Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 19.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187403199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-19
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.03.1874
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»»rttiillraS« IS. klbon- nrmenl»«rel« »ierttNINir- Nch SS'/, »i»«., durch die Post »L N,r. «»»«>,, Nummern > Nur. null»,«. 23000 Sr»l. glir di, NUiIgade eilige» laudier Manuicripie macht sich die Redaciio» nicht verbindlich. Juleraten-Amialiine aus wärts: Haa»«uitain uns Vogiar in Hamburg, ver. li», Wie», Lciprig. vasel, Breslau, tzrauifurr °. M. — i'.u-l. IIu»,» in Berlin, vewzia, Wien. Hamburg, granlsurt a. M., Mlin- cheu. — vaad« ib 0o. in ssiaulfuri a. M. — I r. Vo!»r in ildenivib- — lla- ea», l,ri!tt», Lalllar t La. in Paris. Tageblatt für Unterhaltung nnd GeschiWverlchr. .Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Liepsch llcilhlirdt in Dresden. Verantwortl. Nebacteur: Inlins Neikhardt. Pnsera»e»ee»-n1>t«i,. matze lg angenrmnre- ui« ilb.« Udr, Sonntag« di« Mittag, »2 Udr. In Neuitadt: gratzc «klasler. -iiss« L bi» «bd. d Udr. Der Raum einer «in Idaltige» Peiitjeiie koslet lü Psa. Singesandt di, Zelle » Sigr. «ine Baraniie iiir da« »ijchsitäaiae lirschei- „en der Inserate wird nicht gcgadc». SluSwäriige Annoncen, Ausirdgc von >i»5 und«- kaiinleil Iirmen u. Per- sauen iuseriren wir »u> «egen Pränumerando- Zadlung durch Brief- niarken oder Posletnjali- lnng. v Silben loste» l'i, Rar. AiiSwärilge koiineu die Zahlung an d aus eine Drcsdncrflirm, anweisen. Die Er». Rr. 78. Remizehnter Jahrgang. Vlltrckactcur: Für das Feuilleton: I>r. »,„N »lvrov. Dresden, Donnerstag, 19. Mürz 1874. Monneinent. Dir geehrten miöwärtigc» Leser der „Dresdner S'gchrlchtcn" bitte» wir, das Abonnement für das zweite Quartal 187 L nttgciiinmt erneuern z» wollen, damit wir im Stande lind, die 'irnmmcrn ohne Nnter- brechnnff weiter zn liefern. Siiirrmtliche Postr-Anstalten des deutschen Reiches und ganz Qesterreichs nehmen Lestcllnugeu auf unser Blatt an. In Dresden abonnirt inan Einschliesslich des Bringcr- lohncs vierteljährlich mit 22'..Ngr., bet den sächsischen Post-Anstalten mit 25 Rar. Expedition in Dresden, Maricnstraste IS. Politisches. Einen Schreckschuß feuert die „Krcuzzcituitg" mit der Drohung ab, daß der Reichstag aufgelöst werden solle, wenn er in der Mili tcirsrage nicht bedingungslos die Waffen streckt. Wir meinen jedoch, daß die ReichSregicrung c« sich zweimal überlegen wird, ehe sie 40 Millionen Menschen abermals den Agitationen, die mit der Aus übung des gleichen und allgemeinen Wahlrechts verbunden sind, aussetzt. ES wäre das ein bedenkliches Experiment. Wenn du ReichSregicrung für die Neuwahlen das Stichwort selbst auSgicbt: unbedingtes Einwilligcn der Volksvertretung in alle Forderungen des Militarismus? oder vernünftige Verhältnisse zwischen der Wehrkraft und der volksivirihschaftlichen und finanziellen Leistungs fähigkejt des deutschen Volks? — so ist als sicher anzunehmen, daß das Volk sich auf Seite der Männer stellt, welche der letzteren Parole als Abgeordnete folgen werden. Noch sind im Reichstage die rcichsfrcundlichcn Parteien in starker Majorität — werft vn- llngerweise das unpopuläre Thema des unersättlichen Militärctats als Schlagwort in die Wählcrmasscn und ihr werdet sehen, ob ihr noch auf eine rcichstrcue Mehrheit im nächsten Parlamente zu zählen vermögt! Was wollen denn die Männer im Reichstage, denen dic „Kreuzzeitiulg" mit dem Nachhauseschickcn droht? Die Wehrkraft dcS deutschen Volkes erschüttern oder schmälern? Die Schlag- und Sprungfcrtigleit seines Heeres lähmen? Nichts weniger als Das Wenn sich aber im Militärausschüsse crgicbt, daß die Ziffer von 400,000 Mann FriedcnSpräsenzstärke -Line willkürlich gegriffen! ist, wenn selbst preußische Eonservativ« nur eine MinimakMer von 384,000 Mann bewilligen wollen: wenn trotzdem die Militärver waltung den berechtigten Forderungen nach einer erträglichen Fest stellung der Mlitärlast, nach Wahrung eines kleinen Ziestes vom Vudgctrccht des Reichstags ein cwigcä Nein! entgegensetzt, dann tragen nicht die Abgeordneten, dann trägt der Starrsinn des Mili tarismus die Schuld an dem drohenden Conflicte. In allen civilisirtcn Staaten steht das Recht, die Friedensstärke des Heeres zu bestimmen, zu den alljährlich sich erneuenden verfassungsmäßigen Befugnissen der Volksvertretung. Man hat mit Recht das Vertrauen zu jedem gebildeten Volke, daß cs nur Männer in die Volksver tretung schicken wird, die in ihrer Majorität stets das Interesse des Vaterlandes im Auge haben. Der militärische Fachmann wird sich immer so viel Vertrauen zn erwerben wissen, daß die Volksver tretung sein Urthcil als maßgebend betrachtet und nach den Zeit- nmständen die berechtigten Forderungen der Regierung bewilligt. Weshalb sollte Deutschland dieses Rechtes unwürdig sein? Weshalb setzt man voraus, daß künftige Reichstage so selbstmörderisch sein würden, dem 'Reich zu versagen, was zu seiner Existenz unumgäng lich ist? Vielbesprochen wird ein Vorgang bei dem Jmpfgcsetze. Mit 141 gegen 140 Stimmen hatte der Reichstag es abgclehnt, daß bei drohender Blattcrnepidemic die Behörden berechtigt sein sollen, eine ZwongSimpsung anzuordncn. Or. Löwe setzte es aber durch, daß dieses Recht in solchen Staaten, in denen cs jetzt schon besteht, z. B. in Preußen, aufrcchtcrhaltcn werde. So sehr wir materiell mit dieser Bestimmung einverstanden sind — eigenthümlich ist cs, daß hiermit festgesetzt wird, daß Landesgesctze nicht durch NcichSgesctze aufgehoben werden. Der preußische Particularismus trug den Sieg über die Ncichsidee davon. Wenn es sich um einen Lanzettcn- stich in den 'Arm handelt, da darf der Particularismus, weil cS zufällig sich um eine preußische Institution handelt, obenauf sein; als cs aber um das Kopfabschlagen, um di»TodcSstrafe sich handelte, da mußte (die „Franks. Ztg." zieht diese zutreffende Parallele) dic Rechtsgleichheit oberstes Princip sein und die Todesstrafe da cin- gcführt werden, wo sie schon lange nbgeschafft war. Was sich jetzt im Wiener RcichSrathe abspielt, zieht das In teresse aller Denkenden mächtig an. Im Herrcnhausc erklären dic Kirchenfürsten das längst aufgehobene Concordat noch als rechtsver bindlich für sie. Freilich war es stets eine Goldgrube und ein be quemes Mittel, auch auf politischem Gebiete migcmessenen Einfluß zu üben. Sie machen sich die Anschauung des Bischofs Rudigicr in Linz zu eigen, der einmal behauptete, daß die „allcrheiligstc Jung frau Maria das Concordat unter ihrem Herzen getragen habe," und daß, wo dasselbe treu und gewissenhaft erfüllt worden, „weder der Preuß' noch dic Cholera" haben eindringen können. Im Wgcord- netenhause aber schicken die Elericalen wüthende Stürmer aufStür- mer nach der Tribüne, um gegen die konfessionellen Gesetze ihre Kapuzinaden loszulassen. Das zweite dieser Gesetze betrifft die Besteuerung des Pfründen- und Klostervormögcns. Kanin Eines der vier kirchcnpolitischcn Gesetze entspricht so augen fällig den Forderungen des praktischen Bedürfnisses, der Billigkeit und der auSgleichcnden Gerechtigkeit, wie diese Vorlage. Was ist gerechter, fragt die N. sr. Pr., als daß daS Vermögen der Kirche dazu benützt werde, um die Kirche zu erhalten? Und was ist unge rechter, als der dermalen herrschende und von den Tausenden im Dienste der Kirche stehenden niederen Elericalen beklagte und inner lich verwünschte Zustand, wonach Stifte nnd Klöster, die dcm „be schaulichen" Mönchslcbcn gewidmet sind, im Ucbcrflussc schwimmen, Kirchenfürsicn und Domcapitcl ein Jahreseinkommen beziehen, das mitunter nach Millionen zählt, während die im harten Scelsorgc- oicnstc stehende Geistlichkeit ans die Staatsdotation gewiesen ist, welche unter dcm Titel des Zuschusses für den NcligionSsonds ge währt wird? Trotz des riesigen Vermögens, über welches dic Kirche verfügt, wird dic Mehrzahl der katholischen Geistlichen aus Staats- Mitteln kümmerlich erhalten, und bis auf sechzig Millionen beläuft sich die Summe, welche der Staat bisher dem ReligionüfondS aus den Stcucrgeldcrn vorgcstrcckt hat, ohne Aussicht, daß dieselbe je mals werde zurllckcrstattct werden. Um diesem widersinnigen Zu stande ein Ende zu machen, bestimmt der Gesetzentwurf, daß von jenem Kircheiwcrmögen, welches über den Bedarf der darauf gewie senen Personen hinaus Ucberschüsse anfweist, eine Steuer erhoben werden sott mit der im voraus fcstgcstcllten Widmung, in den Rcli- gionSsonds zu fließen, mithin snrKirchcnzwcckevcrwcndct zn werden. Das ist der Inhalt der Vorlage, von welcher dic Encyklica behauptet, „daß sie dic Kirchengüter durch ankcrlcglc Steuern so zu vermindern beabsichtige, daß der elende Besitz und Jruchtgcnuß, den man der Kirche lassen wird, nicht als Ehre, sondern vielmehr als Spott und alS Deckmantel der Ungerechtigkeit bezeichnet werden muß". Gegen ein solches Gesetz melocten sich 25 clericaleRedner; nur 7 vermochte das Abg.-Haus anzuhörcn. Es ertrug lange Zeit dic pöbelhaften Insulten dieser tonsnriaten Gesellen, als aber der Abg. Bürnscind ausricf: daß, je mehr verlorne Provinzen, zcrrnttcteVcr mögen, Thräncn und Jammer ein Minister verschulde, desto mehr steige er in der Gunst der Krone", da zuckte der Blitzstrahl vom Prä- sidcntcntische und die Debatte wurde geschlossen. Von Seiten der Freunde des Gesetzes ergriff Keiner das Wort, Gewährenlassen der Tobenden war dic Parole, scknveigcnd wurde das Gesetz angcnoin men. Der Kaiser Ocstreichs aber „forcht sich nit" vor den vatikani schen Gespenstern und Flächen. Als constitnlionellerFürst hat er den Brief des Papstes an ihn seinem Reichskanzler zur Beantwortung übergeben. Noch ist man ohne Kenntnis; von der Wirkung der Chisclhurstcr Rede des Prinzen Napoleon auf die Bevölkerung Frankreichs. Die Demonstration fällt in eine für die Bonapartistcn ungemein günstige Zeit. Handel und Wandel liegen mehr darnieder als je. Die Le gitinnsten haben ihre Unfähigkeit bewiesen und ihre bemoosten Prin- zipsm ziehen-mcht ,«HpKM»Vrkdanistcn haben cS über eine mehr oder wenige offen betriebene Erb- und Thrvnschlcichcrei nicht hinaus gebracht; die Republikaner, noch die lebenskräftigste Partei, sind zer spalten und können den Geschäften nicht Aufschwung geben — so sehnt sich das Volk nach den Fleischtöpfen dcS Kaiserreichs, dcm gro ßen Wohlstände, den cs bot, nncingcdcnr der Thatsachc, daß das tlmpiro die Schuld an und dcm Kriege trägt. den täglich drückender werdenden Stenern dcr Nationalversammlung, dic ver 3 JahrennurLBonapartisten ausEorsicazählte, sitzen jetzt mehr alsö( mehr oder weniger offene Bonapartistcn; Rouhcr, der Exvicelaiscr ist eine gewichtige Person, der elende Ollivicr wagt bereits mit lcich tcm Herzen aus seinem Dunkel hcrnorzutrctcn; Mac Mahon ist ein ehemaliger Marschall Napoleons; Magnc, der Licblingssinanzmann deS Mannes von Sedan, hat dic Leitung des wichtigen SchatzmateS . die Armee und Verwaltung befindet sich in den Händen gnt'kaiser sicher Offiziere nndBeamten — wie sollte der hübsche frische Bursche, der mit mittelmäßigen Natnranlagen versehen, jetzt in Ehiselhurst in die Periode der Großjährigkeit französischer Herrscher tritt, nicht glauben, daß ihm, dcm jungen Adler, bald dic Schwingcn zum Fluge über den Kanal wachsen werde? Locales nnd SiichsischeS. Leipzig hat das Prädicat — Der Sattclmachcr Köpcle zu „Königlicher Hofsattclmachcr" erhalten. — Am Montag fand im Landhansc im Saale der 1. Kammer der jährliche Kreistag der Stände des Meißner Kreises statt. An wesend waren die Bürgermeister der Städte: Dresden, Meißen. Schandau re., sowie der größte Theil der Besitzer von den im Meiß ner Kreise licgcndcn Rittergütern. Als Präsident snngirtc Herr Kammerhcrr v. Zchmcn auf Stauchitz. Nachdem derselbe der ÄuS- gcschicdcncn gedacht und die Anwesenden begrüßt, wurden mehrere Herren, welche das erste Mal anwesend, von Herrn v. Zchmcn mit telst Handschlag verpflichtet. An Stelle des Herrn KrciSsccrctair Dietrich wurde Herr Calculator Schubert gewählt. Hierauf ging man zur NechnungSablegnng der verthciltcn Zinsen dcs vorigen, sowie der Verwendung der Zinsen dieses Jahres über. Die Meiß ner Stände besitzen ein Capital von ca. 170,000 Thlr., dessen Zin sen zum größten Theilc jährlich vertheilt werden; und ' zwar unter WohlthätigkeitSanstaltcn. So erhielten im vorigen Jahre das Wai senhaus zn Pirna 900 Thlr., das hiesige Taubstummcninstitut 294 Thlr., Blindenanstalt 672 Thlr., Diaconissenanstalt 450Thlr., das KnabcnrcttnngshauS zu Riesa .500 Thlr., dasselbe und Diaco- ncnbildnngsanstalt zu Obcrgorbitz 500 Thlr. ». s. w. Sollte bei Lesung dieser Posten nicht auch eine freundliche Bitte au dic geehrten Stände des Meißner Kreises sich richten dürfen, unserer BildungS- anstaltcn für Kunst und Industrie zu gedenken? Nachdem der Kreistag beendet und dic Vertreter der Städte sich entfernt hatten, begann dic Sitzung des ritterschastlichen Ecnvents, dessen Tages ordnung einfach in der Prüfung der Rechnung über die ritterschaft- liche VorrathScasse auf das Jahr L873 bestand. — Aus den Verhandlungen der Finanzdeputation der 1. Kammer, welche in der Vcrtaguiigszcit über das Budget wiederholt Sitzungen gehalten hat, verlautet folgendes Nähere: Die Deputation Bewilligungen der 2. Kammer nicht beitreten. Dafür wird sie die .50 Gensdarmen für Dresden, von denen die 2. Kammer bekanntlich die Hälfte gestrichen hat, zur vollen Bewilligung, ebenso das Halten von Geschirren durch die AmtS- hauptlcute, empfehlen. Das Budget ist folgendermaßen unter die Referenten verthcilt: Handelskammer-Präsident Nülcke berichtet über das Einnahmebudget, Prinz Georg, k. H., über den Bau-Etat, Oberbürgermeister Pfotcnhaucr über das Ministerium der Justiz, Herr Seiler über das des Innern, LandeSältestcr Hempel über das der Finanzen, Kammerhcrr v. d. Planitz über das des Cultus, von Bühlau über das des Auswärtigen, die allgemeinen Staatsbedürf nissc und dic RcichSmatrikularbeiträge, Kammerherr v. ErdmannS- dorsi über die Eisenbahnen und die Steuerreform. Außerdem sind jedem Referenten die mit seinem Departement zusammenhängenden Partiecn des außerordentlichen Budgets zugctheilt worden. — Acrliner Briclc IV. Dov Parlament feiert schon wie der, wcnigstcnv das 1'lo»umi:oclit nniM-i. cd tritt den Vorrang an dic Militär-Commisston ab. Viele Abgeordnete haben Berlin in Unlust - n einer Session verlasse», welche nur dein kleinen in Commissionen beschäftigte» Tbci! deS Reichstages Arbeit gievk. Wie cs mir vorkommt, auch nach der gestrigen Sitzung, ist außer- balb dcr Kreise dcr berufsmäßige» Politiker und der dci der 'p resse belbciügtc» Gcwcrbttcibcntc», kaö Interesse an dem Prcß- gcictze nicht groß. Andcre Gesetze werden mit mcbr Paisio» tio- »tirt, und wer gewohnt ist. unter dcm Eindruck dcr össcntlichcn Meinung zu schreiben, wie diese bei Gelegenheit neuer Verlagen oder Rnmmcrn dcr Tagesordnung sich innerbalb kcS Bereiches der Nichlvrofcsii'oncUcn äußert, der wird in den Preßgcsetztcbattcn im Rcicbotagc kaum rccl'ic Anregung finden. Der Reichstag wiu sich nicht schon wieder mit den Socialdcmotratcn und Ultramon- kancn bcrnmschlagcn, nachdem er eben erst beim Impsgcsctz mit ibncn fertig geworden ist. Ich berweistc, daß selbst die »inth- wUsioc» Anträge eines Hasscimann im Stande sei» werden, das Pnbsiknm zu galvanisircn. Ich kann ircilich nur nach Berit» nrtbcilcn. daS auch gestern thcilnahmlcs geblichen ist. Preßfrei heit, ZcitungSconnöcatioiicn, Canlionswcscn, Jcilungsstcm cl- '-encr .>c. - cs ist anffatlend »nk verdient kegchtck zu werden, wie kühl diese Dinge augenblicklich das größere Publikum lassen. Ich sage: augenblicklich. Ich vcrnuithc, dcr Ester dcr Socialdc- uwkratcn und Uitramonkancn für Prcßircihcit hat die Stimmung in weiteren Kreisen so sehr tcmpcrirt. Oder woher kommt es sonst, daß dcr Berliner -sich so wenig um die Reform kümmert? Taugt daü neue Prcßgcsctz etwas? Wird nnicr tägliches gcistlgcö Brod billiger werden? Wird daS ZcltnngSwcscn sich üvpigcr entwickeln, auantlkakiv nnd gnalitativ? Das sind Fragen, die man kam» mit cincc gewissen Lebhaftigkeit erörrcrn hört. Komme» sie aus'ü Tapet, so kann mau einigermaßen sicher sein, daß Schrift steller oder Verleger, oder solche volitlschc Ecivacitä!en, die schon über das Niveau sich erheben, das Wort surren DaS größere Publikum scheint bas ganze Prcßwcic» iiir eine häusliche Ange legenheit dcr Fachleute giigischcn. Wenigstens thut cs io. DaS Militärgcsctz hackt ganz anders. Aber das Preßgcsclc? Es kommt mir so vor, a!S ob einst die Frcigcbung deS Apotbekergewerbev da-S allgemeine Interesse weit mehr erregt hätte. Die Impsork- unng hat cS gewiß gcthan. Ader Gcwerbcnovcllc und Militär- acietz. daneben ist kein Raum mehr für die dünnende Frage der Redakteure und Verleger. Die großen Worte dcr Zeitungen selber über diese Frage und die Lauheit des Pudlikums coutra- stiren wirklich auffallend. Beobachte ich etwa cinicilig? DaS glaube ich nicht. Was bietet den» jetzt der Rcichstaa? Sind das Ssiumgc», wo gewaltige Kämpfe unterhalb cincr dickst ge drängten Corona sich vollzicben und die fieberhafte Aufregung der Zuschauer ihre» Anlheil daran bat, daß die Arena heißer und heißer brennt? (.stanz das Gcgcnthcil. Es könnte auch ein antcrcü Ibcma aus der Tagesordnung stoben, man würde doch die Tri bünen iüllcn. Dic Zugkraft tcS ReichStagcö liegt nun einmal in dcr gegenwärtigen Session in der Luit. Aber was treibk man da aus den Tribünen? Nämlich beim Prcßgcsc». Tie Architek tonik deS Saales wird studirt. die Hobe Veriaminlung durch das Binocle gcmnstcrt. Der erfahrenere- Nachbar spiclr dcn Nomcn- clator und zeigt dem Neuling, wer Delbrück, wer Laster, wer Laisclniaiin ist. Oder der unglückliche Provinziale hat sich cincn sogenannten Sitzungsplan gekauft, »nt kessen Hi sie crt sich cinbiitct, allein zu reckst zu finden. Nun gebt cS an daS Verwechseln. Nach dcm Plane muß dort vorn Wintlhcrst sitzen. Aber dcr hat sich zur Abwechselung cimnat wo anders hstigcsctzt und seine» Platz einem irciconservativen Grasen cingcraumt. Dcr Provinziale ist erstaunt über dcn schönen Man», nnd in die Heimat!' zurnckgckchrt. crzäblt er ganz genau, wie Wlndlhorst aussichl, und daß die Grazien an scincr Wiege gcstgndcn. Vom Prcßgcsttz weiß er nickst viel, denn daS Ber liner Tribüncn-Pnblitum bat ihn mit scincr Glcichgnlligkcit an- gcsteckt. 'Nickstö erklärlicher, als daß die große Mililärstage, welche alle Conkcrsglirn beherrscht, anderen politischen Themas die stärkste Concurrcn; macht. Beim Preßgcsctz kommt noch Manches Hinz». Für dcn Bcrlincr ist jeden Morgen tcr Zcittmgsbote eine so wichtige Figur, a!S die Miichsiau und der Bäclerjungc, wenn nickst gar eine noch wichtigere, aber seine Gleichgültigkeit iür die Personen, die dic Zcitung machen, ist, wie mir scheint, schon äl- tcrcn Datums. Ich glaube auch, er überschlägt regelmäßig die Prcßvroccssc, mit denen die hiesigen Je ttingSiiiachcr so gern die Spalte» iüllcn. Connöcirt kann Immer werden, nur nicht seine Zeitung. Es kommt sa auch setzt kaum noch vor. daß die Staats- bürgcrzcittmg oder die Voß'scbe diesem Schicksal unterliegen. „Dic German!» ist mit Beschlag belegt, - da» ist dcm Blatte ganz reckst", „der Soclaltcnwtrnk zu IM Tbalern oder drei Monate» venirtboilt? — wenn cS nur waö Helte!" — „Stcm- pelstcncr ? dic Zeitungen werden doch nicht billiger, — wir wer den daö beim Brod und beim Fleisch sehen, wenn erst dic Ab schaffung der Sck'lackst- und Mahlstcucr zur Ausführung gelangt, die Bäcker und Fleischer werden »och reicher werten, als stc schon sind". Der so spricht, ist natürlich nicht selber Fleischer oder Bäcker, ebensowenig ein JeltungSvcrlcger oder politischer Schrlitstcllcr. Er ist ein lortschritttichcr Schornstcinicgcr. in dessen Programm auch die Preßfreiheit stgnrlrt, der aber an dcm ge nug hat, was manche Zeitungen darin leiste», besonders in ihrem Inscratcnthcil. — Gcwerbevcrctn. am IS. März. In der heutigen Versammlung lud Herr Vorstand Walter zunächst zur zahlreichen Bctl'tiligung an dcr am Mittwoch stattfindcndcn Exkursion: Be such dcr „Vereinigten Dresdner Strohlnittabriken von Ficgel u. /öwinst'b»" und dcr königlichen Tl'lcrarzneischule. ein . lstnzusti- wi,d M, «, m M-P.-P.M».,, b.,Ed„- d«: W7N-L, be: welchen die Regierung nicht ausdrücklich gegen die Beschlüsse der, aus Berlin im Saale des VcreinShauicß cincn Vcstttag 3. Kammer Widerspruch erhoben hat, dcr 2. Kammer bcissimmcn, aus dem Gebiete dcr Physik und Chemie gegen das geringe also auch wahrscheinlich den von dieser Kammer vorgenommcncn ^ ^ ^ GehaltSabstrichcn. .hingegen durfte die Deputation den über > Wasscncikniig auch Wasser zum Betriebe von Motoren liefere, die nrsprnngsicqe Forderung dcr Regierung hinaiisgehendcn' wao Herr Walter nach clngezogener Erkundlgnng bejaht. Eine»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite