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- Diese» Blatt wird de» Lesern von Dresden imd Umgebung am Tage vorher bereit» als Abend-Ausgabe zugestcllk, während es die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgedllhn «Nttliwrljch »ossie ao bm« D>k«««i und drr nä»l«n Uniaevuna. .ilol««», lkitausaabe» >»««»< und »»»»»»«»uaffikUI N ackidruck aller Armei n. Ori-inal- Uilleilunaen nur mit deutlicher OnkNenanaabe!,Dre«d. Nachr.') -„IM, Nachträaliche L'znorar- anivrüche bleiben uuberücküchiiat: uiiverlanat, Manulkrivte werden nicht ausbewalirt. Fsnresgen-tanl. Nniialime von Anklindiounacn bi« nackiniNaa« 3 Ulir. San» nua Neiertaas mir Marienstrabe -iS von N di« >/,i Ubr Die t'valliae Grund teile lca 8 Hilben> eo Ps>, A„ tüiidiauiiae» aul der illiwatlcite .tznie »s Vl, i die rivallioe Ztile als „iLui «eiandt" oder uni Lerliritc so P>„ In Nummer» nach Ton» und ,iei<: taocn i bcv rivallioe «örnndieilc» «o. «o de» « »nd 80 Pia »ach i» ionderem Tarn. Auswärtige Aui tläae nur gegen üjorauüdejaliinng. Bcleodlalter luerde» liilt w Lig. berechiie». Sernivrechanichlub! Stillt I Nr. U und Nr. 209« llie Mriiglielm fisselielidiLi'e ki'Lijsi'ei liekemlr ileinLm »siislislte feklen! 12^». Tr>ihtbelichte. Geburt einer Prinzessin in Lindau. Ai»lshaupt»ia»u a. D. Schmidt f. Eröjsuuug der Kunslaus- ! ^ ab?«,» 1k M vVItgtl. slellniin. Etieubahiirat. ..l-aapillp; tbv Io»,»-. Ter Kaller in ffioni Sächsische Kunstausstellung Dresden IM!. 1. > t eFv j. Re»refte Drahtmeldmrnen vom 6 2)kai. Hannover. In auswärtigen Blättern wird die Meldung verbreitet, daß Prinz Prosper Arciiberg, der wegen Er- inordlmg eines Eingeborenen in Südwcst-Asrika zum Tode ver urteilt und dann zu 15, Jahren Gefängnis begnadigt worden war, nunmehr vollständig begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen worden sei. Demgegenüber kann mitgeleilt werden, das, der Be» Wallung des hiesigen Gerichtsgesängnifses, in dem der Prinz seine Strafe verbübt. von einer Begnadigung desselben nichts bekannt ist und daß der Prinz sich nach wie vor im hiesigen Gefängnis bc- findet. Rom. Wie der „Popolo Romano" meldet hat gestern abend aus dem Kapitol der Kaiser unter lebhaftem Beilall dem Bürger meister zugetrunken mit den Worten: .Auf Ihr Wohl und uns das Wonl der Bürger Roms." Tcm „Messaggero" zusvlge hat der Kaiser durch den Giasen von Monts dem Bürgermeister 10 000 Lire sür die Anne» übergeben lasse». Grenoble. Das Kloster der Kartäuser wird von 15>0 Mann Iisiantcrie bewacht, die dort so lange bleiben werden, bis der gerichtliche Liguidator a» den Toren neue Schlosser hat anbringcn lassen. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 6. Mai. —* AuS Lindau wird weiter gemeldet: „Prinzessin Luise hat noch während der letzten Tage in GrselUchatt ihrer Mutter, der Großherzvgiu Allee von Toskana, im Pa,ke der .Billa Toskana" Spaziergänge unternommen. Das Befinden der Prinzessin ist ein relativ gutes. Die Ruhe und Abgeschlossenheit von der Welt, welche die Er-Kronprinzcisin hier fand, scheint einen wohltuenden Einfluß aus ihr Gemüt geübt zu haben. Prinzessin Luise hörte, täglich in der Hariskavelle eine von einem Iesuilcu- patcr zelebrierte Messe. Das Schloss ist streng abgerchlossen. Die Vermutungen einiger Blätter, Prinzessin Luise wcrvc sich nach ihrer Niederkunft wieder mit Csiron vereinigen, werden hier als durchaus unbegründet bezeichnet. Seitdem GironS letzte Briese vollständig unbeanlwortet gelassen wurde», hat er leinen An näherungsversuch mehr gemocht. Das . Kind der Prinzessin wird einige Zeit imon spricht von circa 0 Wochen), je nach seiner Konstitrition und denr Befinden der Prinzessin, hier bleibe» und dann »»verweilt nach Dresden gebracht werden. kJ» diesem Punkte besteht ein Widerspruch mit der bereiiS milgeteilten Salzburger Meldung, derzufolge man am toskanischen Haie mit der Möglichkeit rechne» soll, das; das Kind der Prinzessin belassen werde.) Ein zwischen dem König von Sachsen und der Prinzessin geschlossenes Privat-ilcbcreinkomme» hat diese Frage vollkommen geregelt. Hier wird ans das Bestlinmteste versichert. König Georg von Sachsen habe anlässlich seines jüngsten Aulenthnltcs in Wien mit dem österreichischen Monarchen über die endgültige Regelung der Angelegenheit eingehende Besprechungen gepflogen, die dadurch erleichtert wurde», das; die Niederkunft der Prinzessin Lulle inner halb ,enes Zeitraumes erfolgte, der für die Legitimierung des Kindes in dem zwischen dem sächsischen Hose und der Prinzessin getroffenen Nebereinlonimen festgesetzt winde, lieber die Znkunst der Prinzessin bestehen derzeit noch keinerlei bestimmte Absichten seitens der Höfe von Dresden. Wien und Salzburg. Die berr- ichende Version gebt jedoch dahin, das; die Prinzessin »ach ihrer Niederkuukt sür einige Zeit wieder in eine Heilanstalt zur Nckon- ualeSzenz. oder in ein geistliches Institut, wobei nicht an ein Kloster gedacht ist, sich begeben wird, um später dauernden Ausent halt aus einem toskanische» Schlosse <es verlautet noch immer Schlackenwörth bei Karlsbad) z» nehmen Hier lall dann seiner zeit ein Wiedersehen der Prinzessin mit ihren Kinder» ermöglicht werde». Ein Aufenthalt der Prinzessin in Sachsen ist und bleibt im beiderseitigen Ernverstädnisse für immer ausgeschlossen." — Dieser Nachricht gegenüber erfährt die .N. Ir. Pr", von wohl- informierter Seite, das; auch cm dauernder Aufenthalt der ehe maligen Prinzessin in Oesterreich sür immer ausgeschlossen ist. Auf die Fürbitte ihrer Eltern bestand, wie seinerzeit geiucldet, die Absicht, ibr einen Besch des Kaisers oder des GioßherzogS von Toskana als Wohnort ziizuiveiscn. doch ist man davon nbgekvmmen Prinzess,» Luise von Toskana, die sich vor ihrer Entbindung den ganzen Nachmittag über in großer Aufregung befand, wurde von ihrer Mutter, der Groscherzogin Alice von Toskana, gepflegt und. als sie mehrere Male in heftiges Schluchzen ansbrach und um das Schicksal des Kindes besorgt wir, beruhigt und getröstet. Am Montag abend gleich »ach der Geburt ging ein Telegramm an das Hofmarschallamt in Dresden ab. —* Gestern abend V,9 Uhrist hier der frühere A mt 4 haupt - mann vonLrcsdeu-Alistadt. Herr Geheimer Rcgicrungs- rat Dr. Schmidt, nach langen, schweren Leiden verstorben. Geh. Ncgierungsrat Dr. pir. Emil Richard Schmidt trat am 3k. Dezember 1902 nach 44jcchrigc>» Staatsdienste und 22jährigcr Verwaltung der Amlshauptmannschaft Dresden-Altstadt in den wohlverdienten Ruhestand. Er wurde am l. April l858 als Hills- aktnar und am 1. November desselben Jahres als Aktuar vci der Königs Polizcidircktioii Dresden angcsteUt, verlies; dieselbe 1.863. wirkte bis k867 als Referendar be! der damaligen Kre's- dircktio» Leipzig, ivurdc 1868 Ncgicriingsassessur und Sekretär »nd 1872 Regierungsrat bei der Kreishauptmannschast Dresden, am 1. Mai 1876 übernahm er die Verwaltung der Amtshaupt- mannschaft Döbeln und 1880 erfolgte seine Versetzung an die Amtshaupinianiischaft Dresdcn-Aüsladt. in welcher vcrcnttivor- tungsreichen Stellung er auch daS Aull eines Zivilvorsikcndcn der Ersatzkommissiou für die zuständigen MiilläraushchuiigS- bezir'e der dlmlshauplmauuschastc» Trcsoen-Attslabt und Dres den-Stadt I ausübte. Die Beerdigung des Verstorbenen findet nächsten Sonnabend vormittags 11 Uhr aus dem Rcustcidtcr Friedhöfe stall. —* Im großen Sitzungssaale der Königlichen Gcncrnldirektion der Staatscisenbahnen hatte sich heute vormittag 101j> Uhr der der Gcncrcüdirektion bcigcordneie Eise» bahnrat zur 47. Sitzung eiugcfuudc». Nachdem der Vorsitzende, Herr Generaldirektor von Kirchbach, die zum crstcnmalc erschienenen Mitglieder, sowie den Herrn Finanzministcr Dr. Rüger und die mit ihm erschienenen Herren Geheimen Rat Dr. Rittcrstädt, Abteilungsdircktor im Finanzministerium und Geheimen Finanzrat von Scydcwitz begrüßt hatte, ergriff zunächst Herr Finairznünister Dr. Rüger das Wort und legte die Gründe dar, die die Staatsrcgicrung zur Ein bringung der gegenwärtigen, den einzigen Gegenstand der Tages ordnung bildenden Vorlage, die ö'chprozcntige Erhöhung der Rückfahrkarten preise betreffend, genötigt habe. Nach Schluß der Debatte erklärte sich der Eiscnbahnrat mit 14 gegen 7 Stimmen damit einverstanden, daß von Weitcrverfolgung der am 1. und 5. Februar beratenen Resormvorlagc abgesehen wird. Ferner billigte der Eisenbahnrat mit 15 gegen 6 Stimmen, daß die Preise der Rückfahrkarten um 6>/, Prozent erhöht werden. Weiter erklärte der EisenbahniM sein Einverständnis dazu, daH die für Personenzüge gütigen festen Nundreisekarten, sowie die Lountags- fahrkaricn nach Bad Elster, in welche halbe Nücksahrkartenpreise eingerechnet sind, den Preisen der letzteren angepaßt »nd demgemäß ebenfalls um 6'ch Prozent gesteigert werde». Endlich entschied sich der Eiscnbahnrat gegen 5 Stimmen für Beibehaltung der jetzigen Sätze der Monats- und Nebenkarten. - * Begünstigt vom herrlichsten Frühlingswetter. getragen von der enthusiallllchcn Anteilnahme der gesamten Künstlcrschaft der Residenz fand heute vormittag II Uhr die Eröffnung der „Sächsischen Kunstausstellung Dresden 1903" ans der Brüblschen Terrasse in feierlicher Weile statt. Schon gegen >.'--1l Uhr begannen sich die im Schmuck all' der erlesenen Krinslwcrle seitlich piaugendc» Räume z» füllen: die Svitzen der StaatS- und der städtischen Behörden, die Generalität, die Damen und Herren der verschiedenen Hofstaaten, Deputationen des Stadt- ratcs und der Stadtverordneten, die Delegierten und Berlreler der fremden Künsllcrvereiiiigunaen, vor allem aber nahezu die gesamte Knnstlerschast Dresdens, — sie alle landen sich nach und nach ei», um dem feierliche» Akte bciznwohiieii. ll. a sah man die Herren Slaatsmiiiister Exzellenzen v. Sevdewitz, Dr. Otto und v.Hauieii, Generalleutnant v Brorzei», Exzellenz, de» Lberhoffiielltcr Ihrer Mmcstät der Königin Witwe Exzellenz v. Malortie, Hausmarichall v. Earlvwitz-Hartitzich. Exzellenz. Oberhostägermeistcr Freiherrn von dem Brrsiche-Streithorst. den Stadtkommandanten Generalmajor Freiherr» v. Slralenhciin. Grasen Vitzthum, als ersten Vorsitzenden des .Sächsischen Kunstvereins", Gehcimrat v. Baumann. Kämmerer Oberst a. D. v. Schimpfs. Kreishanplmann Schmiedel, Amls- hauptmann Geh. Regierungsrat v. Crnnshaar. Oberbürgermeister Geh. Finanzrat a. D. Bcnller. Bnrgcrmerslcr Lenpold, Stndtvcr- prdiieten-Vorsleher Dr. Stöckel Geh Hofrnt Dr. Erbstein. Geh. Rat Archivdirektor Hassel, Geh. Regierungsrat Dr. Rumpelt und Professor Prell, beide im Aufträge des Akademischen Rates, Geh. Regierungsrat v. Schdlitz u. a. m. Wenige Minuten vor 1l Uhr begann die Auffahrt der allerhöchsten Herrschaften. Zuerst erschien Ihre Königs. Hoheit Prinzessin Mathilde, begleitet von ihren beiden Ho>danien Gräfin Vitzthum von Eckllävt und Freiin v. Gärtner, sowie ihrem Kammerkerrn Graf Wilding-Königsbrück. Kurz darauf kamen Prinz und Prin zessin Johann Georo. Königl. Hoheiten, in Begleitung des tOosmarschalls v. Mangoldt-Reiboldt, des persönlichen Adjutanten Oberleutnant Garten-strast. der Palnsldame Freifrau v. Fiirck und der Hosdame v. Schönberg-Rothschönbcrg an. Fast zugleich mit ihnen traf Se. Königl. Hohen Kronprinz Friedrich August ein in Begleit,mg des Obersten v. Erreger» Punkt ll Uhr fuhr Se. Majestät der König Georg, zur Seite den diensttuenden General ä la suito, Generalmajor d'Elsa, gefolgt von seine» Fliiaeladjutanten Oberstleutnant v. Kospoth. Major- Freiherr v. Welck und Major v. Schönberg vor, begrüßt von den „Königsfansarcn", die das Musikkorps des Gardereiker- Negiments unter Stocks Direktion blies, cmpfangen von sämt lichen Mitgliedern der Ausstellunaskommission. die unter Voran tritt ihres Vorsitzenden, des Bildhauers Friedrich Osser- mann, am Portale die Honneurs machten und dst allerhöchsten Herrschaften empfingen, die sich direkt in den Hauptsaal begaben. Hier hatten auf der Estrade gegenüber der großen Uhde-Wand die Damen Ausstellung genommen, während sich die Herren um das von Professor Bantzcr gemalte Königsbild gruppierten. Tirekl vor diesem nahm Sc. Majestät der König Platz, ihm zur Sette die Frau Prinzessin Johann Georg uno Prinzeisin Mathilde, Kronprinz Friedrich August und Prinz Johann Georg, Könrg- llchc Hoheiten. .Hieraus trat Herr Friedrich Osfcrmann vor, um folgende Begrüßungsrede an Se. Majestät zu richten: „Majestät, gnädigster König! Was unter dein allcrgnädigstcn Schutze Ew. Majestät begonnen wurde, das haben wir heute die hohe Ehre, Ew. Majestät vorzusühren: eine Sächsische Kunstaus stellung. Nicht eine Fernsicht von weiter Höhe auf alle Kuiisi- ländcr hinaus, eine Umschau gleichsam im eigenen Haust. Wie es zu Zetten notwendig und aut ist, das eigene Schaffen am Fremden zu messen und zu bessern, die eigene Kunst im Spiegel fremder Künste neu kennen zu lernen, so dürfen wir zu anderen Zeiten den Blick mit Nutzen wieder auss Heimatliche lenken, das unserem Herzen ja immer das nächste bleivcn soll. Was in der beimcttlichen Kunst nach Ausdruck ringt, das ist ja unser Eigenstes und Bestes. Was die heimatliche Kunst von anderen guten Künsten unterscheidet, sollen wir als Vorzug schützen und pflegen, wenn wir uns nicht selbst aufgeben wollen. Aus diesem Ge danken heraus, aus dem Wunsche, auch daran zu erinnern^ wie viel zum Kunstschaffen der Gegenwart gerade von sächsischen Meistern beigetragen wird, endlich um einer Ehrenpflicht zu ge nügen gegen einen sächsischen Meister des vergangenen Jahr hunderts, der dem ganzen deutschen Volke ans Herz gewachien ist, Ludwig Richter, entstand unsere Ausstellung. Ohne Präten tionen wollen wir sie der Ocffcntlichkeit übergeben. Wenn dcr Eindruck erreicht wird, daß cs gelungen ist, allerlei zerstreute Kräfte zu sammeln und neben den Werken allgemein anerkannter Meister schaft eine Reihe wertvolle neue Erscheinungen zur Geltung zu bringe». — dann hat unsere Unternehmung ihren Zweck erfüllt. So bitte ick, denn, Ew. Majestät möge zu befehlen geruhen, daß die Sächsische Kunstausstellung eröffnet werde." Teilnahmsvoll hatte Se. Majestät den Worten gelauscht, diese oder jene Wendung mit lebhaftem Kopfnicken begleitend. Auf einen zustimmcnden Wink des Königs wandte sich sodann Herr Offeruiann an die Fcstversammlung mit den Worten: „Auf Befehl Sr. Majestät des Königs Georg erkläre ich die „Sächsische Kunst- aussteNung Dresden 1903" für eröffnet und rufe zugleich: Sc. Majestät, ihr erlauchter Protektor, unser geliebter König, er lebe hoch!" Begeistert fielen alle Anwesenden in das „Hoch" ein und die Musik spielte die Königshymnc. Huldvoll wandte sich nun mehr Se. Majestät an Herrn Offermann, um ihm, als den ver dienstvollen Vorsitzenden der Ausstellung, dessen unermüdlicher Tot- kraft, im Verein mit den rastlosen Bemühungen der'Kommission, im wesentlichen das Zustandekommen und endliche Gelingen der Veranstaltung zu danken ist, seine Anerkennung in schmeichelhaften Worten auszusprcchcn. An die Eröffnung schloß sich ein Rund gang durch die Ausstellung, in dessen Verlauf die allerhöchsten Herrschaften sich verschiedene Mitglieder der Kommission vorsletlen ließen und ins Gespräch zogen, wobei sie wiederholt ihre außer ordentliche Befriedigung über das ganze Arrangement und die einzelnen Kunstwerke zum Ausdruck brachten, um sich gegen 12 Ilhr wieder in ihre Residenzen zu begeben. Kunst und Wissenschaft. 7* Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hoftheater. Als 9. Volksvorst cllung wird Sonntag, den 10. Mai, im Schauspielhause Schillers fünsaktigcs bürgerliches Trauerspiel „Kabale und Liebe" gegeben. Der Vorverkauf zu dieser Vorstellung beginnt Sonnabend, den 9. Mai, abends 8 Uhr, in der Turnhalle der 4. Bürgerschule lTicckstraßcs. Sächsische Kunstausstellung Dresden IVOS. I. Was niemand, am allerwenigsten die, die dein Unternehmen am nächsten gestanden, geglaubt, ja zu glauben gewagt: daß die Aus stellung aus der Brühlschcn Terrasse am Eröffnungstage fix und fertig fein würde, — heute ift'S schöne Wahrheit geworden: die „Sächsische Kunstausstellung Dresden 1903", veranstaltet von der Dresdner Kunstaenossenschast, konnte sich in den Vormittags stunden des 6. Mai ihrem erlauchten Protektor, der Majestät Königs Georg, als ein abgeschlossenes Ganze präsentiere». Frei lich Mühe genug Halle das Wagnis — denn ein solches war cs — gekostet! All' der aktive, und mehr noch der passive Wider stand, der in gewissen Kreisen mit mehr oder minder autoritativem Nachdruck gegen die Veranstaltung seit Monaten geltend gemacht worden war, selbst die schmerzlich empfundene Absage der Mün chener Sachsen, von denen dre Tapfersten und Besten — dank euch, ihr Lieben von der Isar Strand — unter des trefflichen Uhde Führung doch noch in zwölfter. Stunde zu uns Lekommc» waren, — das alles wollte nichts besagen gegen die Schwierig keiten, die sich in der letzten Woche und den letzten Tagen einem pünktlichen Jertigwerden entgegen zu stellen drohten! So genial der Platz auch disponiert war — was aus den für moderne Aus- stcllungSzwecke schlechthin unmöglichen Räumen des „Sächsischen Kilnstvercins" gemacht worden rst, verdient einfach das Prädikat bewundernswert —. nirgends wollte er auf einmal langen. Die Jury mutzte immer anss neue ..durchsieben", die Hängekom- Mission arbeitete Tag und Nacht, und die „Ausnützung des Raumes" war daS einzige Problem von ewig aktueller Bedeutung, das es für die AnSstellllNgslcttung bis wenige Stunden vor der Eröffnung gab. Endlich sah man in greifbarer Näbe das Ende der Arbeit, das Bild rundete sich mehr und inchr, — die Aus stellung wurde fertig. Noch ein letztes Nachprüscn, eine eilige ucbcrschau, — und ruhig ging man an die Eröffnung, um schon von heute an die öffentliche Meinung, die nach Maurus Jokai tausend Zungen, ober nur ein Herz hat, ihr Urteil über das Unter nehmen sprechen zu lassen, das nci majaroiu patriae cclariam, zum Ruhme unseres engeren Vaterlandes und seiner Künsllcrschasl rnS Leben gerufen und durchgesührt worden ist. Man darf den Spruch gerechter Richter getrosten Mutes er warten: denn ohne Uebcrhebung kann es gesagt werden: auch auf diese Kunstausstellung kann Dresden stolz sein, mag sie an Umfang und Ausdehnung auch die kleinste sein, die seit dem denkwürdigen Jahre 1897 die Städtekönigin an der Elbe zu ihren Fützen ge sehen. Ja, die „Sächsische Kunstausstellung Dresden 1903" sagt etwas ganz besonderes, sie zeichnet sich in mehr als einer Hinsjcht vor den grotzcn Bildcrmärkten Münchens und Berlins vorteil hast aus. Sie will vor allem nur vaterländische Kunst bringen: Sächsische Kunst — Heimatskunst; sic denkt in die arbeitenden Krege eine Ahnung davon zu tragen, daß in den letzten Jahr zehnten im Schatten des Raulcnbanüers der Welt ein neuer Kunst- und Kulturfaktor erwachsen ist, sie will ein Märchen enthüllen, dessen Geheimnisse, nur wenigen bisher erschlossen, mitten nitter ihnen verborgen gewesen waren, und dessen schönstes und tiefstes die überall gleichmätzige, nicht leicht verständliche, aber doch an heimelnde Melodie ins Ohr des Laien trägt, der die Fülle der gemalten und gemeitzcltcn Einfälle schaut, die Melodie von der Bodenständigkeit aller Kunst. Wenn cs der Ausstellung geiänge, dafür mit stummem Munde, aber doch i» gar so beredter Weise ein Zeugnis abznlegen, — sic hätte gcwitz ihren Zweck reichlich erfüllt. Aber sie tut mehr als das: sie bedeutet zugleich eine .Heerschau über die künstlcrisclnn, Kräfte unseres Volkes, sie gibt einen hervorragenden Ueberblick über die Tätigkeit zahlreicher ernster und fleißiger Persönlichkeiten, der ein gut Teil ehrliches Wollen und gediegenes Können offenbart; wie viel?, — das soll ein erster, flüchtiger Rundgang durch die Räume auf der Brühl- schcn Terrasse erkennen lassen, der zugleich ein ungefähres Bild der ganzen AMtellung geben will. Durch ein Portal von mäßigem Ilmsange, über dessen Abschluß Professor Gußmanns dekorative Phantasie einen Majolika-Aussatz l» lenchlcndc» Farben hat erstehen lassen, betritt man die Empfangshalle Sie ist nach Entwürfen der Tauscudkiinstlcr Schilling n. Gräbncr zu einem stimmungsvollen Vestibül ge worden, dessen orangefarbene Wände in gekörntem Putz gehalten sind. Seffners wunderbar schlichte „Eva" beherrscht die rechte, RlingcrS in der kraftstrotzenden Formcngebung meisterlich ge lungener „Athlet" die linke Seite der Halle, die durch die ein drucksvollen Brunncnrclicss Volkmanns die schönste Wand- dckorcttion erhält. Auf die cadmiumfarbcne Empfangshalle wirkt der Haupt- saal, ebenfalls von Schilling u. Gräbner dekoriert, mit seine» bordcaurrote» Wänden, die durch sparsam verteilte, dimkclgrünc Lorbccrkränze und eine reiche Goldornamcntik sProseisor Groß) belebt wcrdcn, doppelt wormtönsg. Trotz seiner größeren räum lichen Ausdehnung macht der Saal durch die cosenartigen, aus Grau-Grün in der Farbe abgcstimmten Einbautcn aus einer links vom Eingänge errichteten Estrade und die Geschlossenheit der farbigen Grundstttniuung einen überaus intimen Eindruck, der durch das Dunkelblau des Bodenbelags, das brillant zum vollen Rot der Wände steht, noch crncblich gesteigert wird. Als ein glücklich architektonischer Griff muß der Einbau der Eojcn aus der Estrade gepriesen werden, da man dadurch nicht nur au Flächcnräumcn zum Hängen der Bilder gewonnen, sondern auch intimere Einzclwirkungen erzielt hat. Künstlerisch beherrscht wird der San! durch die gegenüber der Estrade zu sehende Gemäldc-Kollcktion Fritz llhdes, die den größten der Münchner Sachsen ausgezeichnet vertritt. Seine etwas altmcisterlich in Ton gehaltene, monumental ausgcfaßle Grablegung, sein frappierender „Richard III." und einige ganz in Licht und Sonne getauchte Kabinettstücke moderner Malerei zeugen von erlesener Meister schaft. Die lange, schmale Wand gegenüber von dieser Kollektion hat zum Mittelpunkt Bantzcrs Pnbig ungemein kräftig behandel tes RevräscittationsbildisiS Sr. Majestät König Georgs, das freilich i'cine Umgebung an landschaftlichen Arbeiten etwas bedrückt, während an den kürzeren Scitenwänden ein im Ton überraschend geglücktes Porträt Giclleruvs von Walter Witting. ferner das zeicn- ncrisch »nd »icilcriich mit höchster Akkuratesse durchgcführte Bildnis eines allen Mannes von Richard Müller, eine große Landschaft von Eduard Leonhards, dem größten der Ludwig Richter-Schüler, der mit seinem herrlichen Galericbild crschöpscud vertreten ist, eine großzügige Waldstiii'Mtliig von Engen Bracht, ein farbig