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Dresdner Nachrichten : 03.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187407036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-03
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.07.1874
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Tageblatt str Unterhaltung und ,Druck und Eigmthu«d« H«auSgeber: lirpsch Neilhardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Neichardt. Nrabe t« angenam»«» »t, «b.»Udr, «oimt»» dt» Mittag» 1» Ubr. «n Reübadt: »rot« Elrtrer- ,aff«»di»Il»ch«.chtU>r. L«r Raum einer «tn- tpalltgrn Petitjeile !°ftr> IL Pia. Singelandr eil Zeile L N,r. ' Sine Äarantie tür d»t nitchiltiiatae Erichei. nen der Inserate «i>0 nicht gegeben. «u»wärttge ilnnonceu ttlustrage von un» und» kannten Firmen u. Per» tonen intertren wir nur aege» Prtinumerand» Zablung durch Briete marken oder Potteingab, lung. i> Silben koiten IN, !»gr. Jntcrate tür die Montag»-Nummer oder nach einem Filitag- die Zeile 2 Ngr. Nr. 184. Neiinskhikter J,hr-aa«. Mitredacteur: vr. LmN Für das Feuilleton: n»rt»»»»iu». Dresveu, Freitag, 3. Juli 1874. Politische». Hartnäckig, an Ucberraschungen und Episoden reich, ist der Kampf der bairischen Clerical-Patnoten gegen den Minister v. Lutz. Es ist der in den Parbmientarisinus übersetzte deutsche Carlisten krieg. Die bairischen Carlisten satten bekanntlich vorige Woche einen Ueberfall auf den Eultusnmuster v. Lutz beabsichtigt. 1)r. Freytag fiel bei der Position „Umbau des Münchner Polytechnikums" mit seinem Mißtrauensvotum ge>,en Herrn v. Lutz wie eine Bombe in bas Haus. Niemand, außer den Antragstellern, hatte eine Ahnung von dem Vorhaben. Niemand ? doch, der Cultusminister selbst. Denn kaum mar 1>r. Freylag mit der Begründung seines Miß trauensvotums zu Ende gekommen, so erhob sich bleich und etwas verwirrt der Minister, um seine Gegenrede zu halten, die mit den sekr bald Flügel bekommenden Worten schloß: „Schießen Sie her, so schieße ich hin!" Was aber hatte Herr v. Lutz in den Händen, als er zu sprechen anhub? Nichts anderes, als eine Abschrift des in tiefster Stille ausgebeuteten, ängstlich bewahrten Mißtrauensantrags. Wer kann ihm die gegeben haben? Wer brach das Geheiiqniß ? Wer ist der Verräther? Der Verdacht der Clericalen lenkte sich gar bald auf zwei Männer: den Landrichter Eder und den Erzgießerei director v. Miller. Als nämlich die Liberalen, um Zeit zu gewin nen, eine Vertagung der Debatte auf den kommenden Tag durch gesetzt und in der Nacht schnell noch den in Augsburg krank darnie- derliegenden protestantischen Pfarrer Abgeordneten Kranßold, tele graphisch herbeigehvlt hatten, zeigte es sich, daß durch den Abfall der clericalen Abgeordneten Eder und v. Miller, die mit den Liberalen stimmten, das Mißtrauensvotum in das Wasser fiel und die be treffenden Etatssummen mit 2 Stimmen Mehrheit bewilligt wur den. Um den fast sicheren Sieg betrogen, heischten am Dienstag die Clericalen zornig die Auflösung der Kammer. Bei diesem Anlaß sprühten die gezückten Degen Funken. Nicht unergriffen von der inneren Wahrheit kann man bleiben, wenn der clericale Abgeord nete vr. Jörg ausruft: Die Aeußerung des Ministers Lutz: „Schie ßen Sie her, so schieße ich hin", enthalte einen absolutistischen Ton, den man in Baiern nicht gewohnt sei und sich noch nicht gefallen zu lassen brauche. Er habe die Ueberzeugung in der Brust, daß noch ein höherer Herr über diesen Schießgewehren waltet, der einst sagen wird: „Her init den Gewehren, aus denen schon unwiederbringlicher Schaden anaerichtet wurde." Aber ebenso wahr ist es, wenn Herr v. Lutz der katholischen Kirche nachsagt, daß diese seit dem Unfehlbar keitsdogma zwei Schwerter führe, denen der Staat seine Trutzmittel entgegensetzen müsse. Nun aber fielen die Clericalen mit aller Wuth den „Verräther" v. Millkr an. Cr ist cs, nach ihrer Ansicht, der dem Cultusminister rechtzeitig die Abschrift des MißtraucnSantrags zugesteckt hat. Was v. Miller von den Atlbaiern hören muß, die, wenn sie einmal grob werden, es dann aber auch hanebüchen sind, das läßt sich leicht ermessen. Möglich, daß diese Angriffe den Mann veranlassen, sich vom politischen Leben zurückzuziehe». Mit seine»-. Antrag, für Kunstzivecke einige Millionen von der Kriegsbeute zu verwenden, hat er sich einen Lorbeerkranz gewunden, der, wenn er auch nicht so massenhaft ist, wie der, den er als Erzgießcr seiner Bavaria in die Hand drückte, ihm doch unvergessen bleibt. König Ludwig von Baiern hat sich beeilt, in ostensibler WeiseHerrn v.Lutz sein volles Vertrauen zu erkennen zu geben. Er hat Tags nach dem Ueberfall der Patrioten an den Minister ein anerkennendes Schrei ben gerichtet und dessen Gemahlin ein riesiges Blumenbouquet über- reichen lassen. Von den bairischen Carlisten zu den preußischen! Die Chefs derselben sitzen bekanntlich im Gefängnisse. Der Bisthumsverweser Generalvikar Hahne hat am 5. Juni ein Gnadengesuch um Frei lassung derselben an den König von Preußen gerichtet. Darauf hin scheint sich die Meinung zurücksühren zu lassen, daß die übrigen in Fulda versammelt gewesenen Bischöfe bereit seien, mit dem Frieden zu machen. Unter welchen Voraussetzungen aber oer nun Frieden schließen könnte, hat uns gestern der telegraphische Auszug aus dem Provinzial - Correspondenz - Artikel beruhigend gezeigt. DaS stolze England hat jetzt eine kleine Beschämung erfahren. Anläßlich de. Berathung der Grundsätze, nach denen künftig die englische Colonie an der Goldküste regiert werden soll, h"k sich er geben, daß dort förmlich die häusliche Sclaverei eingeführt ist. Eng land, das sich auf seine Sclavenemancipation so viel zu Gute thut, bas Kriegsschiffe zur Unterdrückung des Sklavenhandels noch jetzt unterhält, besitzt selbst eine Colonie, in der die Sclaver-- blüht! Niemand weiß anzugeben, wie sie abzuschaffen ist. Und doch liegen die Verhältnisse an der Goldküste jetzt sehr friedlich, da der besiegte Aschanti-Neger-König Kofsi seinen eigenen Sohn nach England zur Erziehung senden will. In den Toasten des russischen Großfürsten und des öster reichischen Kaisers auf sich und ihre Heere, finden Manche eine gegen Deutschland gekehrte Spitze. Wohl wird darin die Idee der Waffen brüderschaft warm betont, aber eine förmliche Allianz liegt darin doch nicht. So viel ist allerdings sicher: Oesterreich und Rußland, die sich langezeit eifersüchtig beobachteten, nehmen ein intimes Ver- hältniß ein und eine solche Thatsache ist für die gesammte politische Konstellation Europas allemal von Bedeutung. Den Vorstellungen Hollands und Englands an Oesterreich, we.cheü die Eingangszölle sich künftig in Gold-zahlen lasten will, hat sich auch Frankreich, die Schweiz und Italien angeschloffen. Be kanntlich greift Oesterreich zu jener Erhöhung der Zölle um 6 Pro- rent, um es Deutschland gleich zn thun, das infolge der Goldwähr ung von österreichischen Waarcn sich den Zoll in Gold zahlen läßt. Jene fünf Staaten wollen sich unter keinem Vorwände die Erhöhung der Zölle gefallen lassen. Deutschland hält sich bei Seite; es ist »ber im höchsten Grade mit betheiligt, denn es ist auch für unsere Industriellen eine Hauptfrage, ob ihre Maaren bei der Ausfuhr nach Oesterreich 6 Procent höher besteuert rden sollen. Eine recht fatale Geschichte ist dem Professor Birnbaum in Leipzig passirt. Dieser durcbgefallene ReichstagScandidat gehört nebst Biedermann, Hans Blum und Hüttner zu den Perlen der Nationalliberalen der Pleißestadt. Außerdem ist er aber auch dem Namen nach Chef der „Spenerschen Zeitung" in Berlin. Die ge dankenlose Scheere des Börsenreferenten dieses Blattes schnitt nun anderswo einen Artikel über die Gründung der Bischweiler Tuch fabriken aus und brachte ihn in der Spenerin zum Abdruck, darin nen erzählt war, daß die Gründer jener 8 Tuchfabriken dieselben mit allem Grund und Boden für nur 408,000 Thlr. erworben hatten, während der das Publikum seiner Zeit zur Zeichnung auffor dernde Prospekt den „ungeniein billigen Preis von 980,000 Thlr." angab. Zur Ausgleichung „des JrrthumS" haben die Gründer später der Gesellschaft gutmüthig 157,540 Thlr. zurückgezahlt. Das im Prospekte angegebene Terrain von 150 Morgen reducirte sich bei Lichte auf ca. 50 u. s. w. Einer der Hauptgründer und Ver- waltungsräthe dieser Fabriken ist Vr. Birnbaum. Man kann sich denken, wie spornstreichs er von Leipzig nach Berlin eilte, um den Redakteur anzunehmen, der ihm im eignen Blatte eine solche Blamage zugezogen. Wäre Birnbaum nicht in Berlin gewesen, er hätte ge wiß in der Schützenhausversammlung neben vr. Blum als Vor kämpfer des braven Tagblatts geglänzt! LocalcS und Sächsisches. — Auch in Zwickau war die Einfahrt unseres Königspaares bei ihrer Rundreise, den im „Dr. Journ." enthaltenen Berichten zu folge, eine äußerst festliche. Die alte Bergstadt hatte sich in ihr fest lichstes Gewand gehüllt, der Einzug erfolgte durch geschmückte Stra ßen, die mit jubelnden Volksmassen gefüllt waren. In der Stadt selbst besichtigten die Majestäten die Hauptkirche zu St. Marien, das Rathhaus, in dem eine Anzahl der interessantesten Alterthümer auf gestellt waren, und sodann die Realschule. Hierauf widmete die Königin dein Kreiskrankenstifte einen Besuch, während der König in das Zuchthaus trat, in dein er über eine Stunde verweilte, mit gro ßer Theilnahme Kenntniß von den Einrichtungen, den Arbeitssälen, dem Jsolirhause u. s. w. Kenntniß nehmend. Nach einem Besuche der Parkpromcnaden, wobei der König auf dem Schwanenschlößchen einen Trunk guten Zwickauer Bieres nahm, fand das Diner statt. Den Abend verbrachten die Majestäten in einer Abendgesellschaft beim Kreisdircctor Uhde und nahmen daselbst einen glänzenden Fackelzug entgegen. Den Schluß des Abends bildete eine vom Bür germeister Streit geleitete Rundfahrt durch die glänzend illuininir- ten Straßen der Stadt. Am Donnerstag früh setzte das König- paar seine Reise fort. — Dem Anstaltsinspector Kalipäus an der Landesanstalt Hohencck ist das Ehrenkreuz des Verdienstordens verliehen worden. — Nachbenannte k. sächsische Offiziere haben preußische Orden erhalten, als: Hauptmann von Älüchtzner vom 1. Leibgrenadicr Regiment „König Albert" Nr. IOO, und Hauptmann von Metzler vom -. Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm" Nr. 101, den könig lichen Kroncnorden 3. Classe; Premierlieutcnant Belk imLeibgrena- dicr-Regiment „König Albert" Nr. IM, und Premierlieutenant Rühle im 8. Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm" Nr. 101, den rothen Adlerorden 4. Classe, und dieSecondelieutenantS vonNostitz- Jänkendors und von Oppcn-Huldenberg im Gardereiter-Regiment den königlichen Kronenorden 4. Classe. — Das Offiziercorps der Garnison Zittau ist durch das Bild Sr. Majestät unseres Königs Albert, in Lebensgröße und in Oel von dem Maler Diethe in Dresden ausgcführt, als ein huldreiches Geschenk Sr. Majestät selbst, geehrt worden. Es wird dasselbe seinen Ort an der Seitenivand des Offizier-Speisesaales in dem Casernen- gebäude erhalten, wo auch der Auerhahn, den Sc. Majestät am 18. April 1873 in Oybinthal schoß, ausgeftopft von dem Ornitholog Herrn Held, und dem Offiziercorps verehrt, seine Aufbewahrung erhalten hat. — Die Besorgnisse, welche im Landtage bei Berathung und späterer Annahme der Regierungsvorlage, die Zwickau-Schwarzen- berger Staatsbahn bis an die sächsisch-böhmische Grenze (bei Johann- Georgenstadt) auf Staatskosten auszubauen, laut wurden und be sonders darin gipfelten, die auszubauende Linie würde eine Sack bahn werden, da die Beiverkstelligung der Verbindung der Pilsen- Priesener Bahn mit der Kärlsbad-Johanngeorgenstädter Linie nicht gewiß, sind mittlerweile als beseitigt anzusehen, da seitens des öster reichischen Handelsministeriums die politisch-commerzielle Anschluß strecke auf österreichischem Gebiete bis Karlsbad verfügt ist. (Dr.B. u. H. Bl.) — Es ist geradezu auffällig, daß trotz mehrmaliger Hinweise auf hier zu bezeichnende Uebelstände kein Gehör gegeben wird. Auf der Palmstraße wird das Pflaster aufgerissen, um die alte Schleusen legung zu erneuern oder zu verbessern. Die Arbeiten gehen aber hierbei so langsam vor sich, daß nötigenfalls eine Schnecke mit forl- kommen kann. Schlag 7 Uhr Abends wird die Arbeit eingestellt. Könnten die langen Tage und kmzen, Hellen Nächte nicht besser ausgenützt werden, wie cs früher auf andern Straßen geschah? Soll in einer! so engen, vielbewohnten und verkehrsreichen Gasse in den heißen Sommertagen die Cholera erst wieder ausbrechen ivie voriges Jahr, ehe man zur Abhilfe schreitet? Die durch die Schleuse aufstcigcnden mephitischen Dünste sind allerdings geeignet, Krankheiten zu erzeugen. Man fördere die Arbeiten so viel als möglich. Das hilft mehr als das Bischen Desinfectionspulver. — Die Quaisbauten längst der Apparcillc sollen in diesem Jahr nur voni Elbberg bis Augustusbriicke (deren erster Altstädter Bogen verschüttet wird) gefördert werden. Die anderen Strecken folgen dann im nächsten Jahre. — Das „Leipziger Tageblatt" giebt folgende Zusammenstel lung der Universität Leipzig mit anderen deutschen Universitäten: Die Gesammtzahl aller eingeschriebenen Studirenden beträgt in Berlin 1609, in Leipzig 2716, hier also 1107 mehr. Die dritt größte Universität ist München mit 1012 Studirenden. München und Berlin sind zusammen von 2621 Studirenden besucht. Leipzig hat 2716, also 95Studirende mehr als beide zusammen. München, Würzburg und Erlangen zusammen stellen 2338 Studirende, Leipzig allein mithin 378 mehr als alle drei bairischen Universitäten. Die Inländer beziffern sich in Berlin mit 1287, in Leipzig mit 955; die Nichtpreußen aus dem Reiche in Berlin mit 92, in Leipzig die Nichtsachsen mit 1463, dort 332 Inländer weniger, hier 1371 Aus wärtige mehr. Die übrigen Europäer und die Studirenden aus außereuropäischen Ländern zählen in Berlin 159 und 62, in Leidig 244 und 54, in Leipzig also 85 mehr und 8 weniger. Leipzig nahm in diesem Semester um 160 Studirende ab, Berlin verlor gleich zeitig 148. — Am 30. Juni Nachmittags unternahm eine ungefähr 20 Mann starke Abtheilung Ulanen aus Roßwein, unter Eommando eines Officiers, eine Attaque und blinde Beschießung auf den um 10 Uhr von Döbeln nach Roßwein fahrenden Personenzug vor. Die Soldaten waren mit neuen Earabinern bewaffnet. Bei dieser Gelegenheit ist ein Passagier des betreffenden Zugs im Gesicht, wie es scheint durch Sand, verletzt worden. Der Umstand ist natürlich „noch nicht aufgeklärt". Jedenfalls wäre es gut, wenn man mili tärische Angriffe, und seien sie auch nur blind, auf weniger empfind liche Objecte als die Insassen von Personenzügen richtete. — Eine Leinwandhändlerin aus der Oberlausitz ist vorgestern Mittag um ihre Brieftasche mit dreißig Thalern gekommen, die sie in einen, Handkorbe in ihrer auf dem Antonsplatze befindlichen Ver kaufsbude liegen hatte. Sie schöpft Verdacht der Thäterschaft dieses Diebstahls auf zwei unbekannte Frauen, die ihr an der Bude Kir schen zum Verkauf angeboten und dabei auch in die Bude hinein gekommen sind. — OeNentliche Sitzung der Stadtverordne ten, den 1. Juli c. Vorsitzender Herr Hosrath Ackermann. Der in letzter Sitzung in Folge eines vom Statw. Fröhner zu spät einaebracvlcn gedruckten Separat-VotmnS abgesctzte Nach- tragSbcnchk zu dem VUI. Bericht über den diesjährigen Haus- haliplan und zwar über Pos. 20—30 und 32, Schulwesen betr., stand beute unter 1 aus der Tagesordnung Wie in letzter Sitzung waren die Tribünen von Lehrern förmlich überfüllt; die Tempe ratur in den niederen, engen Logen ließ nichts zu wünschen übrig - t. h. an Hitze- Es handelt sich darum, den letzten Stein in das Gebäude der communlichen Gebaltdauidesscrungen einzu- sügcn, eine Arbeit zu vollenben, weiche die städtischen Eollcgicn seil mehr als drei Jahren beschäftigen und deren tieferer Grund in der allgemeinen volköwlrthschastlichen Umgestaltung liegt. Der vom Stavtrath entworfene neue Schullehrer-Etat ist mit unver kennbarer Liebe für die Erzieher der Jugend auögearbeiter wor den und man hat cS sür angemessen erachtet, daß sowohl die Ge halte au den höhere» Communschulen, alö auch die au tcn'Volks- schulcn, etwa in denselben procentualcn Verhältnissen erhöht werten, in welchen der Staat seine Lehrer erhöht hat. Stuf das Zlfferwerk können wir selbstverständlich hier nicht cingehen und erwähnen nur, dah nach den einzelnen Scalen der durch die Ausdcssclungcn eriorderlicheMehrbetan iür die einzelnen Schulen sich so deoffert: Krcuzguuinasium küuiliz 2450 Tl-Ir. mehr; Ncustädtec Realschule künftig 2050 Thlr. mehr; Annen-Real« lchule künftig 4900 Thlr. mehr; höhere Töchterschule künftig 8l0 Ihlr. mehr und iür die VolkSschuilehrcr nach Gchaltsclasscn 25,810 Thlr. mehr als bisher. Der heute durch Herrn Stadtv. Krause zum Vortrag gelangte Bericht schlägt dem Collegium nun allenthalben - bis aus wenige und im großen Ganzen un bedeutende Abweichungen vor, dem Stadtraih bcizuslimmen, ja, er geht n-.ch weiter wie dieser, denn dorschlägt, die erhöhten Gehalte den Lehr während der Stadtrath 1875 zuznbilligen, aus dem einsaa en Grunde, daß zur Auszah lung der erhöhten Gehalte kein Geld vorhanden ist, daß cs vici- mcbr hierzu der Erhebung erhöhter Steuern noch im lau fenden Jahre bedürfen wird, will der Ausschuß, daß den Lehrern schon rückwirkend vom 1. Ia » uar dieses Iahres an, die Aufdesseiungen zusticßen. Er wünscht dies nicht allein, um die Angelegenheit ber Gehaltserhöhungen thunlichst bald zum Ab schluß zu bringen, er geht auch namentlich von dem Grundsatz aus: cS sei ganz richtig, der Bevölkerung, welche unzweifelhaft sür die Erhöhung der Gehalte und sür deren Gewährung vom frühesten Zeitpunkt an gestimmt ist, durch die unmittelbar ein- tretende Stcuecerhöhung dieWahrheit fühlbar zu ma chen, daß die Gehaltserhöhungen aus ihrem Beutel bezahlt werden und daß es keine anderen Geldquellen zu der Erhöhung der Bcamtcngchalte giebt, als die vom Publicum erhobenen Steuern! Somit haben wir also eine Steuererhebung zu erwarten, dieselbe wird sich aber, nach einer vom Stadtv. Gottschall ausgestellten Berechnung lür den Einzelnen fast ganz unerheblich gestalten. Hätte nun Stadtv. Fröhner nicht lein Separat-Votumgestellt, in welchem er sich gllerdingS von ber stadträthlichen Vorlage in Vielem ziemlich entfernt und z. B. eine ganz andere GchaltS-Scala auistcllt, so wäre schon in letzter Sitzung die Sache soweit gediehen wie heute, denn Stadtv. Fröhner hat sich mit diesem Votum den Beifall tcS Collegs nicht errungen und sicher noch weniger den derjenigen Lehrer, die seine Arbeit zu Gesicht bekamen. Seine Gehalts-Scala — wie uns einer der Herren Lehrer nachwieö - setzt sogar neun Lehrer unter ihr bisheriges Gehalt. Die Ablehnung seiner An träge eriolgte stets in Masse und mit einer Entschiedenheit, die das Mißfallen an seinen Vorschlägen besser alS Worte ausspra- chen. Der Referent, Stadtv. Krause, dessen Vortrag klar und erschöpfend war, und überall das Bestreben zeigte, dem Lehrer- stande voll und schnell die Ausbesserungen zuzuiühren, beschwerte sich über den Ton und die Ausdrücke des Fröhner'schen Separat Votums und der Vorsitzende sprach in Folge der Kranse'schen Interpellation aus, baß er einige Worte des Votums „bedenklich" und „scharf" finde; nach der Meinung des St.-V. Schöne kann das Votum keinen An spruch aus Gründlichkeit machen und St.-V. Jordan findet, daß das starre Festhalten an Grundsätzen, die sich in Zahlen aus- spreche», nicht immer gut sei. »stach zwelstünhjgcr Generaldebatte bcantragie St.-V. Lohr mau n deren Schluß und man ging auf den Bericht selbst ei», was wieder zwei Stunden währte. Halb !I Uhr war las langwierige und turä) das Fröhner'sche Votum noch langwlcrigcr gemachte Werk endlich vollendet; die Slrbcit des Herrn Voriißcnden hinsichtlich der Fragsiclluiigen rc. war dabei kcinc geringe. DaS Enke war die völlige Niederlage Flöhncr's »nt dcr mit größerer Majorität angenommene Bericht dos Finanz-Ausschusses. Es blcibt mm noch abzuwarten, ob sich dcr Stattratb mit den Moderationen, die seine Vorlage, wenn auch mir in geringem Maße erfahren und namentlich mit der Zulage-Ge währung von Aniang diese« Jahres an einverstanden erklärt.
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