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Schatwoll-Gewebe. J 7 John Lewes in Halifax, James T exnpleton and Comp, in Glasgow — diefe Firma zumeift mit Renaiffancemuftern — dann Coock Sons and Law in London mit Velourteppichen in perfifchem und maurifchem Gefchmacke, zeigten das Vorzug lichfte, was man auf der Ausftellung in diefer Art fehen konnte. Die Kidderminfier Teppiche werden zumTheil noch auf Handftühlen, zum gröfsten Theile aber fchon auf mechanifchen Stühlen erzeugt. Sie befitzen keinen Flor in der gewöhnlichen Sorte, haben aber zwei benutzbare Seiten, fo dafs die Farbe des Grundes auf der einen Seite zur Farbe des Mufters auf der anderen Seite wird, die Farbe des Mufters dagegen auf der einen Seite zur Farbe des Grundes auf der anderen fich geftaltet. Die Kidderminfter Teppiche find theils Salonteppiche im Ganzen, theils als Stückteppiche gewebt, die dann zufammengenäht werden. Die Teppiche mit weifsen Figuren auf rothem Grunde waren, wie grell in der Farbe, doch aufser- ordentlich fchon. Brinton & Comp., Wartons and Sons in Kidderminfter waren fehr be achtenswerthe Firmen. Eine Specialität brachte England mit den gefilzten Teppichen, welche mit Muftern bedruckt waren, deren Zeichnung den gewebten Teppichen nachgeahmt war. Frankreich bleibt trotz der Erfchütterungen, die es in den letzten Jahren erfahren, das Land, welches auf dem Boden der Induftrie die Herrfchaft der Mode führt. Nach Frankreich wendet fich der Reichthum aller Staaten, ja felbft der bürger* liehe Wohlftand, um feinen Luxusbedarf zu decken. Durch diefes im Laufe der Zeit ausgebildete und fchon lange die Welt beherrfchende Moment ift Frankreich fo ftark und kräftig geworden, dafs in Modewaaren, in Nouveautes, welche nicht nach ihrem Werthe, fondern mit Liebhaberpreifen bezahlt werden, Niemand mit der Herrfcherin der Mode concurriren kann. Wir rnüffen die Welt mit unferem Gechmacke bekriegen und durch die Mode unterwerfen, fchrieb Colbert an Ludwig XIV. Und es ift Wahrheit geworden und ift heute noch wahr. Durch den in diefer Weife gefchaffenen höheren Werth oder befter die dadurch erzeugten höheren Preife vermag der franzöfifche Fabrikant die beften und ausgiebigften künftle- rifchen Kräfte für das Gefchäft zu intereffiren, und wie der fchaffende Künftler participirt der Färber und Appreteur, der Weber und der Spinner an dem grofsen Gewinne, der die Induftrie dauernd fchöpferifch erhält und immer Grofses erzeugen läfst. So erfchien Frankreich auch auf der Weltausftellung in Wien und, — es ift möglich, dafs es demonftrativ fich zeigen wollte, — erfchien mit allem Glanze und aller Pracht. Nicht nur die Art der Ausftellung, die Frankreich von jeher aus gezeichnet hat, auch die forgfältige Wahl der zur Ausftellung gefchickten Objedle fielen jedem Befucher fofort auf. Die Beurtheilung fand hier im grofsen Ganzen bewunderungswürdige Arbeit, brillante Phantafie, reiche Mufter- und Farben- zufammenftellung. Was fo die ganze Ausftellung auszeichnete, trat auch bei der Schafwoll-Induftrie hervor. Alle Branchen diefer Webewaaren - Induftrie, mit Ausnahme von Tuchftoffen und einigen Specialitäten anderer Länder, fanden hier Vertretung. Man fand den einfachften glatten oder Double-Merinoftoft', den feinften, duftigften Chachemire, gedruckte, mit Seide durchwehte, geflickte, felbft mit Silber und Gold brochirte Stoffe, dann vielfeitige neue Stoffe, neue Zeich nungen, Mufter und Ausführungen, wie fie kein anderes Land noch auszuftellen hatte. Allenthalben fiel die aufserordentlich fchöne Färberei und Appretur wieder auf, wie fie G i 1 b e r t & Ohl ausgeftellt und wie fie von II o u f s i n & fils in Rheims gefärbt und appretirt waren. Auch Mazure hatte Kammgarn - Satine und Ripfe ausgeftellt, die in Gewebe und Farbe gleich ausgezeichnet waren. Es ift fchwere Waare, die durch Egalität des Fadens und brillante Farben befonders hervortrat. Die gedruckten Stoffe, meiftens Cachemire oder mit Seide durchwebte Kleider und Shawlwaaren, waren gleichfchön in Farbe wie fcharf und klar im Druck. 2*