" mnb zugeben, dab Dentschlaud gestern nl» der Pionier der Befried««» EnropaS erschiene« sei. Der offiziöse „Petit Partiten* betont den anher, ordentlichen Nachdruck, mit dem Stresemann den Berständi- gungSwiilen Deutschlands, und zwar „auf allen Gebieten", unterstrich. — „Ere Nouvelle" erklärt, die Rede Stresc- mann» könne als ein Erfolg sttr die Politik Brtand» ge. wertet werden. z Für Pertinax natürlich bedeutet die Rebe StresemannS „nur" eine Wiederholung der Verpflichtungen Deutschlands, wie sie im BölkerbunbSpakt niedcrgelegt wur den, aber keinerlei territoriale Garantien sttr Polen und die Tschecho-Slowakei. Di« Worte StresemannS über die Notwendigkeit der Abrüstung lieben keinerlei Zweideutig keit zu. Im übrigen meint Pertinar, dah Deutschland Eng land in eine schwierige Lage gebracht habe, da es sich bereit- erklärte, an der Sette Frankreichs dem Haager Schieds gerichtsverfahren zuzustimmen. Deutschland zeigt den Weg zum Frieden. Englische vlätter zur Siede StresemannS. London. 10. Scpt. Der Verlauf der gestrigen Genser Verhandlungen, der offiziellen wie der tnosftzlellen, hat in englischen politischen Kreisen starke Befriedigung ausgelöst. In London hält man den kritischen Punkt der gegenwärtigen Tagung für mehr oder weniger überwunden, nachdem der polnischen Resolution »ach hiesiger Auffassung ihre gefährliche Spitze genommen worden sei. Man hofft, daß durch Annahme dieser Rcsolntion in der jetzt festgelcgtcn Form eine Verweisung der holländische» Entschliebung an die dritte Kommission vermieden nnd so das Wicderansteben des Genser Protokollgedankcns verhindert wird. Auch die Wahl des GehctinratS K a st l zum deutschen Vertreter in der Mandatskommission wirb, obwohl in dieser Frage die Meinungen in England im Prinzip ge teilt sind, der Wahl Dr. Schnees im allgemeinen vor. gezogen, und es erscheint nicht ausgeschlossen, daß bet der Lösung dieses Problems gewisse englische Wünsche mit- gesprochen haben. Die liberale Presse erblickt in der Rede Stresemaiins. besonders in der Unterzeichnung der Schiedsklausel der Haager Konvention, einen wichtigen Fortschritt auf dem Wege zum Frieden, was stch schon in den Neberschriften aus- drückt. Sv bringt z. B. „West min st er Gazette" die fettgedruckte Ueberschrift „Dentschland zeigt den andere» Grobmächtcn den Weg znm Frieden* Der Genser Berichterstatter der „Times* schreibt: Die Rede StresemannS habe durch ihre Erhabenheit der Ver sammlung fast den Atem geraubt. Gleichzeitig wendet stch daS Blatt in einem Leitartikel über das Weichsel- Problem nachdrücklich gegen daS unter den kleineren Staaten zutage tretende Bedürfnis nach universellen Frie- denSformeln, die, wie anf der Hand liege, undurchführbar seien. Insbesondere lehnt das Blatt mti Entschiedenheit er neut eine englische Garantie zugunsten Polens ab. erwähnt dabet aber auch, dab die politische Lage Polens auher- ordentltch schwierig sei, denn Dentschland sei Mitglied des Völkerbundes, habe jedoch durch die Verträge von Rapallo «nd Berlin Beziehungen besonderer und seltsamer Art mit Sowjet-Rubland hcrgestellt. „Mvrning Post* gibt Polen den Rat, kein vertrauen zu pap lernen Garantien zu haben, und sich lieber durch politische Einigkeit und mili- tärische Disziplin so stark wie möglich zu machen sowie gute Beziehungen mit den Staaten zu pflegen,, die ein Interesse an einem unabhängige» Polen haben. „Daily Tele- graph" warnt vor einer Ueberschätzung des neuen deutschen Schrittes, da die Unterzeichnung der Schiedsklausel, wie her. vorragende Juristen versicherten, den bereits bestehenden Schiedsverträgen nichts hinzufüge. lW. T. B.) Der unmittelbare Eindruck. Sine schweizerische Stimme. Genf, 10. Sepl. Für die Aufnahme der gestrigen Rede Dr. StresemannS in Genf und übrigens in der ganzen Schweiz ist eine Darstellung des „Journal de Gendve" be zeichnend, das schreibt: Der Höhepunkt des Tages war die bemerkenswerte „untadelige" sso sagte Paul Noncour) Rede Dr. StresemannS Im ReformattonSsaal. Der deutsche Außen minister hat nicht t m pr o vi st e r t. was daS Gewicht seiner Worte noch erhöht. Er begann vor einem aufmerk, samen nnd sympathischen Hause zu sprechen, bas ihn aber dennoch ohne Applaus anf die Tribüne steigen lieh. Offen bar sollte Herr Stresemann eine schwierige Partie spielen. Diese Partie hat der deutsche Delegierte glänzend gewonnen. Während er sprach, erwärmte sich zusehends das HanS und geriet mit ihm in inneren Kontakt. Schließlich wurde es ein Erfolg, ein grober Erfolg. Brtand war unter den ersten, die Stresemann beglückwünschten, nnd er empfand das Bedürfnis, in be» Wandelgängen seine Frenbe zn verbreiten, die er beim Anhören seines dentschen Kollegen empfunden hatte. „DaS war mehr als eine Rede," so sagte dabei Briand, der etwas davon versteht, „das war eine Tat." lW. T. B.) Die Stadl in -er Kand eines Wahnsinnigen. Die Krakauer Festung einer Sprengung knapp entgangen. In Ergänzung einer im vermischten Teil wicdergegebenen Meldung von der Gefährdung der Stadt Krakau durch Wahnsinnsausbruch bei einem Feuerwerker der Festung wird gemeldet: Krakau, l<>. Sept. Die Stadt Krakau erlebte gestern eine SchreckcnSnacht. Sin polnischer Militärseuerwerkcr. der Lagermeister K or » ta des Festungswerkes Grzcinbalo w, beschloß in einem WahnsinnSansall. die riesigen Sprcngstoss- oorräte de« Werke» in die Lust ,n sprengen und aus diese Weise Selbstmord zu üben. Karnia teilte diese Absicht i» ctinm Briefe dem Fcstungskommandciir mit, der sofort mehrere Offiziere nach dem Fort entsandte, um den Wahn sinnigen von seinem Vorhaben abznbringen. Als sic am Fort aukamen. stand «ornia bereits mit eiycr brennenden Fackel an einem Fenster des ersten Stockes, die er, sowie sich jemand <hm nähern wollte, in ein neben ihm stehendes Pulver sah zu werfen drohte. Stundenlang wurde mit dem Wahnsinnigen nun verhandelt, währenddessen sich wilde Gerüchte über den Vorfall in der Stadt verbreiteten. Endlich gelang es dem gütlichen Zureden eines Obersten des Krakauer KorpSkommandoS, Kornia von seinem Vorhaben abznbringen, indem er alle seine Bedingungen zu erfüllen versprach, so, daß Marschall Ptlsudskt selbst nach Krakau kommen würde, damit er ihm die Schlüssel der Festung übergeben könne. Jetzt erst öffnete der Wahnsinnige die Tore des Festungswerke», worauf er sofort überwältigt und in eine Irrenanstalt Uber- geführt wurde. Rlesenseuer am Goldenen Korn «te an« Konstantinopek berichtet wird, wurden dnrch ei« «rohsener t« einer «»rftndt a» Goldenen H»r» sag Häuser eing-äschert.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)