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Donnerstag, S. Februar 1«I Gegründet 1SS6 DrablantLkift! Vachrltdte» Sreode« Ferntvrecker-SamaleUmnnneri 2« 241 Nur kür NaLlgelvrSLe, 20 011 B-Mg-.D-bühr «t»,«!»«««»» t« Dt» «lyetaeo «erd», Anzelgm^relk: au>«rlialbri>«iPfa. Oi Lt»,el»«»«»r 1« <vt«a»i, erden nach Goldmark derecknri dt« etnwaltta» «i mm »wärt» «v Pta. flamilienanzcigcn und Slellenaktuche erliald At Psg.. dt» W mm breite Ncklame,e,Ic ^ ' B ?fferi»no«bü»r wPta. Buew. ÄuttrSae aeaen Porauedembla ruo Pia. >abla. Cchrtttlettuna und .HauvIietchSftsüelle: Martenttrake SS 42 Druck u. Dertaa von titeutck » Retchard« in Dreede» P-fttcheck-Konlo 10SS Dr««den Nachdruck nur mit deutltcher yuellenanaab« >.Dresdner Nackr."' »ulütüa Unverlanate Schriftstück, werdw ntch, autdewakrt. vlüttuierL Konditorei Zckmorl ^/ikärutter 5traKe 20 / Hmallenslr. 8-10 Hülkerl ^ > ß W krsger Strsüe 12 ksrnrul 1637S 8ckmorl5 vuller-Pfannkuchen! 4 prsAvr 81rs6e, LeLv 816on!en»traüe. , T §.'> .! U « zweiter Appell Aresemanns an Frankreich. Demarche der Kleinen Entente gegen Ungarn in Genf. — Drohender Bottsavfftand in Rußland? Eine politische — keine kaklische Rede. Die enttäuschten Koaliiionsseinde. (Bon unserer Berliner Schristleitung.) Berlin, 1. Februar. Strcsemann hat geantwortet. Was gegen die Koalition zum Sturm geblasen hat, muh sich wieder in den Schmollwinkel zurückztehen und eine neue Gelegenheit abwarten. Die Rede des AuhenmintsterS, die nicht, wie all gemein erwartet worden war, gleich zu Anfang der Plenar sitzung begann, darf man ohne Uebertreibung als wirklich staatsmännisch bezeichnen. Sie hob sich um so schärfer aus -em allgemeinen Rahmen der Diskussion, als man vorher zwei Kommunisten mit mehr Ausdauer als Geist hatte hören müssen. Vielleicht darf man bedauern, dah Strcsemanns Rede bereits heute gehalten wurde. Zugegeben, daß sie durchaus nur außenpolitisch angelegt war, so wäre es vielleicht wichtiger gewesen, erst einmal abzuwarten, was Parts be absichtigt. Pan erzählt sich zwar in parlamentarischen Kreisen, dah bie ganze auhenpolitische Debatte Dr. Strcsemanns, so wie sie vor sich gegangen ist, mit Absicht daraus zugcschnttten war, den Franzosen klar zu machen, dah nun irgend etwas geschehen müsse, falls die Berständigungs- bcmühungen mit Frankreich Bestand haben sollte». Sieht man diese, wenn auch hypothetischen Zusammenhänge, dann ergibt sich eine veränderte Beurteilungsweisc der außenpolitischen Lage bezüglich des Westens, um nicht mißverstanden zu werden: Nicht etwa, als ob wir irgend etwas von unserer Skepsis gegenüber dem viel beschrtenen Geist von Locarno zurückzunehmen hätten: vielmehr erweist sich, dah die Haltung derjenigen politischen Kreise richtig war, die die Note der Enttäuschung und der Erbitterung stark unterstrichen haben. Es kam nicht von ungefähr, daß Dr Strcsemann heute eine „Abrechnung" mit dem deutsch- nationalen Dcbatteredner Frhr. v. Freytag nicht vor nah m. Diese Wendung darf man ihm nicht etwa unter partei politischen Gesichtspunkten hoch anrechnen, sondern unter Ge sichtspunkten praktischer Außenpolitik. Was sonst selten ge schehen ist, nämlich die geschickte Benutzung opposi tioneller Redewendungen, das hat Dr. Strcsemann heute fertiggebracht. Wir werben mit ihm nicht so weit gehen, dah wir nun etwa auch das Steuer kurz entschlossen herum werfen auf VerständtgungSgläubtgkeit. Das mag der Staats mann tun, der seine Tonskala in geeigneter Weise ab- sttmmen mutz. Leiber versagte sich Dr. Strcsemann eine Redewendung gegenüber den Deutschnationalen nicht, die tatsächlich einige Verstimmung hervorgerufen hat. Es gehört schon sehr viel parlamentarischen Geschicklichkeit dazu, um einen Widerspruch zu der Rede des Abg. v. Freytagh-Loringhoven und der Er klärung des Abg. v. Lindetner-Wildau glaubhaft machen zu wollen. Dabei hat sich Dr. Strcsemann nicht lange auf gehalten. Er hat sich vornehmlich gegendieSoztal- demokratie nnd ihre scharfmacherischen Methoden gewandt, dabei allerdings nicht vermieden, in einem kurzen Satz der Deutschnationalcn Partei eins zu versetzen. Soweit wir unterrichtet sind, beabsichtigt man. bie „parlamen tarische Entgleisung Freytagh-LoringhovenS" bei den Deutsch nationalen nicht ein zu st ecken. Strcsemann hat wieder an die französische Adressegesprochen. Er hat non dem eisernen Vorhang geredet, der sich erneut zwischen die beiden Nationen senken mühte, wenn es bei Versprechungen bleiben sollte. Die Gelehrten sind sich allerdings durchaus noch nicht darüber einig, ob dieser eiserne Vorhang sich überhaupt jemals wirk lich erhoben hat oder ob er nicht vielmehr so etwas wie ein historisches Gesetz ist, was jedoch nicht daran zu hindern braucht, eine politische Kombination mit unseren westlichen Nachbarn zu treffen, die so etwas wie eine temporäre Be- sriedung darstellt. Strcsemann hat von der Entwertung des Faustpfandes der besetzten Gebiete ge sprochen, auch eine Formulierung, die man noch nie auS seinem Munde gehört bat. Das ist eine wirklich realpolttische Wendung, denn tatsächlich arbeitet die Zeit für unS: Und wenn die Franzosen wirklich noch einmal bie Räumung mit irgendeinem politischen Geschäft verbinden wollen, bann müssen sie sich beeilen, denn wie auch immer der Preis sein mag. er sinkt mit jeder Stunde, die uns dem Jahre lügst näherbringt. Ein Wort verdienen ans leben Fall noch die Ausführungen tcß Abg. Dr. Wtrth vom Zentrum, vielleicht weniger seine «ussührnnaen. als vielmehr sein Verhalten. Dr. Wiril, stellte mit nachdrücklicher Betonung fest, daß er sich in Opposition, in loyaler Opposition befände. Da» Zentrum ist Regierung». Partei, und der dieser Regierungspartei angehörende Abg. Dr. Wirth befindet sich in Opposition. Ob das denn denkbar ist? Jawohl, in unserem deutschen Reichsparlament ist das nicht nur denkbar, sondern leider sogar Tatsache. Der Abg. v. Freytagh-Loringhoven bat den höchsten Zorn des Abg. Ulitzka vom Zentrum erregt, weil er nichts anderes tat. als einige sachliche Feststellungen zu treffen, Feststellungen, die von seiner Partei gebilligt werden. Kann man sich vorstellen, welche Erregung cs auslösen würde, wenn ein deutsch nationaler Abgeordneter sich aus bie Tribüne stellte und Fortsetzung der Die Ae-e -es Außenministers. Berlin, 1. Februar. Nach Ausführungen der völkischen und kommunistischen Redner nahm heute t« Reichstag Dr. Strefemann das Wort zu der gestrigen Rede des Abg. von Freytagh-Loringhoven und der dazu vom „Borwärtö" aufgeworfenen Frage, was der Minister dazu erklären wolle. Abg. von Lindetner hat erklärt, die Ausführungen des Herrn von Freytagh-Loringhoven seien eine wertvolle Ergänzung meiner eigenen Rede gewesen. (Lachen links.s Ich bedauere, daß ich diese Anschauung nicht teilen kann. Ich akzeptiere die Erklärungen des Herrn von Lindeiuer. die er für die Deutsch- nationalen abgegeben hat und die t» der Anerkennung, in der nicht etwa terminierten Anerkennung des Vertragswerks von Locarno bestanden und seine Erklärungen in bezug auf die loyale Mitarbeit der Deutschnationalen. Diejenigen Vertreter anderer Fraktionen, die mit dem Herrn Referenten des Ausschusses für den Etat des Auswärtigen Amtes Dr. Hvetzsch in Genf zusammengearbeitet haben, werden daran nicht zweifeln, dah seine Mitarbeit in Genf eine durchaus loyale gewesen ist. Von dem, was Herr von Freytagh-Loringhoven weiter erklärt hat, nehme ich dankend Akt. Der grundlegende Unterschied zu meiner Auffassung liegt in den Schlußsätzen des Herrn von Freytagh-Loringhoven. Diese Schlußsätze gipfeln darin, daß der Redner der deutschnationalen Fraktion sich seinerseits persönlich gegen die Fortsetzung der deutsch - französischen Verständigungspolitik wandte mit zwei Begründungen, ein mal, weil sie in eine Sackgasse führe, ein zweites Mal mit der Begründung, daß sie nicht zum Ziele führe. Es trifft nicht zu. daß diese Politik in eine Sackgasse geführt hätte. Den Rechtsgedanken im Völkerbund durchzusetzen, ist immer unser Bestreben gewesen. DaS wäre also nicht ein neuer Weg unserer Politik. Wir haben mit der obligatorischen SchiebsgerichtSverpflichtung den übrigen Groß mächten ein Beispiel gegeben und unS den Beifall der kleineren Staaten errungen. Wir wollen die Politik der gegenseitigen Verständigung nicht verlassen. Natürlich ist seit Locarno «och nicht tedc Spannung he» seitigt. Aber ich betrachte eS als meine Ansgabe, daran weiterznarbeiten. Darum kan« ich auch an die frau» zösische Abreffe die Mahnung richten: Run tut auch das Enre. baß die Idee von Locarno Gemeingut des dentscheu Volkes werde» kann. (Beifall.) Ein französischer Senator hat gesagt, Deutschland habe durch den Versailler Vertrag das modernste Heer der Welt be- kommen. (Lachen.) Wir empfehlen alle« Mächten der Welt, sich ein modernes Heer dieser Art anznschasfen. (Sehr gut!) Die von französischer Seite gegen eine Rheinlanbränmung an geführten Argumente treffen nicht den Kern. Ganz unverständlich ist die Erklärung, Deutschland müßte erst seine ReparationSverpslichtnngen erfüllen. Die Rheinlandbesetzung soll doch auch nach dem Versailler Vertrag nicht so lange dauern, bis die letzte Million bezahlt ist. Wenn aber Frank reich die Fortdauer der Besetzung als einen Machtfaktor be trachtet, so wäre nicht zu verstehen, daß eS diesen Macht- faktor für irgendeine Gegenleistung aus der Hand geben will. Wir hoffen, dah die leitenden französischen Kreise zu der Ein- sicht kommen, dah eine schnelle Räumung des Rhcinlandes die allerbeste Wirkung für die Verständigungspolitik haben würde. Der Gedanke der Verständigungspolitik hat im deut schen Volk wesentliche Fortschritte gemacht. DaS wachsende Verständnis dafür wird nicht erschüttert werbeu durch eine parlamentarische Entgleisung, wie wir sie gestern erlebt haben. Der „Vorwärts" sollte diese Angelegenheit nicht allzu tragisch nehmen. Der sozialdemokratische FraktionSvorfistende hat ja erst vor knrze« den Abg. ». Frevtagh»Loriughoveu alb Veisviel dafür genannt, daß ei« »edner nicht in iedem Falle die Meinung seiner Fraktion »» vertreten braucht. Wenn der „Vorwärts* sagt. Herr ». Lindetner habe für Re deutsch- nationale Fraktion den Ausführungen de» Abg. v. Frevtagh. Loringhoven zngestimmt. so muh man berücksichtigen, in welcher Eile sich Aba v. Lindeiner auf sein« Rebe prätuisieren muhte (Heiterkeit.) Ich hoffe, dah eS un» gelingen wird, bald die letzten Hemmnisse zu beseitigen, die einer Wirkung». erklärte, er befände sich in Opposition, wenn auch in loyaler Opposition? Von dem Geschrei, das dann die ganze Linke an stimmte, und das systematisch zu erhöhen Herr Dr. Wirth vielleicht einer der erste» wäre, kann sich auch der mit dem nachrevolntionären deutschen Parlamentarismus Vertraute wohl kaum eine Vorstellung machen. Die Frage ist nur zü berechtigt, darf eine Regierungspartei zulasten, daß eins ihrer Mitglieder der anderen Regierungspartei erklärt, es befände sich in Opposition, und die Koalition, der seine Partei an gehöre, flöge je eher um so besser in die Luft? Locarno-Politik. vollen Zusammenarbeit mit Frankreich dem Werke des Welt friedens noch entgegenstchen. (Beifall.) (Reichstagsdebatte siehe Lette 2.) Was wir- Brian- antworten? lDraht Meldung unsrer Berliner Schriftleitung.) Berlin, 1. Fcbr. Aus Paris war die Nachricht gekommen, daß der französische Auhenminister Briand morgen im Senat in seiner schon lange angekündigten Rede auch die Mitteilung machen würde, Frankreich fei bereit, die BcsatznngStrnppen i« Rheinland «m weitere 10 000 Mann z» vermindern. Aus gerechnet ein demokratisches Blatt muh beute schon diese zarten Hossnungskeimc zertreten. Ter Pariser Berichterstatter der „Boss. Ztg." berichtet nämlich, daß die Meldung von der Verminderung um 10 000 Mann nichts weiter alsei« eEnt« sei, nnd dah sie in Pariser politischen Kreisen als wenig glanb, würdig angesehen werde. Dah diese Darstellung richtig ist, wird bestätigt durch die weitere Mitteilung, „daß Briand in seiner Rede im Senat sich darauf beschränken werde, den von ihm bereits früher ausgesprochenen Wunsch nach einer ehr lichen Fortführung der dcutsch-sraiizösischcn Verständigungs politik erneut aufs nachdrücklichste zu bekräftigen, dah er cs da gegen vermeiden werde, anf konkrete Frage» eiuzngehe». deren Siegelung seht unmittelbar vor den Neuwahlen schon am inner- politischen Widerstand auf unüberwindliche Hindernisse flohen mühte". Weiter sei sestgestellt, dah im Laufe deS heytigen Abends der deutsche Botschafter in Paris dem Auswärtigen Amt die Mitteilung hat zukominen lasten, dah der Ouat d'Orsay von den angeblichen Absichten einer weiteren Verminderung der Besatzung nichts wisse. Marx verkan-ell mlk Skresenranu. Um den 8 SO deS Schulgesetzes. Berlin, 1. Febr. Wie das Rachrichtcnbür» deS V. D. Z. hört, haben die im BildungsanSschuß angehörcndc« Mitglieder der Zentrnmsfraktio« dem Reichskanzler Dr. Marx die Forde rungen des Zentrums hinsichtlich der bisher noch umstrittene» Paragraphen der Schnlvorlage insbesondere des 8 M noch einmal vorgetragen «nd de« Reichskanzler gebeten, «ns Grund dieser Forderungen mit den KabinettSmit» gliedern der übrige» Parteien in Verhand lungen einzntreten. Die Fühlungnahme hat zwischen dem Reichskanzler Dr. Marx «nd dem Rcichsaußcnminister Dr. Strcsemann am Dienstag abend ftattgcsnuLc«. I» ZentrnmSkreisen wird versichert: Neu« mit der Dentscheu Bolkspartei nicht vor der S. Lesung im Ausschuß eine Einigung über de« 8 2st erzielt wird. eS voraussichtlich überhaupt nicht mehr zur S. Lesung komme» werde, da das Zentrum dann kein Interesse mehr an der Vorlage habe. Sollte eine Einig««, über den 8 20 zustande komme«, sollen die Verhandlung«« über die weiteren Punkte l8 0 und 8 11) während der 2. Lesn«, im Ansschuß zu Ende geführt werde«. Annahme-esamerikanischenFreigabegesehes Washington. 1. Februar. Der Finanzausschuß des Senat» hat heute die Bestimmungen der Vorlage über daS ehemal» feindliche Eigentum, detresfend die sosvrtige Rückgabe »an 8» Prozent de« dentschen Sigeatnm» »nd die Zahlung von 18» Millionen Dollar kür die dentschc« Schisse. Patent« «nd Radio anlage«. die »ährend deS Kriege» beschlagnahmt »nrde». an genommen. Die Annahme der diSher am meiste« «mftrittene» Pnnkt« der Kretgadeoorlage durch de^ Senatsansschnß. der i« »orige« Jahre «nr «0 Prozent de» dentsche« »tgentnms «nd »nr «0 Millionen Dollar für Schiffe «nd Patente zurück, geben wollte, wir» in Kongreßkrrisen dahin gedeutet, daß die grsßte« Schwierigkeiten »«««ehr üderw«,» den sind «nd daß di» Vorlage in »er Fällung, di» ihr da« Reoräseutantcnhan» gegeben hat. Mitte Fedrnar de« Pie«»« des Senat« fast «»»«rändert »orgelegt »erde« wird. R H »