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g. AL '' > fs Sonrüag. 8. November Gegrün-er ISS« stwsw,«,e ! »»,41 «» m» «acht,«sp»>ch,! so Oll. X-XLO. 8c«oxoi.kvk Mirxc »Mmns gsgi». 1838. SchE«««», un» Nmw»gN»»twg«»« M»rt«>sl»«tz, SS,40. v«ta, „n UI»»Ich » A»Ich,r»I m Dr»»»««. V»Mch«».N»«to 1OSS »r^»«». Bezugsgebühr MLLUrL L ^ Anzeigenpreise. Nachdnn» nur mtt deutlicher QueUenangade (^Dresdner Nachr.-) -ulässta. - Unverlangt» SchrifMUrk» werden nicht aufdewabrl. vlütluierL Präger 8trsüe 12 kernrul IL37S Oake Hülkerl Prager 81raÜe, Loks Siüonlenslraüe. Zer leichtfertige spanische Zollkrieg. Die Sickerung -er amerikanischen Finanzhegemonie als Ziel -er Berhan-lungen in Washington. Paiulevös FI«a»z,r«,ramm. - Die weiteren Aiiumunzsbedlngungen für Köln. - Der neue deutsche Aheinlandkommilsar. Die unerhSrken Forderungen -er Sponler. Berlin, 7. Nov. Die spanische Regierung hat mit her Ein- siihrung eines achtzigprozentigxn Zollzuschlages auf die deutsche Wareneinfuhr eine Zollkriegserklärung gegen Deutschland zum Ausdruck gebracht. So bedaizerlich dieser Beschluß an sich ist, so muh doch hcrporgehoben werden, daß die Schuld an dem Scheitern der deutsch-spanischen HandelSvcrtragSverhandlungen nicht ans deutscher Seite liegt. Es ist hier daran zu erinnern, daß Spanien im Kult d. I. der deutschen Delegation schriftliche Vorschläge unterbreitet hatte, die eine Grundlage für einen erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen geboten hätten. Die spanisch« Regierung hatte jedoch bald tzargnf Jöllkornmeu nnerwartet noch während der i« Gang« befindliche« Vorhand» lungeo ihre Vorschläge mit «an, nichtiger Begründung wieder znrtickgezog««, Offensichtlich hat der glatte Abschluß eine- Handelsvertrages mit Italien jetzt für daS spanische Bor- gehen eine wesentliche Nolle gespielt, wenngleich Spanten aus den Italien znaebilligtEn Sätzen, die weit höher waren als die ursprünglich von Spanten selbst unS angebotenen, ersehen konnte, daß die deutsche Regierung zu jedem Entgegen- kommen bereit war. Spanien scheint aber nun die unmöglichen Sätze bcS früheren deutsch-spanischen Handelsvertrages wieder erreichen zu wollen. Tie Erfüllung eines derartigen Verlangens ist für Deutschland völlig ausgeschlossen. Auch diejenigen Kreise, die sclucrzcit aus taktischen Gründen für die Ratifizierung deS crstcn Handelsvertrages eistgetrelen waren, verkennen nicht, das, dieser Vertrag nicht nur für die deutschen Winzer und Obstbauer, sondern für die deutsche Wirtschaft überhaupt eine Unerträglichkeit gewesen wäre. Die deutsche Ne gierung wird sich durch das jetzige spanische Vorgehen kaum dazu zwingen lassen, von neuem Bindungen einzugehen, die dazu angetan sind, die gesamte deutsche handelspolitische Lage zu schwächen und auf die Dauer der deutschen Wirtschaft noch schwerere Schädigungen zuzufügen, als die Auswirkung des nunmehr begonnenen Zollkrieges es zu tun vermag. Es lxuidclt sich für uns in erster Linie um prinzipielle Kragen. Ein Blick ans die deutsch-spanischen Handels, bezielmngen im Jahr« 1824 verglichen mit denen tm Jahre 1913 zeigt, daß die spanische HandelsbUanz im Verkehr mit Dentschlanb stark aktiv ist. b. h.. bei einer längere« Dnner b«S dentsch. spanische« Zollkrieges würde« die schweren Schädignnge« zwetsellos die spanische Wirtschaft treffen. Dt« Einfuhr aus Spanten im Jahre 1824 hatte einen Wert von rund 108 Millionen gegenüber 198 Millionen im Jahre 1813, während die deutsche Ausfuhr nach Spanten rund 80 Millionen gegen 143 Millionen tm Jahre 1813 betrug. — Immerhin gibt der von spanischer Seite herbeigeführte Wirtschaftskampf deutschen Organen Gelegenheit, der Netchs- regterung schwere Vorwürfe zu machen, obwohl die deutsche Regierung, um mit Spanien zu einem Einvernehmen zu kommen, in dem Handelsvertrag bis an die Grenze der Opfe- rung deutscher Interessen ging. Wie an unterrichteter Stelle betont wird, ist damit zu rechnen, baß eS zu einem deutsch-spanischen Zollkrieg, wenn auch nur für kurze Zeit, kommen wird. Die Reichs» regier««« hat «« tione« darüber, ob keine absolni zu»erlS«st<ie Jnforma« Spanier» die in AnSslcht gestellte« Kampf, Maßnahmen getroffen werden, durch die die Einfuhr spa nischer Waren nach Deutschland verhindert wird. Allerdings befindet sich unter der spanischen Einfuhr ein erheblicher Posten für Erze, auf deren Einfuhr aus Spanien deutscher seits schwer verzichtet werden kann. Da» Provisorium mtt -er Schweiz uuierzeichnei. Basel, 6. Nov. Heute nachmittag wurde in Bern zwischen Deutschland und der Schweiz das provisorische Handels abkommen unterzeichnet. Es tritt in Kraft nach beiderseitiger Ratifikation und hält so lange an, bis ein endgültiger Handelsvertrag zwischen den beiden Läirdern zustande gekommen ist. Hier über sollen «och in diesem Jahre anf Grundlage des neue« schweizerische« Zolltarifs Verhandlungen beginnen. Ueber den deutsch-schweizerischen Vereblungsverkehr, an dem ein grober Teil der deutschen Textilindustrie interessiert ist, sollen noch vor den eigentlichen Handelsvertragsverhandlungen vorbereitende Besprechungen stattfinden. In dem provisori schen Abkommen wurden beiderseits besondere Zollveretn- barungcn für eine beschränkte Anzahl von Waren, die im gegenseitigen Handelsverkehr besonder» wichtig sind, getroffen, wobei die Schweiz bereits ihren neuen Zolltarif alS Grund lage benützt hat. Der neue -rutsche Aheintan-Kommissar. Frhr. Langwerlh von Slmmern. Berlin, 7. Nov. Ker Botschafter in Madrid, Freiherr Lang werth v. Simm er«. ist für den Posten als deutscher Nhetnlandökommtssar in Aussicht ge- nommcn worden, sobald, der Eintritt der sogenannten Rück wirkungen die Neubesetzung des Postens gestattet. Den Bot- schaftcrposten in Madrid hat Freiherr v. Stmmern seit dem Jahre 1820 inne. Er war vorher nach längerem AuSlands- dicnst auch mehrere Jahre auf verantwortungsretchen Posten im Auswärtigen Amte tätig gewesen, wo er zuletzt die poli tische Abteilung leitet«, bis er nach Unterzeichnung des Fricdensvertrages auSfchied. AlS deutscher RheinlandSkom- missar würde Freiherr v. Simmern der Nachfolger des Fürsten v. Hatzfeld werden, der 1823 ausgcwiesen wurde. Die Neichsregterung hat die Nachricht erhalten, daß dieser Ernennung zugcsttmmt werde. Hterbet ist seitens der Ncsntzungsmächtc zum Ansdruck gebracht worden, daß ebenso nnc sich nach ihrer Ueberzeugung der neue RcickSkommlstar vom Geiste der Verhandlungen in Locarno leiten lasten werde, auch die interalliierte Rheinlandkommission sich ihrerseits dem Geiste getreulich anvasten wolle. lW. T. B.i Worüber in Paris verhau-ett wirb. AnS dem Rheinland wird unS von gut unterrichteter Sette geschrieben: ES ist selbstverständlich, baß man in den Rheinlanben, die ja in erster Linie dabei interessiert sind, und besonders in der zweiten und dritten Besatzungszone die Verhandlungen über die Rückwirkungen des Vertrage- von Locarno mtt siebe» Hafter Spannung verfolgt. ES wirb verhandelt, daS ist die, erste bedeutsame Tatsache, die zu verzeichnen ist. Und zwar picht in Coblcnz, am Sitze der Rheinlandkommission, wie eS von dieser wohl gewünscht worden ist, sondern in Paris. Soviel wir aus authentischer Quelle erfahren, hat man tn Paris den deutsche» Unterhändlern einige Zusagen gemacht, tlnd man darf hcmse wohl mit einem Abba« der KreiSbele» gierte« tn den noch besetzt bleibenden Gebieten rechnen. Da» scheint auf den ersten Blick ein großes Zugeständnis zu sein, doch muß unseres Erachtens auch gleich sestgeleat werden, daß nicht irgendeine andere Einrichtung an die Stelle des bis herigen Systems tritt. Wenn die Kreisdelegierte« »ersch»inden, die französischen Gendarme« aber bleiben «nb überall ln die dentsche Verwaltung und Rechtspflege eingreisc« könne«, würden die Dinge eher schlimmer denn besser »erbe«, alS sie bisher waren. Hier muß also volle Klarheit geschaffen werben. — Auch daS Personal der Rheinlandkommission wirb »erminbert werden. Die Coblenzcr Stadtverwaltung hat bereits die Mit tetlung erhalten, baß durch diese Verminderung etwa ISO Wohnungen für die dentsche Bevölkerung frei werden, was bei der ungeheuren Wohnungsnot gerade tn Coblenz immerhin eine aewisse Erleichterung bedeutet. Ferner steht so viel scst, daß die Stelle des deutschen Reich »komm« sfarS miedergeschasfen wird, allerdings mit ziemlich eng begrenzten Befugnissen. Weiterhin wirb tn Paris über daS Vereins» und BersammlnngSrecht und über da» Presserccht verhandelt. Hier geht eS um Grund rechte der deutschen Staatsbürger, die aus die Dauer den Rheinländer» durch die BesatzungSbehörden nicht vorenthaltrn werben dürfen. Tö ist zweifellos möglich, in der Bcaufstchti- gung von politischen Versammlungen zu den Gebräuchen im unbesetzten Deutschland zurückzukehren, und «S dürften sich Fälle, wie vor wenigen Wochen in Neuß, wo Beamte des militärischen Sicherheitsdienstes in geschlossene Vereins- Versammlungen etndrangen und di« Mitgliederlisten, Proto- kollbüchcr unb Korrespondenzen der Vereine beschlagnahmten, nicht wieder ereignen. Dazu gehör« auch baS Verlangen ein- zelner KretSdelegierten, sich Lte Programm« öer Kinotbeater vorher vorlegen zu lasten. Sine solch« Vorzensur widerspricht den bestimmten Vorschriften de» Rhetnlanbatzkömmen». Man hegt stark« Zweifel, daß die Männer, die bisher an ber Spitze der BesatzungSbehörden standen, sichZo leicht um,«stellen ver- mögen, unb meint daher, baß ein Wechsel bei be« leitenden Persöi 'ichkette« erste «oranSsetznng ist. ' Novemberslimmung. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen, aber st« nicht erzwingen. Der 9. November in Sachsen ist ein erzwungener Feiertag, der diesmal in den sächsischen bürgerlichen Kreisen besonders bittere Empfindungen auslöst, weil gerade setzt die Sozialdemokratie im Reiche sich in ber ganzen Glorie ihre» alle nationalen Belange mißachtenden Parteiegoismus zeigt, ausgerechnet in einem Augenblick, wo die auswärtige Lage stärkste innere Geschlossenheit und Vermeidung allen Hader» verlangt. Vor vier Jahren setzte eS das damalige rein sozia listische Regime in Sachsen mit Hilfe einer zwerghafteu, anf kommunistische Krücken gestützten Mehrheit durch, daß ber 8. November tn unserer engeren Heimat zum Feiertage er hoben wurde. Der Linksradikalismus forderte etn« Ab schlagszahlung und drohte andernfalls mit schlechtem Wetter, und da verließ die Mehrhcttssozialdcmokratie flugS der Mannesmut. Die ganze angesichts des einmütigen bürger lichen Widerstandes als Herausforderung wirkende Aktion wurde lediglich unternommen, um dem Radikalismus den Mund zu stopfen, der um jeden Preis das imponierende Bei spiel der beiden anderen damals ebenfalls noch sozialistisch orientierten mitteldeutschen Staaten, Thüringens und Braun- schwetgs, nachgcahmt misten wollte. So tst nun Sachsen VtS auf weiteres In der gewiß nicht beneidenswerten Lage, den l. Mat mit seiner scharfen Spitze gegen das Unternehmertum und den 8. November, den Geburtstag der Umwälzung, als staatliche Feiertage begehen zu müssen. Auch am kommenden Montag muß die werktätige Arbeit in unserem engeren Vaterlande rasten, die fleißigen Hände dürfen sich nicht regen, an den Fahnenmasten der öffentlichen Gebäude gehen die Flaggen hoch. Diese äußere Jnnchaltung des Feiertage- kann die staatliche Gewalt erzwingen, dazu hat sie die Macht. Nicht zu gebieten aber vermag sie über die Herzen der Be völkerung, deren lebendiger, mitfühlender Pulsschlag einem staatlichen Feiertage erst die eigentliche Weihe gibt, und aus deren freiwilliger Anteilnahme erst seine wirkliche Bedeutung und Berechtigung zu erkennen ist. Dieses wesentliche Moment fehlt dem 8. November. Er ist damals von dem betont natio nalen Teil deS sächsischen Volkes als eine schwere Provokation empfunden worden, die geboren war aus dem unverhüllten Bestreben ber zu jener Zelt noch alleiiiherrschenden Sozial- demokrati«, ihre Macht dem Bürgertum zum Bewußtsein zu bringen und den revolutionären Charakter der neuen Ent wicklung zu betonen. Diese Entstehungsgeschichte des Novem berfeiertages lebt ungeschwächt in der Erinnerung fort un bestimmt die Stellungnahme der bürgerlichen Kreise ihm gegenüber. In ber Zwischenzeit ist freilich manches geschehen, was die Schroffheit des bürgerlichen Gegensatzes zu den ge mäßigten Elementen der sächsischen Sozialdemokratie nicht unwesentlich abgemildert hat, natürlich unbeschadet der un überbrückbaren grundsätzlichen Kluft, die beide weltanschau- ungSmäßig trennt unb die auch die politischen Beziehungen entsprechend beeinflußt. Das eine aber ist Loch nicht abzu leugnen. daß die jetzige Koalition bei allen Mängeln und Schmächen, die man ihr vorivcrfen kann, nach ber fürchte» ltchcn Zerrüttung der Zclgncr-Pcriode wieder Ruhe und Ordnung im Lande geschaffen und eine positive gesetzgeberische Arbeit geleistet hat. die tn mancher Hinsicht, wie B. durch die Reform der Gemcindeordnung mit ihrer Abschaffung des Einkammersystems, den Anschauungen und Wünschen deS Linksradikalismus direkt entgegengesetzt war. DaS kann unb soll ruhig zugegeben werden, aber an der Unerträglichkeit deS Novemberfeiertages für das Bürgertum wird dadurch nichts geändert. Der 9. November als staatlicher Feiertag tn Sachsen ragt empor als ein Wahrzeichen sozialistischer Macht« Politik, die. statt lonal die Versöhnung der großen vergangen« hcitSwerte mit der neuen Entwicklung anzustreben, da» bürgerliche nationale Empfinden brüskiert; ein Wahrzeichen, das eine Wirkung ausübt. wie die Stange mtt dem Geßlerhut. Eine solche unnütze Reizung der bürgerlichen Kreise greift um so tiefer, als die Nachbarstaaten Thüringen und Braun- schweig sich bereits wieder auf den bürgerlichen Charakter ihrer Länder besonnen und mit der Einrichtung, die ihnen ein frühere» sozialistisches Regime aufgehalß hatte, reinen Tisch gemacht haben. Dieser Vergleich kann nur dazu bet tragen, die sächsische Stimmung noch weiter zu drücken. Da-« kommt, daß Heuer der 8. November unter dem Eindruck deS Münchner DolchstoßprozesseS steht, der in LretwiWger Ber«