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6 Dr. Carl Th. Richter. Im Uebrigen waren die Durchfchnittspreife der Periode 1800 bis 1822 auf öfterreichifche Währung, ohne Berückfichtigung der Silbercurfe von damals und jetzt, reducirt folgende: Sch a f w 0 11 e Sch a f w 011 e fein mittelfein fein mittelfein 1800 82.10 53-25 1812 59^5 13 — 1801 78.10 62.25 1813 31-75 16.85 1802 109.75 75-— 1814 67.— 1803 99.40 69.40 1815 173-30 1804 107.50 96.— 1816 147-30 1805 138.30 95— 1817 102.— 1806 170.— 132 — 1818 118.10 1807 212.50 i53'75 1819 123.40 — 1808 310.— 170.— 1820 74 30 1809 275-— 221.50 1821 86.— 1810 388.75 325-— 1822 96.90 _ 1811 1050.— 712.50 In die Mitte der dreifsiger Jahre fällt für Ungarn das Ueberhandnehme der Feinwollprodu<5lion. Der Anfang der dreifsiger Jahre bildet überhaupt die günftigfle Periode, welche die ungarifche Wollproduclion und der ungarifche Wollhandel bis zur Aufhebung der Zwifchenzoll-Linie hatte. — Nicht nur waren die Preife fehr lohnend, fondern es hatte auch die Wollprodudlion -fchon einen fehr beträchtlichen Umfang. Die Ausfuhr, welche bis 1820: 120.000 Centner niemals erreichte, hob fich zu Anfang der dreifsiger Jahre auf das Doppelte, und erreichte 1832 fogar 263.035 Centner, was auf einen Schaffland von etwa 14 Millionen Stück fchliefsen läfst. Diefes Quantum der Ausfuhr wurde bis 1850 nur einmal noch, nämlich im Jahre 1838, überfehritten, in welchem Jahre der Export Ungarns an Schafwolle die Höhe von nahe an 277.000 Centner erreichte. Die Friedensepoche, welche dem Jahre 1850 folgte und die durch den Krimkrieg nur wenig getrübt wurde, war der Wollprodudlion wieder aufser- ordentlich günftig. Die Verarbeitung der Wollen nahm mit dem fleigenden Reich- thume aller europäifchen Culturvölker einen rapiden Auffchwung, und wenn von den vierziger Jahren gefagt werden konnte, dafs der Verbrauch nicht gleichen Schritt gehalten mit derProdudlion, fo kehrte fich jetzt das Verhältnifs um, infofern als der bedeutend gefliegenen Nachfrage der Confumenten kaum genügt werden konnte. Die fünfziger und befonders der Anfang der fechsziger Jahre ift, was die Preife anlangt, die giinftigfle Conjundlur unferer ganzen Epoche , wozu übrigens auch die Entwerthung der Valuta, fowie die Nachwirkungen des italienifchen Krieges beitrugen. Wenn das Jahr 1861 den Culminationspunkt der Periode von 1823 bis 1872 bildet, fo folgte demfelben bald wieder eine fehr flaue Periode im Wollgefchäfte, welche auf unferen Tabellen durch das beträchtliche Sinken der Preife illuflrirt wird. Der Urfachen diefer ungünfligen Conjundluren find zwei zu nennen: einer- feits der amerikanifclie Krieg von 1861 bis 1865 und die Concurrenz der auflrali- fchen Heerden. Wurde der Ausbruch des Bürgerkrieges in Nordamerika der für den Export arbeitenden europäifchen (befonders der deutfchen) WoIIwaaren- Pabrication aufserordentlich nachtheilig mit feinen Folgen, namentlich der Ein führung eines Schutzzoll-Tarifes von unerhörter Höhe von Seite Amerikas: fo trugen die impofanten Mafien Wolle, welche in immer fleigender Progreffion in den fechsziger Jahren die europäifchen Märkte überfchwemmten, dazu bei, die Conjunclur noch mehr zu verfchlechtern. Die Preife fanken, abgefehen von der Periode von 1866, in welchem Jahre die Heeresausrüflung den Stand wieder beeinflufste, beinahe unabläffig bis 1869,