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Dresdner Nachrichten : 10.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189607104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-10
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.07.1896
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. S SO. k. 2,7k. on».s-3lll»NoAm. —t: Gr. Rlollna.s nur cu, aakn bis sMjrNachimttaat. !« ttvaljiak Änindjkile >r s Silben» w Pl„.. «n- -uni»» auf der PneallcUt- 8«>l« a.: Dovpkttkile »unterm Strich naetaiwb <w Pta. Mnindteile tur ftontaae oder »a» Nrlilaac» soPta. iir gmmiicmilichrillncn rc.i. b«. so Pta na» besonderem Tarif, «uikwartiae Ansirüae nitr aeaen - ^ Boranobemblnna, «mtindlaunae» nclnnen lammilich« — uambaslc Aniwncendnrean,. an. Brleablatter incrdei, mit lo Pta. derechnet. Nur Nnckaade einaeiandter Schritt- imcke keine Perbindli»keit. Lrrnspr»l«,lteUe Ur. U. Äs <7v^o§^Frs, boelltoinou, I<rnttjtzV8. ommw« Uektillut >u Uoümsllit's kstvllt ? Laseken mit kossrvekoril, u II. I llllc. 8aIoI-U»tniiIi»-^Iiiii,I«»>,^«i, u I I 1,50 LII IZlvi i«« IInni »«„„«i «te. « Ämti-ltMlliilci, llk^llöii, I>llliiilrskrlk. VolUi"MMvN8t«r, ucükst- bltütiMr xo> tkWeliioser Idür56dUes8er. LvLvll, »Ns>8iV I-sulwsiltel Li88vllreilell koüsle Litt i„ni I-ö8uii8 tiokoet «oldrt kiillllLNlt ketipli», ttmnnulubriß, Vrvsäen-L., kep3!-.-Viell8iIieii wsitjllvrstr. 2K. x»,»UO 8t. iw ksdrsucli. k'rokpaeto --ruti« u.trnm». I »p> II» tii^Iu«, K 'lülr!. ^riclidi. ttoltiokvrLiN, nult., 0'vri»^>r<,l.dt»mt js, 2100.) .r^rrrr^r^rrri.«^-»^ ttsIWllie MillsrLlvLsser p,uu»ti>i «Iiv8MIirj?-'sr ffulluiiss. ß u, I ir»«I«d - WIxtrr»v<«;.'I I'wmjitvr Vor^iUitt nneü n»8Värt8. P k«-, 0 S8l!en :r vmSner VvriüekvIiMLL-LirstLLI von Tito Vüttnsr, Rr. 189. Kpie«el: Ein RnhnieStag der deutschen Armee. 2lnsstellnng, Wn RuhmtStan dcr Tciitschm Armcc. Die von Hcinrirb von Poschinger hcransgegcvcncn Kriegs tagebücher des Grafeir Fred Frankcnverg (Verton der Deutschen Verlagsanstast in Stuttgart), deren an anderer Stelle bereits kurz gedacht worden ist, sind eine hervorragende littcrarische und nationale Leistung. Der reine Genius dcr Vater landsliebe schwebt über den Zeilen in verklärter Gestalt und tief auS der historischen Anschauung ist die Art geschöpft, wie dcr Ver fasser die Ereignisse der großen Zeit 1870 71 im Zusammenhänge mit der deutschen Kultnrmission und dem Ansslrcben des gerinam scheu Geistes in aller Welt unter der glorreiche» Standarte des neuen Reiches ansfaßt. Zugleich beherrscht der Verfasser die Sprache in so vollkommener Weise und weih er den Geschehnissen ein so packendes Relief durch die besondere rinnst seiner Darstell ung zu verleihen, ohne dabei >emals die völlig ungekünstelte Zwanglosigkeit einzubüßen, daß seine Schilderungen niemals den Eindruck verlieren, sondern den Leser durch ihre ursprüngliche Ge walt fortreißen und bis zum Schlüsse das Intereffe unausgesetzt steigern. Es giebt gewiß nicht viele Publikationen ähnlichen Inhalts, von denen man auch nur annähernd ein Gleiches be haupten kann. Zum Beweise, das; das hier ansgeiprochene Urtheil auf thatsächlichem Boden ruht, lassen wir die Beschreibung, die dcr Verfasser von der Schlacht beiScdan giebt, nachstehend folgen: „Der feurige eiserne Gürtel wurde immer enger um die Armee Mac Mahon's zusammengeschnürt. Auch dem uneingeweihten Auge war es deutlich, daß ihre Vernichtung nur durch einen Schlag der verzweifeltsten Tapferkeit und Todesverachtung noch abzuwenden möglich war. Das Feuer dcr bäurischen Batterien reichte bis nach Sedan hinein. An mehreren Stellen begannen Fencrsbrünstc in der Stadt. Ringsumher standen die Ortschaften in Flammen. Ich zählte zehn verschiedene Brände! Tabei war die Armee bereiis ans einen so engen Raum znsammengedrängt. daß eine taktisch geordnete Bewegung unmöglich wurde. Unsere Feldherren erkannte» tlar die Situation, sie ließen stundenlang ihre Artillerie säst allein wirken und hielten die Truppen zurück. Endlich gegen 2 Uhr begann die erste Iusanterie des ll. Korps aus Floing »ach dem Plateau hinanszuslcigen. Ans Hohlwegen und Ravins kamen Schntzenschwärme znm Vorschein. Sie ginge» eine Weile unbehelligt vorwärts und sahen nicht das Uugewitrer, das in wenigen Augenblicken über sie hereiubrecheu ivllte. Wir halten schon den ganzen Morgen in einer kleinen Thalmulde eiu Regiment Chasseurs d'Asriaue und ein Kürassier Regiment bevbach tet, die ans Erlösung von nnsercm Grauatfeuer hoffte», das ihnen bitteren Schaden that. Als unsere Infanterie auf dein Plateau erschien, iahen wir die Rcitcrmasse in Bewegung kommen. Schwadronen formirtcu sich, dann eine lange Front, und vorwärts brauste die Masse gegen die Jinantcrle, die noch immer so tief stand, daß sie die Attake nicht scheu tonnte. Es war ein fieberhafter, athcmloscr Moment dcr Spannung bei uns. Jeder hatte sein Glas am Auge und bohrte seine Blicke in das entsetzliche Bild, das sich darin abspiegeltc. Auf zweihundert Schritte war die Attake heran, ehe unsere Schützen sie gewahrten und ihre ersten Kugeln entaegenschickten. Keine Zeit blieb zum Earrösormiren. In kleinen Haufe» liefen die nächsten zusammen, die anderen blieben stehen, wo sie standen. Nicht einen sah ich nmkehrcn. Jetzt waren die Reiter da! Eine Staubwolke wirbelte über dem ChaoS ans. Einen Augenblick schien unsere Infanterie niedrrgeritteu zu sein. Plötzlich theilte sich die Wolke, und zur Linken kamen zwei Schwadronen in tollstem Jagen auf den Ploteaurand zu. Am steilen Abstürze prallten sic zurück. Viele rollten kopfüber hinunter, die anderen schwenkten ein, gewannen die Straße, und verschwunden war der wilde Schwarm im Dorfe Floing. Knatternd ging nun drin das Schnellfeuer los, und nach kaum einer Minute kam ein Drittel der zwei Eskadrons auf den Maaswieieu znm Vorschein. Doch auch dort war leine Rettung Eine Schwadron Ulanen warf sich aus die verwirrten Reste und räumte völlig mit ihnen ans. Nur einige wenige kamen durch den Fluß, doch auch sie sielen senscits unserer Kavallerie in die Hände. Die Hauptmasse der Kavallerie war links nnsgcbrochcn vor unse rem Schnellfeuer und raste zwischen zwei Gruppen Infanterie hin durch nach dem Punkte dc§ allerstcilsten Abgrundes. Wie die Brandung von Felsen, so prallten die meisten Berberhcngste der afrikanischen Jäger zurück, wandten sich, stürmten in die nachfolgen den hinein, und ein fürchterliches Ehaos bildete sich. Von drei Seiten prasselte das Schnellfeuer in die dichte .Masse hinein. Es war ein grauenhafter, herzerschütternder Anblick! Nach einer Ministe war die Hälfte der Sättel geräumt, und in regellosem, dichtem Schwarme sagte die Reiterschanr durch »nsere Infanterie, die in zwei Gruppen sestgcschlossen stand, in die Einsenkung zurück, aus dcr sie hervorgekommen war. Dort aber sammelte und ord nete sich der Hanse sehr rasch nnd stand dicht geschlossen in festen Gliedern. Ohne jedes Zaudern ging nnsere Infanterie wieder vor wärts. In dcr Flanke saßte sie die französischen Tiraillenrs, die sich in einem Graben z» verzweifeltem Widerstande festgesetzt hatten, und bald liefe» dic Rothhoscn ungeordnet zurück. Ta brach zum zweiten Mal die Kavallerie hervor. Ein Ruf dcr Bewunder ung entschliipstc de» meisten von uns über diese todcsverachtende Kühnheit. Diesmal machte die Infanterie gar keine Anstreng mehr, Carrs zu fvrniire». In langer, dichter Schützenlinie ließ sic den Sturm heranbrausen und sandte ihm ihr Feuer so wirksqm entgegen, daß die Reiter schon unterwegs langsamer ritten nnd ein Ehoc gar nicht mehr erfolgte. Ich hatte einen Rittmeister in's Auge gefaßt, der mit hochgeschwungencin Säbel seinen Leuten voranritt und in vollem Jagen an die Schützen hernnprallre. Bis auf 20 Schritt ließen sic ihn kommen, dann zöchte dcr weiße Rauch aus der dunklen Linie, und hochansbäumcnd Überschläge» sich Roß und Reiter dicht vor den Gewehrläuscn der kaltblütigen Schützen. Nach dieser zweiten Attake war von dcr Kavallerie nur noch ein regelloser Hause übrig, dcr in die eigenen erschütterten Truppen hinciistagle nnd Alles mit sich sortriß tu regelloser Flucht nach der Festung. Batterien fuhren nun auch ans das geräumte Plateau hinauf nnd fegten die zaudernden Ueberreste des Feindes hinwe In einem dichten Walde oberhalb Sedan hatten sich noch gro Massen feindlicher Infanterie festgesetzt. Dorthin richtete sich nun das verheerende Granatfcner. Uebcrall sahen wir die iveißcn Wölkchen der platzenden Geschosse aufsteige», und deutlich konnte man aus einer Waldblöße die Massen von Flüchtigen erkennen, die eilig darüber hinweglirfcn. um nach Sedan zu entkommen. Dieser feste Punkt erschien allein dcr geschlagenen Armee noch als Rett ung. So weit man mit einem ausgezeichneten Fernrohre des Prinzen, das fest ausgestellt war, scheu konnte, überall dasselbe Bild der wilden, ungeordneten Massen, die in wahnsinniger Flucht nach Sedan hineiulirseu. Und drin füllte und füllte sich s in den Hosnachrichtcn, Truppeneinzug, Ausstcllungsicst, Handwerks-! Postunterbcamten-Eonccrt, FenccwehitorPS, Sachs. Kunstverciu. Bückner-Iubiläum. > engen Straßen, in den trockenen Gräben, aus dem Kirchhofe und in der Eitadelle. Wie ein winunelnder Ameisenhaufen, den eine störende Hand aufgeregt hat. so liefen, drängten und krochen die Tauiende nnd Tausende von Menschen. Pferden, Wagen. Ge schützen und Karren durcheinander, bis Alles „eingekeilt in drang voll fürchterlicher Enge" keinen Raum, keinen Ausweg, keine Rett ung mehr sah Ringsum aber standen untere Batterien, nnd Granate ans Granate kam gejaust und schmetterte Tod und Ver derbe» in die geängsteten Schaarcn. „Mich dauern die unglück lichen Schlachtopser", sagte dcr Kronprinz, schwang sich zu Pferde, und wir Alle ritten hinüber auf die Höhe, wo der König mit sei nem Gefolge hielt. Dcr königliche Held begrüßte seinen Sohn mit herzlichem Händedruck. Tie Herren vom Gefolge wechselten auch dies stumme Zeichen und nur wenige leise Worte. Keinem fiel eine laute Frcndenäußccung ein. In ernster Stunde ernste Worte, so zeigte sich die ruhige deutsche Würde Alles beobachtete still den Fort gang der Schiacht. Ter König selbst und sein Gefolge hatte» den vollständigen Sieg noch nicht zu erkennen vermocht. Der Wald oberhalb Sedan schien ihnen noch in Feindes Hand, und die iungeu Offiziere des Kronprinzen Hallen gut behaupten, sic sähen deutlich die Preußen in dichter Line am Rande stehen, die alten Herren glaubten ihnen nicht. Meldung auf Meldung aber kam an den König vom glücklichen Fortgänge der Gefechte bei allen Korps. „Alles flicht nach dcr Festung." so lauteten übereinstimmend die Meldungen. ,,Es ist noch zwei Stunden Tag," sprach der König, „bis dahin müssen wir die Festung haben. Die haprffche Arillcne soll starker fenecn, die wnrttcmbecgische auch herangeholt werden." Die Bayern hatten bald den Befehl erhallen, nnd krachend ent iprachen ihm die Batterien. Tie Württemberacr, von Rittmeister v. d. Lancken herangeholt, fuhren direkt dem Bcückenkopsc gegen über ans. nnd ihre stäche Kraft zeigte sich in fürchterlichem Schnell fcner. Nach drei Minuten ging in Sedan ein Brand auf, und eine l'listrothc J-encrsiffstc stieg langsam in die Höhe. In derVor^ stadt gegen Bazeilles schossen die Bauern Brand, es war ein ent setzlichcr Wetteifer. Ta durchlief ein Gerücht das Oberkommando : Napoleon selbst sei drin in dcr Festung, so hätten Gefangene ans gesagt. Niemand inochce daran chauben. „Der alle Fuchs wird I schon ein Loch gesunden haben, wo er entkommen ist," so war die allgemeine Ansicht. Ein bayrischer Hanptmann und gleich darauf ! Rittmeister Lancken kamen athemloS angejagt. „Die Festung will ! kapitnlirc»! Der bamijchc General Meiringer ist schon hinein- geritle», wir waren mit ihm im Thor und sind dann zurückgerittcn," so meldeten Beide. Ter König wandte sich znm General Hindersin. „Lassen Sie das Fencr^einstcllen", befahl er. Tann sagte er zu Freitag, 1v. Juli. den Bayern: „Reuen Sie hinunter und sagen Sie, ich erwarte einen Parlamentär mit Vollmacht hier zur Stelle. Der General drin kann nicht-s abschließen." Fünf Minuten darauf schwiegen die Batterien, und eine tiefe, feierliche Stille folgte ans das Gebrüll der Schlacht. Ein Icff'eS Summen stieg ans dem Thale herauf, und lautlos erhoben sich die Rauchsäulen der Brandstätten in den goldenen Ahendhinimei. Wieder kam eine Meldung! Ein Ossizier vom Generalstabe, Oberstleutnant Bronsart p. Schellendorff, trat ruhig vor den König hin nnd sagte: „Eure Königliche Majestät. Sedan kapitnlirt mit der ganzen Armee, die darin ist, und dun Kaiser, der sich in ihrer Mitte befindet." Einen Augenblick stockte da ledem der Hörer dcr Athein in der Brust, dann aber brach ein Fcendenstnrm los, der die ernstesten Männer minutenlang mit sich svctriß. DaS war ein Händefchütteln, rin Gratuliren durch einander. Tbränen traten Manchem in die Augen, und Manchem versagte die Summe, wenn ec einen herzlichen Gruß crwicdcrn wollte. Die ffingen Jürstensöhne drängten sich a» den König, der Jedem die ,z.aa„d reichte. „Es ist sehr glücklich, so Großes m der Jagend zu erleben", sprach ec feierlich zu ihnen, setzte aber lächelnd hinzu: „Im Alter aber macht es doch auch Freude." Bismarck trat auch zu ihnen heran, und indem er dem Thronerben Württembergs die Hand schüttelte, Hörle ich ihn sagen: „Der heutige Tag sichert und befestigt die deutschen Fürste» nnd die konservativen Grund sätze." Mottle reichte mir die Hand und sprach lächelnd: „Run, mein ReichstagSlollene. was heute geschehen ist, erledigt ans lange Zeit hinaus unsere Militäcfrage." Ans dcr Straße unten sah man den Parlamentär herangetrabt kommen, ein Generalstabsoffizier eilte ihm voraus: der Kaiser schickte seinen Adjutanten, Grasen Reille. mit einem eigenhändigen Brief. Das Gefolge trat zurück, und die Mütze in der einen, das Schreiben in der anderen Hand, näherte sie der Franzose dem Könige, dcr mit ruhiger Winde den Brief nnnahm und erbrach. Dann sprach er zwei Worte mit dem Grafen, wandte sich um nnd winkte seinen Sohn, Bismarck und Moltke heran. Ungernfen stellten sich noch der Herzog von Eolmrg und der Großherzog von Weimar mit dazu, nnd es begann eine Konferenz, in der nament lich Bismarck sehr lebhaft sprach Ich bemerkte, wie einmal der König entschiede» „Nein, nein I" rief, binnen kurzer Frist aber einigten sich die Staatslenker, Se, Majestät verlangte Schreib material, ließ sich ans einen Feldstnhl nieder, einen anderen Stuhl hielt anf's Knie gelenkt dcr Fliigeladffttaiit v. Alken. Der stinke Ordonnanzofsizier des Kronprinzen, v. Gnstedt, schob seine Hnsaren- säbeltaschc als Schrcibmappe hin, der Felddiplomat Graf Paul Hatzfelot (setzt Botschafter in London) hielt dem Könige das Tintenfaß, »nd in dieser seltsamen Gruppe schrieb nun der König seine Antwort an den besiegten Kaiser und die Sicgesnachcicht an die Königin in Berlin. Der Kronprinz trat Vinter seinen Baker nnd blickte über dessen Schulter. BiSmarck, Moltke standen daneben. Gras Harrach hotte rasch sei» Slizzcnbnch heraus und warf mit wenigen Strichen die herrliche Gruppe ans ein Blatt. Unterdes) hörten wir den Inhalt von Navolcon's Brief: ..Uowffmir mcm krön;. X'yvunt. r,:,8 pu »wurir au miliou äs me« kmimo«, il na ma roste >>u n'reniettro man öpvo entro le« maiim äa Vatro lllujvktö." Mit dem Grafen Rctllc unterhielten sich inzwischen leine früheren Bekannten, Graf SolmS, Graf Enlcnbnrg und so weiter, in nn- tzeziviingenstcr Weise: dcr glatte Franzose machte ganz munter mit ihnen seine Konversation. Es begann das Abcnddnnkcl. als der König ihm die Antwort überreichte. Moltke hatte nitterdcssen die Dispositionen für morgen gegeben. Das Hauptgnartier brach auf. In der Ferne im Thal war kiese Ruhe, nur manchmal erklangen volltönende Hnrrahrufc bis zu nns. ES war dcr Jubel dcr Truppen, die nach und nach die großen Nachrichten erfuhren. Zahllose Wachtfeuer begannen auszuallmmen. schauerlich aber leuch tele dcr Brand von Bazeilles, Sedan und anderen Ortschaften znm Himmel. Ich schwang mich auf meine Stute und ritt dem großen Schwarme raich voraus. Nach so viele» übcrwäliiaendcn Eindrücken, solchen cmreiscnden Momenten hatte ich da§ Bedürs niß, mit mir selbst allein zn sein. Der Kronprinz hatte am Abend ansgernfen: „Ich weiß nicht, wache oder träume ich!" Er drückte Muthmußlichc Witterung: Gewitter, warm. ans, was Jeder von uns cmvfand. Das Ungeheure, das sich heute in wenig Stunden begeben hat, will langsam erkannt und ermessen sein. Zn ermessen in all' seinen Folgen vermag es heute noch Niemand. Das aber stand klar vor meinem Auge, daß heule die gewaltige Entscheidung zwilchen Dennchland und Frankreich ge fallen ist, daß von heute ab eine neue Aera der Wellgeschichie datirt, die mein Vaterland hoch sich erbeben sehen wird über die anderen Nationen, indem es der Welt den germanischen Eharnkiei verteilst, Das Deutschland, das sin Sturm und Drang des iahen Ueberfalls des Erbfeindes ansinq, sich selbst wieder zu finden, c - hat heute in der entscheidendsten und ruhmreichsten Schlacht, die deutsche Heere ic geschlagen haben, seinen Bund auf immer mi zerreibbar gefestigt. „Deutschland, uneinig nnd zerrissen, wußte nicht, wie stark es ist", so sprach der König zum Norddeutschen Reichstage. Heute wird Dentichland nicht minder erstaunt als die ganze Welt vor dem Nicscnbcmcise seiner Kraft und Stärke stehen Manch' banger Traum, manche Sorge wird heute Nacht noch da. deutsche Volk beschweren. Morgen früh beim Erwachen wird die Siegcskiinde schon in hundert Städten sein. Ich meine, wir muffen ihn auch hcrüberklinge» Horen, bis zu uns in's ferne, fremde Land, den unermeßlichen Jubel, der loSbrechen wird vom Fels zum Meer, vom Rhein bis r»m Riemen und „So weit die deutsche Zunge klingt lind Gott im Himmel Lieder singt." - ü' " Akrnschreib- und Hernsprtch-Vkrtchtk' vom 9. Juli. ! Berlin. Ter Bnndesrath stimmte den Ansführnngs-! bestimmnngen znm Znckerstenergesetz vom 27. Mai d. I.. sowie! znm Gesetz betr. die Vergütung des Kalnozollcs bei der Ansh fnhrnng von Kakavwaare vom 22. April 1892 zu. — Im Verfolgs einer großen Anzahl von Gesuchen, die beim Vorstände des! Bundes der Landovirthe ank den Reihen seiner Mitglieder eilige tanken waren nnd welche dahin gehen, daß znm Herbst den deut schen Landwirthen das Getreide in ausreichender Weite lombardirt werden kann, hatte sich der Vorstand des Bundes an die Kviügt. Gcneraldirektion der Seehandlnng „Sorgst " mit einer bezüglichen Vorstellung gewandt. Daraus ging folgende Antwort ein: „Eurer: .... erwidern wir ans das gefällige Schreiben vom 26. d. M ergebenst, d.i>; wir dem Anträge ans vorschußweise Belc'chnng von! Getreide nach de» für nnS matzgebenden Bestimmungen zn nnsercm Bedauern nicht entsprechen können." Die „Kcenzztg." bemerkt hierzu, dieser Bescheid beweise anf's Nene, wie berechtigt und dringlich die Forderung auf Errichtung von ausreichenden Silos! nnd von Getreidebanlen ist. von denen auS, vielleicht in Anlehn-^ nng an die Reichsbank, eine spstematischc Beleihung dcr Getreide-! bestände der Landwirtbe in's Werk gesetzt werden kann. — Während! der hiesigen Anwesenheit Li-H»ng-Ttcha»g'S sind feste Ab mach nngcn nicht getroffen worden: seine Mission bestand im Wesent liche,! in der Sondirnng. — Die Verhandlungen dcr deutschen Ne gierung mit Svanien wegen Abschlusses eines Handelsvertrages werden im Lause des Sommers ihren Anfang nehmen. Deutsch land gewährt den Gcnecaltarif, Spanien die zweite Kolumne seines Minimaltariss. — Eine neue Piantagcngesellichast für Deutsch-Ost Afrika unter dem Namen „Hamburger Weff-Usamvara-PIantagen- Gescllschaft" ist in der Gründung begriffen. Das Gejelltchäfts- lavital beträgt I Million Mark. — Ter Vertheidiger des zn 6 Jahren Zuchthaus vernrtheittcn Hermann Friedman» hat Revision angemeldet. Wiesbaden. Dcr König von Dänemark hat sich heute nach beendeter Kur nach Franksnrt begeben, um von dort direkt nach Kopenhagen znrückznkehren. S ch w ientochlowi tz. Auf dcr Visinarckin'tttc brach heute ein Dachstnhcnvrand über der Ginhcrci ans. Der größte Theil de- Werkes bleibt im Betrieb, auch dcr durch den Dachbrand gefährdet gewesene Theil dürste bereits heute Abend im vollen Umfang Weiterarbeiten. Al len st ein i. Ostvr. Ein achtjähriger Knabe wurde mit aiifgeschlitztcm Bauche in seinem Bette ansgcsnnden: decielbe war der gräßlichen Berwnndnng bereits erlegen. Dem die Unlerffichnng leitenden Gerichtsassessor wurde beim Anblick der Leiche unwohl, er ging an! die Straße hinaus und siel dort ohnmächtig nieder Durch den Fall zog er sich Verletzungen am Kopse zn nnd brach mehrere Finger nnd das Handgelen!. Pari s. Dcr „Figaro" spricht sich sehr anerkennend über die Erklärung dcS Deuttchen Reiches ans, die Weltausstellung von I!M zn beschicken. Diese Erklärung beweise, daß Kaiser Wilhelm entschlossen sei, den Frieden bis znm Beginn des neuen Iahrhnn derts nicht stören zn lassen. Das Blatt wirft seinen Landslenken vor, daß sie in einem ähnlichen Falle weniger vornehm handeln würden wie Dentschiand. ES erinnert an das Geschrei, das sich erhob, als französische Maler in Berlin ansstellen wollten. Da - Blatt schließt: Wir haben in Dentschiand einen Feind, mag sein, aber dicker Feind ist nicht unempfindlich gegen die Eingehungen dcr Billigkeit. — Waldeck Nonssean sagte in seiner gestrigen Pcogrammrede, Fcanlrcich werde niemals den KommnnismnS dulden, der Sklaverei nnd Untergang bedeute. Er würde nichts bestehen lassen, als ein Voll von Staatsbeamten über ein Voll von Staatssklaven, einige allmächtige Vögte würden mit Guns! Herrschaft und Willkür regieren. Ich fürchte übrigens den Kvllel tivismus nicht, denn ec kann keinesfalls dauern, aber ich fürchte die Wnth des enttäuschten Volkes nach cinen^derartigen Versuche. Ehristianin. Die Verweigerung der Sanktion des Klassen gcsetzes wurde dem König von sünsMitgliedern des Konial. RakhcS emplolilen. welche den Parteien dcr Rechten und dcr Moderaten angchören, während die der Linken angchörigcn Mitglieder des Königl. Nathes die Sanktionirnng anheim stellten. Parma. Dank dcr Maßnahmen der Behörden, welche die militärische Besetzung derjenigen Plätze, an denen die Unruhen stattgef,inden haben, angevrdnet bat, sind weder gestern noch in dieser Nacht Ruhestörungen vorgekommen. Pctcrslni r g. Großfürst Alerandrowstsch, der Oberbefehls haber dcr Marine nnd Großadmiral, cmllsing henke Vormittag die Kommandanten der dentschen Schulschiffe „Stosch" und „Stein". Ec drückte in liebenswürdigen Worten feine Freude darüber ans. nach langen Jahren wieder deutsche Kriegsschiffe auf dcr Rhede von Petersburg zn sehen und kündigte nochmals seinen Besuch ans beiden Schissen für morgen. Vormittag an. - K o u st a n t i n o p c l. Die türkischen Truppen verweigerten außer in Dteddah auch in Mekka nnd Iaif den Gehorsam. Man fürchtet, das; die Ausschreitungen auch ans die Haltung der Be duinen znrückwirkcn. Dcr Gcncralgviivcriicnr und der Großsheriff von Mekka erhielten diesbezügliche strenge Instruktionen.—Gcstcui vassirte ei» türkisches Transportschiff mit Truppen aus den Haupt- staticuien des Schwarzen Meeres den Bosporus i sein BestimmnngS- !z. I D «6* I V. ^ „2" L, ., ^
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