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28 worden, auf der Alb sich anzukaufen. Diess werde sicher sich ändern, sobald der Grund weg falle der seither den Landestheil der Alb dem wasserreichen Unterland oder dem oberschwä bischen Hügelland gegenüber in so entschiedenen Nachtheil gebracht habe. Gewerbe verschie dener Art, die an reichliches und gutes Wasser angewiesen sind, Dampfmaschinen für land- wirthschaftliche und gewerbliche Zwecke, Bierbrauereien, Brennereien werden sich in ähnlicher Weise in den Alborten ansiedeln, wie anderswo im Lande, vor allem aber werde die Zucht des Rindviehs und der Pferde in ganz anderer, lukrativer Weise betrieben werden können, als solches seither möglich gewesen, da das in den Hühlen vorhandene Wasserquantum für die Stück zahl der Thiere gewissermassen bestimmend war. Endlich wurde auf die ermöglichte Verbes serung des Feuerlöschwesens aufmerksam gemacht, wodurch ein seither fast durchaus fehlender Schutz gegen Feuersgefahr geschaffen werde, und nachgewiesen, wie viele bedeutende Vermö- genswerthe auf diese Weise erhalten bleiben, die sonst verloren gehen könnten. In diesem Sinne wurde auch bei den gesetzgebenden Faktoren des Staates in der Kammer der Abgeordneten die Angelegenheit besprochen und von der Regierung der Entwurf eingebracht, das Albwasserversorgungsprojekt aus Staatsmitteln zu unterstützen und in den Etat des Depar tements des Innern eine bestimmte Summe aufzunehmen. Bei diesem Anlass wurde darauf hin gewiesen, wie die Schaffung neuer Vermögenswerlhe und sichere Erhaltung der bestehenden Werthe die Steuerkraft eines ansehnlichen Landestheiles erhöhe. In der That empfiehlt sich schon von diesem rein wirthschaftlichen Standpunkte aus die Unterstützung des Unternehmens aus Staats mitteln, ganz abgesehen von dem hygieinischen Gesichtspunkt, den die Vertreter des Staates unter allen Umständen auch einzunehmen die Pflicht haben. Es steht fest, dass in Gegenden, in wel chen Wassermangel herscht und die Beschaffung des WassersZeit und Geld erheischt, mit dem Was ser gespart wird, und in Haus und Familie die Reinlichkeit Noth leidet. Abgesehen von Krank heiten, die sich in diesem Falle leichter entwickeln und fortpflanzen, ist der geistige Schaden unberechenbar, der theilweise auch darin besteht, dass der Mensch, nothgedrungen den Durst zu löschen, zu anderen Getränken genöthigt wird, die das Jahr über viel Geld kosten und weitaus nicht so zuträglich sind, als ein Trunk frischen Wassers. Solcherlei Argumentationen, namentlich aber die in Aussicht gestellten 25 Prozente Staats beitrag fiengen an, die Vorurtheile der Albbauern zu zerstreuen und die öffentliche Meinung auf der Alb’, die sich im Jahr 1867 noch ganz entschieden gegen das Projekt der Regierung aus sprach, wankend zu machen. Es kam jetzt auf eine gelungene Probe an und die öffentliche Meinung konnte in ihr Gegentheil Umschlagen. Diese Probe wollten die 3 Gemeinden Justingen, Ingstetten und Haus en machen. Das Verdienst der ersten besseren Einsicht gebührt unbestritten dem ebenso verständigen als ener gischen Ortsvorstand von Justingen, dem Schultheissen Fischer, der im September 1869 an die