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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.01.1917
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19170105024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1917010502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1917010502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-01
- Tag 1917-01-05
-
Monat
1917-01
-
Jahr
1917
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Es ist sicher, so bemerkt hierzu die ..Köln, volksztg." das, et in den Rethen der Sozialdemokratie, auch in der Frak tion Gchetdeinann, mehr Leute gibt, welche über die belgische Frage mit demselben realpolitischen Verständnis und der selben nüchternen Sachlichkeit denken wie Max Schippe! Aber sie kommen tatsächlich in der sozialdemokratischen Tagespreise nirgends zu Wort. Gerade vom Standpunkt de, Zukunft unserer industriellen Arbeiterschaft ist keine der zahlreichen KricgSzielfragen so wichtig, als die Frage, in welcher Weise in Bezug auf Belgien die „realen Garantien" des Reichskanzlers geschaffen werden sollen. Wer den Satz vertritt, das, „Belgien aufgegebcn" sei, verleugnet damit nicht nur die bekannten Ausführungen des Reichskanzlers über Belgien, sondern übersieht auch die sehr „realen" Interessen der deutschen Arbeiter daran, dass die belgische Frage nicht gelöst werde, das, die englische Kon kurrenz erdrückend gestärkt und die deutsche Arbeit lebens gefährlich zurückgedrängt werde. Doch die sozialdcmv kratischc Parteipresse ist gemeinhin längst so übcrkonser vativ geworden, dass sie aus dem altüberkommenen und alt ehrwürdigen ParteibogmatiSmus nicht mehr heraus kann und es nicht fertig bringt, aus Grund der Erfahrungen dieses Weltkrieges umzulcrnen. Hammann über das deutsche Friedensangebot. Der Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt. Dr Hammann, der mit dem Jahreswechsel in den Ruhe stand getreten ist, hat sich zu einem Redaktionömttglicd der Transoccan-Nachrichtcn-Eksellschast über die im Texte der Havas-Agentur vorliegende Antwortnote der Entente aus das deutsche Friedensangebot gcäutzcrt. Exzellenz Ham- mann gehört zu denjenigen Persönlichkeiten in Deutsch l„„d, die die auswärtige Politik der letzten Jahrzehnte ans nächster Nähe, zum Teil an ihr mitarbcitend, bis in ihre Einzelheiten mit erlebt haben. Exzellenz Hammann er klärte, das, die Srivügungen über den Friedensvorschlag Tcutschlands und seiner Verbündeten bis in die letzten Tage des Oktober zurückrcichcn. Schon damals stand die Absicht der höchsten Stellen sest, einen ehrlichen, offenen versuch zur Verhinderung weiteren nutzlosen Blutver gießens zu machen. Nach dem allgemeinen Eindruck der Note der Entente befragt, sagte Exzellenz Hammann u. a.: „Wen» ich mein Urteil in einem Wort zusammcnsassen will, l«> inuh ich sagen: Statt sich an den Frieden «tisch zn setzen, hat sich die Entente auf den Richter st udl gesetzt. Nichts scheint «messen zu sei», was geeignet sein könnte, Stimmung bei den Neiurcle» gegen un» zu machen. Welcher Mttie, sich dabei die Entente bedient, geht aus der Betonung der Nationalität,:,»frage lii der Antwortnote hervor. Die Entente glaubt diesen Grund satz lenutzcn zu können, um die neutrale» Böller gegen »ns auf- ,»rufen. Tatsächlich aber kann kein Bolk für diesen Grulidsatz grötzcreS Berständni» haben als das deutsche: denn leine zivilisierte große Ratio» hat soviel darunter geliNen und soviel stiknm kämpfen müssen, daß sie nicht von den umliegenden Ländern uitcrd,tickt und zerstückelt wurde. Kein: einzige große Ration bat auch die Durchführung dieses Gn»»di.itzez der Nationalitäten wcniger zu fürchten als die deutsche. Deutschland würde durch aus damit einverstanden sein, wenn dte-eS Natioiialit«te»pri»ztp i!i Acgypten, in Indien, in Marokko, :«. Irland, im Lande der Buren, ga, nicht zu sprechen von de» Böllern Rußlands, dnrch- gesiih.'t würbe. Deutschland ist jahrhundertelang unter Mist- achtung des Nationalttätcuprinzips von seinen Nachbarn miß handelt worbe». Noch im Jahre l8llü, also gerade vor bil Jahren, mußte im Ntkolsburger Frieden auf Verlangen Napoleons NI. eine Bestimmung aufgcnomnicn werden, die den deutsche» Süd- staatci. de» Abschluß eines besondere» Bunde» offen ließ. Der ieitcnde Hintergedanke war hierbei, einen neuen Rheinbund zu gründen." Auf die Schlutzfrage: „Welche Antwort werden die Zentralmüchte ans diese Note geben?" antwortete .Hammann: „Ich bin nicht mehr im Amt, Ich weiß nicht, was die amtlichen Stellen plane», aber ich weiß, was jeder Deutsche und was jeder Bürger der u»S verbündeten Länder in dieser Stunde fühlt: D i c Antwort auf eine so hochsahrendc Sprache ver steh t s i ch v o n s e l b st." Die neuesten Meldungen lauten; Dänische Fürsorge für die polnische Bevölkerung. Kopenhagen, st. Jan. Professor Ellingcr, Direktor der Landwirtschaftlichen Hochschule in Kopenhagen, reiste ! heule nach Polen ab, um die Berteilung der in Dänemark für die polnische Bevölkerung gesammelte» Lebensmittel und Kleider zu leiten. Es sind bereits 6 Waggons mit Lebensmitteln und st Waggons mit Kleidern von hier nach Polen unterwegs. Ellingcr begibt sich nach Warschau und Lodz. ,W. T. B.) Der U«terseeboot,Kreuzerkrieg. Bern, 4. Jan. Die französischen Segler „Quovadi s", 109 Bruttorcgistcrtonncn, „Marie Louise", 1<l8 Brutto- regislertviliien, und „E v u r l i s", 181 Bruttorcgistertouncn, sowie der Fischdampscr „L. R. 216 2" und der Fischkutter ,.L. N. 16 0 7" wurden durch Unterseeboote versenkt. (WTBI London, 4. Jan. Lloyds meldet aus Oporto vom 2.: Der norwegische Dampfer „Mopildsirst" traf in Leixoes ein und landete 21 Mann der Besatzung des versenkten norwe gischen Dampfers „Britannic, 2280 Bruttorcgistcr- ioniicn. Der englische Dampfer „Äaycraig" und der norwegische Dampfer „E l l i k", 802 Bruttvregistcrtvnncn. sind gesunken. Die Mannschaft des letzteren ist ge rettet. lW. T. BI Sittliches imd Sächsisches. Dresden. 4. Januar. —* Se. Majestät der König nahm heute vormittag militärische Meldungen, sowie die Borträgc der Herren Staatsmintster und des Kabinettssekretärs entgegen. — An der Königlichen Frtthstückstasel nahmen heute der Fürst und die Fürstin von Reust j. L. mit dem Erbprinzen und der Prinzessin Feodora teil. -* Das IS. Husaren-Regiment iu Grimma wurde am NeujahrStage durch einen Glückwunsch des Kron prinzen Wilhelm, der bei dem Regiment n la üuit«, geführt wird, ausgezeichnet. Er sandte an die Ersatz-Eskadron sein Bild in Tiefdruck mit der Unter schrift: „Glück und Sieg im neuen Jahre! — Wilhelm." — Der Führer der Eskadron Major v. Werlhvsf dankte dem Kronprinzen und brachte gleichzeitig den Glückwunsch der Esladron zum Ausdruck. —* Professor Dr. Leonhard Lier f. Vergangene Nacht verstarb im Johannstädtcr Krankenhause. wo er Heilung von einem langwierigen schwere» Leiden suchte, der Haupt- schristleitcr des «Dresdner Anzeigers" Professor Dr. Leon hard Lier. Er war geboren am 22. März 1864 in Hcrrnhut Am 1. November 1800 trat Lier in die Schristleituiig des „Dresdner Anzeigers" als Schauspielkritiker ein unb über nahm später als Nachfolger von Kommissionsrat Thenius die Hauptleitung des Vlattes. Der Verstorbene hat sich auch um die Organisation der Presse und der Standesvcrcini- gungen, insbesondere unserer engeren Heimat, verdient ge macht. Sv war er Vorsitzender des Landesverbandes Sächsi sche Presse und deS VezirksvereinS Dresden dieses Ver bandes. Sein vor einigen Jahren verstorbener Bruder, unser langjähriger Mitarbeiter auf dein Gebiete der bilden den Kunst, war Professor an der Königs. Oesfcntlichen Bibliothek. Professor Leonhard Lier war i» glücklichster Ehe verheiratet mit einer Tochter des früheren Handclskammer- sckretärs Hermann. Er hintcrlästt eine verheiratete Tochter und zwei Söhne, von denen einer im Felde steht. —* Tcnerungszulagen für Volkoschullchrcr. Das Mini stcrium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat den OrtSschulbchördcn des Landes durch die Vczirksschulinspek tioncn eine Verfügung zugestellt, in welcher cs für dringend erwünscht hält, das, auch de» V v l k s s ch u l l e h r e r n Teuerungszulage» gewährt werden, und zwar vom 1. Dezember 1916 ab bis mit Ende des Monats, in dem der Krieg endigt. Die Zulagen, die als einmalige und als lausende gewährt werden solle», betreffen alle ständigen und Hilfslehrer und vollbeschäftigten Vikare beiderlei Geschlechts bis zu einem Dicnstcinkonimcn in Höhe von 1000 Mk. aus schliesslich der zum Militär Eingezogenen. Zu dem den Ge meinden daraus erwachsenden Aufwand«: gewährt der Staat Beihilfen, deren Höhe sich richtet nach dem Verhältnis der Schulstcuern 1!>16 zu den Staats-, Grund-, Einkommen- und Ergänzungsstcucrn, und beträgt bei einem Verhältnis von bis 00 Proz. ein Drittel, von bis 70 Proz. zwei Drittel, über 70 Proz. den vollen Betrag des Aufwandes. Nach in der Verfügung genau nngesührten Grundsätzen betragt die laufende Teuerungszulage bei Unverheirateten, Verwitwe ten und Geschiedenen ohne Kinder unter 10 Jahren bei einem Einkommen bis mit 18W Mk. 6 bis 0 Ml., bei Verheirateten ohne Kinder unter 10 Jahren bis zn stOOO Mk. Einkommen 7 bis 16 Mk., bei Verheirateten, Verwitweten oder Geschiede nen mit Kindern unter 10 Jahren je nach Höhe deS Ein kommens und Zahl der Kinder 10 bis stO Mk. monatlich. Tic einmalige Zulage beträgt entsprechend 20 Mk., 30 Mk. oder 40 bis 100 Mk. Der Wohnungsgcldzuschust bleibt bei Be rechnung der Zulagen ausser Äctracht. - * Invalidenrente und Krankengeld. Den Beziehern von Invalidenrente kann Krankengeld nicht ohne weiteres versagt werden. Diesen Grundsatz hat das Ncichsver st ch c r u n g s a m t in einer Entscheidung vom 12. Oktober 1916 ausgesprochen und des näheren ausgcsührt: Aus dem Umstand, dnss ein gegen .Krankheit Versicherter die rcichs- gcsctzliche Invalidenrente bezieht, kann nicht gefolgert wer den, er sei völlig arbeitsunfähig im Sinne der Krankcuvcr- ichcrung. Tenn die Begriffe „Jnvaliditüi" und „Arbeits unfähigkeit" decken sich nicht. Arbeitsunfähig ist, wer nicht oder doch nur mit Gefahr, seinen Zustand zu verschlimmern, fähig ist, in seinem bisherigen Berufe ivciterziiarbcitcn. Invalide ist, wer, unter Berücksichtigung deS gesamten, ihm zugänglichen wirtschaftlichen Erwcrbsgebictes, nicht Mehr das gesetzliche Lohndrittcl verdienen kann. Invaliden wird häufig »och ein Nest von Arbeitsfähigkeit verblieben sein, deu sic wirtschaftlich verwerten können. Sic sind dann, wenn sie wie vorliegend nach Berufswechsel eine Erwcrbstätigkcit ausübcn, nicht mehr arbeitsunfähig. Deshalb steht ihnen auch, wenn sie, sei es als versichcrungspflichtige. sei cs als freiwillige Kasscnmitglicdcr. gegen Krankheit versichert sind, »ach Eintritt eines neuen Unterstützungssalles ein Anspruch auf die volle» Vcrsichcrungslcistungcn, also grundsätzlich auch auf das Krankengeld, zu. —* M. II Die Gültigkeit ber Znckerkartcn nnd -bczugöauöwcisc für den lausenden Vcrsorgungszcitraum IReibe st» erlischt mit dem 6. Januar. Nach diesem Zeit punkte darf auf Karten der Reihe st lein Zucker mehr im Klcinvcrfausc abgegeben werden. Die Einliefcrung der zu erfolgen: seitens ber Kleinhändler an die Zwschengroß. Händler bis V. Januar, seitens der Zwischengrosshändlcr an die der ZuckervcrteilungSstelle für das Königreich Sachsen angehürendcn Grosshändlrr bis 12. Januar, seitens der letzteren an die Zuckerverteilungsstclle bis zum 20. Januar. Vom 7. Januar ab gelten die Zucker tartey und Vezugskarten der Reihe 4. —* Verkehr mit Nohtabak und Zigarren. Durch Be. kanntmachung vom 30. Dez. 1916 sind die Aussührungs- bestimmungc» zu der Verordnung über Nohtabak ergänzt worden. Es ist bestimmt worden, dass von de» Zigarren und vom Rauchtabak eine bestimmte Menge, beim Rauch tabak und bei den billigsten Zigarren 60 v. H., zur Ver fügung der Deutsche» Zentrale für KriegSliescrung von Tabakerzeugnisse», Sitz Minden i. Wests., zu halten sind. Durch diese Borschrist ist der bisher bestehende tatsächliche Zustand lediglich aufrecht erhalten worden. Für die Zeit vom I. Februar 1917 ab tritt ferner eine massige Ein schränkung der Herstellung von Zigarre». Kau- und Schnupftabak, sowie von Rauchtabak ein. Für die He» stcllnng von Zigarren, Kau- und Schnupftabak wird die durchschnittliche Verarbeitung der ersten siebe» Monate 1910 zugrunde gelegt,' beim Rauchtabak tritt eine Ver kürzung des gegenwärtigen Standes der Verarbeitung um 10 v. H. ei». Die Tabakindustrie bleibt damit noch über dem Frtedensstandc. Zigaretten werden von dieser Be kanntmachung nicht betroffen: eine Beschlagnahme der Tabakerzeugnisse ist nicht erfolgt. Im Kleinverkauf wird von der Massnahme kaum etwas zu spüren sein. tAmt- lich. W. T. NI —* Das Hochwasser der Elbe ist immer noch in lang samem Steigen begriffen. Der Pegel an der Fricdrich- August-Vrücke zeigte heute srüh ungefähr 2^ß Meter über Null an. Das Terrasscnufcr ist bis zum Ende der Terrasse übet schwemmt. Ter Endpunkt der Haltestelle der Strasse» - bahnlinic 18 ist bis an die Carola-Brücke zurückvcrlcgt worden. Das Fahrschcinvcrkaufshüuschen der Sächsisch- Böhmischen Dampsschifsahrtö-Gcicllschast steht unter Wasser, während die Expcditivns- und Güterabsertigungsräume der Gesellschaft vorläufig »och vom Wasser frei sind. Ncn- städtcrscits stehen sämtliche Wiesen und anderen Elbuser- Flachcu unter Wasser. Die Voraussage der Königs. Wasser bau-Direktion für morgen, Freitag, abend lautet ans 320 Zentimeter über Null, langsam steigend. —* Die Dresdner Lesehalle war am 1. Januar zum ersten Male seit 1t Jahren einen Tag lang gänzlich ge schlossen. um die mit der Neugestaltung verbundenen Vor- bercitungsarbcitcn für den »un auch zum Rüchcrlcsesaale !m ersten Obergeschoss freien Eintritt io weit z» fördern, dass am 2. Januar die Türen sich wieder sür das Publikum öffnen konnten. Die Vcnutzungszisscr an diesem Wieder- crössnungstage ergab annähernd 800 Leser. Mit der gleiche» Anzahl Entlcihuugen ivurde die im gleichen Hauie Waiicn- hauestrasse 9 befindliche Hauptstclle der Städtischen Zcn- tralbibliothek in Anspruch genommen, so dass im ganzen rund 1600 Leser an diesem Tage in dem Hause verkehrten. — Vichtcrsparnis auch im Haushalt. Bekanntlich haben in Deutschland die Behörden, um die zur Ersparnis von Arbeitskräften und Transportmitteln notwendig gewordene Einschränkung des Kohleuvcrbrauchs durchzuführen, sich auf Massnahmen gegen den ösfcntlichcn Verkehr und Verbrauch beschränkt. Der frühere Schluss der Gast- und Vergnügungsstätten aller Art, das Verbot der Lichtreklame und die Einschränluna der öffentlichen Beleuchtung und des Strassenbahnverkehrs werden zweifellos eine» wesent lichen Mindervcrbrauch an Kohle zur Folge haben. Wäh rend bei uns aber sich schon aus der Reichhaltigkeit unserer Kohlenvorräte, unter und über der Erde, ergibt, dass es sich um eine Massnahme weiser Voraussicht handelt, ist Frankreich ans Mangel an Kohle, aus einem Mangel, ^scr heute schon zur bitteren Not geworden ist, zu ähn lichen, nur viel wcitcrgchcndcn Massnahmen gezwungen gewesen. Aus Paris wird berichtet, dass dort die vornehm sten Damen mit Hand- und Reisetaschen neben der Frau aus dem Volke vor den Kohlcngeschäftcn sich „anstelle»", niii das erforderliche Heizmaterial psund weise zn er halten, und wenn der Winter dort drüben strengere Saiten nuszichcn sollte, so sind die Folgen der Kohlculrisis nicht adzusehen. Die französische Regierung ihrerseits hat. um mit dem kostbaren Material zu spare», die öffentliche Be leuchtung in allen französischen Städten, wie die Zeitungen schreiben, auf die Hülste der normalen eingeschränkt, der Minister des Innern hat angevrdnct, dass die städtischen Körperschaften ihren öffentlichen Verbrauch auf ei» Drittel des Fricdcnsbednrfs zu beschränken haben, und neuerdings erstrecken sich drüben die behördlichen Massnahmen nicht nur auf Kaufläden und Warenhäuser, die um 6 Uhr schließe» müssen, auf Gast- und Schaiikwirtschaftcn und Vergnügungs stätten, die pünktlich um 9',2 Uhr geschlossen werden lTheater, Kinematogrnphcn und Konzcrtlokale müssen zudem einen Abend in der Woche überhaupt aeschlossen bleibe», andern auch auf den privaten L i ch t v e r b r a u ch. Jeder Haushalt darf nur eine bestimmte Menge von Gas nnd Elektrizität verbrauchen, die nach oben in der Weise bestimmt und abgcstust wird, dass, ic grösser der Haushalt und der Verbrauch, desto stärker auch die Eitnchräiikung sei» soll. Auch bei uns wird man gut tun, beizeiten sich vereinnahmten Bezugsauswcisc der Reihe st hat spätestens > d c s Zwanges zum Sparen auch an Kohle und halten. Oberstleutnant Grimm ist leider in letzter Zeit ichmer verwundet worden und befindet sich in der Pslcgc des Elisabeth-Krankenhauses in Berlin.- F* Gerhart Hanptmanu hat sich neuerdings wieder, wie n Iugendjahren, der Bildhauerei zugewendet. Sv hat er, »ne der „Voss. Ztg." berichtet wirb, kürzlich eine Büste seines jüngsten Sohnes Benvenuto vollendet, die nach dem Urteil von Fritz Klimsch und anderen ganz besonders gelungen sein soll. 7* Tod eines bekannten Rechtslehrers. Der Senior der juristischen Fakultät der Universität Heidelberg, Gc- heimrat Professor Dr. Richard Schröder, ist im Alter von 78 Jahren an einem Nierenleiden gestorben. 7* Liszt ist frei aeworde«. Da am 31. Dezember 1916 das Jahr abltcf, in dem die 30. Wiederkehr des Todestages Frenz Ltszts zu verzeichnen war, ist die Schutzfrist für Liszts Werke nunmehr zu Ende. Sein ganzes Schaffe» ist jetzt „frei", seine Werke können von jedermann ohne weite res nachgedruckt und ausgcsührt werden. Der Ablauf der Schutzfrist wird die Volkstümlichkeit von Liszts Schaffen sicherlich bedeutend steigern. -s- Die Gebeine des Königs Karl XII. von Schweden. Augenblicklich werden in der berühmten RiddarbclmSkirchc zu Stockholm, dem schwedischen Wcstminstcr, umfassende Erncucrungs- und Wicdcrhcrstcllungsarbciten vvrgcnom- mcil, welche Veranlassung zu dem Plane einer genauen wissenschaftlichen Untersuchung der Gebeine des schwedischen Hcldenkönigs Karl XII., des Gegners Peters des Grossen, geben. Karl XII. hat nämlich in der sogenannten Karoltni- ichen Gruft dieser Kirche seine letzte Ruhestätte gesunden. Tie Anregung zu der Untersuchung ist vom Prinzen Karl von Schweden, dem jüngeren Bruder des regierenden Königs Gustav V., ausgegangen, der sich namens der Karo- linischen Gesellschaft in Stockholm an das Rctchsmarschall- amt mit dem Anträge gewendet hat. mit der Erneuerung des Sarges Karls XII. eine Untersuchung seiner Ucberrcste zu verbinden. Es handelt sich dabei vor allem um eine ge naue photographische und anthropometrischc Untersuchung des Kopfes und der Schädcldeckc. die dazu dienen soll, das »och immer nicht gültig gelöste Geheimnis des Todes deö Königs, wenn möglich» zur Aufklärung zu bringen. Nun mehr bat die schwedische Regierung zu dem Anträge der Karolinischen Gesellschaft Stellung genommen, unb zwar hat sic den Reichsmarschall. den Reichsarchivar und den Reichs- antiauar angewiesen, mit einem Vertreter ber Karolinischen Gesellschaft, sowie mit einer Anzahl von Mitgliedern wissenschaftlichen Beirates der obersten Mcdiziualbehördc ln Stockholm in Beratung darüber z» treten, ob und in wieweit sich von einer Untersuchung der Gebeine Karls XII. geschichtliche Ergebnisse crwgrtc» lgsse». Zugleich wird ein Gutachten darüber cingcfordcrt, in welcher Weise gegebenen falls die Untersuchung anzuordncn und auSzusnhrcn sei und welche Kosten sic vorgussichtlich verursachen würde, di hierfür ein besonderer Kredit vom schwedischen Reichstag gefordert werden muss. Die wisscnschgftlichc Welt, ins besondere die Geschichtsforschung, siebt der Angelegenheit mit grösstem Interesse entgegen. Die Srgebnlsse der Shackleton-Krdeditiorr. Nach englischen Meldungen sind jetzt endlich die Mit glieder der Shgcklcton-Expcditio». die vier Monate lang im Wcdellmccr und auf der ungastlichen Elefantcu-Juscl von der Ansscnwelt abgeschlossen gewesen waren und erst Ende August 1916 gerettet wurden, nach London zurückgekchn. Frank Wild, der die Leitung der Expedition übernom men hatte, nachdem Shacklcton im vorigen April sich mit fünf Begleitern im offenen Boot nach Süd - Gcvrgicii be geben hatte, hat nun svlgcnde Schilderung der wunderbaren Rettung der Expedition gegeben: „Nach angcstellten Berechnungen erwartete ich gegen Ende Mai — am 24. April hatte Shacklctvn die Elesanten- Jnscl verlassen — einen Rettungsversuch: da jcdvch die Eisverhqltnissc sehr schlecht waren, hatten wir nur ge ringe Hoffnung, dass er glücken würde. Ferner zog ich in Betracht, dass Shacklcton erst in den Besitz eines Fahrzeuges gelangen müsse und folglich nicht so schnell zurückzucrivarte:: sein könnte. In meinem Tagebuch finde ich. dass ich die Zeit dann ungefähr auf den 20. August nngcsctzt hatte. Tat sächlich war der 30. August der Tag. an dem Shacklcton »ns wicdcrfand. Natürlich hatten wir keine Ahnung davon, dass dies schon sein vierter Versuch mar, u»S zu befreien. Wir hatten uns zum Mittagessen zusammengcfundc», und ich verteilte gerade das Essen, das an jenem Tage beson ders festlich war, da wir Seclmndbraten. Schnecken und Mecrtang hatten, als plötzlich vom Ausguck her der Ruf laut wurde: „Fahrzeug ln Sicht!" Da sich die Meldung wiederholte, verlor die Mahlzeit bald alle Anziehungskraft. Das Fahrzeug war ungefähr anderthalb Seemeilen ent fernt und hielt auf uns zu. Wir hatten ein Rauchsignal alS Erkennungszeichen ausgemacht. So begab ich mich z« LeLj einer nahen Klippe, schlug einer für diesen Zweck bereit-. gehaltenen Photvgcnkannc den Hals ab. schüttete den In halt über die Klippe und zündete an. Zwar entwickelte sich mehr-Feuer als Rauch, doch machte das nichts, denn uni.r Leiter hatte bereits den Platz wiedererlannt. wo er nns verlasscn hatte, und „Pclcho" — ein chilenisches Fahrzeug, das er für seine vierte Rettungserpeditioii gemietet hatte — näherte sich. Kein anderer als Shacklcton wäre iimiandc gewesen, den Ort wicdcrzusindcn. Acht Fuss hoher Schnee lag um unsere Hütte, obwohl wir am selbe» Morgen crit 30 Tonnen svrtgcschasft hatten, und cs war sonnt unmöglich, vom Meere her irgendein Lebenszeichen aus der Insel zu erhaschen. Bald tam unser Leiter mit einigen der chileni schen Seeleute in einem kleinen Boot an Land. Tic See ging hoch: dennoch verloren wir nicht viel Zeit mit der Ein schiffung, sondern dampften eine Stunde später nach Norden ab. An dem Tage unserer Rettung befassen wir »och sür drei Tage Proviant, doch hatten wir die letzte Ration Alkohol, unsere einzige wärmende Erfrischung, bereits zu uns genommen." Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Forschung hält Frank Mild für sehr bedeutungsvoll, obgleich dem ursprünglichen Plan, den gesamten Südpolkontincnt zu durchforschen, die bekannten Hindernisse in den Weg iiaten. Ausser zahlreichen Photographien aus der Antark tis hat die Expedition auch über 2000 Meter Films mit- gcbracht. Der Kincmatograph hat fast alle Missgeschicke de: Expedition verewigt: die Aufgabe des im Eise emgeschlossc- neu Expcditionsdampscrs „Enduraucc" und dessen schließ sicher Untergang, Bilder von dein sechs Monate langen Aufenthalt auf dem Eise des Wcdcllmeercs und vom Leben in der Hütte auf der Elcfantcn-Jnscl. — Ausser den zehn Expcditionsmitglicdcrn, die bereits mit einem Dampfer der Nelson-Linie nach England zurückgckehrt sind, befinden sich neun andere auf dem Heimweg. Shacklcton selbst ist nach Australien abgercist, von wo er eine neue Expedition zur Rettung der ungefähr zehn Mann starken Abteilung zn unternehmen beabsichtigt, die unfreiwillig !m Rossmccr überwintern musste, weil das zweite Fahrzeug der Expe dition, die „Aurora", ins Treibeis geriet. Dieser Dampfer sollte Shacklcton nach seinem ursprünglichen Plane nach seiner beabsichtigten Fahrt guer über die Antarktis in der Mac-Murdo-Bucht des Rohmeercs, auf der anderen Seite des Südpolfestlandes, erwarten. Bereits im Mai ISIS wurde indes die „Aurora" durch die Eismassen, in denen sic überwintern sollte, fortgetriebcn, und konnte sich erst im März 1016 freimachcn.und die Fahrt nach Neuseeland an- treten. Lres-Ntt Rachrichten « W?>, Rr. 4
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