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Dresdner Nachrichten : 30.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192707309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270730
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-30
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.07.1927
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Sovnabend. 30. JuN 1927 ^Dresdner Ttachrlchken Nr. 354 Seite Z Als Bismarck von uns ging. Verssaliche »r(,»er»i^«» an» se» Nachlaß Han» «. . A" 1898 abend» Li Uhr hatte der größte Deutsche de» 19. Jahrhundert» bi« Augen für immer geschlossen. und »°« -«'selben Nacht verbreitete sich dte Trauerbotschaft «tt Wi«de»etle durch Stabt und Land. Jeder spürt, den schwere« Schlag, den da» ganze deutsche Bo» durch den ver. Heimgegangenen Nationalheld«» erlitten, und tief erschüttert vernahm man di« verhängnisvoll« Nachricht. I« der Mitte -er letzte» Jultwoch« bracht« mir ein Lele- «»«m die Nachricht von dem bevorstehenden Sude de» Arsten. ?l» ich in KrledrtchSruh eintras. erfuhr ich. daß «S sich diesmal noch um blinden Lärm handelt«. Aber das B«. finden des Altreichskanzlers war hoch derart, daß ich im Sachsenwalde blieb, um abzuwarten, ob e» der kräftige« Natur de» Fürsten noch einmal gelingen würde, sich aufzu- raffe». Hast schien e» so. denn zur Ueberraschuna aller seiner Hausgenossen erschien er am Spätnachmittag beS 28. Juli bei »er Samtlientafel. Er nahm lebhaft an der Unterhaltung teil, trank etwa» Champagner und raucht« nach Tisch zum ersten Male seit längerer Zeit wieder einige Pfeifen. Am Freitag »lieb da» bessere Befinden unverändert, auch noch am Sonn abendmorgen befand sich der Fürst wohl. Er la» in den Zeitungen und sprach mit seiner Umgebung über Politik, be- sonders über russische. Er genoß tm Sause de» Vormittags Speis« und Trank und beklagte sich dabei scherzhast über den geringen Zusatz von geistigen Getränke» zu dem Waller, da» man ihm reichte. Dann trat plötzlich eine Verschlimmerung ein. Der Pul» stockte wiederholt, und tm Laufe de» Nach, mittags verlor der Fürst häufig baS Bewußtsein. In den Abendstunden des Sonnabends nahmen dte bedenklichen Er- schetnungen zu. Der Tod trat leicht und schmerzlos fast aus dem Glockenschlag 11 Uhr abends ein. Geheimrat Schweninger. der erst kur, zuvor in Friedrichsrub eingetrosfeu war. konnte dem Sterbenden den Tod noch erleichtern. Er entfernte ihm mit einem Taschentuch den Schleim aus d«m Munde und er leichterte dadurch dem Fürsten das Atmen. Da» letzte Wort, das der Kürst sprach, war an seine Tochter, die Gräfin Marie Nantzau. gerichtet, die ihm den Schweiß von der Stirne ge- trocknet hatte: „Danke, mein Kind!* An BiSmarckS Sterbe lager war die fürstliche Familie versammelt, und außer den Aerzten. Gehetmrat Schweninger und Dr. Chrpsander. noch Baronin Merk. In der Frühe de» nächsten Tage», eine» prachtvollen Sonntagmorgens, führte mich Schweninger an de» Fürsten Totenlager. Der Fürst lag noch genau so da wie im Augen- blick seine» Dahtnscheiden». Da lag der gefällte Recke, schlicht und groß wie tm Leben, so tm Tode. — Rechts und link» vom Sterbelager standen im Dienstanzug die bi« Ehrenwacht haltenden Förster. DaS äußere Bild in Friedrichsrub erschien auf den ersten Blick unverändert. Schloß und Park waren abgeschlossen für jedermann. Ausnahme» »rächt« ma» mrr. wo et» ausdrücklicher Befehl de» Fürsten Herbert vorlag. vor dem Park«ingang. wo sonst so viele dem Fürsten BiSmarck bei seine» «»»fahrt«» »ugejubelt hatten, standen auch heut« »tele Männer und Frauen aller Stände, denen dir tiefe Er schütterung über da» Weh, da» «lldeutschlanb mit dem Ver- tust seine» größten Sohne» betroffen hatte, auf dem Antlitz ««schrieben stand. E» wurde niemandem Einlaß ««währt. Al» die Kreveltat -er beiden Hamburger Photographen be kannt wurde, dte bi« wachthabenden Forstbeamten bestochen und in der Nacht vom 8». auf den 81. Juli eine Blitzlicht- aufnahme d«S toten Fürsten gemacht hatten, wurde die Ab sperrung des BtSmarckschen Besitztum«» noch strenger als zuvor. Am Montag begann man mit der Ausstattung de» Sterbe- »immer». DaS Totenzimmer war überaus einfach her- gerichtet, wie e» dem Sinne des Entschlafenen entsprach. Der Sarg stand ungefähr auf derselben Stelle, wo früher das Bett de» Fürsten stand, in dem er seinen letzten Atemzug getan. Koniferen. Buchsbaum und Lorbeer umschlossen daS Kopfende de» auf nicht sehr hohem Katafalk stehenden Sarge». Zwei kunstvolle, zwölfarmige. silberne Leuchter standen am Ende de« Sarkophage», zu Füßen zwei mächtige Altarkerzen. Un- wett des Fußende» beS Sarges war ein winziger, mit schwarzein Stoff bekleideter Altar ansgestellt, auf dem eine alte, stark abgegriffene Bibel lag. Der durch die schwarze Tuchdrapierung nicht bedeckte Teil der hellgrauen, mit Oel- farbe gestrichenen Wände war noch mit dem bcziehungsreichen BUderschmuck bedeckt, mit dem st« -er Fürst tm Laufe der Fahre versehen hatte. Zwei Oelgemälde, die ihn und seine Johanna in jungen Fahren darstellten, lugten nur zur unteren Hälfte aus dem schwarzen Behang hervor. Ebenso das da zwischen hängende Bild Kaiser Wilhelms I. Darunter hingen Aquarelle, dte^Partien aus Schönhausen darstellten, wo Bis marck seine erste Kindheit verlebte. An der Schmalwand des Zimmers hing ein alter Plan von Hanau in Kupferstich und ein« Lithographie. Hanau und dessen südliche Umgebung auS der Vogelperspektive. Der Sarg trug vier Kränze, die die nächsten Angehörige» des Entschlafenen dort niedergelegt hatten. Auf die Nachricht vom Tobe des Fürsten Bismarck hatte der Kaiser sofort erklärt, -aß er den Dahingeschiebenen tm Dom zu Berlin beizusetzen wünsche. Aber diesem Wunsche des Kaisers konnte nicht willfahrt werden, da Otto von Bismarck die Bestimmungen über seine letzte Ruhestätte selbst getroffen hatte. Der Sarg blieb in dem Strrbezimmer, wo er auf- gebahrt war. und erst im folgenden Frühjahr, nach Erbauung der Grabkapell«, wurden die irdischen Ueberreste dcS Fürsten zusammen mit denen seiner am 27. November 1891 in Barzin gestorbenen geliebten Johanna am Schneckenberge gegenüber dom Schlosse zur ewige» Ruhe beigesetzt. Die Dokumente von Orchies. Ein Schandmal für französischen Sadismus Protokolle vo« Augenzeuge«. Berli». 29. Juli. Die Aaence Havas hat, wie bereit» mtt- getetlt, zwei Berichte über die Vorgänge in OrchteS ver- üsscntlicht. I» dem zweiten Bericht ist folgender Satz be- merkenswert: -Wahrheit ist. daß einige schlechte Subjekte» Strolch« der schlimmsten Sorte, von denen übrigens keiner m»S OrchieS war, die Leichen der in der Umgegend der Stadt g«sallr»e» deutschen Soldaten auSgepltindert und verstümmelt habe».* Mit Ausnahme von zweien unterschlagen sämt liche Pariser großen Zeitungen diese Einräumung. Angesichts dieser Haltung der französischen Oeffentlichkett und ihres Hohne» darüber, daß die Deutschen keine Beweise für ihre Behauptungen hätten, wird jetzt das amtliche Aktenmatcrial, das von deutschen Augenzeugen im September 1914 ausge nommen worden ist, veröffentlicht. Es handelt sich zunächst uw «in Protokoll, das am 26 September lSl4 in BalencienneS aufgenom- mcu wurde. Es betrifft einen Ueberfall auf eine SanitätS- ko könne, die zwecks Heranbrtngung versprengt in Ort schaften der Umgegend liegender Verwundeter entsandt wor den war. Die Fahrt erfolgte in sieben AutoS. Diese Autos wurden beschossen. DaS Feuer dauerte etwa 8 btS 10 Minuten. Tic Beschießung erfolgte, obschon an sämtlichen Autos die Fahnen des Roten Kreuze- sichtbar waren. Bet der Rückkunft wurde festgestellt, daß nur vier AutoS zurückgekehrt waren, und daß von den Mannschaften der freiwilligen Krankenpflege 7 Mann und der Oberarzt Ltchtenberaer fehlten, di« sich sämtlich in ein und demselben Auto befunden hatten. Freiherr v. Stolzingen, der Führer der Rotkreuz-Abtei- lung, berichtet weiter: Zur Deckung des Rückzüge- nahmen die mit Karabinern bewaffneten militärischen Transportmann- schasten und Chauffeure das Feuer auf. Meine Sanitäter waren nur mit Seitengewehren bewaffnet. Die Angreifer, teils uniformierte Franzosen, teils Franktireurs, waren zahl reich: genau konnte die Zahl nicht festgestellt werden. Ein zweites Schriftstück, datiert BalencienneS, 2«. Sep tember 1914, enthält die Meldung des Majors und Etappen- kommandanten von BalencienneS v. Mehring über eine erfolglose Strafexpedttion. Am 23., heißt eS in der Meldung, war ein Oberarzt, der mit mehreren AntoS «nd Begleit» Mannschaften verwundete Franzosen a«S Orchie» abhole» sollt«, in diesem Orte beschossen worden «nd selbst mit siebe« «ndercu Leuten gefallen. Daraufhin hatte der Etappen- Fnspekteur v. d. Groeben für den 24. eine Strafexpeditton befohlen, die die Stadt nteberbrennen sollte. Dieser Zweck wurde aber nicht erreicht, da die auSgesandten beiden Kom- pagnien von feindlichen Truppen heftig beschossen wurden und unter großen Verlusten sich zurückzteheu mußten. Das dritte Schriftstück betrifft die Einnahme vo« Orchies durch ein Bataillon des bayrischen Ptonier-RegtmentS Nr. 1. Am 25. September früh erhielt das Bataillon von dem Etappenkommandanten den mündlichen Befehl, die Stadt Orchies, in der am 28. auf Sanitätspersonal geschossen worden war, zu zerstören und die noch dort befindlichen etwa 80 Ber- mißten des Landwehr-Jnfanterie-RegimentS Nr. 88 zurück zubringen. Die Häuser waren alle abgesperrt. An Bewoh. nern fanden sich nur etwa 20 alte oder kranke Männer und Frauen vor. Bei der Durchsuchung der Häuser u»»rb« in einige« französische Munition gesunde«, l« Stabtha«se auch eintge Gewehre «nd Säbel. An Berwunbete» saub ma« »«r einen Schwcrverwnndcten des Jnsanterie-ReglmentS Nr. 88, außerdem im Stabihause acht Erkennungsmarken. Beim Ab» suchen des BorgeländcS wurden im gauze» 81 Tote gesunde». Dem ärztlichen Bericht wird in der Meldung belgefügt, datz di« scheußliche« Verletzungen jeder Menschlichkeit hohn» sprechen. Die noch anwesenden Einwohner, auch die Kranken, wurden an den SttdostauSgang des OrteS geschafft, der Ber- wundete mit Kraftwagen ins Lazarett übergeführt. Dann wurde die Stadt in Brand gesteckt. Geschont wurden nur zwei als Lazarette eingerichtete Häuser, dabet da» Hau», in dem der Verwundete gute Aufnahme und Pflege gefunden hatte. DcS menschenfreundlichen Verhaltens seiner Pflegerin wird mit besonderer Anerkennung gedacht. Hauptmann Dall, der Führer der Pioniere, schildert eben falls die auch von ihm. persönlich genau sestgestcllten un menschlichen Verstümmelungen und Verletzungen und stellt »um Schluß fest: Hinsichtlich der sämtlichen Berstümmclungs- sällc wurde seitens der i» OrchicS zurückgebliebenen etwa m> Personen die volle und alles»««« Schuld auf den anarchtstt» schen Teil der Ortsbevölkerung und einige nicht näher be zeichnet« Frauen geschoben. Hiergegen sprach jedoch völlig daS Verhalten der Bevölkerung von OrchicS. Anstatt, wie in den umliegenden Ortschaften, deren Bevölkerung sich nichts hatte zuschulden kommen lassen, in ihren Wohnungen zu bleiben und ihrem Gewerbe bzw. ihrer Beschäftigung nach- z,«gehen, war bis aus die genanute« znrückgeblieveue» Persoue« bie gesamte Ortschaft von nahezu 8009 Personen auSae- wanbert, einschließlich des Pfarrers und Bürgermeisters. Namentlich die beide« letztere» wäre» i« de» audere« «m» liegende« Orischaste«, scho« im Interesse der Bevölkerung, znrückgcblicbc«. Eine Niederschrift des Etappendeputterten v. Zihewitz besagt: .. WaS wir da vo« Verstümmelungen sahen, war ent setzlich. Das arme Landwehr-Jnsanterie-Regiment 88. Ab geschnittene Ohre«. Rasen, herausgeriffene Augen, mit Säge späne» und Erde verstopfte Mund- «nd Rascnlöcher. Bis z« zehn solcher verstümmelte Leichen habe ich selbst gesehen. Da «nrde eS mir, obwohl ich scho« viel in diesem Feldzug gesehen habe z« viel* Sehr wichtig ist weiter der Bericht der Aerzt«. SS heißt darin: Als das Bakaillon 800 Meter von Orchies ent fernt war, bemerkte die Spitze im Straßengraben den Leichnam eines deutschen Kameraden. ES fielen sofort die bei sämtlichen Toten wiederkehrenden Erscheinungen aus. Der Leichnam war seiner Schuhe »ud Strümpfe be» raubt «nd sämtlicher Erkennungszeichen. Der Man« war von rückwärts «iedergeschoffe». lag aber ans de« Rücke« «nd hatte Mund «nd Rascnlöcher mit SägespLne« voll gestopft. Der rechte Arm war, wie bei« größte« Teil der Lente. in typischer Abwehrstellung erstarrt. Nach weiterem Absuchen des großen Feldes fanden wir noch 20 Soldaten. Ein Mann, -er etwa 200 Meter von der Windmühle vor dem Orte lag, hatte eine Hiebverletzung an dem rechten Ohr erhalten und war dann, da die Verletzung nur eine Fleischwunde nach sich gezogen hatte, in barbarischer Weise mißhandelt worden. Das linke Ohr war glatt abgeschnitten, daS Gesicht blaurot, eine Folge des Er st t ck u n g s t o d e S, an dem der Mann zugrunde ging. Mund, Nase und Augen sind mit Sägespänen vollgestopft, am Halse Würgzeichen zu sehen. Das Gras rings um den Toten ist in einer Entfernung von etwa 20 Meter im Umkreise voll kommen niedergelegt, das beweist, daß bie barbarische Tat -aL Werk mehrerer war. Zu diesem Gefallenen gesellte sich noch «in Bizefeldwebel, dem da» Schädeldach zertrümmert wurde, das Gehirn quoll heraus. Der Goldfinger war diesem Manu glatt am Knöchel abgeschnitten «nd i« der Banchwand saßen vier Schußlöcher, bie von Pnlverranch eingefaßt waren, ei« Zeichen, daß die Schüsse ans «umittelbarer Nähe abgegeben waren. Außer dem waren noch fürkf Leute erschlagen worden. Sie zeigten nur Verletzungen, die durch stumpfe Instrumente herbei geführt sein konnten. Am barbarischsten schienen die Leute der Gegend mit einem Mann umgegangen zu sein, dem die Augen auögestochen waren. DaS rechte Äuge war voll kommen enthöhlt, das linke ausgelaufen. Die Todesursache, heißt eS. konnte nur aus diese Ursache zurückgeführt, werben. Im Dorf« selbst wurde ein Bürger stotj aufgefunden, der im Gegensatz zu dem Leichnam unserer Kameraden völlig bekleidet war, seine Wertsachen bet sich hatte und keinerlei Verletzungen aufwies. Der Tod dieses Mannes scheint durch Herzschlag erfolgt zu sein. A«S den festgestellte« Tatsachen ergab sich, daß et« großer Teil der Lente «nperwnndet in die Hände der Feinde gefallen war. In einem wetteren Dokument schildert der sranzöstsche Mönch Eando«, der als Pfleger vom Rotkreuz^komttee tn Lille nach Orchies entsandt worben war, die Anffindnng der toten dentschen Sol daten u. a. mit folgenden Worten: Ich stelle »um ersten Male mit Bedauern ote törichten, zwecklosen Grausamkeiten fest, die au den Toten und vielleicht sogar Berwun- beten zu bemerken sind. Die Unglücklichen sind ganz auS- geraubt worden, sogar die Strümpfe hat man ihnen genom- men. Zur Erklärung der begangenen Beweistaten macht der französische Geistliche unter anderem folgende bestimmte An gabe: Unter unseren Truppen waren Turkos, und man weiß, wie viel Mühe es unseren Offizieren oft macht, diese afrikanischen Truppen von Unmenschlichkeiten und Unvorstch- tigkette» abzuhalten. Dte Menschen lagen einzeln. Die Aus ficht durch die Offizier« war also schwierig. Soviel ich wetß, »aben Landstreicher, dt« «S ja leider überall gibt, heut« rüh Leichen bestohlen. Ich habe etwa 29 Soldaten gesehen, di« Verstümmelt waren, ich habe Gesichter gesehen, die «it Jnstrnwent«« zerfetzt waren, die keine SriegSwasse» find. In einer anderen Urkunde schreibt der sranzöstsche Pfarrer Dncraquet u. a.: Ich habe feststellen müssen, daß bie Leich, name deutscher Soldaten Spuren zahlreicher grausamer Ver letzungen trugen. Im Munde eines Toten habe ich einen weißlichen Stoff gesehen, der vielleicht Sagemehl war. Der Kamps um -ie Wiener Gemeindewache. Eine erregte Sitzung im Gemeinderat. «Durch Funkspr « ch.» Wien, 2V. Juli. Der Gemein berat hielt heute nach- mittag eine Sitzung ab. in der zunächst einige kleinere Vor- lagen erledigt wurden. Als tn später Abendstunde Stadtrat Richter das Rednerpult betrat, um über die Vorlage be treffend das Statut der neugegründeten Gemeindewache zu referieren, setzte bei den Christlich-Sozialen und den Groß- deutschen heftiger Lärm ein. Das Referat Richters ging in dem Lärm vollständig unter. Hierauf ergriff Gcmeinderat Kunschak das Wort und erhob gegen den Bürgermeister den Vorwurf, daß er das Versprechen, die Gemeindewache werde nur für die Tage der Gefahr errichtet, nicht gehalten habe oder vielmehr, daß ihn der Gemeinderat durch sein Vorgehen daran gehindert habe, sein Wort zu halten. Der Redner be- tonte sodann, baß dte Gemeindewache, nachdem volle Ruhe eiugetrcten sei, keinen Zweck mehr habe. Nach der Rede des GcmeinderatS Kunschak wurden seitens der Christlich-Sozialen und Großbeutschcn mehrfach heftige und lärmende Zwischen rufe gegen den Bürgermeister und di« sozialdemokratische Mehrheit laut. tW.T.B.) Eine Schutzmaßnahme in Steiermark. (Durch Kunkspruch.) Graz, 29. Juli. Wie der Landespressedtenst mitteilt, hat Landeshauptmann Prof. Paul heute folgende Kund machung erlassen: „Mit Rücksicht auf die durch die jüngsten Wiener Ereignisse geschaffene gespannte politische Lage, die die Gefahr neuerlicher Zusammenstöße in sich birgt, wird, um Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten, verfügt, daß innerhalb der nächste« drei Monate geschloffene Aufmärsche vo« Wehr» schntzverbändcn t» Steiermark zu unterbleiben haben. Sollte die Bürgschaft für die strikte Durchführung dieser Anordnung nicht gegeben sein, so wird die Einstellung von Umzügen jeder Art verfügt werden.* fW.T.B.) Die tschechische Presse zurRvihermere-Akkio«. Prag, 29. Juli. Die gesamte tschechische Presse, die baS -wette Telegramm Dr. Beneschs fast zur Hälfte unterschlagen hatte, bringt den Artikel der „Times* über die Schwierig keiten t« Mitteleuropa in großer Aufmachung und liest aus diesem Artikel mit großer Befriedigung heraus, daß die Be- strebunge» Rothermeres nach Grenzänderung zugunsten Ui» garns von der „Times" abgelohnt würden. Das sozialdemo. kratische „Pravo Lidu" meint, wenn sich heute Italien und» England für die Revision des Friedens einsetzten, übersähe« beide Staaten, daß auch einmal an sie die Reihe komme« könne, zu revidieren, was sie dnrch den Krieg gewonnen hätte«. Es liege doch aus der Hand, daß sich bet einer Revision der Friedensverträge dte Tiroler Deutschen und teilweise auch die Südslawen in gleicher Weise auf ihr Recht berufen könnten. Lord Rother- mere rergesse auch folgendes: Wenn man an den Grundlagen der Friedensverträge rühre, werde der Widerhall aus Deutsch, land nicht auf sich warten lassen, da das Nachkriegsdeutschland ohne seine Kolonien in seiner Entwicklung vollkommen ge hemmt sei. Die koloniale Frage treffe aber wieder fast ausschließlich England, das doch Haupbbesitzer der ehemals deutschen Kolonien geworden ist. Nach einer Meldung der „Narodnt Politika* sucht man ff, Budapest zu den kommenden großen Manifestationen am Stefans-Tage, dem Tage des ungarischen Patrons, mög lichst viele Teilnehmer aus der Tschecho-Dlowakei „anzu- werben*. Angeblich wird jetzt in der Tschecho-Dlowakei eine geheime Agitation für eine große Expedition nach Budapest betrieben. Di« Behörden widmen dieser Agitation größte Aufmerksamkeit. Gegen dte Agitation der Ungarn ist in den Grenzboztrken eine Gegenaktion der Slowaken im Gange. Dokumenken-lebslahl bei Dralian«. Paris, 29. Juli. „Paris Matinal* meldet aus Bukarest» daß tn dem Landhause ÄratianuStn Flortca in der letzten Nacht ein Diebstahl verübt worden ist. Es soll eine Anzahl vo« Dokumenten entwendet worden sei», die von großer Wichtigkeit sind «nd eine eigenartige Aufklärung über die VorgangSmeile der liberalen Partei geben. KSnig Yuad skalier Rom einen offiziellen Besuch ad. Rom, 29. Juli. Der Besuch des Königs Fuad von Aegypten in Rom wird für den 2. August erwartet. Dieser Besuch bekommt eine besondere politische Nuance dadurch, daß König Fuad nach seinem längeren Besuch in London in strengstem Inkognito in-Paris weilt und erst nach dem offiziellen Besuch in Rom Paris einen offiziellen Besuch ab- stattcn will, um von dort aus über Marseille nach Aegypten zurückzukehren. In kölnischen politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß daS sicherlich nicht zufällige Eintreffen der eng lischen Flotte in Ostia während des Aufenthalts des Königs Fuad in Italien ein deutlicher Hinweis auf die gute« Be ziehungen zwischen Rom «ud England sei. König Fuad wird die englische Flotte in offizieller Eigen- schaff besichtigen und von der Flotte mit königlichen Ehren empfangen werden. Neuerössnung -er -eulschen Volksschule in Belgrad. Berlin, 28. Juki. Die Wiedereröffnung der Belgrader deutschen evangelischen Volksschule, dte fett Krtegsbcginn geschlossen war, ist vom jugoslawischen Unter- richtöminister genehmigt worden. Die Muttersprache dieser Schule istdeutsch, für Geschichte und Geographie jedoch ser - bisch. Die erste Schulklasse soll bereits im Herbst eröffnet werden. Kon-uriolis sür Wle-ereinsii-rimg -er Monarchie. Paris. 29- Juli. Nach einer Athener Meldung soll der Präsident der griechischen Republik, Admiral Kon- duriotts, entschlossen sein, abzudanken. Kondnriotis habe erklärt, daß sich nach seiner Ueberzruguug Griechenland znr Rcvndlik nicht eigne, und seine Ruhe uud seinen Wohl stand. die es während der Regierung Georgs I. genossen habe, nur wieberfindcn könnte, indem eS Georg II. erneut zu« Macht zurückrnsc. Die Bemühungen, Admiral KonduriotiS von seiner Absicht abzubringen, seien bisher erfolglos ge blieben. Aiesenseuer in Athen. Wie ans Athen gemeldet wird, wurde am Donnerstag eins der ärmsten Viertel der griechischen Hauptstadt vo« einem Riesenfeuer heimgesucht, das binnen einer Stunde baS ganze Stadtviertel niedcrbranntc. Scharfer Wind und der hölzerne Ban der Häuser begünstigten die Ausbreitung beS Fcuers. Mehrere tausend Personen, meistens griechische Flüchtlinge auS Kleinasien, wurden obdachlos. Auch sind Tote und Verwundete zu beklagen. Die verkohlte» Leichen zweier Kinder sin- bereits gefunden worben.
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