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Dresdner Nachrichten : 08.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187411088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18741108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18741108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 15-16 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-08
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.11.1874
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Eine Garantie tue da» nechlitäoiae Eriche»- ne» der Inieiate wild nicht gegeden. SlnSwärttge Slnnonre». Slnilräae von nn, »nbe» k-. -l-'.-.n Firmen ». Per« ioncn iniinr.n lotr MN aeien Piännnaraima» Zaiiinng durch Altes« nur!.» oder Poi:etn»ud. lnnv n Liibcu lost.» l>, Rrr. 2>ch.iolt i-r dir Muiilaxr Nuinmer »der nach einem glNtag- die Zeile 2 Nt». Sir. 812. Neunzehnter Jahrgang, a«- Dresden, Sonntag, 8. November 1874. Politisches. temvahl abzuschreckcn. Von jener Tyrannei tat sich jetzt das Volk Nordamerikas ermannt. Die Demokraten siegten auf der ganzen Bis zuin Montag ist seit dem Tonnerslag die Tribüne des Linie. Jahre 7 Monate sind seit Beendigung des Bürgerkrieges verflossen, der den Süden verwüstete, deutschen Reichstags verstummt. Die Zwischenzeit gehört dein Privalflciße der Abgeordneten, sich mit dein AerathungSstoffe für die nächsten Sitzungen vertraut zu machen. Noch freilich fehlen die zwei wichtigsten Themata: das Bantgesetz und der Militäretat. Für die Verzögerung der Vorlegung des Bantgesetzcs wird ein seltsamer Grund angegeben: der Vundesrath hat sür nothwendig erachtet, die ursprünglich dem Bankgesetzcntwurfe beigefügten Motive umarbeiten zu lassen. Nun haben aber die Principien des Entwurfs bei der Berathung im Bundesrathe keine Veränderungen erfahren; wenn jetzt die Motiven nicht mehr passen, so ist offenbar der BundcSrath mit der Leistung des Verfassers des Entwurfs und der Motiven, Geh. Rath Michaelis, nicht zufrieden. Mögen aber die Motiven lauten, wie immer — den wahren Beweggrund bei Ausstellung des Bankgesctzes werden sie niemals wiederspiegcln: das Bestreben, ans Kosten der sännntlichen deutschen Banken die preußische Bank groß zu ziehen. Zu diesem Behufe wird das bewährte: OiviW «r im- pvra! angewendct. Um die lebenskräftigen, soliden sächsisch-thü ringischen Banken auf dcnJsolirschenicl zu setzen, werden den darm- hessischen, bairischen und anderen süddeutschen Banken fette Brocken hingeworfen. Gierig greifen diese darnach, ohne daran zu denken, daß, wenn erst die mitteldeutschen Banken flügellahm geworden sind, es auch von den süddeutschen Eredit-Instituten heißen wird: Hirten knabe, Hirtenknabe, Dir auch singt man dort einmal! Tie Erhöhung der Matricularbeiträge der Einzelstaatcn — eine Folge der Äehrforderungen für das Militär — stellt sich ein Weniges geringer heraus, als ursprünglich angenommen wurde. Sie ermäßigt sich von 25,905,000 Mart ans 25,000,000 Mark. Diese unbedeutende Ersparnis; von 300,000 Thlr. verdankt man dein zufälligen Umstande, daß der Haushalt des Vorjahres beträcht liche Ueberschüsse geliefert hat, die nun dem künftigen Haushalte zu Gute kommen. Auffällig, aber recht wohlthuend auffällig war das Schweigen der kaiserlichen Thronrede über den kirchenpolitischen Conflict, der in erster Linie Preußen, aber auch Hessen und Baden stürmisch genug bewegt. Kaiser undReichsrcgicrung, das ersah man hieraus, wün schen die rein sachlichen und politische!; Berathungen des Reichstags nicht durch religiöse Kämpfe unterbrochen zu sehen, sie vermeiden deshalb das Berühren dieses, die Leidenschaften so entzündenden Themas. Damit ist jedoch den Elericalen übel gedient. Ihrer Sache thut cs noth, daß immer neuer Agitationsstoff unter die Massen geworfen wird. Die EentrumSpartci des Reichstags beräth daher, mit welcher Art von Zündholz der Feucrstoff im Reichstage in Brand zu setzen ist. Man ist über das Wie? und Wo? noch im Unklaren. Der türkische Sultan befindet sich im Zustande der schlimmsten Niedergeschlagenheit. Er reitet nicht mehr aus und sitzt den ganzen Tag, umgeben von seinen Verschnittenen und Weibern, brütend in seinem Palaste. Uebcrgroßc Nervenschwäche und Scelendrnck brach ten ihn in diese miserable Lage. Zunächst hat er seinen Plan nuf- gebcn müssen, zu Gunsten seines Licblingssohncs die türkische Thron- solgeordnung umzuwersen; sodann aber bereitet ihm das Verhält - niß der hohen Pforte zu deren Vasallenstaaten Serbien »nd Rnmä nien schweres Kümmerniß. Oesterreich, Deutschland und Rußland beirbsichtigen mit diesen Lonverainstaaten der Pforte Handelsver träge abzuschlicßc». Die Pforte hat gegen den Inhalt dieser Ver der den Süden verwüstete, der ganzen Republik eine Staatsschuld von 4 Milliarden eingebracht hatte. Jetzt kommen die Demokraten wieder wie vor Lincoln's Präsidentschaft an das Ruder; es sind die Föderalisten, die den Bestand der Union unbe schadet einer verhaltnißmußigcn Freiheit und Unabhängigkeit der Bundesstaaten als politi'ches Ideal erstreben; die Republikaner, die Eentralisten, die Unitarier, denen der Einheitsstaat als Höchstes gilt, müssen ihr Bündel schnüren und das ist eine Wohlthat. Locales und Sächsisches. — Der Major von Kirchbach, ctatsmäßiger Stabsofsicier des Gardereiterrcgiments, ist in Folge des erkrankten und dadurch beurlaubten Regiments Eominandeurs vom I. Reiterregiment an dessen Stelle zur Führung des Regiments berufen worden. -- Dem Dresdner Journal ist aus Borna ein Telegramm zugegangcn, wonach das bis jetzt im sächs. 14. Reichswahlbezirk bekannte Resultat folgendes ist: v. Könneritz 5359 Stimmen, Fink 2092. Man sieht, daß die Social Demokratie in jener Gegend sehr im Rückgänge begriffen ist, trotzdem die Partei wahrhaft erstarmcns- werthe Anstrengungen gemacht hat, ihren Eandidatcn durchzu- bringcn. — Fcrncriveit sind über das Wahlergebnis; im 14. ReichS- tagswahlkrcise folgende Resultate Angegangen: Kohren v. Kön- ncritz 08, Fink 32 Stimmen; Linda v. K. 20, F. —; Meus dorf v. K. 18, F. —; Jahnshain v. K. 37, F. 4; Walditz mit Terpitz v. K. 10, F. 4; Sahlis v. K. 17, F. 13; Gnandstein v. K. 34, F. 25; Dölsenhain v. K. 35, F. 7. Sa. v. Kön- neritz 251 Stimmen, Fink 85 Stimmen. Bemerkcnswerth ist, daß bei der vorigen Reichstagswahl Fink in mehreren Städten v. Könneritz schlug, wo er diesmal bedeutend weniger Stimmen erlangte, als sein reichstrcuer Gegner, so z. B. in Rochlitz und Frohbura. In Pegau erhielt v. K. 269, F. 63; in Wechsel burg v. K. 53, F. 78; Langenleuba-Oberhain v. K. 81, F. 6. — In einer am 3. November stattgefundrnen Sitzung des hiesigen national liberalen Reichsvereins hielt Herrvr.Rentzsch einen sehr instructiven Vortrag über denBankgesetzentwurf. Der Referent sah in dem Entwurf, wenn er unverändert angenommen würde, eine schwere Schädigung des Handels und der Industrie, besonders Sachsens. Er schilderte den chaotischen Zustand der Zettelbanken in den letzten Jahren, die meist in den Kleinstaaten entstanden und dort mit fast cwigwährenden Conccssioncn ausgestattct, zu Hause selbst keinen genügenden Absatz fanden und daher vorzüglich Sachsen mit ihren Noten überschwemmten; cS sei daher dringend nothwendig, in diese Mannigfaltigkeit eine einheitliche Regelung zu bringen. Der Entwurf gehe nun von dem Gedanken auS, mit den Zcttclbankcn tabula rasa zu machen; er schlage aber dabei falsche Wege ein. Anstatt der vorgeschlagenen 340 Millionen ungedeckter Noten hätte man auch eine höhere oder niedere Summe Vorschlägen können; man lasse zwar eine Erhöhung zu, schiebe aber zu gleicher Zeit einen Riegel, ciire Steuer von 5 Procent vor Dadurch würde aber die Erhöhung unmöglich gemacht, da eine solche nur bei außerordent lich hohem Diseontosatz cintrcten werde und der Zinsfuß müsse sich dann auf l4, 15 Proeent erhöhen. Die Vertheilung der 340 Mill. sei eben so ungerecht, am schlechtesten käme dabei Sachsen weg,für welches inan die drei unglücklichsten Jahre 1807—09 als Durchschnitt an- träge nicht das mindeste Bedenken, wohl aber verlangt sie aufGrund > genommen habe, statt das Jahr 1873. Man könne auch nach dem dcs'Pariser Vertrags, daß Rumänien und Serbien die Genehmig- Kopfe der Bevölkerung oder nach der Bedeutung der Industrie in ung der Pforte zu jenem Vcrtragsschlusse einholen. Oesterreich, den einzelnen Staaten den Vertheilmigsmodus vornehmen, dadurch Rußland und Teulschland haben jedoch vorKurzem imTivcm gleich-! würde Lachsen eher billig wegkommcn. So verliert Lachsen durch lautende Erllärunacn abgegeben, daß sie das Recht der Pforte, ge das Gesetz seine 1'.' Milt. Uinlanfsmiltcl plötzlich, Redner sprach sich hört zu werden, nur beim Abschlüsse von politischen, nicht aber auch von handelspolitischen Verträgen anerkennen. Gegen diese Demü thigung wehrt sich nun eine Rote von Aarisi Pascha an die Gesund- ten Graf Zichy, General Jgnaticsf und Baron Werthcr. Diese Note ist im wehmüthigen Tone abgcfaßt. Voll der trübsten Ahn ungen schwerer politischer Katastrophen prophezeiht die Pforte den Mächten Oesterreich, Rußland und Deutschland, daß einst „ein Tag kommen werde, an welchem menschlicher Wille ohmnächtig sein wird, eine Strömung aufzuhalten, die man durch eine Reihe von Vertrags verletzungen entfesselt hat!" Die Note spielt damit auf den dcrcin- stigen gewaltthätigen AuStrag der orientalischen Frage an; denn die Pforte ist jetzt zu ohnmächtig, ihre Souverainstaaten an dem Ab schluß von Handelsverträgen zu hindern. England bespricht viel einen Besuch des Prinzen und der Prin zessin von Wales in Birmingham. Diese riihrigeJndnftriestadt ge nießt den Ruf, die radiealstc der großen englischen Provinzialstädte zu sein, drei Viertel ihrer Einwohner schildert man für die Republik als ebenso begeistert, wie den seligen Brutus. Beim Anlaß jenes Prinzenbcsuchs aber kam der gutmonarchischc Gnmdton der Bir- minghamer Bevölkerung zum lauten Ausbruch. Die Arbeiter bil deten meilenweit Haie und begrüßten den künftigen Thronerben Englands mit einer Begeisterung, die diesen wohl selbst nach seinen mannichfachcn Abenteuern in den Spielhöllen des Eontinentü und mit den Schönen von Paris etivaS überrascht haben mag. Außer dem beschäftigt man sich in England mit dem Plane der Anlernling der eitern- oder aufsichtslosen Straßenbrut Londons zumSecdienste, mit der Ausrüstung einer Nordpolcxpcdition und mit dem Projecte eines Eanaltnnncls zur Verbindung Englands mit dem Fcstlande. Lange Zeit hat die republikanische Parteiprcssc Nordamerikas die Welt mit den Schreckensmärchcn von dem „Gräuel im Süden" in das Bockshorn gejagt. Ihre Spalten wimmelten von Schauer geschichten über den Terrorismus der weißen Liga der früheren Eclavenbesitzcr gegen die Neger, von Peitschungen, Ermordungen und Massacres. Das war, wie sich jetzt herausstellt, eitel Humbug, daraus berechnet, die Demokraten von dem Siege bei der Präsiden- gcgcn eine Rcichsbank aus, da Staatsindustrie bedenklich; ähnliche Vanlen hätten in Oesterreich, Frankreich u. s. w. Bankerott gemacht. Im Kriegsfall sei eine Rcichsbank gefährlich, da die Gelder derselben Staatsgelder, also angreifbar seien: lieber Fortbestehen der prcußi scheu Bank und daneben etwa 0 Zettelbankcn, als Aufgehcn sämmt- licher Banken in eine Reichsbank. Zum Schluß faßt Redner seine Ansicht über den Entwurf dahin zusammen: Der vom Nundcömtb vorgclcgtc Baiikgcsetzcntwuri werde nur dann die Interessen dcö deutschen CrcditvcrkebrS, speciell des sächsischen Handels und der sächsischen Industrie, nicht empfindlich schädigen, wenn für daS ansehnlich über 340 Mill. Mark au crl'öhcndc Quantum ungedeckter Noten bcdulS der Repartitio» auf die einzelnen Zettelbankcn die Notenzirkulation des Iahrcö 1873 ;u Grunde gelegt werbe: dann dle beab sichtigte Besteuerung der Banknoten durch eine von den Zcttcl bankcn zu zahlende Gewerbesteuer ersetzt werke, die sieb nach dein erzielten Reingewinn richte; der Schwerpunkt nicht ans eine bedenkliche Begrenzung rcS Notcnvcrkchrö. ebenso wenig aus dle ttnuöthlge Einengung der GeschäitSthällgkcit derZcttel- banken, sondern daran! gelegt werde, daü die Banken ihre Noicn bei Vermeidung der Lignlkatlon cinzulblcn und ihre» Status in leicht verständlicher Weise allwöchentlich zu veröffent liche» haben; und endlich die cndgiltigeReiorm deS Zeltelbank- ivciciiö, sür welche daö Ncbcnciiiandcrhestchcii mehrerer gut- situirtc» Zettelbankcn nur wünschenöwcrth ici, nicht biö zum Jahre 18.6 verschoben, sondern baldigst turchgcsührt werde. — Deutschland schließt jetzt einen Vertrag mit Griechenland wegen der Ausgrabungen nach Merthümcrn in Olympia ab. Bei der Berathung dieses Vertrags im Bundesrathe erklärte der königlich sächsische Bevollmächtigte unter Anschluß des bairischen, "f'U glcichzciti" wiii'tc ^dn'll seine Regierung gehe von der Voraussetzung aus, daß jene Kunst- ter Schädel sprang, .iväl'ient daS werke, welche gemäß K 0 der Convention etwa an das deutsche Reich abgetreten werden sollten (Doublcttcn.', unter die Bundes staaten, die geeignete Sammlungen haben, vcrtbcilt ivcrdcn würden. — In dem volkswirthschaftlichen Artikel der heutigen Sonn tagsbeilage geben wir eine Auseinandersetzung des Prof. Niehl über den Ehrennamen „Arbeiter." Sie verbreitet sich auch über den — Meteorologische Notizen und Andeutung des Wittcrungsgangcs. Ter Unterschied zwischen dem höchsten und tiefsten Stand des Barometers in irgend einem Monat heißt die Barometer-Schwankung dieses Monats. Addirt man die Barometerschwanlüngen, welche in irgend einem Monat eine Reihe von Jahren hindurch beobachtet wurden und dividirt die Summe durch die Anzahl der Beobachtungsjahre, so erhält man die mittlere Schwankung dieses Monats. Wenn man nun dir für die 12 Monate des Jahres berechneten mittleren Schwan kungen summirt und die Summe durch 12 dividirt, so erhält man die mittlere Barometerschwankung überhaupt für den Ort, wo die Beobachtungen angestellt wurden. Durch Ver bindung derjenigen Orte, wo gleiche mittlere Schwankungen sind, entstehen die (von Kämtz benannten) iso barometrischen Linien. In der Nähe des Aequators sind die mittleren Schwankungen sehr gering; sie betragen daselbst kaum 1 Linie. Es vergrößern sich aber dieselben mit der Entfernung vom Acguator nach den Polen hin; in Deutschland betragen dieselben 10—11 Linien. Die Schwankungen stehen mit den Veränderungen der Wind richtungen und der Lufttemperaturen in Verbindung, und von diesen ist der Gang der Himmelsbcwölkung abhängig. Es dienen daher die Baromcterschwankungcn als Zeichen bevorstehender Wit- terungSveränderungcn, wobei für das mittlere Europa im Allge meinen Erhöhung des Barometerstandes auf cintrctenden trockenen Ostwind, Vertiefung desselben auf eintretenden feuchten Westwind schließen lassen. In dieser Woche wird zunächst die Gegen strömung von östlichem Wind in den niederen und westlichen Wind in den höheren Luftschichten die wahrscheinliche Ursache des so ungewöhnlich hohen Barometerstandes noch kurze Zeit währen, dann wird die westliche Luftströmung sich senken und dichtere Bewölkung des Himmels bewirken, worauf regnerisch rauhe Witterung folgen wird. Unrcmioti üw. — Am vorgestrigen Abende (Freitag nach 7 Uhr versammelte sich in der Siemens'schen Fabrik wiederum ein Kreis speciell Ge ladener, um der feierlichen Verbrennung einer Leiche, der etwa vo> 8 Tagen verstorbenen Gattin eines süddeutschen Arztes, beizuwohncn Von den zahlreichen Vertretern der Wissenschaft, sowie behördlichen Autoritäten bemerkten wir neben den sich um das Verbrennung-- system verdient gemachten Herm Medicinalrath Ur. Küchenmeister Herrn Oberstabsarzt vr. Tanner, die Herren Stadträthe Flathe und Kunze, Herrn Ingenieur Pieper u. s. w. Einem Wunsche der Verstorbenen, nach ihrem Ableben verbrannt zu werden, entsprechend hatte der Gatte die sterbliche Hülle der Verblichenen ans Stuttgart hierher begleitet, um Zeuge und Vollstrecker dieser Bestimmung -u sein. Dieselben Räume, welche während des Tages der rastlosen, emsigen Erwcrbszhätigkcit dienen, waren zur Todtenhalle eingerichtet und bargen in Blumen gebettet die Leiche der erst dreiuiidzwamig- jährigcn Frau mit edel geformtem Haupte und seinen Gcsichtszügcn. In gewohnter pietätvoller Weise wurde der Aet der Verbrennung, nachdem die unerläßlichen gerichtlichen Formalitäten der Neeognos- cirung und Section der Leiche im Laufe des Vormittags stattgc- funden, schnell und würdevoll cingcleilet. Einige kurze weihevolle Worte aus dem Munde des Herrn Siemens und der reich geschmückte Sarg ward von der erleuchteten Estrade nach seinem letzten Bestim mungsorte überführt. Trotz der nur provisorischen und schmucklosen Vcrbrennungscinrichtungcn nirgends eine das innere Gefühl oder die äußeren Sinne verletzende Erscheinung. 4 Minute» vor 8 Uhr ward die irdische Hülle, nachdem der von» Schmerz gebeugte Gatte von seinem treu geliebten Weibe Abschied genommen, dem Verbien nungs-Ofen übergeben. Tic starke eiserne Emgangsöffnung schloß sich und ans der geöffneten Klappe drang die heiße Lust, um schert in in mild strahlende Flammcnwellcn mit rölhlicher Färbung über zugehen, welche nun den zarten Leib der Todten umgaben. Kein prasselndes, schwelendes oder rußendes Feuer, sondern ein bis zur höchsten Potenz erhitzter Luststrom bewirkte in reichlich I > , Stunde den Vcrbrcniulngsprvccß* . Derselbe würde bei Weitem eher beendet gewesen sein, wenn nicht die Beobachtungsklappe fast immer geöffnet wvrden wäre, um den Verlauf der Verbrennung in jedem Stadium beobachten zu können. Während dicses Zcitraums verfolg - ten die anwesenden Vertreter der Wissenschaft mit Aufmerksamkeit den Verlauf der Zersetzung (eouvrematio). Nachdem derselbe so weit vorgeschritten war, daß zur Einsammlung der Asche verschütten werden konnte, wendete sich Herr Medicinalrath Oe. Küchenmeister im Namen der Leidtragenden an die Anwesenden und erinnerte an die ernste Bedeutung des Aschcncinsammelns , welchen schon die Alten in richtiger Würdigung als den wichtigsten Moment der Leichcnbestattung auffaßtcn. Seine Worte legtet! beredtes Zcugniß ab, daß strenge Wissenschaft und ticseS Gefühl recht wohl vereinbar sind. Ans Wunsch des Hintcrlassencn wurden die lieber rcfte der Bestatteten, aus einem Häuf.ben Asche bestell,nd, erst gestern Morgen, und zwar wieder unter enti'precbendcr Feierlichkeit, gesammelt und der Urne übergeben. Noch sei bcmcrlt, daß der zu dieser Feierlichkeit geladene Geistliche sein Nichterscheinen mit Hin weis auf die noch znrückstehenden Beschlüsse des Eonsistoriums motivirte. Mit Spannung wird daher die Auslassung der obersten *> Bereits 3 Minute» nack' der ci'Mgteii llebcimtzrimg i» dcn Vcrvrcnuimgsraiim war kcr Scl'ädcl fast trci. in io Minuten war der linke Arm in der Bütte zerl'rock'c» und der Kops aut!- lintc Bcckciiknochc» fiel und Herz neck) einen sebwarzc» Klumpe» bildete. In >'> Minute» begann letzteres reib zu glübcn und der eine llntcrsck'cnkcl fiel ab, wäbrcnd nack» einem Zeitraum von 20 Minuten sieb der reebtc Unterkiefer löste und die Brustböble ücmlieb anSgcbrannt war. 7 llbr 48 Müinten, also 22 Minuten nach begonnenem Prozeß zerborst der Schädel, der linke UntcrkicKr ncl ab und daN Knochengerüst fing allmälig g» zu glübcn, Lunge »nd Leber bcrbrgnnten nnsicrst längs.»», i lo tgsi mst erst nach der völligen Beendigung dcö wisscnschaitlichcn Mißbrauch, den die Agitatoren der Sozialdemokratie mrt diesem, isrvcrinicnteö die lebten Reste der betreffenden Körpertheile ver. trieben. > schwunden waren
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