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108 Wilhelm von Lindheim. Import: 1867 von Europa 3,957.600 von Afien 3,827.500 Zufammen (in Rubeln) 7,785.100 1868 3,234.900 4,257.900 7,492.800 1869 4,064.700 3,726.400 7,791.100 1870 4,405.200 3,762.300 8,167.500 1871 4,862.000 3,484.600 8,346.600 Aus diefen Ziffern erhellt, dafs in den Jahren 1867 bis 1871 der Import von Europa lieh um 28 Percent vergröfsert hat, während der afiatifche Import lieh Itetig verringerte. Was den ruffifchen Export von Baumwoll-Waaren anbelangt, fo ift der- felbe nach Europa gleich Null, nach Afien hingegen um fo wichtiger. Der Export aus den Häfen und über die Grenzen des afiatifchen Rufsland bewegte fich in folgenden Ziffern : Export: Orenburg'fche und fibirifche Zollgrenze andere Zollämter Zufammen (in Rubeln) 1863 2,261.000 788.OOO 3,049.000 1864 3,013000 1,060.000 4,073.000 1S65 3,397.00° 828.OOO 4,225.000 1866 6,725.000 1,324.000 8,049.000 1867 10,797.000 1,040.000 11,837.000 Hienach hat fich alfo der Export von Baumwoll-Waaren innerhalb fünf Jahren beinahe verfünffacht. Mit der Aufhebung der Orenburg’fchen und fibirifchen Zollämter ift leider die Zufammenftellung neuer Exportziffern unmöglich geworden, doch berechtigt nichts zu der Annahme, dafs fich diefer Export in neuerer Zeit vielleicht abgefchwächt hätte. Aus alledem ift erfichtlich , dafs die Baumwollen-Induftrie, obgleich fie künftlich nach Rufsland verpflanzt ift, allmälig eine fo grofse ökonomifche Be deutung erlangt hat, dafs fie unter fämmtlichen Induftriezweigen den erften Rang einnimmt. II. Die Schafwoll-Induftrie. Peter der Grofse hat die Fabrication von Schafwoll-Geweben in Rufs land begründet. Der Hauptzweig diefer Induftrie , die Tuchfabrication, hatte anfänglich nicht die Befriedigung des allgemeinen Bedarfes zum Zwecke, fondern es handelte fich in erfter Reihe um die Lieferung von Militärtuchen, und war die nachträgliche Entwicklung diefer Induftrie auch mit den Tuchlieferungen für das Heer verbunden. Die erfte , für den Heeresbedarf beftimmte Tuchfabrik wurde. 1698 von Peter dem Grofsen nach feiner Rückkehr aus dem Auslande errichtet. Später, im Jahre 1712 , wurde die Beftimmung erlaffen , dafs fernerhin für die Armee in der Hauptfache nur ruffifche Tuche verwendet werden dürften, und wurden zu diefem Zwecke 30 mit reichlichen Privilegien ausgeftattete Fabriken gegründet. Trotzdem entwickelte fich im letzten Jahrhunderte die Tuchfabrica tion nur fehr langfam, und erft vom Jahre 1820 an ift ein rapides Wachsthum .derfelben zu conftatiren. Im Jahre 1822 überflieg das von den heimifchen Fabriken verfertigte Quan tum Militärtuchs zum erften Male den Bedarf der Armee, wiewohl es fich um 4 Millionen Arfchinen gehandelt hatte. Im felben Jahre wurde der Import von fchwarzen und grünen Tuchen verboten und die übrigen mit fehr hohen Einfuhr- fteuern belegt. Nun nahm die Induftrie einen gewaltigen Auffchwung und jetzt begann man auch, beffere Qualitäten zu fabriciren. In den Jahren 1808 bis 1830 erreichte die Tuchfabrication folgenden Umfang: 1804 zählte man 155, 1814 235 und 1820 304 Fabriken mit 53.000 Arbeitern und einer jährlichen Production