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Dresdner Nachrichten : 02.03.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189803027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18980302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18980302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 17-18 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-02
-
Monat
1898-03
-
Jahr
1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.03.1898
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Die Erörterungen darüber haben aber, wmn man von der vor zwölf Jahren erfolgten Ver doppelung der preußischen Loose absieht, bisher nur einen rein akademischen Werth gehabt. Es werden da gewöhnlich die ver schiedenen Gesichtspunkte, die überhaupt bei der Beurtheilung der Lotteriestagen vertreten werden können, zur Geltung gebracht, und nachdem man sich eine Zeit lang über die wichtigsten sittlichen Probleme des menschliche» Daseins, insoweit sie dabei in Betracht kommen sollen, ausgesprochen hat, bleibt Alles beim Alten. Meist sind es die streng moralisirenden Politiker, die sich bei der Be handlung der Lotteriestagen ganz besonders aufzuregen pflegen. Während die Vertheidigcr der Staatslotterien mit vollem Rechte in diesen ein Ableitrmgsmittel, ein Sicherheitsventil gegen die Spiel-Leidenschaft sehen, lasse» diese Herren, welche am liebsten die Politik zu einer Svezialdisciplin der Moraltheologie machen möchten, die ganze Skala sittlicher Entrüstung ertönen. Die Staatslotterien sollen nach ihrer Ansicht verhängnißvolle und un sittliche Spekulationen aus die Gewinnsucht und den Materialismus der Menschen sein; als Beispiele für das geistige und materielle Unglück, das sie verschulden sollen, werden die vernichteten Hoff nungen der Reingesallcnen, die bitteren Thränen angeführt, welche angeblich die betrogenen Armen im Kämmerlein weinen sollen, so oft ihnen das große LooS nicht in den Schovß gefallen ist; weit größer noch als der finanzielle Verlust soll die Schädig ung der Seelen sein, die der Teufel der Spiclsucht durch die Staatslotterien anrichtet. Obwohl diese Moralpolitiker in der Regel keine Gelegenheit finden, sich praktisch auf dein Gebiet der Staatsverwaltung und insbesondere als Finanzpolitik« zu bethäti- gcn, so hat sich doch neuerdings ei» deutscher — Finanzminister zu ihnen gesellt und das Dogma ansgestellt, daß die in einzelnen deutschen Staaten bestehenden Klasscnlottcrien eine Giftpflanze seien. Der bayerische Finanzminister Frhr. v. Riedel war es, der im Oktober v. I. in der Münchner Abgeordnetenkammer diesen wohlwollenden Ausdruck gebrauchte, als er dort den Antrag des Abg. Sigl auf Einführung der Staatslotterie in Bayern bekämpfte. Sein Gewissen, führte er u. A. aus. habe sich in der langen Zeit, während welcher er Finanzminister sei, iroch nicht so sehr verhärtet, daß er Geld für die Staatskasse ohne Rücksicht auf dessen.Herkunft nehme. Man könne die Giftpflanzen der Staatslotterien nicht aus- rotten, ober man Pflanze sie auch nicht mit Absicht. Der preußische Finanzminister Dr. v. Miguel ist auf Grund seiner eigenen Erfahrungen zu einer anderen Ansicht über die Staatslotterien gelangt als sein liebenswürdiger Kollege in Bayern. Er meinte am Montag, daß eine Staatslotterie. welche sich keiner Reklame bediente und die Spiel-Leidenichast nicht schüre, keineswegs so bedenklich sei, wie Manche — und hierbei dürste er wohl an den Leiter des bayerischen Finanzwesens gedacht haben — annehmen. Mit Recht hob er hervor, daß wenn die Staatslotterien in Deutschland aufgehoben würden und so dem einmal nun doch vorhandenen Spielbedürfuiß nicht mehr Rechnung getragen werden tonne, so würden die Leute ihr Spielbedürfniß in viel gefährliche ren Spielen zu befriedigen suchen. Wohl hat der Preußische Finanz minister zugegeben, daß der gegenwärtige Zustand des Lotterie- Wesens in Deutschland viele Mißstände hat und daß es jedenfalls wünschenswertst wäre, wenn es zu einer durchgreifenden Reform auf diesem Gebiete kommen würde. Aber so leicht ist eine solche Reform nicht durchzusühren, da hierbei sehr schmierige Fragen in Betracht kommen würden. Bor Allem ist es fraglich, ob von Reichswegen auf dem Gebiete des Lotteriewesens in die Rechte der Einzelstaaten eingegriffen werden kann. Bisher galt cs als offene Frage, ob das Reich die verfassungsmäßige Befugniß hat, den Einzelstaaten auf diesem Gebiete Vorschriften zu machen. Bon preußischer Seite ist diese Befugniß früher bestritten worden, während in der staatsrechtlichen Litteratur die Reichszuständigkeit auf der einen Seite bejaht, aus der anderen verneint wird. Praktisch hat das Reich bis jetzt keinen Versuch gemacht, in die Lotterie- Einrichtungen der Einzelstaatcn einzugreifen. Gewiß ist es nicht zu leugnen, daß es unter dem Gesichtspunkt des nationalen Einheits- gckankenS bestachtet kein gerade erbaulicher Zustand ist, daß sich in Bezug auf die Lotterien die einzelnen deutschen Staaten gegen seitig als Ausland behandeln. DaS Reich versieht alle Lotteric- loose mit seinem Stempel, ohne daß dieser Stempel ihnen die Umlaufsfähigkeit innerhalb der Reichsgrenzen verbürgt: vielmehr werden in einzelnen Staaten, wie in Preußen. Leute bestraft, die Loose aus einer anderen Staatslotterie spielen, obwohl diese mit dem Reichsstempel versehen sind. Die reichsgesetzliche Regelung deö Lotteriewesens ist wiederholt angeregt und im preußischen Abgeordnetenhaus ist eine ent sprechende Resolution vor Jahren bereits einmal mit großer Mehr heit angenommen worden- Fürst Bismarck ist aber darauf nicht eingegangen, vrrmuthlich wohl aus dem Grunde, well er es nicht angezeigt hielt, di« Rechte der Einzelstaqten auf einem Gebiete zu beschränken, wo cL nicht absolut nothwendig ist. Bor Allem komme« hierbei auch nicht unbedeutende finanzielle Interessen der» schieden« Bundc-staatm in Bestacht und selbst wenn es gelingen würde, eine Einigung unter denjenigen Staaten, die zur Zeit Staatslotterien besitzen, zu erzielen, so würde es andererseits schwer sein, von den Staaten, die seht keine Lotterien haben, zu Gunsten der Staaten, welche bereits solche besitzen, zu verlangen, daß sie für ewige Zeiten aus die Einrichtung einer Lotterie verzichten, um jo mehr, als der Vortheil der bestehenden Lotterien dadurch wachsen würde. Obwohl der gegenwärtige bayerische Finanzminister voller Entrüstung den Gedanken, die „Giftpflanze" der Staatslotterie in seinem engeren Baterland einzusührcn, west von sich weist, so würde sich Bayern sicherlich — und mit gutem Recht — dagegen sträuben, zu Gunsten einiger anderer Bundesstaaten ein für allemal aus die Eiusührung einer eigenen Staatslotterie Verzicht zu leisten. Der Gedanke, an die Stelle der Landeslotterien eme Reichslotterie zu setzen, ist um so weniger zu verwirklichen, als neuerdings die staatlichen Lotterien noch um einige vermehrt worden sind. Der Versuch, eure Reichslotterie einzurichten, ist thatsächlich bereits einmal unternommen worden, aber er ist mißglückt. Die Verein barung der betheiligten Staaten scheiterte daran, daß die Staats lotterien von Braunschweig, Mecklenburg und Hainburg an Geschäftshäuser verpachtet sind, letztere aber für die Dauer ihres Pachtverhältnisses zu einer Aeirdcrung ihres lediglich nach tauf männischcn Grundsätzen geregelten Loose-BcrtriebcS nicht genöthigt werden konnte». Vom sächsischen Standpunkt aus haben wir übrigens nicht den mindesten Anlaß, uns für die Einführung einer Reichslotterie zu erwärmen. Nach einer Berechnung, die der Generaldirektor des preußischen Lotteriewesens vor mehreren Jahren aufgestellt hat, würden die Reichseinnahmen irr Folge einer Reichs- lotteric, bei Zugrundelegung des damals in den Einzeljlaaten m Betrieb gesetzte» Spielkapitals von rund 60 Mill. Mk.. bei Erheb ung einer Gewinn-Abgabe von 15 Prozent, einen Zuwachs von 2l Mill. Mk. erhalten. Würde dieser nach dem Maßstab der Bevölkerungszahl den Einzelstaaten überwiesen werden, so würden auf Preußen 11,500,000 Mk., d. s. S'/r Mill. mehr als cs zur Zeit aus seiner Staatslotterie cimünimt, entfallen, während die anderen deutschen Lotleriestaaten gegen ihre bisherige Einnahme eine Ver- türzung erleiden würden, die sich für den Etat des Königreichs Sachsen auf 1,900,000 Mk. beziffern würde. Ter sächsische Land tag wurde schwerlich gewillt sein, diesen Aussall durch Erhöhung der Eint ommensteucr zu decken, sowenig wie die preußische Landcs- vcrtretnng geneigt ist. auf die 9 Mill. Mt-, die Preußen aus seiner Staatslotterie cinnimmt, zu verzichten, um den Wünschen Derjenigen Rcchimng zu tragen, die diese Einnahmequelle als eine unsittliche verwerfen, während sie doch in Wirklichkeit eher dazu beiträgt, das Spielbedürfniß in geordnete maßvolle Bahnen zu lenken. Aeruschrrib- und Ftrnsprtch-Berichte vom 1. März. Athen. Ter Mitichuldige Karditzi's. ein mazedonischer Arbeiter Namens Georaii. ist verhaftet worden. B erli n. Reichst a g. Die Beralhnng des Etats des Reichseisenbahnamls und der dazu vorliegenden Resolu tion Pachnicke wird fortgesetzt. — Abg. v. Skumm (Reichst'.) beantragt, in der Resolution die direkte Bezugnahme auf die neuerdings vorgekonnnenen Unfälle zu streichen. — Abg. H a m macher (nat.-lib ): Wir werden der Resolution zuitimmen. weil wir der Ansicht find: der Reichstag thut wohl daran, ja ist sogar verpflichtet, das Rcichseiscnbahnamt in seiner ihm durch die Ver fassung und durch Gesetz zugewieienen Thätigkeit kräftig zu unter stützen. Wir müssen das Ansehen und die Machtstellung des Rclchseiscnbahnamts stärken, weil dasselbe vielfach durch den Druck der Macht der einzelstaatlichen Eiienbahnverwaltungen gehindert worden ist, seine Thätigkeit in einer dem Gesetz entsvrecheitden Weise auszuübcn. Die Eisenbahnen sind in einen Zustand gelangt, welcher die Betriebssicherheit gefährdet, und da muß der Reichstag den Bwtdesrath veranlassen, einzuschreiten und diesen Mißitändcn abzulielse». Kein deutscher Staat ist finanziell so abhängig von der Entwickelung der Erträgnisse seiner Eisenbahnen wie Preußen. Das ist ein geradezu gefährlicher Zustand im Hinblick auf die Für sorge für die Betriebssicherheit. Hätte Preußen sich darauf be schränkt. die Ueberschüjse der Staatsbahnen in bescheidenem Maße für allgemeine Staatszwecke zu verwenden, io wäre das etwas Anderes. Seinerzeit pries man im Gegensatz zu der Prositwuth der Privatbahnen die Uneiacnnützigkeit des Staates. Und was erzielt der Staat jetzt für Erträge! Wäre auch nur ein ätmlichcr Zustand bei Privotbabnen cingetreten, so hätte der Staat sicherlich rücksichtslvs eine stärkere Rücksichtnahme auf die Interessen des Gemeinwohls gefordert. Dagegen, daß von der Linken alle Schuld an den Unfällen Herrn Thielen zugejchoben wird, lehnt sich aller dings mein Gerechtigkeitssinn aus. Redner bemängelt sodann, daß nicht schneller mit der Beseitigung von Niveaukreuzungen vor gegangen werde, ferner daß bei den Verwaltungen das technische Element hink« dem juristischen zurückgesetzt worden sei. Darin liege es auch, daß vielfach ganz unverwendbare Instruktionen er lassen werden. Im Gegensatz zu dem Präsident Schultz meine er, daß es allerdings Aufgabe des Reichseisenbahnamts sei. dafür zu sorgen, daß die deutschen Eisenbahnen auch genügendes Material zur Bewältigung des Verkehrs zur Verfügung hätten Graf Kanitz icheiiie zu wollen, daß die niedrigen Ausfuhrtarife für Kohlen aus hören. Dem widerspreche er lebhaft, denn niedrige Ausfuhrtarife seien im Interesse des Inlandes und könnten daher nicht auch um gekehrt dem Ausland gewährt werden. Er stehe auch nicht an zu «klären, daß er ebenso Üb« die Kanaltarife denke. Wenn auch diese Debatte keinen unmittelbaren praktischen Werth habe, so werde sie doch die Uebeyeugung bekräftigen, daß eine Stärkung des Kontrolrechts der bestchenden Ccntraloehörde des Reichscisen- bahnamts ein dringendes Bedürfniß ist. — Abg. Rösicke slib.) tritt eoriisallS für die Resolution ein. Sehr fühlbar habe sich der Wagenmanacl namentlich auch Mr die Kaliwerke iin Änhaltikchen gemacht. Genüge die Bahn nicht mehr, dann müsse daS Kaual- system ausarbaut werden. — Abg. v. Stumm «Reichs».) hebt hervor, daß nach Ausweis der gestern vom Präsidenten Schiütz Mittwoch. 2. März 18S8. übergebenen Tabellen die Zahl der Unfälle ielbst ün letzten Halb jahr noch nicht den Durchschnitt früherer Jahre erreicht habe und jedenfalls geringer sei als i» Frankreich und England. Er wolle deshalb die unrichtigen Motive aus dem Antrag Pachnicke Heraus nehmen. Das Publikum sei nur jetzt zu nervös. Ter größte Theil der Pachnicke'jchen Ausführungen, iowie derjenigen der beiden Vor redner sei auf Dinge gerichtet gewesen, aus welche das Reichs eisenbahnamt gar keine» Einfluß habe Daß das Staatsbatm- system abgewirthschastet habe, sei ganz falsch. Klagen über Wagen mangel seien übertrieben, häufig würden doppelt so viel Wagen bestellt, als man brauche. (Ruse rechts: Hört, hört! Sehr richtig!) Auch die Vorrichtungen gegen Unsällgefahr hätten sich unter dem Sloatsbahnsyslem sehr gebessert. — Äbg. Pachnicke zieht die vom Vorredner beanstandeten Worte in seiner Resolution zurück. — Abg. Lenzmann lsteii. VolkSp.»: Tie viele» schweren Unfälle in neuerer Zeit machten die Nervosität des Publikums sehr begreiflich. Als Anwalt in Prozessen gegen Gefährdung von Eiienbahnzügen wisse er aus Erfahrung, daß die angeklagtcn Be amten außerordentlich häufig freigesprochen werden müßten, weil die Ursache der Unfälle in der Mangclbattigkeit der Einrichtungen, z. B der Bahnhofsanlagcn, liege. Auch die schlechte Besoldung der Arbeiter spiele mit, so habe u. A- der Streckenwärter, durch dessen Schuld unlängst ein Oberförster mit seinem Jagdwagcn über-! fahren worden ist, nur 2 Mk. 10 Pfg. pro Tag Gehalt gehabt, I womit er natürlich seine Familie nicht ernähren konnte, in seiner' Ruhezeit betrieb er daher das Tchusterliandwerk. Heizer müßten als Lokomotivführer fahren, erhielten aber nur das .Heizergehalt uitd dcrgl. meür. Viele Reglements-Bestimmungen, aus welche sich die Verwaltung hinterher berufe, wenn es gelle, einen schuldi gen Beamten zu finden, seien derart, daß sie von de» Benin reu gar nicht eingehalten werden könnten. Am besten wäre cs. das Eisen bahnwesen zu einem besonderen Fachstudium zu machen. Zum Schluß betont Redner die Nothwcndigtcit einer Vermehrung der Wasserstraßen. Der eigentliche Uebcltyätcr sei jedenfalls nicht Herr Thielen, sondern der Finanzminister. der die Bahnen nur als melkcirde Kuh betrachte. — Abg. Graf Limburg-Stirum skons.) führt ans, unter den Pnvatbahnbetrieben sei es schlimmer gewesen als jetzt. Die Mittheilungcn über den Wagenmangel seierr ganz emiettig. da man hier nicht auch Las Ministerium Horen könne. Thaffache sei, daß oft viel mehr Wagen bestellt als gebraucht würden. Ter Verkehr müsse auch der Verwaltung cntgcgenkvmiiicn und nicht bloS umgekehrt. Kanäle dürften nur gebaut werde», insofern der Landwirthschaft Sicherheit gegeben werde gegen eine Schädigung durch ausländische Einfuhr. Herr Hammacher verlange, daß bei den Bahnen nicht w sehr aus eine hohe Rente gesehen werde, aber wem, die Rente jetzt KProzent betrage,! - so wisse man doch nicht, ob sie nicht bald schon aus 4 Prozent herab-1 sinken werde. Man dürfe also da nur nach größeren Perioden ^: rechnen. — Abg. Js kraut (Ant.) beklagt die große Verschieden- - heit der Gehaltssätze für Unter- und höhere Beamte. Tas jei! x schwer zu begreifen in einer Zeit, wo man doch ;u^ begreifen bc-! j ginne, daß alle Arbeit gleich sei. lLachcn links. Sehr richtig bei, i den Sozialdemokraten.) Unter diesem Gesichtspunkt muß namcnt-'i sich das hohe Einkommen des Präsidenten des ReicbSenenbahn amts bekämpft werden. Voraussetzung für die Errichtung des Reichseisenbahnamts war die Schaffung eines großen 'Netzes von Reichsbahnen. Diese Voraussetzung besteht nicht mehr und mir können das Reichseisenbahnamt ohne Zweifel vollständig streichen. Ein Krebsschaden der Eff'enbahnverwaltung ist der bnreaukratischo Organismus und das Assessorenthum. .Heute gilt der Jurist als ein Mann, der zu Allem fähig ist, und wenn er nirgends weiter kau», dann stecken sie ihn in die Kirchenverwaltung. (Heiterkeit ) — Weiterbcrathung Donnerstag Berli u. Tie Kaiserin ist infolge leichter Erkältung y» nöthigt, das Zimmer zu hüten. Berlin. Die Reichstagstvnimffsion inr die Militäritras- prozeßresornl begann beute die zweite Lesung des Enrwnrss. Vorher wurde die in Rücksicht ans die zu erwartenden Erklärungen der ver bündeten Regierungen zurückgeitellte Frage des obersten bayerischen Gerichtshofs entschieden, wozu die bekannten Anträge Gröber Vor lagen. welche die Anerkennung dieses Gerichtshofs ausgesprochen wissen wollen »nd nähere Bestimmungen über dessen Vcrsaliren enthalten. Kricgsministcr v. Goßler gab eine längere schriftliche Erklärung ab, die im Wesentlichen dahin geht, es liege der preußi schen Regierung fern, die Gefühle des bayerischen Volles zn^ver letzen. doch habe der Bundesratb bis heute eine definitive Stell ung zu der Frage des obersten bayerischen Gerichtshofs nicht ge nommen. Mai, wolle den Weg der direkten Verständigung noch immer offen lasset«. Praktische Bedeutung gewinne die ganze Frage erst, wenn Reichstag und Bnndesrath definitiv beschließen. Er hoffe, daß bei gegenseitigem Entgegenkommen immer noch eine Einigung erzielt werde. Tie besondere Stellung Preußens gebe allerdings dahin, daß ein Reservat recht Bayerns nicht bestehe und daß Bayern keine Ausnahmestellung beanspruche. Für Preußen seien die Gröber'schen Anträge unannehmbar. Nach längerer Debatte wurde über die^Tendeuz des Antrags Gröber abgeslimint, dieser wurde gegen die «stimmen des Eentrums und der Sozial - demokraten abgclelmt. 8 33 des Einsührungsgcsetzes bleibt darnach bestehe», die Einrichtung der obersten milttäracrichtlichen Instanz mit Rücksicht auf die Verhältnisse Baherns soll also besonders ge regelt werden. Weiterbcrathung Donnerstag. Berlin. Zur Leitung des Ausbaues oes Hafenaebiets von Kiaotschau reist der Marine-Hafenbau-Jnspektor Gromsch dorthin. — Der „Rcichsanzeiger" veröffentlicht die Zusammensetzung des ordentlichen uird des provisorischen Beiraths für das Aüswander- unaswesen. Gewühlt ist u. A. Professor Karl Bücher in Leipzig. — Die elektrische Straßenbahnlinie Älexairderplatz-Schönebera m beute Vormittag eröffnet worden, wodurch zunächst eine Storung des gesammten Pferdebahnverkchrs durch die Leipzig« Straße herbeigeführt wurde: theils wirkte der Strom nicht ordnungsgemäß, theils blieben die Wagen in einer Straßenbicgung stecken. Wilhelmshaven. Bei der heutigen Rckruten-Vereidig- ung hielt der Kaiser eine Ansprache iin Anschluß an die Farben d« deutschen Flagge. Schwarz sei die Arbeit, weiß die Ruhe und der Friede, roth das Blut, welches erforderlich sei, beides zu- sammenzuhalten. Er ermahnte die Mannschaften, ihre Mühten treulich zu erfüllen und gedachte dabei der Kamciaden in Kiaotschau. Nach der Vereidigung besichtigte der Kaiser die Neubauten d« beiden Linienschiffe „Kaiser Friedrich lll." und „Kaiser Wilhelm H." auf der Werft. . Kiel. In der Strand« Bucht kentert« und sank ein Danrpf- beiboot de- ArtilleurschiffeS „Carola"; sämmtliche Insassen wurden gerettet.
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