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Dieses Blatt wird den Leser« von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestellt, mährend es die Post-Aboiinen"» am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. öerugsgebühr: «le,Dresdner Nachrichten'' erscheinen Aeita, morgen«; die Bkjlelier „I Dreoden nnd der nachlien Umgebung, «o die Aulraaung durch eigene Bolen oder «omnninonoN eriolat. erlialte» Q Blatt an Wochentagen, die «chl auISonn- oder Aeiertaae tolgen. n, tioel Ikiiaudgaden »den»« UN» »orarn« »uaeileiii . N achdruil aller Arliiel u. Or ginal- Mlleilimacii nur mit deullicher Oneltenaugade i.Dceod. l>!achr I liEg Nachttligliche, V-norar. aniviiiche bleibe» unbciiiMichiial: unverlchiat« Ätanuskrivle werden nicht autbewvtirl. Delearamm-Adrelle: Nachrichten Dresden. /sureigeu-tHl. rknnalnne von Anküiidiguiigen t»d nachiiiittaaö 3 ffl», To m. und ftcicrlagS nur Mar.eiiür.che e- von II bis »,,I Unr Die I walllaeGriind- »kilc »ca S Lilbrn^ 20 P:., . Ln< kündiaunaen aui der Pnvaleilc Zeit« gs Pia ; die r'vai»,ereile alS ..tkin- gclaudt" oder anl ^crlikile A Psg. In Üiuinincrn nach Sonn und geirr- lagcii 1 bez. rivattige Grundreilcn 30. 40 bez so und so Pia nach be- lviideiein Larit. Audwarlige Aut- träge nur gegen Boiansbeäabliing. Belegblätler werde» mit rv!t!ig. berechnet. „ tternspreLantchlutz: Am, t Nr. U und Nr. 20VV. ?bo1oerLM8ekv LKALrato kmil WM« «E. ZL 86. Nr.24L. Wktlt! . Neueste Trahlberichse. Hosiiachiieble», Einteilung der La»dtagswal»ttreilc. Tenlscher Slädlelag, <äei>lr>>I!!,enter, -Genchlevelhaiidlnngeii. E>nil Tevrieut. Freitag, 4. Seplemlier 1WZ. Neueste Drahtmeldnngen vom I. September Erfurt. Der Kaiser traf beute morgen 0.27 Uhr aus der Haltestelle unweit Erfurt ein und begab sich nach dem Ab schrecken der Ehrenkompaanie an der Spitze der Fahncnlviiipagnie nach dem Paradeselde. In zwei Sonderzügen trafen die übrigen Fürstlichkeiten ein. Die Kaiserin kam 0,10 Uhr. Metz. Nach einer Mitteilung des Bezirlspräsidenten von Lothringen kann die Notleilung in Garze, obwohl von sciien des Sladtbanamls Tag und Nacht gearbeitet wird, erst Sonn- abend, frühestens Freilag abend, der Benutzung übergeben werden, sodaß erst dann die W a sscr t a'a m i l ä l gehoben jem vird. Wien. König Eduard ist heute kurz nach IN Uhr von Ker abgereist. In einer offenen Host'guipage gab Kasier Franz tzoseph ieuiem Gaste das Geleit zum Baimhoie. eiu^ beui ganzen Wege wurden die Monarchen Vvm Publiknm lebhasi begrüßt. Auf dem Bahnkose hielten sie einen kurze» Eercle ab und betralen ,odann den Bahnsteig, wo sie sich in herzlicher Weist vcrabiclüede- ten. Der König verabschiedete sich in hutdvvlier Weile von den Herren des Ehrendienstes, während Kaiicr Franz Joseph den Herren vom Gelolge^des Königs die Land reichte. König Eduard bestieg hieraus den Salonwagen, erschien am Fenster und »nter- hielt sich bis zur Abfahrt mit dem Kaiser. Nach der Abfahrt winkten die Monarchen einander zu, bis der Bug die Halle ver lassen hatte. — König Eduard empfing gestern den Minister des llcußern, Grasen Golncbowski. in besonderer Auoienz. Wie» Erzherzog Franz Ferdinand sti Mittwoch abend »ach Ujsalü abgereist, um in Vertretung des Kaisers au den Manöver» des 7. nnd 12. Korps teilzuuchmeu. Budapest. In der ersten ungarischen laudwirtichasliichen Maschinenfabrik sind sämtliche Eiscnmeßcr und Hilfsarbeiter wegen Lohnslreitigkeiten in den Ansstand getreten. Paris. Aus Ersuchen von Eonstans wird Minister Delceiss»'- km nächsten Ministcrrate die Frage anrcgen, ob cs nicht rötlich wäre^die gegenwärtig in den Gewässern des Orients wcstcw bm Secstreitkräste zu verstärken. — „Petit Journal" erfährt aus Elcrmorit-Fcrrand, un Verlaust zweier Manöver des 82 Insamcrie-Rcgiincnts habe man sestgesiellt. daß mehrere Schüsse auf Offiziere abgegeben worden seien. Es sti jedoch niemand verwundet worden. Paris Infolge der großen Hitze, die seil einigen Tagen wiM. sind weitere vier Personen am Hitzschlagc gestorben. Mailand. In der Galoschen Spitze nsabrik brach deute abend Feuer ans, welches das ganze Gebäude ergriff. Feuerwehr »nd Truppen waren sofort zur Stelle; trotzdem konnte der Brand bis Mitternacht nicht unterdrückt werden. London. Ein Weißbuch mit den Sitzungsberichten des kanadischen Parlaments ist heute veröffentlicht worden. Dasselbe enihält auch die Korrespondenz bctr. den deutschen Zolltarif. Kon st ant i n o p el. Die Explosion ans dem Dampfer „WaSkapii" der ungarischen Levanic-Seeschmahrts-Gesellsthast er folgte 16 Meilen von Burgas. Es heißt letzt, daß außer dem Kapitän noch '26 Personen getötet worden sind. Da das Schiss vorgestern hier fällig war, wird vermutet, daß die Explosion am vorgestrigen Festtage >m hiesigen Hasen ersolaen sollte, was durch die verspätete Abfahrt des Schissts von Varna vereitelt wurde. K vn st an t i n öv el. Nach einer der hiesigen Agentur der ungarischen Lcvanle-Secschisfahrts-Gcstllschast zugegangenen Depesche kamen durch Explosionen an Bord des Dampfers „Waskapu" in der Blicht Messcmbria insgesamt 28 Peisonen um. Oertliches und SnchsischcS. D r c s de». 3. September. —* Zu der gestrigen Paradctafcl im König! Schlosse waren ferner Einladungen ergangen an die als Gälte Seiner Maiesiai des Königs zur Parade hier anwesenden preußischen chcneraie ustv., an jämlliche Generale und Stabsoisiziere, sowie höhereil Adjutanten und im StabSoffiziersrange sichenden Sani- hüsossiziere des 12. Armeekorps, an die Generale und Stabs- oifiziere der zusammengesetzten Kavallerie-Division 1t, an de» Kriegsmlnistcr v. Hausen, an höhere Beamte des Kricasmini- sieriums, der Intendantur, des ObcrkrieasgcrichtS, der General- dircklion der Staatseisciibahncn und an oie beiden Mikttärober- psarrcr der Garnison Dresden. Wester waren mst. Einladungen all dicstr Taiel beehrt worden: vom diolvinatischen Kvirs der preußische tstesaudie Gras von Dönboif mit dem Legalwnssekrctär Grasen von Wedel, der hämische GeschästSlräger Freiherr Poschin- ger von Frauena» nnd der sächsische Gesandte in Berlin Graf von Hohembal und Bergen; ferner a» den Slaalsininister von Metzseh>Neichenbcich, die Generale von Atviilb,'! und von Rchher, sowie Amlohauplninnil Dr. Ilhleiiinnn. — Die Versainniliing der Gäste ersvlgie ini Bankettsnale und im großen Ballsaale, von wo ne vor Eiwrstt der allerhöchsten und höchsten Herrschaften sich in die Speistjöle begaben und die Plätze an der Taiel ein- nahmen. Emc Elircnlvaclfe des Gardcreiter-Ncgimcnts war vor der französiNnen Galerie stu zweiten Stock anfgetrelen und er- NneS den xinkaniiiieiiden die »nlilärischen Ehren. Der Kaiier »nd der König erschiene» km; vor 0 Ilbr gemcinsain im Be» iaiiin'l'.iiigs'stnuner s,irsl!:chen Herrschailen im zweiten Stock und /rinen vom Sllick>aale aus. wo der fürstliche Dienst die Hernchastcn erinariele. nn Evrlc-ge in die Festräume ein. Dem Fnriienznge icl>riilen die Leil'pagcn in ihrem kleidiamen stivkoko- kaiiüm voraus. Die Dastl Ivar >m dem reickgeschinückten Bankett- saai. Eckpaiadc'aai nnd dem ansloßeiiden Kajstesalon auinesteUt morden nnd zählte 300 Gedecke. Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften nahmen a» der Tafel im Eckparadcsaal in der von uns bereits gemeldeten Sitzordnung Platz. Ihnen schlossen sich »ach beiden Seilen die zur Tafel geladenen Gäste an. Zur Schmückung Vieler fürstlichen Tafel war das Goldserllicc ver wende! worden, das ans prächtigen Prnnkgcfäßen aus dem 16. und 17. Iabrhnnderl besteht und mit dein allen Watteau-Por zellan »nd den herrlichsten Vlnmengcbindcn von Orchideen und Nosaroieil in zarwsler Farbenznsamiiienstcililiig der Festtafel ein vrächiigeS Ansieln?» versteh. Ferner schmückten diesen Spciicsaal zwei große GvldbüiestS, die mit hervorragenden Knnstgegciiständcn bestehend aus silbernergoldeten Pokalen, Tabletten, Becken, Flaschen. Vaicn und Terrinen, den Tafeln gegenüber zu beiden Seiten der Einqangstür ausgebaut waren. Die Tafeln im Bankettiaale und Kaffceialon waren reich mit Silber und Por- zellan geziert und mit duftenden Arrangements der seltensten Orchideen und Roien geschmückt. Als der Ebamvagncr ein- aeschcnkt worden war, wurden von Ihren Majestäten dem Könige nnd'dem Kaiser die bereits gemeldeten Trinksprüche ausgebracht. —* Kaiser Wilhelm traf in Leipzig gestern abend 11' ä Ubr mittels Host'onoerzuqes. von Dresden kommend auf dem ilcbergangsbahnhofe ein, wo der Zug auf einem Nebengleise stehen blieb. Der Kaiier verbrachte die Nacht iin Wagen und fuhr heute früh 6 Uhr nach Erfurt ab. König Georg kam von Dresden mittels Holznges in Leipzig II Ubr IO Min. a»f dem Dresdner Bahnhaie an nnd fuhr ins König!. Schloß, wo er übernachtete. Ein offizieller Empfang fand nicht statt Auf der Fahrt vom Bahn- Hose ins Schloß wurden dein Könige von einem zahlreichen Publikum .Huldigungen dargebracht —* König Georg begab sich heute früh von Leipzig ans mit Tondcrzug 7 Uhr 20 Minuten nach Erfurt und wohnte dort der Heuligen großen Parade des 1l. Armeekorps bei. Am Nach mittag kehrt er nach Leipzig zurück, wo um 7 Uhr königliche Tafel siattfin'dct, zu der der Kommandeur des l06. Infaittcric-Regimcnis Oberst von Kospoch mit Einladung beehrt worden ist. —* König Georg hat der preußischen Hailpt-Kadetten- anstcitt in Groß-Lichtersewe fein Bild, sowie das des verewigte» Königs Albert heinos Ausnakine >>t den dortigen Feldmarichall- iaal durch den sächiisckfen Milttär-B'cvollmächtiglcn in Berlin, Flngeladjulant Oberstleutnant Krug von Nidda, am 20. Anglist, dem GKenktagc von Nonart, überreichen lassen. -"Kaiser Wilhelm stattete gestern nachmittag dem preußischen Gesandte» Grafen Dönhoff eine;-. Bestich in der Ges »dtichasl, Goctlicsttaße 1. ab. -* Prinz Eitcl-Friedrich von Preußen wurde zum Oberleutnant in der sächsischen Armee ä In suite des 7. Königs-Insanleric-Regiments Nr. 106 mit einem Patente vom 0. Februar 1002 ernannt. —* Prinz Albrecht von Preußen, Prinzrcgent von Braunschweig, zog sich eine leichte Erkältung zu, weshalb er hier im Rcstdcnzschlosse Zurückbleiben und den Kaiser nicht mit zur Parade begleiten konnte. —* Prinz AIch recht von Preußen, welcher an der gestrigen Paradctafcl nicht tcilnahm und bis heute nachmittag in 'Dresden znrnckblieb, ist, nachdem sich sein leichtes Uittvohlsein ge- belfert hat, zu den Lrnnpenübniige» nach Halle abgercist. —" P r i n z E r n st v v n S a cl>! e n - A l t c n b n r g besuchte am Mittwoch nachiiiittag die Papicchandlung von Johann Frey. Georgplatz. —" Der Herzog von Aostn erhielt de» Orden der Naittciikwne. —* Ans Anlah des Besuches des Kaisers sind hier zahlreiche Ordensverleihungen erststgt. Es erhielten u. a Genem! iiitendan! Gins Selbach die Biillairlen zum Note» Adlervidcn 2. Klane nitt dem Stern, Oberst v. Erlegern den Noten Adler 2. ,Klasse, Adjutant Hanplman» v. Zeichan den Note» Adler 1. Klasse »i>! Krone, Hvsliaurctt Fröhlich und Hrstsclreiär Laurich den Nststen Adler -!. Ltiaisc, Oicneralmiistkdirelior von Schuch die Brillanten zum Kronenvrdc» 2. Klane. Hoirat Dr. M e » c i den Kroiienrnden 3. Klasse, Negijscur Mvris »nd Hnnsniarichallainlssekrelär Schubert den Kronenorden I. Kla'se. Hanprfvalrollkiir K ra i» c r das Kreuz zum Llllgcmciiien Ehren zeichen. Hausinsvektor T e g t in euer das Allgemeine Ehrenzeichen. —' Ter Königl. Holstmricr Werner erhielt vom Kaiier cme kostbare goldene Nh'- mit Kette. 1>er Königl. Wirttchaitsielretär Walther vom Großherzvg von Sachsen-Weimar bas Okittcrlcnz 2. Klasse des HausvrdenS vvm Weißen Falken. — Das denliche Paleiitaint hatte küizlich üher die nicht iin- interessaiile Frage zu entscheiden. ol> ein Beschluß der Ainneldc- ableilnng des Amtes, »ach welchem die Bekanntmachung einer Patentanmeldung erfolgen soll, auch dann anszu- führeii ist. wenn »och vor der Bekanntmachung 'Tatsachen fcs!- gistcllt weide», welche die Zurückweisung der Amneldiiiig gebvlcn eischeiiic» lasse». Die Annirlde stlbleilnug X heanlworlcte diese Frage nach einer Mitteilung des Patent»,,remis P. Verbeck, hier. Aniiiloiistraßc ä!>. verneinend, indem sie anssührte, das Patentamt würde, wenn cs in solchem Falle die Bekanntmachung bewirkte, im Publikum die falsche Vorstellung erwecken, es lüge eine valent fähige Eisindnng vor, und eS könnten dadurch wirtschaftliche Ent schlösse und A»oldn»ngeii dritter Pcoonen in einem der Wahrheit widcttprccheilden Sinne beeinflußt werde». Ferner würde ein. wenn auch nur einstweiliger Schutz für einen überhaupt nicht ichutzsähigc» Gegenstand verliehen. Dieser Austastung hat sich i» ihrer Entichridung die Beschwerde-Abteilung II des Patentamtes nicht angetchiosse» und die Erwägungen der Anmclde-Ahterlung X mit der pvsstiven gesetzlichen Regelung des Patentcrtcilungsver- fahrcns nicht im Einklänge stehend betrachtet. Wären diele Er Wägungen richtig, so müßte das Patentamt auch dann l-re Aus legung einer Alimcldnng rurterbrecheii können, wenn die betresten.de VMennsindernde Tatlache dem Amte durch einen Einipruch zur Kenntnis gelaugte In 8 21, Alllatz 3 bestimmt aber das Patent- ncietz, daß über die Erteilung des Patentes nach Ablauf der Ein spruchsfrist, aljo »ach zwei Monaten vvm Tage der Auslegung bezw. Bekanntmachung der Anmeldung an gerechnet, Beschluß ge faßt werden soll. Das Gesetz schreibe also die Fortdauer der Aus legung und damit des scheinbaren Schutzes auch für den Fall vor, daß pateitthiiiseriidc Tahachen aktenkundig geworden sind. — Tie im Parke der Deutschen Städte-Aus stellt! ng gestern abend zu Ehren des Deutsch cn Städtetagcs durch den Fcstausjchus; veranstaltete und von der Firma Franz Fröhlig Nachf. sInhaber A. v. Böhmes ausgeführtc Illumination übcrlraf „alles bisher in der Ausstellung Gebotene an Mannig faltigkeit der Belcuchtungscffektc. Die große Terrasse war mit großen Mengen echt chinesischer Lampions ausgcstattct, die in Form von 'Festons sich in leuchtenden Ketten von Baum zu Baum zogen und in der Mitte eine» mächtigen Stern bildeten, dessen Strahlen, von einem Maste ausgehend, sich über den ganzen Platz verbreiteten. In ähnlicher Weise waren die Gartenanlagen der Ausstellung Tresdner Garlenbaunrinen reich beleuchtet und strahlten in den buntesten Farbe». DaS südliche User des Teiches iaßien Arrangements von Bogen »nd von auf Säulen ruhen den Kreisen in orange, rot, weiß und grün ein. Im Mittelgründe waren Transparents des Reichsadlers, slanLcrt von den Wappen Sachsens und der Stadl Dresden, ausgestellt. Auch die Türme der Windturbiiicn und deren Räder waren verschwenderisch mit Lampions besetzt, ebenso »msäuintcii Illuminationskörpcr samt- lichc Wege und Rasenflächen, sodaß das Ganze einen wahrbas! leenhasten Anblick bot, an dein sich die vielen Tausende von Be suchern bei dem herrlichen Wetter, das die Veranstaltung begün stigte, bis in die späten Nachtstunden erfreuen konnten. DaS Eilers-Orchcster und das Dresdner Philharmonische Orchester laten ihr Möglichstes, »m durch ihre inusikalstchen Gaben die Stimmung dieses merklich festlichen Abends zu erhöhen. Knust mid Wissenschaft 7* Mitteilungen aus dem Bureau der Königl. Hof- thcater. Ter Vorverkauf für die in neuer Einstudieruirg nnd Ausgestaltung Sonntag, den 6. September, iin 'schauspiel- lianie in Szene gehende Borstellung der „Jungfrau von Orleans" beginnt Sonnabend, de» 5. Septcnibcr, vormittags lll Uhr. — Die bisherigen Abonnenten des Schauspielhauses werden nochmals daraus äusmerkiam gemacht, daß die Aus gabe des Abonnements an der Tageskalle des Schauspicl- bauies Sonnabend, den 5. September, vormittags 10 Uhr, bc- ginnt und in der Zeit von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 2 Uhr bis Mittwoch, den 0. September, dauert. Bei der Ent nahme des Abonnements muß die erste Rate lfür 10 Vorstellungens cnlrichtct werden. — Die erste der annckündigtc» Ausführungen von Richard WagnerS „Ring^dcS Nibelungen" findet in der Zeit vom 14. bis zum 22. September statt, und zwar gelangt Montag, den 14., das „Rheingold", Mittwoch, den >16., die ..Walküre", Sonnabend, den 10., „Siegfried" „„d Dienstag, den 22.. die „Götterdämmerung" zur Aufführung. Emil Devrient. DaS Wort des Dichters von der Nachwelt, die dem Mime» keine Kränze flicht, hat schon längst keine Gültigkeit mehr, — gwße Darsteller lebe» heute auch nach ihrem Tode fort im Oledächtnls der bewundernden Nachwelt. So nimmt es uns auch kein Wunder, wenn sich heute die litc>aritche und künstlerische Weit anschickt. die Heiitcnarfeier des Geburtstages eines Emil Devrient zu feiern, der am 4. September 1803 als Sohn einer mspriinalich bolländischen Familie (De Vrient) das Licht der Welt erblickte, um icbo» im Jahre 1831 an derDresdnerHofbühiie eine dominierende Stellung eiiizunebmen, die er bis znni 1. Mai 1868, dis zum Tage seines Rückttitts vom Theater, an der gleichen Stelle in uiigelchwächtcr Stärke innc habe» tollte. Bon de» drei DevrienIS, die als künstlerisches Dreiaestirn in der ersten Halste des vorigen Jahrhunderts am Theatcrhlmmel der hervorragendsten deutlchen Bühnen glänzte, ist Emil der berühmteste geblieben, obgleich ihn lein Bruder Ludwig, der Frennd »nd Zcchgenossc des genialen Novellisten Theodor Amadeus Hossman», »ach den Aussagen zeit- «enWIchcr kritischer Autoritäten an dämonischer Lctdcnicbasl alsDar- fkeller übertcas. Diesen Rnhm bat Emil Devrient in erster Linie »eben scmr» ohne Frage außerordkiltlichen küiisllcriichcn Vorzügen seiner hervorragenden Position an der Dresdner Hosbuhne und seinen aus gedehnten Gastspielreisen ru danken. Vornehmlich die mit eminentem Ersolg absolvierten Gastspiele in allen großen Städten Deutsch lands. mehr noch aber die im Auslande trugen überdies außerordent lich zur Hebung des Ansehens des Dresdner HosichanspielS bei. 'Von höchster Bedeutung, war ». a. seine Mitwirkung bei den Mnstcrvorstellnngen unter Dingelstedt in München, sein Auftreten in Pctcrhvs vor dem Kaiser vo» Rußland, vor allem aber lein Gastiviel in London, das nicht nur tür die ganze deutsche Schau spielkunst überaus ehrenvoll verlief, sondern ihm auch den persön lichen Triumph einliracdle, daß sein Hamlet noch über de» von Kcan und Kenible gestellt wurde, obwohl der weiche Grnndzug seiner Darstellung, der ja für sein gaiizes knnstlerisches Weien charakteristisch war. ansangs etwas besremdete. Die darstellerische Eigenart Devrients befähigte ihn, so reich sein Repertoir in den langen Jahrzehnte» seiner Tätigkeit am Dresdner Hosthcalcr auch weiden mußte, in erster Linie zur Verlorne»uns der ideale» .Hcldeiigestatte» in de» klassischen Dramen. Noch als Sechzig- jähriger ipielte er seine beiden große» Paradcrollen Tasso nnd Posa mit derselben Wärme des Ausdrucks, demselben schwung volle» Stil und jener stark idealisierenden Gestaltung, die der moder nen Bühne beinahe sremd geworden ist. Unterstützt wurde Devrient allerdings durch glänzende äußere Eigenschaften, vor allem durch sein wundervolles Organ, einen klangschönen Bariton, der ihn i» den Jahren vor keinem Dresdner Engagement vorübergehend sogar zur Mitwirkung in Opernvoistellungen befähigte. Daß der Künstler auch iin Lustspiel Hervoriagendes leistete, ist bei seine», seinen Geschmack nnd der starken darstellerischen Intelligenz, die alle seine Darbietungen auszcichnete. nichts mehr als selbstverständlich: io werde» namentlich sein Bolingbroke und Bolz als fein nüancierte Leistungen gerühmt, wenn sie auch dem Künstler von voncheicin nicht in dem Maße günstig lagen, wie die große» rhetorisch pathetischen Heiden. Für Dresden war Emil Devrient nahezu vier Jahrzehnte nicht nur der berühmteste, mehr »och der populärste Schauspieler, zugleich der erste darstellende Künstler, der nicht allein dekoriert wurde, sondern auch sich eines höfischen Prädikats — der Herzog von Sachseii'Kodurg-Golha verlieh ihn, das Prädikat „Hosrat" — erneuen dnrtte. A» sonstigen Auszeichnungen, die dem Künstler bei seinem Rücktritt von der Bühne z» teil wurden, belaß Emil Devrient noch da-S Ritteikreiu des sächsischen Zivilvcrdienstordcns, das ihm der König persönlich überreichte, den prcnßiichcn Kronen ordcn 3. Klasse und das Ritterkreuz 1. Klasse des hessischen Verdienst vrdens; außerdem wurde er bei seinem Abschiede von der Bühne Zinn außerordentlichen Elireniiiilalicde des Dresdner Hosthcaters ernannt, mit dem ec aus diese Weise wenigstens äußerlich dis zu seinem Tode <7. August 18721 >» Fühlung blieb. Von der schier »»glalidliche» Beliebtheit des Künstlers in Dresden geben die Berichte von der A b s ch i e d Sv o r st c l l u n g Devrients am 1. Mai 1868 nnd der Szenen, die sich schon mehrere Tage zuvor vor dein Königl. Hoftheater adspiclteii, beredte Kunde. Nach den übereinstimmenden Darstellungen deftTagcsblätter ist ein ähnlicher Enttmsiasinns. auch ein ähnlicher Andrang an die Kasse des.Hostliea kers nie zuvor dagewesen. Einige Einzelheiten, die an jenen Tage» die „Dresdner Nachrichten" hierüber bringen, sollen an dieser Lielte Platz finde». Die Abschiedsvorstellung Devrients, die noch einmal seinen berühmte» Tasso in Erscheinung treten lasten sollte, ivar ans Freiing, den 1. Mai. aiigesetzl. Am Montag abend hatte» sich bereits die ersten Billettpetentcn vor dem Hosthcalcr eingefnnde», um geduldig bis zur Eröffnung des Vorverkaufs, der erst um Mittwoch begann, ante norttm ansznharren. Die Billetifägcr hatten eS sich vorwiegend auf Sesseln oder großen wollenen Schlafdecken bequem gemacht, um die diversen Nacht wachen gut überstellen zu können. Ihre Frauen »nd Angehörige« brachten ihnen den Morgenkaffee, das Mittag-und Abendbrot an d»t Theater, so daß der Platz sehr bald wie eine fliegende Taverne ausstrli. Von Stunde zu Stunde, von Tag zu Ta^ wuchs der Meiischciistrol». den ein bedeutendes Aufgebot von »Schutzleute» kaum noch in Ordnung zu halten vermochte, bis endlich Mittwoch nachmittags uni 2 Ubr sich die Türen zum Vorverkauf öffnete», nnd man von den todmüden Billettkandidaten immer nur je Mann in das Kaneiisoper treten ließ. Dir Billettpretse erreichten die für damalige Zeiten schwindelnde Höhe von 25 und 5V Taten», die noch dazu, wie der Chronist erzählt, „mit Vergangen" gezahlt wurden. Natürlich konnten i» dem fabelhaften Gedränge des ViUettaiistnrms. in dein sich wieder einmal das schöne als das starte Geichlecht erwies, allerhand UnalücksMc nicht auSdt«W«>, jo daß man cS den Behörden schließlich nicht verdeuüe,