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80. Jahrgang. Hs LS. Sonntag, SS. Januar ISIS. 18TO DrahtanfchrP: «achrlchtn, Fernlprtchrr-Eammelnuimnrr: »»»41. Drsi^i»«-3vn3kuit-8ciiot«laÄe ch/ I)r»Uki«d-L^ikm-Sekok»Ia-e E vEi^-Litt»r-Sek«>v»>aS- vrE4E§-I5ak»o, D-5»,nt. Schristleitung und Hauptgeschästsslellc: Marienstrahe »8 4V. Druck u. Verlag von Liepsch 4 Reichardt in Drerden. vlerngldril- In Dresden b«i p>»Im-II,er Zlltramin, (an Sonn, und vronii^n nur einmal) r,»L M.. I ysrr,a»^,/»»r.m»>o;so Die elnIvaMge ZeNe (etwa s SUden) »o Ps.. vor,«,»vlStze und «n,ei«en in Nunnnern nach S..N- ^)"g"gS»rL>e0U^r in Len Bararien »,>a M. Bei einmaliger Zustellung durch di« Post s M. (ahne Bestellgeld), l ^)ri:i>>:. u,t> Feteriagen laut Tarif. — Auewärtige Auslage ,«r gegen Baraubdezahlung^ — Bklegdl-U laPi, Bachdruck nur mit deuiilcher Ouellenanaad« (.Dreedner Bache.") ,uIW^ — Unverlangte Schrliistllck« werden »lchl aufbewahri. Sesterreichisch-ungaMe Fortschritte an der Adria-Mste. Sau «iovamik di Medua beseht. — Sie montenegrinische Beute. — Situs russische Flugzeuge «nschSdlich gemacht. — Russische «ihersoige bei iirrierzl» und Brreftiany. — Der Rückgang bei englischen Schiffsbau». — Reue Aeußeruugen König Konftantiur. zwei englische Transport-Dampfer vernichtet. ki« völlerrechtswidriger Angriff aus ein deutsches U-Boot. Lefferreichisch-uugarilchrr Kriegrbericht. Wie«. Amtlich wird verlautbart de» S«. Januar: Russischer Kriegsschauplatz. Die Brückenschanzen nordwestlich von UScicSzko am Dujeftr wnrde« heute srüh heftig augcgrissen. Die tapfere Besatzung schlug de« Feind zurück. Das Vorfeld ist mit russtschen Leiche» besät, lieber der Strqpa- Front erschie» gestern ei« feindliches Flugzenggeschwader. Bo» de« elf russische» Flugzeuge» wurde» zwei durch «rtilerievolltresser veruichtet, drei zur Notlandung hinter de» seiudliche« Linie» gezwungen. Bei Bereftiany am Styr schlugeu unsere Feldwachen Borstöbe stärkerer russi scher AufklSruugSabteiluuge« zurLS. Italienischer Kriegsschauplatz. Keine besondere» Ereignisse. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsere Truppe» haben Alessio «ub de» Adriahascn Sa»Giova»»idiMeb«a besetzt. Es wurden »tele Vorräte erbeutet. I» Montenegro ist die Lage un verändert ruhig. Aus verschiedene» Orte» des Laubes kommt dt« Meldung, dab die BevSlkeruug ««seren ein» rückenden Truppe« «ine« feierliche« Empfang bereitet hat.' An Waffe» wnrde« bis jetzt, die Lovcen-Bente mit eingerechnet, bei den Hanptsammelstclle« eingedracht »14 Geschütze, über 80 VÜ0 Gewehre «nd 80 Maschinengewehre. Die Zählung ist «och nicht abgeschlossen. Der Stellvertreter des Lhes» des GeneralftadS: lW. T. B.) v. Höfer. Feldmarschall-Lentnant. Der „Wohlsabrtra«»sch«ß" iu Fnmlreich. Der französische Parlamentarismus lechzt nach Wieder- betätigung seiner Macht, nachdem er achtzehn Monate lang sich mit stetig wachsender Ungeduld unter das Joch der mili tärischen und politischen Selbstherrschaft des Generals Jofsre und des Präsidenten Polncarö gebeugt hat. Nun hat er'S gründlich satt, dies ewige Sichbeugeu und Schweigen, das Ducken vor jedem Wink der Regierung, die stille Unter würfigkeit gegenüber der Heeresleitung. Radikalismus und Sozialdemokratie sinnen fortgesetzt auf Mittel und Wege, wie sie die früheren Einmischungsrechte des Parlaments in die RegterungSgewalt wicderherstelleu und dem parla mentarischen Parteibstrieb einen erneuten Anteil an der Beherrschung der öffentlichen Angelegenheiten sichern können. In der „erzdemokratischen" dritten Republik hat sich da» Parlament niemals auf seine natürliche Aufgabe, die i« der gesetzgebenden Tätigkeit besteht, beschränkt, sondern ist von vornherein mit steigendem Erfolge darauf aus- gegaugen, sich Befugnisse der Exekutive, der ausübende» und vollziehenden Staatsgewalt beizulegen und sich in alle möglichen Dinge, die eigentlich ausschließlich in die Zu ständigkeit des Präsidenten und der Regierung gehören, wie Beförderung von Beamten. Ernennung von Ministern, hinein zu mengen. Präsident und Regierung in Frankreich konnten bisher keinen Schritt tun, der nicht von der herr schenden Parlamentsmehrheit argwöhnisch überwacht wor den wäre, und die Parlamentarier lagen mit Argusaugen auf der Lauer, um alle etwa auftauchenden Sclbständig- kettSregungen der „leitenden" Kreise sofort im Keime zu er sticken und die Allmacht der Volksvertretung mehr und mehr zur vollendeten Tatsache zu machen. Das Fort schreiten auf der Bahn wurde durch den Krieg jählings unterbrochen. Das Parlament versank urplötzlich in einen Zustand der jämmerlichsten Ohnmacht und General Josfre und Präsident Poincarö mit seiner ihm blind ergebenen ministeriellen Gefolgschaft schwelgten in dem Bewußtsein, endlich einmal der parlamentarischen Fessel ledig zu sein und ganz nach Willkür schalten und walten zu können. Schließlich erwachte aber im Parlament wieder der LebenStrieb, und der Zensur zum Trotz begann sich die Kritik so scharf zu regen, dab mehrere Minister ins Gras beißen mußten, während sich zugleich die allgemeine Miß stimmung unter den Radikalen und Sozialisten immer un verhüllter gegen Poincarö selbst richtete. Namentlich Clömenceau, der alte Erzfeind des Präsidenten, schürte in feinem Blatte „Der gefesselte Mensch" — wie er sein neues Organ höhnisch nennt, seitdem das alte, „Der freie Mensch", von der Zensur verboten worden ist — die aualmige Glnt des Haffes gegen Poincarv, dem er cs nicht verzeihen kann, daß er bet der Versailler Präsidentenwahl über den CIS- menccauschen Kandidaten den Sieg davongetragen hat. Dieser alte Ministcrstürzer, der sich wegen seines grimmigen Charakters den Spitznamen des „Tigers" erworben hat. sucht schon lange krampfhaft nach einer Handhabe, die ihn in den Stand sehen soll, Armeeoberlcitnng. Präsident und Regierung wieder »ntcr die Macht des Parlaments z» beugen, und glaubt nun endlich ein solches Mittel in einem Vorschläge gefunden zu habcü. der den Sozialistcnftthrcr Ncnauld »um Urheber bat. Es bandelt sich dabei um die Berlin. sAmtlich.) Eins unserer Unterseeboote hat am 18. Januar den englischen armierten Trans- portdampfcr „Marere" im Mittclmccr und am LS. Januar eine» englischen Truppcntranöport- dampfer im Golf von Saloniki vernichtet. Am 17. Januar, 1» Uhr vormittags, hielt das Unter seeboot 1SÜ Seemeilen östlich von Malta eine» Dampfer a « , der die holländische Flagge führte und am Bug den Namen „Melanie" trng. Der Dampfer stoppte, machte Signal: „Habe Halt gemacht" n»d schickte ein Boot. Als sich daraus dao Unterseeboot zur Prüfung der Dchissüpapierc dem Dampfer näherte, crössnete dieser »nter holländischer Flagge ans mehreren Ge schützen »nd Maschinengewehre» ein lebhaftes Fe» er nud versuchtc. das Unterseeboot zu rammen. Diesem gelang es unr durch schnelles Tauchen, sich dem völkerrechtswidrigen Angriff zu entziehen. (WTB.) Der Ehcs des Adiniralstabes der Marine. Wiedererweckung einer alten Einrichtung der großen fran zösischen Revolution, des sogenannten Wohlfahrts ausschusses, der 17W eingesetzt und jeden Monat neu gewählt wnrde. Diese Körperschaft bildete damals die eigentliche Regierung in Frankreich und übte unter Nobes- pisxre eine von Blut triefende Schreckensherrschaft aus. Bon Blutdurst werden nun allerdings die Mitglieder des neuen Wohlfahrtsausschusses nur beseelt sein, soweit die Feindschaft gegen Deutschland in Frage kommt. Im übrigen aber sollen sie, 44 an der Zahl, ebenfalls, wie ihre ver flossenen Kollegin vom Ende des 18. Jahrhunderts, all monatlich neu gewählt werden nud ihrem unausgesproche nen, aber tatsächlichen Zwecke nach die Oberaussicht über Heer. Präsident und Regierung führen. Die Angehörigen des Ausschusses sollen u. a. in regelmäßigen Zwischenräumen die Front bereisen, und die militärischen Befehlshaber müssen ihnen alle zur Erfüllung ihrer Aufgabe nötigen Erleichterungen und Vollmachten gewähren. Der sozia listische Abgeordnete Renauld bemerkte in sehr bezeichnen der Weise zur Begründung seines Vorschlages, er habe die unbedingte Notwendigkeit eines solchen Vorgehens in dem Augenblick empfunden, wo er in dem Schreiben eines Mit gliedes der Regierung an den Vorsitzenden des Heeresaus- schusscs die Worte las, daß „die Vollmacht der Regierung zum Handeln und zur Beaufsichtigung, ebenso wie die eines einfachen Abgeordneten da aufhört, wo das militärische Operationsgebiet anfängt". Achtzehn Monate habe dieser Zustand angebairert, und nun müsse es endlich wieder anders werden. Das Heil des Landes sei „von einer besseren und vernünftigeren Organisation der Kräfte" abhängig. Der Antrag auf Errichtung eines solchen „Wohlfahrts ausschusses" ist gleichzeitig in der Kammer und im Senat cingebracht worden. Im Senat wird er von Clvmenceau vertreten, der im Falle der Annahme des Antrages sich zum Vorsitzenden des Ausschusses ernennen lassen und dann mit dessen Hilfe die von ihm mit aller Kraft der Leidenschaft erstrebte P r ä s i d e n t c n k r i s c herbeizu- ftthren suchen wird. Die Aussichten ans Verwirklichung des Planes sind nicht ungünstig, nachdem die Dinge auf dem Balkan eine so verhängnisvolle Wendung genommen haben. Der alte, schlaue Klopffechter Clvmenccau macht sich denn auch flugs diesen Umstand zunutze und fordert in seinem Organ den baldigen Zusammentritt von Senat und Kammer zu einer gemeinschaftlichen Geheimsitzung, da sich im Volke sowohl wie bei der großen Mehrheit der Sena toren und Abgeordneten ernste Unruhe wegen der Ge staltung der Lage im nahen Osten bemerkbar mache. In der Geheimsitzuilg wird Clvmenccau nicht verfehlen, den Wohlfahrtsausschuß mit allen Mitteln seiner demagogisch- feurigen Beredsamkeit zu empfehlen, und verweigert die Regierung ihre Zustimmung zu der geheimen Beratung, so wird er daraus Anlaß nehmen, die Notwendigkeit der Schaffung einer solchen Körperschaft im Interesse der Auf rechterhaltung der parlamentarische» Freiheit gegenüber den diktatorischen Gelüsten Poincarks und Josfrcs erst recht zu betonen. Was für ein seltsamer Kauz Clc-mcnecau ist, geht in recht drastischer Weise aus der j» einem seiner Artikel über de» Wohlfahrtsausschuß enthaltenen Bemerkung hervor, Frankreich sei säst ein halbes Jahrhundert „einem so genannten parlamentarische», töricht ausgedachten und verrückt durchgcftihrten Regime" prcisgcgcbcn gewesen. Denkt denn Herr Clvmenceau gar nicht daran, daß gerade er an den „Verrücktheiten" des von ihm selbst so treffend gekennzeichneten Regimes einen so wohl abgemessenen An teil hat? Will Herr Clvmenccau etwa dadurch den „Parlamentarismus" verbessern", daß er i» höchsteigener Person Diktator werden möchte und demselben Ziele zu strebt. das er Poincarö als Staatsverbrechen vorwirst? Möglich ist in Frankreich alles! Wir als Zuschauer der Entwicklung müssen nur das eine im Auge behalten, daß Clömencean im Punkte des Deutschenhasses auch nicht «m eine Nasenlänge hinter Poincarö zurückblcibt. Reue Aeuherungen König Konstantins. h. In einer Unterredung, die König Konstantin dem Athener Korrespondenten des „Rußkoje Slvwo" ge währte. erhob der König unter anderem gegen die Vier- v c r b a n d s m ä ch t c den Vorwurf, ohne zwingende Notwendigkeit die SonveräiiitätSrechtc Griechenlands und dessen Würde als unabhängiger Staat verletzt zn haben. Wenn Griechenland neutral zu verbleiben wünsche, so ge schehe das nicht aus Vorliebe für die Zcntralmächtc, fanden: weil dies allein im griechischen Interesse liege. Er wnft, daß das Schicksal des Hellenismus nach in dieser Zeit rin- schicdcii werde, kenne auch die Lage der Griechen in stlem asien, aber gerade weil die zu lösenden Fragen bcirndns empfindlich seien, wolle er der Letzte ici». der die Lösung stören könnte, und deshalb müsse er das Schwert vorläutzz in der Scheide behalten. Erst wenn die rechte Stunde ge kommen sei, werde er sein Schwert nicht rosten lassen. Die Vergewaltigung Griechenlands. (Reuter.) Die Landung ans der Halbi » > c l Kara-Burun fand unter dem Schutze der Lchins- geschütze statt. Der griechische Kommandant p ra te stierte. Zugleich mit der Landung der Marine soldaten umzingelte französische Infanterie das Fari und die umliegenden Wohnungen auf der Landscitc und besabi die Entfernung der Bewohner. Die Alliierten gingen sa vor, da es als unerwünscht erachtet wnrde. daß das Fan sich in anderen Händen befinde als den ihrigen, und weil man glaubt, daß deutsche Unterseeboote in der Nachbarschaft Vorräte einnehmen. tW. T. B.j Veröffentlichung griechischer Aktenstücke. Das „Neue Wiener Tagblatt" meldet: Die ariecliindc Negierung beschloß die Publikation der diplomatischen Aktenstücke über die jüngsten Ereignisse, wodurch die Hat tung der Entente gegenüber Griechenland klargelegt werden soll. Die Auslandsmeldungen von einem Hvchverratsoer- fahren gegen Benizelos finden keine Bestätigung. Beni- zelos weilt schon seit drei Wochen in Saloniki. Die heimatlose montenegrinische Regierung Nach Lyoner Meldungen übersicdclt die mvntencgri- nischc Regierung Mitte Februar aus Lyon nach Marseille. Verluste der italienischen Handelsschissalirt. Schweizerischen ZeitungSmeldnngen aus Genna zufolge betragen die Verluste der italienischen Handelsschijsahrt seil Kricgsbcginn 29 Dampfer, llll Segel schisse »nd 17 andere Fahrzeuge. Die Kohlcnnoi in Italien. In Turin zeigen zahlreiche große Fabrilbeuiebe in folge Kvhlenmangels die Einschränkung ihrer Be triebe um 2 bis 4 Wochentage an. Entsendung eines italienischen Sondcrgcsaiidien nach London. Nach der halbamtlichen „Agcnzia Jtaliana" wird Dcsplauches, ehemaliger italienischer Botschafter in Washington und Konstantinvpel, in einer Sondermissivn mit besonderen Vollmachten nach London geschickt werben, um alle Verhandlungen über Fragen wirtschaft licher Art, besonders über Kvhlcnliefcrung und Fracht sätze. zu leiten. Die energisch wieder anfgenommenen Be sprechungen sollen zu der Hoffnung ans guten Erfolg be rechtigen. (W. T. B.j , Melancholische italienische Veirachtungen. i>. In einem laugen Artikel: „Sclbstherabsetzung und Herabsetzung durch die andern" sagt der „Corricre dclla Sera": Wenn cs nach den Blättern des Vicrverbanbcs ginge, müßte Italien überall sein: an den Dardanellen, in Aegypten, in Mazedonien, in Albanien und in Montenegro. Und wenn Hcrv» die Italiener damit verteidigt, sic seien wohl tapfer, wagten aber nicht viel und hätten keine Initiative, weil sie keine Ueberliescrungen militärischer Erfolge hätte», so sei das bedauerlich und peinlich. Aber was sollen die Fremden sagen, fährt das Blatt fort, men» die Italiener selbst in den Kaffeehäusern nichts anderes sprechen. Gewiß, das italienische Heer, so sagt das Vlatl weiter, liege seit acht Monaten an der österreichischen Grenze fest und habe nicht einmal Görz oder Tolmein genommen. Aber gehe cs den Deutschen und Franzosen nicht seit sieb zehn Monaten ebenso und in so viel leichterem Gelände? Die italienische Offensive gegen die zwei Städte habe nicht zehn Tage, wie Ser vergebliche Vorstoß der Franzosen in der Champagne, sondern 45 Tage blutiger Kampfe erfüllt. Der ganze Vicrvcrband leide eben an den Schwierigkeiten der äußeren Linie, wobei die Verbindungen noch über das Meer viel unvorteilhafter seien als die durch die Eisenbahn. Aber entscheidend seien schließlich die Hauptkriegsschanplätze. Wenn die Franzosen ohne englische Hilft nicht bestehen und dieRuiftn ohne Hilft