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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 27.06.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090627020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909062702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909062702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-27
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
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Dresdner Nachrichten Sonntag, S7. Juni Lvttt» ^»LStr. 17tt H L»nge>. Briefliche »ud telegiapstttche Gtückwünlche tomr» uiis fast alle» Länder» Europas. . . -* Die Legeude „Geza von Wettin". Pur einiger Zeit l>c«»chte »Die Dresdner Run-Mau" rvteder einmal eine ilrrer 'ensationellen ZLnthüll ungen". eine geheim nisvvüe Assüre nun einem angeblichen Sproß des -iKtuses Lettin. Der Be- irvssende. der sich Geiza nun Hvroach oder Gaza von Weitin iiaunie. sollte ein Svlni -es Königs Albert und der Königin Ca roll, sein und seinerzeit j» Beszprem in Ungarn einem Ehepaare Hovvatl, an Stelle eines verstorbenen Lindes untergeschoben morden sein, bechere Auskuuit über diese Geschichte sollte noch Angabe de- Dresdner Blattes eine Frau Bvkel in Hostrrivitz „eben können, die Gesellschaft»- öamr .ilrrer Epzellenz von Friederiei gewesen war und von dieser eine Korrespondenz von der Königin Carola aiwer- iraul erlmlten Imbe» soll, die den Beweis für die Beliaup lungen des Blattes enthcilte. Zn dieser Angelegeicheit ent hält die soeben zur Ausgabe gelangte Nummer des König !-che» „Dresdn. Journals" sollende vssiziösc Erklärung: In einer hiesigen Wochenschrift erscheine» seit einiger .seit Artikel, die verstorbene Mitglieder des Köntgslmiiies veriingliuipie» und geeignet sind, die Oefsentlichteit zu be- unrnliigen. In diesen Artikeln wird unter Hinweis aus an- gebliche Getieimbestiminungen des Sächsische» HanSzzesetzes, wonach dciS erstgeborene Lind eines Thronfolgers oder >!eiiigs, wenn es ein Sol»n ist, zum evangelischen Glauben übertreten müsse, svlgeudeS belxiuviet: .im Zahre >8.DI sei dein damaligen sächsischen Kroiiprinze»p«iare ein Solu, ge boren ivvrden, der nach Beszprem in llngarn gebracht, dorr als Kind des Mnsikerelxvaares Hvrr>alli untrrgc schoben und im Kirchenbuche von BeSzprem unter dem Namen Geza Horvath als am August l8äü geboren ein gclr.rgen sei. Eine berichtigende Parantheie im Kirchen- bnche beichte aber, das; diese Geburt am 26. Augmt I8ö4 er- 'vlgl sei. Geza Horl-tth, der lange .'seit in «Sachsen gelebt l-abe, sei, vbne eine Bestrasnug erlitten oder gegen Gesetze verstoßeii zu lmben, aus «Sachsen angewiesen worden: die Behörden hätten „den ihnen unbeguemen. hilf- aber makel losen Manu durch Ausweisung abgeschiittelt". Gegenwärtig seien die Gerichtsbehörden bemüht, Licht i» das geheimnis volle Dunkel zu bringen, und Geza Horrmth sei bis zur Entscheidung der S>iche gerichtlich angewiesen worden, den 'Namen Geza von Weil in zu führen, das Gericht lmbe salbst «seine Zustellung mit dem Namen .'geza p. Wett in" adressiert. ES ist dankbar anzuerkennen, dag die gesamte andere Presse von diesen Lchmäharttkeln >n schweigender Bernrteiluna überhaupt keine Notiz ge nommen oder sic gebührend zurückgewiesen hat. Da indes die ganze Art der Abfassung dieser Artikel daraus schliche» iaht, dah dabei nach dem Grundsätze .-wmper nliguist strwrc-t" 'aelmndelt wird, so sei hiermit folgendes seügestellt: l. Die Behauptung, dah der einem sächsischen König «der Kronprinzen erstgeborene Prinz zum evangelischen 'glauben übertrete» müsse, entbehrt jeder Begründung: es beüehen in dieser Nichtnng keinerlei Bestimmungen oder Beriprechnnge». auch keine geheimen. Die Königin Carola ist überlmupt nie, weder als Kronprinzessin noch als Königin, von einem Kinde ent bnnden worden. Horvath belmnptet, dah anher der schon ermähnte» Parenthese im Kirche »buche zu Beszprem noch eine weitere Bemerkung zu seinem GeburtSeintrage ans das „König!. Sächsische Geheimarchiv zu Dresden" verwette. In dem Kirchenbnche zu BeSzprem besinöet sich aber zu dem Ge wirrs und Tanseintrage Horvaths überhaupt keinerlei Parenthese und keinerlei Randbemerkung «Sächsische Ar chive enthalten nichts, woraus sich eine derartige Rand bemerkung stützen könnte. ' t. Richtig ist. dah Geza Horvath sich im Besitze einer oder mehrerer Znstcllnilgsurkundeii zweier Zivilgerichte aus den Namen „v. Wettin" befindet. Dies erklärt sich daraus, dah die Zivilqerichie in eine Prüfung der Berech tigung zur Führung ihnen angegebener Namen nicht ein- lreten. Eine Ermächtigung oder Anweisung sich deS Namens v. Wettin zu bedienen, ist dem Horvath von säch sischen oder prenhischen Gerichten selbstverständlich nie mals erteilt worden. ft. Horvath ist wiederholt wegen unbesugter Annahme des AdelSprüdikalS bestraft und schließlich aus «Lachsen aus- gerviesen worden, weil er sich fortgesetzt „von" Horvath nannte. Tie Ausweisung ist zu einer Zeit verfügt ivvrden, wo er mit der Behauptung, dah er Wettiner Prinz sei, noch gar nicht hervorgetretcn war. Neuerdings erst ist Horvath wegen der unbefugten Beilegung des NamenS ..Prinz v. Wettin" au seinem jetzigen Wohnorte Görlitz von dem dortigen Amtsgericht rechtskräftig bcstrgst ."vr- den. Zn Görlitz hat Hvrvaih die Angaben über sein Ge burtsjahr und seinen Gebnrtstaa wiederum geändert, in dem er vor Gericht behauptet hat, dah er Im März l8ä4 geboren >ei. Wenn übrigens tti derselben Wochenschrift neuerdings auch die Perlon des Königs Johann in ungeheuerlicher Wette veriiiiglimv'i wird, so iit diese geflissentliche Herab ««'tziina des .Königshauses bereits von einem Teile der -ggcsprcsic gebührend gekennzeichnet und zurückgewiesen worden. * Nach gchtwöcheiitlichem Krankenlager ist hier am -I d. Mts. im 8ü. Lebensjahre Herr Heinrich Pätz- m a n ii saust entschl.'sen. Der Heimgegangene hatte seinen Wvlnttiiz seit 24 Zähren in Dresden. Als Begründer der Welttnmg Heinrich Patzmann in Waldenburg iStriimvs- waienliaiisj, die er zu groher Blüte brachte, zeigte er bis «in «ein Lebensende das regste Znteresse sür das Uitter- »ehmen und Hand ihm mit Rat und Tut zur Seite. Mit ihm in ein groher Wohltäter dahingegangen, der im stillen wirkte und viel für die Kunst tat. Die Bekehrung für den Entschlafenen, der u. a. Aufsichtsrat der Aktien, gesellicl-glt Europäischer Hof und der Kunstanstalt Wilhelm Hvsfmann ivar. kam Lei der 50jährigen Jubelfeier der Firma Heinrich Pätzmanu zu schöner Geltung. —» Llorgestern starb in Grimma Herr Seminar- Oberlehrer Professur Thevdor Schaar sch mtdt. Un- mittelbar nach Beendigung feines Studiums ist er. am l. April 1874, tn die letzte lSZ ständige Stelle am dortigen Seminar «ingetreten und bat daselbst ununkerbrochen ge wirkt. zuletzt als 1. Oberlehrer und Stellvertreter de» Dt. rettors. Bor allem war ihm der Unterricht in Ler Physik und Chemie anvertraut. —» Bon einem schnelle» Tode wurde heute »vrnrittag gegen 'rill llhr aus der Schloststraße der Mititlhaber der «bvtaniiteu viosigen Weingroßtftrma Schönrvck» Nachfolger. Wilsdruffer Strohe li. Herr Robert Reppchen ereilt. Der geiignnte Herr, der sich schon seit einigen Tagen nicht ganz wohl fühlte, wollte aus diesem Grunde heute vormittag sich »ach Hause begebe». Kaum an der Ecke der Schlvß- vnd Wilsdrufser Strahe angelaugt, brach er zusammen und verschied »ach kurzer Zeit. Ein Herzschlag hatte dem Lebe» des erst 48 -Zähre alten rüstigen Mannes ein Ende bereitet. Leit dem Jahre <865 w«rr der Verschiedene Mit- inlmver der genannten Zinna. Bor seinem Eintritt in dieses Haus ivar der Berstorbenc längere Zeit als Pro kurist bei den Bereinigten StrMtvfs-Fabriken in Coswig tätig. Er galt als ein tüchtiger und gawiegter Kaufmann. Herr Rezwche» hinterläht Witwe und zwei Linder. — »Heimatschuh", vor wenigen Jahren als Schlagwort sür eine von einer kletnen Zahl einsichtiger Männer eMeleitete Bewegung geschaffen, heute zu einer immer weitere Kreis« um ich scharenden Parole geworden — was bedeutet er? Handelt es sich, wie bei maiicheii Gegenwartsdewegunge». nur um eine Modesache, die ohne tiefere Wurzel» in unserem Volksleben rasch aufschießend. ebenso rasch vergehen wird? Das könnte meinen, wer in einzelnen Kundgebungen und Mahnahmen die Ausgabe der Bewegung beschlossen glaubte. Nichts aber ist besser geeignet, vor solchem oberflächlichen Urteil zu bewahren als die trefflichen Darlegungen der Ausgaben und Ziele des Heimat- chutzcs, wie sie für unser engeres Vaterland die soeben als chmuckes. reich illustriertes Büchlein erschienenen Vorträge Dresdner. Freiberger und Tharandter Hochschullehrer geben. '„Heimatschuß in Sachsen." Vorträge von R. Beck, Oskar Drude, Cornelius C, urlitt. Arnold Iacobi, Ernst Kühn, Franz Mammen. Robert Wuttke. Mit 74 Ab bildungen. Steif geheftet 2.25 Mk. Verlag von B. G. Teubnrr in Leipzig s In dem ersten Vortrag wrrd die Entstehungs geschichte des heimischen Landschaftsbildes von der Eiszeit an vorgesührt. wobei überall zugleich gezeigt wird, welche Dokumente dieser Geschichte heute noch vor uns stehen in der Berg- und Pflanzenwelt. Das wird dann näher in einem zweiten Vortrag, ebenfalls von Geheimrat Drude, für diese erläutert, während der Vortrag des Geologen Beck die geologischen Naturdenkmäler Sachsens bespricht. Heimatschuh im Walde behandelt Dr. Mammen von der Tharandter Hochschule, Verständnis für die Schönheit unseres heimatlichen Wawes weckend und zu seinem Schuh in wirkungsvoller Weise aufrufend. Me in zahlreiche» Pslaiizen. besihen wir auch in vielen Gliedern der heimischen Tierwelt lebende Zeugen der ungemessenq Zeiträume umfassen den Geschichte unseres Heimatlandes — haben wir doch, um nur ein Beispiel zu nennen, die Hauptmaste unserer heimischen Kroh schmetterlinge aus Sibirien erhalten zu einer Zeit, da auch bei uns Steppenklima und Steppenvegetation herrschte Die beiden letzten Vorträge von Baurat Kühn und Geheimrat Eurlitt be handeln den Schuh des landschastlichen Bildes im allgemeinen und des Städtebildes im besonderen. Jener zeigt an augen fälligen Beispielen, was wir an landschaftlicher Schönheit in den letzten Jahrzehnten in Sachsen verloren: man betrachte nur etwa das entzückende Bild, das uns einen „Blick in den Planerischen Grund vor 100 Jahren" tun lässt, und daneben das Bild, das dieser heute bietet — und wie wir darum Ursache haben zu schützen, was uns von der Schönheit noch geblieben rst. Ge- kennrat Eurlitt aber sucht das Verständnis für falschen und rich tigen Heimatschutz des Stadtbildes zu wecken und. ohne sich den Forderungen des praktischen Lebens zu verschließen, doch davor zu warnen, in übereilter und oft ganz unnützer Weise alle Schönheiten dem Verkehr zu opfern. Er erzählt dazu zwei hübsche Beispiele: „In Halle hatte man das Markttor weggeristen, das mitten in der Stadt stand und sür verkehrsstörend galt. Ein Gleiches geschah aus denselben Gründen in Schleswig. Nun haben zwei Architekten, als ein Manöver in der Näye dieser beiden Städte stattsand und der Kaiser dort erwartet wurde, ohne Kenntnis voneinander als Festschmuck sür die Stadt die Tore wieder aufgebaut, allerdings nur zur Momentdekoration. Aber in beiden Fällen ist von autoritativer Seite festgestellt worden, daß sich der Verkehr trotzdem ausgezeichnet abgewickelt habe, und zwar der Festverkehr, der in beiden Fällen so groß gewesen ist. wie in den beiden Städten niemals vorher. Man sicht also, es hätte der Verkehr in diesen Städten ruhig bis auf die in jenen bewegten Tagen erreichte Größe anwachsen können, ohne daß es nötig gewesen wäre, die Tore wirklich abzubrechen: die angebliche Verkehrsstörung, der sie zum Opfer fielen, ist durch aus eingebildet gewesen. Die Dresdner können König Albert bankbar dafür sein, daß er sich geqen alle Versuche, bas Georgen tor abzubrechen, ablehnend verhielt: sie haben ihm dafür zu danken, daß dieser reizvolle Eingang in unsere Altstadt noch erhalten ist Man hat nur die Durchgangsverhältnisse ver- Itändigerweise verbessert, und kein Mensch wird heute behaupten wollen, daß das Georgentor wirklich ein Verkehrshindernis sür Dresden darstelle." — So darf denn Prosestor Wuttke sein Nach wort schließen: „Die Natur stellt einen einheitlichen Organismus dar. als solcher tritt sic in Widerspruch mit den wirtschaftlichen Trieben des Menschen, nicht aber mit den Aufgaben, die der Menschheit gestellt sind Das Ziel aller Kultur muß es sein, nicht die einseitige menschliche Entwicklung zu begünstigen, son dern ein harmonische» Verständnis unserer Innenwelt wie auch unserer Umwelt jgl erlangen Da» bedeutet aber nicht, mehr und nicht» weniger, ol» daß wir di« Natur in allen ihren Aeußerungen schätze» lernen sollen Hetmatschutz in diesem Sinne bedeutet ein« Steigerung»»!««» Kulturleien», nicht die Besruchtung einer einseitigen Richtung. Dies aber zeigt uns. daß wir es im Heimatschutz mit einer allgemeinen Kisttur- bewegung zu tun haben. Wir müssen au» Ler beengenden Ein seitigkeit unseres heutigen Leben» hinaus. Wir müssen Li« all. gemeinen kulturellen Werte wieder schätzen krnen. von höheren durchgeistigten Gesichtspunkten au» da» Leben in der Natur zu erfassen suchen. Heimatschutz in seinem inneren Kern bautet deshalb auch nicht «ine Bewegung, die durch Gesetz», Verordnungen ulw. gefördert werden kann, nur äußere Maßnahmen sind das. die aus kurze Zeitmomrnte erzieherisch einwirken können. Die Aufgabe, die dem Heimatschutz gestellt ist. ist höher, st« muß dr» einzelnen wie das Volk zu einer durchgeistigten Kultur erziehen." —a Die H,»dertjahr»seicr der Königl «liudeuaustalt l» Che«»ist begann gestern vormittag mit einem Fest, aktuo in der Turn, und Festhalle der Anstalt. Als vsst- ziellrr Vertreter der Regierung war Herr Geh. Regierung», rat Dr. Gelbliaar erschienen, ans der Stadt Chemnitz die Herren Krcishauptmann v. Burgsdorss, Oberbürgermeister Dr. Sturm u. a. Die Feier wurde eingeleitet mit dem allgemeinen Choral: „Lvbe den Herren". Hieraus crarttf Herr Oberreglernngsrat Müller als Direktor der Anstalt das Wort znr Begrüßungsansprache. Dann llberbrachtc Herr Geh. Rcgiernngsrat Dr. Gelbhaar im Austrage des Ministeriums des Zunern und im Namen des dienst lich am Erscheinen verhinderten Ministerialdirektors Geh. Rats Dr. Apclt die Glückwünsche. Unter den vielen eiu- gegangenen Telegramme» befand sich auch eins von der Königin Elisabeth von Rumänien, dos folgen den Wortlaut hat: .,Mil ganzer Seele seiore ich Ihr schönes Fest mit Ihnen und wünsche immer neues Gedeihen dem Werke der Menschenliebe. Elisabeth". Im Anschluß an den F-cstaktus fand ein gemeinsames Mittagsmahl statt. Nachmittags vereinigten sich die Teilnehmer zu einer Fest Unterhaltung und ctbends zu einem geselligen Beisammen sein. —* Schulausslug. 2'>0 Schülerinnen des Königl. Lehrerin »enseminars einschließlich zweier Klassen der Seminarschule unternahmen heute mit Lehrern und Lehrerinnen ihren diessährigen Schulausslug. Der wimpelgeschmückte Dämmer „Aussig" führte früh 7 Uhr die freudig gestimmte Ausslüglerschar zunächst bis Königstetn. Hier wurde die Festung besichtigt. D«nn tvanderte man sroltgcmui nach Gohrisch, wo in Hcinzes Etablissement „Sennerhüttc" um 2 llhr das gemcinichastliche Mittags essen eingenommen wurde. Mit Spielen. Borträgen und Gesängen wurden die Nachmittagsstundcn ausgefüllt. Abends erfolgte mittelst Dampfers die Heimfahrt nach Dresden. —* Ein »euer eieppclin. Ucber die Herkunfl des in de» letzten Tagen über Dresden und andere Städte Sach sens dahinfliegenden BallvnS, der von Tausenden von der Straße aus acsichtet und mit größter Aufmerksamkeit be obachtet wurde, liegt jetzt eine Aufklärung vor. Jener Ballon nämlich, der allen Ernstes sür den Parseval, ans jeden Fall aber sür ein Militär-Lustschiss. wen« auch kein lenkbares, gehalten wurde, entpuppt sich jetzt als eine scherzhafte Spielerei, als ein Ulk. den sich ein hiesiger Spaßvvgel gemacht hat, indem er täglich einen vier Meter langen, mit (Has gefüllten Papierballon, der mit Fähnlein geschmückt war und unten ganz nach dem Borbildc des „Zeppelin l" eine Gondel trug, aufsteigen ließ. In der Gondel ivar eine Tasche angebracht, die eine Karte mit der Adresse des Absenders enthielt. Diese Adresse lautete: Alons Francois, Oliek ckv c-uiZne und Luftschisfer. DrcS- den. Darunter standen die Worte: ES wird gebeten, den Ballon wieder zurückzusendcn. Tatsächlich ging dem Witz bold und Koch gestern der vor einigen Tagen hier IvS- gelassenc Ballon, der in Böhmen nirdergesallen war, wieder von dort zu, weil der Finder desselben darunter ein wissen schaftliches Experiment vermutete. - * Polizeibericht. 26. Juni. An der Kreuzung der Striesener und Wintergarten-Straße fuhr am Freitag nach mittag ein unbekannt gebliebener Radfahrer, der sich durch die Flucht der Verantwortung entzog, in das Rad eines 2«j Zahre alten Markthclsers hinein, wodurch dieser unter einen vorüberfahrcnden Motorwagen der Straßenbahn ge schleudert und schwer verletzt wurde. Der hinzugcrusene Arzt stellte G e h i r u c r s ch ü t t e r n n q und innere Verletzungen fest. Dir Schuld soll den unbelannlen Radfahrer tressen. — In einem Grundstücke der Rosen- straßc wurde am Freitag vormittag hinter einem Bretter stoße ein Kaufmann von auswärts in kniender Sicllnng betroffen, der sich mit einem Däschcnmeiscr in selbstmörde rischer Absicht in die Brust gestochen hatte. Familienzerwürsnitzc sollen die Veranlassung zu dieser Tat gewesen sein. — Ein dreister N a ch s ch l ü s s e l d i e l> stahl ist in den letzten Tagen — während der Abwesenheit der Bewohner in der Sommerfrische — in eine Familien- wohnung am Waldcrsee-Platz verübt ivvrden: dabe: sind in der Hauptsache Damenschmucksachen und bessere Zigarre» entwendet wurden. Als Dieb kämmt ein anscheinend jähriger, dunkel gekleideter Unbekannter mit Schnnrr- und Kinn-l'Spitz-lbart. der am 22. d. Mts. mit Panama- Strohhut und tags daraus mit schwarzem, steisen F-ilzhiit bedeckt, an der fraglichen Wvhnnncistür gesehen wurden ist, in Frage. In genannter Wvhnuiig waren seit niedreren Tagen die Jalousien der Fenster gänzlich hcriintrrgclassen, woraus der Dieb ganz richtig schließen konnte, dgß die gesamte Halbetaae verwaist sei. -Sachdienliche Angaben zur Ermittlung erbittet die Kriminalabtcilung. Hing an den originalen Text Goethes mehr und mehr allen Bearbeitungen von früher vvrzvg. Eine eingehende Abhandlung zu dem Funde aus der Feder -Höfers wird im kommenden Gvethe-Zalirbnche erscheinen. c* Ein bedcntsamcr Diirer-Fnnd in der Albertina. Zn der Albertina zu Wien, der berühmten, von Erzherzog Albrecht begründeten Zcichninigeittaminliing, wurde ein wichtiger Fund zur I u g e n d g e s ch i ch t c Dürers gemacht. Es stellte sich heraus, daß die bekannte Zeichnung Dürers, die dieser llül nach einer vciiezianischen Kvstiim- ftgiir, einer schreitenden Frau, hcrstellte, auch auf ihrer Rückseite eine Zeichnung enthielt. Das Blatt wurde vor sichtig abgelöst, und wirklich kam auf der anderen Seite noch eine Zeichnung von der Hand des jungen Dürer zum Vorschein. Es ist gleichsalls die Zeichnung nach dem Kvstüm einer venezianischen Dame, in Wasseriarben leicht getuscht. Der Fund ist um sv hedeuttamer. als er d i e Z e u g n i i s e für Dürers e r st e venezianische Re isc u m l IU4 ü.'» um ein gewichtiges vermehrt. Den» daß Dürer diese beiden Zeichnungen »ach der 'Natur in der Lagunen stadt verstellte, beweist dvch. daß er sich eben zu dieser Zeit dort nushiclt. So verspricht dieser Fund eine völlige Klä rung über die nvch immer umstrittene Frage der Wander- «chast des siingeu Dürer. i- Das Weimarer Sartell, jene Bereinigung srcihcillichcr Nekormverkinc. die vor Zalircsirist in Weimar die Grundlagen gcmcnisckaitttchcr lnliurpolitiichcr Betätigung juchte, hat sich im Zinn in Magdeburg endgültig konstituiert. Die von zahlreichen Delegierten vciuchle Tagung leitete der I. Vorsitzende Lladtrat Dr. Penzig-Bcrlin durch einen Bericht hber die Arbeit des Aus- schunes ein. die durch das unerwartete Hinschelde» des früheren t. Vorsitzenden Tr. Mar Rieh etwas beeinträchtigt worden war. Der Ausschuß, hat mehrere Sitzungen abgehaltcn und einen SatzungSentwurs ausgcarbcitet. der mit einigen Aenderungen an genommen wurde. Kur die erforderlichen Geldmittel zur Durch führung der nächste» Mafmahmcn. Unterhaltung eines Bureaus »sw. kommen die allgeschlossenen Organisationen aus. Bis letzt gehören dem Weimarer Kartell folgende Berdctndc und Bercinc an: Deutsche Gesellschaft für ethische Kultur. Deutscher Monistenbiind, Deutscher Freidenkevbuud, DeutMer Bund für weltliche Schule und Moralunieulcht. lvun» »ür MnUtrschu«. Bund sür perlvnllchc Religio» 'Kassels, Freie ethische Gelellsä>aft lIenat. Iungdeutschcr Kulturbund und die Kartelle der freiheitliche» Vereine in Berlin und in München. Der Anschluß zahlreicher weiterer Vereinigungen steht bevor. Die Grundsorücrungcn. über die schon die in Weimar vertretene» Vereinigungen einig waren, sind folgende: Freie Ent wicklung des geistigen Lebens und Aibwehr aller Unterdrückung, Trennung von Schule und Kirche und Aufhebung aller gegen seitigen «Beeinflussung von Kirche und Staat. In den geichäfts- sührcndc» Ausschuß wurden gewählt Dr. Rudolf Penzig-Berlin 'Eth. Kultur' als Vorsitzender. Alfred Dieterich-Berlin 'Deuischcr Monistenbundi als Schriftführer, Peter Schmal-Mit» che» (Deut scher Frei-denkcrbulidt als Schatzmeister, ferner als stellvertretende Vorsitzende Dr. Ernst Hör »es sc »München lMünchncr Kartell» und Prediger G. Tschirn-Breslan iFreidcnferbiind', als stellvertretender Schriftführer Lilli Zaniiasch-RcrUn 'Bund für weltliche Schule' nnd als stellvertretender Schatzmeister Dr. Arthur Pfungst-Frank- surt a. M. «Eth. Kultur und Bund s. welll. Schule'. Als «Vorort wurde «Berlin bestimmt und als Geschäftsstelle die Bureaus de« Deutschen Monistcnbnndes in Berlin VV. 5,7, Kursürstcnstrastc 187 'Fernsprecher VI, 47l4s, wo jede Auskunft gern crleßlt wird. Emil Richters Kunstsalon. Eine so srcch sich gebärdende, alle Gesetze des Anstandes und der guten Sitte verhöhnende Geiellichast, wie die zur zeit die beiden Obcrlichtsälc des Richtcrschcn Kunstsalons mit ihren Arbeite» füllende Vereinigung der „Brücke", ist uns noch niemals weder hier, noch anderwärts, begegnet. Was von ihr an scheußlichen Nnditäten, deformierten Körpern, geistlosen Gesichtern, zusammengcsudelten Land, schäften und Ltillcbcn gleichzeitig in einem Raum geboten wird, würde man sich vergeblich in größeren Ausstellungen zusammensuchen. Dabei mutet uns diese Sammlung inso fern echt deuttch an, als sich diese Gemälde und Zeichnungen als unverstandene und übertreibende Nachahmungen aus ländischer Vorbilder erweisen. Die ganz« Atmosphäre deS Herausfordernden, vor allem die völlige Verachtung der zeichnerischen Form, stammt au- der Welt des den Im pressionismus von jeher »st absurstum führenden Nor wegers Eduard Munch, den die „Brückner" »u ihrem Ehrenmitglied ernennen sollten. Die unanständlgc Geste ist direkt den Aquarellen und Handzeichnungen R v d i n S abgesehen, die Vorbilder sür die setten, guabbclichen Weiber, denen jeder Zug geistigen Lebens fehlt, liefer ten die tahitischen Frauen und Mädchen des Halb- sranzosen Paul Gangs», und für die ganz unfertige, vermutlich genial sein sollende Mache muß die übernervöse Hastigkeit des kranke» Holländers Binzcnt van Gogh verantwortlich gemacht werden. Dazu kommt, namentlich bei den wenigen Landschaften, in der Wahl des Ausschnittes ein bißchen IapaniSmnS und in der Farbengebung mit allen ihre» grellen Gegensätzen eine Vorliebe für alles, was erotisch anmutci und die Sehnerven des Beschauers aufrcizt. Leider haben sich diese deutschen Nachahmer und Nachempfinder gar nicht klar gemacht, daß die Kunst ihrer ausländischen Vorbilder ein Ende, ein Letztes, über das man nicht weiter herauskommcn kann, bedeutet. Sie vcr- rennen sich daher in Sackgassen, aus denen keine Brücke in das Land deS Gesunden und Starken hinauSsührt. Etc haben alle Brücken der guten Ueberlicserungen hinter sich abgebrochen und können nur noch durch ein ungeahntes Wunder aus dem Sumpf«, tn den sic geraten sind, herauS- gcrettct werden. Btclleichi geschieht dies mit Hilfe deS Dekorativen, das den meisten von ihnen zu liegen scheint. Aber auch hier müssen sic sich in stofflicher und darstelleri scher Beziehung vollständig häuten. Denn wer wird sich dazu hergeben, eine in so riesigem Format gehaltene Haremsszene, wie sie M. Pech st« in in seinem Bilde „Nach dem Bade" bietet, in seinem Haus« auszuhängen, und welche Räume sind nötig, um La- Zusammenspiel der ungebrochenen roten, grünen, blauen und gelben Farben in der Entfernung erträglich zu machen! Such t« der Be- wegung könnte man versucht sein, hier und da eine gewisse Feinheit zu entdecken, so z. v. t» L. L. Ltrchver- „Ma»ken" und der „Tänzerin". Sieht ma« jedoch, zu welchem Zwecke die hochgeschürzten Nöck« denüdt sind, zrnd wie di« eng anliegenden roten Strümpfe de» Haupt- gegenständ de» Bilde» abgeben, so wirb man sich hüten, sich a»ch nur durch ein paar anerkennende Wort« zu« SM» schuldigen au diesen Audschreftunav, »« «sich«.
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