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Dresdner Nachrichten : 16.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188502161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18850216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18850216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-02
- Tag 1885-02-16
-
Monat
1885-02
-
Jahr
1885
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.02.1885
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N»nptFo»ek. n W Vr«i»«lvi>, S» (VIe4«»i4»-ir»loa1 S Im «mpt. «upcl., »«li»»e1». in «miss. erSwo, st N drooy08ol<1turb.sektf'llot-l»llipott:. i'suntsi- v. 8 dl« 100 öllc. ß Illl Un»t->r,»aä. nrnmnt N«8i,r ru k pr»Ik°n. R bv»tv voi» ^ ! ILÜmxl. Utttrzpvtkvkv Vrvsävn, N »IN Qrv«»I^«NtI»vr. Ate II. W88ttz MLSkvll- » « » Wonilua« in rorrüxlicksr Zusiv.-rkl für Usrrva an«i vmnsa I Z.ultröxo oacd »UZzzörts vsrckon prompt osteetuirt. Rr. 47. s». «-»>. l LWLLLLSnV'TLL 1885. Montag, 16. Febr. Dresden. 1t„ Februar. — Da« Gefühl der Unflcherhett, welche« sich naturgemäß nach dem Bekanntwerdrn des schrecklicken Morde« auf der Seestraße unserer Bürgerschaft bemächtigt batte, ist nunmehr geschwunven und eine gewisse Beruhigung ist emgetreten: Der ruchlose Mörder weilt nicht mehr, vielleicht aus neue Unikaten sinnend, nnentdeckt unter uns. er ist gestern der Gerechtigkeit in die Arme gesallen. Unter der umsichtigen Leitung des -Herrn KriminalkowniiffarS Paul hatte die Kriminalabtl>eilung umfassende Recherchen angcstellt und selbst den unbedeutendsten Momenten, die scheinbar mit dem Morde durchaus nicht in Verbindung standen, ihre Aufmerksamkeit geschenkt. So batte ein Dienstmann zur Anzeige gebracht, daß in diesen Lagen ein Mann ihm einige Gegenstände zum Versatz übergeben batte und ihm bierbei durch sein scheue« Wesen ausgefallen war. .»tan beobachtete diesen Mann und hierbei ergaben sich Momente, die den Verdacht de« Morde« aus diesen lenkten. Es ist der Fleischer Karl August Paul Schmidt au« Plauen im Voigtlande. wohnhaft Landhausstraße 23. 4. Etage, 2ü Fahre alt. Er war bereits im Fahr« 1863 im Verdacht, den Mord an dem Fleischerlehrling Strobel im Voiatlande verlibt zu haben, in Untersuchung genommen, jedoch vom Schwurgerichte sreigespi ocbcn worden. Seine Verhaftung erfolgte gestern Vormittags '/»IO Ubr in seiner Wohnung, und zwar in dem Augenblicke, als er dieselbe verlassen wollte. Zwar leugnete Schmidt die Tbat begangen zu haben, doch sind die gegen ihn vorliegenden Beweise so schlagend, daß man von einem ülorverböre adlah und ihn Nachmittags 4 Uhr der König!. SlaalSanwaltschast übergab. U. a. wurde er von dem Briefträger Richter, den »r in der Wallstratze angesprochen hatte, bestimmt re- cognoScirt Da« über leine Person veröffentlichte Signalement stimmt vollständig. In seiner Wohnung fand man noch 4 Fleischer- mcsser vor. Schmidt ist veiheiratbet; seine Frau befindet sich gegen wärtig in Okrilla bei Meißen bei ihrer Mutier und steht dort ihrer Entbindung entgegen. — Seit 1876, da in ihnen bei Gegenwart dcS Kronprinzen und der Kronprinzessin von Deutschland ein zu hohem Ruhm gelangtes MaSkenteft var sich ging, haben die StaatSgemäcder des Herrn Ämgsminister- Graten von Fabrice im Ministcrkotel aus der See- shM wohl manch bedeutsame und glänzende Versammlung beher bergt. aber keine Gesellschaft, die einen so buntbewegten, prächtigen und sardenglühenden Anblick geboten hätte, wie die von vorgestern Abend. Damals rin Maskenfest. diesmal ein Kostümball- beibemale nach sorglicher Vorbereitung und mit dem schönsten Ge lingen. ES liegt in der Natur der Dinge, daß derartige Festlich keiten. die so bedeutende Vorarbeiten. Aufwand und Zeit bean spruchen, sich nicht rasch wiederholen dürfen. Ein Zeitabschnitt, selbst wenn er über zwei Schaltjahre hinousreiebt, ist erforderlich, um den an solchen Festen Mitwirkenden dir geistige Spannkraft zu erhalten und den die Freuden de« Abend« blo« Genießenden sie sich jene« MaSken- , so hat da« . mehr eine Moiaik einzelner Grupvenscenen zur Folge gehabt. Sie entwickel ten sich nicht au« einander, sie folgten sich in loser VcrichUrzung nach einander. Nichr« wäre thörichter, als bei einer Lustbarkeit, wo der Mummenschanz sein buntes Zepter schwingt, sich pedantisch an die Ebronologie und Einheitlichkeit der Handlung zu halten. Selbst die aus Stnlembeit einen Hauptaccent legenden Künstler sind ge- uöthigt, bei ibren Kostümfesten den Zcitrabmcn möglichst zu erwei tern, Gestalten au« mehreren Jahrhunderten zuzulasie» und au« den entlegensten Erdlbcilen aus demselben Boden zu vereinen. -Hier nun, bei den, gräflich Jabrice'fchen Kostümball ging da« Programm im Allgemeinen dabin. einen Stamm von chm akteristischen Ge stalten an« der Blüthereit der Republik Venedig miftreten und ihm Alles da« in buntem Wechsel folgen zu lassen, was der Eifer ein zelner Gruvpm und Kreise aus der Gesellschaft selbstständig an Vereinigungen, Auszügen und Tänzen schosse» würde. Daher ent behrte zwar das Nach und Nach dieser Einzelbilder eines streng logischen Faden« de« geschlossenen Hintergründe« einer historischen Handlung, aber c« entickävigte dafür durch den Wechsel, der eine reizende Uebcrstcdt charakteristischer Trachten und Scene» au« ver schiedenen Jahrhunderten und Ländern bot. Don Italien singen die Aussührunaen an und in Spanien endeten sie. Dazwischen dc- rülirten sie. w,e billig, das Hctmathiand und zauberten Auftritte der Glanzzeit de« ehem. chursäctifiichen Hose« herbei; dann schlugen sie aus de. Stabt de« Zwingers eure Brücke nach der Zeit, wo dessen Urbild »ebt (Versailles) ; weiter sich der Gegenwart nähernd, führten sie dicMr Treiben so bedeutsame Rococcozeit vor, um mit kübnenr Sprunge durch Vorführung von Bauern und Bäuerinnen des Elsaß in dre Nnmittelbcnkcit unserer Tage zu versetzen. Der Schirm der Ausl Rührungen geleitet« an der Hand der pikanten Oper BizetS nach Spanien, dem schönem Land des Weins und der Gelange, der feurigen Mädchen und der malerischesten der jetzt noch de: Nivclli rrmg widerstrebenden Volkstrachten Europas. Dies Alles sei nur zur Orientirung im Ganzen vorausgeichickt! — Dank der sorgfälti gen Vorbereitung, die unter der Oberaufsicht deö Generalintendan ten Graien Platcn Herr Obcrregisseur ÄarckS dem historischen Thcile der Ausführungen und der Ordnung der Auszüge, Herr Vastetmeistcr Kötter aber der Erfindung, dem Arrangement und Emstriviiung der Tänze gewidmet batte, ging die Interne vorzüg lich. Daß b>e Kostüme der Mitwirkenden und der sonstigen Fcst- tlicilnebmer ganz Außergewöhnliches an Pracht und Glanz leisten würden, durfte man erwarten WaS aber auch die gewrffenbafteste Vorbereitung niemals in der Hand hat, wa« von tausend unbe rechenbaren Zufällen al hängt, das ist die richtige Feststimmung. Sie läßt sich weder commanbrren, noch einsirrdircn. Will ste kom men, dann stellt sie sich eben ein. Stets ist man in Zweisei, ob der Erfolg so vieler Mübwaltungen entspricht. ob der Wurf ge lingt. Nun, vorgestern gelang der Wurs vollständig. Es kerrschtc »mn Beginn bis zum Schlüsse ein ebenso vornehmer als frischer Ton. eine bester«: Stimmung, die bei dem gastlichen Wirthe, den dirigirepdcn Geistern, den ordnenden Händen und den Fcstgcnoffen ausnahMsloSdir befriedigendste Erinnerung zurückgelassen haben wird. Anfang« füllte sich der Ballsaal bei Sr. Ercellenz Herrn Gra fen v. Fabrice nur spärlich. Mau gewahrte nur vereinzelte Trach ten Die Dominos herrschten vor, besonders bei den höheren Staatsbeamten. Die StaatSmintner selbst und die Gesandten zeig ten sich nur tn Frack und Ordensbändern, die Generalität und die Obersten in uniform. Bald aber konnte man an den sich ein- stellenden Renaissance-Gestalten den Unterschied studiren, der unser Iabrlmndcrt betreffs der Trachten von den Zeiten trennt, wo Jeder mann Auge für F rbe und Schnitt des Gewandes batte. chlag "«Ist Ubr erschienen die Majestäten, um aus einem bnut-pn» an der Schmalfeite deS Ballsaales Platz zu nehmen. DaS Spiel begann. Unter dm Klängen eine» von der Kapelle deS Leibarenadier-Regi- ments (Ehrlich) gespielten munteren Marsches nahte sich ein langer, -sardenprächtiger Zna venetiantichcr Masten. Voran sprangen meh- «re Pierrot» mit vandreumwundenen tutenartigen Hüten, ihnen folgte ein ernste« Paar, sich gleich den Folgenden tief vor den Ma- . tten vermigend. Es war der Oberst von» Swützenreaimrnt, v. Minckwitz, in einem der kostbarsten Gewänder de« AvendS -, ein Nobile der Lagunenstadt, hatte er ein braunsammtneS, golddurck- wirktes Atlasgewand angelegt, über dem ein himmelblauer Ueberwurf, mit zahlreichen Äoldkavscln besteckt, hing. Es war. als ob eine Gestalt aus einem Gemälde TizianS. PordenoneS, TinterettoS oder eines anderen Meisters der venetianischcn Schule unserer Galerie lebendig geworden wäre. Er führte die Hofdame, Gräfin Strachwitz, die nach Makart'- berühmtem Gemälde als Katharina Cornaro austrat. Die Pracht dieses Kostünis kam bei der sich hierzu eignenden hoben Gestalt der Gräfin, trotz ihres deutschblonden HaareS, zu vollendeter Wirkung. Ihr schloß sich Frau v. Nlome in dem Kostüm der Anna von Oester reich an, welcher TumaS in den MuSguetiercn der Königin ein romantisches Dcnkinal gesetzt hat. Eine Robe von schwerstem weißen Atlas, mit Perlen und Diamant-Agraffen übersät. umwallte sie-, au» dem Kopf trug sie ein haubenartiges Diadem, ebenfalls nur aus Perlen und Diamanten; Frau von Blome trug dieses Kostüm mit wahrhaft königlicher Würde. Ein langer Zug vornehmer MaSken, Patrizier und Patrizierinnen der mächtigen Dogen- sladt schloß sich ibr an: der bcmertenSwerthestcn darunter wird später gedacht iverden. Dieser Maslcnzug nahm links vom König und der Königin im Saale Platz, während die folgenden Auszüge, nachdem sie sich producirt, wieder nach den Nebenzimmern ver schwanden. Es ertönte der Defiiirmarsch des LeibregimentS, auch Bork-Marsch genannt und der Auszug der Sächsische» Schweizer- Garde vorn Ehnrbose des 17. Jahrhunderts begann. Diese Tracht wirkte äußerst malerisch: sie zeigte die ursprünglichen und eigent lichen Farben des Hauses Wcttin: orangegclb und bla». Das Wamms gelb, die Hosen blaugeilreist, der ausgekre.mveite Hut in gleichen Farben. Oberst v. Ccrrini schritt, einen spanischen Rokr- stock in der Hand, den Sctiweizclgardislen stramm voran, die Helle barden trugen, damit den Majestäten falulirten und sich zum Tbeii Svalier bildend ausstcllteir. Der andere Tbeil führte mit de» Damen eine ernste Allemande. Coinpof. von Niccius. aus : die Damen trugen auch die Farben der Schweizergarde, ein blaues Mieder, den Oberrock gelb und blau gestreift, das Unterkleid blau, eine jede eine mehrfache Perlenschnur ain Hals. Fm Tanze kreuzten die Gardisten mitunter die Hellebarden so. daß deren Spitzen ein Dach bildeten, unter dem die 8 Damen zum Rnndtanz sich die Hände reichten. Als diese 8 Paare hinaus waren, nabte sich, angekündigt durch einen kurzen Trommelwirbel, Wallenstein's Lager, frei nach dem Schiller'schcn Vorspiele. Vor dem Eintritt in den Saal stimmten die Sänger darunter nach der fortreißenden Melodie des Frisch auf, Kameraden! einen VerS an: Nun Val», Kam»--»»«. »un «bakzii»«t» Ki-r »In« wir wMkommrne Gülle! Die Fnaeni» brause», »all Leben cS schäumt I Li'rum frisch herbes zu dem Fesie! AuS bolle» Zügen löstet UN» heut' Noch sckistrsen »lr Neige »er köstliche,» Zeit! »,: Sodann zogen die vom Theater her bekannten Gestalten auS dem Pilsener Lager vor den.Herrschaften volübcr-, die Männer schwenkten die Federhüte, oder Baue»- und Bürgermützen, andere, die eiserne Sturmhauben trugen, salutirten mit dem Schwerte. Marketenderinnen und sonstige Frauen überreichten der Königin Blumen. Der Zug, dessen einzelne Tbeilnehmcr unser gestriges Blatt bereits ausge- sübrt, gruppirte sich in einem .Halbkreise. Hauptmann Schneider, in Gestalt eines Scharfschützen, und Major Hohlseld (Wachtmeister) sangen mit krästiaem Baffe folgende Verse: 2Sol>I ans. U»mrr«»e», zu Lull und Freu»', «Nur der Frohsinn soll heut' regieren! Tie tlrieg-ösuric nun n»b» mehr »räu», D'rui« laste« ans hier aliaquire»! Zum Neigen Wink» schon das Mägdlein yhlth Wir koniinr», wir holen de» Minnesolb! »r Hri-iati, zogen vom Lager wir s»rt. Unter graziösen Verbeugungen ent- nnehme Schaar der Hoskavaliere und Z» , ... Um srirdlich «nn hier zu »erweise». Doch rust uuü einstmals des Königs W»r4 So «re»eu znm «-»»->- >»>-' l wie l ck die Majestäten ent >änpter. Die hohen inuner wir eilr»! P» rufe» wie !>c»«e wi» fröhlichem St»»: ..Heil König, Heil »nsere Königin!" Beide mal fiel der Chor ein, bei dem Hoch auf blößten sich unter brausenden HurrahS! alle Häupter. Herrschaften erhoben sich zu huldvollem Danke. — Eine sanfte Me lodie wurde angeiiimmt, es war eine Gavotte von Czibulka, unter deren Klungen sich die Quadrille der kurfürstlichen Leibgarde zu Roß tm Hoikleidc mit ihren Cdellrauen nabte. Zu den Gardisten hatte man die größten Männer des Lsfizierkorps ausgesucht. eS waren 8 wirkliche Hünengestalten, deren natürliche Gröpe noch die hoben Grenadicrmiitzcn verlängerten. Roth und grün waren die Grundfarben die>es Kostüms-.die zrickerhutsörmigenGrenadierliüte tru gen das kursürstl. sächs. Wappen und darunter aus einem Spruchband die Inschrift „Guardia." Der rolhe Nock ließ eine grüne Weste mit Lpitzen-Jabotö «eben, von den Schultern hingen weiße Fang schnüre-. steife weiße LalSkragen und braune Verrücken mit »eiten Locken gaben den Gesichtern einen ungemein martialisch-ernsten Ausdruck. Diese feierlich gemessen einberfchrcitenden Riesen bildeten eine Gaffe, durch welche iure Damen in verschiedenfarbioen Kleidern in der Hoftracht des 17. Jahrhunderts unter anmuthigen Bewegungen hrrcintanzten. Sie boten einen ebenso vornehmen, als freundlichen Anblick, wozu die Vollendung ihres Tanzes wesentlich beitrug Mit vieler Grazie handkabien sic dabei das Fächerspiel — als hätten sie es im Oriente an der Quelle sludirt. Kaum war diese Quadrille unter unaufhörlichem Wiegen deS Körpers und Neigen des Kopses entschwebt, so zeigte ein munterer Marsch und Hörnerschall das Nohen eines JagdzugeS an. Es war eine Gruppe von Jägein und Jägerinnen, die von der Jagd heinikelirlen. Die Cavaliere ivaren aiisicklirblich Offiziere deS GardercitcrregimentS. Sie erschienen, ihre Diana-Gcnoisinnen am Arm, in der Tracht Ludwig'S XVI.. dunkelsaibige, reich mit Goldschnitten und Goldqnaslen besetzte Fräcke, viele Spitzen am Hals und als Jabot an der Brnst, auf- geschlagene Federhüte, iLtnlpstiefeln und wcißgcpudcrte Ver rücken. Die Jägerinnen trugen gelbe Jaquets über weißen Atlaö - Unterkleidern, sebr viel Spitzen, Fedcrliüte, weiße Perrücken mit langen Zöpfen und eine jede eine Reitpeitsche, die sie bei einzelnen Stellen der Quadrille über dem Kopse schwangen. Ter von ihnen ausgesührte Tanzreigcn wirkte durch seine Frifche, Munterkeit und Exaktlnnt höchst anregcnd; man bedauerte, als die muntere Schaar tnnauüeilte, seine Kürze. — Als uothwenbiger Gegensatz dazu wurde eine Rococco-Quadrille autgesührt, in der auSfchließlirp Offiziere des 2. Jägerbataillons tanzten. Diese sonst so flotten Herren bewegten sich indem ihrer Waffe so fern liegenden langsamen Tempo des MennettschrittS »nt großem Eiker. Alles sing feierlich, würdevoll, abgezirkelt zu t wie es die Tracht vcrlaiegte: elbst die Ausdehnung des TanzrS entsprach dem Charakter der eit. Herren wie Damen trugen Gewänder von buntgeblümtem reton, bei lenen war der Untergrund hellblau, bei diesen gelb -, nirdolen, Schnallenschuhe. Spitz»« und Per.ücken vollendeten die Toiletten-, wohl keine Dame erschien ohne Schönheitspflästerchen, jede trug große künstliche Blumen im Haar und ein Bouquet natür licher Blumen in der Hand. feinte sich die ceremouiöle. vornehme Hofdamen, um einer Grupve von naiittsicher Frische und derber, lustiger Volkstbiimsichkeit das Feld zu überlasten. Unter den zum Tanze lockenden Takten eines RicciuS'ichcn Tanzes wirbelten acht Paare eiiastcr Baucrbnrschc» und Dorsschönbelten in den Saal. Jeder Bursche hatte sein Mädchen mit beiden Armen um den Leib gefaßt und führte IhcilS mit ihr einzeln, tbe-ls in Gemeinschaft mit d-n Kameraden einen jener Volkstänze auf, bei dem es selbst dem Gichtbrüchigei, zum Mittanzen in die Beine fährt, hei! TaS war ein Knixen, Mützemciiwenken und Lchöneihun! Wie flogen dann die Röcke und die Zöpfe! Wie schwangen die Bursche ihre Mädchen hoch! Und als die Lust am größten, mußte sie sich Lnfl machen in herzhaften Juchzern! Die Bauerburichcn trugen weiße Wolljacken, schwarze Sammethosen und rotbe Strümpfe und ebensolche Westen, die Dorfschönheiten schwarze Sammetmicder niit Silbcrspangen und Knöpsen, rin Sträußchen am Busen, rolhe Röcke und weiße Schürzen-. vom Kopse wallten über den Zöpfen lange schwarze Bänder her nieder, die am Haar durch eine silberne Margucritvlume befestigt waren. Die elektristtend wcitcrgreifenbe Wirkung dieser Gruppe batte hauptsächlich darin mit ihren Grund, daß de» Zuschauern ein Stück deutschen Volkslebens der Gegenwart in Unmittelbarkeit vor- gcfuhrt wurde, während es. um die Leistungen der anderen Qua drillen ganz zu würdigen, immer erst eines geistigen Prozesses be darf, um sich in fremde Zeiten und Länder zu verietzen. An» raschesten ging dies aber bei der folgenden Schluß-Nummer. Die wohlbekannten Klänge anS der Oper Carmen ließen sich hören und hereinstürmtcn zwei Matadore der Stiergcsechte. Sie sowohl, wie die Espadas, Bandilleros und Pikadores fühlten mit ihren Evolu tionen die Szenen vor. die Jedermann auS den unzähligen Be» schreibnngen i auiichcr Stiergescchte kennt. Die Matadore reizten den (gedachten) Stier mit Werien und Winken ihrer rothcn Tücher, die Eivadas zückten ihre Degen, die BandilleroS und Pikadores brachten das Tiner durch Stiche in höchste Wuth. Groß war die Gewandtheit, mit der sie bei Seite svrangen. mit höchster Eleganz und Sicherheit drangen ste immer von Neuem vor, bis in die Arena ein langer Zug von Zigeunern und anderen iüdlichcn Volks bereinstittlnte. Die Mädchen schwangen ihre Tamburins, die Jüngling klappelien mit den Castagneticn und ein wilder Bolero wurde getanzt. Hätte nickt der Zufall den Damen meist blondes -Haar verliehen - - die Täuschung, daß man die heißblütigen Töchter Andalusiens vor sich hätte, wäre vollständig gewesen. Dies gilt namenilich von der Carmen leibst, deren Rolle zu übernehmen sich fzrl. v. Uckermann aus vieles Bitten entschlossen hatte. Ihre impo sante Figur war eig>ntlich etwas zu stattlich für dieses Eigarren- Fabriklnäochen SeoillaS; als sie an der Seite deS in reichstem spanischem Kostüm erscheinenden Stierscchters Escamillo, vom Lieutenant von Gaul in chalaktcristischem Ungestüm vor- gclührt, in den Saal trat, empfing sie von den vei'ammclten Spaniem ein belaubendes Hurra!,gesckrei. Fräulein v. Uckermann war eine königliche Spanierin-, sie trug ein kostbares, reich mit Perle» gesticktes Atlaskleid, kurzes ponceau-Sammetjäckchen, den vollen Arm mit breiten Goldspangen bedeckt, am Hals unzählige Goldmünzen. Unter wilden» Geschrei zog sich der .Haufe zurück. Damit hatten die Ausführungen ihr Ende crreicht. Sie hatten im Ganzen etwa drciviertel Stunde gewährt, aber io gefallen, daß sie nach dein Souper wiederholt werben mußten. Halten mir noch eine kurze Umschau unter den sonstigen Köstümen, so kann das Er wähnen Einzelner nickt eine Kritik der unerwähnt bleiben muffen den bedeuten. DaS Auge schn ellte vielmehr eigentlich nur von Schönem zu ebenso Schönem. Vecsehltev gab eS im Ganzen kaum Etwas. Die meisten Trachten paßten in den Rahmen deS Bildes, und zu Gestillt und Gesicht Derer, die sie angelegt -, nur ausnahmsweise sie! eine hci auS. S. M de, König IrugFeldmarschalluniserm ohne jedes jestlicbe Abzeichen-, dir Königin halte ein chocoladeiisarbigeS schweres Dammct-Schleppkleid gewählt; die Hobe Frau trug Brillant-Geschmeide von seltenem Reichtbum. Gläfin Platcn erschien in prachtvollerAtlas- toilette, schwarz u gelb, au§ der Zeit Albas; GräfinZedtwitz, gcb.Gräfin zur Li"pc, die neidlos allgemein als eine Perle ihres Geschlechts gerühmt wird, vc, körperte in deni venelianiichen Zuge »elbst eine Perle, ihr weißes Atlasgewand, dnS nirenbait sic umfließende goldblonde Haar, der reiche Per enschmnck ichnfcn eine vollständige Illusion. ES tchltc auch nicht an eckten Kostümen, eckt in dem Sinne, daß z. B. Frau Oberst v. Nassitz ein Rococcokostüm voriükrte, das ihre Urgroßmutter im vor. Jalnhunder. getragen, daß Graf Zedtwih sich als Mahdi in einer Beduinentrackt zeigte, die er aus dem dunklen Welttkeile selbst mitgebracht. Frau Kammerberr v. Leipziger trat in einem Fantasiegemande bezaubernd aus, ibr Gatte vaßle nach Gestalt und in Tracht vollständig zu dem vlämischen Edelmann, den er darstellte. Frau v. Fritzfch gab sich altitalienisch, blaulammet mit Goldliben; Frau General v. Funcke erschien als Minerva, mit weißem wallenden Gewände, die Brust mit einem Schuppcnpanzcr beoeckt, ein Schild mit dem Goraoncnhaupte in der einen» die Lanze in der anderen Hand, den Helm aus dem Haupte. Ihre regelmäßigen GesichtSzügc machten glauben, als sei die Marmor- siatue der Minerva aus den Sammlungen des Vatikan herniedcr- gesiiegen, um — als Göttin der Weisheit unfern Herrn Kultus minister, als Göttin de.» Krieges Misere Herren Generäle zu unter richten. Ganz prächtig paßten die Erscheinungen des Frl. v. Sckön- bcrg-Reickstädt und dcS Fräul. v Gerber zu den Töchtern der Pnrenäcnbalbinsel. Kammerh--rr v. Schocnberu-Rcichsstadt selbst reoräieiitirte einen stattlichen KricgSobersten auS der Wallcniteinzeit. Als besonders reizende Elsäffcrinnen wurden Comtesse Marie Vitz thum, die FräulcinS v. Scdoenberg, v. Tichirichkn und v. Abeken viel znm Tanze ausgesorderl. Graf Luckner erschien wieder als polnischer Magnat, mit truinmem Säbel und Brillantagraffe; diese» Kostüm slanv ihm vortrefflich, nickt minder gab Gral Wallwitz einen ans- gczcickmeten Landsknecht. Gral Hohcntdal ckaraklerisir e einen russi schen Starost (Iwan der Grausame) aulS glücklichste. Charmant ivar Ltnt. v. Andelt-n in der MaSke dcS Bettclsludenten; seine Braut, Frl. v. Egidy, die eine Zigeunerin gab, hatte die Schulter' mit vielen Goldmünzen geschützt. General v Rudorf gab einen, venetianiichcn Evelmann vornehmsten Geschlechts. Oberst voiv Sckwcingcl nebst Gattin war in brr reichen Tracht des l3. Jahr- bundcrrs, tn prachtvollen, Rothsammet, da. Anmuthig erschien eine Engländerin^ Miß Burley, weiß mit Perlen; eine Amerikanerin batte den Einsoll gehabt, sich als Katze zu kostümiren; ans dem Kovsr trngste einen veritadlenKatzenkovs.ihrGcivandwarniitKatzenpelz besetzt. Auisällig mar Major Loßnitzer in der Uniform bcr reiten den Artillerie Sachsens von 1806: so kleidsam sie ist: auch das Zwicbelmuftcr des Major Zcrencr wurde mehrfach bemerkt. Noch erwähnen wir der Anwesenheit mehrerer anmuthigcr Blumenmädchen. auS Parsisai, darunter di, Eomtrssen Hardenberg s. sowie deS Still-' lebenS, da» eine sternfiammende Königin der Nacht mit einigen» anderen Damen mitten im Strudel deS Balles schufen. Halb 12- Uhr unterbrach rin Souper den T-MK Für die Herrscha'tcn und die vornehmsten der Gäste wurde in den Vorderzimmern an -weil Tafctn (42 Couvert«) scrvirt; für die anderen (Niste or fliegenden'
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