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66. Nahrgaug. AS AS. Vorabend-Blaü Dienstag, 24. Januar IS22. Gegründel 18S6 Dra-Ianlchri» > Nachrlchtrn Drr.tr», gerniprecher-Sammelnumcaer 2S 241. Nur fiir Nachlgrlprilche: 20 011. tn Dkr.drn und Vororten d«I tilclich »«»lmuliaer gutragung monatlich II.- M., dur^ die Poft bei lilglich zweimaligem Versand monatlich Anzeigon-Preise. Schrlfttrituna und AauvtqelchSttsItell« Morlcnllrahr 38/40. Druck u, Verlag von VIrpsch L velchardt in Tr».den. Pofllcheck-Konl» 1063 Dre.de». Naitidruck nur mit deutlicher Lluellenangad« (»Dresdner Nach».') tulilsftg. — Unverlangt« Schriftstücke werden nicht ausbewahrt. Aufnahme des Eisenbahnverkehrs in Dresden. Die Störunge» im Eisenbahnverkehr im Dresdner Be zirk können icstt znm großen Teil als siberwuudcn be trachtet werden. Dem Deuiichcii Eisenbahner-Verbaud ist es gelungen, die Masse der Ausständigenzur Wiedcoansnahme der Arbeit zu bewegen unter Hinweis aus die am heutigen Montpg beginnenden Stcrhandlnngcu mit der Regtcrnug über die Ucberteneriinnsznschläge. Znsolgcdessen ist auch der GUlerverkeht allenlhnlben wisder im Gange. So werden am B.ihuhvs D r c S d e u - N e u st a d t die Güterwagen seit dem heutigen Vormittag wieder uor die Luken der Schuppen gerollt n»d cut- bzw. belade». Der Betrieb ans dem Wettiner Bai, ul, os wickelt lich nvliig uarmal ab. und auch aus dem 'Bahnhof Fried rtch- stadt, der bolannilich am meisten unter der Arbeit, »icdcr- legnng zu leide» ba.tc. »st der Verkehr, wenn auch noch mit kleinen Einschränkungen. wieder ausgeuommcu worden. Unter diesen Umstände,, ist auch die vom Mitchwietschast- lichcu Landcsve.band «achten eu die Eiscybahn - General- Direktion Dresden gerichtete Eingabe „ns Inbetriebsetzung von M i l ch n o t z ii q e u ii b c r s l ti s s i g geworden. Der Streik ans Bahnhes Be ick. von dem wir im heutigen Morgenblatt berichteten, hat sich übrigens »nr ans die Gtttcrdodriiarbeiter erstreckt. Der Personenverkehr muhte in der ganze» .'seit der Betriebsstörung zwar starke Verzögerungen und Ein schränkungen erfahren, hat aber doch nie gänzlich geruht. Bis zur Mittags,,undc des heutige» Montag wurcu etwa zwei Drittel der Person«nzüge im Betrieb. Während am Sonntag noch die Feruzlig« grösstenteils nnr bis znm Vorortbercich dnrchgefiihrt wurden, wo die Reiscu- deu in die Vorortsziige umsleigen mnhtcn, werde» sie setzt wieder bis Dresden gcsahrcn. Auch die von hier abgchcndcn Fcrnzitge melden seit heute ivieder vom Hanptbahnhosc abgelassen, Jcdcnsalls ist die Bcsitrchtnng der Reisenden, dast st« ihr Ziel «lchi erreiche» köiuilc», zurzeit grundlos» doch «tissen sie immerhin »och mit Berzögcruugcu rechnen. Die Technische Noihilfe halte angesichts der erlisten Lage, die jeden Augenblick den Etnsahbcsehl erwarten liest, schon Sonnabend nachmittag alle Vorkehrungen gelrossen, um dem Befehl schncllmöglichst entsprechen zu können. Aber erst am Sonntag vormittag wurde die Technische Norhilfe zu Verhandlungen hlnzu- gezogcn, tic kurz nach 12 Uhr mittags den E i n s a >z b c f e h l retligten. Der Einiatz sollte sich ziniächst darauf beschränken. tn cinigcn Heizhäusern die Lokomotiven zu entschlacken und zu bekohlen, damit die bercitstehendcn Züge sahrserttg ge macht werden konnten. Es gelang in überraschend kurzer Zeit, die geforderte Zahl der Nothelfer nicht nur ein- zuberufcn, sondern auch ctnzukleidcn und abmarschsertig zu machen, sowie den nötigen Schutz hierfür sichcrzustetlc». Hierzu teilt das Presseamt -es Polizeipräsidiums sol gendcs mit: Es wird behauptet, die Technische Not- hilte habe e i n; e g r t f s e u, sei aber aus höhere An ordnung w'Ker zurückgezogen worden. Das cnksvriht nicht der Wah»holt. Die Anordnung zum Einsatz der Teckninl-cu Nvihilfe wurde aber mit Rücksicht auf die Erklärungen deS Deutschen Esien'chncrvcrbandcs tm Benehmen. mit be i ^iirtschnttöuiinistelinm z n r tt ck g e z o g c ll und zwar noch che die Technisch« Nothilfe tn Aktion trat. Gerüchte über angebliche Verhaftungen der Streikleitung sind völlig auS der Luft gegrikjen. Die überraschend schnelle Bereitstellung der geforderten Nvtheiser ist um so bemerkenswerter, als es sich einmal um eine Organisation von freiwilligen Hilfskräften handelt und anderseits die Einberufung der Nvthelfcr an einem Sonn tag erfolgte. Die Eisennahugcncraldircktiou Dre den teilt mit: Der Dresdner Eisenbnhuersireik ist im Abslanen begriffen. Zu Radrberg ist der Anöstand bereits am Sonntag abend bccudet und der Berkchr wieder ausgenommen worden. * Oeffentlickse Eisenbadncrvcrsamminng. Der wilde Streit der Dresdner Eisenbahner hat der dem Deutschen Gewerkschastsbund (Vorsitzender A. Steger- lontds angcslhlvssencn Gemertschast deutscher Eisenbahner, Landesverband Sachsen, Veranlasinug gegeben, zu heilte, Montag, abend 0 Uhr eine öffentliche Vcr- sammlung im Saale der „Walhalla". Frciberger Straße, einzuberufcn. Das Referat wird Kollege Funk von der Berliner Zentrailettung erstatten, der dabei auf die tieferen Beweggründe der angenöltcklicheii Aktion etngehen und zugleich die Steilung der vorgenannten Gewerkschaft znm Streik und den Lohn- und Gehalts- fordcrungcn der Eisenbahner llaritellen wird. Betcinntlich hat die Gewerkschaft deutscher Eisenbahner zwar keine Strelkparolc auSgcgcben. cs aber auch abgelehnt, der Be wegung, deren spontaner Charakter ebensowenig wie ihr Zusammenhang mit der dcnlschen Ersülllingspotitik ver kannt werden könne, in den Arm zu fallen. Zuspitzung der inneren Krise im Reich. Sleuerkornpromib oder Sturz des Kabinetts Wirih. Eine Trohrcde Locbes an dir Bürgerlichem (L r « h l m e l d u » g unsrer Berliner L ch ri r i l e i t u n g.s Berlin, 28. Jan. Der der sozialdemokratischen NcichZ- tagssraktivn angchörendc llteichstagspräsident Locbe sprach geslcrn vor den soziuldemokratlstheu Arbeitnehmern des ge samten A. E. G. Konzerns über das Thema: 9k achCa » n e s — vor Genu a. Pvincarö, sagte Locbe, sei nichts anderes, als der Graf Westarp Frankreichs. Lloyd George habe jetzt Poincarö gea»l>vortct. Seine Rede beweise, dast er tn diesen zwei Jahren viel zugelerni habe. Im Mittelpunkt der Lloyd George-Rcde stände die Hoffnung auf das inter nationale Vertrauen. Das Kabinett Wtrth habe <,ut daran getan, sich dieses internationale Vertrauen nach und nach zu erwerben. Wenn der 15. Januar obne Sank tionen oorübcrgegangcn lei, so verdanken wir das der Er füll ungSpolitik deS Kabinetts Wirtü. Jeden falls habe das Kabinett im Zusammenhang mit der Tätig keit Naihenans eine Ermäßigung unserer Ncparationslasten von 10 Prozent erwirkt. Jnnerpolitisch sei das Steuer- komvromist eine bittere Notwendigkeit. Dieses Stenerkompromist nlüffe zustande kommen, da die Entente vertraglich befugt sei, Deutschland Steucin in einer Höhe aufzulegen, die »iwi geringer seien als in den Ticgerländcrn. Der einzige Weg, der uns übrig bleibe, sei die Z w a n g s a n l o i I, e. Vis znm 27. Januar müssten wir eine Erklärung abacben. Deshalb müßten wir uns noch in dieser Woche schlüüia w.rden, ob wir den Weg der ZwangS- anleihe gehen wolle», die unS schätzungsivcise 2 bis ll Milliarden einbrinae Tie Zentrumsführer haben bisher diesem Ki'wplomlst ihre Zustimmung »och nicht erteilt, noch weniger die Demo! raten Misslinge das Sicucrkompromisi, so könnte das Kabil-eli Winh vielleicht schon am Mittwoch gestürzt werden. Zn die'em Fall« bliebe nur übrig, entweder Neuwahlen, oder eine Regierung Stroiemann» wenn nicht Selsserich. Sollte das Kabinett Wirtl, gestürzt werden, dann sei die nnonoblo b'ichr -Vvlge ei» enormer Markstirrz. Die Sozlakdcmokralic habe kein Zr.teresic daran, die ilicgierungs- macht zu erlangen. Sie sei mir in die Regierung cingctreten, um bas äusterste zu verhüteu, aber nicht, um an die Macht zu gelangen. Auch Wiesbaden, Spa und London habe sie nur »nterschr'eb^u, weil sie überzeugt sei, dast die Besetzung des Rustrgeblets und die Blockade unter allen Nmständcn ver hütet werden müssten. Die Unabhängigen gehen bis zu einem gewissen Grade mit ihr. »m das ErsiillniigSkabinett Wirst, möalic», zu mache». Ohne ihre Hille könne dessen Sturz jeden Tag erfolgen. -<« Die neuen Janfarenklängc Loebeü müssen nach den letzten Meldungen, die stets von einem günstig:» Jvrt- schreltcn der Steuerkoinoromistverhandlungen zu berichten wussten, eiingcrmasten überraschen. ES ist eben doch nicht alles nach den Wünschen der Sozialdemokratie verlaufen, und besonders scheint das Zentrum stark Bedenken zu tragen, willig den weitgehenden sozialistischen Bedingungen nachzuaebcn. Jedenfalls must man die Rebe LocbeS als »in« s«h» «»«rgische Warnung und Drohung an das Zentrum anfsaffcn, um cs den sozialistischen Wünschen gefügiger zu machen. Es erscheint darum recht durchsichtig, wenn Loebc dem Zentrum die angeblichen Erfolge Wirlbs vor Augen Iwstt und ihm die Geiahr des Kabinestssturzes sehr cindriag lich an die Wand malt. Sogar daS Schreckgespenst einer Regierung Lstesemann oder Helsferich must hcrhaltcn. Was im übrigen die Erfolge Dr. Wirths betrifft, so kann man verstehen, dast Lvebe sie in den hellsten Jarben malt. Worin aber oer lOprozcntige Nachlast der Reparationen besteht, ist las Geheimnis Lvebes.- denn bisher ist nur ein sehr frag- würdiger und vorläufiger Zah!ili,gsanfschub erzielt worden. Von einer Abwendung der Sanktionen zu sorechcn erscheint aber nach den letzten Sanktionsdrohuugen Poincares um so mehr als verfrüht, als auch Llond George in seiner letzten Rede die deutsche Zahlungsfähigkeit grundsätzlich anerkannt hat. Es bleibt aözuwarlen, ob die Drohredc Locbes im Zentrum ihren Zweck erfüllt. Neue Schwierigkeiten über das Steuer- kompromitz? Berlin, 28. Jan. Ncbcr die Bemühungen, zu einem S t c u c r k o m p r o m i st zu gelangen, wird aus parlamen tarischen Kreisen berich et, dast die Verhandlungen in dieser Frage n o ch n j.ch t weiter gediehen sind. Man nimmt an, dast neuerdings ernstliche Schwierigkeiten ausgeiaucht sind. Heute vormittag trat die mehrhcitssozlal- demokratische Fraktion des 'Reichstages zusammen, um die Frage der Steucrkompromisse zu besprechen. Da die Ent scheidung in der Hauptsache bei den Fraktionen des Zen trums und der MehrheitSsozialisten liegt, misst man der heutigen Sitzung der Sozialdemokraten grosse Bedeutung bei. Auch von anderer Seite wird daraus hingcwiescn. daß die i n n e r p o l! t i sch e Lage sich in den letzten 18 Stun den bedenklich zugcspitzt habe. Der „Vorwärts" tritt allen Meldungen entgegen, wonach das Stcucrkompro- mist zwischen Zentrum und Sozialdemokraten fertig sei. Dieser Optimismus sei unbegründet, d«nn der Verständi gung ständen noch immer die aliergrösstcn Schwierigkeiten entgegen. Die Sozialdemokratie halte daran fest, daß die Lasten, die den Masten der Verbraucher zugemutet meiden, als Ausgleich ein sichtbares Opfer des Besitzes er fordern. das über die Borschläge der Regierungsvorlage erheblich hinausgehe. Komme eine befriedigende Ver ständigung nicht zustande, dann bestehe eine starke Wahr- scheinlichkelt dafür, dast die E u t s ch e! S n n g dcrSozial demokratie für die klugen Rechner des Zentrums eine große U e he r ra sch u ii g sein werde. Darum seien die jenige» Kreise der Partei, die die drohend« Krise vornehm lich unter außenpolitischen Gesichtspunkten sehen, über die bisherige Entwicklung der Steueraygelcgenhcitcn äußerst besorg,. Zudem sei zu bedenk», das, selbst die so schwierige Verständig»»» zwischen Zentrum und Sozialdemokratie noch leine Mehrheit schasse, sondern höchstens einen par- l a in e n t a r i s ch « n K « r n. um de» sich eine Mehrheit grup pieren könne. Mit einer Berständ'gung zwischen den beiden Parteien sei man aber noch lange nicht über den Berg. Die für Dienstag angekündigte Rede des Reichs- kan zlers tm Reichstage über d e im Vordergrund stehenden Fragen der inneren und äußeren Politik ist zu nächst »«»schob«» worden. Zweite Sächsische Landwlrlschaslliche Woche. Im Konzertsaale des städtischen 'Ausstellungspalastes begann heute, Montag, vormittag die zweite Sächsische Land wirtschaftliche Woche Dresden ll)22. Trotz der VerkchrS- schwierlgkeiten war der Saal gut gefüllt. Unter den An wesenden bemerkte man viele Vertreter der staatlichen und städtischen Behörde», sowie fast alle führenden Persönlich keiten der sächsischen Landwirtschaft. Eröffnungsansprache. Der Vorsitzende deS Landcskulturrates Exzellenz Tr. Mehnert erössnete >1ll Uhr die Versammlung mit einem Hinweis auf die a»ßergewvhnlichen Umstände, unter denen die Landwirtschaftliche Woche diesmal stattfindet. ES sei unreranlwvrtlich, dast eine kleine 'Anzahl von Personen m solcher Welse in das Wirtschaftsleben eingreise. Nicht auszndenkcn sei es, wenn an anderen Stellen deS Reiches ähnliche Dinge Vorkommen sollten. Wir könnten nur wünschen, dast so bald als möglich eine energische Hand Wandel schasse. iLehr richtigis DaS deutsche Volk stehe heute unter dem Zeichen der unglaublichen Hetz rede PotncaWs, des Mannes, der wahrscheinlich auch in erster Linie die Schuld trage an dem weltverwüstenüen Krieg. Dennoch dürften wir nichi den Mut verlieren. ES könne noch viel Hartes und Bitteres kommen, aber wir müßten es ertragen um unseres Volkes und Vaterlandes willen. Es »ehe heute schlimmer um uns wie vor Jahresfrist. Die grobe Menge habe noch keine Ahnung davon, wie es mit »ns bestellt iei. Biele lebten in Laus und Braus. Wie siche es mit der Landwirtschaft'? Tie langersehnte Aushebung der Zwangswirtschaft sei noch nicht etngetretcn. Las Umiageveisahren sei nnr eine andere Art Zwangs wirtschaft. Aber solange diese Bestimmungen bestehen, habe der Landwirt alle Veranlassung, ihnen nachzukomnlen. Was nütze es jedoch unserem kleinen Lande, wenn unsere Land wirtschaft ihre Verpflichtungen in ausgiebigster Weise er fülle, aber nicht das gesamte Reich dasselbe tue, besonders in den Gegenden, wo die Landwirtschaft eine viel größere Nolle spicke als bei uns. Nicht mit Worten allein, sondern mit Taten müßten die Landwirte immer wieder be weisen. dast die Landwirtschaft ohne Zwangswirlschaf! das erfüllen könne, was notwendig sei. Also die Zohuc zu- sammelibeistcn! Tie einzige Rettung unseres Volles liege im Grunde in der dcnlschen Landwirtschaft, in der F vrdc - rung der G ii t c r c r z e u g n n g. Die Landwirtschaft werde cintrcten bis zum letzten für das deutsche Vaterland, jür seine Erhaltung und seinen Wiederaufbau, für seine gesamte Zukunft. Man dürfe sich aber nicht ergehen tu Partcizcrsplittcrung aus wirtschaftlichem Gebiete. Die Landwirte sollten sich nicht irre machen taffen, auch nicht durch verletzende Augrisse einer gewissen Presse, die aus Unverstand und öder Heysucht beruhten. Verlangt werden müsse aber die Aufrechterhaltung vvn Ruhe und Ordnung und der Schutz von Eigentum und Personen. DaS Ver sagen der Eisenbahn sei ein öffentlicher Skandal. Es müffs angcstrebk werden eine bessere Verständigung von Stadt und Layd. Wir sind alle Brüder eines Vaterlandes! Ter Weg vom Erzeuger zum Verbraucher müsse abgekürzt wer den. Die Landwirtschaft müsse einig und geschlossen sein, und wenn sie von den anderen Berujsstänücn unter stützt werde, so sei kein Zweifel, dast für die Gesamtheit noch etwas Gutes herausznhnlcn sei. Also restlose Ein setzung aller Kräfte, um ivieder zu gelangen zu cineni großen, >r n a b h ä » g i g e n Vater land e. Das walte Gott! (Lebhafter Beifall.l Tann sprach der Präsident des vorläufigen Nelchsiviri- schastörats Exz. v. Braun, Berlin, der von Röderau aus Dresden mit dem Kraftwagen erreicht hatte, über Sie Pro-ukttonssleigerung in Ser LanLwirlsehafl. Der Redner legte dar, daß das deutsche Volk scheinbar noch gar nickt wisse, worum eS sich eigentlich handle. Deutsch land sei hinsichtlich seiner Ernährung nicht unabhängig vom Auslände gewesen, und es habe die Einigkeit und Geschlossen heit gefehlt. Frankreich und England hätten gewußt, daß die beste Waffe gegen Deutschland der Hunger sei. und daß eS gelingen müsse, einen Keil zwischen die bürger lichen und die sozialistischen Kreise Deutschlands zu treiben, wenn der endliche Sieg ihnen zufallen solle. Die Hunger blockade laste heute noch schwerer ans dem deutschen Volke, als während des Krieges. Für die Landwirtschaft aber er- liebe sich die Gewissensfrage, ob sie alles Mögliche getan habe, die Ernährung vom 'Auslände unabhängig zu machen. T.eje Frage könne leider noch nicht mit einem ehrlichen „ja" be antwortet werden. Welche Wege must die deutsche Land wirtschaft in Ge ge »wart und Zulnnst gehen? Während des Krieges habe an dem Boden, dem Viehbestand und den Betriebsmitteln Raubbau getrieben werden müssen, und durch den FricdenSvcrtrag seien dem Multerlande reich« und wertvolle Provinzen entrissen worden. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung sei nach statistischen Be rechnungen ans die Einfuhr von Nahrnngsmiiteln ange wiesen. glücklicherweise ergebe sich in 'Wirklichkeit aber «in günstigeres Bild. Wenn eS gel.nge, Deutschland hinsichtlich seiner Ernährung unabhängig zu machen, werde es auch den äußeren Gefahren mit verhältnismäßigem Gleichmut cnr- gcgcnsehcn könne». Wir wurden natürlich kein reiches Volk werden und müstten uns dnrchlämpsen mit all der Tüchtig keit und Enlsagungssähigkeit. die das dcntiche Volk in seiner langen Geschichte bewiesen habe. Aber wenn wenigstens die Geiahr des Hungers vom deutschen Volke genommen weroe, dann werde man das deutsche Volt wiedcrerlennen als das arbeiisfreudigstc und disziplinierteste Volk der Welt. Das HilfSwerk der deutschen Landwirtschaft sei nickt bloß eine schöne Geste, sondern wolle eine Tat für das ganze deutsche Volk sein. ES liege lein agrarisches Interesse vor, sondern der Pian sei ein opferwilliger Eilt sch tust, die Privattnteressen hinter die Jnicrcffen der Allgemeinheit zu- rückzustellen. Er habe die Ueverzeugung. daß cs möglich sei. unsere Produktion mit den gegenwärtigen Mitteln der Wissenschaft und Technik mindestens noch um bst Prozent zu st eigern undaufdtese Wekie den ganzen Nab- rungSbtöars des deutschen Volke- zu decke,«