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Nun erst die Lustigkeit, der wirkliche Frohsinn. Wenn der Deutsche einen Lustigen sieht, so denkt er auf Alles, nur nicht, daß er wirklich lustig ist. Er denkt: „Der Mann muß einen Schwips haben" — „der Mann ist ein Narr" — „der Mann Phantasirt." — Daß der Mann aber wirklich lustig ist, davon hat er keine Idee, das kann er nicht begreifen. Hat er sich endlich nach langen Jahren überzeugt, der Mann ist wirklich fidel, die Lustigkeit ist seine Natur, dann schüttelt er den Kopf und geht auf die Rechts grün de ein, aus wrlchen der Mann lustig ist. „Hat denn der Mann keine Sorgen? Hat der Mann keine Frau? Hat der Mann keine Kinder? Ist ihm nicht ein mal eine Großmutter gestorben?" Man sieht, daß es schwer ist, ein deutsches Lustspiel zu schreiben, denn der Deutsche geht nicht allein ins Theater, wenn ein solches gegeben wird. Bewahre! Er nimmt noch ei nen Kaufmann, einen Baumeister, einen Zeichnenmeister, einen Gewissensrath und drei Zeugen mit. Einen Kaufmann, um zu sehen, ob die Handlung so lid ist Einen Baumeister, um sich zu überzeugen, wie der Bau des Stückes ist. Einen Zeichnenmeister, um mit ihm zu berathschlagen, wie die Charactere gezeichnet sind. Einen Tanzmeister, um zu erörtern, wie sich die Personen und Situation gruppiren und verschlingen Sodann einen Ge wi ssensrath, um sich über die Moral des Stückes zu bespre chen und die drei Zeugen, die ihm Zeugniß ablegen müssen, daß er zwar gelacht hat, aber dabei gleich gesagt: „Es fehlt dem Ganzen doch an gediegener Tiefe der inner» abgeschlosse nen Basis der wissenschaftlichen und der schulmäßigrn Heran bildung." Feuilleton und Vermischtes. * Ein merkwürdiges Spiel des Zufalls hat dieser Tage in Berlin eine Dame erfahren müssen, welche zu den sogenann ten Frommen zählt, dies aber durch ihre Handlungsweise nicht immer bethätigt. Dieselbe lebt nämlich mit ihrer Stiefschwester auf gerade nicht sehr freundschaftlichem Fuß und zwar aus dem einfachen Grunde, weil diese, ein noch junges, heißblütiges Mädchen, ihrem Bräutigam zu ergeben,war und dadurch in denjenigen Zustand gerieth, welchen man nach der Hochzeit in der Regel einen interessanten nennt. Nun hat die in Rede stehende fromme Dame neben anderen Eigenschaften auch die sehr lobenswerthe Gewohnheit, daß sie, sobald sie an einer Kirche vorbeigeht und dieselbe offen findet, hineintritt, um mög licher Weise dort einer Betstunde oder einer anderen kirchlichen Handlung beizuwohnen. Mit einer Freundin von einem Spa ziergange zurückkehrend, findet sie nun vor einigen Tagen auch die Thür einer Kirche geöffnet, und ihrer Gewohnheit folgend, treten die beiden Frauen in das Gotteshaus. Es sollte eine Trauung stattfinden, da- Brautpaar war jedoch noch nicht zu erblicken, auch noch kein Trauzeuge anwesend. Man wartet also geraume Zeit, denn eine Trauung hat immer etwas An ziehende» für die Frauenwelt. Da erscheint endlich der Geist liche in der Kirche, und da er unsere gottesfürchtige Frau als eine „wahre Christin" kennt, so tritt er an dieselbe heran und ersucht sie, weil die Trauzeugen des Brautpaars zu lange aus- bleiben, er aber durch anderweitige Amtshandlungen behindert sei, noch ferner auf die Ankunft derselben zu warten, die Stelle der Trauzeugen zu übernehmen. Dem Geistlichen kann die fromme Frau diese Bitte doch nicht abschlagen, und so ent schließt sie sich denn kurz, mit ihrer Freundin und^dem Küster die gesetzlich vorgeschriebenen drei Zeugen zu bilden. Man tritt zum Altar und erwartet das Brautpaar. Wer beschreibt aber den Schreck der frommen Frau und ihr Entsetzen, als sie in der aus der Sakristei tretenden Braut ihre wegen ihres „Fehl trittes" so tief verachtete und streng vermiedene Stiefschwester erkennt. Doch was half es, die Fromme mußte gute Miene zum bösen Spiel machen, wenn sie nicht den Zorn des huma nen Geistlichen auf sich ziehen wollte; und so blieb sie denn Wider ihren Willen am Altar, nahm aber die Lehre mit nach Haus, in Zukunft nicht mehr in jede geöffnete Kirche zu treten. * Kampf mit einem Lämmergeier Aus Schänis in der Schweiz wird ein schönes Beispiel von Geistesgegenwart und Muth einer Jungfrau berichtet. Vorige Woche, während Eltern und Geschwister im Thal abwesend waren, vernahm die Seidenweberin Josephs Steiner auf dem Steinerberg, als sie eben in der Küche das Vesperbrot, bereitete, im anstoßenden Holzschopf ein Angstgeschrei ihrer Hühner. Wie sie die Thüre dahin öffnete, kam ihr ein blutendes, zerzaustes Hühnchen ent gegengeflogen und im gleichen Augenblick schwang sich ein ge waltiger Geier auf eine Zwischenwand und schien mit seinen drohenden Blicken vom Mädchen, welches den Ausgang sperrte, freien Abzug verlangen zu wollen. Dieses wollte aber den Raubmörder nicht ungestraft abziehen lassen; sie ergriff, in Er mangelung einer andern Waffe, eine dort befindliche Haue und schlug ihn zwei Mal von der Wand zu Boden. Als er sich zum dritten Mal auf die Wand geschwungen und die Tochter ihm den dritten Streich versetzen wollte, stürzte er sich auf die Haue, setzte beide Klauen ein, währenddem er mit grimmigen Blicken und wüthenden Angriffen mit dem Schnabel und den Flügeln das Mädchen veranlassen wollte, ihre Waffe abzulegen; allein diese gab nicht lugg, sondern schlug sich so lange mit ihrem Gegner herum, bis er endlich ohnmächtig zu ihren Füßen fiel, wo sie ihm den verdienten Garaus machte und denselben auf einen Baum am Wege aufpflanzte, zur allgemeinen Freude der am Abend heimkehrenden Hausgenossen. Es war ein sehr großes Exemplar von einem Lämmergeier. von österreich. Metalliques u. Gmndentlastungs-Obligationen, welche nächsten 1. November fällig werden, löse ich bereits zu gutem Courfe ein N. I. Popper, S».°«LL'R-. 13. ^ » empfiehlt in reicher Auswahl (E(1lH6ü Kenner, Altmarkt <». Neustadt am Markt enst . 1' Nr. 10 ist die zweite Etage von Ostern 1863 an zu vermieden und Näheres beim Besitzer m dritter Etage zu erfahren. Ein gesitteter Knabe, welcher Lust hat Gürtler zu werden, kann sich melden Wallstr. 8. Ein Tifchlergesell kann ausdauernde Arbeit erhalten Slistsstr. 12, Part rechts. Reines Roggenbrot», sehr wohlschmeckend, 1 Sorte ä Pfd. 1 Ngr., 2. Sorte s Pfd. 9 Pf., empfiehlt die Bäckerei von ^ an der Elbe kvrgvr, Nr. 5. Die ächten Lairitz'schen Waldwoll- fabrikate u. Präparate sind zu ha ben bei IU ^ Seestraße 16 erste Etage, Eingang Breitestraße. Zur Fortbildung eines vermögenden Mädchens sucht man eine gute Familie u. erbittet sranc. Adressen u. nähere Angaben E. W. Klinger in Meißen. Ein Gewölbe ist Neustadt am Markt Nr. IO zu vermielhen und sogleich oder zu Ostern 1863 zu beziehen. Auskunft ertheilt der Besitzer in dritter Etage. 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