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Diel— Statt »trd de« L«s«rn von Dresde» W»d Umgetrin- «« Lag« «orher dcrrtr, al. Hbe«an«rgabe pigefteL, während e» dt» Vo>t->bonn«n1«n a» Morgen t» «tu« v»>mnlau»gad« erhall«». SS. Jahrgang. F» 289. «cj0gS-»t»ühr vtertelllhel. für De«», den bet täglich >w»t. maliger Autragung <»n Lonn. und Mantagen nur einmal) S.80 M , durch audwSriig« Non,- uuiswuilre bi» 8,da M. Bei einmaliger Zu- lleiluna durch dt» Post 8 M iul>ne Bestellgeldj. ilurland: Oester reich llngarn 8,«8 Nr., Schweiz b.«d Frk»>, Italien 7.17 Lire. — Nachdruck nur mit deutlicher vuellen- angab« <,Dre»dner Nachr.">zulassig. - Un. verlangte Manuskripte iverd.ntchtausdewahrl. Telcgramm-Adresse: Nachrichten Dresden. 188H Druck und Verlag von Liepsch Lc Rcichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrasze 28M. Sonntag, IS. Oktober 1913. Anzeigen-Darif. »Innahme von Ankün digungen di» nachm. 8 Uhr. Sonntag» nur Marienstrobe 88 von i> di» t/r> Uhr. Die emipaliige Zeile <etu>a dt Tilden» 8Ü Ps.. die Iweiiuaitig- Zeile aus 2-rtjeite 70 PI., die zwelspait. Reklameieile 1.7» M. siomilten Nachrichten au»Dre»- den die einspalt. Zeile 7:> Ps. — In Nuin rner» »ach Sonn und Feiertagen erdichte, naris. — Au»wurlige Slusiräge nur gegen Bora»»dezahlung. JcdcdLeicgdlatUOPs. üslkiiklitiiiüülllii'iisi' k. In sliiksclisi' ii. voi'nslimsi' tiirsiilii'iilili liN ^ klelill'. «roiileiicliteMrlK °« »ainlllleiiMlike l? 8-^^11'O- 81aubs3u§6«' nlvltdl. XttMlsgüü Die Weihe des Völkerschlacht-Denkmals. Die Arier am Denkmal. Gott mit uns am 18. Oktober >813 — Gott mit Leipzig auch am 18. Oktober 1013! Wenn des Himmels Legen bis her in der glücklichen Vollendung des Baues, in dem (be schenk des Friedens für Deutschland wahrend der Bauzeit, bestand, so hat die göttliche Vorsehung diesem heutigen 18. Oktober ihre Huld und Gnade »och in ganz besonderem Masse bezeugt durch Svnncngvld und wolkenloses Himmels bin». «Li» Tag von ivnnderbarer Schönheit. Im Lchatten des Denkmals weilt Ihr .'tiesercnt, der seinerzeit auch auf dessen Schlußstein niederschantc, und blickt aus ein Schau spiel. das so glänzend wohl nur einmal vor den Augen vcr Zeitgenossen ersteht, freilich man hat sich den Weg hierher sauer erkämpfen müsse». Die Ttadt Leipzig steyl völlig im Zeichen dieser Feier und hat alles andere, .Handel und Wandel, aber auch jeglichen Verkehr anscheinend ver gehen. Aus weiten Umwegen ging's hinaus zum ragenden Mal. Vor der offiziellen Feier hatte in früher Morgen stunde der Himmel selber eine (Lnthüllnilg vvrgenommcn. Völlig im Frühnebel verschwunden war das Niesenmvnu- ment: kurz nach 8 Uhr aber zogen Geisterhände den Schleier zurück, und langsam trat das Denkmal aus dem wallenden meisten Gischt heraus. Nun in der 10. Stunde rollt es aus der Stadt heran mit eleganten Karossen, mit funkelnden Automobilen, mit Hvfcauipagcn, mit klingendem Spiel, mit wehenden Fah nen, mit flatternden Lanzensühnlcin. mit munterem Schul- jilngengesang, mit lauten Kvmmandornsen. Die Straste des 18. Oktober nimmt alle die Tausende ans. (Line vor bildliche Absperrung und Organisation erleichtert die all gemeine Ausstellung. Da, wo die Straste in das Ans- stellungsgelünde mündet, ist ein Pavillon errichtet, vor dem in der i». Stunde die deutschen Vnndesfürsten und die fremden Fürstlichkeiten Vorfahren. Den inneren Ring, den See zu Fitsten des Denkmals, umsäumt die deutsche Stu dentenschaft mit ihren hundert und aber hundert Fahnen, ein Bild von so bezauberndem Reize, dast man es nimmer vergessen wird. Und hinter ihr steige» die Tribünen mit ihren ölisachcn Reihen zum Himmel aus. besetzt von einer vieltausend köpfigen Menschenmenge. Auf dem Plateau des Denkmals, hinter dem rot und golden glänzenden Königspavillon und vor dem Ricsenrelief des St. Michael, versammeln sich die Hofstaate», die Begleitung der Fürstlichkeiten, der Rat und die Stadtverordneten von Leipzig, die Mitglieder des Patriotcnbnndcs, die Vorsitzenden der Militärvercine und die Vertreter der deutschen und auswärtigen Presse. Ans den Treppen, die sich links und rechts ivic kolossale Onadern des Denkmals emporzichcn, stehen die Veteranen, die Kricgcrvcrcinc mit ihren tausend Fahne». Oben aber im Himmelsblau halten stumm die Necken des Dcnkmal- gipfcls Wacht und Auslug in die deutschen Lande, denn der Kaiser dieses Reiches naht. Alles was in Deutschland Rang und 'Namen hat, ist ans dem Plateau zu ihren Firsten versammelt. Wer nennt die Namen alle?! Neben den sächsischen Staatsminister», dem sächsischen Landtagspräsi- dcnten, sicht man den Kanzler, prenstischc Minister, den Admiral v. Turnst, die Rektoren der deutschen Hochschulen, Mitglieder des Reichstages, Vertreter des Deutschen Slädtetagcs, die Nachkommen der an der Schlacht beteilig ten Feldherren, darunter auch einige Damen, fast den ge samten Grossen Geiieralstav und die höchsten Offiziere aller Bundesstaaten. Eine große Freude beseelt all die Tausende und findet immer wieder lebhaften Ausdruck in dem Danke an die Vorsehung für dieses goldene Wetter, das einen um so größeren Kontrast gegenüber dem kalten Ncgenwctter bei der Grundsteinlegung darstelltc. Die Ankunst des Kaisers. ^1-' Uhr. Eine lebhafte Bewegung geht durch die Menge, deren Zahl man wohl ans 100 000 schästcn darf. Der Oberhvfmarschall v. d. VuSsche-Streithorst, der ebenso wie viele hochangesehene Dresdner Persönlichkeiten hier anwesend ist, bittet die Herren auf dem Plateau, die ihnen zugeiviescnen Plätze einzunehmen. Der Kaiser war in zwischen um ^ii Uhr cingetrvsfen. Znm Empfange waren auf dem Bahnsteige erschienen der König von Sachsen in sächsischer Hnsaren-Unisvrm, ferner der Staatssekretär des Reichsmarincnmlcs v. Tirpitz, der sächsische Kriegsminister Freiherr v. Hause», der kommandierende General des lO. Armeekorps General der Artillerie v. Kirchbach, der Stadtkommandant Generalleutnant Krug v. Nidda, der Kreishauptmann v. BurgSdorsf, Oberbürgermeister Dr. Dittrich, Polizcidircktor Dr. Waglcr und der (Lhrcndienst. Die Ehrenkvmpagnic wurde vom 107. Insanteric-Regiment gestellt. Es fand großer militärischer Empfang statt. Der Kaiser trug die Uniform des 1. Garde-Regiments zu Fuß mit dem Bande üeS Schwarzen Adlerordens. Die Mon archen begrüßten einander sehr herzlich. Nach Vorstellung der Gefolge schritten die Majestäten die Ehrenkompagnie ab und nahmen darauf den Vorbeimarsch derselben ent gegen. Sodann geleitete der König den Kaiser in das prächtig dekorierte Fürstcnzimmer. Beim Austritt auS dem Bahnhöfe wurden die Monarchen von einem viel tausendköpfigen Publikum stürmisch begrüßt. Der König und sein hoher Gast bestiegen den bercitstchenden -r >a Danmont bespannten Wagen. Begleitet von einer Eska dron des Ulancn-Regiments Nr. 18 traten die Majestäten unter stürmischen Hochrufen des Publikums die Fahrt durch die Fcststrasten zum Vvlkcrschlnchtdcnkmal hinaus an. Dort brauste den Monarchen ein Hurra nach dem anderen entgegen. Die Truppen präsentieren. Die Kapellen spielen. Tücher wehen, während der Kaiser mit dem König, nachdem sie dem Wagen entstiegen sind, die Front der Ehrcnkompagnie abschreitcu. Beide Fürsten tragen Marschallstäbc in der Rechten. Der Kaiser hat das Orangeband des Schwarzen Adlerordens über den Mantel gelegt. Der König ist i» der Hnsaren-Unisorm mit dem Bande der Rnutcnkrone erschienen. Der Großfürst Knrill, der Erzherzog Franz Ferdinand, der Prinz von Schweden, der Prinz-Regent Ludwig und der König von Württemberg werden vom Kaiser besonders lange und herzlich begrüßt. An jeden der deutschen Bundcssürstcn richtet er freundliche Worte. Danach nimmt er an der Seite des Leipziger Oberbürgermeisters Dr. Dittrich und dcö Leipziger Kreishauptmanns v. BurgSdorsf die Vorstellung des Präsidiums des Patriotcnbnndcs, der KricgSvctcrancn und der Studentenschaft entgegen. Und nun wendet er sich dem Denkmal zu. Wenige Schritte bringen ihn an den Teich. Sein scharfes Auge nimmt das ganze wunderbare Bild aus. lieber die Wasser stäche, in die das Denkmal ebenso tief hinnntcrzustcigcn scheint, wie es sich in Wirklichkeit emportürmt, gleitet sein prüfenden Blick. Und nun grüßt er nach links und nach rechts, von woher das Hurra ans tausend Kehlen denk scher Studenten ihm entgcgendvnncrt. Ter Krcishaupi mann, der Oberbürgermeister und der Polizcidircktor Wagler übernehmen die Führung. Ihnen folgt Geheimer Hvfrnt T h i e m c. Hinter ihm schreiten der Kaiser und der König von Sachsen und das ganze glänzende Gefolge schließt sich an. Hinter den deutschen Bundcssürstcn er blickt man auch die schlankragende Gestalt des Reichs kanzlerö v. Vcthmann-Holliveg in Uniform mit Helmbusch und Ordensband und die Bürgermeister der freien Hanse städtc in ihrer charakteristischen Tracht mit dem Barett aus dem Haupte. Während von dem obersten Podest der Denkmalstreppc die Parsifal-Fansarcn in die Lüste schmettern, deren Motiv die aus mehreren Kapellen zusammengesetzte Musik zu Fitsten deS St. Michael aufnimmt, umschreitet der Zug der Fürsten die westliche Hülste des Teiches, den ein meterhoher Zementwall vom Wege trennt. Tic Fahnen der studenti schen Korporationen senken sich. Bon den Tribünen, deren Plätze mit IN» Mark bezahlt werden mußte», bricht ein Jnbclruf nach dem anderen hernieder. Langsam schreitet der Kaiser dahin, die Linke am Degen. Ernst blickt er aus die Menge, ernst auf das Mal, daS ihm bei jedem Schritte näherrückt. Dicht hinter ihm schreiten die Ver treter der beiden anderen mächtigen Kaiser Europas, Erz herzog Franz Ferdinand, der Thronfolger von Oesterreich in der Mitte, rechts Großfürst Kl) rill von Rußland und links der Prinz Wilhelm von Schweden. Und der Ernst weicht auch nicht von den Zügen des Kaisers, als die kolossale Figur des heiligen Michael vor ihm nun ansragt, als ihn das Hoch dieser illnstren Versammlung auf dem Plateau umbranst. Still und gemessen schreitet er neben dem König die teppichbelegtcn Stufen des Pavillons hinauf, durchmißt ihn, bis sich dieses ganze prachtvolle Gemälde in leuchtenden Farben vor ihm anstut, das wohl kein Maler und kein Schriftsteller in all seinen wundervollen Zügen so wiedcrzugcbcn imstande wäre. Null brandet die Lobeshymne des „'Niederländischen Tank- gcbcts" empor, die Kapellen stimmen sic an und die Menge, die Offiziere und die Fürsten nicht ausgeschlossen, singen die Weise mit, ein Tankchoral so feierlich und herzerhcbcnd, daß jeder der großen Bedeutung dieser Stunde innc wird. Nachdem sic verklungen ist, betritt Geheimer Hosrat Thicmc, eine an sich kleine Erscheinung mit einer Brille vor den Hellen Augen, dem man die große Energie des Schöpfers nicht an- sicht, das mit Tannengrün umwundene Podium und hält mir weithin vernehmlicher Stimme folgende Rede: Euere rlonigltchc Majestät, dentschc Brüder, deutsche Schioescern! Wir treten im Beten vor Gort de» Gerechte»! Sinn und Ge müt öeivcgt die Stimme der Weltgeschichte, des Wcticnlenkcrs. Denn heute vor hundert Zähren erbrausten »m diese Stunde über dies Blachseld die Donner des Weltgerichts. Wir treten ii» Beten vor Gott de» Gerechten, die deutschen Fürste» und das deutsche Bolk, innig verbunden durch das Band gegenseitiger Bebe und Treue. Wir beugen in Demut unsere Ünic vor dem Allmächtige», der vor hundert Zähren die Wasscn der Verbündeten segnete nnd ihnen den Sieg verlieh im .äinnplc um die Freiheit des heißgeliebten Vaterlandes. Gott mar gerecht, das Seine, Erlebtes und Erträumtes, z» sagen wußte, so haben sich seine dichterischen Züge den Freunden seines LcbcnsmerkeS unverrückbar cingeprägt. Earl, der in jeder Hinsicht langsamer Lebende, kam später nnd muß cs nun ertragen, daß er vielleicht mit völlig eigenen, selbständigen Emanationen seiner Dichternatur in seines Bruders Schatten steht. Das ist kein leichtes Geschick, cs könnte Stoff zn einem Drama bieten. Aber von der Kraft der Reminiszenzen kann man sich beim beste» Willen nicht befreien. So tauchen auch bei dem alten Märchen „Die armseligen. Bescnbindcr" die vertrauten Gestalten von Pippa, Mutter Wolssen, Wchrhah», Hannclc, der Figuren ans dem Armcnhansc ans und wirken als ungewollte Taufpaten. Ganz gcivist ist Earl Hanptmann kein Nachcmpsindcr, in ihm wirken eben verwandte Kräfte, die sich in gleicher, nur nicht so starker Weise äußern. Ein altes Märchen — altes Märchen, die zwei Worcc haben eine wunderbar lösende Kraft — alles Märchen, es ist wie Kinderglück, wie Heimkehr nach langen, rauhen, er müdenden Pfaden. Tic dunklen, schweren Falten des Vor hangs teilen sich: ein hell belichtetes Winterfell, unter einem unbeschreiblich schönen Stcrnennachthimmcl — Motz Gothla, der freundliche Todgeigcr, spielt seine Weise nnd Johannes HabnnduS nnd Rapunzel, Vater und Tochter, schweben in seligem Tranmtanze einher. Die gütig mahnende Todweise über ihnen und über allen Dingen und Menschen. Die malerisch und dichterisch gleich starke Vision wird von nächt lichem Winterdunkcl eingcschlnckt »nd das Bild deS wirk lichen Lebens rollt in der armseligsten aller armseligen Hütten eines schlesischen Gcbirgsdorscs ans. Armselige Leut' — Kälte und Hunger zwingen sic znm Diebstahl, aber über dem Großvater Raschle und seiner Enkeltochter Rapunzel leuchtet etwas, wie eine große Lcbcnszuvcrsicht: die Hoff nung ans die Heimkehr dcö Lohnes und Vaters, der auszog. »m de» Diamantberg zu finden. Die Kleine ist in der Um gebung, in der fest gestohlen wird, ein unschuldiges, frisches. Kunst und Wissenschaft. Die armseligen Besenbinder. Alteö Märchen in sllns Akten von Earl Hauptmann. sUranssiihruna im Kitnigl. SchauspielhauscZ „Unser tiefstes Leben will nur leben ohne Rast und> ohne Spiegel. Das Leben will nicht Belehrung sein, nicht Zwecke haben, nicht Gabe werden, nicht bestimmt sein von tausend Blicken hier hin und dort hin. Adam und Eva noch immer in der weiten einsamen Steppe, hungrig nach einander, sehnsüchtig in Mitfrcudc, sehnsüchtig nach Mit- lcidcn, hungrig nach Hoffnung und hungrig nach Zukunft. Weil über alle Dränge der Seele auf Erden der Tod sein Zeichen schrieb. Das ist es." Die Erkenntnis, die Einhart der Lächler, dessen Entwicklungsgang in Earl Hauptmanns gleich namigem Roman geschildert ist, könnte über dem dramati sierten alten Märchen „Die armseligen Vcscn- bindcr" stehen. Weil über alle Dränge der Seele auf Erden der Tod sein Zeichen schrieb. — Ein altes Märchen — ein Gewebe aus Traum und Wirklichkeit, aus schüchterner Sehnsucht und ungestillten Lebcnöwünschcn. „Sing mir das Lied vom Tode und vom Leben — ein Märchen aus Traum »nd Tanz, eine Dichtung ins Mnsttschc entrückt — dem prak tischen nüchternen Sinne vielleicht ein wirres Gewebe. Mit Vernunft und Logik kann man ja überhaupt nicht an Märchen Herangehen. Wer nicht auf irgendein bescheidenes Plätzchen im Traumland Hcimatörecht hat, dem bleibt die bunte phantastische Welt ein verschlossenes Gebiet. Run aber kommt Carl Hanptmann, der Dichter, leider mit einer Einführung und Ausdeutung seines Werkes, gegen die man ihn selbst ein wenig in Schutz nehmen muß: sein Werk scheint doch etwas mehr zn sein, als ein „Wirklich- kcitsstück" mit märchenhaft phantastischer Einfassung. Das ist ja gerade das Köstliche des Märchens als Dichtungs gattung, daß es nicht aus der Gesetzmäßigkeit dcö Wirk lichen herausschafft, sondern ans seiner eigenen Welt heraus phantastische Ranken schießt und dabei so tut. als wäre diese eigene Welt die richtige, reale. Ans der Verbin dung harter unvcrhnlltcr Wirklichkeit mit Mürchcnzanbcr kann, künstlerisch betrachtet, nur ein Zivittcrding ent stehen. Hanptmann nennt sein Werk ein „altes Märchen", man wird gut daran tun, sich a» diese Bezeichnung zu halten. Nur dann kann man zu einem relativen Ge nuß der Dichtung gelangen, wenn man sich vom Alltag und der kalten Wirklichkeit loslöst, denn diese sind hier mit recht kindlichen Sinnen dramatisch gestaltet. Carl Hanptmann ist eine stille, suchende Poetcnnatur, nicht vielen bekannt und vertraut, aber den Wenigen lieb und teuer durch sein heißcS Ringen, die Ehrlichkeit seiner Ucbcrzcugung und die Tiefe und Klarheit seines Empfindens. Man kennt von ihm Skizzen, Novellen, lyrische Gedichte, ans denen es wunderbar klingt und tönt, einen Künstlcrroman „Einhart der Lächler", von sonderbarem Wesen, aber stark nachklingendcn Einzelheiten. Dann Dramen in großer Zahl: „Ephraims Breite", „Die Bergschmicdc", „Des Königs Harfe", „Moses", „Panspicle" — er hat heiß um die Aner kennung geworben, die schließlich jeder Schaffende, der sich an die Oessentlichkcit wendet, braucht. Gerhart, dem Bruder mit der glücklicheren Hand »nd der beredteren Zungc, ist sie früh zuteil geworden. Es ist jetzt nicht der Augenblick, zn untersuchen, wer von beiden der Tiefere ist. wer sich aus die geheime Sprache des Herzens am besten versteht: die Heimat und der gleiche Schoß hat beiden eine gewisse Achn- lichkeit gegeben, und da Gerhart, das sanguinische Tempera ment, der dramatisch stark und lebhaft Empfindende, rascher