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116 Wilhelm von Lindheim. wand nothwendig einfchränken mufste, andererfeits indeffen auch der Concurrenz des Auslandes zuzufchreiben, welches durch die Einführung der Mafchinenfpinnerei belfere Qualitäten zu mäfsigeren Preifen zu liefern vermochte. In Rufsland ftiefs die Einführung der neuen Erfindungen auf grofse durch den Mangel an technifchen Kenntnilfen wie an Unternehmungsgeill bedingte Schwierigkeiten. Während man im Auslande und vornehmlich in England die gröfsten Anllrengungen behufs Ver einfachung und Vervollkommnung der verfchiedenen Manipulationen diefer Induftrie machte, blieben die ruffifchen Fabrikanten den traditionellen Herftellungsgebräu- chen treu und hielten die fucceffive Ermäfsigung derPreife für eine vorübergehende ungünftige Conjunktur Auf diefe Weife mufsten fie der immer gewaltiger andrän genden Concurrenz allgemach erliegen. Die erlte mechanifche Flachsfpinnerei wurde im Jahre 1826 in der kaiferlichen Alexander - Manufaktur zu St. Petersburg behufs Ausbildung tüchtiger Betriebsleiter errichtet. Erft fechs Jahre fpäter grün dete ein Privatmann zu Wiaznikiim Gouvernement Wladimir ein zweites derartiges Etabliffement, ohne indeffen zu reuffiren. Zahlreiche weitere Bemühungen zur Ein bürgerung der mechanifchen Spinnerei blieben in der Folge ebenfo fruchtlos, und erft im Jahre 1854 konnte zu Koftroma ein gröfseres Etabliffement mit 1500 Spin deln errichtet werden, deffen Gedeihen andere Capitaliften fo fehr ermuthigte, dafs in kurzer Zeit die Gouvernements Koftroma und Jaroflaw noch vier andere Spinnereien mit zufammen 19.000 Spindeln befafsen. Zu der weiteren Entwicklung diefer Induftrie trugen zahlreiche günftige Momente bei; fo die Vertheuerung der Baumwolle während des nordamerikanifchen Bürgerkrieges und die grofsen Auf träge, welche die ruffifche Militärintendanz den Spinnereien während des pol- nifclien Aufftandes ertheilte. Während der Jahre 1863 bis 1866 hat fich in Folge deffen die Produktion derfelben nahezu verdoppelt. Vom Jahre 1866 an hat die Produktion wohl nicht mehr fo rapide, aber immerhin noch in merklicher Weife'zuge nommen. Die umftehende Tabelle gibt über die Entwicklung derFlachsinduftrie, über die Leinwand-Produktion, fowie über den Umfang Auffchlufs, welchen die Erzeugung von Hanfprodukten und fpeciell von Seilerwaaren in den neun Jahren von 1863 bis 1871 gewonnen hat. Der Flachs und Hanfbau ift mit der wichtigfte Zweig der ruffifchen Agri- cultur; er wird faft im ganzen Reiche betrieben, erreicht indeffen in beftimmten Gegenden befondere Ausdehnung. Man kann drei Produktionszonen des Flachfes annehmen: die nordöftliche, welche an den Quellen der Dwina, der Wiatka, der Kama und ihrer Nebenflüffe beginnt und fich bis zur nördlichen Wolga und zur Oka erftreckt; die weltliche, welche die Küften der Oftfee, die Ufer des Tfchuds- koe-Sees, fowie der Düna und der weltlichen Dwina umfafst und bis an die Quellen des Dnieper reicht; endlich die füdliche, welche fich auf das untere Stromgebiet des Bug, des Dnieper, des Don und ihrer Zufliiffe ausdehnt. Die Procedur des Röftens und Brechens wird in der Regel durch den Producenten felbft .vorgenom men und bildet einen'jener traditionellen Induftriezweige, welche fich nur fehr ungern dem Fortfehritte anbequemen. Die Unvollkommenheit diefer Manipulationen bringt den textilen Eigenfchaften des Flachfes wefentlichen Schaden. In der nord- öftlichen Zone breitet man den Flachs, nachdem der Samen entfernt worden, auf einer Wiefe aus und läfst ihn dort fo lange liegen, bis er fchwarz wird; in der weltlichen Zone legt man ihn in das Walfer eines Teiches oder Baches und läfst ihn dafelbft je nach der Witterung kürzere oder längere Zeit; hierauf breitet man ihn gleichfalls auf einer Wiefe aus, um ihn zu trocknen und das Rollen zu vollen den. Die ungünftigen klimatifchen Verhältniffe, unter welchen diefe Hauptpro- duktions-Zonen empfindlich zu leiden haben, machen fpeciell für Rufsland die Entdeckung eines Mittels, die Manipulation des Röftens ohne Rückficht auf Zeit und Witterung vornehmen zu können, zu einer dringenden Nothwendigkeit. Indeffen find die Nachtheile der bisherigen Röftungsmethode nicht die einzigen, welche die Qualität des Flachfes in ungünftiger Weife beeinflußen. Vornehmlich wird die Reinigung nur fehr unvollkommen vorgenommen, und dieferhalb können