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Diese« Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit« als Abeird-Arisgabe -»gestellt, während er die Post.Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalte» Knreigen^M. Litnadm« vsn Ntttlltitiauuaen bl- imckmiillagA a Ntir Tonn- und fteicrlaat nur Marirnürahe M vo» >r bis '/»lUtir Dir I wollige Brand- »eile cca l Siidem so ttzk» . Sin kündiauiigrn aus dcr Drivatlett« Zeile LL P'a : Ke Sivalitge Zeile als Ein oeiandl" oder aus rertieitc so Pia In Nummern nach Sonn- und stcicr tagen l de«, rwaltigc <i>rund»cilen so, «o b« so und so Pi, nach de londerem Tarif, Auswärtige Am träge nur gegen Aoiausbcraklung, Belegdlätter werden n»t loNsg. berechnet. SernlvrechansthluS: Um, I «r. U und Sir. 20M iioppvn, «Iri^ilinriniel. Lvvio aUv «mstkiollll in grösster rVusvvaül R ivtlstl aus VirvI, 8oI»Iu888tn»8iv 23, ptul. und I. Ltnge. «r.SL7. Aitiel: Neueste Drahtbcrichle. Hvsiiachlichtcn, Theodor Kölners Todestag, Gerlchtsverhaiidlnngeil. Tic unterdrückten Briese RapoleonS 1. Tonnerslllg, 27. August Neueste Drahtmeldungen vom 2ö. August Berlin. Tos Reichsmilitärgericht hielt die Nevision des Gerichtsherrn gegen daS Urteil des Lverlriegsgerichls >»> Falle Hüssener »ijofern für begründet, <>>s das Urteil nicht deutlich über die Willensrichtung des Angeklagte» hei Begehung der Tat und das Borliegen des ckolus ovoirtualis sich anüsprichl, Es hebt das Urteil aus und weist cs in genanntem Umsnngc an die Berufungsinstanz zuruck. In der Verhandlung wies der Lbcrmilitäranwalt zunächst den Esiiuvand der Revisionsbegrün- dung, daß das Oberkricgsgericht den Begriff der äußerste» Ocot und dringendsten Gefahr, aus dem die Aiuirhwe ciueü minder- schweren Halles hcrvorgiug, verkannt habe, als unbegründet zuruck. Ebenso unbegründet aus;erdc»i, als Angriff auf die BeweiSwnr- digung des Oberkriegsgerichtü vor der Revisionsinstanz ioruiell unzulässig, sei die Behauptung des Gerichtsberru, dag die Ent scheidung des Gerichts über die Frage des tätlichen Angriffs seitensHartinanns nicht schlüssig lväre, Uebrigens sei in dieiem Punkte zu uuguniteu des Angeklagten eutsch eden ivvrdc», so dag keinesfalls der Gerichtsherr sich dadurch beschwert erachten könne. Als begründet erachtet der ObenuiUIärauwalt aber die Rüge des Gerichtsherrn, die sich ans das Borlie-en des >b>I»» innli-t und die Frage der Anwendung des § 2>2 des Ütcccl'sslraf. gesetzbuchs iTotschlaas bezsehl, Das Obcrkr.egsgerichl habe als tesiaesleUt erachtet, das; Hüssener den Hartman» lediglich leicln verletzen wollte, uni ihn zum Stehen zu bringen. Andererseits wird »» Urteil ausgesprochen, Hüssener habe das Bewusstsein ge habt, dass er diesen Hw eck auch durch blosses Zngreffen mit der Hand hätte zu erreichen versuchen können, und daß er nur die Kasse gebrauchte, tveil er diese gerade zur Hand hatte, „un- bekümmert darum, welche Folgen daraus entstanden". Darin liege ein Widerspruch, und das Urteil sei deshalb nicht hallbar. Der Obcrmilitäranwalt beantragt daher, das Urteil anszuhebei, und zur weiteren Berhaudlung an das Bernftmasgcrichl zurück- ^verweisen. Der Verteidiger schloss sich bezüglich der erften Punkte dem Obermilitärciiiwalt an und suchte auch nachznweiseii, daß der gerügte Widerspruch im Urteil nicht enthalten sei. Das Gericht hat vielmehr den cknlim ovc-ntualls verneint, indem es annahm, daß der Angeklagte den Hartmann nur leicht verletzen wollte. In der Wendung des Urteils, ,,unbekümmert darum, welche Folgen daraus entstehen würden", seien die sür den An- geüoglcn,, nicht die für den Hartman» entstehenden Folgen ge- meint Er beantrage daher, die Revision zir verwerfen. Der Senat des ReichSmilitärgerichts beschloß nach halbstündiger Be ratung, das Urteil des Obcrkriegsgerichts wird, soweit der Angeklagte »regen vorsätzlicher Körperverletzung mit Todesgefahr in idealer Konkurrenz mit rechtswidrigem Waisen- gebrauch verurteilt ist, nebst den darauf bezüglichen tatsächlichen Feststellungen anigehoben und an das Bern-ungsgerichi zurück- »erwicsen, In der Begründung dieses Beschlusses schließt sich der Senat den Aussiihrnngen des r^bernniitäranivalls an und betont, daß es, ohne daß das Bcrnsunnsnericht sich deutlich darüocr cmssprichi, nxis denn eigentlich die Willensrichtung des Angeklag ten bei Verübung der Tat gewesen, der Revisionsinstanz nicht möglich sei, zu beurteilen, ob die getrosiene Gesetzcsanwcndnng zutressend sei oder nicht. Die Möglichkeit der unrichtigen Gesetzes- anwendung sei nicht von der Hand zu weisen, Soweit das Urteil die norschristswidrige Behandlung eines Untergebenen betrisst, wird die Revision verworfen. All enstein. Wie die „Allenst, Zig," meldet, wurde in der gestern in Scnsburg stattgehabten Sitzung des Kriegs gerichts der 27, Division über das Duell, daS am t3, August zwischen Offizieren des 72, Feld-Artillerie-Regimenls staltfand und unblutig verließ verhandelt, Ursache des Duells war ein Wort- iireit Leutnant Kavscr wurde zu 4 Monaten, Leutnant Klanen- jlügel zu 2 Monaten und Leutnant Wünsche, der die Forderung überbractstc, zu 1 Tage Festungshaft verurteilt. Braunschweig, Nack amtlicher Mitteilung wurden in der Wollte vom 16. vis 22. August folgende Neuerkranknngcn an Typhus gemeldet: In der Stadt Braunschweig 9, gegen 2t in der Vorwoche und 12t in der vorvorigen Woche, im Kreise Blankenburg 11, gegen 32 in der Vorwoche und 5, in der vorvorlctz- ten Woche, Budapest, Infolge starken Windes hat auch der bisher vom Feuer verschonte Teil des vierten Stockwerkes des W arcn - Hauses von Goldbcrg Feuer gefangen, Tie Feuerwehr bekämpst daS Feuer von Leitern aus. Leichen wurden in dem Brandschutle bisher nicht gesunden, Paris, Dem „Petit Parisien" wird aus Bourgcs gemeldet, der Kriegsminisler werde heute dorthin kommen, um der Prüsung eines neuen vom Hauptinann Dournier erfundenen Ge schützes bciznwohncn, — Die „Action" meldet, daß bei dem 142. Infanterie-Regiment in Lvdsive^ eine Typhus-Epidemie ausgcbrochen ist, bei der zahlreiche >LoIdalen erkrankt und mehrere gestorben sind. Paris. Der „Fjgnro" berichtet, Minister Pelletcm habe mit den Stahlwerke» von St, Ebainona einen Vertigg am Lieseinng von Pan zeitürmen abgeichlosien, wodmch offiziell knnv- gegeben werde, daß die magst ersvlgte Erprobung des Panzei- Inimes des „Suffren" die bellen Nesuüate eigeben und das sran- zösische Panzcilncnistffleni sich beivahit habe, Pa ris. Nach dem .tstappcl" bcslcht die Absicht, die Kom mis s i v n sür die Beratung der Trennung von K i r ch c und Staat beieils sür Ende Sepleinber einznbemsen. damit die Er gebnisse der KvniiniisivnSberginiigen vor Schluss der Parlamculs- sessio» der Tevulierlcntainnicr voigelegt werden tonnen, Paris. Dem „Matin' zusvlge wird das Parlament, das am 12. Okwber zniaminenlrelen sollte, wegen der Reise des Königs von Italien nach Paris eist eine Woche ipäter einpernsen. P ariS, Der „Figaro" berichtet, der Pater des im Humbcrt- Prozeß erwähnte» Rc'gnier sei am 12. Februar 1896 in Eanucs gestorben und bade dem belgischen Staate sein beträchtliches Ver mögen hinlcrlasscn. linier den zur Erbschast gehörenden aus- stehenden Forderungen habe sich eine solche von l Million Francs in Wechseln befunden, die von dem Ehegatten Humbcrt und Maria Tanrignac unterzeichnet waren. K o n st a n t i n o p c l. Die Absahrt des russischen Ge schwaders ist infolge schlechten Wetters erst heule erfolgt. — Drei offizielle, vom 24. datierte Telegramme des Bali von Adrianopcl besagen, daß sämtliche muselmanischen Dörfer in der Umgebung von Tirnowo von Komitalschi an ge zündet und die Frau sowie ein Kind des Zollcnisschers von Tirnowo ans grausame Weise getötet wurden. Ferner habe eine Bande von M Mann das mobnininedanische Dorf Hadsi-Tan Jichmed, sechs Stunden von Adcianovel entfernt, angegriffen und fast gänzlich cmgeäichcrt. Wie das dritte Telegramm des Bali meidet, griffen Komitatschi in der Nacht rnin 22. August die Kaserne von Tirnowo an, wurden aber znrückgeschlagen. OcrtlicheS und Sächsisches. Dresden. 26. August, —* Gestern ginnen oie Vriggdcmanövec der 1. Fnsantecic- j Brigade Nr. 45 zu'Ende. Se. Köoigl. Hoheit Kronplin, Fried rich Augnst. der koinmandierende General des 12. Armeekorps, wohnte den Manövern bei. Der Kronprinz stieg am „Hotel de Saze" in Großenbach, wo er übernachtet batte, zu Pferde und ritt in das Manoveraelände Nach der Rückkehr nach Großenhain stühstückle er bei Kstsl u. Eo., speiste später bei Herrn AnitSlnmvt- ' mann Dr. Uhlemann tdas Tiner war von dem Dresdner Traiteur Mar König bereitest »nd begab sich dann per Automobil »acb Meißen. Abends dinierte Se. Königl. Hobelt in, Kreise der Hcrien Offiziere des l. Königl. Sache Leib Grenadier-Regiments Rr. IM »nd der in Großenhain z. Z. vciauartie,!e„ Ailillerie- Abteilnng. sowie der ortsanwcwnden Offiziere des Husaren Regi ments „König Alben" im Saale des ...Hotel de Snre", das z Z. von den Herren Offizieren des Leib-Regiments als Offizierslasino benutzt wird. Ter Kronprinz nahm abends in Meißen im Hotel „Znin blauen Stern" Ouarticr nnd begab sich bcitte von dort zu den Manövern der 5. Inscintcrie-Brigade Nr. 62 bei Soppcn- j Krögis, —* Ihre Königl, .Hoheit Prinzcisin Nkathilde wird sich heute abend in Begleitung der Hofdame Freiin von Gärtner mit dem 7 Uhr 2st Minute» vom Nensti'idtcr Babnhof abgekenden Hnge nach Lichtcnsieia und von da nach Kchaachcnivies »nd Strc'a beneben, von wo die Rückkehr voraussichtlich am 15. September erfolgen wird. —* Dem langjährigen Güterkassierer Herrn Walther am hiesige» Güterbahnhose Dresden Altstadt ist der Titel und Rang als Gnlerverwalter >. Klaffe verliehen worden, —* Der Polizeipräsident von Berlin, Herr v, Borries, begab sich gestern mittag in Gesellschaft des Herrn Polizeipräsi denten Le Maistre mittels Egnipage nach dem Aisenal, »in sich die gleislose Dresdner Heidebahn vorsühren zu lassen Tie Herren nahmen eingehend Kenntnis von dem Shstem und der Konstruktion der Wagen, des Umienkens, der Art des Ans- iveirhens :c. und sprachen dem Unternehmer Herrn Stolle ihre vollste Befriedigung anS. —* Die Wahlrechts kommission des National- liberalen Deutsche» Reichs Vereins zu Dresden hielt am Montag in Anwesenhcit mehrerer Landlagsabgcordnew. eine mehr als vierstündige wettere Sitzung ab, in der eine Reih von Vorschlägen zur Abänderung des besiegenden WahlgcscPcs au das Eingehendste erbittert und über die einzelnen Vorschläge Be schluß gefaßt worden ist, Tie Kommission gedenkt, ihre Bc ratungcn bis zur Abhaltung der Milgiicdcn'-Bcrsaniiulniig de - Nativnallibcralen Landesoercins am 12, September in einer Reihe weiterer Sitzungen zu Ende sichren zu können, um dann mit be slinuiilcn Vorschlägen an die Versammlung hcranzulrclcn, —* Wir erhallen folgende Hnschriit: „In Ihrem geschätzten Blatte von heute befindet sich die Roliz, daß das Kntius- nnnislerium die Nachfeier von Königs Geburtstag und die Feier des Sedantagcs in den höheren Schulen in einem gemeinsamen AktuS am nächsten Sonnabend angeordnet habe, und das; am 2. September, dem eigentlichen Sedan tage, die plan mäßige» Unterrichtsstunden zu Hallen seien. Unter ge wöhnlichen Verhältnissen würde man gegen diese Verordnung ge wiß nichts cinznwenden habe», nachdem unsere höheren Schulen eben erst reichliche Ferien genossen haben. Am , diesmaligen 2. September aber findet in unserer Nahe eine Kaiserparaüc statt, ein Schauspiel, welches unserer Jugend sobald nicht wieder geboten wird: der Kaiser weilt in unseren Mauern und während sonst allerorts ans solchem Anlaß die Schulen geschlossen werden, — da sollen unsere Schüler ihre planmäßigen Unterrichtsstunden absitzcn'?! Das dürste wohl dem Patriotismus unserer zu künftigen Batcrlandsverteidiger wenig entsprechen, »nd es ist ge wiß zu hoffen, daß das hohe Kultusministerium sich noch ent schließt, diesen 2. September srcizu^eben, damit es,, unserer Jugend ermöglicht wird, das seltene Schauspiel einer Kaiserparade zu genießen," —* Der heutige Tag weckt die Erinnerung an den vor neun zig Jahren erfolgten heldenmütigen Tod Theodor Körners, des Dichters von „Leyer und Schwert". Manchem unserer Leser iii vielleicht noch im Gedächtnis geblieben, in welch großartig seitlicher Weise dieser nationale Gedenktag anläßlich seiner sünszigste» Wiederkehr im Jahre 1863 in Dresden begangen worden ist. Die Stadt prangte im Festschmuck, den auch die her vorragenderen amtlichen Gebäude angeicgt hatten, und überall zeigte sich eine seltene Einmütigkeit in der Feier des Gedenkens an den deutschen Dichter und Hcldenjünaling. Am Borabend des eigentlichen Gedenktages fand im Saale der „Harmonie" ein Fest akt statt, m dessen Mittelpunkt die vom Dichter Kerl Gutzkow ge haltene Festrede stand. Am Vormittage des eigentlichen Festtages setzte sich vom Pirnaischen Platz aus ein gegen 9006 Teilnehmer zählender Kcstzug, dem viele Musikchöre eingcrecht tvaren, in Bewegung. Äußer den Schülern verschiedener Lehranstalten, Turnern, Sängern usw. nahmen etwa 30 Innungen und eine Reche sonstiger Korporationen und Vereine an dein Zuge teil, Vom Palcnsaarten ans, wo ein Fcstgesang, Vortrag des .Schwcrt- licdes" nnd Ansprache gehalten worden war, begab man sich nach dem „Köblmarkt", an des Dichters Geburtshaus. Tie Bezeich nung „Kohlniarkt" wurde übrigens im Oktober des Jahres 1863 cbcn'alls zu Ehren Theodor Körners abgcändert und der Trakt svrlan „Körncritraßc" genannt. Dort erfolgte die Enthüllung einer Gedenktafel, die in goldenen Lettern die Inschrift trug: „Hier wurde geboren Theodor Körner am 23. September 1791. Er siel im Kampfe sür Deutschlands Freiheit am 26. August 1813. Ge widmet von seiner Vaterstadt am 26. August 1863." Dem Festakt wohnten u. a. die Staotsminister von Falkcnstein und von Vehr, viele hohe Staatsbeamte nnd Vertreter städtischer Behörden bei. Der Festzug löste sich nach dem Vorbeimarsch am Geburts- Hause ans der Hauptstraße aus. Am Nachmittag fand die Feier im Königl. Großen Garst» und im Garten des Linckeschen Bades >n Neustadt ibre Fortsetzung unter lebhafter Teilnahme einer nach Tausenden zählenden Menge. Der zur Errichtung eines Körner-Tenkinals bestimmte Erlös der ^Gedenkfeier^st» Große» Garten allein ergab eine Bruttoeinnahme von 18M Taler».^ Von der Meisterhand Prof. Hähncls modelliert, ist später dies Stand bild, das seinen Platz vor der Krcuzschuie aus dem Gcorgplatz er- hielt, am 18. Oktober 1871 feierlich enthüllt worden. Eine ,;esl- vorstclliing im Königl. Hostbeaicr l„Zrintz"s beschloß dic^Körner- Gedenkfeier, die in ähnlicher Weise in fast allen Städten Sachsens Kunst «ud Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof- the ater. Mit der vollständig neuen Ausstattung, in der Schillers „Jungfrau von Orleans" am 6. September ans der Bübnc des Schauspielhauses erscheint, wird der Zweck ver- iolqt, dem Werke das bunte nnd hiuortsch getreue äußere Ge wand zu geben, das dieses romantische Schauspiel zur vollen Wirkung unbedingt braucht. Die Neuausstattung erstreckt sich darum nicht nur ans Dekorationen und Kostüme, sondern auch aus Regnisiteii, Rüstuiigen, Waffen und alle Einzelheiten des szenischen Apparates, Sie ist seit längerer Zeit in Angriff ge nommen und im Lause der Theatcrfericn fast vollständig dnrch- gcsührt worden. Die dreizehn, in allen Teilen neuen Dekora tionen sind nach den Entwürfe» des Dekorationsmalers Emil R> eck in den Malersälcn der Königlichen Hofthcaler iicrgestcllt worden. Unter ihnen haben die Tekvrationcn der verschiedenen Schlachtfelder, des brennenden englischen Zeltlagers und ins besondere die des vierten Aktes mit der Kathedrale von Rheims als Hintergrund eingehende historische Vorarbeiten erfordert. Die Zahl der neuen Kostüme beträgt 350. Sie sind nach den Ent würfen des Kostllmmalers Fanta ausgesührt und unter Leitung des Garderobeinspcktors Metzger in den Werkstätten der Königl. Hostbeater hcrgestellt worden. Herr Fanto hat die Figuren mit Benutzung von Gemälden Jan von Eycks, des Hos- malcrs Philipps von Burgund, Mcmlings, Dicrk Boutös nnd der Pariser Miniaturen entworfen, nachdem er die für das burgundischc Kostüm wichtigen Städte Belgiens, wie Brüssel nnd Brügge, bereist und auch in Paris im Louvre nnd im Elagny- Museum eingehende Studien gemacht Hatte, Rüstungen »nd Waffen sind gleichfalls nach den speziell für die Dresdner W>f° silhrung gemachten Skizzen in München, Meiningen, Wien und Paris hcrgestellt worden. r* In LetPzig ist ein Komitee ziisammengctrctcn. das in einem „Austus" olle Freunde der Kunst und Literatur »uffvrdcrt, de» 80, Geburtstag Rudolf v. Gottschalls (30. Septem bers in würdiger Welle zu begehen und den greisen Dichter durch Neberreichnna einer Ehrengabe zu erfreuen, die ihm einen sorgenfreien Lebensabend bereiten soll. Dem Komitee, an dessen Spitze Geh. Rat Oberbiirgcimeistcr a, D. Dr, Georgs steht, ge hören zahlreiche hervorragende Persönlichkeiten der literarische» und künstlerische» Welt, Vertreter des deutsche» Buchhandels und der Leipziger baut« tiuanc« an. 4* Der Litecar-Hisloriker Gustave Larronmei, der ständige Sekretär der Pariser Akademie der schönen Künste, ist gestorben. 4 Zur Eharaktcristrk Felix Moltls, der jetzt oft wegen seiner Sophisterei mit der Ncwyorkcr „Parsifal"-Aussührn»g ge nannt wird, dient auch der Eintrag in ein Stuttgarter Gäste buch, der lautet: „Albert Lortzing war ein Trottl, Dies bezeuget Felix Mottl." Darunter aber von anderer Hand folgendes: „lind den Lnnipen, den Beethoven, Wird er sich wohl och noch kvofcn." Die mrterdriikktett Briefe Napoleons I. Von Eduard Engel (Berlins. k. Die vielen Veröffentlichungen der letzten Jahre von nnö über Bismarck habe» ein Werk in den Hintergrund treten lassen, das sonst in Deutschland wie in Frankreich die allgemeinste Teil nahme hülle finden müssen: zwei starke Bände größ teil te tls unbekannter Briese Napoleons I. Obendrein handelt es sich nicht um beliebige Briefe! Nein, mit ibne» hat es eine sehr eigene Bewandtnis. Als Napoleon II l. die Briese seines Oheims durch eine Kommission hcransgeben ließ, verstand cs sich sür deren Mitglieder von selbst, daß nichts veröffentlicht werden durste, >vas das Bild Napoleons I. im Andenken der Nachwelt hätte trüben können, »nd natürlich erst recht nichts, was Napoleon lll. ganz persönlich unangenehm sein mußte: die furchtbaren Briese des Bruders an den Bruder, Napoleons I., an den König Ludwig von Holland, Tie großartige Bricfsamm- lung, die jene Kommission in 32 Bänden vor etwa 40 Jahren hcransgab, war eine bewußte Geschichtssälschung. Gerade die am meisten gekennzeichneten Briese wurden wcgaelassen-, wichtige Seiten in Napoleons I. Charakter und Laufbahn waren gar nicht oder »nr sehr schwächlich vertreten. Wer lernen will, wie durch bloßes Weglassen oder sonstige Aendcrnngcn gefälscht werden kann, der braucht nur die kürzlich cr'chicnenc» zwei Ergänzungs- bändc der „Dottras inockitas" durchznbläiteni. Ich stehe nicht an, diese ergänzende Bricssammlmig für eins der lesenswertesten Bücher zu erklären, die überhaupt seit sehr lancier Zeit erschienen sind. Auf dem Gebiete der nrkiinolichcn Geschichtswissenschaft ist außer Bismarcks Tenkwürdigkeiten kein zweites Werk von gleich hoher Bedeutung seit unabseh barer Zeit erschienen. Gewiß, Napoleon 1, ist uns längst kein verschleiertes Bild mehr. Es gibt eine so ungeheure Lttcratnr von ihm und über ihn, hak man kaum „och wichtige Ausschlüsse über ihn erwarten sollte. Nun lese man .aber auch nur wenige Seiten dieser zwei Bände, gleichviel wo aiffgcschlagen, »nd man wird mit einer Spannung wciterlescn, als handle es sich m» Enthüllungen von höchster augenblicklicher Wichtigkeit, Ziini Teil liegt das allerdings daran, daß die in diesen zwei Bänden enthaltenen Briese, zusammen über 1200, ausgesuchte Stücke sind, eben alle jenen, die zu Ehren Napoleons I, wie des III. in der großen Gesaiiitaiisgadc unter drückt worden tvaren und nun in diesen beiden Bünden säuber lich gesammelt und neben einander gestellt sind. Da kommt nun gerade das zum Vorschein, was außer der übcrwälligcnden Kraft des Schlachten- und des Bölkcrlcnkcrs an Napoleon I, am stärk sten ciusgebildct war: seine maßlose Herrschsucht, Sich in der riesenhaften Macht »nd Herrschaft über Europa zu bc- beupten, sie immer unerschütterlicher zu beseitigen, jeden Wider stand zu zertrete»: mit allen Mitteln, wirklich mit allen ohne Aus nahme, auch mit den verbrecherischsten, seinen Dhron z» stützen, das alles kann man erst ans diesen neuen Briese» mit voller Klarheit erkennen. Die beiden Bände enthalten die vollkommene Nalurgeschichte eines Tyrannen mit des Tvranne» eigensten Worten, Napoleon I, läßt sich nie in Untersuchungen und Recht ertignngcn seiner Herrschaft ein. Er herrscht, und er will weiter bcmchen bis ans Ende seiner Tage: sa, die c seine Briese lesen sich, als ob er die Endlichkeit alles Menschenlebens ganz der- geile» »nd sich eine nnbcichränktc Hcrrichgewalt über die ganze Erde allen zeitlichen Grenzen znm Trotz hätte sichern wollen Für Napoleon gab es keine Reibungen, wie etwa für Bismarck die Kamme aeaen den Hof seines Königs. Keine andere»