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Hochsaison am Lido. Amerika an der Adria. — Im Mittelpunkt de» «oadilne« Lebens. — Die Sensation der lange« Haare. Bon Heinrich Gühring. Venedig, im September 1S27. Während >n den mondänen Bäder» der Nord, und Ostsee das Nohen des Herbstes ein langsames Absterben der Saison bedeutet, erlebt der Lido, der sich im Laufe der letzten Jahre in die erste Nethe der eleganten Seebäder Europas gestellt hat jetzt de» Höhepunkt eines Treibens von buntester Mannig faltigkeit, und gerade jetzt enfaltet sich an den Ufern der Adria ein LnrnS, der die Badegäste des Lido fasziniert. Es ist erstaunlich, wie vor den Toren Venedigs in kurzer Zeit eine Stätte geschaffen wurde, von der alle Sorge» der Menschheit, > ihre großen und ihre kleinen Leiden verbannt sind, und wo die Tage heiter dahinflieste» zwischen stundenlangem Ver weilen in den Wellen und Sonnenbädern am Strand, zwischen Sport und Flirt — den Tanz nicht zu vergessen! Erst allmüh. lich beginnen die gesuchtesten, weil zahlungskräftigsten Gäste an den Aufbruch zu denken: die Amerikaner, die den Lido plötzlich entdeckt zu haben scheinen und sich an ihm so heimisch fühlen, daß eS kaum übertrieben ist, von einem amerikanischen Lido zu sprechen. Man braucht sich nur in die Zeit vor dem Krieg zu versetzen, um den Aufschwung dieses Weltbadcs in seiner vollen Größe zu erkennen. Man wird sich dann erinnern, daß die Besucher der Lagunenstadt Venedig zwar selten versäumten, einen kurzen Ausflug mit dem Dampfer von der Niva di Schiavoni nach der dem offenen Meer ab gekehrten Seite des LidoS ihrem Neiseprogramm einznfügen, in einer kleinen, schwerfälligen Trambahn an den Strand zu fahren, ein paar Stunden mit einem Seebad, einer Siesta und einer Mahlzeit auSznfüllen und alsdann wieder aus einer einfachen Umgebung, die ländlich anmntete, in die alte, raffi nierte Kultur der Dogenstadt znrückznkehren,- damals siel es wohl nur den wenigsten ein, einen solchen Ausflug auf Tage oder gar Wochen auSzudehnen. und besonders die Amerikaner waren sicherlich zufrieden, wenn sie einen Punkt ihres von Eovk vorgeschriebcnen Reiseplanes „erledigt" hatten. In Venedig lockte das unaufhörlich wechselnde Bild des Marcus- Platzes, auf dem das Leben keinen Augenblick stillstcht und auf dem tierfreiindliche Amerikanerinnen die Zeit mit dem Füttern der zutraulichen Tauben verbringen können, lockten Genüsse und Zerstreuungen jeglicher Art, übergenug, nm den verwöhntesten Ansprüchen vollauf zu genügen. Aber am Lido . . . Eine? Tages aber entdeckten die Amerikaner, daß das Klima dcS Lido dem kalifornischen in keiner Weise nachstehe, dieses Seebad dagegen den Vorteil habe, in unmittelbarer Nähe von einer der schönsten Städte der Welt zu liegen. So kamen sie, mit vielen Koffern und gefüllten Brieftaschen, und verwandelten den etwas spießbürgerlichen, langweiligen Lido gleichsam über Nacht in einen gefährlichen Konkurrenten von Ostende und Trvuville, von Biarritz und San Sebastian. In der Sesellschast der alten «ankee» befanden sich auch jung« Amerikanerinnen, die den Ort den. um eine große beginnen. Die junge ! oen Ort ganz besonder» geeignet san Hetzjagd auf heirat-scheue Europäer zu . .e Amerikanerin, di« von ihren Lands- leuten gern »MIß America" genannt wird, ist dafür bekannt, daß sie einen stark ausgcbildeten eigenen Willen hat und ihr Ziel zu erreichen pflegt. Aber viel« von ihnen brauchen sich am Lido keine übermäßige Mühe zu geben: denn die Natur hat sie mit einer herrlichen Gestalt und einem edlen Wuchs ausgestattet, und die Kultur hat ein große« Bankkonto hinzu- gefügt. Neben der herrischen «Miß America" mit den scharfen Augen und den selbstbewußten Gebärden wirken ihre Eltern, die sich geduldig von ihr leiten lassen, wie daö bescheidene Ge folge einer Prinzessin, und der Schwarm ihrer Anbeter, der es teils auf den Wuchs und teils auf daS Bankkonto abgesehen hat, erscheint trotz den Freiheiten, dir sie ihnen gewährt, wie ein Trupp von artigen, eines jeden Winkes gewärtigen Knaben. Wo „Miß America" sich ntederläßt. modelt sie die Um gebung um, bis die Ufer der Adria auSschen wie der Strand des Atlantischen Ozeans und die Kurpromenade wie der Broadwan. Sie kann sich auch am Lido wie zu Hanse fühlen: ei» wahrer Park von hellglänzenden, schnittigen MillionärS- jachten ankert gegenüber den Hotelpalästen, und von allen Jachten flattert ihr Nationalbanner mit Sternen und Streifen. Die italienischen Nationalgerichte Makkaroni und Spaghetti, die Frutti di Mare, die knusprig gebackenen Fische und Krebse verschwanden längst von den Tischen der eleganten Hotels und machten den eßbaren Dingen Platz, die ein amerikanischer Magen nirgends zu entbehren wünscht, dem Bnchwetzenkuchen, dem gerösteten Hühnerfleisch, und als gemeinsames italienisch- amerikanisches Gericht Melonen: statt eines Vermonts) di Torino, eines Fläschchens Asti spumante wird dazu Eiswasser und nochmals EiSwasser, allenfalls mit einem Tropfen Frucht sast gefärbt, von Kellnern kredenzt, die geläufiger Englisch alS Italienisch sprechen und keine andere Währung als Dollar und Cent zu kennen scheinen. Eine Konzession haben die Amerikanerinnen allerdings den italienischen VvlkSsitten gemacht. Wenn sie sich abends zum Boston ober Charleston ins Hotel oder ins Kasino be geben, um die allerneuesten Pariser Modelle zu zeigen, kann man sich auch davon überzeugen, daß die Amerikanerin von heute, ohne Unterschied des Alters, eine leidenschaftliche Liebe ür Schmuck hegt. Fast hat es den Anschein, als ob sie sich benso naiv an dem glitzernden, funkelnden Tand, mit dem sie ihr Haar, ihren Hals, ihre Brust, ihre Arme, ihre Finger ziert, erfreuen kann, wie dies die italienische Frau tut. die ja einen erheblichen Teil des Vermögens Ihres Mannes zum Ankauf von Schmucksachen verwendet. Aber ganz so naiv ist die Freude der Amerikanerinnen an Diamanten und Perlen doch nickst: recht häufig werden die Schmncksachen nämlich nur getragen, »m mit dem Reichtum zu protzen. Man darf nicht vergessen, daß es auch in Amerika Kriegsgewinnler gibt, und am Lido weilt die Tochter manches Parvenüs, der vor dem Kriege nicht imstande war, eine Uebcrfahrt nach Europa zu bezahlen, jetzt aber Frau und Tochter mit Schmuck im Wert von vielen tausend Dollar beschenkt. »Etwas weniger Geld, dafür etwa»' bessere Manieren" wünschte «in erfahrener Oberkellner, brr noch in den Tra- dtttonen von Patllarb und Botsvn In Parts aufwuchs, diesem Publikum, da» sich nicht die geringste Mühe gibt, sich seiner Umwelt anzupassen und die Füße auch ungeniert aus alte Barockmöbel legt. Hinter den Amerikanern treten die Eng- länder ziemlich weit zurück: recht zahlreich sind hingegen die Deutschen am Lido vertreten, und sie sind, wie man mit Vcr- gnügen seststellen kann, sehr willkommene Gäste. Man nimmt es ihnen nicht einmal übel, baß die Babekostttme der deutschen Damen keinen Vergleich mit den kühnen Badegcwänbern ihrer amertkanifchen Schwestern auszuhalten vermögen,- sie sind weder so exzentrisch, noch so bunt, noch so knapp im Stoff, denn prüde ist »Miß America" wahrlich nicht. Bedauerlich ist dabei nur, daß die ältere» Amerikanerinnen nicht immer ebenfo wohlgcformte Glieder zur Schau stellen können, wie ihre Töchter im Backftschalter. Kürzlich gab es am Lido eine Sensation, die tagelang bi« Gemüter erregte. Da tauchte mitten Im Getümmel der den Strand bevölkernden, in den Wellen plätschernden Badegästen ein deutsches Mädchen auf — übrigens ein bildhübsches —, dem lcmges, dunkelbraunes Haar über Schultern »nd Rücken hinabflutete. Unter den Bubiköpfen, die bisher den Strand beherrscht hatten, entstand eine Bewegung, überall herrschte Ueberraschnng und Neugier. Im Augenblick war die lang, haarige deutsche Nixe von den Badegästen umgeben und wie ein Wesen aus einer fernen Welt angestannt. Nicht nur die Männer brachten den beachtenswerten Mut auf, sofort ein- zugestehcn, daß so schönes, langes Haar eigentlich ein wunder- volles Geschenk der Natur sei. auch die zopfloser. Damen jeden Alters erinnerten sich wehmütig vergangener Pracht. Die tropische Glut, die zurzeit über dem Lido brütet, macht eS erklärlich, daß sich jedermann mit so wenig Stoff wie irgend- mvgltch bekleidet. Aber auch an den Anblick der Badekostüme würde man sich mit der Zeit gewöhnen, wenn nicht die AnS- lüge nach Venedig immer wieder ebenso wie die abendlichen GeiellschasiSmeeting» »u großer Toilette nötigen würden. Wenn man nach Venedig fährt, begnemen stch sogar die Amerikanerinnen dazu, hochgeschlossene Kleider anzuztchen. Am Portal der San-Marco-Ktrche verbietet nämlich ein erz. bischöfliches Plakat allen Damen mit bloßem Hals und nackten Armen den Zutritt. Bis dorthin reicht die Amerikanisier»!», des Lido also noch nicht! lAgltetiar klngang nauantar Nu»1«r I Ak»I»an«,»u»»«r»8» IS Dis öso elsZttmlenAamo Im lmrutlerücken Rakmen unserer Zckaukenrter und im I. und 2. 8tock de; saurer reigen vir die kervorragenden blerbrt-bleukeiten in Damen-blÄnteln, Kleibern und lauten von einfach vornehmer bi; Kockeleganterter blodell-^uisükrung bleue blodelinien, erleren gerckmackvolle Verarbeitung, beraubende farben- prackt vercten Ikr Intererre erregen / OroÜe Abteilungen kür rtarke Damen >Vir laden 8ie köklickrt ein, rick unserer ^O^en-Vorkülirungen ru erlreuen. Vorlukrungen täglick 4—6 Dkr im Z. 5tock. >Vir reigen neben eleganten blodell- rtücken ru errckvinglicken preiren auck ctie mittleren Verlcaulrpreirlagen in lercker, gediegener Verarbeitung. Karten an der blauptkarre erkältlick. Eintritt lrei. 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