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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.10.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19281024013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928102401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928102401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-10
- Tag 1928-10-24
-
Monat
1928-10
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.10.1928
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Der Durchbruch bet Sorltre In der am DienStag tm Zoo abgehaltenen Bolloerfamm. luna de» Stahlhelm» sprach General der Infanterie v. Fra»so iS über die KarpathendurchbruchSschlacht bei Eorltc«. Nach dem feierlichen Einmarsch der Fahne nahm Hauptmann Hausse, der Führer der Bezirk», und Ort», gruppe Dresden, die Verpflichtung einer sehr großen Anzahl von neuen Kameraden vor, unter ihnen einen Kameraden, der schon im Krieg« 1870/71 auf dem Felde der Ehre gestanden. — Weiter vermies der Führer aus die Stahlhelmvcranstaltung am v. November im Zirkus und auf den Vortrag v. Mvrosowicz' tm Gewerbehause am 20. November. General v. Aranc-iS sprach mit erstaunlicher Frische der UeberzeugungSkraft und mit voller beherrschender Stimme. Er schildert« die früheren Kümpfe in Galizien, den gewaltigen Dimck der Nüssen aus die österreichische Verteidigung mit dem Ziele des Durchbruchs nach Ungarn. Acht Divisionen wurden unter strenger Ge- hetmhaltung des Zieles im April 1015 aus der Westfront ge. zogen und aus Umwegen nach Breslau und schließlich in die Gebend östlich von Krakau gebracht. Die Aufgabe war ge meinsam mit den Oesterreichern der von Generaloberst von Mackensen geleitet« Durchbruch bet Gorlic« in srontalem Stoß. Die Karpathenhöhcn gaben einen guten Ueberblick über die gesamte russisck»e Stellung. Bei der Erkundung wurde der Vortragende mit fünf Offizieren von einem ungarischen Soldaten, der ihnen als Führer gedient hatte, seiner Feld, wache als „russlslix Deserteure'" gemeldet. Aus 30 Kilometer Front sahen die Russen am »0. April die Pickelhauben der »Germanskis" in de» Schützengräben auftanchcn. An der Hand höchst anschaulichen Kartenmatertals gab der General eine besonders faßbare knappe Darstellung der Durchbruchs chlacht vom 2. Mat bis zum Ende Juni mit dem riesigen trategtschen Gewinn der Front von Riga bis Tarnopol. Er childerte in der Hauptsache die Arbeit seines Frontabschnitts und die wundervolle Kraftleistung des Heeres in diesem 52 Tage langen Kampfe. Außer den die Kampsentwicklung darstellenden Lichtbildern zeigte er anschauliche Bilder ein zelner Stellen des Kampfgebietes und seiner Bevölkerung. Er schloß mit warmen Worden über Künigstreue, Vaterlands, liebo und Gottvcrtrauen und mit der hcißgcfühlten Aner kennung der Pflichttreue, der Selbstachtung des Kämpfers und -er Kameradschaft. Das Fundament aller dieser achtung gebietenden und dankheischenden Eigenschaften des Kämpfers für das Vaterland habe die Disziplin gebildet. Nicht die Maste der Waffen bringe den Sieg, sondern die moralische Wucht der Männer, die diese Waffen führten. — Diese be sonders durch die knappe Zusammenfassung der Hauptmoment« charakterisierten Ausführungen wurden mit stürmischem »Front --Heil" ausgenommen. Feuchtigkeit der Lust erfährt, wa» sür jeden Ozeanslug von ungeheurer Bedeutung ist. Auch da» harmonische Verhältnis, -aS die 185 Mann umfassende Besatzung allezeit verband, und erst die große Leistung ermöglicht hat, wurde der sehr zahl reichen Versammlung fesselnd geschildert. Wetter wurden prächtige Bilder der südamerikanischen Küste und der Tierwelt vorgeführt, mit der man in Berührung kam. Glänzend war überall die Aufnahme, die die Deutschen fanden. Mit großer Rührung aber wußte der Redner von dem ehemaligen Deutsch-Düdwcstasrika zu berichten, wo man die tiefsten Ein drücke empfangen hat. 810 Stationen sind in den beiden ForschungSjahrcn gemacht worden, und es wurden u. a. 04 WO Echolotungen auögesührt. Ein ganz neues Bild der Meeresströmungen und der Tiefe des Ozeans hat die Fahrt ergeben. 8000 Meter war die größte der ermittelten Diesen. Mit Spannung sieht die Wissenschaft der Bearbeitung der Er gebnisse entgegen. Die große Leistung, die die Expedition voll bracht hat, sollte jeden Deutschen veranlassen, aus seinem Ge biete die ganze Kraft einzusetzen zum Besten des Vater landes. — Die Anwesenden spendeten dem Redner reichen, wohlverdienten Beifall. Mit der Vorführung der Dcultg- Woche schloß der wertvolle Abend. rechter LebenSnähe auöführten: BundeSwart Hiecke. DreS- den, sprach über „Jungschar und Gesamtveretn". Ganz im Dienste rechter, fruchtbringender Arbeit stand auch der Vor trag, den Jugendsekretär H v s in a n n, Dresden, über daS Thema hielt: „Die Ausgestaltung unserer Jungschar-Ver anstaltungen." Ins Zentrum dieser Arbeit führte schließlich der Bortrag des Sekretärs Gröschcl, Dresden: „FUHrer- tum und Knabenleben tm Spiegel der Heiligen Schrift." Recht Wertvolles wurde auch in einzelnen, lebendigen Aussprache» erarbeitet. Zukunflöbedcutung davon dürste vor allem der Gedanke einer Umorganisation des ganzen Werkes haben, die durch die Ergebnisse moderner Psychologie begründet ist. Eine kleine Ausstellung aus der Jung- schararbeit von Filmen, Lichtbildern, MonatSordnungen und ein Bücherttsch gaben reichhaltige Anregung für srucht- bringende neue Arbeit. Alles in allem konnte wohl gesagt werden, daß -te Tagung mit Recht ihren Name» führte, und daß mit Zu versicht in die Zukunft geschaut werden kann. Gewerbeverein In der letzten Vortragsversammlung des Gewerbevereins wurde von dem Vorsitzenden bekanntgegcben, daß wieder zwei Mitglieder aus eine 25jährige Zugehörigkeit zum Verein zurückblickcn können. Auch lagen wieder elf Ncuanmeldungen vor. Im Mittelpunkt des Abends stand der Ltchtbildervor. trag von Professor Walther Stahlberg (Berlin-Steglitz) über die meereSkundliche ForschnngSfahrt best „Meteor". In sehr eingehenden Darlegungen schilderte der Redner diese Großtat des deutschen Geistes, die trotz der schweren Zeit, in der wir leben, möglich gewesen ist, und daher tm ganzen deutschen Volke lebhafte Freude und Genugtuung wecken muß. Mit einem kleinen Schiff von nur 1300 Tonnen Naumverdrängnng, das ursprünglich ein Kanoncnbootsnen bau war, den man den Zähnen der Interalliierten Kom mission noch glücklich entreißen konnte, ist die Fahrt in den Jahren 1025/27 in der großen Siidhälste des Atlantischen Ozeans unternommen worden, und hat reiche wissenschaftliche Ergebnisse erbracht, an deren Auswertung jetzt eifrig ge arbeitet wird. Leider ist Prof. Alfred Merz, der Direktor des Instituts sür Meereskunde in Berlin, der der Schöpfer des großzügigen Planes und der Leiter der Expedition mar, nicht wieder in die Heimat zurückgekehrt. In Buenos Aires liegt er begraben. ES handelte sich bet der Expedition darum, den Atlantischen Ozean zum ersten Male systematisch zu er forschen und die verstreuten Punkte, über die man etwas Bcfcheid mußte, miteinander zu verbinden. Im wesentlichen war es also eine Expedition für die physikalische Meeres kunde. die Erkundung der Meeresströmungen, sowie die Er forschung der meteorologischen Verhältnisse. Man erfuhr, wie mit dem Echolot die Tiefe des Wassers gemessen, wie mit dem Thermometer die Temperatur bis auf 3/1000tel Grad erkundet, und wie der MereSschlamm gewonnen wird, der Auskunft gibt über viele tausend Jahre der Erdgeschichte, ferner wie der Biologe ans einem Wassertropfen die kleinsten Lebewesen seststcllt, der Meteorologe mit Drachen »nd Ballon arbeitet und dabei Temperatur, Druck, Windgeschwindigkeit und Rotkreuztag in Kamenz Kamen» erlebte am Sonntag seinen Notkreuztag. Er war deshalb nach Kamenz verlegt worden, weil die Freiwtl- ltge SanitätSkolonne Kamen» vom Roten Kreuz ihr lOjährigeö Bestehen feiern konnte. Der festlichen Ver- anstaltung ging eine Bezirks.JnspektionSUbung voraus, die in dem Weilandschen Steinbruch am Vogclberg abi.chalten wurde. An dieser Uebung, die vom Bezirks-Inspi zienten Sanitätsrat Dr. Böhme, Kamen», abgcnommen und vom Kamenzer Kolonnenführer Karl Seite «reich geleitet wurde, waren sämtliche neun Kolonnen des Jnspektionsbezirks Kamenz beteiligt, und zwar: Kamenz, Elstra, Gersdors, Puls, nitz, Grvßrührödors, Bretnig. Bischofswerda. Großharthau und Pntzkau. Ein größeres Sprengunglück lag der Uebung zugrunde. Mit großer Umsicht und Ruhe lösten die Sanitäter ihre Aufgaben, insbesondere erfolgte der schwierige Transport über mehrere aus dem Bruch sührende Treppen in vorsichtig ster »nd für die Verletzten sehr schonender Weise. Abgesehen von kleineren Mängeln, konnte die Uebung als gut angesehen werden. Von 7 Uhr an vereinigte tm dichtgesüllten Saale von »Stadl Dresden" ein Festabend die Mitglieder der Sani tätskolonnen und zahlreiche Gäste ans der Bewohnerschaft zu einigen schönen, vom besten Verlauf gekrönten Feierstunden. Wie schon die Uebung am Nachmittag, wurde auch diese Ver anstaltung durch die Anwesenheit von Vertretern der staat lichen und städtischen Behörden ausgezeichnet. Vom Festaus schuß war eine auserlesene Vortrags- und Vorführungsfolge zusammengestellt. Der Vorsitzende der Jubclkolonne, Sani- tätörat Dr. Böhme, entbot der Festversammlung ein herz liches Willkommen. Kolonnenführer Seltenretch ging in einer Festrede aus den Anlaß der Feier und auf die Schicksale der sestgebendcn Kolonne des Näheren ein. Mit lebhaftem Beifall dankte man dem Redner, ebenso dem Kamerad Kurt Ritscher, Bautzen, der im Namen der dortigen Freiwilligen SanitätSkolonne Glückwünsche in gebundener Rede vortrug. Zahlreiche weitere Beglückwünschungen wurden der Jubilarin ausgesprochen. Bürgermeister Dr. Gebauer überbrachte im Aufträge der städtischen Körperschaften herzliche Wünsche. Dem Danke an die Kolonne wollten die städtischen Körperschaften auch sichtbaren Ausdruck geben durch eine JubiläumSgabe in bar. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Landesver- ctns vom Roten Kreuz ergriff danach Geheimrat von Bose das Wort. Von den in Sachsen bestehenden 213 Kolonnen wurden tm letzte» Berichtsjahr 1027/28 rund 150 000 erste Hilfe leistungen auSgesührt. Das sei ein Beweis dafür, daß die Organisation des seit 1918 auf Frlcdcnstätigkeit umgestcllten Noten Kreuzes im öffentlichen Leben nicht mehr entbehrt werden könne, um so mehr als Sport und Verkehr in zu. nehmendem Maße seiner Hilfe bedürfen. Es erhielten bas Ehrenzeichen 2. Klasse des Sächsischen Landcsvereins vom Roten Kreuz die Kolonnenführer K. Selten reich, Kamenz, stellv. Zugführer B a ch st e I n, Pulsnitz, und zwei weitere, nicht anwesende PulSnitzcr Kolonnenmitglieder,- daS Ehren zeichen 3 Klasse Kolonnenvorsitzender IIlgen, Bischofs- wcröa. Arbeitstagung für Aungschararbett Wenn Jungschararbeit wie jede Jugendarbeit tm wesent- ltchcn eine Führerfrage ist, so ist cs eine bringende Not- wcndigkeit, daß sich die Führer immer und immer wieder zusammcnfinden, um durch gemeinsame Arbeit und gemein- sameö Schöpfen aus der Quelle aller christlichen ErziehungS- arbeit sich recht rüsten zu können für ihren verantwortungs vollen Dienst. Zu diesem Zwecke fanden sich Sonnabend und Sonntag Jungscharletter und Jugendführer Sachsens in Döbeln zusammen. Daß man willens war, diesem Zwecke zu dienen, verraten schon die Themen und die Namen der Redner, die sie auS — Choralseier. Angeregt durch die Arbeitsgemeinschaft der Pastoren und Kantoren in Dresden wird am Sonntag, dem 18. November, nachmittags )4 4 Uhr. eine Choralfeier in der F r a u e n k i r ch e veranstaltet, die von de» Kirchgemeinden getragen wird und als eine große Kund- gebuitg sür den Choral gedacht ist. Die Kirchen-, Jugend- und Pvsaunenchöre der evangelischen Gemeinden im Stadt bezirke Dresden sind zur Beteiligung aufgesordert worden. Die großzügig und kraftvoll geplante Feier verspricht ein kirchcnmustkalisches Ereignis zu werden. Die künstlerische Leitung hat der Kreuzkantor, Professor Richter, über nommen. Als Liturg amtiert Oberkirchenrat Reimer. Arauenaufgaben oevenüber -er sittlichen Slot -er Großfta-t Am Dienstagabend hatte die Dresdner Stadt mission die weibliche Bevölkerung zu einem Vortrag über den Kampf gegen die Sittenlvstgkeit der Gegenwart ins Bereinshaus geladen. Pfarrer Luthardt von der Stadt- mission begrüßte die sehr zahlreichen Hörerinnen und gab ein Bild davon, wie furchtbar schwer der Kamps der Nachtmissiov gegen die Gefährdung der Jugend sei, namentlich da seit der vor Jahresfrist erlassenen neuen Bestimmung über Prostitu tion alle Schranken gefallen seien, was eine neue Stellung nahme der Abwehr erfordere. Frau Reinhardt-Berlin, als Sekretärin deS RetchS- verbandes der Deutschen MitternachtSmissivn wendete sich in ihrem Bortrage, dem als Vorsitzender der Dresdner Stadt» Mission Gras »nd Gräfin Vitzthum von Eckstädt beiwohnten, gegen die unsittliche Reklame, die das Interesse der Kinder für sexuelle Dinge zu zeitig erwecke »nd sie aus die Bahn der Verderbnis führe. Die jungen Menschen wüßten nicht mehr, was sie dürsten und was sie lassen müßten, da sie die Be schäftigung mit diesen Dingen als selbstverständlich nähmen. Ausführungen über Ehe und Kinder schloß sic mit der Mah nung, daß ein Volk, dasdieEhrsurchtvorderMutter verliere, nicht ausbauen könne. Durch den in die moderne Ehe getragenen Begriff der „Kameradschaft" werde manches eingerissen, das erhalten bftiben müsse. Durch Vorträge, Bilder und Bücher, üle jedermann zugänglich seien, werde viel Unheil angertchtct. Die sich reinhaltende Mutter sei als Führcrin und Freundin ein starker Schutz ihrer Kinder. Die Rcdnerin schilderte die schlimmen Folgen der neue» Behandlung der Prostitution, die die Nachtmtsston, ohne bte auch die Behörde nicht auskomme, vor neue Ausgaben in einen schweren, aber schon mit segensreichen Erfolgen ge lohnten Kampf stelle. Au ihren Erfolgen gehöre vor allem die Errichtung eines geeigneten Heims in Hannover. In einem Nachwort schilderte Pfarrer Luthardt die Arbeit eines kleine» Kreises von Helferinnen in Dresden, die ihre schwere Arbeit selbst unter Gefahren ausüben. Ost sei es leichter, die Männer von der Straße wegzubringen. als die Mädchen, denen man, um sie zu verstehen, mit äußerster Hingabe nachgehen müsse. aufs deutlichste aus den Beobachtungen hervor, die Dr. Big ler, Ohrenarzt in St. Gallen, bet der Untersuchung der dortigen Schulkinder gemacht hat. Was man schon aus alten Beobachtungen wußte: daß dio weitaus größte Mehrzahl der Kinder, die tm schulpflichtigen Alter an Gehörstörungen leiden, besserungsfähig ist, fand aufs neue wieder seine Be stätigung. Weiterhin aber fand Dr. Btgler, daß diese Ver. hältnisse bet den Schülern der Spezialklasfen wett schlimmer sind, denn hier muß man leider fcststellcn. daß fast die Hälfte der schwerhörigen Kinder unheilbar tst. Wenn die Heilungs- auSsichten für den Gcsamtdnrchschnitt so günstig sind,-so rührt dies nach Dr. Biglcrs Feststellungen daher, baß unter den schwerhörigen Kindern der Normal, und Förderklassen die- ienigen, die an einer Erkrankung des mittleren Ohres leiden, die große Mehrzahl bilden. Erkrankungen des inneren Ohres verschwinden dagegen fast. Nun werden aber erster« vor allem durch chronischen Nasenkatarrh hervvrgerufe», als dessen Ursache wieder die sogenannte dritte oder Rachen mandel anzusehcn ist. Sie schließt das innere Ohr ab, ver- hindert die Luftcrneuerung in ihm, so daß die Luft, statt gewechselt zu werden, von der Haut aufgesangt wird. Dadurch wird wiederum das Trommelfell einwärts gezogen und Schwerhörigkeit verursacht. Die Entfernung der Rachen mandel bringt hier oft rasche und gründliche Besserung. Schlimmer ist es, wenn daS Innenohr, die Schnecke vder der Nerv befallen ist. Dann ist fast nichts auSzurichten, und es fällt nun auf. daß die Erkrankungen des inneren Ohres be- sonders unter den Zöglingen der Spezialklassen merklich überwtegen. Der Zusammenhang tst einfach. In die Spezial- klassen kommen die mindcrfählgen bis schwachsinnigen Kin- der. ES hat sich nun erwiesen, daß bei vielen von ihnen der Schwachsinn nur ei» scheinbarer ist. Sie sind in Wirklichkeit gar nicht so unfähig, wie sie scheinen, aber infolge ihres schlechten Gehörs erwecken sie diesen Eindruck. Durch see. lische Komplikationen des körperlichen Mangels verstärkt sich dieser Eindruck noch, während bei normalem Gehör schon noch etwas mit ihnen zu machen wäre. Da sie durch Be. Handlung kaum zu beeinflussen sind, kommt für sie noch die Zuweisung in eine Schivcrhörtgcnschule in Frage. Viel zu denken gibt die Tatsache, das, diese unheilbar Schwerhörigen zum großen Teil auch andcre Zeichen der Degeneration an an sich tragen, wie sic denn auch oft a»8 der stark mit de- gcnrrativem Kropf behafteten ökonomisch schwächeren Bevölke rung der Nußcnquartiere stammen. -s- Neue italienische Dichtergrnppc. In Italien haben sich zehn Poeten zu einer Gruppe „I Dieoi" (Die Zehn) zu- sammengcschlossc». (M. BontempeNi, F. T. Martnetti und s,,.v> Jsn-c Aufgabe sehen sie nach der „Liter. Welt" darin, den Dichter des neuen Italiens, den sie heute schon den „Ucber-Dante" nennen, zu entdecken, und — bevor ihnen das gelingt — die italienische Literatur der Gegenwart ins ge bührende Licht zu setzen. „I visai" erfreuen sich der Gefolg schaft zweier Gruppen von Freunden, deren jede sich aus zwanzig Mitgliedern zusammensctzt. Unter diesen befinden sich bekannte Grüßen der italienischen Plutokratie, Finanz und Industrie, ferner Vertreter der internationalen Diplomatie. Einen Teil ihrer Tätigkeit (hoffentlich nicht den größten) sehen die „Zehn" in der Veranstaltung von Banketten, ans deren erstem F. T. Marinettt, der Präsident, in den Ruf auS brach: „Möge kommen der Ueber-Dante mtt seiner aufreizen den Hölle von Kritikern, seinem Fegefeuer von Verlegern und seinem Paradies von seligen Lesern und Leserinnen!" f- WaS seine Bauer« von Tolstoi erzShleu. Unter den wertvollen Beiträgen zum Tolstoi-Jubiläum^ die in russischer Sprache erschienen sind, befinden sich auch Schilderungen seines Geburtsortes Jasnaja Poljana von A. DroSdow, auf die Arthur Luther tn der Zeitschrift „Ost-Europa" hinweist. Drosdmv gibt einige Gespräche mit alten Bauern und Bäuerinnen wieder, die er über „ihren Grafen" ausgefragt hat. So erzählte ein alter Bauer auf die Frage, ob er und seine Genossen Tolstoi» Arbeit auf Feld und Wiese ernst g«> »ommen hätten: „Ob ich ihm geglaubt habe? Anfangs, muß ich ehrlich sagen, habe ich mich über ihn lustig gemacht. Da gehen wir zum Heumähen hinaus und der Graf geht mtt uns tn Reih und Glied und macht seine Sache, aber kaum ist die FrühstttckSzcit da, da schickt ihm die Gräfin aus dem Herren- Haus auch schon einen Topf mtt Kaffee und weiße Semmeln. Seine Erlaucht Leo Nikolasewitsch trinkt den Kaffee, essen die Semmeln und werden ein bißchen matt und schwerfällig. Die Sonne steht hoch, es wirb tüchtig heiß. Aber der Graf hat schon wieder die Sense tn der Hand. Wir merken jedoch ganz gut: er tut sich Gewalt an, er schämt sich vor unS. wäre er allein, so ginge er ganz gewiß nach Hause. Das hatten wir gleich heraus. Er wischte sich auch die Brotkrumen nicht weg, die ihm tm Barte hängen geblieben waren, weil er sah, baß wir auch Krumen im Bart hatten,- da mußte er eS ebenso haben. Aber das sah er nicht, daß «S bet ihm Weißbrot- knimen waren und bet uns Schwarzbrot! . . . Ja, später haben wir ihn schon achten gelernt: wenn er so durch daS Dorf ging «nd ihm ein Bauer begegnete, bann hielt er ihn an.- der Bauer hatte vielleicht ein wichtiges Geschäft vor — gleichviel, er hielt ihn an und redete vv» Gott, von den Popen, vom Lande. Besonders aber haben wir ihn nach seinem Tobe geachtet, als bas ganze Land und Ler Wald den Bauern zu- sielen." Die alte Sphinx In den Werken unserer großen Dichter findet man ge legentlich Dinge, die ein heutiger Klassiker — wenn wir einen hätten — vermutlich als höchst unstandcögemäß von sich weisen würde. Schiller hat Rätsel gedichtet,- sein prachd- vollcö Pathos erlaubte ihm, eine ganz banale Lösung hinter einem Pomp von Worten zu verstecken und aus diese Weift den Leser irrezuführen. Am witzigsten und kunstreichsten tu dieser Irreführung war Schleiermacher, der ein wahre» Drama um die Lösung „Nachtmütze" schrieb und mit Vorliebe scheinbar unauflösliche Widersprüche tn seinen Rätseln brachte, wie z. B. im folgenden: Wir sind'» gewiß In allen Dingen, Allein tm Tode sind wir'S nicht. Die sind'», dl« wir zu Grabe bringen. Und eben diese sind e» nicht. Und wett wir leben, sind wir » eben Von Geist und Angesicht, Und weil wir leben, sind wlr'S eben Zurzeit noch nicht. Auch bet Goethe finden sich Rätsel, und Theodor Körner war ein ganz besonderer Freund von Rätseln und verwandte« Wortspielen,- seine Erzählung „Die Reise nach Wörlitz* tst nach sechs dem Dichter aufgcgcbcnen, natürlich untereinander möglichst wesensfremden Kapitelüberschriften entstanden (z. v. „Konstantinopel", „Die Landsmannschaft", „Der Knieriemen"). Scharaden vor allem gehörten zu den beliebtesten Gesell schaftsspielen und wurden auch mimisch dargcstcllt,- man findet diese Spiele in der zeitgenössischen Literatur häufig erwähnt. Um sich zu unterhalten, mußte man damals eben z« anderen Mitteln greisen als heute. Es gab noch kein Gramm». Phon, kein Radio, die jederzeit gehorsam losplärrten und die Leute damit der Mühe übcrhoben, ein Gespräch zu führen- Der Sport — der heut« bei leidlichem Wetter ohnehin jede „Gesellschaft" im klassischen Sinne überflüssig macht — war eine unbekannte Sache, zumal beim weiblichen Geschlecht. Man mußte sich also ohne Apparat, ö. h. mtt geistigen Mittel«, unterhalten. Ob es schon PrcisanSschrctben gab, tst mir augenblicklich nicht gegenwärtig. Jedenfalls aber sind die Rätselwett- bewerbe schon viel früher beliebt gewesen, teilweise waren sogar ziemlich wertvolle Preise ausgesetzt, wie etwa bet der alten Sphinx, mit der OedipnS »m nichts Geringeres alb »in seinen Kopf spielte. Die delphische Pythia hatte eine Vor. liebe für Zweideutigkeiten, die oft verhängnisvoll wurde lfür den anderenk) — die verhängnisvollste und zugleich älteste
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