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Genesung. Bon Georg Bulle.Palma. Es war Sonulag »ach»,Ulan, uud Frau Hillmer wun- dcrtc !>ch gar »ich,, als es kurz nach dem Erscheinen llirer Tochter nochmals an der Korridorlllr klingelte. Dietrich Gllnther, ei» gutgewachsencr, blondbartiger Techniker uud Faniliienlreund. kam zu», Kaiser. Er kam immer zu dieser Zeit, da Nenni Hillmer. die Kindersräitlein war. nur Lon». tags nachmittags zu Hans« war. In dem sehr schmalen Wohnzimmer sahen sie gemiitlich zu Drill am Tisch. Nenne, eine «rohe, etwas blahsarbige Briincttc, deren Hälschen allzu dilnn uud schlank aus de», Krage» ihrer durchbrochenen Bluse ausstieg. hatte aus dem abgebrauchte» Kanapee Pia» genommen: die Witsrau. die alle silns Minuten etwas in der Kiiche zu tu» hatte, sah dicht a» der Tür. und Günther war ko eng wie möglich a» Neunes Kanapee herangerückt. Nenne erzählte ans ihrem Alltagsleben. Die Herrschaft wäre gut und sreundlich und die Kinder hingen sehr an Gr. Nein, sie könne sich gar nicht beklage». Ihre Mutter 6e- uierktc, das, sic aber schmaler und blasser geworden wäre ängstigte sich, weil Nenne manchmal hustete, und schimvste schliehlich über die durchbrochene» Bluse», die sie aus Eitel keit auch bei der »ngiiiistigsten Witterung trüge. „Sch' ich wirklich so angegrisse» auS?" wandte sich Nenne a» Dietrich Günther und reckte ansstehend ihre lange, schmale Gestalt. Der grolle, breitschultrige Man» sah sie prüfend an. „Ein billchcn wirklich. Fräulein Nenne. Die frische Gesichtsfarbe von sriihcr ist fort, und auch in den Hüsten sind Sic dünner geworden." „WaS Sie nicht alles sehen!" antwortete das Mädchen lustig. „Vielleicht illt Du bei Deiner Herrschast nicht genug," warf Fra» Hillmer ein. „Warte, ich mach' Dir ein Schinken brot. Kind." Sie ging in die Kiiche. Halb ängstlich, halb schalkhaft sah Nenne über ihre Schulter ans den Gast. „Also bin ich wirklich hählich geworden? Ta mögen Sie mich wohl auch nicht mehr?" Mit einem gespannten Ausdruck im Gesicht horchte Günther hinaus. Als er Frau Hillmer in der Küche mit Tellern klappern horte, erhob er sich und drückte dem Mäd chen einen heillcn Kull aus den willig gebotenen Mund. „Du sülleS Ding!" sagte er zärtlich. Einige Minute» lang lag Nenne reglos in seinen Armen und lies, sich von ihm liebkosen. Ei» seines glück liches Lächeln spielte dabei kann, merklich um ihre Lippen. Sie fühlte es, wie alles in ihm »ach ihr drängte, und sie fürchtete sich nicht mehr vor dem Hälllichgcwordeusein. Frau Hillmer kehrte mit dem Tischzeug und dem Bröt chen z» früh zurück. „Aber Nenne!" ries sie erschrocken. „Du siehst ia ganz glührot aus." „Ach. das scheint Dir nur so!" erwiderte das Mädchen schnell gelabt. „Aber vielleicht bin ich wirklich ein bibchen erkältet." .Habe« Si« irgendwie Schmerzen?" erkundigte sich Günther verlegen. Aenne zögerte mit der Antwort. Dann wies sic mi, der Hand hinter das Schulterblatt. „Einen Druck Hab' ich ost im Nücke»," gestand sie endlich. «Und Sie sind nicht sofort zum Arzt gegangen?" ries Günther empört. „Wenn Sie durchaus wollen, geh' ich morgen. Was Ernstes wird es ja nicht sein!" Bittend und reumütig sah sie ihn dabei an. Gegen ll Uhr wurde sie an die elektrische Bahn gebracht. Es war rauhes, scuchlwindiges Aprilweller. Aenne hustete, und als sie cinstieg. prellte sie plötzlich das Taschentuch vor de» Mund. Das Innere des Wagens war gefüllt, so das, sie aus der Hinteren Plaltsorm stehen bleibe» muhte. Am anderen Morgen wurde ihre Mutter gegen 7 Uhr antclcphoniert. Aenne hätte in der Nacht einen Blulsturz bekomme» und sollte in einer Stunde mit dem Kranken wagen abgeholt werden. Ob die Mutter sie nicht begleiten wolle? Frau Hillmer fuhr weinend zu ihr hi» und machte die Fahrt in das Krankenhaus mit. Ein schwerer Lungen- spihenkatarrh wurde dort seslgestcllt. wie es schon der gleich in der Nacht geholte Arzt getan hatte. „Teile es Herrn Günther mit!" bat Aenni sie mit leiser, verstörter Stimme. * Anna Hillmer war als Kasscnpatientin in einer der für Brustkranke bestimmten Baracken »niergebracht morde». Es standen zwanzig oder noch mehr Betten i» dem schmalen, langgestreckten Raum, und in jedem Bett lag eine Kranke, alte und junge, solche, die den Tod im Gesicht trugen, und andere, die der Genesung schon wieder matt entgegen lächelten. Tie Mehrzahl war wachösarbig, und ihre Augen schienen unnatürlich tief in den abgezehrte» Gesichtern zu liegen. Am nächsten Mittwoch, gegen zwei Uhr, der vor geschriebenen Stunde, besuchten die Mutter und Günther die Leidende. Ihr Gesicht glanzte fiebrig. N» einer Schnur, die über das Bett gezogen war. hing ein Eisbeutel herab, der aus ihrer Brus, ruhte. Sie schien geschlafen zu haben und zog nun verwirrt die Decke enger zusammen. Iran Hillmer hatte ihrer Tochter Obstkuchen mit gebracht. Günther Nolen und Orangen. Sie freute sich sehr und begann munter zu sprechen. Nur sprach sie zu erregt und drückte ihrer Mutter, wie ihrem Freunde fort während die Hände. Mit den Schwestern war sic zufrieden und auch mit dem Essen. Die Umgebung schien ihr aber weh' zu tun. die Kranken lagen zu dicht aneinander. „Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie grausig das ist." klagte sie mit verhaltener Stimme. „Gestern ist hier ein junges Mädchen in meinen Jahren gestorben. Die Schwester hat ja eine spanische Wand vorgcstellt. aber ich habe cs doch gesehen, wie cs sich gequält hat. Und manche sind so unangenehm. Es ist gar nicht zu sagen, was sie manchmal erzählen. Schämen must man sich, und dabei liegt dort ein Mädchen, das kaum fünfzehn Jahre alt sein kann." Sie flüsterte kaum hörbar: „Bor der hier nebenan fürchte ich mich. Sein nur. wie schrecklich sie ausfleht! lind dt« Arme dort drüben! Wie ei» Engel liegt sie da. Die »null ganz gewis, sterben. Ach, Gott! mich grault manch mal so!" Ihre Nachbarin stöhnte leise. Sie hatte keine Nase mein und trug das Gesicht verbunden. Anna ivullie nicht ganz genau, was ihr jehile. aber sic fühlte eine» tiefe» Wider willen, den selbst das Mitleid »ich, dämpseu konnte. „Denkt nur, wen» die Fliegen auf ihre», Tuch uud aus ihren, 'Becher sitze» uud dann zu mir hernberkvmmcn!" Sie schüttelte sich und iah ihre 'Besucher mit heißen, verängstig ten Augen a». Die beide» tröstete» sie >o g», es ging. Dietrich Günther hätte das kranke Mädel am liebsten in «eine Arme ge »ommen. 'Als ec sich nach dem Abschied vor dem Verlassen des Saales noch einmal umsah, sah er, wie Aenni sich gerade mit eine, heftigen Bewegung ans die Seite ivari. die Stirn ans ihren Ar», prellte und lautlos in die Kissen schluchzte. -> Aenni Hillmers Freund, der sich ,'elber nur mühselig durchbrachlc. batte keine .'seit, jede» Besuchstag ausziinutzeu. Nur Frau Hillmer ging l.ittiiig in das Krankenhaus und berichtete ihm daun, wie es ihrer Tochter ging. Er selbst liest Wochen versi egen, ehe er sieb wieder dazu enischlvst. liest es dafür aber au Grusle» uud 'Blumen nicht schien. 'Nu der Seite ihrer Mutter näherte er sich zwischen den Blumenbeeten, die eine» farbigen, frohen Ton i» das Grau der Kraukeustodt brachten, in,er Baracke Da ertönte ein leiser Nusschrei, und ein weibliches Wesen löste sich a»S einer Gruppe von Mädchen uud lies eilig davon. „Das war ja Neuui!" ries Fra» Hill»,er. „Gottlob, das- sie wieder aus ist!" „Aber warum läuft sie den» fort?" sragtc Günther ver wundert. „Ich glaube, das ist Eitelkeit!" lächelte die Mutter. „Der Kleidung wegen." Ganz verwirrt und biuirvt sah Neuui aus, als ihre Besucher sie endlich erwisliien. Das glatt gescheitelte Haar, aus dessen Pflege und Anordnung sie hier nichts ver wenden tvuiue, lag ihr unschön »ui die breite Slirn. Ihre Lippe» waren ausgespruugeu uud trocken. Tic karierte Baumwvlle. die ihr um den Leib schlotterte und jede Au dcittliiig ihrer ichiaulen Glieder unterdrückte, die manch mal sichtbar werdenden grobe» graue» Strümpfe und die entschliche Plumpheit der ausgetretenen Filzschuhe »ahme» ihr jede Nuwul. Nur ihre Augen waren sv schön wie immer, aber bei aller Herzlichkeit, mit der auch Günther sie begrünte, blieben sie nagend und ängstlich. „Wie man hier aussieht!" sagte sie leise. „Wenn wir lranicu Mädchen klug wäre», liehen wir uns gar nicht sv sehen!" Sie schritten, ebenso wie viele andere Gruppen, die Kieswege aus und ab. „Es gebt mir tthon bester." er zählte sic dabei. „Vielleicht j» vierzehn Tagen kann ich schon euilasten werden. Freilich noch nicht nach Haus, aber L L) « - S " ZK 2- «»— es ^ « 6» «D' tierLrst- ^4onta§, den 13., und Olen8ta§, den 14. Oktober KrMümsroKe pbAlit. I^leubeit 3.25 bis 6.50 Kip8 und dorele .. 3.25 bis 5.50 Lui-l u.Oul-l-OiaA. 3.25 bis 12.- ?6r8idTlT3Ut, l^eubeit 8.75bis9.75 KIeLäer8toüe ^olienneu.^loliLil- 3.-bis 8.75 l^5i8e r3M3§e 2.75 bis 4.75 reine Wolle . 1.50 bis 4.59 L1u8en8treifen.... 1.65 bis 4.50 > ^4e883line OO^3l .... .... 2.so 83tin l3<ZTie8 .... 3.25 8dT0tten, reine Leide . . . ... 2.50 Ivle883line u.lHller, xestr. 1.65 K!u8eni1ane!1e b - reine Wolle I Sortiment II 8ortünent !II 1.30 re§ul. bis 4.50 1.90 re^ul. bis 3.75 ^121 3.25 1.75 re§ul. bis 3.75 2,50 re§ul. bis 5.25 ^el2l 3.50 95ec re§ul. bis 1.85 ^et2l 1.15 rc^ul. bis 2.25 1.35 HünIgNciker HI. IHnskLied»«,? NokLLvIsrsrrt Ae8le §ro6e Posten bekannt billigen Preisen Hern». ^xttf!Is1r>aLrv